Volltext Seite (XML)
Lzpeb ». RÄLtti« Dre»be«-Ne»ftabt kl. Meitzner Sasi« L. Vie Zeitmig erscheint »»«»erst«, un» G»»L»e»» früh. UrrnueMeAt»- iichsische VorhkilnU werde» bis Montag Mittwoch u. Freitag Mittag curgeuomme» und kosten: dieispalt. Zeile löPfg. Unter Eingesandt: MPfg. Juferaten- Annahmestelle»! Pret»: , . s> Die Arnoldische 7^'7 Ein unterhaltendes Blatt fiir den Bilrger und Landmann. N« Ä Amtsblatt für die kgl. «mtShauptmannschaften DreSden-Altstadt und DreSden-Neustadt, , «7^7 t>ie Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr««»« Müler in Dresden. 47. Jahrgang Sonnaöend, den 17. Mloöer 1885 PolMsche Weltschau. Deutsche- Reich. Wie aus Rom geschrieben wird, enthalten die dem Papste seitens Spanien- vorgelrgten Dokumente nicht-, was dazu angethan erscheint, die von die em Staate auf die Karolineninseln erhobenen Ansprüche zu rechtfertigen. Der Papst wird die- voraussichtlich ganz unumwunden dem Kabinette in Madrid erklären und demselben den Rath ertheilen, mit der deutschen ReichS- regierung einen gütlichen vergleich einzugehen. Da nun kaum daran zu zweifeln ist, daß die gut katholisch gesinnten Minister in Madrid dem Rathschlage deS Papste- Folge leisten werden, so darf man eine end- giltige Lösung de- deutsch-spanischen Konflikte- in nächster Zeit und zwar zu Gunsten Deutschland- er warten. Am nächsten Montag bereits wird in Braunschweig eine Kommission zusammentreten, um die Entscheidung darüber zu treffen, welcher Kandidat dem Landtage als Nachfolger deS verstorbenen Monarchen auf dem HerzogS- throne vorgeschlagen werden soll. Daß die Wahl aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Prinzen Albrecht von Preußen fallen wird, haben wir bereit- früher mitgetheilt. Wie ferner verlautet, soll daS neueste Protestschreiben deS Herzogs von Cumberland der LandeSvertretung unterbreitet werden und dürfte die letztere eine Reso lution beschließen, welche die welfischen Ansprüche auf Braunschweig für völlig unbegründet erklärt und für daS Volk daS Recht in Anspruch nimmt, sich seinen Regenten nach freiem Ermessen zu wählen. Da übrigen- der Herzog von Cumberland, wie er sich selbst aus drückt, „Bedenken getragen hat, sein neuestes Protest schreiben dem deutschen Kaiser zu übermitteln", so soll der braunschweigische RegentschaftSrath eS für ange messen erachtet haben, seinerseits der Reichsregierung von diesem Schriftstücke Kenntniß zu geben. Dem BundeSrathe wird sofort nach seinem Zu sammentritte, der in nächster Zeit erfolgen dürfte, ein Bericht über den Bau deS neuen ReichstagSgebäudeS zugehen. Die Arbeiten sind über alles Erwarten schnell vorgeschritten, die Fundamentirung kann al- beendigt angesehen werden und die Weiterführung deS BaueS wird durch die Umsicht erleichtert, mit welcher die Ver waltung sich den regelmäßigen Bezug der bereit- be arbeiteten Materialien (Granit und Sandstein auS dem Fichtelgebirge und den Weserbergen) gesichert hat. Es kommt dem ReichStagSbaue ferner sehr zu statten, daß dem Architekten Paul Wallot eine so große Freiheit der Bewegung gestattet ist, wie sie bislang keinem Bau leiter seitens der Reichsregierung gewährt sein dürfte. Am Dienstag trafen zum Besuche deS Reichskanz ¬ ler- der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und seine Gemahlin in FriedrichSruh ein, woselbst sie auf dem Bahnhofe von dem Fürsten und der Fürstin Bis marck, sowie deren Schwiegersöhne, dem Grasen Rantzau, empfangen wurden. — Die officielle Ernennung deS Etaat-sekretärs Graf v. Hatzfeldt zum Botschafter in London, sowie die deS Grafen Münster zum Botschafter in Paris dürfte im Laufe deS nächsten MonatS erfolgen. — Auf Grund einer angeblich an kompetenter Stelle eivgeholten Information theilt der „Dziennik PolSki" mit, daß demnächst die Begnadigung deS polnischen Schriftstellers Kraszewski, für den sich mit Rücksicht auf seinen bedenklichen Gesundheitszustand hochstehende Persönlichkeiten verwendet haben sollen, bevorstehe. Von dem Vorstande deS „Allgemeinen deutschen Bauern-DereineS" ist soeben ein Wahlaufruf an die preu ßischen Bauern erlassen worden, der dieselben in kräftiger eindringlicher Sprache davor warnt, gelegentlich der Neu wahlen zum Abgeordnetenhause mit den „konservativen Junkern und Büreaukraten" zusammenzugrhen. In dem Wahlaufrufe wird darzuthun gesucht, daß diese Herren die bäuerlichen Interessen bei der Berathung der Jagd ordnung, deS Erbrechtes und der Selbstverwaltungsgesetze vernachlässigt und verletzt haben. „Nicht wieder eine hauptsächlich aus Landräthen bestehende Kammer!" — ruft deshalb der Bauernverein den ländlichen Wählern zu. „Die Landräthe, die diesmal wieder sehr zahlreich als konservative Kandidaten siguriren, gehören zu den ab hängigsten Regierungsbeamten. WaS soll unS aber eine Volksvertretung nützen, die auS solchen Elementen zusammengesetzt ist? Will die Regierung wissen, waS die Landräthe zu ihren Maaßnahmen meinen, so bedarf sie dazu überhaupt keiner Landtagswahlen. Lieber gar keine Volksvertretung, als eine Scheinvertretung, die auS abhängigen Organen der Regierung zusammengesetzt ist." ES will uns doch scheinen, als ob der „Allge meine deutsche Bauern-Verein" mit obigen Ausführungen weit über daS Ziel hinauSschießt. Der Koadjutor deS Bischofs von Straßburg hat einen neuen Beweis dafür geliefert, wie weit die katho lische Hierarchie ihre Ansprüche bezüglich der ihr ver meintlich zustehenden Disciplinarbefugniffe dort aus dehnt, wo die Staatsgewalt keine genügenden Schranken gezogen hat. Die „Straßburger Post" hatte gelegent lich einer Diskussion, welche sich in der katholischen Presse der Reichslande über geistliche Di-ciplioarange- legenheiten entsponnen, Partei gegen den Koadjutor ge nommen und u. A. einen gegen diesen gerichteten Brief eine- Geistlichen veröffentlicht. Infolge dessen hat nun der Koadjutor folgendes Manifest an die ihm unter stehenden Geistlichen erlassen: „Indem wir von der unS durch die geheiligten kanonischen Gesetze übertragenen L k.sm d-r „«-»Sbu,g» von Straßvu g bei Strafe der uns zustehenden um» d.rs.^ ä.»,. s°° «« dm di«s«r s«, -s »erst "lich, s.i.« durch Zwischmxns°n-u m>, d« ^'""Wi-dnum^ist -m m"» B»-u> g,gra»d«l w»rd«n uud .w« «I« drm NEN ,D.°.A r°°dEch'ch.f.»- Mestüschaft" Dieser Verein unterscheidet sich von den --ndwi'-h^ sellschasten angeblich dadurch, " nur die prak- tische Förderung der Landw»rthschaft<.) erstreben und sich eine unbedingte pol»t»sche Unabhangigkett er halten will, weShalb er auch ausdrücklich aufjede Geld- dilfe seitens d,S StaateS von vornherein verzichtet hat. Dem Vereine gehören bedeutende Männer und hervor ragende Landwirthe Deutschlands an, o.A. auch der preußische Minister für Landw.rthschaft vr. LucruS und einer seiner hervorragendsten Räthe, Geh. Ober-Regie- rungSrath vr. Thiel. «efterr.-Ungar. Monarchie. Am Dienstag wurde dem ReichSrathe daS Budget für daS Jahr 1886 vorgelegt. Danach beziffern sich die Staatsausgaben auf 513 582,710 Gulden, die Einnahmen auf 506,939,788 Gulden, so daß sich ein Deficit von 6,642,922 Gulden herausstellt, welches um 8,630,355 Gulden geringer ist, alS der Voranschlag besagte. — Die von verschiedenen Blättern gebrachte Mittheilung, in Oesterreich-Ungarn finde eine partielle Mobilmachung der Landarmee und Marine statt, erweist fich alS stark übertrieben und ist lediglich auf die Thatsache zurückzuführen, daß die Stärke der in dem sogenannten Okkupationsgebiete stationirten Truppen eine geringe Erhöhung erfährt. Nach dem projrktirten Garnisonswechsel dieses Jahres sollten 14 Bataillone in Bosnien und der Herzegowina durch eine gleiche Anzahl neuer Truppen abgrlöst werden; nun will man aber von den zum Abmarsche bestimmten Ba taillonen vier (kaum 2000 Mann) im Okkupationsgebiete zurückbehaltea, so daß also besagte 2000 Mann die ganze „Truppenverstärkung' daselbst repräsentiren. Ganz un richtig ist ferner die Meldung, derzufolge österreichische Panzerfregatten vor Salonichi erschienen sein sollen; gegenwärtig liegen sämmtliche Panzer- und Kafematt- schiffe im Hafen von Pola abgerüstet und könnten höchstens zwei kleine Fahrzeuge in kriegstüchtigen Zustand gesetzt werden, da nicht die genügende Mannschaft für die Ausrüstung weiterer Schiffe vor handen ist. 950 Mann der Kriegsmarine wurden erst jüngst beurlaubt und wenn dafür auch 1000 Rekruten eingezogen worden find, so muß dabei berücksichtigt Feuilleton. Schuldbeladen. Original-Rowan von Julius Keller. (47. Fortsetzung und Schluß.) Fliehen konnte ich nicht, daS hätte mich sofort verrathen und ,S war viel zu spät, alS daß ich irgend einen Vorsprung erlangen konnte — meine Ab wesenheit hätte ja sofort auffallen müssen — eS gab also kein anderes Mittel zur Rettung für mich, alS va davqu« zu spielen; nun — und daS habe ich denn auch gethan . .. Den ganzen Rest der Nacht hindurch grübelte ich in einer nicht zu beschreibenden Stimmung darüber nach, auf welche Weise ich meine Rolle am geschicktesten durchführen könne! Ich dachte nicht daran, noch einmal hiuaufzugehen und mir Geld zu holen — hätte eS auch nicht über mich gewonnen, daS Zimmer allein — in der Nacht wieder zu betreten; denn ich fürchtete mich. Wußte ich doch nicht, ob mein Onkel noch am Leben oder ob der Stich tödtlich gewesen sei! Darüber grübelte ich auch während jener entsetzlichen Stunden nach — an weiter dachte ich nichts! Seltsamerweise und zu meinem eigenen Erstaunen war ich gegen Morgen ruhiger und gefaßter — der Muth der Verzweiflung überkam mich — ich war zum Verbrecher geworden und war fest entschlossen, nicht zu unterliegen, mich nicht zu verrathen." Eine mitleidige Regung für daS zweite Opfer seine- Verbrechens und deS entsetzlichen JrrthumS Heinrich Bart- hold-, für Walter, scheint der Verbrecher nicht empfunden zu Ha-kn; denn er erwähnte kein Wort davon. Seine weiteren Ausführungen enthüllten die ganze Verworfen heit, die Niedrigkeit und den CyniSmuS seine- Charakter-. Jetzt freilich ist er völlig gebrochen und eine Beute seine- erwachten Gewissens. Er macht den Eindruck eine- dem Wahnsinne bereits halb verfallenen Menschen; denn mitten in seinen verständlichen Reden bricht er häufig in unverständliche und wirre Worte aus, die auf einen bereit- theilweise zerrütteten Geist und «ine höchst erregte Gemüthsstimmung hindeuten. — Jedenfalls befindet er sich schon seit längerer Zeit in großer innerer Erregung und wurde unausgesetzt, namentlich während der letzten Wochen, nach der Flucht deS unglücklichen Walter Bart hold auS Raudenstein, von der Furcht vor Entdeckung seines Verbrechens gequält. Man nimmt mit Bestimmtheit an, daß mit der Zeit sein Geist sich völlig umnachten werde." Was Jakob MertenS dew Verbrecher einst in jener so verhängnißvollen nächtlichen Unterredung prophezeit, waS die Zeitungen in ihren Notizen angedeutet halten, geschah wirklich: Eugen Holm ward am Tage seiner Verurtheilung von einem BuSbruche wildester Tobsucht befallen und verbrachte den kurzen Rest seines LebenS i» Jrrenhause. Die furchtbare Angst und Qualen, die marternden Gewissensbisse, welche ihn während der seiner Verur theilung vorangegangenen Wochen gepeinigt, hatten seinen Geist völlig zerrüttet und sein Gehirn mit furchtbaren, krankhaften Bildern und Vorstellungen angefüllt, welche naturgemäß Tobsucht und Raserei nach sich ziehen mußten. Er starb in der Zwangsjacke — während eine- seiner sich täglich wiederholenden Anfälle. — Jakob Merten-, dessen Auftreten vor Gericht so ¬ wohl auf daS Publikum wie auf die Geschworenen einen ungemein günstigen Eindruck machte, dessen bittere Selbst anklagen und reumüthigeS, offene- Geständniß sogar Mit leid und Theilnahme für ihn wachriefen, kam mit der zulässig mildesten Strafe davon. Er erklärte, dieselbe gern und leichten HerzenS anzutreten, weil ihm dadurch Gelegenheit geboten sei, sein schwere- Vergehen zu sühnen und gelobte, ein besserer Mensch zu werden und nach Verbüßung seiner Strafe ein neue- Leben zu beginnen! Tief gerührt ertheilte er noch vor dem Tage, an welchem er in da- Zuchthaus übergesührt wurde, seine AtUviüigung zu Else'S Verlobung mit dem wackeren Postsekret^, der sich durch die dem Vater seiner Geliebten ertheilte Strafe nicht abhalten ließ, um ihre Hand zu werbtn, der armen Frau Merten- aber schenkte da- Gluck ihrer angebeteten Tochter den besten Trost in dem Kummer über ihre- Manne- Vergehen. XXV. Monate sind seit der Verhaftung Eugen Holm'S dah,»gegangen ° " § entschwunden und der Frühling mit seiner Blüthenpracht in'S Land gezogen. ES ist an einem wunderbaren, sommerlich warmen Mattag. Auf dem kleinen, mit üppigen Blattgewächsen und ustigen, jungen Frühlingsblumen reich geschmückten Villa fitzt Adele, mit lächelnden, schauend " hinaus in den weiten, blühenden Garten deS Kummer-, der schmerzliche« Kengnatton ist gänzlich von ihrem schönen «ntlche -e.