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2S8 Deutschland. Der durch seine treue An hänglichkeit an das Staatsgrundgesetz bekannte Stadtdirector» Rumann zu Hannover hat freiwil lig seine Entlassung begehrt. Die Verwendung der Bürgervorsteher bei^m Könige für die Wieder einsetzung deS Stadl virectorS m sem Amt (von welchem er seit längerer Zeit suspendirt war) ist ohne Erfolg geblieben, da der König nach Anleit ung des neuen Bcrsaffung-gesetzes erst das Gut achten des Staatsraths darüber vernehmen wollte, ob gegen Rumann in Gemäßheit der wider ih« erkannten Criminalstrafe (Nr. 36) die Entlassung vom Amte verfügt werden könne; diese Entscheid ung wäre unstreitig ungünstig für den Stadtdi rector ausgefallen, und darum zog er es vor, frei willig aus dem Amte zu treten. In Nürnberg haben mehre dasige Einwoh ner ein wahres Heldenstück ausgesührt; sie brach ten nämlich dem eben dort anwesenden ehemali gen französischen Minister Thiers eine Katzen musik und schrieen dazu das längst zu Tode ge sungene Rheinlied: „Sie sollen ihn nicht haben" ab, so daß sich die Polizei veranlaßt sah, gegen diese Manifestationen einzuschreiten. Diese rohe Brutalität gegen einen Fremden wird gewiß von jedem Gebildeten gemißbilligt, und es wäre schlimm, wollte Herr Thiers den deutschen Patriotismus nach jenen unberufenen Schreiern beurtbeilen. Preußen. Die Reform in dem preußischen Lotteriewesen ist nun vom Könige genehmigt, und dig neuen Bestimmungen treten mit dem Be ginn des nächsten Jahres in Kraft. Die Zahl der Loose ist von 112,000 auf 90,000 herabge setzt, worunter sich 35,000 Gewinne befinden, welche in vier Klassen gezogen werden; der Einsatz wird 45. Thlr. Gold (9 Friedrichsd'or) und der höchste Gewinn 200,000 Thlr. betragen. Bei einem Feste, welches die Stände und Rit terschaft am 7. Sept, zu Liegnitz zu Ehren des Königs veranstaltet hatten, wurde dem Letzte ren ein 105lähriger Greis vorgestellt, welcher noch unter Friedrich dem Großen gefochten hatte; der Alte erschien in Begleitung seines siebenzigjährigen Sohnes. Rußland. Der Kaiser wird in War schau erwartet, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß er sich nach Schlesien zu seinem königlichen Schwager begeben werde, um den jetzt dort statt findenden Heeresübungen beizuwohnen. — Die im Süden des Reichs aufgestellte imposante Mi litärmacht verbleibt noch immer in ihrer zeitheri- gen Stellung, und man will aus diesem Umstande schließen, daß die orientalischen Händel, wenn auch jetzt durch Protocolle und Noten beseitigt, keineswegs zur gänzlichen Erledigung gekommen sind; die schwankende Gesundheit des Sultans lassen dessen plötzlichen Tod fürchten, und in die sem Falle wurde sich der Streit nicht blos um den diplomatischen Einfluß im Divan, sondern um den Besitz türkischer Provinzen handeln. Darum scheut Rußland nicht die Kosten, welche ihm die Erhaltung jener Armee verursacht, und darum con- rentriren England und Frankreich ansehnliche Streit kräfte in den levantischen Gewässern. China. Nichts ist drolliger als die officiellen Erlasse des Kaisers von China; der Mann sieht die Welt von dem Throne des himmlischen Reichs mit ganz eigenen Augen an, und es ist ihm kaum begreiflich, daß hinter der chinesischen Mauer auch noch Leute wohnen, die mit ihgr anbinden wollen. Wollte man seinen Proclamationen glauben, so würde Se. Majestät ein zweiter Nero sein, denn diese klingen gewöhnlich sehr blutdürstig; so befahl der Kaiser, daß dem Statthalter Keschan der Bauch aufgeschlitzt werde, weil er sich angeblich von den englischen Barbaren bestechen ließ. Einem ande ren Mandarin', desselben Vergehens angcschuldigt, sollte das Fleisch stückweise von den Knochen gerissen, hundert Meilen im Umkreise seines Geburtsorts verwüstet und alle Anverwandte desselben aus dem Lande verbannt werden; gewöhnlich kommen aber die Beamten mit der bloßen Rangentsetzung weg, ist nur einmal der erste kaiserliche Zorn verraucht. Vermischtes. Am 14. September Nachmittags 4 Uhr verstarb zu Schirgiswalde in der Oberlausitz der aposto lische Vicar Ignaz Bernard Mauermann, Bischof von Pellen, Prälat und infulirter Decan des Domstifts St. Petri zu Budissin rc., nachdem er an demselben Tage in den Frühstunden vom Schlage getroffen worden war. Im Laufe der vergangenen Woche fand in Dres den die vom deutschen Bunde verordnete Jnspicir- una des sächsischen Contingeyts durch den österrei chischen Feldmarschall-Lieutenant von Hrabowsky, den baier'schen Generallieutenant von Zandt und den großherzoglich hessischen Generalmajor von Stosch statt. Bei den deshalb veranstalteten Manövers wurden die verschiedenen Exercitien von den ein zelnen Truppenabtheilungen mit der bekannten Pra- cision ausgeführt, welche man von jeher bei der gesammten sächsischen Armee chahrgenommen. Am 16. September begaben sich die genannten frem den Generale in Begleitung einer zahlreichen Suite auf die Festung Königstein. — Der Prinz Johann befindet sich schon seit acht Tagen in Oesterreich, um in Gemeinschaft mit dem Prinzen von Preußen den österreichischen Contingent zu inspiciren. Der Gene ralmajor von Hausen reiste zu gleichem Zwecke am 15. d. Mittags in Begleitung zweier Stabsoffiziere nach München ab. Einnahme der Leipzig-Dresdener Ei senbahn-Compagnie. Vom 5. bis 11. Sep tember 1841 t für 8,405 Personen 7,428 Thlr. 15 Ngr. — Güter excl. Salz- und Postsracht 2,760 Lhln 29 Ngr. Summa: 10,189 Thlr. 14 Ngr. Stand der Actien am 13. Sept. 100H.