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ZWische Dorszeitung OD. eil«. Telezramm-Kdr.: vorfzeitung Dresden. 67. Jahrgang Dresden, Mittwoch, den 8. März 1905 Ur. 56 101,7b « 100,50 » «, aber richt >rs« Nrteettl 03,- » OS,- » iL» r»,ktttl „r- , «»-ttwu etae» «t- kein Nitrkir: 101,75» 101,80 5» 103,-« 103,10 5» 101,90 » 101,- » 169,35 » 168,70 » 8^,95» 80^5» 20,47» 20L4» 81,15 » 80,SO» 8b,L» 10S.50S 104,90» 102,25« 100,50» 104,-» 104- bz 101,'- G 10v',- Ä 101,10 « 101,10 « 100,75 4 104,2b » 105,25 « Bezugsbedingungen: Mi .vortzeitu»»- «schein, lebe» woch«»to> »chmüiog» S Uhr mit dem Votum d«, folgend«, Lc>qr» IN« vrzugrgebühl betrSgt l^o Marl ^MelsShrlich »d« « Psg für jeden Monat. Vie .vorfMun,' ist begehen durch di« kaiserlichen posiansirlte», di« Landdri«strSg«r und durch »n^ri votru Sei freier Liesernng in« Hau, «rh«bt »t« Post noch di« »uftellungrgrbiihr von 4S pfg. Das Neueste. Im preußischen Abgeordnetenhause machte Eisenbahnminister von Budde Mitteilungen über die Eisen bahnbetriebsmittelgemeinschast. Der König von Italien beauftragte den Abge ordneten Fortis mit der Bildung eine- neuen Kabinetts. Fürst Ferdinand von Bulgarien ist gestern in London eingetroffen. Aus Petersburg wird gemeldet, es werde als Volksvertretung eine legislative, dem ReichSrat angehörige Instanz berufen werden. In Bjelostok (Rußland) ist der Polizeichef er mordet worden. Nordwestlich von Mulden leitet General Kuro- patkin persönlich die Angriffe gegen drn andringenden linken Flügel der Japaner. Das japanische Zentrum greift heftig, bis her aber ohne Erfolg, die russischen Positionen bei der Eisenbahnbrücke über den Hunfluß an. ,«»»<«» -UL» »« 4» Politische Weltfchau. DentsckeS Reich. Der Kaiser sprach gestern früh beim Reichskanzler vor, hörte den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts und begab sich gegen 12 Uhr nach Charlottenburg zu einer Menzelfeier in die Hoch schule. Abends nahm der Monarch an einem Diner beim sächsischen Gesandten Grafen Hohenthal und Bergen teil. S. M. Jacht Hohenzollern ist in Genua ein gelaufen und wird bis zum 23. März dort bleiben; man bereitet große Festlichkeiten zu Eyren der Offiziere und der Besatzung vor. Auf dem Dampfer „Hamburg", der die Kaiser reise nach dem Mittelmeer machen soll, werden Generaldirektor Ballin und Direktor v. Grumme den Kaiser begleiten. Die Führung des Schiffes während der Reise werden die Kapitäne Reichenbaecher und Burmeister erhalten Beim Reichstage einyegangen sind: eine Denk schrift über Errichtung einer Deutschostafrikanischen Bank, sowie eine Denkschrift über die in dem südwest- afrikanischen Schutzgebiete tätig gewesenen Land- und Minengesellschaften. Neue Reichseinnahmen. Eine Vermehrung der Einnahmen des Reiches aus der Tabaksteuer ist in der von Herrn v. Stengel für den Herbst angekündigten „großen" ReichSfinanzreformvorlage nicht in Aussicht ge nommen. So wird übereinstimmend in offiziösen Blättern 40 pfa. Knzet gen. Krim t^me ««folgt ht» Mittag» 12 Uhr. — «nnahmeftelle» sind Un^i« »eschästrstell«, Nein« s" " ' ^nvaNdendanl, Haastnstein L vm S. L. Vaud« «c Lo. in Leipzig, - ».Uol>lt»U«ss«l^ors: Hugo Mü, droda, ivtto virirni» in N-ttzkndoi Leudnttz.Neuostra.chmU Nollau ti Grimm in vre^en-WSlfnitz, Zi in SoNebaud«, Netnh. wöith« .02^0» OS.- » .08,-» lOO'«» 100M» iO3,-tz 97H, 97,10» lOl'lv » 106,-tz 101,20« 10l'- » 10<10, 105,40» 103,-» 101,-« 105,50» 98,80 » 102,50 » 103/25» 101, - K 98^- « 102,10 r 105,25 » 102, - « 99!- » 101, - » 102, - » 102,75 » 102.60 S 99.60 5 10175 » 101H0» 101,- » 104,50« Ueber ländliche Bauweise. ^ür die ländliche Bevölkerung sehr interessant und lehrreich war ein neulicher Vortrag des Herrn Architekten Ernst Kühn aus Dresden über „Wie entsprechen unsere heutigen bürgerlichen (und bäuerlichen) Bauausführungen den an sie gestellten Anforderungen an Klima, Wirt schaftlichkeit und Aesthetik?", den er in Großenhain vor einer sehr stattlichen Besucherzahl hielt. Nach dem dortigen Amtsblatte führte der Redner sein Thema in ebenso gedankenreicher Fassung wie anmutiger Form durch und dabei zunächst an, in welcher Weise vor hundert Jahren an die Ausführung eines Baues heran getreten wurde, wie da als selbstverständlich galt, das bodenwüchsige Material zu bevorzugen, nach den in Jahrhunderten gesammelten Erfahrungen anzuwenden und baulich so zusammenzufügen, wie es das Klima erforderte. Die Stilftage spielte keine Rolle, denn es wurde während vieler Jahre der eine oder der andere Stil gepflegt. Baufluchtenpläne in unserem Sinne kannte man auch nicht. Man hielt die von alterSher bekannten Grenzen ein. Feuersicherheitspolizeiliche Vor schriften bestanden ebensowenig. Man baute, wie man rS für recht und notwendig hielt. Keiner brach mit den hergebrachten Gewohnheiten und Anschauungen, und unter dieser großen Baufreiheit, die man den bauenden Staatsbürgern gewährte, konnten Städte wie Hildesheim, Goslar, Nürnberg, Rothenburg a. d Tauber und viele andere deutsche Städte diejenige Eigenart hervorbringen, die wir heute mit Entzücken bewundern, die heute ein gut Teil unserer nationalen Güter bildet und unsere Vergangenheit baugeschichtlich verkörpert. Diesen herrlichen Städten schließt sich eine große Zahl von kleinen Ortschaften und Dörfern an, die heute und noch lange Zeit wegen ihres kernigen, wurzelechten Wesens der Bauweise ein Quickborn sein werden, aus dem noch kommende Geschlechter das belebende Element deutscher Baukunst schöpfen werden. Dieses hohen Be sitzes sind wir uns leider erst seit kurzer Zeit voll be wußt geworden. Viele freilich sind sich dessen heute noch nicht bewußt; andern fehlt es wieder am Wollen und an der Kraft, sich mit der baugeschichtlichen Ber- aangenheit unseres Volkes bekannt zu machen. Auch bet der Deutsche leider den Fehler an sich, nach fremden Ländern zu schielen und deren Kulturerzeugnisse zu be staunen und zu überschätzen, ja, er geht sogar so weit, daß er dasjenige, was ihm gefällt, m Bild und Wort Hochfeieri und zur Nachahmung empfiehlt, woraus ge rade für das Baufach die schlimmsten Folgen ent standen sind. Bedenke man doch, wie schwer eS selbst für den Fachmann ist, das Wesen eines fremden Stil- in sich aufzünehmen, nachzuempfinden und im Sinne desselben auszugestalten! Wie vieles ist bei uns, geprüft nach seinem wahren Kunstwert, gescheitert! Wie vieles w,rd bei uns aus Büchern und Werken entlehnt und nach geahmt! Ja, wenn dies wenigstens gewissenhaft erfolgte und mit Verständnis getan würde, damit keine Zerrbilder entständen, die unsere Straßenbilder verunzieren und Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ngl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ugl. Amtsgericht Dresden, die Ugl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Nadebeul ihnen das Gepräge des Unreifen verleihen, damit nicht Stadtteile entständen, die uns später zum Aerger ge reichen, die wir heute schon verwünschen und als ein Kriterium unserer Schwäche bezeichnen. Wäre es denn nur eigentlich nötig, daß wir zu anderen Nationen in die Schule gehen und -deren Formen entlehnen, daß wir deren Kunst erlernen und zu uns herübertragen?! Nein, keinesfalls! Unsere Vorfahren haben uns eine eigenartige, aus deutschem Boden hervorgegangene Bau kunst hinterlassen; wir sehen dieselbe täglich, sie umgibt uns; wir brauchen das Erbe nur anzutreten und im Sinne der Väter weiter auszubilden. Freilich, das bleibt uns nicht erspart, nämlich das Wesentliche aus dem Erbe herauszuschälen und unseren Zwecken anzupassen und das Unwesentliche beiseite zu lassen. Als „wesent lich" aber ist zu bezeichnen s) m bezug auf Klima und Wirtschaftlichkeit, die sich in den jeweiligen Gegenden decken mit der ortsüblichen Konstruktion, Verwendung der örtlichen, von Natur gegebenen Materialien und deren Anwendung, wie es unser Klima und unsere Ge wohnheiten erfordern; b) in bezug auf Aesthetik: Ent wickelung der äußeren Erscheinung aus dem Grundrisse, dem Innern des Gebäudes heraus unter Vermeidung alles Unwahren und Unechten. Großes läßt sich aber nur dann erreichen, wenn die Baubehörden im Sinne dieser Auffassungen die Bauordnungen handhaben und Baufluchtpläne aufstellen lassen, in denen den von Natur aus gegebenen Bedingungen genügend Rechnung ge tragen wird. Das, was bei einem Hause der gute Grundriß ist, sollte, auf einen neuen Stadt- oder Orts teil angewendet, der Bebauungsplan sein. Ist dieser nicht logisch entwickelt, folgt dieser nicht den gegebenen Bedingungen, ist ihm durch Willkür ein Schema auf gedrungen, was vielleicht auf dem Papier eine Schön heit bedeuten kann, die in Wirklichkeit aber nicht zum besonderen Ausdruck kommt, dann kann auch der Bau meister nichts sonderliches erreichen. „Unwesentlich" ist die Stilfrage, denn unsere Vorfahren haben in ihren Stilen vieles für uns geschaffen. Welchem wir uns zuwenden, ist zur Geschmackssache geworden. Wann wir einmal dazu kommen, einen eigenen, aus unseren Verhältnissen- heraus entwickelten Stil zu bekommen, läßt sich heute noch nicht sagen, obwohl Ansätze und Anfänge zu einem Eigenstile unserer Zeit reichlich vor handen sind, aus denen erfreulicherweise zu erkennen ist, daß sie deutsches Wesen in sich tragen und den Ein druck erwecken, auf Klima, Wirtschaftlichkeit und Aesthetik gebührende Rücksicht zu nehmen. Zur Veranschaulichung dieser leitenden Gedanken des Vortrages folgte eine Reihe von Lichtbildern mit Gegen.tücken vom Lande, von Vorstädten, von Stadtgemeinden, ferner einer An zahl neuer Bauwerke, die als Nutzanwendung dafür zu betrachten waren, wie aus dem Studium der Ahnen Bauwerke von deutschem Wesen, deutscher Art erstehen. versichert. Dagegen soll nach der „Münchener Allg. Ztg." ein neues Biersteuergesetz für da- ganze Reich geplant sein. Auch dieser Behauptung steht entgegen eine Er klärung, die ein deutscher Unterhändler bei den Handels vertragsverhandlungen gemacht hat und die nach einer der „Deutschen Tabak-Ztg." von parlamentarischer Seite zugegangenen Information folgenden Wortlaut gehabt haben soll: „Wir denken heute weder an eine neue Be lastung des Tabaks noch an eine Brausteuernovelle, wir haben, wie die Oesterreicher einen Artikel 14, im Not fälle, wenn alle Stricke reißen — Matrikular-Umlagen Zum Geheimmittelwesen. Die beiden frei sinnigen Parteien haben nach der „Voss. Ztg." beantragt, der Reichstag wolle den Reichskanzler ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß bald der Verkauf von sogenannten Geheimmitteln und deren Ankündigung durch die Presse einheitlich für das deutsche Reich auf dem Wege der Gesetzgebung geregelt werde. Für Südwestafrika soll nicht nur ein weiterer Nachtragsetat zum Etat für 1904, sondern auch eine Ergänzung zu dem Etat für 1905 eingebracht werden. Wie es heißt, wird der erstere rund 26'/, Millionen Mark und die zweite Ergänzung für 1905 nahezu 34 Millionen Mark betragen. An das Reichsamt des Innern hat der Geschäfts ausschuß des Deutschen Aerztevereinsbundes eine Eingabe betr. die Berufszählung gerichtet: Das Reichsamt des Innern wolle anordnen, daß gelegentlich der im Jahre 1907 vom Reiche geplanten Berufszählung, bei der auch die Zahl der Witwen und Waisen er mittelt wird, in der Rubrik „Witwen und Waisen" der Beruf des verstorbenen Mannes, bezw. des Vaters er fragt werde, um so die Zahl der Witwen und Waisen aus den verschiedensten Berufskreisen heraussondern zu können und uns geneigtest das statistische Ergebnis zu gänglich machen zu wollen. — Das Ergebnis soll als Grundlage benutzt werden, um festzustellen, ob eine von den deutschen Aerrten gewünschte Witwen- und Waisen versicherung durchführbar ist. Dem Reichstage ist eine Ueber sicht über die Ardeiterverhältnisse in den Staatsbetrieben zugegangen. Die Marineverwaltung beschäftigte am 31. Oktober 1903 19,750 Arbeiter, zahlte 23,646,383 M. jährlich an Löhnen, für Krankenversicherung wurden 273,787 M. aufgewendet. Die Arbeitszeit betrug 9 — 10 Stunden, Feiertagsdienst wird möglichst ver mieden. Die preußische Militärverwaltung beschäftigte am 31. Oktober 1903 31,140 Arbeiter, zahlte 1903 35,588,229 M. Arbeitslöhne, die Aufwendungen für Krankenversicherung betrugen 258,016 M. Sowohl bei der Marine als bei der preußischen Militärverwaltung wurden Ende Oktober 1903 beschäftigt 50,890 Arbeiter. Krankreick. Deputiertenkammer In der gestrigen Vormittagssitzung setzte das Haus die Beratung des Budgets der Einnahmen fort und nahm mit 400 gegen 149 Stimmen einen vom Ministerpräsidenten befürworteten Antrag an, demzufolge die Frage der Hausbrenner aus der Budgetberatung ausgeschieden wird. Diese Frage soll sofort nach Erledigung des Budgets in besonderen Sitzungen beraten werden. Rußland. Die heute vorliegenden Telegramme lauten: Wilna. Die Arbeiter der hiesigen Fabriken und Druckereien sind heute in den Ausstand getreten. Die Zeitungen werden morgen nicht erscheinen. Die Läden werden aus Furcht vor Ueberfällen geschlossen. Patrouillen durchziehen die Straßen. Bjelostok. (Gouvernement Grodno). Die Arbeiter stellten zahl reiche Forderungen wirtschaftlicher Natur auf. Heute wurde auf der Straße ein Bäcker getötet, weil er sich geweigert hatte, den Ausständigen sich anzuschließen. Der Unterricht in der Realschule, im Gymnasium und in der Mädchenschule steht unter militärischer Ueber- wachung. In der Stadt herrscht Schrecken. Bjelostok. Der J-prawnik, der Ches der Polizei des Bezirks, ist ermordet worden. Wjatka. Der Unterricht wird in allen Schulen voraussichtlich bald wieder beginnen, doch fürchten sich die Eltern der Schüler, wegen der be drohlichen Haltung einzelner Elemente der Bevölkerung, ihre Kinder auf die Straßen zu lasten. Am 28. Febr. hatte ein betrunkener Offizier einen Schüler auspeitschen lasten und ihn dann selbst mit Schlägen mißhandelt, bis er starb. Batum. Gestern sind hier 13 Personen getötet bezw. verwundet worden. Anzeigen- Preise : vt« einspaltig« Seile 1» pfg , unter .Lingesandt» »stell«» stnt>: Uns Mettzner Gass« Nr 4, ei» L v^ler, Nud. Moss«, «ipzig, -rankstm a M ; sugo Mitchler tnN-tzsche». lettzeudorf. Hugo <vpch t» Nollau in Serlowttz, ktud 'riedrich lleuchert .. . . ... , ! in Morttzdurg, ivtto Nunath i» Lotto, Max Leurtch t» Loschest». Telephon: Dresden, Nr. 3916.