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Sette tt. — „Sächsische Dorfzeitung.- — 19. Januar 1905. Dom russisch, japanischen Kriege. Die russische Kavallerie zeigt zwar auf dem mandschurischen Kriegsschauplätze seit einiger Zeit ein« größere Unternehmungslust, aber daß es ihr schon gelungen wäre, dem Gegner erheblichen Abbruch »u tun, läßt sich nicht behaupten. Im Gegenteil. eS scheint, daß die Japaner nach der ersten Ueberraschung sich auch der neuesten Taktik der russischen Heeresleitung gewachsen zeigen. General Kuropatkin meldet dem Kaiser unterm gestrigen Datum: Am Morgen des 14. Januar umging eine starke japanische Abteilung Infanterie, Kavallerie und Artillerie bei nebligem Wetter eine Kolonne unserer Kavallerie von zwei Seiten Als unsere Kavallerie sich nach Norden zurück- riehen wollte, entspann sich ein Kampf auf kurze Ent fernung Unsere Artillerie beschoß die Japaner auf 1000 schritt und fügte ihnen beträchtliche Verluste zu. Unsere Kavallerie zog sich sodann in voller Ordnung nach Norden zurück. Unsere Verluste an Toten und Verwundeten betragen fünf Offiziere und 50 Mann. — Am 14. Januar stieß eine Patrouille wieder zu unserer Kavallerie, nachdem sie die Eisenbahn und den Telegraphen drei Werst nördlich von Taschitschiau auf einen halben Werst zerstört hatte. Rach einer telegraphischen Meldung aus Tokio hat ein japanische- Torpedoboot am Montag in den Ge wässern bei Tsuschima den holländischen Dampfer „Wilhelmina", der mit Kohlen von Cardiff nach Wladi wostok unterwegs war, beschlagnahmt und nach Sasebo gebracht. — Ein geschützter Kreuzer erster Klaffe wird auf der Marine-Werft in Kure erbaut. Häupter und Lotsen. Von Rechtsanwalt Or. Gerl ach. (Fortgang.) 2. Jene Klarstellung war nicht nur voller Irrtümer, sondern hauptsächlich auch verhängnisvoll; denn die Häupter durften sich danach in die größte Ruhe und Sorglosigkeit wiegen! Leider ist ein entsprechender Aufsatz auch in den Elbekalender 1904 gekommen, Seite 215, unter der gleich so irreführenden Überschrift: Die Unverantwortlichkeit des Haupters! Wahrlich: wie eine Aufforderung an die Häupter zur fahrlässigen Herbeiführung von Havarien statt de- allein richtigen Hinweises, daß die Häupter für alle ihre Navigations fehler auch verantwortlich sind! Freilich bleiben dem Schiffer trotz Anwesenheit eines HaupterS noch mancher lei speziell ihm zustehende Pflichten (vergl. die Pflichten des Schiffers neben den Zwanglotsen in der Schrift von Haeckel „Ersatzpflicht des RhederS beim Schiffs- rusamtnenstoß", Goldschmidts Zeitschrift 1902 z. B. S. 2tt3), sowie Rechte tz. B. die Befehlsgewalt über die Schiffsmannschaft, wozu der Häupter nach richtiger Auffassung nicht zählt und das Kommando auch gegen über dem Häupter, soweit Anlaß besteht, an der moralischen oder fachmännischen Qualität des letzteren zu zweifeln). Aber grundfalsch bleibt die leider ver öffentlichte Ansicht: der Häupter trage keine Ver antwortung. 3. Demgegenüber ist hoch anzuerkennen, daß die Häupter selber nicht etwa für die Magdeburger Meinung Stimmung machen, sondern in Erkenntnis der Wahr heit und im Gefühle ihrer Standeswürde den entgegen gesetzten Standpunkt vertreten, also keineswegs streben, die ihnen bei Führung der Talschiffe obliegende Ver antwortung von sich zu wälzen. Diese richtige Auffassung eigener Verantwortlichkeit vertrat B. der Vorsitzende der Schönebecker Schiffs- Haupter-Vrreinigung im Großen Ausschüsse des oben erwähnten ZentralvereinS am 22. April 1904; ich fand sie auf Anfrage auch in der Praxis bestätigt. Hand in Hand damit geht aber auch die richtige Forderung der Häupter, die tatsächliche Steuerung zu übernehmen; denn eS ist eine falsche, und der Praxis aller von Häuptern begleiteten Talschiffahrt widersprechende Theorie: der Häupter sei nur Berater. Der Häupter führt auf der ganzen Fahrt — mit Ausnahme, wo er aus menschlichen Gründen eine Pause macht oder wo etwa Brückenlotsen eiutreten — ununterbrochen das Steuer; dazu wird er engagiert! Gehr bescheiden formulierte deshalb der erwähnte Herr Vorsitzende aus Schönebeck die Bitte der Häupter „sie möchten die Gerechtigkeit, das Ruder zu führen, behalten". Und sehr schlimm sind deshalb die falschen, den wahren Sachverhalt ge radezu umkehrenden Lehren, wie z. B die Aeußerung eines Elbe-VertreterS einer namhaften Transport versicherung: „Das Schlimmste sei, daß der Schiffer im Falle einer Havarie schon dadurch (!) haftbar und schuldig werde, wenn er dem Häupter die Führung des Steuer- überlasten hat " Gott bewahre unsere Gerichte vor all diesen unjuristiichen Auslegungen! Was ist Rechtens? Die sogen. Additionalakte vom 13. April 1844 gibt keinen Anhalt für die rechtliche Beurteilung unserer Häupter. Die Bestimmung, wonach (als das Elbebett noch unreyuliert war) unter einem Häupter der schiff- fahrtskundige Mann verstanden wurde, der die Fahr straße erst durch BorauSfahren ausfindig machte, steht nicht, wie aus der Magdeburger Zeitung ins „Schiff- Nr. 1257 abgedruckt ist, in der Additionalakte, sondern in ß !1 der unter damaligen Uferftaaten getroffenen sogen. Uebereinkunft vom gleichem Datum. Sicher hat sich seit 1844 der Haupterberuf erheblich geändert, das Vorausfahren kommt so gut wie niemals mehr vor; aber aus dieser Veränderung folgt logisch noch lange nicht, daß alle Unterschiede zwischen Häupter und Lotsen gefallen wären. Dieser Ansicht des Herrn Kommerzien rat Tonne (, Schiff- 1257) kann ich leider ebenfalls nicht beipflichten. Besonders erwähnt finde ich Häupter nur 1863 betreffs der Dienstbücher und 1864 in der Sächsischen Strompolizeiverordnung ß 17 und 72. In 8 17 hieß eS: „Derselben Prüfung haben sich diejenigen zu unterwerfen, welche ohne die wirkliche Führung eines bestimmten Fahrzeuges zunächst nur die Verrichtung als Lotsen oder Steuerleute zeitweilig und für einzelne Stromstrecken, oder als sogen. Häupter für ganze Fahrten übernehmen Mit Ordnungsstrafen ist zu belegen, wer ungeprüfte Schiffs- und Flößführer, Lotsen, Steuerleute und Häupter in Dienst nimmt." Nach diesem tz l7 waren Häupter u) patentierte Leute, welche die Verrichtung als Lotsen oder Steuer leute für ganze Fahrten im Gegensätze zu einzelnen Stromstrecken übernehmen; und d) im Dienste der Schiffseigner. Beides gilt praktisch noch heute. §72 daselbst in Uebereinstimmung mit dem Schluß- vrotokolle der fünften Revisionskommission von 1863 §4 sagt, daß speziell auch yaupter, nicht Lotsen, mit Dienstbuch versehen sein sollen. (Foitsetzung folgt.) Tages - Ereignisse. — Erfurt. In Gräfenroda wurde der Bahnwärter Saurrbrey infolge eigener Unachtsamkeit von einem Güter- zuge überfahren und getötet. — Dessau. Von der hiesigen Strafkammer wurde heute der Kassierer Otto Werner, der dem Rheinischen Aktien-Verein für Zucker-Fabrikation in Dessau-Alten im Laufe der letzten Jahre 136,000 M. unterschlagen hatte, zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, wovon sechs Monate als durch die Untersuchungshaft verbüßt erachtet wurden. — Aachen. Der Direktor Karl Jndersurth von den Jülicher Lederwerken hat sich der hiesige« Staats anwaltschaft gestellt. — Aschaffenburg. Der Kaplan Deppisch aus Heigenbrücken wurde wegen Vornahme unzüchtiger Hand- * lungen mit Schulkindern zu 15 Monaten Gefängnis ver- urteilt. — Schwerin (Mecklenburg).'» Im Dachstockwerk des Nordflügels des hiesigen Bahnhofs Gebäudes brach gestern in der Frühe Feuer aus. Die dort liegenden Stuben brannten völlig aus. Der Feuerwehr gelang e-, die unteren Stockwerke vor dem Feuer zu sichern. Der Warte- saal erster und zweiter Klaffe wurde durch Wasser sehr beschädigt. Die Entstehung-ursache des Brandes ist un- bekannt. — Bremen. In dem oldenburgischeu Dorfe Barrck wurde der HauSsohn DreweS von seinem angetrunkene, Bruder im Streite erstochen. — Düsseldorf. Die Witwe de Limon vermachte der Stadt Düsseldorf testamentarisch den Bettag von rund 115,000 M. Die Zinsen dieser Summe sollen städtische, künstlerischen Zwecken dienen. — Mainz. Der Automobilfabrikant Fritz Opel ist mit seinem Automobil am gestrigen Nachmittag auf d« Straße zwischen Bischofsheim und GustavSburg gegen eine Telegraphenstange gefahren. Die Insassen flogen hinaus; der Chauffeur erlitt lebensgefährliche Verletzungen und wurde nach Mainz ins Spital gebracht, wo er sofort einer Operation unterzogen werden mußte. Opel selbst ist gering- fügig verletzt. — Reichenberg. Die über 30,000 Spindel« zählende Baumwollspinnerei der Firma Johann Liebieg in Haratitz ist nachts ein Raub der Flammen geworden. Mehrere hundert Arbeiter sind brotlos. — Budapest. Der Oekonom Peter Mocsonyi in Szatmar wollte sich am Sonntag mit seiner Gattin und drei Kindern in eine entfernt gelegene Gemeinde begeben. Unterwegs wurde die Familie von einem heftigen Schnee sturm überrascht, gegen den sie sich nicht zu schützen ver mochte. Am Montag morgen fand eine Gendarmerie- Patrouille die ganze Familie von fünf Personen erfroren auf der Straße liegen. — Mailand. Ein mysteriöses Verbrechen erregt große- Aussehen. In der Nähe des städtischen Friedhofes wurde ein vollständig nackier Frauenleichnam gefunden, dessen Oberkörper bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war. Die ärztliche Untersuchung stellte fest, daß die Frau, deren Persönlichkeit nicht ermittelt werden konnte, da- Opfer eines Lustmörders geworden sei. — Stockholm. In Hernösand hat der Hofbesitzer Sjölund in einem Anfall von Geistesstörung seine Frau, seine Tochter, seinen Bruder und dann sich selbst ermordet. — Christiania. Bei Nesdal, nördlich von Bergen, stürzte am Sonntag abend plötzlich ein Teil der das Ufer bildenden Felswand in den Lönvandsee. Die dadurch her vorgerufene 20 Fuß hohe Welle riß die in der Nähe be findlichen Häuser und Menschen mit sich fort. 59 Per sonen sind umgekommen; bis gestern waren 4 Leichen geborgen. Der herrschende starke Sturm hinderte daran, daß aus den anderen am See liegenden Ortschaften Hilfe gebracht werden konnte. „Bergens Tidende" meldet von Nordfjerden, daß eine große Flutwelle außer den bisher gemeldeten Verheerungen noch drei Höfe in Nesdalen mit forttiß, wobei etwa sechzig Menschen verletzt wurden und zahlreiches Vieh ertrank oder verletzt wurde. — Gijon. Fünf Mattosen des deutschen Dampfers „Ajax" stürzten, als sie von Land an Bord zurückkehrten, ins Meer und ertranken. Handel, Industrie und Verkehr. tz I« der letzten Aufsichtsratssitzung des Sachsen werks, Licht- und Kraft-Akt.-Ges., am Sonnabend kamen auch die Gerüchte zur Sprache, die von Zeit zu Zeit wieder neuerdings über die finanziellen Verhältnisse der Genossenschaft in Umlauf gefetzt wurden. Es wurde kon- stottert, daß die Gesellschaft am 31. v. M. noch über ein Bankguthaben, Kaffe- und Wechselbestand von über eine halbe Million Mark verfügte, somit Kredit überhaupt in Anspruch zu nehmen nicht nötig hat. Anscheinend stamme» diese Gerüchte aus Konkurrenzkreisen. 14^6/* nac/i Ocrme/7- r- Q o. 2. 3 v> 2 2 Urivat-Nekanntmachungen. Etablissement „Stadt Leipzig". Sonnabend, den 2l. Januar, abends /«8 Uhr, auf vielseitigen Wunsch Märchen - Ausführung für Kroß unö Mein Känses unö KreLet, Märchen mit Gesang in S Bildern. Einlaß und Kafsenüffuuug '/.? Uhr. ' Preise der Plätze: Erwachsene: l. Platz 50 Pf., u. Platz 40 Pf., 111. Platz 30 Pf., Kinder: I. Platz SO Pf., U. Platz 20 Pf., III. Platz 10 Pf. 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