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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881013
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-13
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.10.1888
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""""IT*? Nr. 24V. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächjtsche Landes-Anzclgcr" init täglich einem Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler 3. Sächsische Gerichtözeitung 4. Sächsisches Allerlei l>. Ilinstrirtrö Unterhaltungsblatt s. Sountagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch bei den Ausgabestellen monatlich llsict 70 ' Phi., lei de» Post-Anstalten 73 Pfg. Pcst-Zeitnngs-Preisliste Nr. >'v3b.) Sächsischer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdvnckerei, Chemnitz, Theaterstrahe Rr. 5. Fernsprcch-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: LandcS-Anzeigcr, Chonmitz. Sonnabend, 13. October 1888. Von den Hanptblättcrn des „Sächsischen Landes-NnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sonder-AuSgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger sür monatlich nur SO Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz monatl. S7 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 9. Nachtr- Nr. 1250a.) Winter-t Jllustr. Aalender des Sächsischen Landbö en. JllustrirteSZahreSbuchSeSLandes-tliiztigerS. Stiizcigenprcis: Raum einer schmalen CorvnSzeile 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Pctitzeile) 3» Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man d>» EinrücknngSbetrag (in Briesmarken) beifügen >je 8 Silbe» Corpnsschrift bilde» ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck »nd Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — 5 je Anzeigen finden ohne Preisaufschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsische» Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wm de heute aus Folium 3073 verlautbart, daß dem Kaufmann Herrn Max Theodor Seidel in Chemnitz sür die Firma Emil Seidel daselbst Prokura crthcitt worden ist. Chemnitz, am 9. October 1888. Königliches Amtsgericht. Die auf den Fol. 363, 387, 611, 671, 1050, 1146, 1275, 1316, 1433, 1- 04, 1030. 1671, 1079, 1811, 1850, 1870, 1893, 19 9, 1926, 1973. 19r>7, 2004, 2265, 2358, 2359, 2412, 2485, 2666, 2838, 2881, 2899, 2981, 3025, 3042, 3068 »nd 3123 des Handelsregisters sür die Stadt Chemnitz und de» Fol. 195 und 378 des Handelsregisters sür den Landbezirk Chemnitz eilige- tragenen Firmen Joseph Asbach, E. Moritz Liedloss, C. A. Götze, Heinrich Zwanziger, C. H. Reiche», A. H. Köhler. Emil Engel, Alsred Busch, Map n. Stahlknecht, Heinr. Hantzschmann, Sachs. Kammgarnspinnerei zn Hartha» (Zweigniederlassung), Laura Funke, Hcrm. Schubert, Theodor Bcaumont, W A. Wild, Hugo Rudolph, Bernhard Schott, A. B. Denbuer, A. G. Günther, O. Lange, A. Mclzcr, C. Ulbrich, Emilie Kurtzlcb, F. Schrcüer, Carl Sachse, M. Lnckhardt, A. H. Helbig, Rudolph Zipper, Ernst Jnnghauns, Schüller n. Seidel, Arthur Fuchs, Dresdner Waldschlößchcn Bierniedcrlage Jnlins Täschner, Erste Holsteiner Buttcrhalle Adolf KorytowSki, F. C. Pilz, mechanische Weberei, Paul Bader und Richard Nemp, sämmtlich in Chemnitz, sowie Baumwollspinnerei Furth H- C. Müller in Furth »nd Leminsohn n- Co. in Einsiedel sind erloschen und ist dies ans den obenbezeichnelcu Folien vcrlaut- bart worden. Chemnitz, den 10. October 1888. Königliches Amtsgericht. Neueste Nachrichten. Brüssel, 11. Oktober. In Folge der neuerdings hervor- tretenden Absicht der Ultramontane», Kundgebungen gegen das Königreich Italien zu veranstalten, erklärt heute das ministerielle „Journal de Bruxelles", derlei lärmende Kundgebungen würden an den gegebenen Verhältnissen gar nichts ändern, sondern blos Belgien Unannehmlichkeiten bereiten Das Organ des Ministerpräsidenicn Bccrnacrt fordert daher die belgischen Katholiken anf, sich in den italienisch-vatikanischen Streit nicht cinzumengcn. London, 11. Oktober. Der „Daily Chronicle" meldet auS Kvnstantinvpel, dem Sultan sei von seinem Ministerium die Unter zeichnung der Suez-Kanal-Konvention angerathen. Rom, 12. October. (Drahtbcricht unseres Anzeigers.) Unter den gestern im Quirinal dem deutschen Kaiser vorgestclltcn Persönlichkeiten befanden sich die Ritter des Anunziciten-Ordens, die Präsidenten des Senats und der Kammer, die Minister, ausgenommen der Ministerpräsident, der KricgSminister und der Marineminister, welche dem Kaiser bereits am Bahnhofe vorgestcllt worden waren. Kaiser Wilhelm drückte Allen die Hand und richtete hnldvolle Worte an sie. Bei der Vorstellung Crispis soll der Kaiser des letzten Besuchs desselben in Friedrichsrnh gedacht unv einige Worte über das befriedigende Ergcbniß des Besuchs hinzugefügt haben. Wiederholt äußerte der Kaiser, daß er von dem überaus herzlichen Empfang sehr gerührt gewesen sei. Kaiser Wilhelm in Rom. Ohne Störung hat der Kaiser die weile, fast drcißigstündige Fahrt von den steierischen Alpen bis zur Siebcnhügelstadt zurückge legt. Am Mittwoch Mittag erfolgte in herzlichster Weise der Abschied von Kaiser Franz Joseph aus dem Bahnhose von Mürzzuschlag, Donnerstag Nachmittag begrüßte der Kaiser den König von Italien auf dem Perron des Centralbahnhofes von Rom. Auf allen größeren italienischen Stationen ward der hohe Gast mit Hellem Enthusiasmus begrüßt, so in Pontebba, Udine, Bologna, Pistoja und Florenz, vielfach waren während der Fahrt am Mittwoch Abend auf den zur Seite der Bahn liegenden Bergen Frcudenfcuer angczündet. Rom, das nach so laugen Jahren zum ersten Male einen deutschen Kaiser Der Geistersee. Original-Novelle von Gustav Höcker. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Mein Schwiegervater befand sich bereits in ihrer Begleitung anf der Brunnenpromenade, und im G sprach mit den Wirthsleutcn erfuhr ich, daß meine Frau erst am Nachmittage zuvor mit dem Drei uhrzuge angekvminen war, während sie schon früh sechs Uhr hätte cintrcssen müssen. Das fiel mir sogleich auf, denn cs ließ die Mög lichkeit zu, daß sie entweder gar nicht mit dem Scchsuhrzugc gereist, oder nur bis zu einer gewissen Station gefahren sei, um dort wieder nnizukchren und sich Nachts in das Haus eiuzuschleichen. „Ich war fest entschlossen, meinen Vortheil auszunutze», suchte meine Frau sofort auf der Brunnenpromenade auf, mit der Reise tasche in der Hand, als käme ich vom Bahnhofe, und fragte sie nach der Zeit ihrer Ankunft. Sie behauptete unbefangen, sie sei Morgens 6 Uhr angclangt und mochte wohl hoffen, sich mit ihren Wirths- leuten über die kleine Lüge noch verständigen zu können, aber dazu war cs zu spät. Ich bewies ihr die Unwahrheit ihrer Behauptung, und ihre nachträgliche Ausrede, sie habe unterwegs den Anschluß verfehlt, machte ich wirkungslos, indem ich ihr meinen Entschluß an- kündigtc, mich darüber auf's Genaueste erkundigen zu wolle», erfor derlichenfalls sogar auf dem Wege gerichtlicher Erhebungen. Meine Frau war bei all ihrer Verschlagenheit durch jene» scheinbar so un bedeutenden Unistand in die Enge getrieben. Zu welchen Auseinan dersetzungen es infolgedessen kam, das entzieht sich der Mittheilung. Darüber könnte ich nur Einem Rechenschaft geben, und dieser Eine ruht in demselben See, in dem auch meine Frau, die unerbittlichste Feindin seines Glücks, ihr Leben beschließen sollte." Schratt vermuthete, daß damit nur Zelter gemeint sein könne. Tic Fragen Leopoldincns, zu deren Beaniwortung sie ihn an den Gcistcrsee citirt hatte, schien Orlando demnach von seinem Versteck aus nicht verstanden zu haben. „Zu einem in alle Einzelheiten gehenden Geständniß koiinte ich meine Frau gar nicht bewegen," fuhr Orlando fort, „aber aus der Thatsache ergab sich das Uebrige von selbst. Sie hatte den Diebstahl Persönlich ausgeführt und alle Maßregeln so getroffen, daß der Ver dacht auf ihre Kammerzofe fallen mußte, in deren Kleidern sie sogar Nachts das Haus verlassen hatte. — Aber verlassen Sie sich darauf, wieder sicht, der als treuer Verbündeter Italiens kommt, Halle zu Ehren des Kaiserbcsuches das glänzendste Festkleid angelegt. Nament lich die Straßen, durch welche der Einzug erfolgte, die Via nazionalc, Via del Quiriuale, waren prachtvoll dccorirt. Die rothweißgrnnen italienischen Fahnen waren mit deutschen Flaggen unlermischt. Herr liches war in der Ausschmückung der Feststraße geleistet. Ein mäch tiger Baldachin spannie sich ans dem Bahnhofsplatze ans, der mit Blumen und Blattgewächsen wunderbar au-gestattet war. Die Italiener sind ja Meister in der gefälligen Fcstdecvrativu. Und so ging cs hin bis zum Quirinalpa'aste, jeder Platz in besonderer Weise geschmückt, und am meisten und würdigsten das mächtige Köuigsschloß, auf dessen Thurm sich stolz die deutsche Flagge im Winde bauschte. Tausende und aber Tausende von Fremden waren von Nah und Fern herbeigceilt, Zeugen des glünzenven Schauspiels zu sein. Der Bürgermeister von Rom forderte in einer besonderen Proklamation zur würdigen Begrüßung des kaiserlichen Gastes auf. In dem Schrift stück heißt cs: „Der von uns erwartete Monarch ist der Enkel des siegreichen, hochverehrten Begründers der deutschen Einheit, der Sohn des hochherzigen Käfters, welcher Beweise seiner so innigen Zuneig ung für Italien und unsere ruhmreiche Dynastie gegeben hat. Der weise und starke Fürst, Kaiser Wilhelm II., hat es verstanden, in den wenigen Monaten seiner Regierung Europa das sicherste Psand der Sicherheit des Friedens zn geben »nd seinem Volke, das mit n»S gemeinsame Hoffnungen, Kämpfe und Erfolge hatte, das feste Vertrauen einznflößcu, von starker Hand den hohen Zielen zugcführt zn werden, welche die Zukunft starken Völkern Vorbehalten hat." Etwas ganz Besonderes ist bei der Ausstattung der Feststraße in Fontaine« geleistet. Auf dem Bahnhvssplatze, in der Via nazionalc schieße» mächtige Wasserstrahlen in die Höhe. Riesige Tribünen in den italienischen und deutschen Farben waren an verschiedenen Slcllen der Eiuzugsstraße errichtet und bis auf den letzten Platz besetzt. Befriedigendes Wetter herrschte. Alle Blätter heisse» den Kaiser in den wärmsten Begrüßungs- artikcln willkommen, freilich geht das bei der liberale» Presse nicht ohne einige Ausfälle gegen den Vatikan ab. Die Stimmung ist Kaiser Wilhelm außerordentlich günstig, einen solchen Festtag hat Rom seit Jahr und Tag nicht gesehen. Es herrscht kolossales Leben und Treiben in den Straßen, die Geschäftswelt ist sehr zufrieden. Einen malerischen Anolick gewährt in den Einzugsstraßen der Ausputz der Fenster und Balkons mit reichen Teppichen; ein Prächtiger Damenflor zeigt sich an den Fenstern, auch auf den Dächern haben Neugierige ein Plätzchen gesucht und gesunden. Etwas vor der bereits gemeldeten Ankunftszeit des kaiserlichen Extraznges begaben sich die znni Empfange befohlenen Spitzen der Staats-, städtischen und militärischen Behörden in großer Galauniform zn dem reich geschmückten Bahnhof, auf welchem eine Ehrenwache zur Begrüßung postirt war. Der Ministerpräsident Crispi wurde lebhaft von der Volksmenge begrüßt. Die Prinzen des italienische» Königshauses, der junge Kronprinz Victor Emannel, Herzog Amadeus von Aosta, der vormalige König von Spanien, Herzog Thomas von Genua, der mit einer bayerischen Prinzessin vermählt ist, folgten, den Schluß bildete der König Hnmbert in großer Uniform mit den preußischen Orden, vom Volke mit donnernden Ovationen begrüßt. Kaiser Wilhelm stand bereits am Fenster, als der Extrazug in die Halle einlief. Die Erregung der freudigen Erwartung lag in seinen Zügen. Unter der üblichen Begrüßung hielt der Zug. König Hnmbert schritt rasch auf den Wagen zn, aber Kaiser Wilhelm kam ihm bereits entgegen und begrüßte den verbündeten Monarchen, der Kaiser Friedrich seinen besten Freund genannt, mit außerordentlicher Herzlichkeit. Auf den Tag sind sieben Monate verstrichen, seit sich Kaiser Friedrich und König Hnmbert in Sampier d'arena bei Genua zum letzten Male begrüßten. Beide Monarchen gedachten wohl dieses Momentes. — Kaiser Wilhelm begrüßte darauf die Prinzen, während der König den Prinzen Heinrich bewillkommncte; der ehrliche Name Ihrer Tochter soll wieder hergcstcllt werden, hier ist meine Hand!" In demselben Augenblick vernahm man das Rollen eines Wagens der unten am Hanse Halt machte. „Es wird der Doktor sein," sagte Orlando und begab sich in das andere Zimmer z» dem Verwundete», um den Arzt zn empfangen. „Gehen Sie hinein zu Ihrem Vater," wandte er sich an Ma dame Suchard, die am Bette des Kranken saß, „er wird Ihnen den Inhalt unseres Gesprächs millheilen." Die Aiigeredete warf einen Blick unsäglichen Erstaunens auf Orlando. „Vater?" wiederholte sie ungläubig. Und dennoch war es möglich! Ec hieß Schratt »nd sie hatte nie von ihres Vaters Tod gehört. Die Frage, warum er sich ihr nicht früher zu erkennen ge geben, die Reue über die schwere Anschuldigung, die sie einst vor den Schranken des Gerichts gegen ihn erhoben, die Scham, die Ehr lichkeit des alten Mannes auf allerlei kleinliche Proben gestellt zu haben, und dann wieder die Freude, sich an ein Vaterherz werfen zu können, all diese Empfindungen bewegten gleichzeitig ihre Seele, während sie mit schwankenden Schritten das Krankenzimmer verließ. Das Eintreten des Arztes weckte den Verwundeten ans dem Schlafe. Die Untersuchung ergab, daß der Messerstich die Lunge getroffen hatte. Der Arzt vermochte nichts mehr; der Tod war un ausbleiblich. „Ich kann nichts mehr sehen!" stöhnte Rnllinann nach einer Weile und fuhr mit der Rechten in der Lust herum. Er merkte, daß cs mit ihm zu Ende ging, und fühlte das Bedürfniß, sein Ge wissen zu erleichtern. Alle sollten cs hören, was er noch zu sagen hatte, kein Ge- heimniß wollte er mit ins Grab nehmen. Orlando rief Schratt und seine Tochter herein. Sie erschienen. Fanny hielt des alten Mannes Hand liebevoll in ihrer Linken und hatte die Rechte auf seine Schulter gelegt. Noch schimmerten Thränen in beider Augen. Der Sterbende bekannte, daß er seit Jahren i» Rothenhaags Solde gestanden habe. Zuerst hatte ihn dieser bestochen, Fanny ent fliehen zu lassen. Als Entschädigung für das verlorene Amt erhielt Nullmann die Mittel zur Gründung eines kleinen Geschäfts und einen regelmäßigen Gcldzuschuß. Wahrscheinlich fürchtete der Advokat, Rullmann könne ihm lästig werden, daher stellte er ihm die Beding» dann erfolgte die Vorstellung der Gefolge. Graf Bismarck erhielt einen huld vollen Händedruck des Königs. Der liebenswürdige italienische König gab seiner Gcnugthuung übcr den Besuch wiederholt lauten Ausdruck, unterhielt sich auch lebhaft mit der Begleitung des Kaisers. In Galakarossen, deren erste die beiden Monarchen «»nahmen, erfolgt« die Fahrt zum Qnirinalvalast. Ohrenbetäubend waren die en thusiastischen Ovationen, welche den Herrschern bargebracht wurden; der Kaiser, welcher auf seiner großen Uniform die italienischen Orden trug, dankte ebenso verbindlich wie unaufhörlich. In weiteren Gala- wagcn folgten Prinz Heinrich und der Kronprinz, die Gefolge re. Das Tüchcrwehcn und die Zurufe waren stürmisch, echt italienisch. Kaiser Friedrich ist seiner Zeit nicht herzlicher empfangen worden. Nach der Ankunft im Quirinal wurde der Kaiser vom großen Hvsdienst zn den fürstlichen Damen geleitet. Königin Margherita, die noch immer bezaubernde Herrscherin Italiens, war umgeben von ihrer Mutter und den jungen Herzoginnen von Genua und Aosta. Die letztere, eine bonapartistijche Prinzessin (Tochter Jerome Napoleons) ist bekanntlich erst seit wenigen Wochen vermählt. Die Königin, die Kaiser Friedrich fast ebenso nahe stand, wie ihr Gemahl, begrüßte den hohen Gast mit warmer Herzlichkeit, es fiel überhaupt bei allem Ccrcmoni'cll die steife Etikette fort. Nach kurzer Panse gedachte der Kaiser die Spitzen der Behörden, Generale. Minister rc. zu empfangen. Am Abend sollte die königliche Familie mit ihrem Gast zur Familien- tasel vereint sein. Heute Freitag Mittag findet der Besuch im Vatikan statt, und zivar erfolgt die Begrüßung nicht im Thronsaale, sondern i» de» Privatgcmächcrn des Papstes. Das Cercmonicll ist fast genau dasselbe, wie bci dem Besuche Kaiser Friedrichs. Ein anderes läßt sich unter den obwaltenden Verhältnissen auch nicht wohl aufstellen. Der Aufenthalt des Kaisers im Vatica» und der Pelcrskirche, deren Sehenswürdigkeiten er in Augenschein nehmen will, dürste wohl 4—5 Stunde» dauern. Politische Nmidscha-r. Chemnitz, den 12. October. Deutsches Reich. Prinz Heinrich von Preußen wird anf der Rückreise von Rom nach Wien kommen, um dem Kaiser Franz Joseph seinen Dank für die Ernennung zum österreichischen Korvettenkapitän auszusprechcn. — Ter deutsche Reichstag wird zu seiner nächsten Session am 20. November in Berlin znsammentrcten, wenigstens geht dahin die allgemeine Annahme. Dieser Termin ist auch der übliche, und eS ist also nicht richtig, wenn Berliner Börsenblätter die Nachricht ver breiten, der Reichstag trete so früh zusammen, weil von ihni Mittel für eine große deutsche Expedition nach Ostafrika gefordert werden sollten, die unter dem Kommando des Prinzen Heinrich die Ordnung dort wiedcrherstcllcn solle. Das ist ganz unwahrscheinlich. Zunächst ist Prinz Heinrich Korvettenkapitän, und ein solcher erhält kein Ge- schwadcrkommando, auch wenn er ein Prinz ist. Sollte aber der Prinz in nächster Zeit zum Kapitän zur See befördert werden, so würde er immer erst längere Zeit ein großes Kriegsschiff führen müssen, bevor er das Kommando über mehrere Schiffe übernehmen lvnnte. Au eine Ernennung des Prinzen zum Leiter einer solche» Expedition ist also gar nicht zu denke». Dann ist es aber noch die Frage, ob eine solche Expedition im Handumdrehen beschlossen wird. Die Sache liegt nicht so klar. Es ist richtig, daß die Unruhen in Ostafrika ein festes Auftreten verlangen, aber dazu gehört eine ganz andere Macht, wie s. Z. i» Kamerun. Nicht nur müssen die Küsten- Araber gezüchtigt, es muß auch Sorge getragen werden, daß neuen Angriffen ans dem Innern mit Erfolg entgegengetreten werde» kann. Dazu sind aber Garnisonen nöthig. Ein Schritt zieht unbedingt andere nach sich, »nd ehe Reichsregierung und Reichstag sich über die Folgen eines ostafrikanischen Vorgehens nicht völlig klar sind, werden sie nicht die Millionen bewilligen, welche der Zug kosten nng, daß er seinen Aufenthalt nicht in der Residenz nehme. Er mußte nach Wcstcrlünnc ziehen und von dort ans alles melvcn, was er über das Zeltcrsche Ehepaar in Erfahrung bringen konnte. Heute hatte er den Besuch Leopoldincns erhalte», der ihm schon einigeTage vorher angekündigt worden war. Sie war spät am Abend gekommen »nd hatte seine Begleitung nach dem Geistersee gefordert, wo er sich in der Nähe verborgen halten sollte, damit er zu ihrer Hilfe bereit sei, falls sich etwas Unerwartetes ereignete. Als er den Hilferuf vernommen, war er herbeigceilt, hatte sich auf den Mann gestürzt, der ihm zunächst in den Weg trat, und das Messer gezogen, welches ihm der andere dann entrungen und zur eigenen Vertheidigung be nutzt hatte. Nach diesem Bckenntniß hielt der Sterbende erschöpft inne und verlangte wieder nach Wasser, welches ihm gereicht wurde. Seine Kräfte schwanden rasch. Erschloß dieAugen und cs schien, als ob der letzte Schlaf über ihn gekommen sei. Aber noch einmal öffnete er sie und unter großer Anstrengung sprach er mit allmählich leiser werdender Stimme folgende Worte: „Ich habe eine schwere That auf dem Gewissen. Es heißt, der Zeichenlehrer Zelter habe den Circus Grant „icdergebrannt. — Das ist gelogen, — ich war's, der das Feuer anlegte! —Ich kannte den Kunstreiter von früher. Er hatte als Leutnant in B. gestanden; ich war Cantinenwirth in der Husarcnkascrne »nd lieh ihm Geld ans einen Wechsel. Es war mein ganzes, sauer zusammengcspartes Ver mögen; die hohen Zinsen lockten mich jedoch und der Wechsel lautete auf ei» sicheres Haus. Aber er war gefälscht und ich war betrogen, wie »och mehrere Andere. Die fünf Jahre Zuchthaus, die der Be trüger erhielt, genügten mir nicht, mir zum Bettler wollte ich ihn mache». — Die Funke» flogen, wie die Sterne über mir fliegen — seht Ihr sie fliegen? Seht Ihr, wie sie vor mir fliehen? — Keiner will mich aufnehmcn! — Wohin geht's mit mir durch die Finstcr- niß? — Wohin? —" Er hatte die letzten Worte mit kaum vernehmbarer Stimme gesprochen. „Wohin?" stammelten seine Lippen noch einmal. Sein Kopf wandte sich zur Seite. Sein Leben war entflohen .... XIII. Indem wir den Zwischenraum einer Woche hinter un» lassen, führen wir den Leser nach der französischen Hauptstadt. Ein sehr
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