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303 leben nach Unruhstadt, wo ich* eine der fürch terlichsten Nachte meines Lebens zubrachte. Von dem Schalten und Walten der Frau hangt des Hauses Glück und Frieden ab. Findet eS der Mann daheim nicht, was ist die Folge davon? Er sucht dieselben außerhalb, er geht gewöhnlich je den Abend nach Bierstein, Branntweinhaus oder Weinsberg und kehrt meistens erst spat über Dußlingen zurück. Gar ost begegnet sich ein sol^ ches Ehepaar in Querfurt oder Gröbzig, oder sie nehmen den Weg über Poltersheim, Zang oder Streidelsdorf, und da ist es denn leicht möglich, daß sie endlich nach Gerbstadt und Stock holm gerathen. Darum, Ihr Mädchen, prüfet gehörig, ehe Ihr die Reise nach Mannheim antretet, ob Ihr auch Eueren Gatten in der Folge nachGlückstadt be gleiten könnt; eignet Euch frühzeitig die Tugenden einer Hausfrau an, damitJhr dereinst Eueren Schritt nicht bereut, sondern Euch mit frohem und zufrie denem Sinn ein „Wohl mir!" zurufen könnt, gleichsam als wäret Ihr aus Wohl au, hattet Euch in Heilsberg oder Friedensthal häus lich niedergelassen und so schon das Himmel reich auf der Erde gefunden. Land wirtschaftliches. Das Austreiben des Rindviehes oder die Blähsucht. Da jetzt bei dem jungen Klee so manches Stück Rindvieh den Tod findet, wie man von allrn Seiten hört, so halte ich es für meine Pflicht, da ärztliche Hilfe nicht immer bei der Hand und gewöhnlich zu langwierig ist, den Landwirth auf einige Mittel aufmerksam zu machen, die in jeder Wirthschaft stets zu haben sind und deren guten Erfolg ich bei mehren Fällen beobachtet habe. . Das erste Mittel besteht darin, daß man dem kranken Vieh — Z.Kanne Rahm einfüllt; wirkt einmaliges Eingeben nicht, so kann man dieselbe Portion ohne Nachtheil wiederholen. Das-z weite Mittel ist folgendes: Man nimmt eine Zwiebel von mittler Größe, schält sie ab, spaltet sie oben zweimal und giebt sie so dem kranken Lhiere zu fressen oder steckt sie ihm ein. Zeigt dieß Verfahren noch nicht die gewünschte Wirkung, so kann man ohne Bedenken eine zweite Zwiebel ver abreichen; ich habe dieses Mittel mehrmals mit Er folg angewendet und mich überzeugt, wie in Folge dessen der Putten des Viehes sichtlich weich wurde und zusammensiel. Das dritte Mittel, als "ein sehr bewährtes bekannt, ist die Anwendung des Kalkwassers. Man nimmt frisch gebrannten Kalk, der wo möglich Aar nicht, oder nicht lange an die Lust gekommen lst, pocht denselben in kleine Stücke, die man nach und nach in eine ungefähr bis, zur Hälfte mir Wasser angesüllte Flasche legt; die Oeffnung letz terer muß man vorsichtig gegen das Eindringen der Luft schützen. Dieses Wasser kann man mehre Jahre aufbewahren, ohne daß eS seine Wirksam keit dadurch verliert. Die Erfahrung lehrt öfters, daß der Landmann und besonders die ängstlichen Haussrauen in dem Augenblicke, wo ihnen durch das plötzliche Erkranken eines Viehes ein nicht unbedeutender Verlust droht, mehre Mittel hinter einander anwenden, will da erste nicht sogleich anschlagen. Bei dm vorstehen den Mitteln würde dieß nach meiner Meinung nicht- schaden; wenn jedoch Manche das Eingeben von nut'Schnupftaback gemischtem Branntwein anem pfehlen, so muß ich bemerken, daß ich von dieser Kur noch nie besondere Wirkung gesehen habe. In meinem Stalle wurden kürzlich ein Ochse und zwei Kühe lediglich durch die Anwendung von zwei Zwiebeln von dem Uebel befreit; doch habe ich, wie schon bemerkt, in fremden Stallen oft mehre Mittel hintereinander anwenden sehen; man knüpft z. B. dem Thicre ein Strohseil in das Maul, damit es kaut u. s. nZ. Das letzte und sicherste Mittel bleibt jedoch immer der Trocar (eine dreischneidige hohle Zapf nadel); ihn habe ich bei dergleichen Fällen stets bei der Hand, um ihn, will ein anderes Mittel nicht schnell genug anschlagen und ist Eile von Nöthen, sogleich anzuwenden. Darum sollte jeder Landwirth einen Trocar im Hause haben und auch die Stelle wissen, wo er denselben in Anwendung zu brin gen hat. So gut dieß durch schriftliche Mittheilung an geht, will ich die letztere näher zu bezeichnen VM suchen: Man geht vom Hüftknocken eine Spanne weit vor nach dem Putten zu (welcher bekanntlich auf der linken Seite liegt) und legt dann die linke flache Hand an den Knochen, welcher sich obm und weiter vorn, wo die Ribben ausgehen, befindet; soweit man nun mit der rechten Hand spannen und wo man an die linke Hand treffen kann, da ist der Ort, an welchem man den Trocar mit Erfolg ansetzen kann. Daß es dabei nicht auf einen hal ben Zoll ankomme, versteht sich wohl von selbst; hat man diesen Ort gefunden, so schlage man mit der rechten Hand oder mit einem Beile herzhaft aus den Trocar los, damit er mit einem Schlage durch geht, denn wiederholtes Pochen macht daS Thier unruhig. Hierauf läßt man die Tille stecken und fährt, wenn sich vielleicht dieselbe im Putten ver stopft hat, mit einem Rüthchen hinein, Leider ist der Landmann noch immer gegen das Lrociren eingenommen; er meint, das Thier werde davon krank und verliere dadurch an Nutzen. Dieß ist jedoch ganz unbegründet; allerdings pflegt sich ein kleines Wundsieber einzustellen, welches viel leicht den Nutzen etwas verringert, allein dieser Zustand dauert nur sehr kurze Zeit, so daß der etwaige geringe Verlast in keinem Verhältnisse mit dem Schaden steht, welchen der Landwirth durch die gänzliche Einbuße des Viehes zu erleiden ha ben würde. Mehre Hausfrauen haben mir übrigens bestimmt versichert, daß der Nutzende» solchem Viehe