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314 worden. Preußen. Ein Ministerial-Erlaß verordnet, daß bei Besetzung der Pfarrstellen, welche einem königlichen Patronate angehören, vorzugsweise auf solche Predigtamtscandidaten Rücksicht genommen werden soll, welche auf dem Predigerseminare zü Wittenberg gebildet worden. Bekanntlich ist die ses Institut die Stütze streng symbolischer und or thodoxer Richtung, deren Gedeihen man in Preußen unter der Regierung des jetzigen Königs so große Sorgfalt schenkt. , Der Prinz von Preußen, welcher sich bekannt lich in Oesterreich befindet, um den dortigen Bun- des-Contingent zu inspiciren, wurde in dem Ue- bungslager bei Kolin von folgendem Unfälle be troffen: Während der Prinz sich in der Nahe der die Avantgarde bildenden Jager befand, welche sich in Lirailleurs aufgelöst hatten, wurde derselbe von einem wahrscheinlich mit Erde, in welcher sich Stein chen befanden, geladenen Schuß in das dicke Fleisch , des Schenkels getroffen. Glücklicherweise zeigte sich nur eine leichte, durchaus gefahrlose Wunde, so daß der Prinz nach angelegtem Verbände dem Ma- nivre bis zum Ende im Wagen beiwohnen konnte. Rußland und Polen. Der König von Preu ßen hat seinem in Warschau anwesenden Schwager, dem Kaiser von Rußland, von Schlesien auS einen kurzen Besuch abgestattet. > .Die russischen Bauern werden vermiethet wie das liebe Vieh; zum Bau der Warschauer Eisen bahn sind den Unternehmern 15,OM solcher Leute von ihren Herren überlassen worden. Die Bau unternehmer zahlen nach Maßgabe der größeren oder geringeren physischen Kraft eines solchen Bau ern seinem Herrn 6 —10 Rubel für die Person und haben die Verpflichtung, diese Arbeiter zu nähren und für jeden, welcher entspringt oder stirbt, 700 Rubel zu erlegen. Griechenland. Der Minister Mavrokor datos (s. Nr. 31.), auf welchen man so große Hoff nungen baute, ist schon wieder zurückgetreten. Als nächste Veranlassung dieser neuen Krisis wird er wähnt, daß Maurokordatos fortwährend und na mentlich noch am 18. Aug. vom Könige persön liche Versicherungen des Vertrauens empfing, am folgenden Tage aber als Minister des Innern von den Gouverneuren der Provinzen Berichte erhielt, daß man dort Adressen gegen ihn unterschreiben lasse, als deren thätigste Beförderer zwei Priester bezeichnet wurden, die sich dabei auf den König selbst beriefen. Während Maurokordatos diese Be richte las, traf ein Befehl des Königs ein, daß der Minister des Inneren zwei Diplome über die Verleihung des Erlöserordens an dieselben beiden Priester ausstellen und sie dem Könige sogleich über senden solle, weil dieser sie als einen Beweis sei nes besonderen Vertrauens durch einen Privatsecre- tair denselben wolle einhändigen lassen. Jetzt be gab Maurokordatos sich sogleich zum Könige und bat um seine Entlassung, „weil er das Vertrauen des Königs nicht besitze." Die Entlassung wurde ihm gewahrt „aus Rücksicht auf seine Gesundheit;" Maurokordatos widersprach, konnte aber die ofsi- cielle Angabe des wahren Grundes nicht auswirken. Amerika Am Mississipi hat neulich wie der ein furchtbares Beispiel der Gräuelthaten statt gefunden, die man in den Vereinigten Staaten im Namen des Lynchgesetzcs zu begehen pflegt. Ein Haufe Volks ergriff 50 —75 Menschen, führte sie an eine abgelegene Stelle des Ufers und erschoß oder ersäufte sie dort, plünderte darauf deren Häu ser und verbrannte diese zum Schluß. Als Vor wand diente die Angabe, daß die Ermordeten Spie ler und Fälscher gewesen seien, und bei der Ohn macht der Gesetze in diesen Gegenden wird wie gewöhnlich Niemand es wagen, die Mörder zur Verantwortung zu ziehen oder als Zeugen gegen sie aufzutreten. Einnahme der Leipzig-Dresdener Ei senbahn - Compagnie. Vom19. bis 25. Sep tember 1841: für 12,272Personen 12,430Thlr. 13 Ngr. — Güter excl. Salz- und Postfracht 4,596 Thlr. 10 Ngr. Summa: 17,027 Thlr. 3 Ngr. Stand der Actien am 27. Sept. 100^. Niederlande. Der König von Holland hat nun wirklich dem zwischen Luxemburg und dem deutschen Zollverein abgeschlossenen Vertrag seine Genehmigung versagt; dieser Schritt, zu wel chem sich der König, wie es heißt, im Interesse seiner Unterthanen verstanden, erregt großes Auf sehen. Während man einerseits berichtet, daß der Monarch zuvor bei dem Könige von Preußen an gefragt habe, ob ihn die Ratification verletzen werde, was dieser in einem eigenhändigen Schreiben ver neint habe, hebt man andererseits hervor, daß der preußische Gesandte im Haag, Graf von Lottum, an demselben Tage, an welchem jene Weigerung er folgte, die holländische Residenz verlassen hat. Deutschland. Weil der größte Theil der Hannoveraner noch immer nicht einsehen will, daß die Regierung, indem sie die Verfassung aufhob und eine andere dafür substituirte, in ihrem Rechte sei, so bemühen sich die Cabinetsscribenten, den Leuten die Sache in allerhand Schriften deutlich zu machen. So wird jetzt unter dem Titel: „Worte eines Vaterlandsfreundes an den Bürger und Land mann im Königreiche Hannover," eine Broschüre verbreitet, welche den ganzen Hergang des Ver fassungsstreites dem Landmann in einem Gleich nisse deutlich macht und die natürlich auf diesem Wege zu dem Resultate kommt, daß das Land erst seit 1837 wahrhaft glücklich geworden. Der Ver fasser redet dem Bauer in's Gewissen und weiß es ihm recht anschaulich zu machen, daß, weil die Landstände, ohne etwas zu bewilligen, ausein ander gegangen sind, der König kein Geld mehr hat, um dem Bauer die Chausseedienste abzunehmen, und daß der Bauer deßhalb wieder an der Chaussee dienen muß. — Die Dimission des Stadtdirec tors Rumann ist vom Könige nicht angenommen, sondern die Revision des Protestes gut geheißen