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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188708046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18870804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18870804
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-08
- Tag 1887-08-04
-
Monat
1887-08
-
Jahr
1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.08.1887
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Nr. 178. —7. Iahkgavg. Wit t«glich einem besonderen Haltungsblatte und mit dem Ertrabeiblatt jestieeS Bilderbuch kostet monatlich 70 Pfg. bei dm Ausgabestellen, sowie bei den Post- Anstalten. (Zeitungs-Preisliste Nr- 4850.) «ürAbonneNtenerscheintje einmal im Jahr: Seaurer-Nseiibahnfahrblanheftfür Sachsen, «iiter-eisenbihnfahr-lanhest für Lachse,. Slaftr. Aalender »eS Süchmchen Landbaten. Züastritter Zahre-buch de« Lander-Anzeiger«. SLchsischtt Donuerstag, 4. August1887. mit „GhemnitzeV Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. rzugte Stelle (lspalt. Petitzeile) 3< BeiWIederholunggroßerAnnoncenRabätt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüge» l>e »Silben CorpuSschrift bilden ca. 1 Zeile., Annoncenannahme nur bis Vonnittag. Leck«: MM Me, Buchdruckerei, Chemnitz. Lheaterstraß« K (Fernsprechstelle Rr. ISS). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 6. Jllustrirtes Unterhaltungsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Da- im Grundbuche auf den Namen Christian Gottlieb Günther elnge tragen« Grundstück Nr. 27Sn des Flurbuchs, Nr. 31L de» BrandcatasterS, Honum 408 dps Grundbuchs für Altchemnitz, geschätzt aus 28,000 M., be stehend aus Wohnhaus, Schuppengebäude, Hofraum und zeitber zum Gärtnerei- bettiebe benutztem Garten mit zwei Gewächshäusern, soll nn hiesigen Amts gericht zwangsweise versteigert werden und ist der 8. September 1837 Vor mittag- 10 Uhr als Aumeldcteruiin, ferner der 30. September 1887 Vormit tags 10 Uhr als Versteigerungstermin, sowie der 13. October 1887 Vormittags lü Uhr als Termin zur Verkündung des VerthcilungsplanS «»beraumt worden. Die Rcalberechtigten werde» aufgefordert, die aus dem Grundstücke lastenden Rückstände an wicderkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Änmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmelde ckermine in der Gerichtsschreiberei des Unterzeichneten Amtsgericht- cingesehen tverde». Chemnitz, am 38. Juli 1887. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 2. August. Wien. Der Präsident der Sobranje, Herr Tonischem, erklärte in Sofia gegenüber einem dortigen Berichterstatter der „Polit. Corr. Prinz Ferdinand von Coburg werde längstens in zehn Tagen nach Bulgarien kommen, in Tirnowa den Eid ans die Verfassung leisten, sodann in Philippopel einen ungefähr zweimonatlichen Aufenthalt .nehmen und dann erst nach Sofia gehen. Wien. Prinz Ferdinand von Coburg, der während der jüngsten Tage mit dem deutschen, italienischen und türkischen Botschafter zu- sammentraf, dürfte, wie verlautet, noch nicht heute, Wohl aber noch im Laufe der jetzigen Woche nach Bulgarien abreisen. — Der hiesige türkische Botschafter überreichte heute dem Prinzen von Coburg eine Rote, des Inhalts, daß die Pforte es mit Bedauern sehen würde, wenn der Prinz irgend eine Uebereilung beginge und ohne die vor- Herigc Zustimmung aller Mächte nach Bulgarien sich begeben würde. Paris. Dem „Evenement" zufolge werden bei Beginn des Winters sechs Armeekorps mit Repetirgewehren, deren Fabrikation eifrig betrieben wird, versehen sein. Politische Rundschau. Chemnitz, den 3. August. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat auf den Rath der Acrzte seine Badekur bereits auf achtzehn Minuten verlängert, während er im vorigen Jahre nie mehr als zehn Minuten badete.— Hur Kaiserbegegnung in Gastein. Ende der vorigen Woche war be stimmt worden, Prinz Wilhelm von Preußen werde der Begrüßung der beide» verbündeten Kaiser nicht beiwohnen. Jetzt ist diese Be stimmung abgeändert. Der Prinz reist von Potsdam nach München zum Besuch des Regenten und des Prinzen Ludwig von Bayern und bann nach Gastcin, wo er zwei Tage etwa verbleiben wird. — Russische Müller beginne» übrigens jetzt schon, der diesjährigen 'Gasteiner Kaiserzusammenkunft besondere Motive unterzulcgen, die sich gegen Rußland richten könnten. Niemals war wohl weniger an be sondere Abmachungen zu denken, die auch ganz überflüssig sind, als in diesem Jahre; dazu liegt auch scheu um deswillen kein Anlaß vor, -weil Oesterreich-Ungarn und Deutschland sich nachgerade genau ge nug kennen und nicht nöthig haben, alle Augenblicke mit besondere» Verträgen hcrvorzutrcten. Die russische panslavistische Presse ärgert sich nur, weil es absolut nicht gelingen will, das Zweikaiserbündniß, welches den Frieden Europas bedeutet, zu sprengen. Das ist die Lanze Geschichte. — Der preußische Gesandte beim Vatikan, Herr von Schlözer, ist in Berlin angckommcn, um dem Reichskanzler zu berichten, bevor sich dieser nach Kissinge» begiebt. Herr von Schlözer wird dem Fürsten auch vor Allem die Gewißheit mitbringen, daß die Aussöhn ung zwischen dem Papst und der italienischen Regierung wieder auf wer weiß wie lange hinaus vertagt ist. Die italienische Regierung ist fest entschlossen, die Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes in keinem Falle zuzugcbc», und diese bczeichnete der Papst -bekanntlich als Vorbedingung aller Aussöhnungsverhandlungen. Fürstin Baranow. Novelle von Reinhold Ortmann. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Auf das Zärtlichste erkundigte er sich nach ihrem Befinden und mach den Ursachen ihres Unwohlseins. Asta nahm all' ihre Kraft zusammen, um ihm eine beruhigende Antwort zu geben. Sie zwang sich sogar mit äußerster Anstrengung zu einem besseren, scherzende» Ton, denn sic wollte um jeden Preis verhindern, daß er noch einmal auf den Alten zu spreche» käme, dem sie vorher kein Gehör geschenkt hatte. Aber wie eisiges Entsetzen rieselte es über ihren Leib, als «r sich Plötzlich mit der Frage an sie wandte: „Sie haben mir nie von Ihren Verwandten gesprochen, Asta, — ist Keiner derselben mehr am Leben?"- Welchen Beweggrund konnte er gerade jetzt zu einer solchen Er kundigung haben? Die Angst, daß ihm eine Ahnung von der Wahr heit gekommen sei, schnürte der Fürstin die Kehle zusammen, aber wenn es so war, durfte sie sich am allerwenigsten durch den Anschein der Verwirrung eine Blöße geben. „Ich glaubte, es sei Ihnen bekannt, daß noch zwei Schwester» des Fürsten am Leben sind", sagte sie leichthin. „Diese Damen habe» indefsen niemals eine besondere verwandtschaftliche Zärtlichkeit gegen mich an den Tag gelegt, und seit dem Tode meines Gatten hat jeg licher Berkehr zwischen uns aufgehört." „Und Ihre eigene Familie, — Ihre Eltern?" Die Fürstin lachte hell. Es war eigentlich ein recht unmoti- virtes Lachen. „Wie neugierig Sie heute find, Raimund! — Es sieht fast so «US, als fürchteten Sie, in eine schlimme Verwandtschaft hinein zu gerathen I — Nun, Sie mögen sich beruhigen! Meine Eltern trugen zwar nur einen bürgerlichen Namen, aber sie gehörten immerhin der guten Gesellschaft an." „Sie mißverstehen mich, Asta! Ich fragte nicht, weil ich etwa auf diesen Umstand irgend welches Gewicht legte. Ich habe nur ein Interesse daran, zu erfahren, ob Ihre Eltern noch am Leben sind." „Nein," sagte sie kurz und scharf, — ohne vorherige Ueberleg- «ng und mit einer Bestimmtheit, die jeden seiner Zweifel entwaffnen mußt«. Dabei wendete sie ihr Gesicht von ihm ab und starrte un- - verwandt durch da» Wagenfenster in die nächtliche Dunkelheit hinaus. — Kaiser Wilhelm hat folgende CabinetSordre an den General Graf Blumenthal gerichtet: „Ich spreche Ihnen zum 30. dieses Monats — dem Tage, an welchem vor 60 Jahren Ihre an hohen Verdiensten und Ehren so reiche Dienstzeit begann — meine wärmsten und herz lichsten Glückwünsche aus und wünsche, daß mein beifolgendes Bild Ihnen noch recht lange und demnächst Ihren späteren Nachkommen vor Augen stellen möge, wie Ihr König Ihres hervorragenden An- theils an drei ruhmvollen Kriegen und Ihrer für alle Zeiten auf den Ehrentafeln der Armee verzeichnten Dienste jederzeit mit wärm stem Dank und hoher Anerkennung eingedenk gewesen ist. So lange Gottes Wille uns noch beisammen läßt, immer Ihr dankbarer König Wilhelm." — Durch eine andere CabinetSordre hat der Kaiser am 21. Juli genehmigt, daß die Kreuzercorvette „Nymphe" aus der Liste der Kriegsfahrzeuge gestrichen wird, und den Chef der Admiralität beauftragt, wegen weiterer Verwendung der Corvette das Erforderliche zu veranlassen. — Zum Rector der Berliner Universität ist für das kommende Studienjahr der Professor Simon Schwendener gewählt worden. — Eine neue europäische Frage droht für den Fall des Ab lebens des zwar nicht ernsthaft kranken, aber tatsächlich sehr schwachen Königs Wilhelm der Niederlande aufzutauchen. Von deutscher Seite wird für diesen Fall der Herzog Adolph von Nassau als präsumtiver Thronerbe für das Großherzogthum Luxemburg candidiren, und er ist auch der nächstberechtigte Erbe. Die französisch gesinnten Luxem burger sollen im Hinblick darauf schon außer sich vor Aufregung sein. Was werden nun erst unsere guten Freunde in Paris aufstellen! Sich ernsthaft in diese Sache einzumischen, hat Frankreich übrigens kein Recht und die französische Regierung wird gewiß so klug sein, sich nicht dazu Hinreißen zu lassen. — Die Luxemburger Regierung hat eine directe Anfrage nach dem Haag über das Befinden des Königs Wilhelm III. gerichtet. Nach der Antwort der niederländischen Regierung ist das Befinden des Königs befriedigend. Trotzdem wird selbst in osficiellen Kreisen zugegeben, daß die Nierenbeschwcrden des Königs in diesem Jahre heftiger auflreten, als früher. — Ueber das Befinden der Herzogin von Cumberland wird der folgende Bericht ausgegeben: Das körperliche Befinden der Frau Herzogin Thyra war in der letzten Woche zufriedenstellend. Im psychischen Verhalten macht sich eine regere Selbständigkeit und ge steigertes Empfindungsvermögen bemerkbar. — Die „Straßb. Post" berichtet folgenden französischen Gewalt streich gegen deutsche Industrielle: Die seit sechs Jahren in Ember- menil bei Lüneville bestehende Pappcnfahrik von Gebr. Weisbach, welche vor eiuigen Wochen von der französischen Hetzpresse als Deutsche denunzirt wurden, ist durch Decret des Präfecten Schrierb von Nancy plötzlich geschloffen worden. Die Firmen-Jnhaber sind auf das Empfindlichste geschädigt; über 100 Arbeiter deutscher und französischer Nationalität sind brodloS. Weisbach hat bei der Grün dung der Fabrik allen gesetzlichen Anforderungen genügt und mit den französischen Lvcalbchörden stets auf's Friedlichste gelebt. — Wie verlautet, wird dem Reichstage in der kommenden Session zunächst eine Vorlage bctr. die Inkraftsetzung der Reichsge- werbeordnung in Elsaß-Lothringen zugehcn. — Die Franzosen beginne» schon im ganz Kleinen zu mobili- siren. Pariser Nachrichten zufolge fand vorige Woche ein Mobil- inachungsvcrsuch mit dem in Bar-le-Duc liegenden 9. Infanterie- Regiment statt. Der Oberst erhielt Abends ein Telegramm mit dem Befehl, um Mitternacht zu alarmiren. Um 9 Uhr Morgens stand das Regiment feldmarschmäßig mit Wagen und allem Zubehör zum Abmarsch bereit. Auch das 132. Regiment ist in gleicher Weise alarmirt. Alle diese Versuche treffen aber nicht den Kernpunkt der Mobilisirung, die schnelle Einberufung und Ausrüstung der Reserven und Landwehr und die prompte Fortbewegung der Truppen. Mit den activcn Truppen allein kan» noch lange kein Krieg geführt werden. — Der Gemeindcrath in Euncry (Landkreis Metz) wurde auf gelöst, der Bürgermeister und fünf Gemcindemitglieder sind mit der .M „Uebrigcns werde ich nicht gern daran erinnert, daß ich mit ihnen den besten Theil meines Lebensglückes verlor!" Raimund ergriff ihre Hand; sie lag eiskalt in der seinigen, und sie erwiderte nicht, wie sonst, den Druck derselben. Er fürchtete, Asta durch seine zudringliche Neugierde Verl tzt zu haben; aber er konnte ihr die Ursache derselbe» unmöglich offenbaren. Darum sprach er mit verdoppelter Liebenswürdigkeit von etwas anderem, das ihr Freude machen sollte; doch ihre Antworten blieben gezwungen und einsilbig, mit einer Hast, welche ihr sonst ganz fremd war, sagte sic ihm ans der Treppe ihres Palais „Gute Nacht" und huschte davon, noch che er Zeit gefunden hatte, ein weiteres herzliches Wort zu ihr zu sprechen. Nachdenklich und mißgestimmt begab sich Raimund zu Fuß in eine nahe gelegene Wohnung. Der Regen hatte aufgehört und der eisige Wind, welcher ihm entgegenblies, that ihm wohl. Obschon eigentlich nichts vorgefallen war, das ihn mit Sorge hätte erfüllen können, fühlte er sich doch bedrückt und ein wenig unzufrieden, sowohl mit sich selbst, wie mit der Fürstin. Es war ein Schatten zwischen sie gefallen, von dem er noch kaum wußte, woher er kam, und der soch seine Stimmung verdüsterte wie eine Vorahnung nahenden Unheils. Die Fürstin Baranow aber hatte in ihrem Boudoir den Mantel ungestüm von den Schultern geworfen, che noch die Zofe imstande gewesen war, ihre Hand darnach auszustrecken. Ein heiße Röthe brannte auf ihren Wangen, und ihre Augen leuchteten in sieberischem Glanze. „Hat jemand nach mir gefragt? Jst ein Brief abgegeben worden oder eine Depesche?" stieß sie fast athemlos hervor, und als die Zofe verneinte, riß sie wie in einer Anwandlung des Wahnwitzes oder sinnloser Wuth den funkelnden Brillantster» aus ihrem Haar und schleuderte ihn so heftig zu Boden, daß das Mädchen einen Auf schrei des Schreckens nicht unterdrücken konnte. Dann warf sie sich ohne Rücksicht auf ihre kostbare Robe in einen Sessel und drückte das Gesicht in die Hände. Als sie endlich wieder aufschaute, war sie Farbe völlig aus ihren Wangen gewichen und an ihren Wimpern hingen schwere Thränen. „Guido schläft jetzt — nicht wahr?" fragte sie mit seltsam ver änderter Stimme. „Aber es ist darum doch wohl nicht unmöglich, daß ich ihn sehe?" Verwaltung der Gemeinde beauftragt. Veranlassung hierzu geben die Umtriebe des früheren Bürgermeisters und Landesausschußmikglicke» Pierson, welcher dem jetzigen Bürgermeister im Gemeinderathe stete Opposition machte und Beschlüsse herbeiführte, welche die Bezirke regierung nicht bewilligen konnte. — Abermals die belgischen Postdampferk Die Art und Weise, in welcher das belgische Ministerium die von ihm hinsichtlich» d<e Dampferlinie Ostende-Dover übernommenen Verpflichtungen erfüllt, ' ist, wie die belgische Presse entrüstet hervorhebt, geradezu unerhört. Als die deutsche Reichspostverwaltung dieser Linie zwar die Be förderung der norddeutschen Post entzog, aber ihr auf Andringen der Abgesandten des belgischen Ministeriums die übrige Post beließ, ver sprachen diese, für die schnellste und Pünktlichste Beförderung z» sorgen, einen Schnelldampfer zu miethen und zwei ueue Schnell dampfer sofort in England zu bestellen. In der That nahm da» Brüsseler Ministerium, durch den öffentlichen Skandal au» seiner Gleichgiltigkeit aufgerüttelt, einen Anlauf; eS miethete einen eng lischen Dampfer zu 1000 Franken pro Tag. Dieser im Verein «it den alten und den beiden verunglückten neuen belgischen Post- dampfern versah den Dienst. Die Freude dauerte aber nicht lange; von allen Seiten kommen die bittersten Klagen über die Unpünktlich keit der Postbefördernng, und jetzt stellt sich heraus, daß der eng lische Schnelldampfer längst wieder nach Hause zurückgekehrt ist, weit die belgische Regierung die Miethe nicht mehr bezahlen wollte. S» ist der alte Schlendrian wieder eingerissen. Um aber doch etwa» z» thun, soll bei der belgischen Gesellschaft „Cockerill" ein neu« Dampfer gebaut werden, der aber erst in Jahr und Tag fertig sei» kann. Und was die Hauptsache ist, die genannte Gesellschaft hat j» Postdampferbau ein klägliches FiaSco erlitten! Sie baut aber doch den neuen Dampfer. So wird es wohl bald dahin kommen, düst auch der Rest der deutschen Post der Linie entzogen wird. Frankreich. Wie schon mitgetheilt, ist es bei der jüngste» , ( Politischen Versammlung im Pariser Winter-Circus zu einer fürchten lichen Prügelei gckonimen. Diese Auftritte übertreffen an Rohheit Alles, was seit langer Zeit in Paris bei derartigen Gelegenheit«» ^ geleistet worden ist. Die Pariser Stadtbahnvorlage mußte zu eüw« ' ' regelrechten Faustkampfe zwischen den Radikalen, Anarchisten uM Communarden herhalten. Auf dem Wege nach dem Ausgange r» lagen viele blutig geschlagene Leute, die noch obendrein von der sich herauswälzenden Menge mit Füßen getreten wurden. Ein Mau» wurde von der Gallerie in den Saal hinabgeworsen, ein Ander« jammerte, da man ihm einen Finger beinahe abgerissen hatte. Die- Anarchisten betrachteten das Ganze offenbar als einen wvhlgelungene» Scherz, und es ist bezeichnend, daß sie dazu als Stichwort BoulaUg« gewählt haben. Boulanger schlugen sic zum Vorsitzenden vor, ont dem tollen Liede „O'est üouI-rnKsr" wurde jede ernsthafte Erörte rung gestört, und als es gelungen war, die Versammlung zu sprengen» stimmten sie als Triumphlied nach der siegreichen Schlacht wiederum die Boulanger-Hymne an. — Die spanische Regierung hat mittels einer Note an das Pariser Cabinet gegen die im Juli beschlossene Erhöhung des Spirituszolles, als mit den Bestimmungen des spanisch- französischen Handelsvertrages in Widerspruch stehend, Protest er hoben. — Sämmtliche Pariser Journale widmen begreiflicherweise Katkow warme Nachrufe. Es wird vorgeschlagen, eine Preß-Dele- gation nach Moskau zu senden. Das Komitee der Patriotenliga hatte »och am Sonntag ein Telegramm abgeschickt mit dem Wunsche, Katkow möge Rußland, Frankreich und der Sache der Unabhängigkeit Europas erhalten bleiben. — Im vorigen Jahre besetzten die Fran zosen trotz aller englischen Proteste die Neue» Hebriden-Jnseln in d« Südsee, welche für neutral erklärt waren, um dort die Ordnung wieder herzustellen, da von den Eingeborenen einige französische Händler erschlagen worden waren. Die französischen Truppen find aber nach Herstellung der Ordnung nicht abgezogen, haben sich viel mehr Kasernements eingerichtet und Ansiedler sind nachgekommen, welche mit der Bewirthschaftnng des Landes begonnen haben. Z« London hat das sehr verstimmt und erst in diesen Tagen ist im Par- „Gewiß nicht, Durchlaucht!" versichert- die Zofe eifrig. „Unser Keiner Prinz pflegt ja so fest zu schlafen, daß ihn selbst der Donner einer Kanone kaum wecken würde!" Sie öffnete der Fürstin die Thüren, und in der nächsten Minute stand Asta in dein matt erhellten Schlafzimmer ihres ein- zigcn Kindes. Die Bonne, welche sich noch nicht zu Bett begebe» hatte, blickte mit verlegenem Erstaunen auf den seltenen Besuch, ihre tiefe Verbeugung war von der Fürstin gar nicht bemerkt worden, und so zog sie sich denn in scheuer Bescheidenheit hinter einen Vor hang zurück. Asta aber sank neben dem Bettchen in die Kniee, »nd> mit leidenschaftlicher Zärtlichkeit verschlang ihr Auge den Anblick d«C schlafenden Kindes. Wie er da in dem lieblichen Schmuck sein« goldblonden Ringellöckchen und mit zart geröthctcn Wangen auf d«r blüthenweißen Kissen ruhte, bot der hübsche zweijährige Knabe, d« erst zwei Monate nach seines Vaters Tode das Licht der Welt er blickt hatte, in der That ein rührendes Bild unschuldsvoller kindlich« Schönheit. Die kleinen Händchen, die nur all' zu fein und dur«^ sichtig waren, lagen in einander gekältet auf der seidenen Bettdecke, und um die leicht geöffneten Lippen des kirschengroßen Munde» spielte das herzbezwingeude Lächeln irgend eines holdseligen Kinder traumes. „Guido, mein Kind — mein Engel — mein Abgott!" flüsterte die Fürstin, indem sie sich tief über ihn herabbeugte. „Nicht wahr. Du wirst mich niemals — nieinalS verlassen? Du wirst Deine Mutter immer — immer lieben?" Und überwältigt von dem Sturm leidenschaftlicher Empfindungen, welche in diesem Augenblick ihre Brust durchstürmten, schlang sie ihre Arme um das schlafende Kind und preßte cs in wilder Zärtlichkeit an ihre Brust. Die unsanfte Liebkosung riß den Kleinen jäh aus seinem Schlummer. Er stieß einen lauten, angstvollen Schrei aus und begann dann sehr kläglich zu weinen, indem er zugleich mit beiden Händen seine Mutter von sich abzuwehren suchte. Erschrocken ließ ihn die Fürstin ans das Kiffen zurückgleiten, und da zeigte sich denn eine lange, blutende Schramme auf seiner Wange. Er mußte sich an der funkeln den Brillantagraffe, welche Asta auf ihrer Schulter trug, verletzt haben, und es war nicht nur der Unwille über den gestörten Schlaf, sondern auch der körperliche Schmerz, welcher ihm so heiße Thränen erpreßte. Asta war in Verzweiflung über ihre Ungeschicklichkeit. Sie drückte ihr feine» Spitzentuch auf die kleine Wunde und suchte 1h» 4
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