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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 21.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193107218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19310721
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19310721
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Enthält Beilage "Fremden- und Kurliste" 93.1931 Nr. 28
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-07
- Tag 1931-07-21
-
Monat
1931-07
-
Jahr
1931
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Am Laufbanö -es Lebens Abenteuer in Filzpantoffeln Do« Karl Ey (L Fpttfetzm»^ Ohr Kleine Kopfjav- in Mitteleurova bösen Erinnerungen, die sich vielleicht Ecken der Zimmer verkrochen hatten, mußten. doch, hätte ich in Herrn Zollwecks Hotel Rudel Flöhe Unterkunst gegeben, ich Rudel hinein wie ein Satan in die Versamm lung der Grazien. Sie nannte sie kühn ins Gesicht »Ziegen" und machte doch manch« Be- Es ist einmal einem Alles Ihnen, passiert, nn- daS die der be- heils ausgesetzt hätten, da die Reliquie der heil same Talisman des Stammes sei. Die deutschen Vertreter mußten zugeben, daß die geheiligte Majestät im Jahre 1894 in einem Kampfe getötet wurde, weil sie mit entsprechenden Hilfskräften eine deutsche Gruppe überfallen und dem Lan desbrauch gemäht verspeist hatte. Der heilige Schädel wurde zunächst als Abschreckungsmittel für Lie Schwarzen aufgestellt, später aber, und darum drehte eS sich in Versailles, angeblich in ein deutsches Museum gebracht. Die deutschen Herren wußten daS zwar nicht mit Bestimmtheit, aber sie verpflichteten sich, wie erwähnt, zur Rückgabe der Trophäe. Bald zeigte eS sich, daß eS leichter war, eine Million Reparationen zu bezahlen, als den Schä del deSMkwawazuriickzugeben. Str Austen Cham, berlain schtckte, als die Ausführung des Ber- tragSpunktes zu lange auf sich warten ließ, einen Donderkurier zu Stresemann, um seiner Trtnne- rung etwas Nachdruck zu verleihen. Stresemann hatte damals andere Sorgen, als sich um einen verstaubten Negerschädel zu kümmern, und er starb schließlich über die Angelegenheit hinweg. Der neue Außenminister, LurttuS, dem die Au», fllhrung der Vertragsbestimmungen untersteht, ist jetzt auf die eingangs erwähnte Patentlösung verfallen, der man die Sehnlichkeit mit einem gewissen Sulensptegelstretch nicht absprechen kann ES ist ber Streich de» Schalk», der unter eine Volksmenge einen Haufen von Schuhen wirft, so baß keiner weiß, welcher Schuh der richtige ist. Sic geraten schließlich in eine Rauferei, ber Eulenspiegel lachend zusieht. Wir können jetzt auch lachen, genau so wie Herr Curtiu» über seinen lustigen Streich lachen und eS den Briten überlassen wirb, au» den drei gelieferten Schädeln den richtigen be» ehren werten Herrn Mkwawa herauszusuchen. " . Gewiß, La lebt irgendwo auf einem Südsee. Archipel der brave Battaker-Stamm, dem das menschliche Haupt so heilig ist, daß er darauf Jagd macht, um es zu Hause in der Strohhütte um so ungestörter verehren zu können. Immer- hin beschränken sich diese menschenfreundlichen Gebräuche im allgemeinen auf den erwähnten Südsee-Archipel, wo die Leute nichts weiter zu tun haben, als Kopfkult zu treiben. Wir Mittel- europäer verehren jedoch einen klaren Verstand und ein gesundes Hirn im allgemeinen mehr als einen ausgetrockneten und verblichenen Schädel. Im allgemeinen, „Innerhalb von sechs Monaten nach dem In krafttreten deS gegenwärtigen Vertrages wird Deutschland der Regierung seiner britannischen Majestät den Schädel deS Sultans Mkwawa ans- händigen, der aus dem Schutzgebiet von Deutsch- ostafrika entfernt und nach Deutschland gebracht wurde." Man sieht schon an dem holprigen Kanzleistil, daß dieser Vertrag nicht zwischen zwei Battaker-Häuptltngen abgeschlossen wurde. Es ist der Artikel 246 deS Versailler Vertrages. Um eS gleich vorweg zu sagen, die deutsche Regierung hat nicht nur einen Schädel, sondern, eS soll unS nicht darauf ankommen, deren drei abgeliefert. Es war im Winter 1919/20, als die Staatsmänner im Versailler Schlosse ihre Forde rungen anmeldeten. Die Ansprüche jeder Gruppe und jedes Grüppchens wurden bereitwilligst in den Artikeln untergebracht und von den deutschen Vertretern weniger bereitwillig anerkannt. So saikv auch eine empört kauderwelschende Gruppe von Schwarzen bei dem englischen Minister Lloyd George ein williges Ohr, al» diesem mit Hilfe eine- Dolmetschers klar gemacht worden war, was Lie Herren eigentlich wollten. W'lb gestikulierend beklagten sie sich darüber, -aß die Deutschen ihnen den Kopf dcS Sultans Mkwawa entführt, und st« fo Ler Gefahr deS größte» Un- „Jetzt haben Sie sich einen Floh ins gesetzt, Herr Ey, aber einen gehörigen." Alles ist Ansichtssache. tm Leben ist Ansichtssache- werter Leser, bestimmt schon daß Sie in der Straßenbahn -vpv- -VUV -VAV- »vp» » «VHP-- -VPV »vpv» -VUV- »vzfv» sich alle rn den flüchten Und einem Augen klunkerten wieder, und wenn man Wahrheit sagen sollte: Nelly konnte es mit Girlschar wahrscheinlich an Schönheit und stimmt an Weisheit aufnchmen. Sie ließ sich auch von den GtrlS nicht terkriegen, sondern fuhr gelegentlich in „ . . . «nb ER soll bein Herr sei« . . Mit mimosenhafter innerer Schüchternheit, aber mit brutaler äußerer Gewalt wurde ich von Frieda aus dem Schlummer gerissen, die rotübergossen und verlegen vor meinem Bett stand und „zu, zu. aufstehen" grollt«. Dann setzte sie hinzu: „Es ist sieben und daS Hotel ist voll" Damit polterte sie aus der Tür wieder hin aus. DaS Hotel schien wirklich voll zu sein, denn nachdem ich mich gewaschen und rasiert hatte nnd nach unten gegangen war, hörte ich au» dem Restaurant ein Gezwitscher klingen, als wenn der Vogclpark ein Kaffeekränzchen hält. Unwillkürlich mußte ich mir die Augen rei ben. als ich das Lokal betrat: Mädchen. Mädchen. Mädü>en, blonde, braune, schwarze, dünne, runde, kurze, lange — es schien von ihnen buchstäblich zu wimmeln, aber das kam mehr davon, daß diese Mädchenschar in beständiger Bewegung war, nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den beachtenswerten Beinen. Tatsächlich waren es nämlich nur zwölf Mä dels, die wie ein liebenswürdiger Heuschrecken- schwärm über das Hotel „Kehrwieder" nieder- gegangcn waren. Max mit Fragen bestürmten und sich blitzwenig um eine gouvernantenhafte ältere Person zu kümmern schienen, die mit iem Ausdruck der Autorität an einem Tisch saß und Kaffee trank. Eigentlich waren eS „GtrlS", und da» ver- suchten sie auch dadurch zu demonstrieren, daß sie andauernd englisch« Brocken in ihr Gezwit scher einflochten und mit ihrem „O yeS", ,.won- dcrsul" und „how splendid" di« Lust schwirren wachten. Zwölf Mädel» sind nach Adam Riese nur ein Dutzend, und ein Dutzend ist nicht viel, wenn man Austern ißt. Zwölf Mädels die den Mund auf dem rechten Fleck haben, können aber Herrn vis-ä-viS saßen, der tm Nu Ihre rück haltlos« Abneigung erwarb, dessen jede Geste und Bewegung Ihnen tiefsten Abscheu einslößte und von dem Sie im stillen dachten: „Na, der Kerl kann lange suchen, bis er eine Frau fin det." Und dann steigt in der nächsten Haltestelle eine bildhübsche elegante junge Dame hinzu, die dem unsympathischen Herrn beinah« um den sorgmrg für sie, ohne auf Trinkgelder w »«ch, nen, denn „die arm«n Dinger, di« sich s, t» der Welt herumtreiben müssen, leid könne» ß, einem auch tun, die Liegen. eine« Lärm vollführe«, al» oh alle Tuten ««- Hupen loögelaflen wären. Mar stand schwitzend und grinsend unter ihnen und begrüßte mich mit einem Blick der Erleichterung, al» ich wie gebannt über Liefe» seltsame Bld in ber Tür st«hen blieb. „Da kommt ber Manager", rief er erfreut, indem er sich mit großer Anpassungsfähigkeit eine» englischen Worte» bedient- „Ach, H«rr Ey, wie ist e», können wir zwölf junge Damen und thre Führerin unt«rbrtng«n?" „Schwerlich", sagte ich bedauern-, aber die ältere Dame winkte mich schon mit ihrem Regenschirm zu sich heran, um mir, von dem hübschen Kranz der jungen Mädchen umgeben, ihr Versletn auszusagen. „Haben Sie drei Doppelzimmer und ein Einzelzimmer für eine Woche frei?" fragt« sie, „und wenn ja, wie ist der Preis?" Ich zählt« verdutzt die Häupter ihrer Lieben — und sieh' es sind statt sechse nicht einmal sie ben, sondern zwölf. Die Dam« schien meine Verwunderung zu verstehen: „Die Mädchen schlafen zwei in einem Bett. Sie treten ab morgen im Hansa-Theater auf. Wenn Sie uns einen guten Preis machen, blei ben wir vielleicht einen ganzen Monat." E» war nicht schwer, mit der Dame ins reipe zu kommen. Ich trat ihr drei Doppelzimmer und «in Einzelzimmer de» -weiten Stockwerk» für den üblichen Preis ab, wobei die verstärkte Bettbenutzung nicht in Anrechnung gebracht werden sollte. ES handelte sich um «tne Tanzgruppe, di« sich Ztller-GirlS nannte, deren Mitglieder all« ein paar Brocken Englisch konnten und durchweg in Sachsen geboren waren. St« waren aus gelassen wie junge Füllen upd ebenso natür lich und harmlos. Sie waren dressiert und ge horchten in allen wichtigen Sachen ihr«r Kapi tänin auss Wort. Sie traten nur mit dürftigen Andeutungen von Bekleidung auf der Bühne auf, aber niemals in den Tagen, wo sie im „Kehrwieder" wohnten, war auch nur so viel gegen ihr Benehmen zu sagen . . . ES waren durchaus anständige junge Din ger, di« gern flirteten und doch ihre klein« Mäd- chenwürde bewahrten, die Leben in die Bude brachten und von deren Lachen nnd Zwitschern das alte Hotel „Kehrwieder" so widerhallte, daß hätte nicht so viel Stiche zu fühlen brauchen. Mit «inem Höllenlärm vollzog sich ihr Ein zug auf die Zimmer, und Max. der die wilde Schar mit Erleichterung sein Spezialgebiet räu men sah, sagt« mir nur kopfschüttelnd: Der Arzt war schon «in« ganze W«tle ob«n, und auch Nelly batte sich noch nicht wieder bltk- k«n lassen. Ich dachte über das ungereimte Gc- plapper -eS fiebernden Mädchen» nach ES wurde mir immer klarer, daß e» sich um di« vermißte Bremerin handelt, ab«r was mir nicht etnleuchten wollte, war die Todesfurcht, mit der sie tm Hotel erschienen und unter der sie seit dem gestanden hatte. Wenn Worte im Fieberwahn Bedeutung haben, so schien das Mädchen vor einer Heirat mit einem Fabrikanten zu stehen, für den sie nicht allzuviel übrig hatt«, der aber, wie man zu sagen pflegt, „tm Vollen" saß. Eine reine Geldheirat kam aber wohl auch nicht in Frage, denn die hervorgestamm«lten Worte verrieten, daß die Eitern der Dam« reich waren. Dafür sprach ja auch, wenn cs sich wirklich um die ver- mißte Edith Verhagen handelte, die hohe Be lohnuna für thre Wtederauffinüung. Sonnte das Mädchen aus Abscheu vor der bevorstehenden Ehe so verwirrt geworden sein, daß sie blindlings flüchtete und sich versteckte? Nein, denn nach ihren Worten schien sie selbst «in« Villa mit Zubehör in Blankenese für ein schätzenswertes Gegengewicht zu etwaigen man gelnden persönlichen Vorzügen des Verlobten zu rechnen. Der also war Ledersabrikant und 45 Jahr« alt. Mit einem mir durchaus nicht znstehenden Gefühl der Befriedigung dachte ich daran, daß er über 10 Jahre älter war als ich Aber dann: Er hatte sieben Prokuristen und über 300 Arbeiter. Und doch „Was ist denn los, Bubi, ich war so schön am Träumen . . ^Ptax, noch mal ein vier, bitte . . ." Wie war es doch, „Ich habe Blut an den Händen, Blut, Blut . . ." Hatte das Mädchen doch auf der Fahrt »ach Hamburg einen Be- gleiter oder eine Begleiterin in ihrem Auto gehabt. War ein Streit entstanden? War die ser Begleiter oder dieser Begleiterin das Opfer eines V«rbrechens geworden, und nicht, wie di« Vermißt-Anzeige andeutete, die verschwundene Bremerin einer Gewalttat zum Opfer gefallen? Ja, die Belohnung von 5000 Mark. Ja, ja, Geld ist Gel- — und 5000 Mark ist «ine Stang« Geld, ist «tne Jndtenreise oder ein Heidehau«. Na, ja, man wird ja sehen. Uebrigens das da mit den guten Augen und „Der ist kein Wirt". Na darüber sollte die Dam« Aufklärung haben, wenn sie wieder zu sich gekommen war. Einen Pelz auS Zobel und doch ein armes, kleines, gehetztes Mädchen. Vielleicht werde ich dem verteufelten Zollweck mit seinen infamen Gal lensteinen noch dankbar sein. Warum denn nicht. Dann hört jedenfalls die Abscheu vor der Junggeseyenbude auf. Diese Betrachtungen wurden von -er heben Stimme Nellys unterbrochen: „Bloß pur« Aufregung, Herr Ey", lautete ihr Bericht vom Krankenbett. „Alles nicht so schlimm, sagt der Doktor. Die Heulsiren« ruht jetzt wie in Abrahams Schoß." „In wessen Schoß?" fragte ich spitz mit einer leisen Eifersucht und schreckt« dabei aus mei nen Tagesträumen auf. ,Hn Abrahams Schoß, habe ich mir erlaubt zu bemerken." „Ach so—o—o. Sie müssen nicht immer so unpassende Redewendungen gebrauchen, Nelly." Dann ging ich auf Nummer 23, baS Zim- mer des Selbstmörders, und schlief wie ein Stock . . . Phantasie» bei« Pilsner. Nach -er Bank wollt« ich au -i«sem Tag« nicht gehen, -enn mein Hut und U«berrock hing ja noch tm Zimmer 7, wo ich j«tzt nicht stören durfte. Di« lähmende Müdigkeit war aber auch verschwunden, und deshalb beschloß ich, «in«n solitären Frühschoppen auf eigene Faust -u machen, -er nur dann und wann von Max un- terbrochen wurde, wenn er m«iu S«idel mit PUsner füllte oder irgendein« Bemerkung zu machen hatte. „Ans »er Hochzeitsreise .. Gegen 8 Uhr kam Dr. Schneider, um ei» Vier zu trinken und nach unserer Patientin sehen. Er war mit dem Zustand -er jung«, Dame ganz zufrieden: „Sie wirb -t« «acht wohl durchschlafen un- dann wieder ganz ver. nünftig sein", sagte er, „da» Fieber ist faß ganz fort. Aber die Patientin sollte Ablenkung haben. Zerstreuung, und wenn es geht, Fr«-«. DaS ist für sie die beste Medizin ..." Dieser Abend wurd« der unruhigste, Leu ich bisher im Kehrwieder erlebt hatte. Nur -st einzige Person, über die ich oft selbst in Uu. ruhe und Sorgen geraten war, schlief ich. Da» war da» angebliche Fräulet» Kruse, -«» aber wahrscheinlich Edith Verhagen dich «- auf ärztliche» Rezept nach ihrem Erwach« Zerstreuung haben sollte und — Freud«. Truppwet» kamen die Gtrl» vom Hotel i» das Restaurant, um thr Abendessen einzunch. men. Bald zwitscherte wieder -er Vogelkäfig, und ich überhörte ganz, daß draußen ei» Nut» oorfuhr und die Hotelkltngel läutete. «er Max hatte schärfere Ohren gehabt und er sagte augenzwinkernd: „Heute wird «» lustig. U» richtiges Brautpaar auf ber Hochzeitsreise..." Im Hoteleingang wartete La» Paar, -t« funkelnagelneuen Koffer in der Hand, vorht« sagte ich etwas von der Ansichtssache und Nelly» Abneigung gegen die Gtrltruppe. Fetzt hatte ich aber selbst ein Gefühl der Abscheu als ich den jungen Ehemann «rbltckte, un- eü warmes Gefühl de» Mitleids, al» ich iu -a- ktndliche Gesicht ber jungen Frau sah. Sie waren tatsächliche Eheleute, frisch «« Standesamt, di« thre Flitterwochen tm Hotel Kehrwieder beginnen und morgen nach Heitel- berg reisen wollten." Mit einer widerlichen vesitzermtene sah tn Mann auf die schüchterne klein« Frau hinab, „Ja", wieherte er, „jetzt bi» du Frau Nolte, Elly." Und dann zu mir: „Da» beste Zimmer, das Sie haben." Das war da» Fürstenzimmer. „Wünschen St« gleich htnaufzugehen?" „Nein, erst einmal essen", grinste -er Ma« und stieß seine kleine Frau an, „wicht, Eli» wir brauchen eine gesunde Unterlage." Herr Nolte mochte ein Mann von 40 Fahr« sein, groß und breit, mit rohen Zügen «- rohen Manieren. Seine Frau zählte Höch- stens neunzehn. Und sie war der Gegenssch zu dem brutalen Kerl. Klei», zierlich »er- legen . .. Max führte da» junge Paar an einen leeren Tisch und Herr Nolte machte sofort Augen auf Sttelchen, al» er die jungen Mäd- chen sah. Aber auch diese kicherten wie «f Kommando, als daS Brautpaar heretnkam. Na das konnte ja heiter werden. Und heiter wurde eS, aber von j«er grimmigen Heiterkeit, bei der einem -te Fäuste jucken, dem Spaßmacher den Mund zu stopfen. Herr Nolte hatte offenbar schon etwa» ge- trunken, ohne dabei den Alkohol vertragen M können. Er scheute sich nicht, am ersten Abeud nach der Hochzeit mit den Girl» zu liebäugeln. Er dämpfte nicht seine Stimme, wenn er unter dem lauten Lachen der Mädchen diese« vielsagende Blicke zuwarf und dabei seiner kleinen Frau Eindeutigkeiten über baS bevor stehende EHeleben zurief. Er aß wie ein Scheunendrescher, aber die junge Frau pickte nur in dem thr vorgestellte« Essen herum, ohne etwas zu genießen. Ich sah, daß thre veilchenblauen Augen sich mit Tränen füllten und ballte vor Wut die Hände, weil durch einen Segensspruch und wahr- scheinlich durch Tantenkuppelei dieses zart« Menschenkind an diesen brutalen Kerl ge fesselt worden war. Nolte hatte jetzt fast nur noch Blicke für -te lustigen Mädchen. Seine Frau saß stumm neben ihm und ballte ihr Spitzentaschentuch in der kleinen Faust. Mir wurde daS Bild widerlich, aber ehe ich mich abwandte und t» die PortterSloge ging, sah ich noch, daß in de« Augen der jungen Frau hinter den stimmen Tränen ein anderes Licht aufgeblttzt war, da» ich nicht zu deuten vermochte ... Shetragö-ie «nf Nummer 1. Während meines Aufenthalt» als Wtrt- schaftsvertreter im Hotel Kehrwieder schien das Fürstenzimmer den ausschließlichen Zweck zu haben, als Schauplatz für mehr oder min der interessante eheliche Verwicklungen z« dienen. Hier hatte sich eine Tbeaterkönigia durch da» schauspielerische Talent eines An walts und eines Kaufmanns so täusche» lassen, daß sie -er Bühne entsagte, und hier sollte sich an diesem Abend daS Schicksal zweier Menschen entscheiden, die durch die The erii seit Stunden aneinander gekettet waren, und die so gar nicht zueinander zu passen schienen. Herr Nolte kam sorglos lachend, eine dicke Zigarre »wischen den Lippen, au» dem Re- staurant, gefolgt von seiner »arten kleine» Frau. „Die Zeiten sind schlecht. Die Frau mut mtthelsen. Elly," lachte «r dröhnend, indem er auf -te funkelnagelneuen Koffer wie», die an meiner Loge standen. Der handfeste Kerl wählte sich Len klein sten und ging pfeif«»- -te Treppe hinaus. Leine Frau hätte sich mit -e» beiden schwer«» Gepäckstücken ad-uquäle» gehabt, w«n» Neitz und ich niO -«gegriffen hätte«. Hal» fällt und gvrrenb mit „Ach, Liefer Zu fall, Männe" begrübt . . . Und Ihnen, verehrt« Leserin, ist auf der Straße bestimmt schon «tne Dam« begegnet, di« Ihre» tiefsten Widerwillen erregte und Si« zu dem Beschluß kommen ließ: „Na, La» ge färbte Scheusal findet in d«r ganzen Welt kei nen Mann." Un- dann wartet an -er nächsten Ecke ein schneidiger Kavalier mit Blumen in der Hand und Anbetung tm Auge un- entbietet dem gefärbt«» Scheusal sein«« lkebevollstea unL «hrerbietigsten Gruß . . . Alles im Leben ist Ansichtssache. Die jun gen Damen, die das „Kehrwieder" überfielen, haben durch ihren Liebreiz gewißlich schon man ches alte und junge Herz männlichen Kalibers höher und schneller schlag«» lassen. Ihre per sönliche Wirkung aus bi« weibliche Dienerschaft deS Hotels Kehrwieder" war aber gleich Null, wenn nicht noch geringer. St« erregten trotz Ihrer betörenden Betne und ihrer neckischen Löckchen nicht nur kein Wohlwollen bet Nelly und Frieda, sondern direkte Abscheu. Nelly kam mit einem verstimmten Gesicht an den Tisch tm Restaurant, wo ich mich vor einem Hammelbraten niedergelassen hatte. „Nanu," begehrte sie auf, „ist ein Zirkus in der Stadt? Oder wollen Sie aus dem Kehr wieder einen Ztegenstall machen?" „Aber Nelly, unsere Gäste. Ueberlegen Sie sich doch Ihre Worte." Diese Mahnung fruchtete aber nichts. Nelly bestand beharrlich darauf, von den jungen Tänzerinnen nur als von „Ziegen" zu spre- chen, und nichts konnte sie von ihrem einmal gefaßten Schlagwort abbringen. „Die Ziegen meckern auf ihren Zimmern herum, daß mir der Kopf platzt", empörte sie sich, „zwei Ziegen in einem Bett. Na, ich danke. Solche Zustände findet man ja nicht einmal in Honolulu oder Barmbeck . . ." „Set man ruhig, Nello, Sie bleiben doch die Beste. Wie geht eö in Nummer 7?" Mit einem ausgesprochenen Tonfall der Ge hässigkeit erwiderte Nelly: „Jetzt ruht sie in Isaaks Schoß. Und morgen in Daniel», und dann in den Schößen aller großen Pro pheten. Sie pennt wie eine Wasserratte." „Sie bleiben doch die Nacht bei ihr, Nelly?" „Wie ost soll ich denn ,J«L sagen? Einmal denke ich, genügt. Oder haben Sie Grund, meinem Versprechen nicht zu glauben?" Nelly ivar ernstlich verstimmt und ich mußte sie besänftigen, denn wenn auch noch die Zim- merinädel» rebellisch wurden, dann konnte ich Herrn Zollweck, wenn er -urückkehren sollte, wahrscheinlich nur noch ein besseres Irrenhaus in vollem Betrieb übergeben. Das Hotel Kehrwieder war schlicht bürger- lich, und deshalb konnte ich zu Nelly sagen, ohne bet den Gästen Anstoß zu erregen: „Holen Sie sich Ihr Essen und leisten Sie mir Gesellschaft. Vielleicht sehen Sie dann den Girlbesuch mit verzeihcnderen Augen an." Nelly zog zwar immer noch ein Schnutchen, aber thr Gesicht heiterte sich zusehends auf. Die 7lr SW Hanl Die w e» rttreu ter sinm ,rü ungei «tzacrück » Len den dem te» rinze wünschen mgebild« Netsterp! die sich ir legung d kommens Prüfung werter i ihr Gesu tt» späte werbekar einzusen« zchende Herbstme ter eina« Krühiah laffungS« snchstelle gemeldet hört uni oersaßte btnSlauI Zeugniss Lehr- i »ungSm stück sP und Ziv Lc Am henstrin stschrr j srohzüc eine P gliedert und r stellt, sämtlich nossens« M TikW hüt«» Nae schubsit grüßur Krhr. schafts Der Burg mttglü nannt. zeichne einer « zücht.. Landet schasts Landw hoffen auSzui werde« Notla« zur A wirtscl teressa zücht sächsis« landw über AlS 2 stimm
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