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Zächsische Vorszeitung Bezug sbed ing ungen: »t» erscheint t«d«n W»ch««ta, »ach»ttt«g» S Uhr mit dem vatum d« fotzenden >«S«. vu Vrzu>t!»g<kiit)r beiragt 1^0 Ulark »terttijalsrNch oder K> pfg für jeden Monat, vt« .vorfrettrmg' tft z» bezteden durch dt« katjerltchen pastaustaUeu, die Landditeftiälier und durch Msere Voteu. vet fretrr Lieferung Km Hau, erhrl» U» poft »och di« vusteldlng^ekütfr von 4d pstz. Telegramm»kldr.. vorfzeitung vrerden. ,»««.»> Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustrierter Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadl und Dresden-Neustadt, für dar Ngl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde (Dberloßnitz Anzeigen-Preise: vt« ekrfpaktig« Seit« 1» Pf,., »uter.«ch^ftmdt- Letephsn: Vierden, Amt II. Nr. SIS. Nr. 6. Dresden, Sonntag, den 8. Januar 1905. 67. Iahrgan Das Neueste. Priyz Ludwig von Bayern vollendet heute sein 60. Lebensjahr. Die Bergarbeiterbewegung im Ruhrrevier hat bedrohlichen Charakter angenommen. Die Entscheidung über den Streik kann schon heute fallen. Das Oberbergamt in Dortmund hat die Vermittelung in dem Konflikt auf Zeche Bruchstraße abgelehnt. Die Nachricht vom Untergang des Flagg- f chiffS des Admirals Roschdjestwensky wird offiziell dementiert. In Deutsch - Südwestafrika haben neue Kämpfe stattgefunden, die mit dem Rückzüge des Feindes endeten. Der Hcrerokapitän Friedrich hat seine Gewehre abgegeben. Die russische Besatzung von Port Arthur ist gestern auSmarfchiert und wird nach Dalny eskortiert. General Stössel hat sein Ehrenwort gegeben, an dem Kriege nicht mehr teilzunehmen, und kehrt in die Heimat zurück. Deutsche und Tschechen im Kampfe sür ihr Volkstum.. Unter diesem Titel ist soeben ein für 25 Pf. zu beziehendes Schriftchen im Verlage von Hans Lüstenöder in Zittau erschienen, in welchem der Wanderlehrer des Bundes der Deutschen Nordböhmens, Josef A Hoyer, seine Erfahrungen und Beobackstungen während seiner langjährigen Wirksamkeit niederlegt. Der von ihm dabei an gestellte Vergleich, was beide Volksstämme für die Erhaltung ihres Volkstums tun, fällt keineswegs schmeichelhaft für die Deutschen aus. Am markantesten wohl wird der Unterschied zwischen diesen und ihren nationalen Gegnern bezeichnet durch eine Reihe von Angaben über die Opfer, die auf beiden Seiten für das wichtigste Gebiet des nationalen Wettbewerbes, für die Schulpolitik, gebracht werden. Der tschechische Schul verein, die „matica skolska", verdankt dem Eifer seiner paar Millionen Volksgenossen eine durchschnittliche Jahreseinnahme von 700,000 bis 800,000 Kronen. Der reichsdeutfcke Schulverein, der im ganzen Reiche Mit glieder wirbt, vermag nur den weitaus kleinsten Teil davon aufzubringen. So wird es dem tschechischen Schulverein möglich, immer neue Volksschulen als Trutz anstalten in deutsche Städte und Dörfer zu setzen, immer neue Mittelschulen als Herde der Slavisierung z« er richten Die Unterstützung dieser Bestrebungen tst allen tschechischen Gemeindevertretungen selbstverständliche Pflicht; alle tschechischen Geldinstitute und Sparkassen steuern reichlich dazu bei. Die Stadt Prag bewilligt jährlich 50,000 Kronen von ihren zu unverhältnismäßig großem Teil aus deutschem Vermögen stammenden Steuereinnahmen für Zwecke der tschechischen Schul politik. Die „ustredni zalvzna" in Olmütz spendete für die dortige tschechische Realschule, deren Errichtungs kosten in einem halben Jahre zusammen waren, rn einem Jahre 10,000 Kronen außer ihrem regelmäßigen Gchulve^einsbeitrag von 1000 Kronen. Die andere tschechische Sparkasse in Olmütz, die „obzomska zaloSnä", gcib gleichzeitig für denselben Zweck 3000 Kronen. In gleicher Weise find die Wirtschaftlichen Privatunter nehmungen der Tschechen bestrebt, Me nationale Art werktätig zu bekunden im grüben Gegensatz zu den meisten deutschen Unternehmern, die der Dkeitnrng sind, düß bei GeschäftSangekegetiheiten die nationalen Ver pflichtungen aufhvren. Go zählt die Smichöwer Aktien- Brauetei dem tschechischen Schulverein jährlich 2500 Kronen. Vor allem über entfalten die Kreise und Mit glieder des tschechischen Schulvereins 'selbst bis in die kleinste Ortsgruppe hinein eine Ungemein rührige Tätig keit. Die einzige Frauenortsgruppe Prag entbot im vorigen Jahre der Hauptleitung als NeujahrSaeschenk 24,000 Kronen. Als im vergangenen November die Hauptleitung klagte, daß sie in den ersten Monaten veS Jahres 173,000 Kronen mehr ausgegeben als ein genommen habe, wurden in dem einen Monat Dezember 200,000 Kronen von den Ortsgruppen aufgebracht. Derartiges ist nur möglich, wo in jeder einzelnen ein unabweisliches Gefühl für nationale Pflicht lebt. Nur so ist die Selbstbesteuerung der Tschechen aller Kreise zu erklären. Tagelöhner zahlen ihren Jahres beitrag zur Malice, Arbeiter veranstalten Sammlungen, Stammtischgesellschaften stellen Sammelbüchsen auf, Vereine stellen ihre Vergnügungen in den Dienst der nationalen Propaganda. Als die Gehaltsaufbesserungen der Lehrer in Kraft trat, opferte jeder tschechische Lehrer eine Krone der „Matice". Gerichtsbeamte, Postbeamte und andere tschechische Beamte sammeln für den gleichen Zweck. Auch die tschechischen Abiturienten in Pilgram spendeten 200 Kroneii an die »Malice", die Abiturienten der Brünner Realschule 400 Kronen. Die Stamm gäste eines Prager Gasthauses haben dem Schulverein 69,528 Kronen zugeführt. Jahrelang ging in Prag ein Mann allabendlich von Gasthaus zu Gasthaus, jeden Gast um einen Kreuzer für den Schulverein ansprechend. Der Mann soll 140.000 Kronen für den Schulverein zusammengebettelt haben. Bis auf das Totenbett be gleitet den Tschechen der Gedanke an die Sache seines Volkes. Der Ingenieur Czerny in Prag vererbte dem Schulverein 24,000 Kronen, der Schriftsteller Ruth 50,000 Kronen, der Hausbesitzer Losert in Leipnik 140,000 Kronen, der Gutsbesitzer Radzimsky sein ganzes Vermögen von 160,000 Kronen. Noch Dutzende von solchen beschämenden Beispielen können angeführt werden. Die gegebenen genügen jedenfalls, um zu beweisen, daß wir Reichsdeutschen unserem Schulverein auch nicht annähernd die Unterstützung gewähren, die wir feinen Bemühungen um die Verteidigung unserer nationalen Kultur schuldig. Politische Weltscdau. Deutsükes Reick. Der Kaiser nahm gestern an einem Diner bei dem Staatsminister Freiherrn von Hammerstein teil. — Auf die Neujahrswünsche des Berliner Magistrats sandte der Kaiser demselben folgenden Dank: „Der Magistrat hat mich wiederum zum Jahreswechsel durch treue Glückwünsche erfreut und zugleich dankbar der wertvollen Bereicherungen und Verschönerungen gedacht, welche die Haupt- und Residenz stadt im vergangenen Jahre, besonders durch die dem Andenken meines in Gott ruhenden Herr Vaters, des Kaisers und Königs Friedrich, Majestät, gewidmete Kunststätte erfahren hat. Ich spreche dem Magistrat für den Ausdruck treuer Ergebenheit meinen königlichen Dank aus. Möge es den städtischen Behörden Berlins auch im neuen Jahre mit Gottes Hilfe gelingen, den gewaltigen Anforderungen der Zweimillionenstadt gerecht zu werden und für das leibliche und geistige Wohl der Bürgerschaft in segensreicher Weise zu sorgen." Der Bundesrat überwies in seiner letzten Sitzung die Vorlage wegen Vornahme einer Volks zählung am 1. Dezember 1905 den zuständigen Aus- Nach Berliner Blättern hat der Reichskanzler in einer Verfügung an die ihm unterstellten Behörden angeregt, bei Beantwortung von Fragen, die von legitimierten Vertretern von Zeitungen an Beamte gerichtet werden, die zur Erteilung von Auskünften befugt find, nicht unnötig Zeit verstreichen zu lassen, sofern nicht der Erteilung einer Auskunft Bedenken ent- gegenstehen. Das ist brav vom Reichskanzler und ver dient Nachahmung. Zum deutsch-österreichischen Handelsver trag wird von bestunterrichteter Seite Mitgeteilt, daß die Verhandlungen zwischen den österreichisch-ungarischen und deutschen Delegierten einen bis jetzt so günstigen Berlaüf nehmen, daß diesmal bestimmt auf den Abschluß eines Vertrages gerechnet werden kann. Soweit aus dem gegenwärtigen Stande der Verhandlungen ersicht lich ist, hofft man die Unterzeichnung des Abkommens in nächster Zeit vornehmen zu können. Rechnet man nun für die Drucklegung usw. noch eine Woche Zeit, so kann erwartet werden, daß der Vertrag zusammen mit den HandelSüdereinkommen der andern Staaten dem Reichstag etwa acht Tage nach seinem Zusammen tritt, also in der zweiten Hülste der dritten Januar woche, vom 18. d. M. ab, vorgelegt werden wird. Be züglich des Veterinärabkommens verlautet, daß die deutsche Regierung der österreich-ungarischen in denkbar weitester Weise entgegengekommen ist. Der Deutschen Kolonialgesellschaft in Berlin ist die Erlaubnis erteilt worden, eine Geldlotterie »u Zwecken der deutsche« Schutzgebiete mit einem Reinertrag von Millionen Mark zu veranstalten und die Lose im ganzen Bereiche der Monarchie zu vertreiben. Die Zechenverwaltung im Ruhrkohlenrrvier hat die Anfrage der Belegschaft Bruchstraße wegen Verlängerung der Seilfahrt ablehnend beantwort. Eine tiefgehende Erregung hat sich infolgedessen der gesamten Arbeiterschaft im Ruhrkohlengebiet bemächtigt. Besonder» sind es die polnischen Elemente unter den Gruben arbeitern, die auf Abbruch aller Verhandlungen und sofortige Proklamirung des Generalstreikes drängen. Eine friedliche Beilegung des Konfliktes ist nur noch von einem Eingreifen des Oberbergamtes zu erwarten, dessen Entscheidung die Vertrauensleute der Belegschaft anzurufen beabsichtigen. Ein definitiver Beschluß über Krieg und Frieden wird voraussichtlich erst in den zum heutigen Sonnabend und zum Sonntag einberufenen Versammlungen erfolgen. Ueber den Außenhandel Deutschlands hat der amerikanische Generalkonsul Mason seiner Regierung einen längeren Bericht erstattet, der jetzt veröffentlicht wird. Er erstreckt sich über die Jahre 1899 bis 19oS und über das erste Halbjahr 1904 und zeigt, daß iu den ersten fünf Jahren die Einfuhr um 537,257,011, die Ausfuhr um 765,786^33 M. gestiegen ist. I« Jahre 19o3 standen die Bereinigten Staaten an der Spitze der Länder, die Rohmaterial, Lebensmittel und fertige Waren nach Deutschland ausführen, und an dritter Stelle unter den Ländern, nach denen Deutsch- land ausführt. Hervorgehoben wird der verhältnis mäßig geringe Absatz deutscher Waren in China, Mexiko, Japan und Britisch - Nordamerika, trotz aller An strengungen der deutschen Regierung und der Geschäfts welt. Die Denkschrift über die Entwickelung der deutschen Schutzgebiete in Afrika und der Süd see nebst Anlagen ist im Reichstage ausgegeben worden. Die wichtigsten Mitteilungen aus dieser Denkschrift sind schon bekannt gegeben worden. Ergänzend in be zug auf die Bewegung der Bevölkerung sei noch be merkt : In OstafriLa bezifferte sich die weiße Bevölkerung zu Beginn des Jahres 1904 auf insgesamt 1437 Seelen, darunter 254 Frauen und 126 Kinder, gegen 1275 im Jahre 1903, die Zunahme beträgt 187 Köpft. Die farbige nicht eingeborene Bevölkerung betrug etwa 10,0M, die Eingeborenen 6,700,000 Köpft. Für die übrigen Kolonien stellen sich diese Zahlen wie folgt: Kamerun 710 (58 Frauen, 19 Kinder) gegen 670 Weiße, Farbige unbestimmt, da keine Zählungen vor genommen; Togo 189 (25 Frauen) gegen 168 Weiße, Farbige etwa 1*1, Millionen; Deutsch Südwestafrika: Zahlen konnten wegen des Aufstandes nicht festgestellt werden: Neu-Gmnea mit Zübehör 636 gegen 578 Weiße, 193 nicht einheimische Farbige, andere Farbige nicht gezählt; Marschall-Inseln: 81 gegen 77 Weiße, 67 nicht eingeborene Farbige, 89 Mischtrnge, 13Ehinesen, Eingeborene 15,000 Köpfe; Samoa: 381 Weiße -im Jahre 1908. Eine Statistik für 1904 liegt nicht vor. Für das nächste Jahr wird eine genaue Zählung von Weißen und Samoanern vorbereitet. — Dre Nationali täten zeigten in Ostafrika 1102 Deutsche, 10 Franzosen, 57 Engländer, 57 Griechen, in Kamerun 612 Deutsche, 24 Engländer, 31 Amerikaner, in Reu-Guiena 351 Deutsche, 86 Engländer, 26 Holländer, Marschall Insel» 81 Deutsche. Aus Güdwestafrika. Gegenüber den von deutscher Seite gegen die Kapregiorung erhobenen Be schuldigungen wegen Verweigerung der Auslieferung der in die Kapkolonie geflüchteten Herero erklärt die Kap- regieruna, sie beobachte strengste Neutralität. Alle Kampfteilnehmer, die über die Grenze kommen, würden entwaffnet, und dürften nicht zurückkehren. Die Stellung der Kapregierung sei sehr schwierig, da die Herero sorg fältig vermeiden englische Untertanen zu belästigen. An Typhus gestorben: Reiter Joses Döbler, gckbore» am 2. März 18^3 in Niederlegerndorf, früher königl. bayerisches I. Infanterie-Regiment „König", am 3. Januar im Okahandja. — General v. Trotha meldet aus Windhuk unterm 5. Januar: Oberst Deim ling beabsichtigte, am 4. d. M. Gochas konzentrisch an zugreifen mit Abteilung Meister (4, 5., 7. Komp., Batt.