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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881106
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-06
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.11.1888
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^ 1 Butzlemd. Eine mit den russischen Bahnverhältnissen genau vertraute Persönlichkeit schreibt noch über das dem kaiserlichen Zuge Widerfahrene Unglück: Aus den russischen Bahnen, namentlich denen deS Südens, darf nicht so schnell gefahren werden wie auf den deutschen, weil wegen des losen Unterbaues die Schwellen nicht so fest liegen wie bei uns. Auf so losem Bahndamm ist aber schnelles Fahren mit zwei Lokomotive», wobei die zweite oft durch das Ge wicht des sehr langen Zuges gedrückt wird, besonders gefährlich. Der Direktor der Kursk-Asower Bahn, Geheimrath Kowanko, hat, sowie ihm bekannt wurde, daß der Kaiser diese Bahn benutzen würde, erklärt, eine Fahrt von 65 Werst, ungefähr 70 Kilometer, in der Etnnde mit zwei Lokomotiven sei äußerst gefährlich und er müsse hiervon dringend abrathe». Es ist unbekannt, ob mau dem Zaren diese entschiedene Aenßcrung des Bahndircktols mitgclhcilt hat, Thatsache ist jedenfalls, daß vom Kaiser befohlen worden war, so schnell wie möglich zu fahren. — Eine von Wiener Blättern gebrachte Nachricht, daß vor Eintritt der rauhen Jahreszeit 42,000 Mann Truppen an die Westgrenze vorgeschoben werden sollen, entbehrt jeder Begründung. Orient. Tie Festlichkeiten aus Athen ans Anlaß des Regieruiigs- jubiläums des Königs von Griechenland haben nunmehr ihr Ende erreicht. Am Sonnabend Abend war großer Ball im Schlosse, Sonn tag fand ein Festmahl auf der Akropolis statt. — In Belgrad haben unter dem Präsidium des Königs die Verhandlungen der Koinmission, welche über die Verfassungsänderung beralhen soll, begonnen. Afrika. Aus der Insel Zanzibar sind authentische Nachrichten über Stanley's Expedition eingegaugen. Arabische Kausleute be gegneten Ende November 1887 Stanley's Nachhut westlich vom Llbert-Nyanzasee. Stanley selbst war zwei Tage voraus. Die Expedition lut stark unter beschwerlichen Märschen durch Wälder, Moraste und durch Kämpfe mit Eingeborenen, welche Lebensmittel verweigerten. Viele Mannschaften waren todt oder vermißt. Vierzig ertranken beim Ueberschreiten eines großen Flusses. Ein weißer Offizier war todt. Stanley selbst war eine Zeit lang ficberlrank. Die Expedition war von 6>"> bis aus 250 Mann zusammengeschmolzen. Stanley hoffte damals, Emin Pascha im Januar zu erreichen. Von hü ab ist die Expedition bis heute bekanntlich verschollen. C hemr» itzer Stadt - Anzeiger. Dt« llrrm :: »»wek Lta»e-ircrtru «rjiichl. wichtige klzebeuhrilcn zgnze ,inr-ik)il'.» Chemnitz, den 5. November. — August Wilhelms, der große Geigcrkönig, veranstaltet nächste» Sonntag Abend im Saale der Eintracht eine Soiree und wird be gleitet von dem Pianisten Rudolph Niemaun, welcher schon bei seinen! letzten Auftreten mit dem gcuannicn Künstler und der städtischen Kapelle durch die Darbietung des Gricg'schen Clcivierconcertes bercchngles Aufsehen erregte. Ein seingcwät.lies Programm veriprichi den Vertrag derBcethoven- ichen Lreutzer-S onarc, sowie imeicsian er Siücke von Bach (Chaconne), Chopin und Wilhelms, serner für Cwvicrjolo C onccr i-Allcgro von Chopin, Melodie von Moszkowski und Polonaise vor Liszt. Angesichts des Namens ,Wilhelms" halten wir weitere Empfehlungen für überflüssig und bcmcrten nur noch, daß de» Verkauf der Billcts die König!. Hofmiijilalieiihandlung .on C. A. Klemm in Hände» hat. — Die am Reformationsseste eingesammelle Collecte für me Zwecke des Gusiav-Adols-Vereins hatte in der hiesige» St. Paulikirche einen Betrag von l>4 Mk. 58 Pfg. ergebe». —Ir. Der neue Consirinandensaal zu Nicolai, welcher sich im Anbau a» das Pfarrhaus befindet, wurde an, Donnerstag gewcihn Tic Feier schloß sich an eine Sitzung des Kirchcnvorstondcs an. Der Frauenchor der Fran Professor Frohbergcr irrig vor: „DerHerr ist meinHin." Nach Beendigung des Gesanges dnnttc Here Superintendent Prof. Michael dem Chor für ieinc Mitwirkung, ebenso lei» Kirchenvorstand für sein Bestreben, das baufällige Me in der Umgebung der Nicolaüirche soweit es möglich durch Neues von gefälligerem Ansehen z» ersetzen. Herr S»p. Pros. Michael ver breitete sich dann weiicr über die Bedcurung des zu weihenden Raumes und erbat schließlich Gottes Schutz über denscibe» und über diejenigen, welche in ihm ein- und ausgeheii. Der oben genaunie Frauciichor saug daraus: „Hebet Cure Augen aus", und im ferneren Theil des Abends vereinigten sich der Kirchenvorstand, die Mitglieder des Chors und einige besonders geladene Gäste in der Wohnung des Herrn Superintendenten, um durch ei» heuer- geselliges, durch Gesänge von Mugliedern des Francuchcrs »och besonders gewürztes Beisammensein die Feier würdig zu beschließen. —8eb. Militär-Concert. Trotz der ungünstigen Verlälnrissc wer gestern am Jahrniartrssonmage das Concert 1er Milnärcapetle in, Colosseum doch wie gewöhnlich wieder sehr gm besucht, und cs beweist dies, daß das mnsillicbe, de Publikum auck, Wind und Weucr nicht scheut, um sich einen vorzüglichen musikalischen Genuß zu verschaffen. Dem entsprechend wurden auch sämnttliche Nummern des gut gewählten Programms aufs Wärmste ausgenommen und in der Thal, wer könnte solchen Vorträgen mit den wie ans einem Gusse hervorgcbcndcn mächtigen Tvnmasjen in den Ensembles, sowie den aufs Feinste diirclidachlcn und ausgesührtcu Solos seinen Beifall versagen'? Es lassen diese Verhältnisse erkenne», aus wie sicheren Grundlage» Herr Musikdircctor Pohle sein tünstlerisches Institut errichtet lat und was für vorzügliche Kräfte dieses besitzt, da selbst während der langwierige», schweren Krankheit seines Dirigenten die vorzüglichen Leistlingen des Corps keine Einbuße erlitten habe». Gestern wäre» vorzüglich das Voiipiel zu Bilder vom Cljcmittlzcr Jahrmarkt. In allen Städten kehren alljährlich grcßc Märkte mit Volks- bclusliguiigsfesten wieder, welchen der Volksmund au den verschie denen Orten verschiedene Benennungen giebl, denen aber der Kalcn- dermann ausnahmslos die Rubrik „Jalirmärkte" anwcisk. Seil längerer Zeit wandere ich in den deutschen Gauen herum und ost hat es der Zufall gefügt, daß ich in diese oder j.ne Stadt zur „Kirmeß", oder zum „Jahrmarkt", vdcr zum „Volkslag", oder zur Messe cinlraf und ich habe mit tcr Zeit ein ganz besonders Wohl gefallen an diesen Volksfesten gesunden, schon weil sich nirgends deut licher als dort die aufrichtige Tcnlwcise und unrceblümte Sprache des Volkes erlauschen laßt. Auch in Cbemnitz ist mir das Glück in dieser Beziehung hold gewesen; aber auch der Jahrmarktslrubcl der berühmten Stadt der sächsischen Industrie bewegt sich im Allgemeinen in denselben Bahnen, i» denen Las Leben und Treiben sich anläßlich des Jahrmarktes auch in anderen großen Städten entwickelt. Die Bedürfnißlosigkeil, der schlichte und stets, auch bei Kleinigkeiten, auf's Praktische gerichtete Sinn des Volkes, die Ausdauer und dos fröh liche Ertragen jeder Unbill der Witterung und mancher getäuschten Hoffnung, das sind Erscheinungen, die erfrischend und arimuthend bei allen geschäftlichen Vcllsansammlungcn beobachtet werden können. Am Sonnabend hüllten dichte Nebel den Schauplatz des hiesigen Markthandels ein und ei» seiner Rege» hinderte die aus mehr oder weniger entlegenen Orten mit ihren Waaren herbcigceilten Händler und dleriiincn am Vvrrichten ihrer Buden: am Sonntag ist dos Wetter nicht besser geworden, an Stelle des Regens trat zeitwci'c leichter SchneAall ein: die Ungunst der Witterung wirkte lähmend auf den Marltverkchr: aber das Alles war nicht hinreichend, um den Humor der Verkäufer nicderzndrücken oder ihre gemnthliche, durch harmlose Scherze zum Ausdruck gelangende Laune zu verfinstern. Wenn man die Männer und Frauen hinter ihre» Bndciitiichcn am glühenden Kohlenbecken die Hände wärmen säst, einander neckische Scherzworte zuruscnd, wen» man beobachtete, welchen Eifer sie von dem Eintritte der Dämmcrnng an auf das Licht ihrer Budcnlampen verwendeten, die von dem einfachsten Oellämpchen stufenweise sich bis zur vornehm construirten Petroleumlampe odhoben, dann hatte man eine Anschauung gewonnen von der Genügsamkeit, Einfachheit und Ausdauer der säestslschcn Händler, die mit vollem Rechte die selben Eigeiischaslen auch bei ihren Käufern vvraussetzc». Auch die Ernährinig der Budenbcsitzcr und der Bndenbcsitzcrinnen ist während des Jahrmarktes eine rührend einfache. In kleinen Körbchen waren kalte Eßwaaren aufbewahrt, in einem Kesselchen brodelte lustig das Wasser, ein warmer Kaffee wurde bereitet, und bei diesem wenig üppigen Mahle, dessen einzige Würze in froher Laune und Munter- „poaeuarin" von R. Wagner, die Ouvertüren zu „Semiramls" von Rossini. „Zehn Mädchen und kein Mann" von Suppe, ferner die melodienreiche, a»> mulhige Traumbilder-Fantasie vonLumbpe und das hiimoristilcheTongemälde ..Ei» Jahrmarkt in Krähwinkel" die Stücke, welchen besonderen Beifall Her vorriese». Von iotistiichen Piece» wurden mit besonderer Wärme ausgenom men die Fantasie für Harfe, vorgetrage» von Fräulein Johanna Geidel, und eine Cavatine von Raff, welche als Einlage von Herrn Schiemann darge- bote» wurde. — Acticn-Lagerbier-Brauerei Schloß-Chemnitz. Ma» schreibt dem „Leipz. Tgbl." von hier: „Nus der Direktion der Schloß-Chemnitzer Brauerei ist in Folge von Gesinidheiisrücksichlcn der langjährige Direetor Bernhard Michaelis ausgetreten, ein Mann, dem die Gesellschaft unendlich viel verdankt. Als derselbe >>» Lause des Geschäftsjahres 1871 in die Direciion eintrat, sah es traurig genug mit der Gesellschaft aus. „Ter Bicr- absatz war", wie der damalige Geschäftsbericht sagt, „in den ersten 5 Monaten des verflossenen Geschäftsjahres, was wohl die damalige Oualität der Biere herbeigeführt haben mag, ein so spärlicher, daß der bedeutende Lagerbestand mir langsam abnahm und schließlich ei» ganz erheblicher Theil desselben als völlig unverkäuflich weggclajscii werde» mußte". Verkauft nurdc» nämlich 25,815 Eimer div. Biere — 6230 Eimer weniger alS im Jahre vorher, was nach heutiger Rechnung 17,380 sil beträgt, wogegen nur 23,990 Eimer oder 16,1(0 sil gebraut wnrden. Traurig stand cs mit dem Ertrage, denn obwohl an Grundstücksverkänse» ein außerordentlicher Gewi»» von 20,976 Thalcr» gemacht war, stellte sich doch als Schlnßrcinllat ein Verlust von 24,688 Thalcr» heraus. Schon im nächste» Jahre 1872 war der Absatz fast ans das Doppelte, 50,416 Eimcr, gebracht, der Verlust des Vorjahres ausgeglichen und sogar eine Dividende von 4 Proc. ermöglicht. Damit war aber die Brauerei so ziemlich an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt, und cs niitßicn allmälig eine Menge von Neubauten und Neuanschaffungen vor- genonimcn werde», welche im Lause der Jahre soweit ansgesührt wurde», das; heute kaiini noch irgendwo ein Stückchen jener alte» Gebäulichkeiten un verändert vorhanden ist. Es gelang !m Jahre 1^73, das entbehrliche Areal der Gesellschaft in sehr vortheilhafter Weise a» de» Schloßchcnuiitzcr Bau- verein zu verkaufen, sich hierdurch einen Theil der zunächst erforderliche» Bangcldcr zu verschaffen. und noch obendrein die glänzende Dividende von 18 Proecnt z» vertheilcii. Das Verdienst der Direciion war cs, daß sie in diese» gute» Zeilen Vorsorge sür schlechte tras, de» leichte» Gewinn an den Grundstücke» nicht vergeudete, soiiderii sorgsam zu Raihe hielt. Bis zum Jahre 1874 bestand das Direktorium aus " Herren, von da ab übernahm Herr Beruh. Michaelis die Leitung allein. Im Jahre 1882 hatte er das Glück, die Feier des 25 jährigen Bestehens der Gesellschaft zur Zufriedenheit aller Aktionäre be gehen zu können, indem am II. Mürz 1857 die erste constitnirendcGeneral Versammlung der Brauerei Schloß-Chemnitz im Chemnitzer Tbeateriaales stailiond, und damit die Geiellichasl ins Leben trat. Im Mai >857 winde mit dem Bau der Braneie'gebäude begonnen und derselbe wurde io gefördert, das; am -1. Lctcbcr 1858 die Mälzerei in Betrieb gesetzt werden und am 28. Tcceinbcr das Bcanc» ansangen konnte. Für die ersten beiden Geschäfte« jahre wurden 5 Proceut Dividende vcrthcilt, dann ging es allinälich ans Null sür das Jahr 1862/63 herab und nackt mancherlei Schwankungen beim Eintritte des Tircctvi Michaelis, selbstredend nicht durch seine Schuld, wieder aus Null. Seitdem ist diese ominöse Zahl bei der Dividende »ich! mehr rorgelommc». Tic Brauerei ist ilUtiiiicbr 30 Jahre im Betriebe und vee lheiiie: in den ersten 10 Jahren von 1858 59—1867 68 52 Proceut, durch schniillich 5,2 Proceut Dividende, in de» zweiten 10 Jahren von 1868 69 bis 1877.78 147-,, Proceut, durchschnittlich 14 76 Proceut Dividende, in den dritte» 10 Jahren von 1878.79—>887 88 244', Procent, durchschnittlich 24,46 Proc. Dividende. I» den beiden letzten Jahren wurde der höchste je vor gekommene Ertrag von 30 Proc. Dividende erreicht. Der Absatz hob sich allmälig von 17,389 61 beim Eintritt des Tircctor Michaelis bis aus 78696 nl bei seinem Austritte. Mit euer Untcrbilnnz von 73,944 M. war die Gciellscknst belastet als er cintrat und jetzt besitzt sie außer dem groß artigen Besitze an Gebäuden, neuesten Maschinen, reichlicher Ausrüstung, die mindestens den dreisachcu Werth als 1871 hat, noch 150,0"0 M. als Reserve- und 370,060 Mk. als Betriebsfonds. Wichtig ist es auch, ein wenig nach- zusorschen, auf welche Weise so glänzende Resultate erreicht wurde». In erster Linie hat der Direetor unentwegt an dem Gliindsatze fcstgehalteii, nur vorzüg liches Bier zu liefern, und spricht dies bereits in seinem ersten Geschäftsberichte vo»187laus, indem es bereits dortheißt, daß »ach Beseitigung der lei seinem Ein- lliile Vorgefundenen alten Bestände das neue Gebräu, welches Ende Januar znm Ausstoß kam, durch vorzügliche Qualmest nach und nach die alte ttnildschasl zurückgcwan», so daß bereits i» wenigen Monaten der Absatz der früheren besten Jahre erreicht war. Der zweite Grundsatz war, die höchste Sparsam keit und haushälteriiches Wesen walten zu lasse», für Lnxi,--bauten und dergleichen fand sich kein Geld; entbehrliches Personal wurde nicht gehalten, jeder Beamte und Behilft mußte fleißig arbeiten nnd voll seinen Posten anssüllc». Als dritter Grundsatz galt, das kleine Acticncapital von 7500(0 Mk. unverändert zu erhalten. Ljt genug, namentlich in den Gründerjahren, mag die Ver lockung zur Capitalserhöhuiig und Ausgabe neuer Actien an Aujsichtsralh und Direclio» getreten sei», eine glänzende Verlockung, da bei den, hohen Conrse der Actien dabei ein hübsches Stück Geld zu verdienen war, allein immer vergeblich. I» diesem kleinen Aciieneapitale besitzt die Gesillschasi einen großen Schatz, der allein die hohe Rentabilität ermöglicht. Alle die großen Bauten und Erwerbungen der letzten 14 Jahre wurden durch die Ab- ichreibungen bezahlt, und so stehe» die Actien heute mit am höchsten im Courszctiel, sind sogar für die notirien 460 Proceut kaum zu belommen. Tie solide, umsichtige nnd vorzügliche Leitung der Brauerei bietet ein sehr beachtenswerthcs Vorbild für viele Aktiengesellschaften. Möge es dem Direktor vergönnt sein, die wohlverdiente Ruhe noch lange zn genießen nnd sein Werk weiicr svrtblühen zu sehen". — Ein Fach verein der Schmiede wurde i» einer am 31. Oktober abgehallencit Versammlung der Schmiede gegründet. In der genannten Ver sammlung, welche i»i Elysium stattfaiid, haue Herr Höser ans Leipzig über de» „Stand der F.-.chvcreinsbcweguug" referirt. — Bei der städtischen Leihanstalt wurden im Monat Octvber 34520 Mk. in 4347 Posten ansgetichen und 43 539 Mk. in 5 466 Posten znrückgezahlt. —* Achtung! Dem Vernehmen »ach sind während der letztvcrgangencn Tage Falsisikate von 20-Markstncken hier ansgegcbe» worden. keit bestand, fühlten sich die Händler recht zufrieden und loohlgeinuth. Von Budcnrcihc zu Bndenrcihe wandern Männlein und Fräulein, überall prüfend auf Werih und Preis, und wohl zehnmal hal die Händlerin über beides Rede und Antwort zu stehen, bis die clstc Fragestellerin sich zuin Kaufe entschließt. Indessen sind die Käuferinnen, die mit Vorliebe auf Jahrmärkten kaufen, auch sehr harmlos nnd leicht zu befriedigen, und nehmen in der frohen Stimmung der Allgemeinheit Manches in den Kauf, was ihnen sonst nicht ganz behagen würde. Hier sind lange Budcnrcihcn mit Porzellan und Geschirr gefüllt; unschuldige Verslein zieren die Tassen, Widmungen, lautend: „dem lieben Vater", „der guten Mutter", „der theuren Schwester", „der süßen Braut" (dagegen ver meidet man mit zähem Eigensinn, auf die Fläche der Taffe eine Widmung „der lieben Schwiegermama" einzubrennen). „Achtung!" und „Vorsicht" bei der zerbrechlichen Waare, Achtung auch und Vorsicht vor dem zerbrechlichen Gebrcchlichc», der in Menschengestalt schwankend und schlotternd aus dem Wirlhshausc durch die Budenreihen der Porzcllanhändler trottelt, — da droht manches in die Brüche zu gehen. — Dichte Mcnschcnmassen drängen sich durch die Buden der Händler mit Wollwaaren. „Wer weise, wählt Wolle", rühmt der eine; die Wahl ist schwer und der biedere Landmann weiß nicht, für welche Waare er sich angesichts der ihm gerühmten vorzüglichen Eigenschaften entschließen soll. Langsan, schreitet eine Bürgerssrau einher, bleibt vor der Wollbude stehn und unterhandelt mit dem Händler. Diesen Augenblick benutzt der in der nächsten Bude verkaufende Händler mit Lcincnwaaren; er zieht den rathloscn Landmaiin naher an den Waarentisch heran und rühmt ihm die Voltheile, welche leinene Wäsche im Vergleich zu Wolle bietet. Tort sieht man eine Bndenreihe mit flatternden Tüchern, zarten Um hä »gen, Bändern, Spitzen; letztere natürlich „echt Brüsseler". Wie funkeln da die Augen der Dorsschöncn! Wie schön ist das blaue Schlcischen, das so keck hinter dem rechten Ohr im Haar befestigt sich ausnehmen würde! Wie prächtig ist jene bunte Schürze mit blauen Bändern! Lange steht die naive Unschuld vom Lande da in sprachlosem Staunen. Auch vor jenen Buden drängen sich die Menschen, in denen „Lederwaaren" seilgebotcn werde». Stiesel und Schuhe, Holz pantoffeln nnd Filz-eng zu beispiellos billigen Preisen bietet der Händler mit aller ihm zu Gebote stehenden Beredtsamkeit aus. Lüstern blickt ein Arbeiter auf die schmucken Stiefel, die er schon von allen Seiten geprüft und angepaßt hat. Ledern, wie die Stiefel, sind auch die Bücher, die nahebei ein Antiquar feilbiclct; ihr Inhalt ist so hohl und das reine Blech wie die Waaren in den bciiachbarlen Buden der Händler mit Blech waaren. Ter Regen nölhigte übrigens die Händlerinnen wiederholt, ihre Vorräthe zu —* WidcrspSnstiger Ruhestörer. Gestern «den» erregte kn einem Tanzlokal an der Sonnenstraße ein böhmischer Maurer durch ungehöriges Beiragen den Unwillen fast sämmtlicher anderen Gäste, so daß sich die Ver weisung des Ruhestörers vom Saal nöthig erwies. Da er dem Gebot zun, Verlasftn des Saales nicht Folge leistete, wurde er mit polizeilicher Hülfe gewaltsam enlfernl. Er setzte hierbei dem Beamtm den größten Widerstand entgegen, was seine Festnahme zur Folge Halle. —* Durchgegange». Heute Vormittag gegen 10 Uhr gingen aus der Poststraße ein paar Pferde mit dem Geschirr durch. Dieselben wurden n»f der Theaterstraße in der Nähe der Pa.ililirche wieder anfgebaltcn. Mit Ausnahmen einiger Defecte am Wagen soll weiterer Schaden nicht »»ge richtet worden sein. — Schlußzeit für den JahrmarktSverkehr. Sonntag-, Mon tags und Dienstags sind laut Bekanntmachung Buden und Verkanssstände aller Art, Schieß- und Schaubuden, Reitschule» spätestens Abends 10 Uhr zu schließen. Mittwoch Nachmittags 5 Uhr ist Schluß des Jahrmarktes. Bis zu dieser Zeit habe» die Verkäufer und Schaiibudenbesitzcr ihre Waaren cin- znpackcn und von ihren Verkaufs- und Sckanstellnngsptätze» sich zu entfernen dergestalt, daß zur angegebenen Zeit alle Buden und Stände vollständig ge räumt sind- —ck>. Für die staatliche Einkommensteuer werden bekanntlich so genannte Teclarationsaufforderungen gewissen Bcrufsklassen zugestellt. Doch ist cs auch Solchen, welche keine derartige Aufforderung zur lÄ'klärung ihres Eliikomniciis erhalten, nach dem Einkommensteuergesetz gestattet, eine Decla ration über ihr Einkommen in der Expedition sür staatliche Einkoinniei.steuer- sache», welche sich im »enen Rathhans, Poststraße 14,1. Stock links, Zimmer 49, befindet, cinzurelche». Tie Einreichung muß indeß bis znm 12. November geschehen. Formulare zu der Erklärung sind in der vorbezeichneten Expedition »„entgeltlich zu haben. Wir wollen dabei noch daran erinnern: daß alle Vormünder, alle Vertreter von Stiftungen, Anstalten, Personenvcrciiicn, liegenden Erbschaften nnd andere» mit dem Rechte des Vermögenserwerbs ausgcslattclen Vermögeiismossen die Pflicht haben, für die von ihnen bevor mundeten Personen, bcz. sür die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten ». s. w., soweit dieselbe» ein steuerpflichtiges Einkommc» haben, Declarationen auch dann in obengenannter Expedition einznreichen, wenn ihnen besondere Aufforderungen dazu nicht zugehen sollten. — Ein starker Feucrichcin wmde gestern Abend i» der 12. Stunde in östlicher Richiung brmerlt. Wie wir heute erfahren, rührte derselbe von einem Brande in Niedcrhermersdorf her, woselbst eine Scheune und ein Knhstall de» Flammen zum Opfer siele». Litt rarischcs. P. K. Rosegger's Aiisgcwnhlle Werke. Prachtausgabe. Mit Illustrationen von A. Geeit und A. Scbiiiidhnmnier. In 75 Liesernngen. "xikon-Qctav. ä 50 Pf. (A. Hartlcben's Verlag in Wien.) 30 Lieferungen " ch enen. Die uns heute vorliegenden Lieferungen 22 bis 30 der illnstrirleu Pracht ausgabe von P. K. Rosegger's Werten beginne» den zweite» Band der Sammlung mit deni ernsten, historischen Roman „Der Gottsucher", woran sich die Ansangshcstc von Rosegger s unsterblichem Meisterwerke: „Die Schriften des Waldschulmeisters" schließe!,. Die zahlreichen Illustrationen, welche den Text begleiten, nnd an denen die beiden niilwirkenden Künstler abwechselnd betheiligt sind, vcrraihen, daß sich dieselben mehr und mehr der Höhe ihrer Aufgabe näher». Ta Roiegger's Schriften gewiß den meisten unter den ge ehrten Lesern dieser Zeitschrift bekannt sind, — habe» wir doch wiederholt Ge legenheit gcbabt, Roiegger's Werke eingehend zu würdige», — brauchen wir bier nicht über den Werih und die Bedentnng derselben zu sprechen und be schränken uns daher gegenwärtig darauf, der Freude Ausdruck gebe», das; dem großen Verehrcrkrcise des gefeierten Dichters endlich dessen Werke in einer allen Anforderungen entsprechenden illiistrirtcn Prachtausgabe vorticge». Schon das bloße Dnrchbiälteru dieser Prachtausgabe gewährt einen hohen Genuß, nnd wir sind überzeugt, es wird kein Freund und Verehrer Roiegger's vcr- 'äumcn, sich in de» Besitz dcrielben zu setzen, nnisoweniger, als derPrcis des Prachtwcrkcs ein verbälinißmäßig sehr geringer ist. Wir wünschen aufrichtig, es »löge dem Dichter gelingen, durch diese neue Ausgabe seiner Werke die Zahl seiner Anhänger, Freunde und Verehrer recht ansehnlich zu steigern! Schlacht- und Viehhof z,t Chemnitz. Vom 5. November. Austrieb: 209 Rinder, 824 Landschwcine, 288 nng. Schweine, 128 Kälber, 334 Hammel. Tcr Rinderanftricb war hinter dein vor 8 Tagen um 67 Stück zurück" geblieben. Ter Austrieb reichte sür den Bedarf deshalb vollständig aus, wei die hiesige» Fleischer insolge des dieier Tage stattsindenden Jahrmarktes ihren rieswöchcntlicheil Bedarf znm Theil 'bereits vorige Woche gedeckt hatten. Das Geschäft war mittelmäßig und hinterließ einigen Uebcrstand. Schweine waren ebensoviel wie vor 8 Tagen an den Markt gebracht worden. Das Geschält war in Landschwcine» und auch in nng. Schweinen gut und hinterließ i» Anbetracht des großen Austriebes einen nicht zu große» Ucberstand. Es wurde sehr viel nach auswärts verkauft. Tcr Austrieb in Kälbern reichte sür den Bedarf völlig ans. Die Preise wurden etwas niedriger wie vorige Woche gestellt. Der Hamnielauflrieb bestand durchweg ans sehr guter Qualität. Das Geschäft war jedoch wegen geringer Kauflust bei gedrückten Preisen nur ein mittelmäßiges. Preise: Rinde,: 1. Qual. 57—60 Akk., II. Qual. 48—52 Mk. nnd HI. Onal. 35—40 N!k. sür 101 Pfe. Fleischgcwicht. Schweine: Landschwcine 52—54 Mk. und nng. Schweine 50—52 Mk. ,'ür 100 Pfund Lebendgewicht bei 40 Pfd- Tara per Stück. Kälber: 100 Pfund Flciichgewiclt 54—56 Mk. Hammel: lOO Pfund Lebendgewicht 26—28 Mk., engl. Lämmer bis 30 Mk. Von nächstem Äioniag, den 12. d. M., ab beginnen die Schlachtviehmärkte erst früh 8 Uhr. verdecken, so das; deren volle Wirkung sich nicht entfallen konnte. Was in den segcnaniiien Z c h»pfennigbud cn alles für 10 Pfg. erworben werden kann, ist bcwnndernswerth; sogar goldene Arm bänder und VcrlobungSringe, Krupp'sche Kanonen und Erntewagen in kleinstem Maßstabe sind um diesen Preis seil. Mitten durch den JahrmarklStnibcl cillcn bclcnde Dicnstinänner mit Rcclainezetteln bewaffnet, welche ebenfalls alles „noch nicht dagewcsenc" anknndigteti. Auch „fliegende Verkäufer" mit roihcu Luftballons, hölzernen Kanarienvögeln, Bildern, Brieftaschen, Notizbüchern n, s. w. kündigten sich schon von Weitem mit heiserer, krächzender Stimme an. Leider hcliandelte das Wetter den Jahrmarkt gestern sehr stief mütterlich. Es mag wohl hierin auch der Grund liegen, daß die allgemeine Bolkssreudc sich an diesem Jahrmarkts-Sonntag nicht so recht nach Herzenslust entfaltete. Leider bot sich mir anch ein Bild ticftraurigcn menschlichen Elends nnd harten Ringens um die nackte Existenz. Ein hageres, starr vor sich schauendes Frauchen, deren geringer Besitz den Pacht einer Bude nicht ermöglichte, saß neben den Fußwcgplalten abseits von dem allgemeinen Verkehr. Ihre Waare, in Spielsachen bestehend, hatte sie vor ihrem Sitz auf Tüchern liegen und achtlos gingen die Mensche» an ihr vorbei. Sie drängte sich nicht auf und pries anch ihre ärmliche Waare, die wohl ihr ganzes Vermögen bildete, nicht an. Aus ihrer tiesdnrchfnrchte» Stirn sprachen die Leiden vieler Jahre und ihr Benehmen deutete auf einstige bessere Tage. Neben dem kaltfenchten Fußwege saß sie schon viele Stunden, der Käufer harrend. Ein Herr, der vor mir her schritt, mochte wohl ähnliche Beobachtungen gemacht haben. Schweigend nahm er von den wenige» Gegenständen eine werthlose Kleinigkeit, legte ein größeres Geldstück auf das ausgebrcitete Tuch, ani dem die Waare der Frau lag, nnd ging eilends weiter. Im Großen und Ganzen hat der Jahrmarkt auf mich de» Eft," druck gemacht, daß er dem Volke genau so viel Werth ist, wie dem Dorfbewohner sein Kirmeßfest heilig ist. Deßhalb wird der Jahr markt auch „gefeiert" und die Fabriken sind, wenn nicht ganz dringende Arbeit vorliegt, meist auch den ganzen Montag hindurch geschlossen. Ich will hoffen, daß heute Montag, Nachmittag, die Schleußen des Himmels geschlossen bleiben, damit die Arbeiter, welche die Woche hin durch sich abmühen, froh und ungestört diesen Bolksfeierlag mitfciern können. Im Ucbrigen beabsichtige ich, heute noch den Platz mit den sogenannten Schaubude» und was damit zusammenhängt zu be suchen und von meinen Wahrnehmungen in dieser Beziehung Ihnen morgen Bericht zn erstatten. , Für den redaktionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz. Für nicht erbetene Zw'endiingc» ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich. r>n Gut Jahren sucht ia N« v welche kinde Offerten II. Novemb in der Expe Laßfllt»« Latein, sier vor'/llA i.kNlg6NS6ß Zielw unä OL u. « st. 81. erde !ind, mit im Melken sofort Stell Gesl.Ofi Chemnitz, Für ei stehende Zeitung Provifio gesucht. ! 7. 7. 61, Vogler, Eine V sucht eine, Uerk Anerbie L 56 in I k« erhält Ar! Mi werden Lohn Zs Gesuch nettes Hand- u ist. 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