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beabsichtigt, die ihm als Großherzog zufgllenden Theile von Luxemburg und Limburg durch eine und dieselbe Person verwalten zu lassen. — Sie sollen eine von Holland getrennte Civil- undMi- Litairadministration erhalten. Holländische Trup pen würden das Gebiet unter der Con trolle des deutschen Bundes besetzt halten, und dasselbe würde einen jntegrirenden Theil des Bundes bilden. Belgien. Es unterliegt wohl keinem Zwei fel mehr, daß Belgien die 24 Artikel der Londo ner Conferenz annehmen werde. Es wäre auch sehr betrübt, wenn es sein wahres Interesse nicht besser erkennen wollte. Die Handelskammern der größern Städte Belgiens, wie Brüssel, Lüttich, Mons, Ostende, verlangen sehnlichst nach dem Frieden, und eine Bittschrift aus Roucort schließt mit folgender Stelle: „Ich habe die Ueberzeu- gung, daß diese Bittschrift, welche ich allein un terzeichne, der Ausdruck der Gesinnung von zwei Dritteln der Belgier ist, und ich wage, auf mich die Verachtung und den Haß der Nation zu ru- fen, wenn ich mich getäuscht habe." — Ist ein mal der große Schritt gethan, so wird man sich in Belgien ^beeilen, all' das unruhige Gesindel, welches sich dort zu bösen Zwecken eingeschlichen hat, mit dem polizeilichen Besen hinauszukehren und das mit Fug und Recht, denn die Feinde der Ordnung sind zugleich die schlimmsten Feinde des Bürger- und Bauerstandes, dessen Mark sie auszusaugen gedenken. Schon hat die Negierung zwei Redacteurs von aufrührischen Blättem verhaften lassen. — Auch der General Skrzynezki, welcher in belgische Dienste getreten war, ist nach Eng land abgereist, und so wären die neuen Verwicke lungen, die seine Anwesenheit in Brüssel veran laßten, hoffentlich auch gehoben. — Nach neueren Nachrichten sieht sich Belgien mit einer Handels krisis bedroht, welche in die meisten Häuser Zer störung bringt. Das Haus Cockerill — einer der unternehmendsten industriellen Genies unserer Zeit— dessen Werkstätte bewundernswürdig sind, hat die in Seraing schließen müssen und über 1000 Arbeiter verabschiedet. Geht auch die poli tische Krisis vorüber, so ist doch Belgien über kurz oder lang mit einer Revolution bedroht, denn des Volkes Stimmung ist der Regierung und den Kammern entgegen, und wird von den Franzosen zum Bösen aufgehetzt. Armes Land!— Die Lan destheile, welche Belgien von der Provinz Lim burg abtreten soll, nehmen einen Fläckenraum von 75 o Meilen mit 135,000 Seelen ein, darin lie gen Beverloo und das größere Mastricht. Preußen. Der" Minister Mühler befiehlt . den Justizbeamten, darauf zu achten, daß überall die Namensunterschriften- der Beamten deutlich geschrieben würden, „damit Niemand nöthig hat, seine Zeit aü die Entzifferung dieser Hieroglyphen zu verschwenden." In der Lhat scheinen die mei sten und selbst die höchsten Beamten sich die größte Mühe zu geben, ihre Namen recht unkenntlich zu machen, was in spätem Zeiten bei aufbewahrten wichtigen Urkunden oder Aktenstücken zum unauf lösbaren Räthsel werden dürste. — In Berlin will der Graf von Redern, Intendant des Thea ters, eine neue Vorstadt gründen, welche, ihrer Lage nach, an dem Ufer, der Spree, bald von Wich- tigkeit werden dürfte. Die Pulvermühlen, welche bisher dort standen, sind nach Spandau verlegt worden. — Daselbst ist die allgemeine Aufmerk samkeit auf das Großherzogthum Posen gerichtet, wohin noch einige Truppenabtheilungen geschickt worden sind. - Die Sache mit dem Erzbischoffe (v. Dunin) ist nun so weit, daß er bei fernerer Verweigerung des Gehorsams, den er dem Staate schuldig ist, in gefängliche Haft, wie man sagt, auf die Festung Colberg gebrächt werden wird. »— Der jetzige türkische Gesandte in Berlin, Kiamil Pascha, den wir auch in Dresden gesehen haben, wollte dort die türkische Justiz handhaben. Er ließ einen Bedienten, der sich eines Betruges schuldig gemacht hatte, ohne weiteres eine derbe Bastonade geben,' die ihn auf einige Zeit deS Gebrauchs seiner Füße beraubte. Das Stadtge richt aber wollte die türkische Justiz nicht gut heißen und dem Bedienten mußte ein Schmerzen geld ausgezahlt werden. Se. Excellenz soll gar nicht begriffen haben, wie man mit einem Be-' trüger so viel Umstände machen könne. — Die Verhältnisse der Berlin-sächsischen Eisenbahn sind neu geordnet. Der Staat hat die fehlenden Ca- pitalien gezeichnet und die Herzoge von Anhalt- Deffqu und Cöthen bedeutende Summen beigetra- gen. Man wird fürs Erste 1000, späterhin 3000 Arbeiter dabei anstellen. Deutschland. In Hanover nehmen die Dinge eine immer ernstere Gestalt an. .27 De- putirte -der zweiten Kammer haben der Stände versammlung eine Eingabe übergeben, in welcher sie erklären, daß sie das Staatsgrundgesetz von 1833 als noch zu Recht'bestehend ansehen müß-' ten; — dasselbe haben in ihren Gutachten auch drei deutsche Universitäten: Jena, Heidelberg und Tübingen gethan, — und hinzugefügt, daß sie die jetzige am 7. Jan. nach dem Patente vom 7. Dec. 1819 zusammeuberufene Ständeversammlung eben so wenig anerkennen. — Hierauf sind die Kan^ mern am 2. März vertagt worden. — I)r. Chri stiani, welcher nebst vr. Detmold polizeilich die Weisung erhalten hatte, in der Kammer zu er scheinen (welchem Gebote Beide Folge leisteten), begab sich zum Cabinetsminister von Schele, und erbat sich unterthänigst Aufschluß, woher diese Weisung komme. Der Minister nannte ihn zwei mal einen Hochverräter, einen Demagogen.! Des wegen hat ihn I)r. Christiani bei der Justizkanz lei in Hanover inftlriarmn belangt. .. . Ungarn. In Ofen gab der Director des Blindeninstituts, Herr Dolezalek, ein würdiger Mann, ein zweiter Vater der blinden Kinder, dessen Gattin Ällen eine liebende Mutter ist, sei nen Zöglingen einen Ball, der ihnen großes Ver-