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tztzp«d » «e»«M»u »re»de»»Ne«ft«dt I. Itetßmr »atze «. vft-ett>m, «rsiheft» Die» ft«,, Hm»«erft«, «ad »oa««de«d sv^h. UdoNUeawLtd- drei»: vterteljährt.« A» »etikheu durch d!«ktserlicheu P»st- «npulteu und durch unsere Boten, »ei freier Lieferung ft»< Hau« erdedt di« noch eine »v «hr »on 2b Pf,. iichsische DochckmS. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr«««» Müller in Dr«-de». , S«ser«te werden dtd Mont«, Mittwoch ». Freit», MM«, «nqenom»« »ad tosten: dtelspalt.ZeüetbPf. Haler Eingesandt: SO Pf. Z»ser«ten- Annatzweftele», Lie Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Ha asenstein LLoglo^ Nudolf Moste, G L. Laube 2«. in Dre-deu, Leipzig Hamburg, Berl«, Frankfurt a M. Wr. 26. Sonnabend, den 28. Ieöruar 1885. 47. Jahrgang. Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" Nr den Monat März nehmen alle kaiserlichen Poftanstalten und Postexpeditionen gegen Voraus bezahlung von 50 Pfg. entgegen. Die Verlags»Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Ein am Mittwoch von der eng lischen Regierung veröffentlichtes Blaubuch gewährt höchst interessante Aufschlüsse über die augenblicklichen diploma tischen Beziehungen zwischen Großbritannien und dem deutschen Reiche. Unter verschiedenen anderen Depeschen enthält dieses Aktenstück auch ein Telegramm, worin der englische Botschafter am Berliner Hofe, Malet, dem Kabinette in London über eine Unterredung Bericht er stattet, welche derselbe am 24. Januar d. I. mit dem Fürsten Bismarck halte. Der Reichskanzler bemerkte bei dieser Gelegenheit u. A., er habe der englischen Regierung ! im Mai v. I. durch den Grafen Münster erklären lassen, daß, wenn Großbritannien das deutsche Reich in seinen kolonialen Unternehmungen unterstützen werde, man in Berlin gern bereit sei, sich in anderer Weise dafür er kenntlich zu erweisen. Leider wäre es der deutschen Re gierung — so fügte Fürst Bismarck hinzu — nur ge- lungen, allgemeine freundschaftliche Versicherungen von dem Londoner Kabinette zu erhalten, die sich später als leere Redensarten herauSgestellt hätten und somit sei er, der Reichskanzler, gezwungen gewesen, anstatt mit Eng land, wie er ursprünglich beabsichtigt habe, sich mit Frankreich in ein gutes Einvernehmen zu setzen. Auf die Frage Malet s, ob Deutschland vielleicht irgend welche Wünsche in Betreff der von. Großbritannien auf i Neu-Guinea und im Zulu-Lande vorgenommenen Annek tionen hege, antwortete Fürst BiSmarck, daß er infolge ' der Verständigung, die er mit der französischen Republik getroffen habe, nicht in der Lage sei, „diese Frage jetzt so aufzunehmen, wie er eS vielleicht im Mai v. I. ge- than haben würde." Am 2. Februar d. I. richtete Lord Granville eine Note an Malet, in welcher er erklärte, wenn Deutschland in intime Beziehungen zu Frankreich zetteten sei, so könne das kein Gegenstand des Bedauerns j für England sein, andererseits aber würde das Londoner Kabinett eine Erkaltung der Freundschaft Deutschlands zu Großbritannien sehr beklagen, namentlich wenn Fürst Bismarck dabei von einer irrigen Auffassung der An schauungen und Ziele der britischen Regierung und der Gesinnungen des englischen Volkes geleitet werden sollte. > — Ein anderes Kapitel deS oben erwähnten BlaubucheS handelt von den jüngst stattgefundenen Unruhen in Kamerun und theilt verschiedene diplomatische Noten mit, welche anläßlich dieser Vorgänge zwischen Berlin und London gewechselt wurden. In einer Depesche an den deutschen Botschafter in der britischen Hauptstadt, Grafen Münster, vom 5. Febr. d. I. führte Fürst BiS marck Klage über daS Verhalten deS englischen Konsuls Hewett, deö Vice-Konsuls Buchan und deS Komman deurs deS englischen Kriegsschiffes „Rapid" in Kamerun. Gleichzeitig aber ließ der Reichskanzler durch den Grafen Münster an die englische Regierung die Forderung stellen, sie möge den Vice-Konsul Buchan seines Amtes entsetzen, die britischen Beamten und Marineofficiere an die ihnen obliegenden Verpflichtungen officiell erinnern und insbesondere dem Konsul Hewett und dem Kommandeur deS „Rapid" zu verstehen geben, daß deren Verhalten ein durchaus tadelnswerthes gewesen sei. Lord Granville suchte in seiner Antwort vom 21. Februar d. I. die englischen Beamten mit dem Hin weise darauf zu vertheidigen, daß keine Beweise für deren angebliche deutschfeindliche Agitationen erbracht seien und schloß mit der Erklärung, auch im Uebrigen wäre der eng lischen Regierung bisher nichts von einer Theilnahme britischer Kaufleute und Missionäre an den jüngsten Unruhen im Kamerun-Gebiete bekannt geworden; wohl aber seien in London Reklamationen wegen des Scha dens eingegangen, den englische Unterthanen in Kamerun infolge deS kriegerischen Vorgehens der Deutschen daselbst erlitten hätten. DaS Blaubuch schließt ab mit einem Telegramme deS Lord Derby an den Gouverneur von Neu Seeland, worin dieser beauftragt wird, den bri tischen Konsul auf Samoa anzuweisen, eine etwaige Bewegung zu Gunsten der Annektion dieser Inseln seitens Englands weder zu unterstützen, noch derselben Vorschub zu leisten. — Einer Depesche deS „Reuter'schen BureauS" zufolge soll ein englischer Kommissär im Damara-Lande, an der Südwestküste Afrikas, die dortigen eingeborenen Häuptlinge überredet haben, das Protektorat Großbritanniens über ihr Gebiet zu erbitten. Hierzu wollen wir bemerken, daß daS erwähnte Territorium an die Lüderitz'schen Besitzungen stößt und schon vor Monaten von Deutschland okkupirt worden ist. Sollte sich obige Nachricht bestätigen, so ist England auf dem besten Wege, wiederum eine große Dummheit zu begehen, denn daß die deutsche ReichSregierung sich einmal Erworbenes nicht so ohne Weiteres entreißen läßt, hat das Londoner Kabinett in der letzten Zeit zur Genüge erfahren. Am Donnerstag, mittags 2 Uhr, hielt die Kongo- Konferenz in Berlin ihre letzte Sitzung ab und brachte damit ihre am 15. Nov. v. I. begonnenen Arbeiten zum Abschlusse. Nachdem die „Association internationale du Kongo" formell als Staat anerkannt und in die Reihe der Mächte ausgenommen worden war, sprach Fürst BiSmarck, welcher persönlich den Vorsitz führte, in einer längeren Rede den Delegirten im Namen deS deutschen Reiches den Dank für ihr Erscheinen aus und erklärte sodann die Konferenz für geschloffen. Wie ferner von gut unterrichteter Seite gemeldet wird, hat der König von Belgien an den deutschen Reichskanzler rin Handschreiben gerichtet, worin die hohen Verdienste, welche sich Fürst Bismarck um die Förderung der Eivi- lisation in Afrika durch die Einberufung und Leitung der Kongo-Konferenz erworben hat, in den schmeichelhaftesten Ausdrücken anerkannt werden. Der Reichskanzler hat dem BundeSrathe eine Vor lage zugehen lassen, der zufolge die Anforderungen, welche bislang bei der Prüfung der Schiffer und Steuer leute gestellt wurden, wesentlich herabgesetzt werden sollen, sofern es sich nemlich um tue Erlangung der Berechtigung zum Dienste auf Fischer-Fahrzeugen handelt. Zur Begründung dieses Antrages wird unter Anderem Folgendes auSgeführt: „Das Bedürsniß der Förderung deS ertragreichen Fischer-GewerbeS ist insofern besonders dringend, als bei dem unaufhaltsamen Rück gänge der Segelschifffahrt die wirthschaftlicbe Lage der dem Betriebe derselben bisher obliegenden Bevöl kerung ernster Gefahr auSgesetzt sein würbe, wenn eS nicht gelänge, diesen- VolkStreisen eine anderweitige lohnende Beschäftigung auf der See zu verschaffen. Dazu kommt, daß der sehr bedeutende Verbrauch deS deutschen Marktes an Fischen nur zu einem geringen Theile von deutschen Fischern geliefert wird. Während von Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Norwegen aus Tausende von Fahrzeugen den Reichthum der Fischgründe in allen Theilen der Nordsee auöbeuten und damit einer zahlreichen seetüchtigen Bevölkerung guten Erwerb schaffen, üben an der deutschen Küste nur etwa 14 Heringslugger die Hochsee-Fischerei m kleinem Maaßstabe aus. So kommt eö, daß weit aus der größte Theil des Bedarfes an Fischen für den einheimischen Markt von fremden Fischern geliefert wird. Beispielsweise betrug nach der amtlichen Statistik deS WaarenverkebreS die Einfuhr allein von gesalzenen Heringen im Jahre 1883 867,977 Faß, im Werthe von 37 Mark pro Faß. Von dieser Einfuhr im Ge- sammtwerthe von 32 Millionen Mark haben nach sach kundiger Schätzung deutsche Fischer kaum für eine halbe Mill. M. Waare geliefert, während der ganze Mehrbe trag, welcher ebenso gut von den Deutschen hätte verdient werden können, an das Ausland gezahlt worden ist. Zur Förderung der deutschen Fischerei ist eS daher durchaus nothwendig, daß ihr der Wettstreit mit dem Auslande nach Möglichkeit erleichtert wird. In dieser Beziehung kommt aber in erster Reihe in Bettacht, daß Feuilleto». Verfehltes Ziel. Novelle von C Wild. (7. Fortsetzung.) VII. Ei« bleiches, junges Mädchen stand am Fenster «ad sah hinaus in die schneebedeckte Landschaft. Das Gesicht deS Mädchen- zeigte feine, angenehme Züge, die grauen Augen blickten klug und sinnig in die Welt, dunkelblonde- Haar deckte mit schweren, dichten Flechten einen kleinen, wohlgeformten Kopf. Die Gestalt d,S Mädchens war klein und etwas verwachsen; trotz diese- körperlichen Gebrechen- machte ihre Erscheinung einen durchaus sympathischen Eindruck, der sich noch steigerte, wenn man sie sprechen hörte. Lia« Korn befaß eine süße, wohllautende Stimme, deren Kl«vg zu Herzen drang. DaS Stübchen, in dem sich Lina befand, war klein, «ber äußerst sauber und nett eingerichtet, auf dem Näh tischchen beim Fenster lag eine feine Stickerei und Lina wollte eben wieder ihre Arbeit zur Hand nehmen, als ihre Aufmerksamkeit durch die Gestalt eine- jungen Manne- gefesselt wurde, der eiligen Schritte- den Weg vom Bahn hofe daher kam. DaS HauS, in welchem Lina mit ihrer Familie wohnte, befand sich am äußersten Ende der Stadt, in der Straße, welche zu dem eine Viertelstunde entfernten Bahnhofe führte. P. war eine kleine Stadt und zur Winterszeit war eS selten, daß sich ein Fremder hierher verirrte, denn außer einer großen Baumwollspinnerei hatte P. absolut nichts Merkwürdiges aufzuweisen. Mit leicht verzeihlicher Neugier betrachtete daher Lina den Fremden, der, eine ziemlich große Reisetasche in der Hand tragend, festen, elastischen Schrittes daher kam. ES war ein junger, hübscher Mann von etwa zwanzig Jahren, dessen BrußereS und Haltung sofort erkennen ließ, daß er den besseren Gesellschaftskreisen angehörte. Seine Kleider waren wohl etwas abgetragen, aber sehr sauber gehalten. Lina trat jetzt erröthend vom Fenster zurück, sie hatte bemerkt, daß der Fremde zu ihr empor sah. Mit bebender Haud griff sie nach ihrer Arbeit, allein die sonst so kunstfertigen Finger vermochten kaum daS feine Gewebe zu halten. Da tönte mit einem Male draußen die Klingel. Wie elektrifirt sprang Lina empor. Sie hörte, wie da- Dienstmädchen mit Jemand sprach, gleich darauf wurde bescheiden an die Thür geklopft, mit kaum vernehmbarer Stimme rief Lina: „Herein!" — und vor ihr stand der fremde, junge Mana, der vor wenigen Augenblicken ihr Interesse wachgerufea. „Pardon", sagte der Fremde mit wohllautender Stimme, „mein Name ist Egbert Brand." Lina hatte sich bereit- gefaßt, sie trat dem An kömmling entgegen und reichte ihm ihre kleine Hand. „Willkommen, Herr Brand", sagte sie freundlich, „wir hatten ihre Ankunft erst für übermorgen erwartet — doch da- thut nicht-, Ihr Stübchen ist schon für Sie bereit. Machen Sie eS sich unterdessen hier bequem! Ich will Ihr Zimmer Heizen lassen, denn es ist bitter kalt." Sie verließ daS Zimmer, um nach wenigen Augen blicken zurückzukehren „Die ganze Familie ist zur Probe", sagte sie, „Sie müssen schon mit mir vorlieb nehmen." Sie nöthigte den jungen Mann, Platz zu nehmen und setzte sich wieder zu ihrer Arbeit an - Fenster. Egbert hatte bald seine Befangenheit abgestreift und die jungen Leute plauderten, al- ob sie alte Bekannte wären. Zwei Jahre waren verstrichen, seit die Kommerziew- räthin sich in ihrer strengen, rauhen Weise von ihrem Sohne loSgesagt und Egbert hatte in dieser Zeit so manche Enttäuschung erlitten, aber noch hing er fest an seinen Idealen, noch waren sein Muth und seine Hoff nung nicht gebrochen. Nach der stürmischen Scene im äkterlichen Hause war er sofort nach Berlin zurückgekehrt und hatte seinen alten Lehrmeister ausgesucht. Mit erhöhtem Eifer nahm er seine dramatischen Studien auf, allein bald sah er ein, daß er auch daran denken müsse, sich etwa- zu verdienen, denn die Er sparnisse, die er von dem ihm früher reichlich zugefloffenen Taschengelde gemacht hatte, waren in kurzer Frist sehr zusamm,„geschmolzen. So demüthigend eS für ihn, der sich seine Künstlerlaufbaha ganz ander- gedacht hatte, auch war, so mußte er doch sich dazu bequemen, bei eine» Theater zweiten Range- Statist zu werden. Obwohl die kärgliche Einnahme kaum für die bescheidensten Lebens bedürfnisse genügte, so durfte er sich noch glücklich schätzen, diese Einnahm-quelle gefunden zu haben, denn an seine