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Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188802267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880226
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-26
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.02.1888
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— Nr. 48. — 8. Jahrgang. D« jedm Wochentag Abend (mit Datum de« folgenden Tag gelangende „Sächstst, „ mit täglich einem besonderen Unter» haltunasblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustigk« Bilderbuch kostet bei den Ausgabe» pellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anst. 75 Ps. (1888er ZtgS..Preiölist« Nr. 5035.) Sächsischer imhes-Aileiger Sonntag, 26. Februar 1888. BeiWiederholuuggrober Annonce»Rabatt. Bei Bestrlkmgm »v»«»«würt» wolle «an Ällustr. jkilrnder de« Sächsischen Laudboteu. Zllustritte- Iahresbuch des Landes-SnzrigerS. Mi«: MM» Me. vuchdruckerri. Cüemnttz. Theaterstratze b (Fernsprechstelle Nr.lSÜ). Telegr.-Adr-: LandeS-Änzeiger» Chemnitz. mit „Chemnitzev Sta-t-Auzeigev Unpanteiisede tägliche Zeitung für Sachs«« und Thüringen Mit täglich einem besonderen UnterhaltrmgMatt: i. Kleine Botschaft - 2. Sächsischer Erzähler - 3 Sächsische Gerichts-Zeitnng 4. Sächsisches Allerlei — 5 Illnftrirtes IlnterhaltungSblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch Abonnement für Monat März. Für den Monat März nehmen die Ausgabestellen in Chemnitz mnd Umgegend zum Preise von 70 Pfg., die Postanstalten zu 75 Pfg. Abonnements-Bestellungen auf den „Sächsischen Landes-Anzeiger" mit ffämmtlichen 7 Beiblättern entgegen. Der „Sächsische Landes-Anzeiger" ist in der deutschen Post- Leilnngs-Prcislistc für das Jahr 1868 unter Nr. 5035, in der öster reichischen unter Nr. 2307 eingetragen. Jeder ueubeitrctende Abonnent, welcher die Abonnements- Quittung direct an die Verlags - Expedition einsendct (auswärtige Abonnenten wollen zur Frankirung eine lO-Pfg.-Marke beifügen), erhält gratis die Extrabeigaben geliefert: 1. Weih,,achtsbuch (Jllustrirtes Jahresbuch für 18»S), 64 Seiten groß 8°, mit Almanach, hübschen Weihnachts-Erzählungen und Bildern rc. (Preis dieses Buches sür Nicht-Abonnenten 40 Pfg.) 2. Jllustrirter Kalender für 1888, 84 Seiten 4° mit Oeldruck- bild, fesselnden Erzählungen, vielen Bildern rc. (Preis dieses Kalenders für Nicht-Abonnenten 40 Pfg.) :3. Eisenbahn - Fahrpla,»Heft für Sachsen, 40 Seiten stark, (Preis dieses Fahrplanhestes für Nicht-Abonnenten 20 Psg,) Abermaligen zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten erbittet DieVerlags-Expedition des Sächs.Landes-Auzeigers. Um Verwechslungen zu vermeiden, werde» Post- Abonnenten ersucht, bei Bestellung freundlichst genau zu verlangen: den in Chemnitz erscheinenden „Sächsische,» Landes-,,dl Nzk 1 gkx" (Nr. 5033 der neuen 1888er Post-Zeit«,,gS-Preisliste). Telegraphische Nachrichten. Vom 24. Februar. Wien. Die „Deutsche Zeitung" bringt unter der Spitzmarke .„Ein Wort zur Zeit" von einem Führer der Deutschböhmen, gczeich- met X (Knoll ?), einen Artikel, welcher aussührt, der Antrag Knotz -auf Jmmatrikulirung des Bündnisses sei bei dieser Majorität unüber legt; solche hohle Lärmpolitik vernichte den letzten Rest des Vertrauens der Wähler in die Abgeordneten. — Im Zvllausschnsse wurde der Handelsministcr interpellirt, ob er nicht gegen Deutschland mit Er höhung der Getreidezölle Vorgehen wolle. Bacquehem erklärt, daß die Regierung zu den diesbezüglichen Wünschen mehrerer Landtage Noch nicht Stellung genommen habe, weil event. die in Aussicht zu nehmenden Vertrags-Verhandlungen mit Deutschland und die jetzt im deutschen Reichstage verhandelten auf Getreideeinfuhr bezüglichen Fragen mit der Grund seien, daß die Frage noch nicht zur Entschei dung gelangte. Nom. Die „Tribuna" erfährt von angeblich absolut autori tärer Seite, die Rückkehr des afrikanischen Expeditionskorps solle am 10. März beginnen. Paris. Die „France" demcntirt die gemeldete Nachricht des „Ma>in" über eine von Tirard beabsichtigte Anleihe. (Das Dementi ist auch offiziell erfolgt. S. u. Frankreich.) — Die Kammer nahm das bereits vom Senat acceplirte Gesetz an, das Fremden den Fisch fang in den Gewässern Frankreichs und Algiers verbietet, und ging dann zur Diskussion des Tarifs für italienische Produkte über. London. Der „Times" wird aus Petersburg gemeldet, das Rcgierungscommuniqus über Bulgarien sei hauptsächlich an das In land gerichtet. „Daily News" meint, dasselbe sei unwichtig und biete der englischen Presse nichts Neues; eine praktische Lösung der Frage 4vcrde dadurch nicht näher gerückt. Politische Rrmdschair. Chemnitz, den 25. Februar. Deutsches Reich. Am Freitag ging cs im kaiserlichen Palais in Berlin sehr still zu. Der Kaiser erledigte nur die laufenden Sache» und fuhr nicht aus. Der greise Herr ist durch den plötzlichen Tod seines Enkels ungemein erschüttert. Der Hof legt für 14 Tage Twuer an. Prinz Wilhelm, der am Donnerstag dem Reichskanzler wieder einen Besuch abstattete, reist heute Sonnabend nach Karlsruhe, um den Beisctzungsfeierlichkeiten sür den Prinzen Ludwig beizuwohnen, und von dort dann, da schon ein Drittel des Weges zurückgelegt, vor aussichtlich nach San Nemo zum deutschen Kronprinzen. — Die Leiche des Prinzen Ludwig von Baden ist von Freibnrg nach Karlsruhe über geführt und dort aufgebahrt. — Graf Mvltkc wurde am Freitag vom Kaiser empfangen. — Aus San Remo. Der deutsche Kronprinz hatte am Donnerstag Abend mit gutem Appetit gegessen, schlief aber, nachdem er sich zur Ruhe gelegt, im ersten Theile der Nacht unruhig. Husten und Be klemmungen quälten ihn. Später schlief er fest und erhob sich am Freitag Morgen ganz tvohl. Dic Acrzte zögerten deshalb auch nicht, ihm nach einiger Vorbereitung den Tod seines Neffen, des Prinzen Ludwig von Baden, mitzutheilen. Die Stimmung des hohen Patienten wurde darauf ernst, er bat, ihn einen Augenblick allein zu lassen, hatte sich aber daun wieder gesammelt. Der Kronprinz bedauerte besonders den Kummer seiner Schwester, der Großherzogin von Baden. Einige Unterhaltung schaffte ihn, das dem Prinzen von Wales und ihm zn Ehren eingetrofscne Mittelmeergeschwader der britischen Marine unter Admiral Hewett, welches in Paradeaufstellung vor San Remo erschien. Der kurze Aufenthalt i» freier Luft am Donnerstag ist dem Kronprinzen gut bekomme» und wird deshalb am Freitag wiederholt, da sonniges Wetter herrscht. Das „British Medical Journal" schreibt: Die letzten ungünstigen örtlichen Symptome beim Kronprinzen waren hauptsächlich dadurch verursacht, daß die zuerst angewendete Kanüle nicht gut paßte. Jetzt ist eine Kanüle großen Kalibers eigens in England angefertigt und eingefügt. Infolge dessen ist die durch die untauglichen Kanülen erzeugte Reizbarkeit verschwunden. Der Kron prinz kann jetzt mit Leichtigkeit athmen und durch Zuhalten derOcff- nnng der Kanüle mit kräftiger, obwohl heiserer Stimme sprechen und eine Unterhaltung führen. Die eigentliche Natur der Krankheit des Kehlkopfes ist noch immer nicht aufgeklärt, doch hat die Schwellung der rechten Seite wesentlich nachgelassen. — Ein in Berlin verbreitetes Gerücht, Geheimrath Gerhardt sei nach San Remo gereist, wird von der „Nat.-Ztg." für »«begründet erklärt. — Vom Freitag Abend heißt cs, der Kronprinz sei etwas niedergeschlagen, Husten und Aus wurf ist mäßig. — Der Reichsanzeigcr vom Freitag publijirt folgendes Bulletin: „San Remo, 24. Februar, 11 Uhr Vormittags. Nach einem guten Tage war der Schlaf Sr. K. K. Hoheit des deutschen Kronprinzen anfangs unruhig, später besser. Im klebrigen dasselbe. Mackenzie. Schräder. Krause. Hovcll. v. Bergmann. Bramann." Wir haben, gestützt auf unbedingt sichere Informationen, sofort in den ersten Tagen dieser Woche, als von recht gutem Schlaf und vortrefflichem Befinden berichtet wurde, darauf hiugcwiescn, daß das sehr komplizirtc Halsleiden keine entschiedene Besserung aufweise und daher der gute Schlaf und das bessere Befinde» nicht maßgebend seien. Die cnt- chiedene Besserung ist auch bis heute nicht cingetretcn, und darum ist cs auch nicht überraschend, wenn sich wieder unruhiger Schlaf eingestellt hat. Ei» direkt ungünstiges Zeichen ist das aber ebenso wenig, wie der gute Schlaf ei» hervorragend günstiges war. Nicht von dem Allgemeinbefinden hängt der Verlauf der Krankheit ab, andern von dem Verlauf der Krankheit das Allgemeinbefinden. Wie jeder Schwerkrankc, hat auch der Kronprinz ungleiche Tage. Heute Schelm von Bergen. Historische Novelle von A. von Limburg. Schluß. Nachdruck verboten. Die Kaiserin lag besinnungslos auf ihrem Lager und vor dem selben kniete bleich und mit Blut bcdcckt der Graf von Ravensburg, nnit allen Zeichen der Angst und Aufregung, während die Pagen »och immer das Fräulein von Dassel gepackt hielten, welche, sobald Licht nnd Mensche» hcrbeikamen, sofort versuchte, ihre h he Miene wieder anzunehmcn und sich als das Opfer eines Jrrthums darzustcllen. Sic erkannte sofort de» Vvrtheil, welchen es für sic bot, daß der Graf von Ravensburg auf Adelheids Ruf das Fenster erstiegen hatte, und beschloß, die Sache auf ihre Weise darzulege», Sic erzählte, wie sie auf ein ungewöhnliches Geräusch hin, die Kaiserin i» Gefahr glaubend, zn deren Hülse herbeigccilt und von dem schon anwesenden Grasen mit Gewaltthätigkcitc» empfangen sei. Diese Darstellung des Vorfalls war indessen zu unwahrscheinlich, um Glauben zu finden. Die Pagen vor allem schüttelten die Köpfe Weshalb hatte sie denn so rasch entfliehen wollen und sich gegen sic ivie eine Wahnsinnige gewehrt? Was wollte sie mit dem Dolche? Und wie gelang e der Gürtel der Kaiserin, welcher ihr während des -Kampfes entglitten und klirrend zur Erde gefallen war, in ihre Hände? Als die Kaiserin wieder zur Besinnung kani, schien sie sich auch alsbald den Zusammenhang des schreckliche» Auftritts ins Gedächtniß zurückznrnfen, und ihr Auge hastete mit dem Ausdruck tiefster Dank barkeit auf dem Grasen. „Ihr rettetet mir abermals das Leben," sagte sie, ohne daran zu denken, daß es ihrer Umgebung ein Gcheimniß geblieben, wie der Ritter ihr schon einmal zu Hüffe gekommen war. Ihre Blicke fielen aus das Fränleiu, welches sich bemühte, durch «ine sichere Haltung den Anwesenden Achtung zu gebieten. Adelheid mußte sie trotz der Dunkelheit vorhin erkannt haben; sie schauerte zu sammen und wandte sich ab. „Das grausame Weib," sagte sie, „was that ich ihr, daß sie mich erwürgen wollte?" Plötzlich gewahrte sie das Blut und die Verwundung des Grafen. Sie richtete sich rasch auf und zeigte sich ängstlich besorgt Ihre ganze Thatkraft schien zurückzukehren. „Schließt die Thüren," rief sie, „und laßt Niemanden hinaus. ^Dann sendet rasch zu meinem Gemahl und bittet ihn, sogleich zu Sommen." Dieser Befehl war unnöthig, denn schon war man hingceilt zum Kaiser, ihm die schreckensvolle Begebenheit zu verkünden. Wie ein Lauffeuer durchflog die Nachricht von dem kaum glaub lichen Ucberfall auf die Kaiserin die eben zur Ruhe gegangene Stadt, und Alles eilte herbei, nm seine Entrüstung und Thcilnahme bei dem unerhörten Ereigniß auszudrücken. Der Kaiser, welcher sogleich hcrzngckommcn war. hatte auf der Stelle ein strenges Verhör abgehaltcn und dadurch seine eigene inner liche Meinung von dem Sachverhalt festgestellt. Der Kanzler Reinald war fern gebliebe» und erschien erst auf den ausdrücklichen Befehl Friedrich's. Da seine nächste Verwandte eine der dringendst Verdächtigen war, mußte seine Anwesenheit doch für nöthig erachtet werde». Der Gerechtigkeitssinn Rcinald's verließ ihn auch diesem schlimme» Falle gegenüber nicht, der es ihm klar machte, daß seines Bruders Kind sich durch ihre Leidenschaftlichkeit bis zum Verbrechen hatte hinrcißen lassen. Er sah ein, daß sie nicht zu retten war, und dcmüthigte seinen Stolz der Ehre seiner Familie wegen so weit, daß er cs sich als Gnade vom Kaiser erbat, die Ver blendete in einem strengen Kloster ihr Verbrechen büßen zu lassen. Der Weg ins Kloster war in damaliger Zeit gerade unter den höch ste» Stünden ein zn gebräuchliches Strafmittel, als daß Friedrich cs hätte abschlageu sollen. Der Kanzler fühlte sich nm so milder gestimmt gegen seine, wenn auch strafbare Nichte, da diese mit ihrem eigenen Verderben das bezahlt hatte, was er so lange vergeblich erstrebt. Richenza durfte insofern triumphire», als sie nun doch den Sturz ihrer Feindin hcrbeiführte, wen» sic auch die Früchte ihres Werkes nicht selbst ge nicßen konnte. Nach la gen Kämpfen mußte sich der Kaiser, so schwer cs ihm wurde, doch cnschließe», sich von seiner Gemahlin zu trennen, obgleich nach seiner eigenen, sowie aller bei dem erste» Verhör Anwcscndcn Ueberzeugung die Unschuld seiner Gemahlin feststand. Trotzdem war die nicht wegzulcugncnde Thatsache, daß man den Grafe» von Ravensburg bei nächtlicher Weile im Gemache der Kaiserin augctroffen, ei» Umstand, der z» schwer gegen die Fürstin ins Gewicht siel, nm nicht auf ihrem Ruf für alle Zeiten einen Flecke» zurückznlasscn. Der Vorfall machte überall den peinlichsten Eindruck, in der Stadt Frankfurt sowohl wie in allen deutschen Landen, denn die Anwesenheit der vielen, in der Kaiserstadt weilenden Fürsten nnd Herren trug dazu bei, das Aufsehen über die Begebenheit noch zu vergrößern und die Kunde davon, selbstredend verschlimmert, i» alle Gaue deS Reiches zu tragen. ist es besser, morgen nicht so gut, aber in der Krankheit selbst tritt nicht so schnell ein Wechsel ein, am allerwenigsten in einem so schleichenden Leiden. Wir müssen also nach wie vor abwarten, wie die Dinge sich weiter entwickeln. — Preußisches Abgeordnetenhaus. Am Freitag erledigte das Haus nur Anträge und Petitionen. Ei» Antrag des Abg. Hansen (frcikons.) anf Ermäßigung des Stempels für Pacht- und Micths- verträge über Immobilie» wurde unter Zustimmung des Finanz- Ministers von Scholz genehmigt. Der Antrag des Abg. Berling (freis) auf Ueberweisnng der Wittwen- und Waisenkassenbeiträge der Volksschullehrer auf den Staat fand allgemeine Zustimmung und wurde einer Kommission überwiesen. Minister von Goßler erklärte seine volle Sympathie zn dem Anträge, meinte aber, er könne nicht bestimmt sagen, ob der Antrag so bald perfekt würde. Eine Petition um Erlaß von Strafbestinunungen gegen die öffentliche Trunkenheit ging an die Regierung zur weiteren Veranlassung. Montag 1 Uhr: Kleine Vorlagen. — Aus den Rcichstagskommisfionc». Der Antrag auf Auf hebung des Identitätsnachweises ist mit 15 gegen 11 Stimme» an genommen. — Genehmigt mit geringen Acnderungen ist auch der Gesetzentwurf über die Rechtsverhältnisse in den deutschen Schutz gebieten. — Die Pctitionskommission beschloß, eine Petition, welche über Mißstände an der Berliner Produktenbörse Klage führt, dem Reichskanzler zur Kenntnißnahme zu nberneisen. — Die Budget kommission im preußischen Abgeordnetenhause beschloß eine Erhöhuiq; des Gehaltes der katholischen Geistlichen von 2400 anf 2700 Mark. — In preußischen Abgeordnetenhause ist bekanntlich auch ein Antrag auf Aufhebung der Wittwen- nnd Waisenkassenbeiträge der Volksschullehrer eingebracht. Für diese Session ist indessen an eine Erhebung des Antrages zuni Gesetz nicht mehr zu denken, weil es an Geldmiteln fehlt. Sind doch selbst die Aussichten des Schullasteu- Gesetzcs, wie schon mitgetheilt, recht zweifelhafte. Indessen über das letztere mag im Plenum des Abgeordnetenh nse- noch eine Ver ständigung mit der Regierung erzielt werde». Die Volksschullehrer werden sich auf jeden Fall bis nächstes Jahr zum mindesten ge dulden müssen. — Die Petitionskommission des Reichstages beschloß mit 10 gegen 7 Stimmen, eine Petition des Vereins gegen den Wucher im Saargebiete, welche Ausdehnung der strafgesetzliche» Bestimmungen gegen den Wucher, Einschränkung des gewerbsmäßig betriebenen Handels mit ländlichen Grundstücken und ein Verbot der gelegentlich des öffentlichen Verkaufs von Immobilien üblichen nu.iit- geltlichen Verabreichung geistiger Getränke verlangt, dem Reichskanzler znr Erwägung, inwiefern gesetzgeberische Abhilfe angezeigt sei, zu überweisen. Oesterreich-Ungarn. Alle Blätter beschäftigen sich mit der Erklärung des amtlichen russischen Regierungs-Anzeigers in Sachen Bulgariens. Die „Presse" giebt zu, daß die Stellung des Fürsten Ferdinand keine streng gesetzliche sei, weist aber darauf hin, daß cs Rußland selbst verschuldet habe, wenn dieser Usurpator auf den Thron habe gelangen können. Durch die russische Passivität seien allmählich lebensfähige Thatsache» geschaffen worden, welche halbwegs die Ruhe auf der Balkanhalbinsel sicherten. Ueberall fordere die öffentliche Meinung, daß, wenn der Koburger geopfert werden »lüssc, man doch vorher wissen müsse, wie sein Nachfolger heiße» solle und was Ruß land eigentlich in Bulgarien wolle. Die „Neue Freie Presse" hebt hervor, wie leicht es vor sechs Monaten gewesen wäre, eine Verstän digung herbeizuführen, wenn Oesterreich damals auf demselben Boden wie heute gestanden hätte. Die Erklärung im Regicrungsanzeiger sei als Programm nicht ausreichend. Rußland solle nicht säumen, zu zeigen, daß es sein Interesse an Bulgarien dem der übrigen Mächte aupassen wolle. Das will Rußland ja eben nicht. — Das halb- offizielle „Fremdenblatt" spricht seine Freude über den ruhigen Ton der Vor Jahrhunderten, als Vorurtheil und rohe Gewalt noch der We^t ihre Gesetze vorschricbcn, gab es eine öffentliche Meinung in unserem Sin» freilich noch nicht, aber der Kaiser Friedrich war ein zu kluger Mann, um nicht einzusehcn, daß ei» weiser Fürst in keiner Hinsicht seinen Unterthancn ein Acrgerniß geben darf, nnd brachte daher das Liebste, was er besaß, auf dem Altar seiner Fürstenwürde zum Opfer, indem er sich von seiner ihm noch immer theurcn Gattin trennte. Tic Scheidung erfolgte in gütlicher Weise, daher auch in keinem bedeutende» Gcschichtswerke, keiner Chronik, welche diese Trennung erwähnen, die sonst in damaliger Zeit bei gleichen Anlässen sehr üb liche Form: „Er verstieß seine Gemahlin", angewandt ist, sondern es heißt: Im Frühling des Jahres 1153 wurde auf einem Kon,il z» Konstanz durch den Kardinal Johann Orsini und viele Prälaten die Scheidung Kaiser Friedrichs des Rothbärtigcn von seiner Gemah lin Adelheid von Vohburg ausgesprochen. Es war dies etwa ein halbes Jahr später, als die erzählten Begebenheiten statlgcfuuden hatten. Bald darauf schritt der Kaiser zu einer zweite» Ehe und erwählte zu seiner Gemahlin die junge Prinzessin Beatrix von Burgund, sür die er damals, ohne sie zu kenne», anf dem Turnier zu Frankfurt eine Lanze gebrochen hatte. Diese Verbindung brachte ihm ein ruhiges Glück, eine vortreff liche tugcndsamc Gattin und eine Schaar blühender Kinder; aber er soll das wunderschöne Weib, die Geliebte seiner Jugend, nie vergessen haben. Friedrich dayte indessen z» groß, uni kleinlichen Regungen in seiner Brust Raum zu geben; er mißgönnte seiner geschiedenen Gemahlin nicht das Glück, das auch sic i» einer zweiten Ehe fand, und wurde ihr nnd ihrem Gemahl, dem Grafen Ditöv von Ravens burg, ein treuer Freund und alle Zeit ein mächtiger Beschützer. Mit Ausnahme der angstvollen Tage in Frankfurt und der Zeit, die bis zu ihrer Scheidung verstrich, in der Adelheid den Ernst des Lebens kennen lernte, blieb ihr das Glück treu bis an ihr Ende. Die großmüthigc Fürsorge Kaiser Friedrich's umgab ihr äußere« Lebe» auch für die Zukunft mit fürstlichem Glanz, und die leiden schaftliche Liebe des Navcnsburgers, welche die letzte Zeit nnd den ruhigen Besitz überdauerte, verwirklichte sür sic das Traumbild, das ihr als der Inbegriff des Schönen vorgcschwcbt hatte. Sie wurde die Königin eines Hufes von Minnesängern und Dichtern; die Burg ihres Gemahls war, wie die provcnyalischcn Liebcshöfc, der Sammelplatz von Miustreln und schöne» Frauen. Ritterliche Spiele wechselten dort mit Vorträgen von Meistcrscingern; feierliche Minnegerichte wurden gehalten und die Blüthe der Ritter schaft legte nach wie vor der Königin der Schönheit ihre Huldigungen !z» Fü'en.
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