Volltext Seite (XML)
Bezugsbedingungen: vk .v»rfMun,-«rjch«tttt j«d«U Wochentag nachmittag, S Uhr mit dem Datum de» folgenden »ag« vt« vejug^ebühr betrügt l« Mart vierteljährlich oder b0 pfg für jeden Monat, vt« .vorfieitung' ist zu beziehen durch di« kaiserlichen pottanstuiien, di« Landbrirfträgrr und durch Unser« Voten. Lei freier Lieferung in, hau, «rh«bt di« Post noch di« Sustellung^«bühr von 4S pfg. Telegramm-Ndr.: vorfzeitung Dresden. Anzeiger Mr Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ngl.Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz Anzeigen-Preise: Vie «inspaltig« S«ile t» pfg.. unt«r .Eingrsand»- 40 pfa. ttn^tarn.ttnnahm« «folgt bi, mittag, 12 Uhr. — Nn1iahmrst«ll«n sind: Uns«, Le>chäst,st«ll«, kl«tn« lNcitzn.v <5ajs« Ur. 4' 2nvaUd«ndank, vaos«nst«in » voller, klud Moss«' <b. Q Vaud« 1- Co. in Leipzig, 5 runkfurt a. M. L. Xohl in U«N«lrü»rf: ksugo MüchUr in UStzsch«». broda, Dtto Vittrich in ««Nendorf, Hugo Opitz in Leudnitz-Neuostra. Emil Noll au in Serkowttz. Nud Lrtmm in vr«^en.wölsnttz, Friedrich Teuch« 7t in L»ss«baud«, Neinh. wotth« in Moritzburg, Dtto llunath in Cotta, Max Feurtch in Loschwttz. Telephon: Dresden, Kmt II. Nr. 575. Nr. 7. Dresden, Dienstag, den 10. Januar 1905. 67. Jahrgang. Das Neueste. Ter Prinzregent von Bayern ist in seinen Gemächern auSgeglitten und hat sich eine leichte Zerrung an dem inneren Rand des rechten Kniegelenks zugezogen. Ter Reichskanzler hat am Sonnabend nach mittag den Obersten Leut wein empfangen. Die Uebergabe der Gefangenen von Port Arthur ist am Sonntag abgeschlossen. Es sind im ganzen 878 Osfiziere und Beamte und 23,491 Mann. Von den 878 russischen Offizieren der Armee von Port Arthur haben 441 ihr Ehrenwort ge- g eben, nicht mehr gegen Japan zu kämpfen. Zur Lage in Südwcstafrika. Der Windhuker Beirat hatte in einer Eingabe an General v. Trotha um bestimmte Maßnahmen gebeten, durch welche die Sicherheit des Ortes gewährleistet und der weißen Bevölkerung verschiedene Erleichterungen beschosst werden sollten. Die Antwort des stellver tretenden Gouverneurs lautete im wesentlichen ablehnend, insbesondere erklärte sich General v. Trotha, der Deutsch- Südwestafrikanischen Zeitung zufolge, außerstande, bei einem „Krieg gegen zwei Fronten" eine Feldkompagnie nach Windhuk zu verlegen. Das Antwortschreiben schließt mit folgenden Sätzen: „Daß ich das wirtschaftliche Interesse der Kolonie fördern werde, soweit es die Kriegslage irgend erlaubt, ersteht der Beirat aus den Maßnahmen, die ich zum Schutz der Farmer und ihres Wirtschaftsbetriebes bereits getroffen habe. Vorläufig ist jedoch die Vernichtung aller aufständischen Stämme das Ziel aller militärischen Maßnahmen. Hinter diesem Ziele tritt die Rücksicht auf Förderung des Wohlstandes der Ansiedler natur gemäß zurück, soweit sich diese Rücksicht nicht ohne Schädigung wichtiger militärischer Interessen durch führen läßt." Gegen diese Auffassung des Oberbefehlshabers werden im Schutzgebiete lebhafte Bedenken geltend gemacht. Das wirtschaftliche Interesse des Landes widerstreite einem starren Festhalten des bezeichneten Standpunktes; denn die Eingeborenen bilden einen Besitz des Schutz gebietes von hohem wirtschaftlichem Wert. Mag viel leicht für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes das Ausscheiden der Witboi, dieses an sich nicht mehr zahl reichen, zu körperlicher Arbeit ungeeigneten und der natürlichen Auflösung entgegengehenden Stammes, nicht von großer Bedeutung sein, so liege hinsichtlich der Herero das Verhältnis anders. Ihrer bedarf das Land als Arbeiter. Nicht ihre Vernichtung, sondern ihre wirkliche Unterwerfung müsse deshalb das Ziel des gegenwärtigen Krieges sein. Es wird ferner darauf bingewiesen, daß jetzt im Rücken der Truppen überall im Lande wieder Hererobanden auftauchten. Sie machen sich durch fortgesetzten Viehdiebstahl bemerklich. Es sind ausgehungerte und gewiß kriegsmüde Haufen, die, wenn sie Nahrung nicht anders erhalten können, schließlich auf das Stehlen angewiesen sind, die aber, wie sie bei Omaruru deutlich erklärt haben, gern zur Arbeit kommen möchten. Nur indem man sie annähme und, sie zunächst als Ge fangene hallend, beschäftigte, könnte man wenigstens versuchsweise den Beginn damit machen, in abseh barer Zeit wieder zu einem Zustande im Damaralande zu gelangen, der ein Arbeiten gestattet. — Neuerdings soll denn auch angeordnet worden sein, daß die ihre Ergebung anbietenden Herero anzunehmen seien. Daß die Hereros, falls sie überhaupt noch Waffen besitzen, dabei entwaffnet werden, versteht sich von selbst. In Okahandja ist eine Anzahl von Bergdamara wieder eingetroffen, die, als die aufständischen Herero nach der Plünderung des Platzes in die Berge sich ver- zoyen, zumeist wohl gezwungen, sich ihnen anschloffen. Sie berichten, daß die Kapitäne, an der Spitze Samuel, Affa Riarura, der wieder vollkommen gesund geworden, und Ouanja mit ihren berittenen Leute über die Grenze nach Britisch Betschuanaland gegangen seien. Die Fuh- aänaer konnten nicht mitkommen und mußten zurück- vleiben; Samuel habe ihnen anbefahlen, nach Beginn der Regenzeit nachzukommen. Die Leute hätten sich denn auch allenthalben zerstreut und sprächen davon, sobald die Regenzeit einsetzte, auf Viehraub auszugehen; sie kundschafteten jetzt schon aus, wo größere Viehposten stünden. Die schwersten Verlust? im Kampf hätten die Hereros bei Onganjira erlitten. Nach Hamakari sei die Ordnung bei ihnen aufgelöst gewesen. Bei der Flucht nach Osten hatten sie das schwache Vieh zurück gelassen, das übrige mitgenommen. Auf der Flucht aber und im Sandfelde seien sie dann in Mengen um gekommen und ebenso sei das Vieh haufenweise verreckt. Josaphat, der Schulmeister, der früher in Okahandja saß und zuletzt bei Ouanja auf Otjikurume war, und der bei Gelegenheit der Kolonialausstellung auch nach Berlin geführt wurde, ist im Sandfelde verdurstet, ebenso der alte Johannes Ouderling (Kirchenältester) von Okahandja. Die Herero haben nach der Erzählung der Bergdamara keine Munition mehr. Teile von ihnen ziehen sich nach dem Ovamdoland, viele gehen auch über Barmen ins Gebiet der Walfischbai. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Prinz-Regent von Bayern ist am Sonnabend in seinen Gemächern auf dem Parkett ausgeglitten und hat sich eine leichte Zerrung an dem inneren Seitenband des rechten Kniegelenks zugezogen. Der Prinz-Regent konnte jedoch unmittelbar nach dem Vorfall die gewohnte Ausfahrt nach Nymphenburg unternehmen und der zu Ehren des Prinzen Ludwig veranstalteten Familientafel beiwohnen. Zur vollständigen Wieder herstellung des Regenten werden voraussichtlich einige Tage Ruhe genügen. Dem Prinzen Ludwig von Bayern gingen zu seinem 60. Geburtstage am Sonnabend zahlreiche Glückwunsch-Telegramme zu, darunter solche von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm dem Kaiser von Oester reich und dem Könige von Sachsen. Der Prinz-Regent und alle Mitglieder der königlichen Familie gratulierten persönlich. Später empfing der Prinz den päpstlichen Nuntius, der die Glückwünsche und den Segen des Papstes überbrachte. In der deutsch-österreichischen Handels frage kann in den nächsten Tagen auf eine baldige Ver ständigung gerechnet werden. Ein am Sonnabend an der Berliner Börse verbreitetes Gerücht, die Verständigung sei bereits zustande gekommen, entbehrt der Begründung. Wie wir hören, sind bis jetzt noch in keiner Weise bestimmte Entschließungen darüber gefaßt, welche Vor schläge seitens der verbündeten R gierungen gemacht werden sollen, um die Finanzreform im Reiche zu fördern. Damit ist nicht gesagt, daß nicht vielleicht schon in nächster Zeit Beschlüsse hierüber herbeigeführt werden. Der Verein deutscher Arbeitgeberverbände ist nunmehr auch formell ins Leben getreten. Das Kartell der Hauptstelle Deutscher Arbeitgeberverbände mit der vom Zentralverband deutscher Industrieller ins Leben gerufenen Hauptstelle ist nunmehr zu stände ge kommen und noch vor Schluß des vergangenen Jahres von den beiderseitigen Vertretern vollzogen worden In dem Vertrage wird die gemeinsame Förderung der in den beiderseitigen Satzungen bereits festgelegten Ziele ausgesprochen und zur Durchführung dieser Zwecke der Austausch der gesammelten Materialien und Nachrichten, sowie gemeinsame Hilfe für die von unberechtigten Streiks oder Boykotts betroffenen Arbeitgeber beschlossen. Man wird sich erinnern, daß im vorigen Jahre namentlich aus der Provinz Schlesien Klagen über eine ungewöhnliche Zunahme der Invalidenrenten ertönten. Wie berechtigt die Klagen waren, e,sieht man aus den jetzt bekannt werdenden Kapitalwerten der im Jahre 1903 bei den einzelnen Versicherungsanstalten in Zugang gekommenen Invalidenrenten Danach steht Schlesien mit einem Kapitalwerte dieser Renten von 19,3 Millionen Mark an der Spitze aller Anstalten. Es folgt die Rheinprovinz mit 17,2, Königreich Sachsen mit 11,6, Brandenburg mir 10,3 Millionen Mark Der gesamte Kapitalwert aller im Jahre IvO3 in Zugang gekommenen Invalidenrenten belief sich auf 17 l,3 Mill. Mark, sodaß auf Schlesien davon nickt weniger als 11,6 Prozent kommen. Im Ruhrkohlenrevier ist am Sonnabend und zwar auf der Zeche Bruchftraße ein Streik ausge brochen, der zunächst nur sich auf diese Zecke be schränkt, indessen aber doch das gesamte Ruhrkohlen revier bedroht. Der Berabauverein veröffentlicht folgende Bekanntmachung: Auf Zeche Bruchstraße ist Sonnabend früh ein nur geringer Teil der Belegschaft angefahren. Die Behauptung verschiedener Zeitungen, daß den Berg leuten die Kohlen für ihren Hausbrand verweigert seien und daß deshalb der Ausstand ausgebrochen sei, ist falsch. In normalen Zeiten werden von uns von 1600 Wagen Förderung noch nicht 30 Wagen täglich De putat-Kohlen verlangt, während in den letzten Tagen 40 Wagen dafür geliesert und nun jeder siebente Wagen, also über 200 Wagen, für diesen Zweck angeboten waren. Die Belegschaft verlangte schriftliche Zusicherung, daß sie bis nächsten Dienstag mit Kohlen für diesen Monat zu versorgen wäre; diese Zumutung wurde ab gelehnt. Die gleichfalls als Beschwerdegrund angeführte Dauer der Seilfahrt von 1 Stunde ist in der Mehr zahl der großen Zechen von jeher in Gebrauch. Die Behauptung, daß von Stinnes das Militär um Ein greifen im Falle eines Ausstandes angegangen worden sei, ist nach dessen Angabe unwahr. Am I. November sind die ersten Beamten, unter anderem ein Oberingenieur, nach Daressalaam ausgereist, um mit den Absteckungen und den endgültigen Vor arbeiten der Eisenbahn Daressalaam-Mrogoro zu beginnen. Seit Mitte Dezember sind die Herren in Tätigkeit. Im Dezember ist ferner der Eisenbahn- in'pettor Grajes mit einem Stabe von Ingenieuren nachgefolgt, um den Bau selber in Angriff zu nehmen. Die Haupttätigkeit dieser Beamten wird zuerst darin bestehen, daß sie im Hafen von Daressalaam ein eisernes Pier aufführen, vermittels dessen das Umladen der Materialien (Schienen usw.) unmittelbar auf die Gleise erfolgen kann. Gleichzeitig mit dem Pier wird ein Zollschuppen erbaut, sodaß wohl vom Mai an die Ab fertigung der Güter sehr viel besser als bisher wird erfolgen können Die ersten Schienen werden wahr scheinlich im Februar hinausgehen. In Deutsch-Süd Westafrika haben weitere schwere Kämpfe stattgefunden. Die Abteilung des Majors Meister, die schon am Neujahrstage bei Stampriet- fontein ein scharfes Gefecht mit den Hottentotten hatte, ist in den nächsten Tagen auf eine bedeutende Streit macht des Gegners gestoßen, die erst nach äußerst langwierigen Kämpfen endlich glücklich besiegt werden konnte. Bemerkenswert ist, daß auch eine größere An zahl Herero sich den Hottentotten angeschlossen hatte; diese Leute sind also aus dem Norden, vielleicht sogar über englisches Gebiet, zu den Aufständischen im Süden entkommen. Amtlich wird folgende Depesche mitgeteilt: Nach Meldung des Generals von Trotha hatte Major Meister am 2., 3. und 4. d. M. hartnäckige Gefechte beim Vorgehen von Stamprietfontein bis Groß-Nabas. Mit dieser Ortsbezeichnung ist anscheinend Gei-Naba- körn» gemeint. Groß Nabas wurde nach 50 stündigem Kampfe genommen. Der Feind war 1000 Mann stark, darunter nach Aussage Gefangener Friedrich Maharero mit 250 Herero. — Genaue Nachrichten über die diesseitigen Verluste konnten noch nicht übermittelt werden, da die Heliographenlinie durch dringend not wendige Telegramme über Truppenbewegungen und Nachschub von Verpflegung und Munition vollständig in Anspruch genommen ist. ä>etterreLcd-Ungarn. Der Kaiser ist gestern nachmittag zu Hofjagden nach Mürzsteg abgereist. In der Begleitung des Kaisers befinden sich u. a. die Prinzen Leopold und Georg von Bayern. Das Fremdenblatt schreibt: Ein hiesiges Blatt ließ sich vor einigen Tagen aus Berlin melden, daß Kaiser Wilhelm vr. v. Körber in einem längeren Telegramm sein tiefes Bedauern und seine Betrübnis über besten Rücktritt ausgesprochen habe. Diese Meldung beruht, wie wir erfahren, vollkommen auf Erfindung. Der ungarische Ministerpräsident Graf TiSza hat ein Schreiben an die Ugraer Wähler gerichtet, rn welchem er erklärt, daß er die Wahl für den Ugraer Bezirk nicht mehr annehmen könne, da er dem Rufe der Wähler der inneren Stadt Budapest Folge geleistet habe. Der Ministerpräsident erklärt, die Nation müsse in dem bevorstehenden Wahlkampfe entscheiden, ob der Parla mentarismus zu einer tatenlosen Ohnmacht verurteilt bleiben soll, oder ob die Wählerschaft eine Regenerierung des Parlamentarismus wünsche.