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Sächsische vorszeitmg Telegrmnm-Kdr.: vorfzeitung vrerden. 67. Jahrgang. Dresden, Dienstag, den 7. März 1905 Nr. 55 n, Lkr «ich« rse »alert«! .01,7ü « i00,50» !»ta «attkül L»« r«uch« 01,7b » 01,90 b« 03,-« .03,- « .01,90 « .01,- « Bezugsbedingungen: pft ,v»rfM»«ns'erscheint ja»«« Wochentag Mchminag» b Uhr mit dem Datum de» folgende» tag« vi« vezugrgebühr beträgt >O0 Mar» MttatjährUch oder b0 pfg für jeden Monar vi« .verfzeitung' ist zu beziehen durch dt« kaiserlich«! postanstaUen, die Landbrieftrüger und durch «isrre boien Sei freier Lieferung in» hau» erhebt »u poft noch di« Suslelluug»gebühr von 4» pfg. )3,- « )2,- v 169^5 I 188,70 « 80,Sb« 80^5« 20,17« 20,St« 81, IS « SOLO« 8b,Sb« Willens einzusetzen. Gott segne mein gutes Beginnen! Möge Gott Ihnen Helsen, dasselbe zum Wohle des mir von Gott anvertrauten Volkes erfolgreich durch zuführen. r Wie gesagt, ist die Aufnahme des Manifestes in der Bevölkerung eine sehr geteilte. Bei der Intelligenz soll es die Unruhe eher vermehrt als vermindert haben. Die gemäßigten Liberalen und selbst Anhänger der Autokratie nennen das Verhalten der Regierung unklug. Niemand hat Vertrauen, da niemand die Einflüsse kennt, denen der Hof wechselnd unterworfen ist. 102,so« 104,90« 102,25 bj 100,50« llU,-» 104,- b. M,'- G 100,- » 101,10 B 101,10 B 100,75 « 104,25» 105,25« Das Reuefie. Das deutsche Linienschiff „Mecklenburg", das in den dänischen Gewässern aufgelaufen war, ist gestern wieder flott geworden und südwärts ab- grdampft. Kaiser Franz Josef empfing gestern die un garischen Politiker Grafen Zichy, Baron Banffy und vr. Falk in Audienz. Tittoni hat die Bildung eines neuen italie nischen Kabinetts übernommen. Der argentinische Ministerrat hat beschlossen, den Belagerungszustand um 60 Tage zu ver längern. Tie Kämpfe zwischen den Russen undJapanern dauern an der Front mit unverminderter Heftig keit fort. Kuropatkin macht verzweifelte Anstrengungen, eine Umgehung seiner Flanken durch eine Offensive im Zentrum zu verhindern. Der Fall von Mulden wird als nahe bevorstehend bezeichnet. Deutscher Reichstag. Die Eröffnung der Sonnabend-Sitzung verzögerte sich um 10 Minuten; Präsident Graf Ballestrem sprach lebhaft mit den Abgeordneten Trimborn, Singer und >2,50« V,-« U,- « w'ss» 00,2b« 33,-» 97,bO« 97,10« 01,'lO « 06,-« 01,20« Ol!-« 01,10 » Oö^O« M,-bt 01,- d, 05,50« 98,80» 102,bO » 103^25« 101, - » 98^-« 102,10 » 105,25 b» 102, - B 98, -S 99, -b» 101, - « 102, - » 102,75 « 102,80« 99,10 d» 102'-» 101,50« 10l',- « 104,50« Anzeigen-Preise: vi« einspaltige Sell« Ib pfg, unter .tingesanbt- 40 pfg kinzeiaen. llnnahm« erfolgt dt» mitla«, 12 Uhr — Annahmestellen Mb: Uns«« Seschäftrltelt«, kleine Meißner äials« Nr 4, Invaliden dank, 0 aasen stein t voaler, Nud. Moss«, G t. Vaud« L ilo. in Leipzig, Zrankfurt a. M ; <b. liohl in iieiseirborf: t>ugo Mü«dl«r in UStzsche». broba, <Vtto Vittrich in kritzendors, ksugo ivpitz in crubnitz-Nenostra, Lmll llollau in Serkoivttz, llub Grimm in vrerben.wblfnttz, Zrtebrüd lleuchert in ilossrbaud«, Neinh. woiih« in Moriftd«I, <vtt» llunath in Lotla, Max Zeurich in Laschmitz v Telephon: Dresden, Nr. 3916. Dcsterreick ' Ungarn. Der Kaiser empfing gestern das Mitglied des ungarischen Magnatenhauses Grafen Ferdinand Zichy, ferner die Mitglieder des Abgeordnetenhauses Baron Banffy und Oe. Max Falk; jede der drei Audienzen dauerte nahezu eine Stunde. Italien. Das Ministerium hat demissio niert, weil Ministerpräsident Giolitti durch Krankheit gezwungen ist, sein Amt niederzulegen. „Tribuna schreibt, Giolitti sei nicht gefallen wegen seiner Politik; nicht die Opposition, die Obstruktion, sondern die Krank heit habe ihn besiegt. Deshalb müsse auch die Leitung der Regierungsgeschäfte der liberalen Partei verbleiben, die im Parlament die Majorität habe. Der sozialistische Avanti jubelt: die Obstruktion der Eisenbahner habe das Ministerium überwunden. Sein Rücktritt gleiche einer Flucht. Rußland. So weit bis zur Stunde Nachrichten vorliegen, ist am gestrigen Sonntag nirgends etwas außergewöhnliches geschehen, obgleich die Revolu tionäre diesen Tag als Tag blutiger Ereignisse vorher angekündigt hatten. Damit soll aber nicht ge sagt werden, daß nun überhaupt Ruhe herrsche. Es macht sich da und dort im Reiche immer noch lebhafte Erregung geltend und die Zahl der Ausständigen nimmt eher zu. In Petersburg beträgt die Zahl der selben in 8l Werken öl,604 Mann. Auch zahlreiche Setzer streiken, so daß mehrere Zeitungen nicht er scheinen konnten. Ebenso wie in Petersburg, so sieht es auch fast im ganzen Reiche aus; überall Erregung und Streik, und kein Ende abzusehen. Einer der aufständischen Führer, der Priester Gapon. der geflüchtet war und sich bisher in Genf in der freien Schweiz aufhielt, hat sich von dort über Paris nach London begeben. General Stössel, der zurzeit in Petersburg weilt, empfing gestern eine Abordnung unter der Führung des Stadthauptes, die ihm eine Adresse über reichte. Türkei. Der britische Botschafter O'Connor hat dem Sultan die von Lord Lansdowne angekündigten Forderungen Englands für die Reform Maze doniens überreicht. Amerika. Eine Skandalaffäre ersten Ranges zieht die St. Louiser Weltausstellung nach sich. Die Bundesregierung ordnete eine strenge Untersuchung an. Die Ausstellungsdirekiion soll näm lich Grundbesitz sowie Bauwerke, von denen der vierte Teil des Erlöses der Regierung zustand, weit unter dem Werte verschleudert haben. Insbesondere wurden der Chicago Housewrecking Company Objekte im Werte von 2 Millionen Dollar für 45,000 Dollar übertragen, die bei der Ausschreibung auftretenden Mitbewerber waren lediglich Scheinkonkurrenten. Außerdem wurden ihr noch Grundstücke, die nicht ausgeschrieben waren, unbezahlt zugeschanzt. Die Chicagoer Gesellschaft, die bei diesem Geschäft Teilhaberin gewisser Ausstellungs matadoren war, hatte dabei selbst Millionen Gewinn. Den Löwenanteil steckten die erwähnten Ausstellungs größen ein. Präsident Roosevelt, der am Sonnabend seine zweite Amtsperiode antrat, richtete an das amerikanische Volk eine Adresse, in welcher er ausführt, kein Volk der Erde hätte mehr i-^rund zur Dankbarkeit gegen Gott, als das amerikanische, da es vor allen in die Lage versetzt war, seiner Wohlfahrt und seinem Glücke leben zu können. Amerika habe nicht nötig gehabt, für seine Existenz gegen eine fremde Rasse zu kämpfen, aber doch habe das Leben die Kraft und die Anstrengungen, ohne die ManneStugenden dahinschwinden, herausge fordert. Der Erfolg, den das amerikanische Volk in der Vergangenheit hatte und voraussichtlich auch zu künftig haben werde, sollte kein Gefühl eitlen Ruhmes erwecken, sondern das der Verantwortlichkeit und der Entschlossenheit, zu zeigen, daß unter einer freien Re gierung ein mächtiges Volk am besten gedeihen kann. Die feierliche Einführung des Präsidenten Roosevelt in seine zweite Amtsperiode wurde mit dem üblichen Zere moniell begangen. Politische Weltscbau. Deutsches Reich. Die kaiserlichen Ma jestäten besuchten gestern den Gottesdienst im neuen Berliner Dom. Später empfing der Kaiser den Geh. Baurat Professor Schwechten. Die Hochzeit des deutschen Kronprinzen, deren Termin nach den letzten Dispositionen für den Monat Mai festgesetzt war, wird nunmehr, wie ver lautet, erst im ersten Drittel des Juni stattfinden. Der König von Württemberg, der sich längere Zeit auf Kap Martin zu seiner Erholung auf hielt, ist von dort nach Stuttgart zurückgekehrt. Die Notwendigkeit einer Verstärkung der Mittel des Reiches, wenn dessen Verwaltung den Erfordernissen der Zeit soll entsprechen können, ist in dem Etatsausschuß des Reichstages von Vertretern aller Parteien anerkannt worden. Die Verfassung weist das Reich auf indirekte Einnahmequellen hin. Da sich von Rechts wegen alle Parteien auf den Standpunkt der gegebenen Verfassung zu stellen gehalten fühlen müssen, ist in erster Linie die Erschließung neuer Ein nahmequellen auf dem Wege der indirekten Besteuerung in Aussicht zu nehmen. Diesen Weg weiter zu beschreiten liegt um so mehr Veran lassung vor, als in anderen Ländern auf ihm ungleich größere Erträge für Bestreitung der öffentlichen Aus gaben erzielt werden als im Deutschen Reiche. Wenn über das Gebiet der indirekten Steuern hinaus eine Steuer noch in Betracht kommen kann, so ist es keine andere, als die Erbschaftssteuer. Sie liegt auf der Grenze zwischen den indirekten und direkten Steuern. Eine eigentlich direkte Steuer stellt sie nicht dar, sie ist eine Umsatzsteuer. Außer der Notwendigkeit einer Ver stärkung der Mittel des Reiches tritt in den Vorder grund des Interesses eine Stärkung der Stellung des Reichsschatzsekretärs. Es handelt sich hier um eine alte Forderung. Der Entwurf einer Novelle zum Reichs viehseuchengesetz ist fertiggestellt. Nur noch über wenige Punkte in ihm schweben Verhandlungen, sonst herrscht unter den zunächst beteiligten Stellen über seinen Inhalt Uebereinstimmung. Der Entwurf wird demnächst dem Bundesrate und spätestens bei Beginn der neuen Tagung dem Reichstage vorgelegt werden. Der Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche ist im Entwürfe forgsame Beachtung gewidmet. In dem dem Reichstag demnächst zugehenden Nachtragsetat für Deutsch-Südwestafrika wird auch eine Summe gefordert werden zur Errichtung, Unterhaltung und Bewachung von Konzentrations lagern für gefangene Herero und Hottentotten. Bekanntlich ist, um die Bestrebungen der Privat beamten auf eine reich-gesetzliche Regelung ihrer Pension-- und Hinterbliebenenversorgung richtig beurteilen zu können, über die wirtschaftliche Lage dieser Beamten Material gesammelt worden. Dieses Material wird nach den Vorschlägen des Kaiser lichen Statistischen Amtes verarbeitet werden. Eine Denkschrift über da- Ergebnis dieser statistischen Be arbeitung des Materials wird frühestens im Frühjahr 1906 fertiggeftellt werden können. Welche Folgerungen der Gesetzgeber aus dem Ergebnis ziehen wird, steht dahin. DaS Kaiser Friedrich-Denkmal, welche» der Bremer Mitbürger Franz Schütte der Stadt Bremen geschenkt hat, geht seiner Vollendung entgegen und wird am 22. März in Gegenwart de» Kaisers ent hüllt werden. Im Anschluß an die Enthüllung wird der Kaiser an einem in der oberen Rathaushalle statt findenden Festmahle teilnehmen. Anzeiger für Stadt und Land mit der Vellage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ugl. Amtshauptinannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Nadebeul Die Zustände in Rußland. Rußland ist das Land der Ueberraschungen. Dem Manifest des Zaren vom Freitag, dessen wesentlichen Inhalt wir bereits mitgeteilt haben, ist am Sonnabend ein zweites Manifest gefolgt, das, entgegen dem ersteren, die russische Bevölkerung, wenigstens so weit sie Reformen verlangt, in Hellen Jubel versetzt hat. Am Freitag die Selbstherrschaft, am Sonnabend die beratende Volks vertretung — das ist das Fazit beider Manifeste. Das jenige vom Sonnabend lautet folgendermaßen: Getreu allrussischem Volksbrauche, dem Throne in Tagen der Freude und der Trauer des Vaterlandes seine Gefühle auszudrücken, brachten mir Adels- und Semstwover- sammlungen, Kaufmannschaft und Bauerngemeinden von allen Seiten Rußlands aus Anlaß der Geburt des Thronfolgers zahlreiche Glückwünsche mit dem Ausdruck der Bereitwilligkeit dar, für die erfolgreiche Beendigung des Krieges ihr Vermögen zu opfern und mir alle ihre -räfte zu weihen zur Vervollkommnung der Ordnung im Staate. In meinem und Ihrer Majestät Namen beauftrage ich Sie, diesen unseren herzlichen Dank zu übermitteln für den Ausdruck loyaler Gefühle, welche in der jetzigen schweren Zeit um so erfreulicher waren, als die ausgesprochene Bereitschaft, auf meinen Ruf zu erfolgreicher Verwirklichung der von mir angekündigten Reformen mitzuwirken, völlig meinem Herzenswünsche entspricht. Mein Wunsch besteht darin, in gemeinsamer Arbeit der Regierung und reifer Kräfte der Gesellschaft dir Verwirklichung meiner auf das Volkswohl gerichteten Absichten zu erreichen Die Arbeit meiner gekrönten Vorfahren fortsetzend, die russischen Lande ungeschmälert zu erhalten und die Ordnung aufrecht zu halten, habe ich beschlossen, von nun an mit Gottes Hilfe würdigste, das Vertrauen des Volkes genießende und von der Be völkerung gewählte Männer zur Teilnahme an der Aus arbeitung und Beratung legislativer Entwürfe heran zuziehen. In Erwägung der besonderen Verhältnisse des Vaterlandes, der Mannigfaltigkeit seiner Völker stamme und der in einigen seiner Teile schwachen Ent wicklung des Bürgertums, haben russische Herrscher in ihrer Weisheit dem Lande Reformen je nach den ge reisten Bedürfnissen, aber nur m folgerichtiger Ordnung geschenkt Dabei haben sie auch die Kontinuität des festen historischen, an die Vergangenheit anknüpfenden Bandes beobachtet, welches da» Unterpfand für Dauer haftigkeit und Festigkeit in der Zukunft bildet. Inden» ich gegenwärtig diese Reform unternehme, brn ich über- Mgt, daß die Kenntnis der örtlichen Bedürfnisse, die Lebenserfahrung und da» besonnene, aufrichtige Wort der gewählten Männer die Fruchtbarkeit der gesetz geberischen Arbeiten sichert zum wahren Nutzen des Volke», und ich sehe gleichzeitig voran» die ganze Kom- Wenheit und Schwierigkeit der Verwirklichung der Reform unter unbedingter Wahrung der Unerschütter- bchkrit der Grundgesetze des Reiche«. Ich habe eS daher, da ich Ihre langjährige administrative Erfahrung kenne und Ihre ruhige Sicherheit schätze, für gut befunden, unter Ihrem Vorsitze eine besondere Konferenz zur Be ratung der Wege für die Verwirklichung diese- meine- 852« i«!k» ra^ttel ««- —»»«MU ,«»»<»» «at« »er t» i -- I»»»«, >de» rft« «»aw »hrr «zahlt« da««»» uül »» »«* »e« UtnM» -