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Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188709037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18870903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18870903
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-03
-
Monat
1887-09
-
Jahr
1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.09.1887
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ll. rseier lll-MÜ«. mä Mss« »ters unter L L»rl. Isgarten, Be- tbringen! Vorstand. »eorettfch« er vegiHlt ger, während ehmigung de» sche» Staats- ilt wird, e« ikolgsr. iN.MIM.r ;mm, >r Hu »Hl ?isnino8), lu88ttzliuntz. franco jeder Pf-, Aepfel e2M.60Pf. :iiktr, llMi. empfehle: i.3Nlt- t entzündlich ,1 atz 1. ntf. gänzlich achienc Nägel bcrgcrstr. 2S. g >/-4 Uhr Kindchen orangegange- in die Ewig» gt am Seda» ihr von der )hofes auS. bitten tter Trepte. 1 Uhr ber eu Leiden nscr Vater, iegervater, nieister nsjahre. cs theuren am näch- tag 4 Uhr ; aus statt, hierdurch Bekannten tilles Bed Wittwe l»<r, ach, en der n. ust 1687. eater. Uhr "WI ». Male: it «W. > in 3 Acte» i B. Sänger. Uhr.-WU ten Male: dmiral. rsp. u. 3 Actj Nr. 204. — 7. Jahrgang. - «er jeden Wochentag Abend lm» Datum L» folgenden TageS)^ zur.Versendung fangende..SächfiM LayveS.Anzttgrr'- Lt täglich einem besonderen Unter- Ultungrblatte und mit dem Exttabeiblatt 8fti,e» Bilderbuch kostet monatlich?V Pfa. »«i den Ausgabestellen, sowie bei den Post- jwstalien. «Zcltungr-Pr-iSliste Nr.SE.) SSchstscher mit „Chemnitzer Stadt-Anzeigee". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonnabend, 8. September 1887. >»jel»e»tml» de»..S«chf. «audrr.»uiki«a< Raum einer schmalen LorpuSzeile 1klPsa. Bevorzugte Stelle (Isvalt. PetitzeilelSOPp BeiWiederholung großer Annoncen Rai Bei Bestellungen von Auswärts wolle i JnserN'onSbetrag (in Briefmarken) belli tjeSGilbenTorpuSschrist bilden ca.1Z, Annoncenannahme nur bi» Bormn 8nl«: Mkickr Me. Buchdnickerel, Shemnttz. Theaterstraße b (Fernsprech stelle!" Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, C Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — 5 Jlluftrirtes Unterkaltnngsblatt — s Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch» Amtliche Bekanntmachungen. Die AbwesenheitSvormlindskbaft für den nach Amerika auSgewanderten Kaufmann nnd Chemiker Carl Hernian» Tetzncr von hier ist nachdem derselbe W todt erklärt worden, wieder anfqe oben worden. Chemnitz, an, 27. August >887. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk de» unterzeichnet » Amtsgerichts vurde heute auf Folium 3034 die ani 1. Juli 1887 errichtete Firma Marti» «. Köhler in Ctiemnitz (»nterr Georgstraße Nr. II) einactragen und zugleich öerläutbart, daß Herr Oskar Magnns Marti» und Herr Gustav Adolph Köhler daselbst, Besitzer eines Webichützen-FabrikationsgesLäfteS, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, ani 30. August 1887. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 1. September. > Trier. Die Katholikeüversammlung nahm folgende Resolution des Abg. Or. Lieber an: „Das katholische Volk Deutschlands hat das Recht und die Pflicht, nicht zu ruhen, bis alle sonstigen Ueberbleibscl und Folgen der Kulturkampfgesetze, insbesondere auch jegliche Be schränkung des ungehinderten Aufenthaltes und der vollen segensreichen Wirksamkeit aller katholischen Ordcnsgenossenschaften beseitigt sind." (!) Danzig. Der Lotteriekollekteur Major de Cuvry wurde wegen Unterschlagung amtlicher Gelder verhaftet. Wien. OsficiöS wird die Zusammenkunft des Kaisers Wilhelm mit dem Zaren als eine Kundgebung gegen die französischen Hetzereien bezeichnet. — Die Anwesenheit Waldersee's bei den österreichischen Militärmanövern ist frei von politischer Bedeutung. Rom. Man will hier wissen, der italienische Botschafter in Konstantinopel, Baron Blanc, habe bei seiner letzten zweistündigen Audienz beim Sultan auf diesen den nachhaltigsten Eindruck gemacht durch seine Vorstellungen in Betreff Bulgariens. Infolgedessen dürfte Bulgarien vorerst von fremder Intervention verschont bleiben; an dererseits heißt es, falls Unruhen in Makedonien ausbrechen, dürste eine europäische Conferenz sofort die bulgarische Frage in Angriff nehmen. — Die beabsichtigte Befestigung der Alpengrenze von Seiten Frankreichs hat hier sehr verstimmt. Paris. Die Reservisten rückten pünktlich und vom besten Willen beseelt zur Mobilisirung ein. Die Requisition der Pferde veranlaßt häufige Streitereien mit deren Eigenthümern. — Basset, der Maire von Saint-Quen, der den Schulkindern revolutionär-sozialistische Schriften als Prämie austheilte, wurde abgesetzt. Belgrad. Die Regierung beabsichtigt die Reduzirung der Beamtengehalte um 30 Prozent. — Das Militärbudget soll von 14 auf 10 Millionen Dinars reduzirt werden. Politische Rundschau. ^ Chemnitz, den 3. September. Deutsches Reich. Unsere gestrige Mittheilung von der Zu sammenkunft des Kaisers Wilhelm und des Zaren Alexander in Stettin gewinnt immer mehr an Wahrscheinlichkeit. Es scheint aller dings, daß bestimmte Entschließungen noch nicht gefaßt seien, auch werden die Reisedispositionen des Zaren gewöhnlich erst im letzten Augenblicke endgiltig festgestellt. Jedenfalls aber figurirt die Zu sammenkunft unofficiell auf dem Reiseprogramm des Kaisers Wilhelm Die Entrevue soll am 12. September stattfinden. An diesem Tage trifft der Kaiser Nachmittags von Danzig ein, und der Zar würde ebenfalls an diesem Tage von Kopenhagen in Stettin eintreffen. Der Zar beabsichtigt, eine Nacht Gast des Kaisers zu sein und am nächsten Vormittage an einer großen Parade auf dem Krckower Exercierplatz und einem Diner beizuwohnen und Abends nach Kopen hagen zurückzukehren. Alle diese Dispositionen sind, wie gesagt, erst provisorisch; der letzte Entschluß des Zaren ist noch nicht bekannt. Von politischen Kommentaren zur Entrevue liegen nur die Bemerk ungen der „National-Ztg." vor, welche glaubt, daß das zwischen Rußland und Deutschland existirende Einvernehmen nicht der Gegen. In der letzten Stunde. Erzählung von M. v. Schlaegel. Nachdruck vervoten. Ambach ist ein kleines, freundliches Städtchen in einem großen Königreich und trägt dieselbe friedlich harmlose Physiognomie wie sehr viele andere kleine Städte. Es hat weder Garnison noch Universität, noch ist es der Sitz hoher Gerichtsbarkeit, und das Schlimmste ist, daß es einige Meilen von der Bahnlinie entfernt liegt, was heutzw tage ganz dasselbe heißt, wie: abseits. In Folge aller dieser Umstände ist Ambach ein ziemlich lang weiliger Ort, so hübsch er auch gelegen sein mag zwischen wald bestandenen Hügeln, grünen Wiesen und Gärten und der Miniatur- Ausgabe eines Flusses. Seine Geselligkeit bewegt sich in ebenso eng gezogenen Schranken, wie die Ansichten und Meinungen seiner Ein wohner, und waS in größeren, dem Weltverkehr nicht so völlig ent rücken Orten spurlos vorübergeht» wird in Ambach zum Ereigniß. Jeder kennt den Andern womöglich von Jugend auf und interessirt sich für den Andern und jeder Fremde ist daher das natürliche Opfer allgemeinen Studiums. Was Wunder also, daß eines Tages die Nachricht, eine vor nehme, aber heruntergekommene Familie von auswärts, ja von weit her, werde nach Ambach übersiedeln, das ganze Städtchen geradezu in fieberhafte Aufregung versetztet — Vornehm—heruntergekommen — weit her — wessen bedurfte es noch, um die gesammte disponible Phantasie von Jung und Mt in Bewegung zu setzen?! Stammtisch und Kaffeekränzchen, Lyceum (denn Ambach besaß ein sehr gutes Lyceum) und höhere Töchterschule — Hoch und Ge ring bemächtigten sich des willkommenen Gesprächstoffes, um ihn so bald nicht wieder fahren zu kaffen, und die abenteuerlichsten Versionen über die Absichten der „Familie", wie es der Kürze wegen bald hieß, machten die Runde durch sämmtliche Etagen der Stadt. Eine derselben, welche gerade leer stand, war schon gemiethet worden — eine einfache, aber anständige Wohnung — und zwar durch die Vermittelung des in Ambach zwei Mal wöchentlich er scheinenden „JntelligenzblatteS", dessen Anzeigen leider nicht immer den überzeugendsten Beweis von der Intelligenz ihrer Verfasser lieferten. Und eines Tage- war plötzlich das Haupt der „Familie" da und logirte seiner neuen Wohnung gegenüber im „Hotel zum Deutschen Reich." ,Bald darauf hielt auch ein stattlicher Möbelwagen vor dem stand einer Erörterung sein könne, nachdem das in Skierniewice zwischen den drei Kaiserstaatcn geschloffene Einvernehmen keine Er neuerung gefunden hat. — Auch verlautet ferner, daß die Kaiserin und die Prinzessin Wilhelm mit dem Kaiser in Stettin zufammentreffeü werden, >»n dort Honneurs zu machen. Es heißt, auch Fürst Bismarck werde in Stettin erwartet. Der Kanzler wird im'Kreishause Wohnung nehmen, wo acht Zimmer für ihn bereit gehalten werde». — Der „Reichsanzeiger" schreibt: Der Leibarzt Sr. K. »ud K. Hoheit des Kronrinzen, General-Arzt Or. Wagner, hat sich im Ei»- vernehme» mit vr. Morell Mackenzie dahin ausgesprochen, daß der Gesundheitszustand bis Kronprinzen in der letzten Zeit gute Fort schritte gemacht hat^ da das Allgemeinbefinden vortrefflich ist. — Der polnische RcichstagSabgeordnete von Czarlimski hat sein Rittergut Bukowiec der Ansicdlungskommission in Posen zum Kauf angebotem Man ist über den Preis noch nicht einig. — Anläßlich der gegenwärtig in Trier tagenden Katholiken- Versammlnng forderte der Bischof von Luxemburg unter jubelndem Beifall der Versammelten den Bischof von Trier, Or. Korum, auf, recht bald den „heiligen Rock" zu zeigen. Dieser Rock, der im Dome zu Trier aufbewahrt wird, ist angeblich der Rock Christi. Er soll nach den Traditionen der Trierschen Kirche im Jahre 326 von der heiligen Helena durch St. Agricins, Bischof von Trier, nebst einem Stücke des Kreuzes Christi und einem Nagel desselben der dasigen Kirche geschenkt worden sein. Bischof Or. Korum antwortete auf die Bitte der Ausstellung des „heiligen Rockes" ausweichend. Hierauf bestieg Windthorst die Tribüne. Die Verhandlungen der letzten Tage müßten den Gegnern bewiesen, haben, daß chasLeotrum noch im Volke stehe. Die kirchenpolitische Lage sei die eines Waffen stillstandes mit Demarkationslinie; der Friede sei noch nicht da. In der Frage des Einspruchsrechtes müsse der status yuo anto wieder- hcrgestellt werden. Die augenblicklich schwebenden Verhandlungen hätten die Frage uni ein großes Stück gefördert. Die dringend nothwendige katholische Presse müsse sich mehr concentriren. Das Schulaufsichtsgesetz müsse aufgehoben werden und der Religionsunter richt ganz der Kirche wiedergegeben werden. Er werde beim nächsten Landtage in diesem Sinne Anträge stellen. Redner fordert weiter die Unterstützung der deutschen Missionen und die Souveränität des Papstes. Die anwesenden drei Bischöfe ertheilten der Versammlung den Segen, worauf Graf Ballestrem die General-Versammlung schloß. — Bei eineni Besuch, den 30 Elsässer, welche gelegentlich der Katholiken-Versammlung in Trier sich aufhielten, dem Bischof Or. Korum, ihrem vormaligen Erzpricster, abstatteten, es waren auch viele Geistliche unter den Besuchern, kam vr. Korum auch auf das Verhältniß der Elsässer zu Deutschland und zu Frankreich zu sprechen und vermahnte seine Landsleute, sich ans den Standpunkt dev gott gewollten Ordnung zu stellen. Die Gewalt, welche von der Vorseh ung zur Herrschaft berufen, erscheine auch von der Vorsehung als mit der Gabe versehen, die Geschicke ihrer neuen Unterthanen in geeigneter Weise zu führen und zu verwalten. — Im Anschluß an die Generalversammlung deutscher Katho liken tagte in Trier das Comitee für die Sekundizfeier (Feier des 50jährigen Messelesens) des Papstes. Es wurde beschlossen, eine Jubilänmsbibliothek katholischer Schriftsteller von mehr als 8000 Bänden zusammen zu bringen. Die weltliche Feier des Jubiläums soll am 1. Januar 1888 stattfinden. — Die „Nordd. Allg. Ztg." nimmt abermals zur Frage der Getreidezollerhöhung das Wort, indem sie schreibt: Die Petitionen um Erhöhung der Getreidezölle mehren sich noch immer. Eine der artige Petition ist kürzlich auch von Interessenten der Berliner Ge treidebörse an den Herrn Reichskanzler gerichtet worden. Die Petententzklagen, daß durch die bisherige Ueberfluthung von fremd ländischem Getreide und die in nächster Zeit noch zu erwartenden immensen Zufuhren das ausländische Produkt immer schwerer verkauf lich werde. Neben der Landwirthschaft stehe infolgedessen auch der inländische Getreidchandel vor seinem Untergange, wenn nicht in betreffenden Hause und der Wirth vom „Deutschen Reich" miethete Tagelöhner und Schreiner zum Abladen der Sachen. Die Neugier und der Durst der Ambacher nahmen in Folge dessen bedenklichen Umfang an; wenigstens hätte der neue Ankömm ling, wenn er gewollt hätte, dies schließen können aus dem Andrang in der Weinstube des „Deutschen Reichs", an dessen Fcnstern sich plötzlich eine sonst hier nicht zu bemerkende Anzahl von Köpfen zeigte. — Wenn er gewollt hätte. — Leider aber wollte er nicht, denn er sah sich nicht ein einziges Mal nach ihnen um, als er neben dem Wagen stand und mit Sachverständniß das Abladen leitete. Ke, der Hausfrauen Ambachs war heute darüber verstimmt, wie wohl sonst, Wenn der Herr Gemahl schon Vormittags eine Sitzung im „Deutschen Reich" unternahm und verspätet zum Essen kam; denn Mancher stand heute nur dort als Abgesandter „höherer Mächte", und kehrte fröhlich heim trotz der späten Stunde, wohlgeborgcn im Schutz seiner Neuigkeiten. Wie nun aber auch die einzelnen Ansichten lauten mochten, darüber waren Alle einig, daß bei dem Haupte der „Familie" und an seinen Sachen von „Heruntergekommensein" keine Spur zu bemerken sei; „vornehm und weit her" paßte hingegen schon viel besser. Der Major von Kirch — so hieß vorläufig der noch Fremde — war, allen auch hierin völlig übereinstimmenden Nachrichten zufolge, nicht allein eine höchst stattliche, elegante Männererscheinung, er konnte sogar, nach Ansicht einiger gereifter und daher competenter Schönen, die ihn „zufällig" im Vorübergehen gesehen hatten, für einen schönen Mann gelten trotz seiner nicht mehr ganz jungen Jahre (nach Ansicht der Herren mochte er die Mitte der Vierziger kaum überschritten haben). Er war groß und breitschulterig, mit vielleicht einer ganz kleinen Neigung zum Embonpoint, seine Haltung unverkennbar die eines höheren Officiers, sein voller Bart tadellos, das schon leicht er grauende Haar kurz gehalten, aber dicht, und Hände und Füße — bekleidet mit ausgezeichnet sitzenden Handschuhen resp. Stiefeln — klein und fein, wie die eines Mannes von aristokratischer Herkunft. Dabei zeigte sein ganze- Auftreten jene vornehme, leichte Nachlässig- eit, welche Herren, die das Befehlen gewöhnt sind, in reiferen Jahren und bei zunehmender Bequemlichkeit gern annehmen. Die abgeladenen Sachen stimmten völlig mit ihrem Herrn überein. Es waren elegante, aber bequeme SophaS und Polsterstühle; gediegene, schon nachgedunkelte Schnitzereien in, edlem Holz an Schränken, Tischen oder Etageren, und die große Vorsicht, mit welcher allerkürzester Zeit das Land vor weiteren Uebersluthungen mit fremdem Getreide geschützt werde. Es sei daher dringend geboten, die lande wirthschaftlichen Schutzzölle, speziell für Weizen, Roggen, Hafer und Oelsaat, schleunigst in genügender Weise zu erhöhen. — Von den Urhebern des SpirituS-Coalitions-Planes werdiM vertrauliche, aber sehr umfangreiche Anstrengungen gemacht, bis zmn 16. September die Gesellschaft noch zu Stande zu bringen. Wie früher, sind auch jetzt wieder die Ansichten getheilt, ob eS gelingen wird, und im Moment läßt sich auch wohl kaum ein bestimmte-U«- theil abgeben. Zwei Wochen sind eine lange Zeit, in der sich die Ansichten leicht ändern können. Zunächst ist Thatsache, daß eine recht bedeutende Anzahl von Brennereibesitzern ihren Beitritt noch nicht erklärt oder auch direkt abgelehnt hat. Bleiben diese Herren bei ihrer bisher beobachteten Haltung stehen, so muß natürlich das Projekt definitiv scheitern. W .Mrvv — Durch Beschluß des Bezirks-Präsidenten von Unter-Elsaß ist der elsaß-lothringische Verein junger Pharmazeuten aufgelöst Wörden, — Ausgelöst wird die Feuerwehr-Gesellschaft in Ostheim, weil si^.dir Einführung der deutschen Sprache in den Kommandos abgelehnt hat. — Bei dem jüngsten Empfange des Konsularkorps in TukiS hielt der deutsche Generalkonsul folgende Ansprache an den Bey: „Ich wünsche Ew. Hoheit Glück aus Anlaß der Ruhe, welche das Kano genießt, auch habe ich mit großer Genugthuung konstatiren köyntzn, daß Sie ein in jeder Hinsicht glückliches Volk regieren!" Dq<m sind nun ausnahmsweise einmal die Pariser Blätter zufrieden. — Ueber die Lage in Bulgarien schreibt die „Kreuz-Ztg"; Die ungünstigen Nachrichten, welche in den letzten Tagen von v«- schiedenen Seiten über die inneren Verhältnisse in Bulgarien in di» Oeffentlichkeit gelangten, haben sich nicht als zu pessimistisch erwiesen. DaS beweist die Thatsache, daß es dem Fürsten nun doch nicht ge lungen ist, ein Kabinet zu bilden, und daß ihm schließlich nichts Anderes übrig geblieben ist, als zu dem Auskunftsmittel zu greifen, das gegenwärtige Kabinet bis zu den Wahlen im Amte zu belassen. Da nun das Kabinet aus denselben Personen zusammengesetzt ist, welche die Theilnahmc an der Neubildung eines Kabinets und den Eintritt in dasselbe verweigerten, so braucht wohl nicht erst gesagt»« werden, daß die Lage des Fürsten keine angenehme ist und daß sich bezüglich der Wahlen für die kleine Sobranje keine günstigen AuS« sichten eröffnen. Denn die gegenwärtigen Verhältnisse werden von den Gegnern des Fürsten begreiflicherweise gehörig ausgenutzt werden. vesterreich-Ung-rn. In Mähren haben am Donnerstag vor dem Kaiser Franz Joseph die großen Manöver begonnen. General- Quartiermeister Graf Waldersee wohnt denselben im Gefolge des Kaisers bei. Er ist der Gegenstund besonderer Aufmerksamkeit. Tvsmkveich. Ueber den Beginn der Mobilmachungsprobtz wird der „Voss. Ztg." telegraphirt: Den ersten Mobilmachungstag stMke die Zustellung der Einberufungsordres aus. Manche Dorfmaires sollen dabei sehr geringe Geschästskenntniß bekundet haben und ge zwungen gewesen sein, von den Vorgesetzten Behörden Unterweisung zu erbitten. Ein Maire widersetzte sich der Requisition eines Mönchs klosters zur Truppeneinquartiernng, wurde aber zur Vernunft gebracht. Die Spionenriecherci ist mächtig entwickelt und nimmt die drolligsten Formen an. Man besichtigt truppenweise die Häuser, in den?« Spione wohnen sollen. Der Correspondent einer Pariser Zeitung wurde als Spion verhaftet. Das Journal „Justice" schreibt, die Südbahn habe, um die nöthige Waggonzahl im Mobilmachungsgebiet zu vereinigen, die Gebiete des 16. und 18. Corps total vqn Waggons entblößt, so daß im Ernstfall großer Waggon-Mangel geherrscht hätte. Alle Blätter bringen endlose Berichte über die Stimmung der Be völkerung, die aber sehr widerspruchsvoll sind, — Das Journal „Figaro" kündigt an, daß es in seinem Depeschensaale ein- her neuen deutschen Repetirgewehre ausstelle, in dessen Besitz eS gelangt ei. — Der Oberst des siebenten Dragoner-Regimentes in Luneville erhielt dreißig Tage Arrest, weil er, erbittert über die gerichtliche Freisprechung zweier Civilisten, die ihn beleidigt hatten, seine Dra- das Abladen der Geschirrkisten angeordnet wurde, zeigte von besonder- gutem und kostbarem Inhalt. — Und musikalisch war der Major oder seine Gemahlin auch, denn ziemlich zuletzt erschien eine Kiste» welche unstreitig ein Piano barg, und welche von dem Major mit wahrhaft väterlicher Sorgfalt bewacht und behütet wurde. Er zog sogar, was bisher nicht geschehen, seine Handschuhe ab, wobei ein Paar weiße, aber nervige Hände zum Vorschein kamen, und legte elbst mit Hand an, weil ihm die Umsicht der dabei Betheiligten doch nicht ganz zweifellos sein mochte. Dabei glitt sein leichter Reisehut zu Boden und gab eine hohe, schön gewölbte Stirn frei, deren Helle- Weiß seltsam abstach gegen das gebräunte untere Gesicht. Was den beobachtenden Abgesandten aber besonders ausfiel, war der unver änderliche Gleichmuth, die „olympische" Ruhe, mit welcher Major von Kirch das Ausladen leitete. Da war nichts von dem bei solchen Gelegenheiten üblichen Hin- und Herrennen, die Leute anschreien und zehn Befehle mit einem Mal geben; ruhig und bestimmt folgten die kurzen Anweisungen nnd sie wurden ansgeführt, so daß auch nicht eine Mte herunterfiel und keins der Möbel Bein oder Absatz ein« büßte. Sogar sämmtliche Spiegel gelangten unzersplittcrt an ihren Bestimmungsort, eine Thatsache, welche in Ambach wohl einzig in ihrer Art dastand und daher von vornherein die Hochachtung Ver mehrte. welche dem Fremdling entgegenzubringen nun Alle sich ge neigt fanden. .. Nicht lange danach langte auch die Frau Majorin an, begleitet von ihreni Söhnchen, einem hübschen, etwas zarten, brünetten Knaben von vielleicht 9 Jahren, und einer ältlichen Dienerin — und Hamit war die „Familie" vollzählig. Dennoch verging eine geraume Zeit, ehe dieselbe ihre Antrittsbesuche machte, denen mit großer Spannung entgegengesehen wurde. Dem dadurch langsam heraufkeimenden Un willen ward aber die Spitze abgebrochen durch die Thatsache, daß die Frau Majorin, welche noch Niemand zu Gesicht bekommen, von jeher leidend und von der weiten Reise besonders angegriffen sei. Die „Gesellschaft" von Ambach bestand im Grunde aus densel ben Elementen, wie mit wenigen Varianten die „gute Gesellschaft" der meisten Provinzialstädte. Da waren die Beamten des Gerichts, die Geistlichen, die Aerzte, die Professoren und Doctoren des Lyceum-, die oberste Postverwaltung und der Oberförster, sodann noch einige „Rentiers," früher kleine Gutsbesitzer und Militärs, sowie ein Paar andere gebildete Familien, welche des billigen Lebens wegen sich aus einer Residenz hierher gerettet hatten. Außerdem zählten zur Gesell-
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