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ZSWche Vorszeitung BezuAsbedingungen: M» ,v«fr«wu»- t«d«R woch««ta, MHmtttag» » Utzrmtt drm va»m d«, GM« V1« U«iua »gebühr betrügt ILO Mart ^tteHthrltch »ber 60 pfg für jebe» Mo«a1. Vf« Vv.'rrtiun,' ist p» deriehe« »urch dte kaiserliche, poimästckl»«,. dt« Qmdbriesträger „,h durch ^r« Voten. Sei freier Lieferung in, ksau, erhebt »t, poft »och die ruftellung»gebühr von « pfg. Uelegramm.ttdr.: Vorszeitung vrerden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustrierter Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ugl^ Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde (vberlößnitz Anzeigen-Preise: vto cknspoltig« voll« 1t pfg , unter.«»gesandt- 40 pfg. anzeigkN-Nanutnii, erfolgt bi» «tttag, 12 Uhr — ännahmeftollen And: Unser« »«schLNchteU«, Nein» M« fi er »«Ho Ur. 4, InvuUdendank, ksauienstetn » Vogler, Und. Mofte. ». L. vand« t Co ,n c»>pz«g, Lrankfnr» «. »t - ch.U»hl tnti.ss«l»d.rf; kugo MüchlachtUötzftüon. broda, Otto viltrich in Nettzendorf, Hugo «Hitz tn Leudnitz-Nenostra, «ntl No klau in Serkoiottz, küid «rtmm tn vr«»d«n.wSlfnitz, Zrtedrtch Ieucher, in eofsedand«, Netnh. woiche tn Montzburtz Otto llunath tn Lotto, Max Zeartch tn Loschoottz Telephon: Dresden, Nr. 2416. Nr. 40. Dresden, Freitag, den 17. Februar 1905. 67. Jahrgang. Da- Neueste. König Friedrich August besichtigte gestern die Leipziger Kasernements, nahm die Huldigung der Universität entgegen und besuchte zwei Vorlesungen daselbst. Am Abend wurde dem Monarchen ein Fackel - zug gebracht. Bei dem Kaiserpaar sand gestern im königlichen Schloß zu Berlin der zweite Hosball der diesjährigen Saison statt. Die Kommission des Reichstages für die Handelsverträge genehmigte gestern den Rest des Handelsabkommens mit Oesterreich-Ungarn. Die Uebergabe der Prinzessin Anna Monica Pia an den königlichen Kommissar, Justizrat Körner, ist nicht erfolgt. Die Villa der Gräfin Montignoso in Florenz wurde dem zum Abholen der Prinzessin gekommenen Kommissar nicht geöffnet. In Lodz wurden bei einem Zusammenstöße zwischen streikenden Arbeitern und Militär 18 Mann getötet und mehr als 50 verwundet. Die Japaner haben wiederum zwei nach Wladi wostok bestimmte englische Dampfer beschlagnahmt. Das dritte russische Geschwader ist aus Libau ausgelaufen. Unser Bauernstand. Es hat in den weitesten Kreisen mit yroßer Befriedigung erfüllt, daß der preußische Finanznnnister v. Rheinbaben am Schluffe einer seiner neuerlichen Ausführungen im Reichstage den deutschen Bauern stand als das stärkste Bollwerk unseres Landes be zeichnete. Wie wahr dieser Ausspruch ist, zeigen die gegenwärtigen Unruhen in Rußland. Hätte Rußland eine so starke industrielle Bevölkerung wie Deutschland, die Fluten der Revolution hätten längst alle Dämme der alten Ordnung zerstört; aber so tobt der Aufruhr nur in den Großstädten, den Jndustriebezirken und in Polen; das weite Land bleibt ruhig. Der Bauern stand zeigt sich in Rußland als der feste Wall, an dem die Revolution scheitert. Und doH! in welcher Lage befindet sich dieser Bauernstand! Er liegt am Boden und blutet aus tausend Wunden. Er ist über alle Maßen überschuldet, verelendet; der Bauer hungert mit seinem Vieh, und doch steht dieser arme, verelendete russische Bauer fest auf dem Grunde der alten Ordnung, die aus dem Boden seines Landes erwachsen ist, so wie er daraus erwachsen ist. Und wie er in seinem Boden wurzelt, der ihm körperliche Nahrung liefert, den er mit seinem Schweiß düngt, wie seine Urväter das getan haben, so wurzelt er fest in der alten Ordnung,.die ihm von seinen Vätern überliefert ist. Der Industrie proletarier, der heute hier ist, morgen da, der deshalb «inen Sinn hat für Scholle und Haus, für alle Gerechtsame wie der Bauer, der alte Gerechtigkeiten ost bis zum letzten Taler und letzten Hemde verteidigt; der Jndustrieproletarier ist leicht geneigt zu Neuerungen, von denen er Besseres für sich erhofft, der Bauer da- gegen hat nichts besseres wie seine Scholle, sein kleines Königreich, und er mag neues nicht haben. Eo zeigt sich selbst der verelendete russische Bauer als bester Hort der Ordnung, und wie würde dieser Bauer sich erst der Revolution entgegenstemmen, stünde er fest auf freiem Grunde, ein Mann, der sich bei harter Ar beit nährt, sich und die Seinen langsam vorwärts bringt. Wäre die Lage der russischen Bauernschaft eine bessere, Petersburg Moskau und die Jndustriebezirke hätten es gar nicht wagen dürfen, die Fahne der Rebellion zu erheben. Der Bauer steht nun in Ruß land nicht gut da, aber die Bauernschaft ist zahlreich, die Jndustriearbeiterschaft gering. Die- unruhige Ele ment ist in Rußland nicht stark genug, die von Natur Mr Beschaulichkeit neigende Bauernschaft in Gärung zu versetzen In Deutschland ist die Jndustriearbeiterschaft der Zahl nach bedeutend größer. Sie wirft sich mit Borliebe auf die Gewinnung des Bauernstandes für ihre Ideen; deshalb ist die Aufgabe für unsere Politik noch innen dahin gegeben, der großen zahlreichen In- dvstriearbeiterschaft einen kräftigen gesunden Baurrn- Politifche Weltfchau. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm gestern früh den gewohnten Spaziergang, besuchte dann den Reichskanzler und Höne Vorträge. Der Kaiser wird am 8. März zur Teilnahme an der Vereidigung der im Februar eingestellten Rekruten in Wilhelms haven eintreffen. Der Monarch wird auf dem Linien schiff „Kaiser Wilhelm II." Wohnung nehmen und voraussichtlich auf diesem eine Fahrt nach Helgoland unternehmen. Zum Aufenthalt des Kronprinzen und seiner Braut, der Herzogin Cecilie von Mecklenburg in Florenz, wird berichtet: Nur selten bisher vom Publikum erkannt, bewegt sich das junge fürstliche Brautpaar mit wenig zahlreichem Gefolge ungeniert durch die Straßen der Stadt. Die Abendstunden werden oft durch gemein schaftliches Musizieren ausgefüllt, wobei der Kronprinz geigt und die Herzogin Cecilie ihn am Klavier begleitet. Grafregent Leopold von Lippe ist am Montag vormittag von Detmold nach Berlin abgereist. Er reist inkognito unter dem Namen eines Grafen von Schwalen berg und ist nur von einem Diener begleitet. Die Reise gilt einem Besuch des Professors Kahl. Die Tagung des Reichstages wird sich, wie jetzt ziemlich feststeht, bis gegen Pfingsten hinziehen. Sehr fraglich ist es auch in diesem Jahre, ob es ge lingen wird, den Etat rechtzeitig zu verabschieden. Die Handelsverträge beschäftigen gegenwärtig die Reichstagskommission, die gestern den Vertrag mit Oesterreich-Ungarn zur Beratung gestellt hatte. Gegen über Befürchtungen, daß die Erledigung des Vertrages durch die Parlamente Oesterreichs und Ungarns nicht gesichert sei, bemerkte der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Freiherr v. Richthofen, es sei kein Anlaß, irgendwie daran zu zweifeln, daß der Vertrag den Parlamenten in Oesterreich und Ungarn zur Beschluß fassung vorgelegt werden wird. Auf die Frage des Abgeordneten Gothein, ob auch im Fall einer Zoll trennung zwischen Oesterreich und Ungarn die Annahme des Vertrages gesichert sei, erwiderte der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes: Für den Fall, daß die Sanktionierung in Oesterreich oder Ungarn unterbleiben sollte, würden sich dieselben Konsequenzen ergeben, als wenn ein anderer Staat für einen Vertrag nicht die parlamentarische Genehmigung erzielt. Die Gesamt monarchie sei das mit uns kontrahierende Rechtssubjekt. Ferner erklärte Graf PosadowSky: Da der Reichstag die Handelsverträge nicht bis zum 15. Februar d. I. verabschiedet habe, könne die allgemeine Einführung dieser Verträge zum l5. Februar 1906 nicht mehr erfolgen. Man werde sich bemühen, die Inkraftsetzung auf den möglichst frühesten Termin nach Genehmigung der Ver träge durch den Reichstag zu legen und habe vorläufig den 1. März 1906 dafür in Aussicht genommen. Deutsche Eisenbahntarifreform. Nach einer Meldung der bayrisch offiziösen „AugSb. Abdztg.- liegt die Gefahr nicht vor, daß die allgemeine deutsche Eisen bahntarifreform daran scheitere, daß Preußen selbständig mit Reformen vorgehe. DaS offiziöse Blatt bezeichnet als frühesten Termin für die Tarifreform eine Frist von einem Jahre. Der gestern in Berlin unter dem Vorsitz des Ge heimrats Frenzel tagende Deutsche HandelStag nahm einen Antrag an, welcher besagt, der HandelStag habe Veranlassung, seine lebhafte Unzufriedenheit über die Handelsverträge zu äußern. Für die Aus gestaltung der Verträge seien die Interessen der Industrie so hoch wie möglich zu halten, allerdings sei in den allgemeinen Bestimmungen der Verträge manche Ver besserung erzielt. Die Ermäßigung einer Reihe fremder Zollsätze sei als eine Erleichterung der Ausfuhr anzu- erkennen, indessen blieben noch viele Wünsche unerfüllt. Und das Hauptergebnis sei, daß die Ausfuhr mit stark erhöhten Zollsätzen belastet werde. Wenn gleichwohl sich der Handelstag für Annahme der Verträge durch den Reichstag ausspricht, geschieht eS, weil die Verträge für 12 Jahre eine sichere Unterlage bieten, und die Gefahr besteht, daß die Ablehnung eine noch weiter gehende Verschlechterung der Verhältnisse zur Folge hätte. Die landwirtschaftliche Woche in Berlin wird jetzt fortgesetzt durch Tagungen von allerlei Ber einigungen, die zu der Landwirtschaft in Beziehungen stehen. Im Anschluß an die Generalversammlung des Bundes der Landwirte begannen am Dienstag die Versammlungen der deutschen Landwirtschaftsgesellschast, deren Programm so reichhaltig ist, daß es unmöglich ist, alle die verschiedenen Borträge aufzuzählen. Auch der Verein zur Förderung der Moorkultur hielt eine Sitzung ab. Endlich tagte am Dienstag und Mittwoch guch die Vereinigung der Steuer- und Wirtschafts reformer. Unter den neuerdings beim Reichstage eingegangenen Petitionen befindet sich eine solche des Verbandes Deutscher Schuhwarenhändler in Berlin, welche um Abänderung des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs bittet. Die Petition wünscht: Verbot eines Ausverkaufs, falls der Geschäfts inhaber nicht mindestens ein Jahr lang Gewerbesteuern gezahlt hat, Verbot des Warennachschubs, Aufnahme eines genauen Verzeichnisses der auszuverkaufenden Ware, Veranstaltung der Konkursmassenausverkäufe nur durch den Verwalter, Festlegung der Höchstdauer des Ausverkaufs, strafrechtliche Verfolgung der Schein-Aus verkäufe durch die Staatsanwaltschaft, Verpflichtung zur Abgabe von Artikeln in jeder zur Verfügung stehenden Menge. Im Ruhrkohlenrevier ist die Arbeit fast überall wieder in vollem Umfange ausgenommen worden. Nach Meldung des Generals von Trotha marschierte Major von Mühlenfels mit den vereinigten Abteilungen von Estorfs und von der Heyde am 31. Januar von Epukiro ab und erreichte am 2. Februar nachmittags den Wasserplatz Traugotts und Wilhelm Mahareros, 40 Kilometer südöstlich Kalkfontein. Ts gelang den Hereros zu entfliehen. Nur Zacharias Zeraua von Otjosasu ergab sich mit 17 Gewehren und 60 Stück Vieh. Eine am 3. Februar 5 Uhr morgens ausgesandte Verfolgungsabteilung stieß nur noch auf Nachzügler. Am 4. Februar 5 Uhr morgens hörte sie Gewehrfeuer, ritt darauf los und gewann Verbindung mit der Abteilung deS Leutnants Eymael. Dieser hatte gerade mit der Besatzung von OaS und einem Zug der 3. Kompagnie deS Regiments 2 mehrere Hererowersten 20 Kilometer nördlich DabiS überfallen, darunter auch die vor Mühlenfels geflohenen Leute. Vom Feind fielen 62 Mann, 27 Stück Vieh und mehrere Pferde wurden erbeutet. Der Feind floh nach Osten. Ob Traugott und Wilhelm Maharero bereits die Grenze überschritten haben, soll sestgestellt werden. Major von der Heyde marschierte am 9. Februar von der Wasserstelle 40 Kilometer südöstlich Kalkfontein nack Okatieru—Owingi Kanganjera ab, um gemeinschaftlich mit Hauptmann von Hornhardt (Chef der 3. Kompagnie deS Regiments 2 in GobabiS) auf Korikas vorzugehen, während Major von Estorfs gleichzeitig weiter nördlich die Grenzgegend säubern soll. Die Abteiluna Wilhelmi besetzt die Wasserstellen vom Sturmfeld—Omuramba bis Otjimbiüde. — Auf dem Postdampfer „Eduard Wörmann" erfolgte gestern die Einschiffung eines neuen für Deutsch-Südwestafrika bestimmten Truppentransports von 41 Offizieren, 800 Mann und 200 Pferden. Die offizielle Verabschiedung der Truppen durch den kom mandierenden General von Bock und Polach erfolgt um 4 Uhr nachmittags, die Abfahrt des Dampfers fand um 10 Uhr abend- statt. Ostafrikanisches Bahnprojekt. DaS belgische Blatt „Europe Coloniale" veröffentlicht da- Projekt eines belgischen Ingenieur- zur Verbindung von Libre wille und Dar-eS-Salaam mtttels einer Eisenbahn von stand eutgegenzusetzen. Wir müssen einen zufriedenen und deS Handels zurückgesetzt hinter dem Streben, die Bauer haben, dem eS möglich ist, sich und die Seinen deutschen Zölle für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch Fleiß vorwärts zu bringen. ES ist somit sehr ' --- richtig, wenn Graf Bülow beim Festmahl deS Land- wirtschaftSrats sich dahin aussprach, daß in der Agrar politik noch viel zu tun ist, wenn er insbesondere die Entschuldung des Grundbesitzes als dringlich zu lösende Frage bezeichnete. Aber nicht allein einen zufriedenen Bauer müssen wir haben, sondern auch einen zufriedenen Beamten- und Mittelstand. Das Bauerntum allein ist bei uns nicht stark genug gegenüber der neuerungs süchtigen Jndustriearbeiterschaft; wir müssen da weitere kräftige Säulen errichten, die den Staat tragen sollen. Ein zufriedener Beamten- und Mittelstand können die Säulen sein.