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Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188602261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860226
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-26
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.02.1886
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b- L7. — 6. ZadkM«. Abonnementspretö: Der unvartkiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg, bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4833.) 'lm 4. Quartal erscheint für Abonnenten ahresduch (Weihimchtsbcigalie) d, Aiizeigers. Sächsischer Verlag: Alexander Wiede, Bnchvrmkerci, Chemnitz. Areitaa, 26. Februar 1886. JnsertiouSpreiS: Raum einer schmalen KorpuSzeile 1k Pfg.; - Reklame (Ispaliige Petitzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholuuggroßerAnnoncenRavatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge» ue 8 Silben Korpusschrift bilden ca. l Zelle). Annonccnannahme: nur bis Vormittag. Expeditiea und Redaktion: Chemnitz, Theaterstrahe Rr. L. Telegramm-Adr.: Wieder Anzeiger, Lbemnttz. Fernsprechstell« Nr. 138. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Mütter: „Tägliches UnterhsUungsblstt' uck humriW illllstmier SmiltMM „Lustiges Bilderbuchs yrbo«neme«ts «irrladung. Für de« Monat März Nehme« die Postanstalteu, sowie i« Chemnitz und Umgegend die Ausgabestellen, AbonnementSbestellungen auf den „Sächsischen Lander-Anzeiger" mit seine» Beiblättern zum Preise von 60 Pfg. entgegen. Der bereits erschienen» Theil deS im Beiblatt „Tägliche» Unterhaltungsblatt" Anfang Februar begonnenen fesselnden Roman» „Durch eigene Schuld" von Friedrich Friedrich wird den für März neu beitretende» Abonnenten gratis nachgeliefert. Der Sächsische Lande»'Anzeiger ist in der deutschen Post- ZeitnngSliste für 1886 unter Nr. 4833, in der österreichischen unter Nr. 2108 eingetragen. Abermaligem recht zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten sieht entgegen die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes-Auzeigers. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. lieber daS Vermögen des EisengkeßereibesttzerS Carl Robert Hartwig, Inhabers der Firma Chemnitzer Weicheisengießerei Meichsner L Hartwig, in Chemnitz, wird heute am 23, Februar 1886, Nachmittags ^6 Uhr daS ConcurS- Verfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Bauer I in Chemnitz wird zum Concursverwalter ernannt. Concurssorderungen sind bis zum 3 April 1886 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußsaffung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines GlüubigerausschuffeS mnd eintretenden Falles über die in, 8 120 der Loncursordnung bezeichnet«» Gegenstände aus den 13. März 1886 Vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 13. April 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur ConcurSmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concursmasse etwa» schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Bemeinschuldner zu ver abfolgen oder zu' leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, sür welche sie aus der Sache abge sonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis zum 27. März 1886 Anzeige zu machen Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. lieber das Nachlaß-Vermögen des verstorbenen FlelschermeisterS Carl Gottlob Bernhard May in Chemnitz wird heute am 24. Februar 1886 Vor mittags halb 10 Uhr das Concursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Vater in Chemnitz wird zum Concursverwalter ernannt Concurssorderungen sino bis zum 23. März 1886 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines GläubigerauSschuffeS und eintretenden Falles über die in 8 120 der ConcurSordnung bezeichnet««! Gegenstände auf den 11. März 1886 Vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der ^«gemeldeten Forderungen auf den 8. April 1886 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concursmasse etwas schuldig sind, wird aus. gegeben, nichts an des Bemeinschuldners Hinterlassene oder an den Nachlaß. Vertreter zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferleqt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, sür welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis zum 25. März 1886 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. In dem Concursverfahren über daS Vermögen des Hutmachers Ernst OScar Edmund Schumann in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen daS Schlußverzeich- niß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Be schlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 24. März 1886, Vormittags 10 Uhr, vor dem König lichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 23 Februar 1886. Pötzsch, Gerichtsschreiber deS Königlichen Amtsgerichts. In dem Concursverfahren über das Vermögen des Matcrialwaaren- händlcrS und Restaurateurs Carl August Wieland in Kemtau ist zur Ab- nähme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschaffung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin aus den 20. März 1886, Vormittag- 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgericht» Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 20. Februar 1886. Pötzsch, GerichtSschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Telegraphische Nachrichten. Vom 24. Februar. Halle. Auf der Gemarkung des benachbarten Dorfes Zöschen ist eine Ackerfläche von 10 Morgen plötzlich versunken. Mehrere Arbeiterhäuser mit drei Menschen sind verschlungen. Glücklicher Weise waren die meisten Bewohner außerhalb auf Arbeit. Unter dem nieder- gegaugenen Acker war ein alter Schacht, der anscheinend zusammen- gebrochen ist. An Stelle de» Landes ist jetzt ein großer Teich. London. Der nunmehr veröffentlicht« Bericht der Commission über die jüngsten Ruhestörungen im Westend unterzieht das Verhalten de» Polizei einer strenge« Kritik, bezeichnet die bezüglich der Kund- gebuvg auf Trafalgar Square von der Polizei getroffenen Vorkehrungen als unzulänglich und ohne Umsicht eniwvrfeu und kommt zu dem Resultat, daß die Verwaltung und Organisation der Polizei eine gründliche Untersuchung erheische. Der Polizeichef, Oberstleutnant Hendrrson, erklärte.vor der Commission, er habe die Abseuduvg von 100 Polizeieonstablern nach Pall Mall angeordvet, um dem Treiben deS Pöbels Einhalt z« thun, irrtümlicherweise seien dieselben aber nach der Mall und nach dem Buckingham-Palast, anstatt nach Pall- Mall gesendet worden. Belgrad. Zn Verfolg deS jetzigen Standes der FiedenSver- haudluugen zwischen Serbien und Bulgarien wurde», hier die mili tärischen Bestellungen fistirt Athen. Der neue türkische Gesandte Feridoo Bey überreichte gestern dem Könige sein Beglaubigungsschreiben und drückte bei dieser Gelegenheit die Werthschäzung de» Sultans sür den König nud den Wnusch deS Sultan» aus, die guten Beziehungen mit Griechenland aufrecht zn erhalten. Der König erwiderte, indem er die gleichen Gesinnungen und Wünsche aussprach. Washington. Die Majorität der Finauzkommisfiou hat in eine« von ihr erstattete« Bericht dem Rrpräsentanteuhause die Annahme einer Resolution empfohlen, durch welche der Schatzsekretär ausgefordert wird, monatlich 10 Millionen Dollar» zur Amortifiruvg der Staat», schnld z» verwenden, sobald der Ueberschuß de» Ltaat-schatzeS 100 Millionen Dollars übersteigt. Nrdeitsnoth in Spanien. L—g. Madrid, den 18. Februar. Die spanische Regierung befindet sich in einer sehr unbehaglichen Lage. Der schöne Tranm, daß die Regentschast der Köuigin.Wittwe Marie Christine ungetheilteu Beifall im Volke habe, ist längst vorüber, die Karlisten rühren sich eifrig, noch mehr aber die Republikaner, denen die ungünstige wirthschaftliche Lage Tag sür Tag nene Anhänger znsührt «ud die sich von den bevorsteheaden KorteSwahle» sehr viel versprechen. Das Ministerium Sagasta fleht den Wahlen mit großer Sorge entgegen; ein Beweis dafür ist die Einberufung von 50,000 Manu Soldaten, die namentlich der Madrider Garnison Verstärkung bringen sollen, denn dort ist die Gähruug am größten und auf ihre Truppen kann dir spanische Regierung nur so lauge zählen, al» sie den Erfolg für sich hat. Die Republikaner, welche die Monarchie Umstürzen wollen, be nutzen für di« Hauptstadt als Sturmbock die beschäftigungslose Menge, die leicht denen folgt, die. ihr mit den größte« Versprechungen um den Mund gehen. Schon zu Anfang de» vorletzten Winter» beobachtete man die Ansammlung der großen arbeitslosen BolkSmaffen in Madrid mit Unruhe. Die Privatwohlthätigkeit wurde damals in Anspruch genommen, aber die zusammengebrachten Mittel reichten bei Weitem nicht an». Man rief nunmehr die Unterfiützuug der Stadt- und Staatsbehörden au. Beide» fehlt« e» au der Hauptsache, an Geld, und wenn auch einige Summen aufgeweudet wurden, welche ein paar Tausend Verdieustlosen Beschäftigung brachten, in der Hauptsache blieb Alles beim Alten. Die leitenden Kreise erwogen alle nur er denklichen Mittel, wie dem Nebel zu steuern sei, und hauptsächlich wurde von viele» Seiten Dezentralisation der arbeitslosen Masten angerathen, da ihre Ansammlung in Madrid die Lage der Hauptstadt bei jeder ausfläudischen Bewegung ernstlich verschlimmern könnte. Die Provinzen sollten eine« großen Theil der Arbeiter aufnehmen und durch lokale öffentliche Arbeiten finanziell die Regiemug und Commune von Madrid entlasten. Aber auch die Provinzen verfügten über keine überflüssigen Geldjr und für ihre Bedürfnisse reichten überall die vorhandene» ArbeitSkräst« nicht nur au», sondern sie waren vielmehr gleichfalls in beunruhigender Ueberzahl vorhanden. Es ist eine spanische Eigenthümlichkeit, daß man an eine Ge fahr nicht mehr den«, sobald sie nicht mehr so diohend erscheint. So kam die wilde Jahreszeit, in welcher der Nothstand de» niederen Elasten nicht so groß ist, wie im kalten Winter, und mau dachte daher gar nicht daran, sich sür diesen Winter vorzuberriteu. Es konnte mithin nicht auSbleiden, daß dir Verlegenheiten der Regierung und der Commune« noch bedeutend größer heute find, als im vorige» Jahr. Zwar wurden durch Privatwohlthätigkeit Volksküchen einge richtet, doch damit ist noch nichts erreicht. Regierung und städtische Verwaltung haben alle nnr möglichen öffentlichen Arbeiten in Angriff genommen; ihr« Mittel reichen aber nicht entfernt zu dauernder Fortsetzung derselben. Die Versendung der Arbeiter in die Provinzen ist nicht ausführbar, denn dies« weisen die hungrigen Gäste zurück. Unter solchen Umständen bieten denn diese großen beschäftigungslosen Masten der revolutionären Propaganda ein sehr schätzrnSwerthe» Material; besten wird man sich jetzt endlich in den Kreisen der spanischen Regierung bewußt, nachdem handgreifliche, unzweideutige Anzeichen dafür vorliegen. Bisher beschränkte» sich die Arbeiter darauf, in kleinen Trupps Arbeit und Brot zu verlangen. Der Ctvilgouverneur und die betreffenden höheren städtischen Beamten ipendeten, um dadurch ihre Popularität zu erhöhen, beträchtliche Summen und machten di« Arbeitslosen dadurch kühner. Die letzte Demonstration nahm» wie bekannt, bereit» sehr bedenkliche Dimen sionen au und vor Allem wird von den Arbeitslosen jetzt dem Ge danken Ausdruck gegeben, daß die Behörde» die Verpflichtung haben, Arbeit zu schaffe«. Namens der Regierung hat in diesen Tagen der Minister für öffentliche Arbeiten einer Arbeitercommission auSeinandergesrtzt, daß Staat und Behörden keine Verpflichtungen, auf Staatskosten uuuöthige Arbeiten zu veranstalten, anerkennen können, daß eS sich nur um eine Gunst und Gnade handeln könne, wenn den Bedürftigsten durch Geldgeschenke, durch zeitweise freie Beköstigung gelegentlich Hülfe ge währt werde, und daun denjenigen, die arbeiten wollen, noch immer, Gelegenheit dazu geboten würde. Einige Verständige unter der? Arbeitern haben das wohl anerkannt, di« große Menge ist aber be reit- zu fest von den Revolutionären umgarnt, als daß sie sich zur Einsicht bringen ließe. Den arbeitslosen Masse» in Madrid fehlt es au jedweder selbständigen Leitung, sie werden von de« Führern der revolutionären Bewegung in geschickter Weise gegen die Regierung dirigirt, um dieser fortwährende Verlegenheiten zu schaffen, und nuter der Bevölkerung Unzufriedenheit zu verbreiten. So wird zwar lang sam, aber sehr sicher der Boden unterhöhlt, auf dem der Thron steht, und die Regierung erkennt daS sehr wohl, ist aber machtlos, dieser Miuirarbeit Einhalt zn thun; die fiuanciellen Verhältnisse Spanien» find eben zu derangirte, als daß sich so schnell sociale Reformen vor nehmen ließe«. Was sie vermag, ist, Gewalt mit Gewalt abzvweisen und deshalb sind die 50,000 Mann eiubernfeu worden. Immer mehr tritt hervor, daß König Alsonso'S Tod für Spanien in Wahr- heit ein nationales Unglück war. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 25. Februar Deutsches Reich. Ter Schluß de» sächsischen Land tages soll dem Vernehmen nach für de« 15. April in Aussicht ge nommen sein. — „Allzuviel ist ungesund" muß man leider auch von unserem parlamentarischen Leben sagen. Wie uns heute «user Ber liner —nv-Sorrespovdent in seinem Reichstagsbericht schreibt, hat sich gestern der Reichstag trotz einer sehr wichtige« Vorlage wegen Be- schlußuvsähigkeit vertagen müssen. DaS ist wahrlich kein Wunder, denn gestern tagten in Berlin gleichzeitig drei Parlamente, der Reichstag und die beiden Häuser des preußischen Landtage», und heute beginnt dasselbe Spiel von Neuem. E» kann bei einer so uuplan- mäßigen Zosammenschiebung der gesetzgeberischen Arbeite» nicht über- rasche«, wen« allmählich da» Interesse der Bevölkerung an den Ver- Handlungen erschlafft «nd die gesetzgeberischen Arbeiten unter dem Uebermaaß de« den Abgeordneten aufgebürdeten Laste« Schaden leiden und nur oberflächlich behandelt werden können, wie wir die» bei der letzten EtatSberathung mit ansehe« mußte«. Wen trifft hier die Schuld? — Früher pflegten der Reichstag und der preußische Land- tag regelmäßig nicht zusammen z« tagen, aber seit etwa vier Jahre» hat man diese sür unser parlamentarische» Leben so unpraktische nud bedaueruswerthe Maßregel «inzuführe« für gut befunden; die Oppo- fition redet der Regierung nach, daß sie auf diese Weise den Parla mentarismus durch de« Parlamentarismus zn Grunde richten wolle. — Der Zwischenfall au» der FreitagSfitzung de- Reichstage-, in welche« der freisinnige Abg. Barth dem preußischen Minister de» Jnuern, Herrn von Puttkammer, zurief: „Der reine Cowödiantl" wird noch viel besprochen. Nach dem stenographischen Bericht spielte sich die Scene mit nachfolgenden Worte« ab: Minister von Putt- kammer: „Ja, diese» Lachen ist mir doch außerordentlich charakteristisch. Ich weiß nicht, von welcher Seite e» anSgegaogen ist. Sind e» lrdiglich die Herren Socialdemokraten gewesen, dann bin ich vollkommen beruhigt, aber mir schien, daß auch in den Reihen der freisinnige» Partei sich einige Gesichter zum Lachen verzogen, und wen« da« richtig sein sollte, dann möchte ich Ihnen nur sagen, daß ich Sie in keiner Weise beglückwünschte und nur wünschte, daß diese- Lache« auch außerhalb diese- Hause» recht weit und deutlich gehört werde« möge." Ruf link-: „Der reine Cowödiantl" In seiner folgenden Rede versicherte dann der Abg. Meyer, es sei in der freisinnigen Partei nicht gelacht worden. — Bon de» Polrnvorlageu im preußischen Landtag« ist die be deutsamste bi« am Dienstag einer Commission überwiesene Lolonisation»- vorlage (das Hundertmillioueugesetz). Nach dem Resultat der zwei tägigen sehr erregten Debatte ist nicht daran z« zweifeln, daß der Entwurf zum Gesetz erhoben werden wird, denn di« Vertreter der couservativ-uationalliberaleu Mehrheit de» Hause» haben sich im Princip dafür erklärt. ES läßt sich aber auch nicht verkennen, daß die Commissiousberathung eine langwierige sein wird, denn eS find bei dieser Gelegenheit Fragen von der größten Bedeutnug z« regeln. An «inen Schluß der LanbtagSsesfion vor Pfingsten ist schlechterdings nicht zu veukeu, wenn auch vielleicht nach Oster« eine mehrwöchentliche Pause in den Pleuarverhandlnngen eintreten mag. — Die ReichSregierung hat die Thriluahme au der Pariser Weltausstellung abgelehut; wäre eS ander» gekommen, so hätte e» anch wohl Verwunderung erregt. — Der dritte deutsch« Maurercougreß in Dresden wird sich bekanntlich mit der Regelung der Arbeitseinstellungen, deren mehrere in diesem Frühjahre zu erwarten find, beschäftige«. Die Planlosigkeit bei den Streik» soll vermieden und nach einem bestimmten, sehr bemerkenSwerthen Programm vorgegangen werden. So soll ein Streik nur in einem solche« Orte verhängt werden, in dem ein Fach- verein besteht, der mindesten» ein Zehntel der am Orre arheitenden Genossen umfaßt und der eine bemerkenswerthe Thätigkeit insofern gezeigt hat, als er Sammlungen veranstaltet hat, die einen Bestand ergebe« haben, der mindesten- eine Mark auf den Kopf der am Orte beschäftigten Maurer beträgt. Die Forderungen, welche im Streik errungen werde« sollen, müssen den BetriebSnnternehmern mindesten» im Oktober de- dem Jahre des Streiks vorhergehenden Jahre unter breitet sein. Diese Forderungen und der Nachweis über die Tätig keit de» Vereins und den Ertrag der Sammlungen find der Control- cowmisfiou in Hamburg spätestens i« Januar de» Jahre», in de« der Streik ausgesprochen werden soll, mitzutheilen. Die Control- commission hat alle einschlagende« Frage» zu prüfen und dem Congreß darüber zu berichten, der dann die erforderlichen Beschlüsse zu fassen hat. Oesterreich-Ungar«. Das österreichische Abgeordnetenhaus hat die Vorlage, betreffend die Verstaatlichung der Prag—Duxer nud Dux—Bodeobacher Eisenbahn in zweiter Lesung unverändert ange nommen, trotzdem die Opposition, welche behauptete, Haudelsmiuister Pino habe „Trinkgelder" genommen, scharf dagegen war. Für viele sächsische Besitzer österreichischer Eisenbahnpapiere dürfte die Annahme der Vorlage nicht unwichtig sein. DaS Ministerium Taaffe war durch die Vorwürfe, welche gegen den HaudelSwinister Pino geschleudert wurden, er habe ein Trinkgeld angenommen, in eine sehr schiefe Lag« gerathen, und deshalb ist der Ministerpräsident mit ungewöhnlicher Energie aufgetreten, indem er entweder Erhebung de« Ministeranklage oder Rückweisuug solcher Behauptungen durch den Präsidenten de» AbgeordueteuhanseS verlangte. Solche Zwischenfälle find in Oesterreich nicht neu; bester wäre eS allerdings, wenn man Emst macht«, und, fall» das vorhandene Material genügt, auch wirklich den Minister zur Rechenschaft zöge. WaS sollen die Behauptungen, wenn nicht» «achkommt? Frankreich. Da» TageSgesp.äch ist der Brief Prinz Jrrome Napoleons an die Kammern, in welchem er sich sür die Republik er klärt, aber verlangt, der Präsident der Republik solle von der gauzen Nation gewählt werden. Die Republikaner lachen einfach über die Epistel; den« eS ist das Komische, daß die jetzige Bestimmung, nach welcher der Präsident der Republik von der Deputirteukammer «nd dem Senat zu wählen ist, unter dem Einfluß de» bonapartistische« Marschalls Mac Mahon hergestellt ist. Damals waren allerdings di« Kammern zur Mehrheit monarchistisch. Italien. In Rom schwebt ein großer politischer Prozeß, bei Gelegenheit dessen versucht worden ist, zu behaupten, einflußreiche Persön lichkeiten des Vatikans hätten sich in eine Verschwörung eingelassen. England. Die Londoner Ruhestörungen vom letzten Sonntag haben, wen« sie auch nicht so bedeutend gewesen, wie di« vor 14 Tagen, daS hauptstädtische Publikum doch in sehr bedenkliche Auf regung versetzt, so daß die Regierung sich veranlaßt gesehen hat, «in Beruhigungsmittel durch Beröffeutlichuug deS Bericht» der Untersuchnng». commission über die ersten Krawalle zu gebe». Damach soll die Polizei an der Ausdehnung der Krawalle die Hauptschuld haben. Wäre sie auf dem Posten gewesen, so hätte die Geschichte nicht pasfireu können. DaS Nähere ist au« einer Londoner Mitiheilung unter unseren heutige« telegraphische» Nachrichten zu ersehen. <r«s dem Reichstag. —NN. Berlin» den 24. Februar. Eiugegauge«: Geschäftsbericht deS ReichSverficheruvgSamteS, Vor lage betr. die Aufnahme der Cellulose-Fabriken in da» Berzeichniß der genehmtgnugspflichtigeu Anlage«. Erster Gegenstand der Tages ordnung ist der conservattve Antrag aus Verlängerung der Legislatur perioden de» Reichstage» von 3 auf 5 Jahre, in Verbindung mit dem socialistischen Antrag auf Verkürzung der Legislaturpertode« anf 2 Jahre. Abg. Graf B allestre m (Centrnm) beantragt Vertagung diese» Gegenstandes. Bei der Abstimmung ergiebt sich Beschluhun» fähigkeit de» Hanse-.
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