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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881013
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-13
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.10.1888
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Dm«. Fürst BiSmarck hat wiederholt erklärt, das Reich werde den deutschen Saufleuten in der Lolonialerwerbuug folgen, aber nicht er »bern. In Ostafrika handelt eL fich nun allerdings um den Schutz deutscher Rechte, aber diese schützen und einen Bruderkrieg in großem Stil onsangen, ist zweierlei. Wir wollen ruhig die Vorschläge der ReichSregierung in die'er Sache abwarten. — Ter jetzt im Moabiter Gefängniß inhastirte Geheimratb Geffcken koufcrirle dort mit seinem LerihciSiger lckr. Woliffon au; Hamburg. Im UeLrigen wird über den Gang des Verfahrens absolutes Stillschweigen beobachtet. Tie .Berl. Pol. Nachr" schreiben tzu der Sache noch: .In Paris ist eine ftanzösüche lleberietzunz de; iu der Rundschau veröffentlichten Tagebuches erschienen. Desgleichen ist in London eine solche in englischer Sprache beransackommen Wir wachen darauf aufmerksam, daß nach der Kerner äonoennon vom 9. November 1886 derartige Uebenexungen einen stra'r-aren Nachdruck bilden, wegen dessen gerichtlicher Verfolgung das Srrorder- liche von Berlin aus angeorduet werden wird.' — Wie die .Nat.-Ztg." hört, hat sich am Donnerstag früh ein Beauftragter des Untersuchungsrichters bei dem Redaneur der »Deutschen Rundschau', vr. Rodenberg, eingebunden, um von dem selben die Herausgabe des Tagebuch-Äanuikripics zu verlangen, vr. Rodenberg ist dieser Aufforderung '»fort unverzüglich nachze- kvmmcn, auch die gemmmte Korrespondenz über den Fall ist aus- geliefert. — Tcm .W. Fremdenbl' wird aus Mürzsteg berichtet: .Tie erste Audienz des Grafen Bismarck bei Kaiser Wilhelm am 9. Oct. dauerte ungewöhnlich lange, da der Minister sehr wichtige Teoc'Sen Aberbrachte. Man bringt die plötzliche Reise mit der Tagcbuch-Affaire in Verbindung. Es heißt, Geheimraih Geffcken werde doch freigelaffen werden.' — Es scheint wirklich so, als ob während der Reise des Kaiser in Süddentschland und in Oesterreich ein Anschlag von Schweizer Anarchisten befürchte: ist, und als ob darauf die wiederholten Äender- »ngen in den Reise-Dispositionen zurückzuführen find. Uebercin- stimmend wissen verschiedene Blätter von ichr starkem Polizeiaufgebot ju erzählen, und daß besondere Vorfichtsmaßregeln getroffen wurden. Das Münchener „Frdbl.' verzeichnet noch ein Gerücht, wonach die dortige Polizei durch Berrath einer über das ganze Königreich ver zweigten großen geheimen sozialdemokratischen Verbindung auf die Spur gekommen sei. Hingegen bestreitet die iialieni'che Regierung entschieden, daß die auf der Jiffel Sizilien vorgenomuiencn Maffen- verhaftungen mit dem Kaiserbesuch in Verbindung stehen. Welchen Grund die außergewöhnlichen Maßnahmen haben, wird aber nicht gesagt. — Das „Petersb. Journal' hatte neulich hervorgehoben, daß über die bulgarische Frage gegenwärtig nicht die geringsten Verhand lungen stattfindeu. Kaiser Wilhelm habe sich in Petersburg von der Friedensliebe Rußland- überzeugt, und werde auch den Monarchen Von Oesterreich und Italien hiervon Mittheilnngen machen, sofern er »S für nöthig erachte. Tie „Nerdd. Ällg. Ztg." bemerkt hierzu: »Das Petersburger Blatt hat, wie wir Grund zu vermuthen habe» die politischen Besprechungen, welche siattgefunden haben, richtig ge deutet. Verhandlungen über Bulgarien sind von keiner Seiie beab sichtigt und angeregt worden, und demgemäß giebt es darüber auch keinerlei Abmachungen.' — Ter „Nat.-Zig." zufolge hat ein Bürger von Halle a. S. die Summe von 156,060 Mark für die deutsche Emin Pascha- Expeditiou gespendet. — Wie aus Bruchsal berichtet wird, ist ein Leutnant Müller vom dortigen Dragoner-Regiment, welcher mit Urlaub in die Dienste der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft getreten war, bei Dar-es- Saalam von den Arabern erschlagen worden. — Nach Londoner Meldungen aus Zanzibar, deren Bestätigung freilich abgewartet werden muß, kam ein deutsches Kriegsschiff dort mit der Besatzung von Bagamoyo an. 25 Mitglieder der Schiffs mannschaft sind am Fieber schwer erkrankt. — Es verlautet, daß Dr. Hans Meyer, dessen Karawane zerstreut worden, sich in Sicher heit befindet und bestrebt ist, nach der Küste zurückzukehren. Von seinen 300 Trägern desertirten alle bis aus fünf. Frankreich. Präsident Carnot ist aus seiner Reise am Mittwoch Abend in Dijon angekommen und enthusiastisch begrüßt worden. Bei einem von dem Generalrath ihm zu Ehren veranstalteten Bankett hielt Carnot eine Rede, in welcher er zur Einigkeit und Eintracht ermahnte, um so alle Franzosen zu einer Einheit zu verbinden. Donnerstag Abend ist der Präsident wieder in Paris angekommen. — Der Budget-Ausschuß der französischen Deputirtenkammer hat seine Arbeiten beendet. Der Ausichuß hat im Ganzen 14 Millionen für Schiffsbauten aus dem außerordentlichen ins ordemliche Enorder- niß herübergenommcn und 8 Millionen Frcs. ganz gestrichen. Dieser Betrag soll zur Schuldentilgung verwendet werden. Sofort nach Wiedereröffnung der Kammern werden Interpellationen über die Revision der Verfassung eingcbracht werden. England, lieber den britischen Feldzug gegen die aufständi schen Stämme des Schwarzen Gebirges wird aus Simla berichtet: bescheidenes Maler-Atelier, dessen Fenster die Aussicht auf den Himmel und ein Meer von Dächern erschließen, und zu welchem der Lärm der Straße nur wie ein dumpfe- Summen heraufklingt, ist das letzte Ziel unserer gemeinsamen Wanderung. Seltsame Bilder, auf Staffelcicn ruhend oder an den Wände» lehnend, hatten sich in diesem Atelier zusammcngefunden, thcils neu unter dem Pinsel des Malers hervorgcgangen, thcils verblaßt oder verwittert, uui mit neuen Farbe» aufgefristzt zu werden. Es waren, wie sich leicht erkennen ließ, Bilder für Schaubuden, aus die An ziehung eines leicht befriedigten Jahrmarktspublikum- berechnet. Im grellen Widerspruche zu dieier auf sehr niederer Knnsistufe stehenden Erzeugnissen stand ein halbvollcndetcs Staffeleibild, welches alle Kennzeichen eines geläuterten Geschmackes und eines hoch a»s- gebilteten Talents an fich trug. Das Merkwürdigste aber in diesem Atelier waren die beiden lebenden Personen, welche in ernster Unterhaltung auf einem be scheidenen Sopha saßen, zwei Männer, die sich nur in ihrer Kleidung unterschieden, beim ersten Anblick aber eine so frappante Aehnlichkeil miteinander zeigten, daß der eine de- anderen Spiegelbild hätte sein können. Erst bei näherem Studium der beiden Physiognomien fand man kleine unterscheidende Merkmale heraus, vom Griffel des Lebens i» die DoppeOchöpfung der Natur hiiicingc^raben. Ter eine schien noch verschont von jenen Erschütterungen, welche die markige Hand des Schick'als mit wenigen Strichen auf die Stirn des Anderen ge zeichnet hatte, Gestalt und Antlitz waren voller, dos Roth der Wange» trat frischer hervor. Ter blühendere von beiden war Orlando, — der Andere, in dessen Zügen mehr das Herbe, aber auch das Vergeistigte vorherrichte, war Heinrich Zelter, der Besitzer des dürftigen Aleliers „So standen die Sachen." sagte Orlando zu seinem Zuhörer, dem eine gewisse Unruhe auzumcrlen war, als fühle er sich in der Situation durchaus nicht heimisch. „Tic neunstündige Differenz, welche zwischen ihrer singirteu Abreise »nd ihrer thatsächlichcu An kunft im Kurorte lag, war die klaffende Lücke iu ibrem so schlau und kunstreich angelegten Plane, und sie iah mich eiibchlosien, schonungs los g-gcu sic einzuschrciten. Nie hatte ich sie so außer Fa jung ge sehen. Nur ihr Valcr bewahrte seine vollständige Ruhe. Sein Mond verzog sich sogar zu einem Lächeln, in welchem etwas so Ueberlegencs, so Liege-gewisses lag, daß sich selbst Leopoldine darüber zu verwundern schien. Er überzeugte sich erst noch einmal, daß «iemaiid im Nebenzimmer sei, schloß dasselbe ab und begann: Di« Stämme scheinen fich gegm den Indus zu wenden. Der Ober befehlshaber der britischen Armee, General Mac Aucen, wird eine beherrschende Position deS Laute- besetzen. Derselbe benachrichtigte die Stämme, er werde, falls ne sich nicht vor dem 15. October er gäben. das noch au' den Feldern sichende Getreide vernichten lasten. Tie Unterwerfung wird crw-anrl. Rußland. Rach eine: Meldung ans T'.stis haben der Kaiser und die Kaffen«, die den: arr M.wwoch Vormittag cingerroffen sind, daftldst den außerordentlich«! Geftndten des Schah; von Persien, welcher die'-eld-rn iw Rauen de- Sch-ads zu der Ankunft im Nachbar- zebirte willkommen! hieß.. in wie racher Audienz empsangen. Tie Be völkerung dal dem Kaffer na are einen glänzenden Emo rang bereitet. De: grustni'chr Adel gab e n: Ehrenwache rar den Kaiser ab. Orir»O Wie aus Sofia berichte: wird, beabsichtigt die Prin- ze'fin El: men fine von Kodurz. welche den Fünften Ferdinand jetzt aus innen Ausstügcn nach Ost-Rumclien begleitet, mit demselben Ende deS Monats nach der Hanpfftadt zu kommen und den größten Tbeil des WinterS Von bleiben. Die bulgarische Regierung besorgt kein Eingreifen Rußlands in der nächsten Zeit, und man lebt also in Sofia rech: vergnügt, nur die Finanznoth drückt gewaltig. Aussicht, Geld zu erhallen, ist dabei nicht !m mindesten vorhanden. Sächsisches. — König Albert, welcher mit dem Kaffer Franz Joievh und d-m Prinzen Leopold von Bayern am Mittwoch Nachmittag von Mürzzu'chlag in Wien eintraft wird am 15. Oct. in ''einer Zommer-Rcstden; Strehlen ankommen. — Am Mittwoch Abend traf Prinz Georg mit Prinzessin Matbilde und den Primen Johann Georg und Max, aus Italien kommend, wieder in Dresden ein. — Prinz Friedrich August traf am Donnerstag Abend von 'einem Jagd ausfluge bei Eibcnstock und dem Besuche beim Fü'.stcu Reuß wieder in Dresden ein. — Die sogenannte „große" Ziehung der 114. kgl. säch!. Landeslolterie, die der 5. Klaffe, nimmt am 3. Noo. ihren Anfang, um bis zum 24. November die spielende Welt iu Hoffnung zu erhalten. Tie Erneuerung der Loos; har vis zum 25. October zu geschehen. Reelaniat oncn bei der kgl. Lotteriedireeiiou in Leipzig wegen Varenthaltung eines Loose- oder aus anderen Gründen sind bis zum 30. d. M. auzudriugeu. Nach Aolaus die'er Frist sind alle Ansprüche erloschen. — Dresden. In einem hiesigen Gasthffe stebt seit Montag den 8. Oct. ein Kutschwagen mir einem Arbeitspferd herrenlos. Ei» Unbekannter, der an diesem Tage vorfubr »nd das Pferd sogleich verkamen wollte, hat Bude; eingestellt und fich, da ein Käusec nicht sogleich zu be'chaffen war, alsbald au; dem Gast hofe entfernt, ist auch nicht wieder gekommen. Unter solchen Um ständen ist die Vermnthung begründet, daß Wagen und P'erd gestohlen sind. Letzteres ist hoch, ein rotbcr Schimmel (Wallach) mit langem Schweif. Es hat schwarzes Geichir: mit gelb.» Beschlägen, Trenieugebiß ohne Aussatzzüzel und Schwanzriemen. Der Wage» ist halbverdcckk, grün gefärbt und mit gelben Streuen abgcsctzi. inwendig mit weißgrauem Livrecmch ausgeschlagen. — Aus der Sächsischen Schweiz. Im Schrammstein- gebiel nebst den anstoßenden Bergesböhe» fand am Dienstag eine Absuchung durch Waldarbeiter unter Führung eines königl. Försters statt. Es galt, einen Herrn anizusuchen, welcher am Sonntag nach diesem Gebiet von Schandau an- gewandert und nicht mehr zurück gekehrt ist. Derselbe, ein reicher Leipziger Kammann, lotzirte seit 4. Oktober, auf seiner Rückreise von Tirol nach Sachftn begriffen, im Hotel zum Engel zu Schandau. Daselbst nahm er sich plötzlich vor, die obere sächsische Schwei; zu durchwandern, obgleich ibn schon mehrere Male telegraphische Mitlheiliingen soiort nach Leipzig be rieten, wo man ihn, der Geschäfte halber, ncnhwendig erwartete. Er antwortete auf demselben Wege zurück, daß er in s Schrommstein- gebiel wandern müßte. Ein stattlicher Herr frug am Montag in der Nähe des Schrammlhorcs einige dort beschäftigte Waldarbeiter i» auffälliger Weise über Weg und Steg, am Dienstag fand man nur die Fußaddrücke, von beschlagene» Tiroler Alvemchuhen herrührend, in der Nähe des Aufganges zum Ranschensiein. von dem Fremden selbst erhielt man jedoch kein Lebenszeichen. Ti: bereits einge- lroffenen Verwandten lasten das Aussuchen fortt'ctzen, bergkundige Schiiiükaer gedenken auf die Suche zu gehen, »m de» Unglücklichen, der jedenfalls von einer fixen Idee befallen ist, den Seinigcn zuzuführen. — Leipzig, 11. Oclbr. Seit einer geraumen Zeit beschäftigt man sich im Rache der Stadt mit dem Projecte der Einführung der elektrischen Beleuchtung und zwar vorerst im Innern der Stadt. Der Rath hat von mehreren Gesellschaften Anschläge einge holt, deren letzter erst in diesen Tagen in die Hönde des Ratbes gelangt ist, so daß nunmehr in nächster Zeit in die Teputatwnsbc- ralhungcn eingetrcten werden kann. — Wieder hat ein Tienstmädchcu beim Fensterputzen den Tod gefunden. Dasselbe, erst 19 Jahre „Seien Sie klug, Schwiegersohn, »nd geben Sie wohl auf das Exempcl acht, welche- ich Ihnen jetzt verrechnen werde. „Sie haben eine halbe Million geerbt. Davon haben Sie ein paar Jahre lang ein Hans geführt, wie es einem so reichen Erben und einer Frau von der Erziehung und mit den berechtigten An sprüchen meiner Tochter ziikomml. Sie waren auch sonst kein Knauser »nd haben Ihrer Gattin Geschenke gemacht, deren Werth allein schon ein Vermögen repräsenlirt. „Sie habe» ferner ein Kapital von 20,000 Thalern bei mir niedergelegt, über welche- ich Ihnen den Empfangsschein auszustcllen vergaß. Und neuerdings sind Ihnen 50,000 Tbalcr abgängig ge worden. die nie wieder zu Ihnen zurnckkebren werdni. Rechnen Sie zu diesen — Ausgaben noch eine Abfindungs'umme von 100,00^' Thalern hinzu, die Sie meiner Tvchter geben werben, so bleib: Ihnen immerhin noch mehr als eine Viertelmillion übrig.' — „So sprach der Advokat und ich war starr, ganz besonders über die Ruhe und Sicherbeit, mit welcher er mir die Zumuihuug eines ncnen, unerhörten Opiers stellte. „Sogar Leopoldine staunte ihre» Vater an wie ein geheimniß- oolles Orakel und schien keine Ahnung von der Rfferve zu haben, die cr für seine kühne Forderung offenbar in Bereitschaft Hallen mußte. „Fent kommt die andere Rechnung", nahm der Arvocat wieder das Wort, „sie ist kürzer und einfacher. Behazt Ihnen nämlich mein erstes Exempel nicht, werden Sie eine Viertelni'illion herauszahlen muffen, denn es lebt noch ein Mikerbe, welcher an die Hinlerlaffen- 'chaft Ihres Oheim; gleichberechtigte Ansprüche besitzt, und dieser Mit.rbe ist Heinrich Zelter — Irr ZwOingsbrnbcr.' „Unmöglich!" rief Heinrich, vom Sopha auffahrend. „So meinte ich damals auch", iag'e Orlando, „aber der Ad- ooca: hat mir meinen Unglauben b:nominell. Ja, Heinrich, :r:r stnd Kinder desselben Vater-, derftlbcn Mutter und ich reiche Dir dis Hand zum ersten und wobl auch zum letzten Male, denn ich ver diene nicht, daß Tu mich Bruder nennst." Heinrich schüttelte über jene n.-.erhörte Eröffnung, welche ihn. die erste Grundlage 'eines Daseins g-radezu unter den Füßen weg zog, ii, ch immer den Kopf. Es schien iom unglaublich und dennoch redete der lebendige Spiegel, in dem er sich s.oautc, eine mächlige Sprache, vor welcher alle Uebcrlieferung seiner Kindheit gänzlich ver stummte. Fonsetzung folgt. alt. putzte in der Hilerstraße in Leipzig ziemlich hohe Fenster. Um besser hinauflangeii zu können, bediente sich das Mädchen eines Fnß- bänkchens, welches aber plötzlich nmkippte und sv Veranlassung w ird, daß das Mädchen in den Hoscaum h »unter und mit dem Kopf gerade ans ein eisernes Geländer fiel. Die Arme starb nach kurzer Zei:. — Zwischen den Bahnstationen Narsdorf und Gcithain der Lcipzig- Cheninitzer Bahn verunglückte gestern Abend ein hier stalion vier Locomonvenführer der Bayerischen Bahn, Namens ISpelt, welcher daselbst einen Gülcrzug führte. Er wollte nach -dem Schluß des Zuges sehen, verlor aber dabei den Anhalt und stürzte von der Lokomotive zur Seile des BahngleffeS herab, wo er bewußtlos liegen blieb. Mit dem Nachts 11 Uhr 39 Min. hier anlangenden Perio: en- zuge wurde er mit hierher und in. seine Wohnung gebracht. — Riesa. Am 8. October Abends wurde die Dienstmagd Aug. Rühl au- Wohlan von dem Tienstknechte Karl Schmidt aus Siaritz, welche Beide in Klin enhain in Diensten standen, auf dem Krauifelde überfallen und durch einen Revolvcrichuß am Halse und durch mehrere Schläge am Kovfe verletzt. Die Rühl befindet sich in ärzilicher Behandlung. Der bctr. Schmidt hat sich dann durch das Hinznkommen des Tienstknechies Schvllbach entfernt und soll sich nach der Angabe seiner Muirer in die Elbe gestürzt haben. Die Veran- laffung zur That soll Eifersucht gewesen sein. — In Wolkenburg brach am 10. Oct. früh in der 6. Stunde in dem von Herrn Schloffermeister Pohlers angekauften Hausgrnnd- stück, welches nur von Micth-lcuten bewohnt wird, Feuer aus. Da um diese Zeit die Leute in die Fabrik gehen, war schnell Hilfe zur Hand. Die Fabrikdampffpritze warf ihren Strahl in das Feuer und in 30 Minuten wäre- besiegt. Drei Familien mußten sich anderes Unterkommen suchen, da das Haus ganz durchnäßt und somit vor der Hand unbewohnbar geworden ist. — Eine „thenre Auszüglerin' starb vor einigen Tagen in Mildenau b. Annabcrg im 89. Lebensjahre. Dieselbe heiraihete mit ca. 30 Jahren einen Gutsbesitzer und im Jahre 1838 erfolgte die Uebergabe de- Gnies an die auch bereits veriieiratdcten Kinder, und dabei wurden folgende Naturalleistungen ausbedungen, und zwar für Mann und Frau je: l. Jährlich 5 Scheffel Kartoffel. 14ft Scheffel Korn, 14 „ Scheffel Hafer, (ft Scheffel Weizen, (ft Setiefjel Gerste, 15 Pinnd Butter, (- Schock Eier, 1 Schock Käse, 6 Mirk Flachs- gelb. 2. Wöchentlich »ft Liter Sahne. 3. Täglich 1 Liter Milch. Ueberdies aber noch freie Feuerung. 18 Jahre lebte der Mann im Genüsse dieses Auszuges und 50 Jahre die Frau — Daher mußten obige Naturalien 68 Mal geliefert werden und berechnen sich auf mindestens 7000 Mark. Das Gut hat eine Ackerfläche von nur 11 sächi. Acker oder ca. 6 Hectare. — Auerbach i. D., 10. Oktober. Ein höchst bedauerlicher Unglücksfall hat sich heute Vormittag ereignet, indem ein hie'ger angesehener Bürger die hohe Uiermaner an der Uferstraße hinab in die Göltzsch stürzte. Derselbe wurde zwar von hiiiziigecilten Perlenen schnell herau-gcbrachk, ist aber Mittags verstorben. — In Zwickau wurde dem Hypnotiseur Krause die bebörd- liche Genehmigung für seine Experimental-Vocträge versagt und zwar mit Rücksicht aui die Bedenken, welche neuerdings von hierzu berufener Seit; gegen derartige Vorträge erhoben worden sind. — In Crimmitschau versuchte am 10. Oci. Abends in der 9. Stunde der dort in Arbeit stehende Fleischer und Loägcrbcrge'elle Staub seine ans Bayern gebürtige und bisher in Werdau ainhälilich gewesene Geliebte zn ersichießen. Sie wurde jedoch nur gestreift. Der Thälcr ist verhaftet. — Li »Ibach. Nach einem Rathsbeichlnffe soll unter Vorbehalt der Mitenffchließniig der Stadtverordneten die vom Staate zu Minderung der Sckiullasien überwiesene Hälfte der Grundsteuer hiesiger Stadt ans das Jabr 1888 im Betrage vvn 2121 M. 76 Pi. in den Deckungsmittcln des nächstjährigen Haushalrplanes der Schulkajse eingestellt werden. — Dem Vernehmen nach erhält Mittelfrohna in nächster Zeit eine Postagentnr. X Burkhardsdorf. Durch eine Schenkung des hiesigen Svar- und Vorschußvereins (100 Mk.) und den Ertrag einer in der Gemeinde veranstalteten Sammlung ist es möglich geworden, einen von viele» Seiten längst gehegten Wunsch zu erfüllen. Es find schwarze Tii.hinäntel für die hiesigen Chorknaben und den Tod tenbetl meister beschaff! worden. Tie Letztgenannten cr- i'chiencn in vergangener Woche zum ersten Male bei einem Begräbniß mit diesem neuen, der Feierlichkeit entsprechenden Schmucke angciban. — Sonntag, den 21. d. M., wird die gesetzlich alle 6 Jahre wieder kehlende Kirchcnvisitation durch Herrn Ephoru- Snp. Freyec ans Stollberg in unserer Kirchgemeinde abgehalten werden, 6—. Gornsdors. Vor einigen Tagen siel das ca. 4 Jahr alte Söhnchen des Handarbeiters und Einwohners Nötzold bi:r in den oberhalb der Schaarichmidt'ichen Schankwirtbschaft vordeifließenden, immerhin tiefen Wassergraben und wäre sicher ertrunken, batte nicht der Einwohner und Strumpfwirker Herr Johann Fischer von seiner gegenüberliegenden Wohnung aus das Kind im Wasser 'chwimnien sehen. Er lief sofort zu dessen Rettung bervci und zog da'lelbe, welches bereits fast ganz erstarrt und besinnungslos war, aus dem Wasser. Sofort angestellic Wiederbelebungsversuche waren denn auch von Erfolg gekrönt, so daß das Kind, wenn auch noch sehr schwach an Kräften, doch lebend seinen Eltern zugetragen werden konnte. 0—. Gornsdors. Am Montag den 8. Oktober hielt der hiesige Militärverein sein 15. Stiftungsiest ab, welches zwar schon längst beschlossen, jedoch bi- zur Fertigstellung des neiierbaiile» Gnst- hvses und Tanzsaalcs verschoben worden war. Nachdem bereits Abends vorher Zapfenstreich stattgefundcn, wurde der Festtag durch einen vom hiesigen Musikchor ausgesührtcn Weckruf eingeleitet. Le ver konnte jedoch wogen der schon seit einigen Tagen herrschenden rau ien und regnerischen Witterung das für Nachmitiag in Herrn Restaurateur Rudolphs Garten geplante Concert nicht in Anstühruiig gebracht werden, wcsbalb dasselbe nunmehr programmmäßig im Saale de- Müller'ichcn Gasihoses abgehalien wurde. Ebenso halte die unfreund liche Willeiung auch die eingeladenen auswärtigen kan eradichaftlicheii Vereine am Eei'cheinen behindert. Nachdem der Vorsteher des Ver eins, Herr Caitonsabrikant Wckhelm Ebert, nach Entfalten der pracht vollen Vereinsfahne patriotische Worte an die Verein-Mitglieder ge richtet, gipfelte dessen Rede schließlich in einem auf den deutichen rlaiftr, sowie aus den hohen Protektor von Sachsens Miliiär- vereinsbund, König Albert, ausgevrachten Hoch, in welches alle Anweienden einstimmten. Ter späterhin beginnende Ball, zn welchem sich eine Anzahl geladener Ortsbewohner als Ehrengäste eingeiend-.n halten, verlief in der denkbar schönsten Weise und hielt die Festtheilnehmer, denen der Vorsteher und sein Stell- cerieete:, Herr Bruno Drechsel, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen sichtlich bemüht waren, bis in die frühesten Morgenstunden in echter und rechter 'Feststimmung beisammen und jeder Theilnchmer schied wohl mit dem herzlichen Wunsche: Der Mtlftärverein zu Gornsdors blühe und gedeihe fort und fort. — Die Fahne des „Schlachtvereins' in Altenbnrg. Eine Fahnenweihe seltenster Art fand am Montag Abend im „Gast haus zur grünen Tanne" zu Altenbnrg statt, und wir wolle» dieselbe ir-rer Originalität halber nicht unerwähnt lassen. Im genannlen Locale tagt seit 13 Jahren ein „Schlachlvercin", das beißt ein Verein, welcher durch wöchentliche Beiträge alljährlich zu Weihnaw'.cii 3—4 Schweine tauft, dieselben schlachten läßt und das gewonnene Fleisch, Wurst :c. unter seine Mitglieder vcrtheilt. Seit inc.re.cn Jahren schon tauchte der Wunsch auf, diesem Vereine — man lache nicht — eine Fahne zu beschaffen, eine Fahne, welche das Symbol
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