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Sächsische vsrfzeitung lele-ramm-Kdr.: vorfzeitung vrerden. 67. Jahrgang Dresden, Dienstag, den 7. Februar 1905. Nr. 31 Se. Exzellenz v. Trotha und Major v. Estorfs tot seien und der Unterkapitän Daniel Piter von den Deutschen Aum Aufstande in Deutsch-Südwest Bezugsbedingungen: vk .vors^ttu«,- erscheint l«d«» wochot«, ^chmw«g» i Uhr mit dr» Votum tx» Vie vq«g»-«dühr betrügt IHV Marl ^erteltührlich ober t>0 pfg. für seden INoE vt« .VochrUun-" ist zu beziehen durch di« kaiserlichen p^tanftalten, di» candbriestrüger und durch Mifrre vatrn. Sei freier Lieferung in, k^au, erhebt »h poft noch di« Lustellung^ebühr von «L Pf,. teudniu Neuostru, Enti! Hoüuu m Zerrvw^, «rtnnn in Vre>b«n.l0ölfnitz. Zri«drich Teu in e»ft«baud«, Nrftch- wofth« in MorftU Vtto ttunath in Lotta, Max Zeurtch in losch Telephon: Dresden, Nr. 3916. Das Neueste. Der deutsche Kronprinz reiste heute nach Florenz ab. Die Siebener-Konferenz in Bochum beschloß, daß infolge der Berggesetznovelle von 14 Forde rungen der Bergleute zehn fallen gelassen werden können. Eine Versammlung der Bergarbeiter in den belgi schen Kohlenbassins beschloß'den Beginn des allge- meinen Ausstandes für heute. In Bruch (Böhmen) wurden gestern die Berg arbeiter durch Plakate zum Streik aufgefordert. Die Beschlüsse über die Reformen in der Arbeiter gesetzgebung wurden in Rußland amtlich ver öffentlicht. Das japanische Abgeordnetenhaus hat das Gesetz angenommen, wonach der Betrieb von Bergwerken Ausländern verboten wird. Südlich von Mukden dauern die Scharmützel und Kämpfe um einzelne Ortschaften fort. Anzeiger für Stadt und Land mit der Vellage: „Illustrierter Sonntags-Matt" Amtsblatt für die ltgl. Kmtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Vrerden-Neustadt, für das «gl. Amtsgericht Dresden, die «gl. Zorstrentämter vrerden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz die 17. Tagung der Kommission dar. Wie anzunehmen ist werden die Beratungen vor Ostern abgeschlossen sein. Nach dem Schluffe der Verhandlungen werden die diesbezüglichen Protokolle ohne Verzug veröffentlicht In neuerer Zeit machen sich Bestrebungen be merkbar, die darauf abzielen, die sogenannten freien Berufe, namentlich die der Aerzte und Rechrsanwalre, der Gewerbebesteueruna zu unterwerfen. Man will damit, nachdem der Staat die. Gewerbesteuer ab getreten hat, den Gemeindefinanzen zu Hilfe kommen. Selbstverständlich wäre Voraussetzung für den Erfolg dieser Bestrebungen eine entsprechende Aenderung des Gewerbesteuergesetzes. Daß diese bald erfolgen werde, ist schon deshalb nicht anzunehmen, weil die Regierung - sich den gekennzeichneten Bestrebungen gegenüber ab lehnend verhält. Sie ist der Ansicht, daß es sich bei dem Ertrage ärztlicher und advokatorischer Arbeit im wesentlichen um ein unfundiertes Einkommen handelt, das die dem fundierten Einkommen angesonnene Real- neben der Personalbesteuerung schwer vertragen kann weil die Ertragsquelle eben nur in dem Können un der Kraft der Person liegt. Eine neue englische Drohung gegen Deutsch land. Der Zivillord der Admiralität, Lell, hielt in East-Leigh eine Rede, in der er sagte, die Regierung habe nicht so sehr Frankreich und das Mittelmeer zu überwachen, als mit Unruhe, obschon nicht mit Furcht, nach der Nordsee hinzublicken. Aus diesem Grunde seien die englischen Flotten so umgestaltet worden, daß sie jeder Gefahr von dieser Seite trotzen können. Wenn es unglücklicherweise zu einer Kriegserklärung kommen sollte, würde die englische Flotte den ersten Schlag führen, noch ehe man auf der anderen Seite Zeit ge habt hätte, die Kriegserklärung in den Blättern zu lesen. Die letzte Reform beziehe sich ausschließlich auf Schiffs bauten. Die besten, schnellsten und bestgepanzerten Schiffe würden in den Seeschlachten der Zukunft eine Rolle spielen. Infolgedessen sei beschloßen worden, keine Ausgaben mehr für Reparaturen alter Schiffe zu machen. Man werde mit dem Ertrag dieser Ausgaben Schiffe von größtem und schnellstem Typ, ausschließlich armiert mit schwerster Artillerie und durch die stärksten Panzer geschützt, Herstellen. Diese Schiffe würden nicht allzu zahlreich sein, aber eine um so größere Zerstörungskraft besitzen. — Es ist bemerkenswert, daß man in England fortgesetzt das Bedürfnis fühlt, auf angebliche deutsche Angriffspläne hinzuweisen. Da diese neuen Aus lassungen aus den Kreisen der Regierung und aus dem Munde eines verantwortlichen Staatsmannes stammen, so wird man gut tun, diese Drohungen nicht allzuleicht zu nehmen. Da nun solche Gegensätze sich nicht mit diplomatischen Noten und friedfertigen Erklärungen aus der Welt schaffen lassen, so bleibt uns nur einS: selber ausreichend stark gerüstet sein. Und mit um so größerem Nachdruck muß gefordert werden, einmal unsere Flotte schneller als bisher auszubauen und zweitens die artilleristische Armierung unserer Linienschiffe hinreichend zu verstärken. Andernfalls geraten wir bedenklich ins Hintertreffen. Der Generalstreik im Ruhrrevier dauert un unterbrochen an und es ist auch noch vorderhand auf eine Beilegung desselben nicht zu rechnen. Im Jn- und Auslande mehren sich aber die Kundgebungen im Interesse der Ausständigen und es ist unleugbar, daß auch weite bürgerliche Kreise die Partei der Streikenden vertreten Die Verhandlungen über Vermittlungen werden zwar immer noch fortgesetzt, indessen ergaben sie bisher keine positiven Resultate, einzig und allein aus dem Grunde, weil auf feiten der Zechenbesitzer keiner lei Neigung zu irgendwelchen Zugeständnissen vor handen ist. — Inzwischen ist es auch auf den fiska lischen schlesischen Zechen zu einem Ausstande ge kommen, der aber, da den Bergleuten Zugeständnisse gemacht wurden, sich wieder im Rückgänge befindet. Desierreicd - Ungarn. A ndrassy überbrachte Franz Kossuth die Mitteilung, daß ihn Kaiser Franz Josef gleich andern Parteiführern empfangen Dies sensationell wirkende Ereignis wird von b/" Vettern der Unabhängigkeitspariei mit begeisterten Huldigungen für den konstitutionellsten Monarchen dankend gewürdigt. Mit dieser Berufung ist Koffuths Sohn am Ziele angelangt; ob er noch im letzten Moment straucheln wird, steht dahin. Politische Weltfcbau. Deutsches Reich. Der Kaiser traf gestern nachmittag im Potsdamer Stadtschlosse zum Besuche seines kranken Sohnes ein. Die Kaiserin weilte bereits dort. Später fuhr der Monarch wieder nach Berlin zurück. Ueber das Befinden des Prinzen Eitel Fried rich meldete der gestern ausgegebene Krankheitsbericht: Die Lösung der Lungenentzündung hat befriedigende Fortschritte gemacht. Die rechtsseitige Rippenfellent- i^Ausschwitzung im linken ratüren bewegten sich zwischen 36,6 und 37,2. Fürst Ferdinand von Bulgarien wird nun mehr bereits in den nächsten Tagen zum Besuche am Kaiserhofe in Berlin eintreffen. Die erste Lesung der Handelsverträge wird nach den neuesten Bestimmungen nicht am Donnerstag, sondern bereits am morgenden Dienstag im Reichstag erfolgen. Auch wird eine Verweisung der Ver träge in die Kommission nicht erfolgen,« sondern die zweite Lesung alsbald im Plenum vorgenommen werden Es ist ziemlich sicher, daß die preußische Kanal vorlage mit etwa 25 bis 30 Stimmen Mehrheit Annahme findet, wofern die Präsenzziffern der Abgeordneten keine beträchtlichen Schwankungen aufweisen. In der Oppo sition stehen 80 Konservative, 25 Freikonservative, 20 Zentrumsleute, sämtliche Polen auf Grund des Fraktionszwanges, 5 Nationalliberale und 5 Anhänger der freisinnigen Volkspartei. Neuer Nachtragsetat für Südwestafrika. Bon kolonialer Seite wird der „D. TageSztg." mitge teilt: Die zweite Lesung des Nachtragsetats für Süd westafrika ist erst vor wenigen Tagen beendet und schon ist ein neuer Nachttagsetat in Vorbereitung. Der neue NachttagSetat wird sich wohl auf 50 Millionen Mark belaufen. Die Sitzungen der Kommission zur Abände- rung des Strafprozesses werden voraussichtlich Ende dieses Monats wieder ausgenommen. Sie stellen Anzeigen-Preise: ««'S Bei einer der letzten Bestellungen an H. Lvllvoi, oie Herr v. BurgSdorff durch den" Unterlapttän Samuel Isaak ausführen ließ, sagte Samuel Isaak zu Herrn v. Burgsdorff: „meskin shall die Gouverneur noit kommen, denn wir Menschen Hove ganz andre Ding." In einer zweiten Zuschrift an „OnS Land" wird über das Verhalten des Bezirksamtmanns von Burgs dorff nach dem Ausbruch des Witboi-AufstandeS gesagt: Zu Beginn des Oktober erhoben sich plötzlich, ohne daß jemand darauf rechnete, die Witboi - Hottentotten, nicht nur, wie sie selbst sagten, gegen die deutsche Regierung, sondern gegen alles, was nicht schwarz ist. Ritterlich hat Witboi selbst der kaiserlichen Bezirksamtmannschaft zu Gibeon brieflich angezeigt, daß er den Krieg erkläre, aber teuflisch ist die Art und Weise, wie der Krieg bis jetzt geführt worden ist Der Bezirksamt- mann von Gibeon, der wußte, daß Witboi Krieg mache, warnte niemanden, sandte mittels Heliographen Bericht an das Gouvernement, verbot den Heliographisten, über den Bericht etwas zu sagen und ritt am 3. Oktober zu Witboi, um womöglich den Frieden wieder herzustellen. Er ist nicht zurückgekehrt, sondern wurde das erste Opfer seiner eigenen Politik. Dazu bemerkt die „Deutsch-Südwestafrik. Ztg": Dieser Brief bestätigt, was man auch von anderer Seite schon gehört hat, daß Herr von Burgsdorff nach Em pfang der Kriegserklärung Witbois es unterlassen hat, die Tatsache bekannt zu geben und die Farmer zu warnen. Das setzt denn allerdings den mehr als schweren Unter lassungssünden, die von der Verwaltung im Gibeoner Bezirk begangen sind, die Krone auf. Für manchen wäre wahrscheinlich Zeit gewesen, sich zu retten, wenn er sofort gewarnt worden wäre. DaS Unterlassen der Warnung in dem Gedanken, durch persönlichen Nnfluß Witboi und seine Leute vielleicht noch umstimmen zu können, war unter den obwaltenden Umständen mehr als Verblendung. Nun, Herr von Burgsdorff hat mit dem Tode gebüßt. Im Namen mehrerer Ansiedler hat ein Herr v. Heinitz in der Zeitschrift „Ons Land" folgende An gaben über die Ursachen des Aufstandes gemacht: In betteff dieses traurigen Ereignisses dürfte cs wohl keinem Zweifel unterliegen, daß dasselbe ver mieden worden wäre, wenn Herr Gouverneur Leutwein mit 50 bis 100 Soldaten Gibeon rechtzeitig besetzt hätte. Dieser Absicht hat derselbe auch von Anfang August ab durch verschiedene Heliogramme und Privat briefe an Herrn v. Burgsdorff Ausdruck gegeben, die- selbe jedoch leider nicht zur Ausführung gebracht. Jetzt nachdem das Unglück geschehen ist, wird von verschiedenen Seiten versucht, die Schuld dem Herrn Bezirksamtmann v. Burgsdorff zur Last zu legen, indem behauptet wird, daß derselbe sich der Besetzung Gibeons widersetzt und dieselbe hintertrieben habe. Alle diese Behauptungen entsprechen nicht der Wahrheit und können nur als Verleumdung bezeichnet werden, denn schon seit Jahren var Herr v. Burgsdorff bemüht, eine Garnison nach dibeon zu bekommen, siehe Gebirgsbatterie v. Heydebreck nnd Ausbildung der Burenrekruten. Auch in der letzten Zeit hat er in diesem Sinne weiter gearbeitet, was außer dem bereits begonnenen Bau eines Offizierkasinos in Gibeon, auch der schriftliche Verkehr mit seinen Be- , Hörden nachruweisen imstande sein wird. Wenn Herr Mdung ist "abgelaufen, die Ausschwitzung rm linken v. Burgsdorff einen Fehler beging, so war es seine zu Rippenfellraum rst in steter Rückbildung. Die Tempe- milde Eingeborenenpolitik, da ihm dieselbe jedoch vom Herrn Gouverneur vorgeschrieben war, so hatte er als untergebener zu gehorchen und nach den ihm gegebenen Vorschriften zu handeln, und kann ihm dieser Fehler nicht angerechnet werden. Außerdem hat Herr v. Burgs dorfs als Ehrenmann und alter Soldat mit Todes verachtung sein Leben in die Schanze geschlagen und dadurch, wenn er einen Fehler beging, denselben mit dem Besten, was er hatte, gesühnt. Der Grund zum Aufstande dürfte vielleicht in folgendem zu suchen sein: erstens hat der Missionar H. auf Rietmont von der Kanzel herab den Witbois als Strafe für ihre Sünden die Entwaffnung durch eine zu erwartende größere Truppenmacht der Regierung angedroht und zweitens hat Herr Gouverneur Leutwein den Bezirksamtmann v. BurgSdorff mindestens vier- bis fünfmal heliographisch beauftragt, dem Hendrik Witboi zu bestellen, daß er mit seinen ganzen Großleuten den Herrn Gouverneur und Bezirksamtmann v. BurgSdorff an einem bestimmten Tage, anfänglich in Gibeon, damt in Rietmont zu erwarten habe. Da nun Herr Gouver neur Leutwein nie kam, und Herr v. Burgsdorff immer wieder neue Termine ansetzte, haben die Witbois resp. Hendrik wahrscheinlich das Vertrauen zu Herrn v. BurgS dorff verloren und geglaubt, daß sie künstlich hingehalten »erden sollten, dazu kommen noch falsche Gerüchte durch die von der Nordarmee entlaufenen 19 Witbois über große Verluste unserer Truppen und die Unmöglichkeit der Niederwerfung der HereroS, sowie das Gerücht, daß