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Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188604031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860403
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-03
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.04.1886
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57^'" ' . -- 7.^ ie Nieder» »tagen er- an in den len einen Bewohner r Stunden Seine nicht >eS schönen i Vigilanz, fünf Kerle m, worauf enheit ihre ad er die rS (Kneip. ' eine Ueber- : und noch en den im faul und ierkommene lichen. ein Mit« bliche Weise eS vor, zu aditionelleS :tzte Bahn- , Missouri, schien und ; anlangte, und gegeu- : vier oder Titeln uud , so findet oder 300 schüchterne ; Kapitän- n Anspruch ennen ließ, c Waffe er )ient. Ich hatte, aber an ihn den h mit dem Piene ge- n Bahnhose agen hatte, ungeheuren Mühen des elegt hatte, neu, die er achte dann, lten zu der e mit recht roßen Bett cht gut für eisenden in gen Hotels > ganz Un- erhält man ich doch ein den beiden bekommen. Seite ein, das bereits eter steigen Zeitung.- Tagen er» teffel seinen nanu außer Seit jener ichteu Mo- n Pfleger», giebt ihnen e Hilfe ist ederike, die von einem lvgange im ißten Theil de oder im i von Zeit ^ behandelt ind Freund rS-Aspirant Wochen zu evst zurück- :re Leidens« r schwache elt kürzlich, L. Webster nen Galten, r Guthaben cke«. Herr >»t am 27. ars gezahlt tll gebrochen rzählt Herr eine Gaitia, n. ihre Er- die höchsten d 200.000 Schriftsteller ulay erhielt Scott ver- llars. Im >tS gedruck, weite Baud em Vertrag r lesen in musikalische irfigen eng- am letzte« em hiesigen e Hochzeit- lschenschädel 77. -L JM»«na. AbonnementSpreiS: Der nnvarteilsche — jede» Wochentag Abend (mit dem Datum des folgende» Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei de» Ausgabestellen in Cb ninitz und de» Vororte», sowie bei der Pos!. (Eingetragen unter Nr. 483tk) I», 4. Quartal erscheint für Abonnenten ZahieStmch (WelhtiaWbeigiibe) d. Anzeigers. Verlast: Alexander Wiede, Bnchdrnckeret, Niemuty. SSchstscher mit „Ghemititzer Stadt-AnzeigeV". Sonnabend, 3. April 1886. JnsertionSpreiS: , . Raum einer schmalen KorpuSzeile 15 Pfg^ — Reklame (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (m Briefmarken) beifügen lie 8 Silben Korpusschrift bilden ca. l Zeile). Annoncenannahme: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Rr. S. Telegramm-Adr.: Wiedel Anzeiger, Lbemnttz. Fernsprechstellc Nr. 136. Mlätter: „Tägliches Unlerhaltungsblatt ' mit hiumPH itlustnrte; Simtazrdlatt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Für die bevorstebende vierte ordentliche evangelisch-lutherische Lander synode hat sich im XX. Wahlbezirk«, welcher sümmtliche Parochieu der kphorie Stollberg uwsaßt, die Wahl eines geistlichen und eines weltlichen Synodal- Mitgliedes ersorderlich gemacht- Nachdem nun von de« «vangelisch-luthert- schen Landesconsistorium der 7. April d- I. als Termin zur Veranstaltung der Wahlversammlung festgesetzt worden ist, so wird dies andurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß die Wahl gedachten Tage- Vormittags halb 12 Uhr in Stollberg im Saale der dortigen Realschule stattfinden wird. Dir Wahl der Abgeordneten zur Synode hat nach der Bestimmung in 8 38 der Kirchenvorstands, und Synodalorduung vom 30. März 1868 durch Wahl männer zu geschehen. Jeder Kirchenvorstand sendet aus seiner Mitte so viel« weltliche Mitglieder als Wahlmänner in die Wahlversammlung, als constr- mirte Geistliche in der Parochi« angestellt sind- Diese Geistlichen treten kraft ihres Amtes als Wahlmänner hinzu. I« Uebrigen wird noch besonders daraus aufmerksam gemacht, daß die Kirchenvorstande verbundener Kirchspiele (Mutter-, Tochter-, Schwester-Kirchen), bei welchen nur ein consirmirler Geist- sicher angestellt ist, gemeinschaftlich einen weltlichen Wahlmann zu wählen haben. Sind mehrere confirmirte Geistliche bei einer Mutterkirche (oder Echwesterkircbe) angeftellt, so wählt der Kirchenvorstand derselben mit dem Kirchenvorstande der Nebenkirche (Tochter- oder Schwesterkirche) gemeinschast. sich so viele weltliche Wahlmänner, als von diesen Geistlichen in beiden Kirchen amtiren. Haben dagegen Geistliche nur in der Mutterkirche oder nur in der Tochterkirche zu amtiren, so hat in jenem Fall« der Kirchenvor- stand der Letzteren «ine gleich« Anzahl weltlicher Wahlmänner allein zu wählen. Chemnitz, den 27. März 1886. Der Wahlcommifsar im XX. Synodalwahlbezirk- Im Handelsregister für dm Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht- wurde heute auf Folium 373 die am 25. März 1886 errichtete Firma Walther L Kamprath in Siegmar eingetragen und zugleich verlautbart, daß die Maschinenbauer Herr Ernst Emil Walther und Herr Friedrich Ernst Kamprath daselbst Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 30. März 1888. Königliches Amtsgericht- DaS EoncurSverfahren über das Vermögen des Fleischer- Heinrich Richard Lähner in Altchemnitz wird nach erfolgter Abhaltung de- Schluß termins hierdurch ausgehoben. Chemnitz, den 31. März 1886. Königliches Amtsgericht. DaS EoncurSverfahren über da- Vermögen des in'S Ausland auSge. tretenen Handelsmann- David Heinrich Gustav Brockmann auS Lhemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 3l. März 1886. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Stachrichterr. Vom 1. April. Berlin. Der Kaiser, der Kronprinz, Prinz Wilhelm und Prinz Georg statteten dem Fürsten Bismarck anläßlich seiner heutigen Geburtstages persönlich ihre Gratulationsbesuche ab. Eine Deputation ehemaliger Jäger und Schützen auS Greifswald brachten früh ihre Glückwünsche dar. Die Capelle des 2 TarderegimentS brachte nm 11 Uhr nud diejenige des Kaiser-Alexander-RegimentS «m 1 Uhr «io Ständchen. Depeschen, Adressen, Glückwunschschreiben nud Ge« burtStagSspende» find in sehr großer Zahl von allen Seiten rin- gegangen. Berlin. Die „Krenzzeitnng- meldet aus Paris, die Haltung Rußlands gegenüber Bulgarien sei um so bedrohlicher, als dieselbe auch bezüglich Griechenlands zweideutig sei Die russisch« und italienische Flotte hätten sich schon von dem Geschwader der Groß mächte getrennt. Stettin. Der Stettiner Lloyddawpfer „Martha- ist, von Newyork kommend, ans de« Wege nach Stettin gestern wohlbehalten in Gothenburg eingetroffen. Bremen. Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „EmS- ist heute Vormittag 8 Uhr in Southampton ringrtroffen. Londnn. Nach dem Berichte des Schatzamtes betrugen di« Eiuuahmen de« Staates in dem mit dem 31. März schließenden Finanzjahre 89,581,301 Lstrl. gegen 88,043,110 Lstrl. in dem vor- hergeheude» Finanzjahre. Unter den Mehreinnahmen sind namentlich aufzusühreu 3 Millionen Lstrl. Einkommensteuer und 245,000 Lstrl. aus den Erträgnissen der Post; von Mindereinnahmen find besonders zu »ennen 494.000 Lstrl. au» den Zöllen, 1,140,000 Lstrl. an der Accise, 335,000 Lstrl. aus Stempelerträgen und 167,000 Lstrl. diverse. Lyon. Da» „Journal de» Mission» eatholiqueS- berichtet, daß Anfangs Januar in Anam und in der Provinz Onougbiny neue Riederwetzluugen stattfande«. Ei« eingeborener Priester und 442 Christen wären ««gebracht. Brüssel. Der vom Schulpfennig-Comitee für heute, wie all jährlich zu Mitfasten, hier projectirte Auszug findet nicht statt. Auch in Charleroi hat der Bürgermeister jeden MaSkenanfzng untersagt. Ein Individuum, da» i» di« Bank von Gilly einzudringen versuchte, wurde durch die Kugel «ine» Geudarme« zu Boden gestreckt. Da» Journal,Le Peuple-äußert sich sehr abfällig über die Regierung «nd die Kammer »nd hebt hervor, daß die Deputirten-Bersammlnug in einer Biertelstund« eine Frage erledigte, welche ganz Europa in Schwebe hält «nd nicht einmal ein Wort de» Beileids skr so viele Unglück- liche gesprochen wurde. Petersburg. Zu den letzte« Depeschen au» Sofia, betreffend die Schritte der Mächte, um de« Fürste« zur Nachgiebigkeit zu be wegen, bemerkt da» „Joarnal de St. Petersburg-: Man begreift ohne Mühe di« Enttäuschung de- Fürsten Alexander; aber nachdem von allen Labinetten der betreffende Entschluß gefaßt ist, scheint r», daß der bulgarische» Regierung nnr übrig bleibt, sich zu unterwerfe«; e» handelt sich um «in« Transaktion, au» welcher Bulgarien einer Tage» definitiv, Lösungen hervorgehen lassen kann, wen« man die Weisheit b,fitzt, keinen neue» Conflikt und keine neuen Cowplieationen hervorzurufe«, so daß dadurch die Mächte veranlaßt werde« könnten, ihr Enlgegenkowmen zu bedauern. ES ist ein loyaler Versuch, au» welchem Bulgarien all« Bortheile ziehen kann, wen« eS denselben in einer entsprechenden Weise handhaben will. DaS Journal führt an», daß dir Situation im Orient keine radikalen Lösungen vertrage und daß eine gewisse Unklarheit sich den Verhältnisse« von selbst ausdränge. Di« gegenwärtige Transaktion erscheint nothwendig im Namen höherer Interessen, «nd wenn Rußland, welche» soviel Opfer für Bulgarien gebracht hat, e» verlangt, so hat «S auch da» Recht daranf zu rechnen, daß seine Stimme gehört werde. Fürst Alexander hat de» Frieden in Gefahr gebracht; er hat Verlegenheiten hervorgernfe«, deren Trag weite rr nicht hat ermessen könne«, die er aber anch nicht in der Lage gewesen ist zu beschwören. E» bleibt ihm also nicht» übrig, als sich z« unterwerfen, ohne sich länger mit den m»hr oder «eniger verhüllte» Drohungen anfzuhalten, welche an» Sofia gemeldet werden. Politische Rundschau. Chemnitz, den 2. April. Deutsche-Reich. Die ReichStagScommisfion hat da» Offieier- Pensionsgesetz wesentlich nach dem Anirage des Abg. Graf Moltke angenommen. Dem Gesetz wird rückwirkende Kraft bi» 1882 brigelegt. — Zur Kirchenfrag« wird nachträglich noch bekannt, daß die deutschen Bischöfe den Domherrn Neuß in Trier nach Rom gesandt haben, um gegen die Fassung der preußischen Kirchrnvorlage zu protestireu. Da durch ist auch für jetzt, wie bekannt, der Ausgleich verhindert worden. Herr Rrnß hat dem Bischof Kopp ein Schreiben de« Papste» nach Berlin gebracht. — Die parlamentarische Hochfluth ist mit der zweiten Lesung de» Soeialistengesetze» vorübergrrauscht — dis Ostern. ES ist kaum anzunehmen, daß bi» zum Fest« noch besondere Debatte« stattfindeu werden, welche so gewaltig das Interesse der ganzen Bevölkerung in Anspruch nehmen werden, wie die Sitzungen der letzten acht Tage. Die Spannkraft ist geschwunden, wichtige Entscheidungen find nicht mehr zu erwarten uud auch im Reichstage wird e» bald wieder leer anSsrheu. Biel Sitzungen finden überhaupt nicht »ehr statt, und. ist die dritte Lesung de» Soeialistengesetze» vorüber, dann wird man auch Ferien machen müssen. Nach Ostern wird dann mit de» Brannt weinsteuervorlagen die neue Periode beginne». — Wie das Königreich Sachsen da» Fürstenthnm Reuß-Greiz annectirrn wollte! Anknüpfend an die Betrachtungen, die jüngst Fürst BlSmarck im Reichstage über die Stellung der einzelstaatlichen Dyna stieu zum alten Bunde und zum neuen Reiche ««stellte, bringt die „Grrizrr Ztg.- folgend« Erinnerung an da» Jahr 1848: „Wenig bekannt dürfte es geworden sein, wie damals verschiedene Einzelstaatrn unter dem morschen deutschen Bunde, wie besonders unsere« Fürsten thum da» Aushöre« der Selbstständigkeit drohte. Bi» zu einem ge- wissen Grade brkanut sind die Bestrebungen für Errichtung eines Königreiche» Thüringen geworden. Das war schon wieder vorbei, da tauchten, war bisher Wohl noch nicht öffentlich bekannt geworden ist, weitgediehen« Verhandlungen wegen einer Mediatifirung de» Fürstenthnm» durch Anschluß an Sachsen auf. Die Verhand lungen wurden von de« damaligrn Kanzler Otto so geheim geführt, daß die übrigen Regierung-Mitglieder, welche» auch ein Theil der vorhergegangeuen Verhandlungen mit Weimar geheim gehalten worden war. keine Ahnung davon hatten. Der verstorbene Geh. Rath Hennig erhielt zuerst Keuntniß davon durch folgendes Schreibe« des ebensall» wie alle übrigen dabei handelnden Personen längst verstorbenen da maligrn Ministers Georgi in Dresden, der somit kein« Ahnung davon hatte, daß Adressat von der Sache einfach nicht» wußte. DaS Schreiben giebt den besten Nachweis darüber, wa» beabsichtigt und wie weit die Sache gedtrheu Uäfk. ^ Wohlgeborener Herr, Hochznverehreuder Herr Geh. Regierunt-rath l ES drängt «ich nach dem bedeutungsvollen Schritt, welchen Ihr Durchlonchtefirr Fürst in den letzten Tagen grthau hat. den Männern, die hierbei sicher nicht ohne Einfluß gewesen find uud namentlich Ihnen und dem Herrn Kanzler Otto meinen uud meiner Kollegen Dank und ansrichttge Hochschätzung auSzndrücke«. Mit staatSmännischem Blick haben Sie die Unmöglichkeit erkannt, die von der gegenwärtigen Zeit und der Bildungsstufe deS Volkes an den StaatSorganiSwnS «nabweiSlich gestellte» Forderungen zu vereinige« mit dem Bestehen ganz kleiner Monarchien und haben dieser Keuut- niß Rechnung getragen, da eS «och Zeit ist. Gewiß gebührt Ihnen dafür der bleibende Dank de» Laude». Sollten, wie ich zuversichtlich hoffe, die zu eröffnenden Verhandlungen zu eine« Abschlnß führen, so werden Sie gewiß Ihre wohlthätig« Wirksamkeit Ihrem Lande nicht entziehe« und die Rrgiernng wird solche Kräfte brauchen «nd mit wahrer Frende in Anspruch nehmen, wenn sie sich ihr darbietrn. Unsere innere« Zustände in Sachsen find Gott sei Dank geregelt. Ungeregelt« und niederzuhaltende Bestrebungen giebt eS allerdings und erregende Eindrücke von Außen haben dens.lben, namentlich in der letzten Zeit, großen Borschub geleistet. — Noch «der hat immer das Bessere gesiegt. — Wir habe« einen sicheren Haltepunkt in Sachse« in den vortrefflichen Gefinnungen unseres Regenten, der ge wissenhaft hält, waS er einmal zugesagt I — Wie aber unsere all- gemein deutschen politischen Berhältniffe sich gestalten werde», mag der Himmel wisse«; — nur soviel steht fest, daß ans dem Wege, den man eingeschlageu hat, nicht weiter fortzukommeu ist. Mancher Frankfurter Beschluß wird in der Lust stehen bleiben. Ich wieder- hole Ihnen, Verehrtester Herr Geh. Reg -Rath, den Ausdruck wahrer Hochschätzung, mit welcher ich die Ehre habe, mich z» neunen Ihre« ganz ergebensten Dresden, 28. November 1848. Georgi." — Infolge der Ablehnung der Antröge de» Bischofs vr. Kopp ist den Bermuthungen natürlich wieder Thür und Thor geöffnet. Wir find im April und da wechselt nicht nur,oben am Himmel da» Wetter, sondern auch in der Politik. Auch nach einem Donnerschlag, wie eS di« Ablehnung der Kopp'schen Anträge war, kann wieder heiterer Himmel folgen. ES ist daran zu denken, daß nicht nur der preußi sche« Regierung der Kirchensrieden erwünscht ist» sondern auch dem Papst. Es pasfirt denn doch Manches hinter den Kouliffe«, wovon offen nicht gern gesprochen wird. — In diese« Tage« kam e» in Braunschweig zu einem de- merkeurwerthen Welfenproceß. Vom Landgericht wurde der au» Hannover gebürtige Händler Ohse, der den bekannten Artikel der „Germ.- gegen den Grafe« Görtz-WriSberg roth angestriche» in seinem Schaufenster auSgelrgt hatte, z« zwei Monate« Gefängniß verurtheilt. Dabei ereignet« sich «I» Zwischenfall, über welchen der „Hauuov. Tour.- berichtet: Der Bertheidigrr, der exaltirt welfische Rechtsanwalt vaumgarten aus Wolfenbüttel, führt« in seinem Plaidoyer aus: Der Herzog von Cuviberland Hab« in der Angelegenheit gutgläubig ge- handelt, der Graf aber den Ansordernngen von Loyalität in den Ver handlungen nicht nur nicht entsprochen, sonder» di« Borwürse gegen de« Herzog wider besseres Wisse» gemacht. (Bei diese« AnSeinander- setznngen »alt fich »ehr und mehr Erstaunen anf den Gesichtern der Mitglieder de» Gerichlshofe»; schließlich «acht auf Anregung de» Staatsanwalt» der GerichtSvorsitzende den Bertheidigrr daranf auf merksam, «» sei nicht mehr zu erkenne«, in welchem Zusammenhang« seine ««»führnngeu mit der gegenwärtige» Anklage ständen. Die braunschweigische Frage sei erledigt nud der GerichtSsaal sei doch nicht der Ort, Politik zu treiben.) Der Bertheidigrr replieirt daranf, seine AnSführunge« seien unerläßlich, denn e» handele fich um die Be gründung der dem Grafen Görtz-WriSberg gemachten Borwürfe, vor züglich um den der Illoyalität oder — fährt der Redner fort, al» der Präsident Miene macht, ihn zu unterbrechen — wenn Sie mich dazu zwingen wollen, eS deutsch zu bezeichnen, wa» ich bisher unter ließ: daß der Graf unredlich war! (Große Aufregung.) Erster Staats anwalt Reiuking erhebt sich und stellt den Antrag, die Aeußernuge« de» BertheidigerS zu Protokoll zu nehmen. Der Bertheidiger erklärt: „Unter diesen Umständen schließe ich meine Bertheidigung. Nehme» Sie meine Worte zu Protokoll; den gebrauchte» Ausdruck nehme ich nicht zurück, sondern werde ihn nöthigrnfall» wiederholen. Klagen Sie mich ruhig an. Will der Graf rin Tänzlet« wagen .. - Den Vorschlag de» ersten Staatsanwalt», der Bertheidiger möge seine Ausführungen selbst zu Protokoll dietireu, weist Rechtsanwalt Baum garten mit den Worten zurück, er sei nicht vcrpflichtet, fich selbst auzn- klagen. DaS hindere ihn nicht, den Gebrauch de» Ansdrucks „un redlich- ausdrücklich anznerkenuen. Der Gerichtshof stellt sodann l» BerathungSzimmer die vom Rechtsanwalt Baumgarten gebrauchte» Redewendungen fest, die dieser «ach unerheblichen Abänderungen al» richtig anerkeunnt. Frankreich. Die belgischen Revolutionäre, welche k« Pari- eine Versammlung veranstalten wollte», find anSgewieseu. Die ganz« Sache ist aber keineswegs so still abgelanfeu. Bor dem Local, welches zur Versammlung dienen sollte» hatten fich am Abend große Menschenmengen versammelt. Als bekannt wurde, daß dir Versamm lung verboten, brach die Masse in Heulen und Toben au»: „Nieder mit dem König! Nieder mit Leopold! ES lebe die sociale Republik l" Die Polizei nahm mehrere Personen fest, darunter die Hauptausührer. Alle Läden waren geschlossen in diesem Stadtviertel. Eine Anzahl Belgier begab fich znr belgische« Gesandtschaft, wurde aber daselbst nicht vorgelassen. Alsbald wurden wieder Rufe lant: „Nieder mit Leopold! Er lebe die allgemeine Repulik l- Unter den Ruhestörern befanden fich auch einige Deutsche. Ei« deutscher Tischler wurde wegen Beleidigung der Polizisten verhaftet. — Die Ausdehnung de» Streikes in Drcazevllle auf weitere Gebiete wird befürchtet. Au der belgischen Grenzlinie wird der Zollkordou durch Militär verstärkt, da sich Arbelterhaufe» der Grenz« näher». Belgien. In dem belgischen AufstandSgediet liegen die Dinge jetzt folgendermaßen: Charleroi und Umgegend ist ruhig, in der Um gehung von Tournai wird zwar noch theilweise gestreikt, aber ma» hofft, e» würde« keine Ruhestörungen mehr Vorkommen. Bei Charleroi wird im Allgemeinen wieder gearbeitet, die Raubzüge der Arbeiter find zu Ende. Freilich ist die Lage der Arbeiter eine geradrz» trostlose. General van der Smiffen hat sein Hauptquartier nach MonS verlegt, wo eS noch bedenklich auSfieht. Di« Umgegend vo» Barges «nd Calomie ist von den Arbeitern furchtbar verwüstet worden. Beendet ist also der Aufstand noch lange nicht, und in de» Bezirke« von Charleroi und Tournai hört man es immer wieder auSsprecheu, es werde noch einmal loSgehen, wenn e» nicht ander» werde. Die Berichterstatter radikaler französischer Blätter find sämmtlich au»ge- wiesen worden. Bei dem Zusammenstoß von Roux hat es mit de« bisher Verstorbenen mindesten» 40 Tode gegeben. Auch bei BaSconp kam es zu einem förmlichen Gefecht. 200 Arbeiter, mit Eisenstange» und Knüppeln bewaffnet, stürmten auf eine Compagnie Jnfantnie los; die erste, blinde Salve beachteten sie nicht, zum zweiten Mal« wurde aber scharf gefeuert. Ein Arbeiter stürzte todt hin, gegen 20 wurden verwundet und nun nahmen die Uebrigen Reißaus. Am Abend rückte die Menge wieder heran, diesmal aber zahlreich mit Revolvern und Gewehren bewaffnet. Die ganze Nacht hindurch wurde ein Feuergefecht unterhalten. Welche Verluste die Arbeit« hierbei erlitten, konnte nicht festgestellt werden. Bon den Bewohnern von Bascoup hatte sich Niemand am Kampfe betheiligt. Alle waren in ihren Häusern gebliebm und hatten Läden «nd Thüreu fest ver schlossen. — In Brüssel hat fich ein Advokaten-Comitä gebildet, welches die Bertheidigung der Arbeiter bei den bevorstehenden Pro- zefsen kostenfrei übernehmen will. Die Zahl der Verhafteten ist scho« sehr bedeutend und eS werden immer mehr eingebracht, so daß als» ein Riesenprozeß in Aussicht steht. — Die belgischen Officiere klagen sehr über die Milizsoldaten, die große Neigung sür die Arbeiter zeigen und absichtlich sehl schießen. Es ist von Einzelnen sogar offen gedroht, bei einem all gemeinen Ausstand würden sie sich den Arbeitern anschließen. England. Nächsten Donnerstag wird die irische Debatte!« Parlament beginnen. Von dem demokratischen Abg. Spenslay ist jetzt — zum ersten Male — ein Antrag im Parlament eingebracht, den Mitgliedern de» Unterhauses Diäten zu gewähren und zwar je 6000 Mark pro Jahr, für den SitzungStag etwa 40 Mark. — Bon der afghanischen Grenze wird gemeldet, daß dort Alles gut steht und keinerlei Anlaß vorliegt, an Stockungen bei der Feststellung der Grenze zu denken. Die bezüglichen Gerüchte waren von vornherein unwahrscheinlich. Rußland. Der kaiserliche Hof hat die Reise nach Südrußland, das zum ersten Male vom Czaren besucht wird, angetreteu. Di« Reise ist höchst angenehm, denn die ganze unendliche Bahnstrecke ist von Soldaten-Doppelposten garnirt. Alexander III. kann sich dabei auSmalen, wie lieb ihn seine Unterthanen haben. Spanien. Acht Tage vor den Abgeordnetenwahlen pflegen in Spanien die sogenannten Jnterventore» (Vorstände, Vertrauens männer und Protokollführer bei der eigentlichen Wahl) gewählt z« werden, und wie diese Wahl fällt auch die Hauptwahl in der Regel aus. Darnach würde die Regierung zwei Drittel aller Abgeordneten sitze erringen; daß sie überhaupt siegt, ist in Spanien ebenso selbst, verständlich, wie Geschwindigkeit keine Hexerei ist. — Der oberste Kriegsgerichtshof in Madrid, dem jetzt die Acten der gegen di« Führer der spanischen Expedition nach der Insel Kap angestrengten Proceffe Vorgelegen haben, hat di« Freisprechung der Officiere be stätigt, da ihnen die stricte Ordre gegeben war, sich mit dem deutschen Kanonenboot in keinen Kampf einzulafsen. — Zur Zeit deS spanischen LärmS gegen Deutschland wurden bekanntlich auch Sammlungen zu« Bau eines Kriegsschiffes veranstaltet. Sehr viel ist nicht zusammen- gekommen, denn Patriotismus und Geldgeben ist nicht immer dasselbe, aber zum Bau eine» Torpedoboote» langt eS doch und das soll jetzt hergestellt werden. Amerika. Die große« Streiks in Nordamerika nähern fich allmählich ihrem Abschluß. Wenn die Arbeiter auch in verschiedenen Einzelfällen unterliegen, in der Hauptsache werden sie doch den Sieg
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