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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188605193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860519
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-05
- Tag 1886-05-19
-
Monat
1886-05
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.05.1886
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Tägliches Unlerhaltungsblatt )um Fächsischen Lan-es-An^eiger. ^ KLck. — k. Jahrgang. Kerlags-Expedition: Alexander Wiede, Lnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstraße Ar. L. Mittwoch, 19. Mai 1888. Pferde. n. mit ELI'en ; lrllli oci äa» k'lLll, ivkve- l'snte, »ürs. liouren »llNKIS- lir von IUeä- übt an 31883 näsr. Freunde« >aß hrute r Vater, Urgroß- Md e unserer Ewigkeit vonnerS- Ihr von Frau Mssenen khemuitz, ,b.Halle, iter. «»! Male: Araueuftol; und MauneSehre. Ao«« d> zwei Bücher« an» dem Mau-feldischen von Emil König. Nachdruck verboten. Fortsetzung. „SotteS Wunder I Wer soll da nicht kriegen die Kränk', wenn »an sieht die Musterwirthschaft übergehen in solche Händ', in die Finger «ine» Herrn von Schorndorf. Mag sein der Herr von Schorn dorf ein vornehme» Herr, ei« tapferer Held, ei« Klopffechter und Reiter, rin Oeconom ist er nicht I Wird schon müssen zahlen Reu- geld, da» gnädige Fräulein, weil r» hat lasten gehen den Haller. Wahrhaftig in Gott!" Der reelle und weitsehende Geschäftsmann würde noch lang« ge redet haben, hätte Hoffman» sich nicht znm Aufbruch angeschickt. Händereibeud gab Simon ihm das Geleit. Wer war froher als Hanptmaun Gelschk«. als ihm Hoffmann di« Werthpapiere gegen eine einfache JnterimSquittung auShändigte! In freudiger Erregung bat er den Freund, ihn nach der Ressource zu begleiten, auf welche Einladung Hoffmann, nachdem das Pferd untergebracht worden war, gern einging. Auf der Straße zündete man eben die Laternen an, als die Freunde Arm in Arm dahinschrittcn ,WaS halten Sie eigentlich von Schorndorf?" sagte Hoffmann plötzlich .Ein Wiudb-utel ist der Bursch! Trotzdem seine Mama erste Hofdame bei Ihrer Durchlaucht der Fürstin von — ist, ist er seiner Zeit doch aus der Armee Sr. Durchlaucht abgegaugen ali», ge schwenkt worden. Man sagt, hätte er sich nicht rechtzeitig nach rück wärts concentrirt, so hatte man ihn wegen sehr unsauberer Handel aus dem Officiercorps ausgestoßeu l Und dabei ist daS zweit« Wort dieser Gesellen: auf Ehre I Zu Löwenspruog paßt er übrigens, der — I Schöne Seelen finden sich zu Wasser und zu Landei Auch bei Frau Hulda mag er Lorbeeren pflücken. Mir ist eS nur leid um Hedwig, die ihr Mißgeschick mitten unter dies dreiblättrige Kleeblatt geworfen. Härte sie den vermaledeiten Aoelsdüukel nicht, sie wäre das vortreff lichste weibliche Wesen, welches ich kenne. Wie kommt es übrigens, daß Sie dieser Schorndorf auf einmal so interesfirt?" .Im Vertrauen!" sagte Hoffmann gedämpft. „Ich habe eine seltsame Wahrnehmung gemacht, die ich Ihne», auf Ihre DiScretiou zählend, nicht vorentbalteu mag." .Denken Sie sich," fuhr Hoffmann nach einer kleine« Weile fort, .denken Sie sich, als Haller Knall uud Fall abreisen mußte, begehrt dieser Mensch in seiner Gehässigkeit gegen unser«, gemein- schaftlicheu Freund eine Caution von dreitausend Thalern. Haller, z« stolz den Menschen auch nur eines Wortes zu würdigen, wechselt sich von mir drei StaatSschnldscheiue ä Eintausend Thaler «in, von denen er wußte, daß ich sie zufällig besaß uud sendet dieselbe», in seine Caffette wohl verschlossen durch Friedrich au seinen Nachfolger, »md merkwürdig! — heut« kauf' ich ein uud dieselben Staat-schuld scheine von Simon. Ich hatte mir die Littera und Nummer wohl gemerkt." .WaS Sie sagen," rief Gelschk« stehen bleibend. „Den Teufel «rch Freund Hüttenmeister! Da ist Gefahr im Verzüge! Aber Wie ist der Simon zu den Papieren gekommen?" „Er hat sie gestern von Schorndorf gekauft!" sagte Hoffmann. .Ist'- die Möglichkeit!" stieß «elschke überrascht hervor. .Das kann eine heitere Beschcerung abgebe»! Allein, wa» wollen Sie in der Sache thun? Wollen Sie Haller avertiren?" .DaS gerade nicht," versetzte Hoffmann, de« Freund weiter- ziehend, .das könnte «achtheilig auf seinen Gesundheitszustand ein- wirke«, indessen, wir dürfen den Patron nicht an- den Augen lassen, «üffen sorgfältig sein Thn« und Treiben beobachten, und wenn sich bestätigt, was ich verwnthe, daß er nämlich HallerS Caution äuge griffen hat. so müssen wir erforderlichen Falles für Haller zu reiten suche«, was sich irgend retten läßt. Wollen Sie mich dabei unterstützen ?" .Selbstverständlich!" eutgeguete Gelschk« und reichte wie zur Bekräftigung seiner Zusage Hoffmann die Hand. Unter diesem Gespräche waren sie bi» zur Ressource gelaugt. Als sie die Treppe zu dem Billardzimmer hinanfstiegen, hörten sie Bläser klirren und laute» Gespräch. Schorndorfs Stimme war unter den Sprechende» deutlich zu erkennen. ve, rrvattk» Air» ^kunft Lebe«, — Eine großartig« patriotische Demonstratio« hat sich im Deutschen LandeStheater zu Prag gelegentlich der Aufführung der „Undine" ereignet. Als di- Herren Ehrl uud Pirk die Worte sangen: .Fort mit dem Weib, ob sanft, ob spröde, Wir bleiben frei, her Deine Hand, Da bin ich schüchtern nicht und blöde, Wenn'» Freiheit gilt uud Vaterland! Wie sie uns «ecken, pressen, schrauben, Den deutsche« Sinn soll nicht» un» rauben —" erhob sich im ganzen Hause großartiger Jubel und der Stur« legte sich bei der erzwungenen Wiederholung der Strophe nur, «m dann um so stärker wieder loszubrechen — An den Karlsruher Aufrnf zur Errichtung eine» Scheffel-Denkmals knüpft der .ReichSfreund" folgenden Hin- weis. Er betrifft die Worte Jakob Grimw'S in seiner Rede auf Schiller» gehalten in der feierlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 10. November 1859 über Schiller s Adel. Jakob Grimm sagte: .Nicht einmal drei volle Jahre vor seinem Tode wurde Schillern der Adel zn Theil, uud seitdem erscheint der einfache, schon dem Wortsinn nach Glanz streuende Name durch «in sprachwidrig vorgeschobene s .von" verderbt. Kann denn ein Dichter geadelt werden? Man möchte eS i« Voraus verneinen, weil der, dem die höchst« Babe deS GcninS verliehen ist, keiner ge ringeren Würde bedürfen wird, weil Talent sich nicht wie Adel oder Krankheit fortpflauzeo; alle Welt aber glaubt «» steif und fest, daß Dichter geboren werden, uud hier galt es einem als König im Reiche der Gedanken Waltenden. Schon 1786 hatte Bürger gesungen: Mit einem LdelSbrief muß nie der ächte Sohn Minervas und Apoll« begnadigt heißen sollen, Denn edel find der Götter Söhne schon, Die muß kein Fürst erst adeln wollen, wa» leicht besser und stärker «»»gedrückt wäre. Dem unerbittlichen Zeitgeist erscheinen solche Erhebungen längst unedel, geschmacklos, ja ohne Sinn. Denn ist der bürgerliche Stand so beschaffen, daß an» ihm in den Adel gehoben werden mag, müßte auch aus dem Bauernstände in den de» Bürger« Erhöhung gelten. Jeder Bauer kann aber Bürger» jeder Bürger Besitzer eine» adeligen Gute» werden, ohne daß ihnen die persönliche Würde gesteigert wäre. Ein Geschlecht ^ soll auf seinen Namen wie rin Volk ans sein Alter und seine Tugend stolz sei», da» ist natürlich uud recht; nurecht aber scheint, wenn «in «orragrnder, freier Manu znm Edle» gemacht «nd mit der Wurzel «» de« Boden gezogen wird, der ihn erzengt«, daß er gleichsam in «Gere Ech« übergcht. wodnrch de« Stand seine» Ursprung» Beein- .Fort ist er!" sagte er zu irgend Jemandem, »natürlich anf Nimmerwiedersehen! Hab« meine schwere Last, Alle», was dieser Mensch verfahren hat, wieder iuS Geleise zu bringen, anf Ehre, eS ist kein« Kleinigkeit! Und eine Bnchsührnug habe ich vorgesunden, Sie glauben » nicht, meine Herren! Es ist — anf Ehre! — znm Davonlaufen. Heute bin ich «och immer nicht i« Reinen. Item, mein Herr AmtSvorgäuger wird schou sein« werthe Person bedacht haben. Da haben Sie de« ganzen Herrn Administrator, diesen Laudwehrschnerz uud dünkelhaften Menschen. Ich werde ihm aber «in Defizit herauSrechue», daß " .Ach, schweig doch!" unterbrach ihn ein Anderer — «S war de» Leutnant von CaSpot Stimme — »Du wagst nun einmal dem Haller nicht wohl und redest ihm aus Haß wer weiß wa» nach; Deine Buchführung möchte ich erst sehen, Schorndorf. Reite Dich nur nicht selbst hinein, statt Haller» Defizit Nachweisen zu wollen." Die Freunde blickten sich ob deS Gehörten kopfschüttelnd an, daun traten sie in da» Gastzimmer. Dort saßen um einen runden Tisch außer den beiden Herren, deren Stimm« sie bereit» anf dem Corridor vernommen, «och etwa sechs bis acht Herren, meist Lfficiere. DaS Gespräch diese, Cirkel» kam sichtlich in'r Stocken, als sie den Hüttenmeister und den Haupt» mann erblickten, welche flüchtig grüßend einem benachbarten Tisch zuschritten, Wein bestellten und sich ruhig miteinander zu nnter- halten begannen. Da» plötzliche Erscheiueu Hoffmann» hatte den vorlauten Prahler für den Augenblick verstummen gemacht; allein bald bemühte er sich, seine Verlegenheit durch neue GaScognadeu be mävtelu zu wollen. Dazu trank er fortwährend und redete sich dabei förmlich in die Hitze. Schou waren diverse Anspielungen auf Haller geflissentlich so laut hingewo»fen, daß sie Hoffman« vernehmen konnte und mußte. Der achtete des Schwätzers indessen nicht. Auch die Bemerkungen auf den famosen Secundauten des Haller im Schorndorf'sche» Duell ließ der Hüttenmeister unberücksichtigt nud unerwidert. Das Geschwätz schien selbst Schorndorf'S Tischgenofleu wider wärtig zu werden; denn Einer nach dem Anderen stand anf uud trat au das Billard zu den Spielenden, so daß Schorndorf zuletzt nur noch mit CaSpot zusawmeniaß. Da erhob sich plötzlich der Schwätzer selbst «ud schwankte au Hoffmann und Gelschke vorüber. Mit einer gewissen Geflissentltchkeit warf er Flasche und Gläser vsu ihrem Tische und stolperte, statt sich zu entschuldigen, weiter. Ruhig erhob sich der Hauptmanu und schritt anf Herr« von LaSpot, der Zeuge von Schorndorf'S ungebührlichem Betragen ge wesen war, zu, ihn ersuchend, für Eutferuu ig seine» betrunkenen Genossen Sorge zu tragen. Der kleine Leutnant nickte zustimmend und wollte eben etwas erwidern, als Schorndorf anf den Hauptmann znstürzte nud zornig schrie: .Wrr find Sie nud was bilden Sie sich ein, mein Herr? Sie werden mir Genugthuung geben. Carpot, Dn bist mein Secnndaut!" .Alle Achtung vor Ihrer werthen Person, Herr von CaSpot!" wandte sich Gelschke kalt uud gemessen an den zierlichen Leutnant von den blauen Husaren. »Ich weiß indessen nicht, ob r» sich für mich lohnt, das Leben diese- Herrn wegen seiner Unart uud seine» provocireuden Betragen» auf die Spitze meine» Degens zu setzen. Seine Heimath scheint eben, sobald er der Guten genug getha«, vielleicht auch sonst» die GaScogue zu sein." .Feigling!" brüllte Schorndorf außer sich. .Die Herren sind Zeugen dieser Beschimpfung!" sagte der Hanptmaun ruhig. »Ich hoffe, Recht und Gesetz werden sie ohne Blutvergießen sühnen!" Die übrigen Herren traten kopfschüttelnd über das provocirende Auftreten Schorndorfs hinzu; nur der kleine, zierliche Capot suchte Schorndorf'S Betragen mit seiner Trunkenheit zu beschönigen. .Ich weiß übrigens noch gar nicht," Hub Gelschke gelassen wieder an, „ob ich mich mit diesem Herrn überhaupt schlagen kann Es wag der Ehreurath darüber entscheiden, ob mir der Herr von Schorndorf überhaupt ebenbürtig ist." Ein lauggezogenes — O — hl ertönte aus Einiger Munde, Schorndorf aber schrie wuthschnaubend: „Pah, ich, Leutnant Baron von Schorndorf, einem bürgerlichen Officier außer Dienst nicht ebenbürtig!" „Die Recherchen de» Ehreurath«» über unser« beiderseitige Ver gangenheit mögen entscheiden I" erklärt, der Hauptmann »it eisiger Ruhe, die seinen Gegner nur noch mehr ausbracht«. .Und wen« dir Vergangenheit diese» Herr« von Schorndorf so ehrenvoll ist. wie die meine, wie di« de» bürgerliche» Hauptmann» außer Dienst, so wir» er sich unweigerlich stellen." Er wandt« sich kaltblütig ab. Schorndorf ergriff eine Flasche uud würde sie sicher dem Dahinschreitendeu an den Kopf geworfen haben, wäre ihm Leutnant von CaSpot nicht in di« Arm« gefalle«. Die Flasche fiel klirrend zu Boden. Mit klassischer Ruhe nahm Gelschke wieder seinem Freund« ge genüber Platz nud plauderte mit demselben ganz so »ubrfangrn wie zuvor, ohne im Mindesten weiter Act von dem unangenehmen Zwischen- fall zu nehmen. Die übrigen Herren waren taktvoll genug, durch Entfernung de» Rasende« weiteren Mißhrlligkeileu di« Spitz« abzubrechen. Nach dieser moralischen Niederlage, die ihm der Hanptmann Gelschke in der Ressource beigebracht, mußt« eS Schorndorf in de» Kreisen seiner bisherigen Zechgenosseu nicht ganz geheuer wehr vor komme«. Fürchtete er di« Recherchen de» Ehrrnrathe» und hatte er sie zu fürchten? Hatte man sie wirklich angestreugt? Fast schien «» sop denn man vernahm vor der Hand nichts von der Duellangelegeuheit Schorndoif's mit Gelschke, wohl aber bemerkte man, daß sich einer seiner bisherigen Bekannten nach dem andern von Schorndorf zurückzog. Löwensprung uud seine Gemahlin waren in den Ressourcen» kreisen ebenfalls nicht allzubeliebt, zudem kränkelt« der Oberstleutnant seit einiger Zeit. Jedermann im Herrschaft-Hause, mit Ausnahme Hedwig'», suchte sich auf seine Weile schadlos zu halten. Löwrusprung vertrieb sich die Langeweile dadurch, daß er diesen uud jenen der angesehenere» Dorfbewohner zu sich lud uud ihm von seinen Heldevthaten erzählte. Frau Hulda und Schorvdorf beuteten dagegen ihre Zeit in ihrer Art au». Es hatte sich rin ziemlich zärtliches Berhäliniß zwischen Beiden entspounen, da» täglich an Intimität zunah», jrmehr Schorn dorf heimlich die kokette, herzlose Frau mit Präsente« überraschte. Und inmitten diese» Treibe«» führte die so groß angelegt« untr doch so bemitleide»-werthe Hedwig ein einförmiges, vereinsamte» Dasein. Nur an ein» klammert« sich ihr Sinnen uud Denken «och. Sie lebte und webte in der Erinnerung au jenen ganzen, selbstbewußten Mann, in dessen Armen sie einen Augenblick geruht, dessen erster keuscher Kuß einst auf ihre» Lippen gebrannt und sie mit Götterlust erfüllt, und den sie dann in stolzer Uebrrhebuug von sich gestoßen hatte. Jetzt in den einsamen Stuben vergoß sie Thränen der Reue um ihn, der ihr fern «nd immerdar fern, unerreichbar fern geworden, uud der sehnlichste Wunsch erfüllt« ihre Seele, ihn doch wenigstens einmal noch im Leben zu sehe«, vielleicht, daß er ihr verzeihe l 5. „Ein schöner Wiutertag, Friedrich, der letzte im alten Jahre l" sagte rin hoher, schöner Mann, dessen edle» Autlitz aber, blaß und eingefallen, die unverkennbaren Spure» einer kaum überstandene» schweren Krankheit trug, zu seinem in der Extrapost au seine« Seite sitzende« Diener. .Ja, mein guter Herr Haller," erwiderte Friedrich, »da» habe» wir uns beide vor einem Jahre nm diese Zeit nicht träumen lassen, daß wir heute in Schlesien umherkntschireu «nd den alten Herr» Baron iu seine« vier Pfählen anfsnche« würden. Daß sein alter Rentmeister auch gerade jetzt sterben mußte!" .Ja, wäre der Todesfall nicht etngetreten, dann hätte ich meine Augelegeuhriten mit ihm bereits iu Berlin abwickeln können!" be merkte Haller. Alsbald hielt der Postillon vor dem stattliche«, schmucken, in mitten auSgedehater Wirthschastsgebüude gelegene» Schlosse Dobeneck. Ein Diener öffnete den Schlag nnd bot den Insassen de» Ge fährtes die Hand zum AuSsteigru. „Ist der Herr Baron von Dobeneck zu sprechen?" fragte der jüngere der beide« Extrapostreiseuden. trächtiguug und Schmach widerfährt; aber soll der freie Bürg erstand, aus dem onn einmal Goethe uud Schiller eutsprangen, aushöreu, sie zu besitzen? Alle Beförderungen in de» Adel werde« ungeschehen bleiben, sobald dieser Mittelstand seinerseits stolz und entschlossen sein wird, jedesmal sie auszuschlagen Ein großer Dichter legt anch uothwendig seinen Vorname» ab, dessen er nicht weiter bedarf, und e» ist undeutscher Stil oder gar Hohn, Friedrich von Schiller, Wolfgang von Goethe z« schreiben, lieber solchen Dingen liegt eine zarte Eihaut de» VolkSgefühl». In seine künftigen Standbilder mag nur gegraben werden Schiller " — Wer Scheffel ehrt, wie er'S verdient, der schreibt nicht Josef Victor von Scheffel oder Josef Victor Scheffel, sondern schlichlweg Scheffel, und so soll mau auch in sein Standbild graben. — Sin medieinische- Werk, welche» 3428 Jahre alt ist, scheint geeignet, auch das Interesse der Laien in Anspruch nehmen zn dürfen. Professor Ebers fand dasselbe schon vor einer Reihe von Jahren bei einem Araber in Theben, der Inhalt ist aber erst neuerdings bekannt geworden. Ja Hieroglyphen auf eine mehr als 20 Meter lauge PapyruSrolle geschrieben, enthält das Werk eine reiche Anzahl von Recepten für allerlei Krankheiten, darunter aber auch Haarfärbemittel uud AehnlicheS, mit genaue» Angabe der Ge wichtStheile der Mischung. DaS oben angegebene Alter konnte genau «erechvet werde«; da» Werk stammt danach au» der Zeit, in welcher Mose» fein 21. Lebensjahr eben beendet hatte. — Berliner Blau. Stritzow: »Na, hören Se, Astronomie! Da bin ich Ihnen uu wiedermal jroßartig über! Forschen Se «au, »viel Se wollen!" Hnber: .Kennen Sie den großen Bären? Stritzow: „Jroßer Bär! Na, hören Sei Jeseheu Hab' ich ihn noch nich, aber sein Jebrüll hört man bei klarem Sternenhimmel bis nach Potsdam hinaus!" — Eine .Petroleuse". Soviel auch schon in der Presse davor gewarnt worden ist, so kommen doch immer «och Fälle vor, daß sich kranke Leut« von sog. »klugen Frauen" behandeln lassen. Statt gleich zn einem tüchtigen Arzt zu gehen, greift man aus An- rathe« solcher Klugen erst zu allerlei Hansmittelcheu, wodnrch da» Leiden gewöhnlich verschlimmert wird. So ging «» anch der in der AlveuSlebeu Straße iu Berlin wohnhafte« Wittwe H., welche an Schwerhörigkeit leidet. Sie hatte schou alle mögliche« Mittel ver- ucht, doch immer ohne Erfolg. Da kam «ine Frau nnd empfahl der Vittwe gegen ihr Ohrenlrideu — Petroleum. Sie erzählte, daß eine hr bekannte Dame, welche anch an Schwerhörigkeit gelitten habe, durch diese» Mittel ihr Gehör vollkommen wiedererhalten labe. Frau hoffend, auch ihr Leiden heilen zu können, wandte da» ihr ange- »riesene Mittel arglo» an, indem st« sich Sbend» etwa» Petroleum n die Ohren träufelte. Die Wirkungen diese» Han-mittel» bliebe«, denn auch nicht an». Frau H. sühlte bald ein furchtbare» Brennen i in ihren Ohre», mußte sich zur Linderung ihrer Schmerzen während der ganzen Nacht kaltes Wasser io die Ohren einflößeu und kan» jetzt fast gar nicht» wehr hören! — Zum Schlüsse der Ballsaiso« spielte sich in Lemberg folgender Geschichtchen ab, da» «u» auch für deutsche Leser von Inter esse scheint, ist eS doch in mancher Hinsicht charakteristisch. Eine schöne und espritvolle Gräfin gab eine glänzende Soiree; da fi, zw derselben ihr für zehntausend Gnldeu versetzte» Silber dringend be- nöthigte, schickte sie dem Direktor der betreffende» Verkehrsbank gleich zeitig mit der herzlichen Einladung einen Brief, in dem sie ihn bat, hr da» verpfändete Silber für einen Tag zu leihen. Am Morgen nach dem Balle versprach sie da» anvertrante Gut gewissenhaft wieder zurückzustellen. Der galante Direktor that das» wozu er nicht be rechtigt war, gab daS kostbare Pfand heran», leistete der Einladung Folge, unterhielt sich anf dem Balle vortrefflich und wunderte sich am nächsten Tage gar nicht, daß die Bank noch nicht in den Besitz des Silbers wieder gelangt war. Die reizende Gräfin wird den Vor mittag nach dem Balle verschlafen haben! dacht« er. Und eS ward Abend, und e» ward Morgen: wieder ein Tag — da» Pfand aber kam noch innrer nicht zum Vorschein. Der galante Direktor empfand etwas wie Katzenjammer und Rene, sandte der charmanten Gräfin ein höfliches Mahubillet und harrte in nervöser Aufregung der Dinge, die da kommen würden. Die werthvolleu Silbersachen kamen aber nicht, sondern blo» einige unschöne Zeile» von schöner Hand, de» Inhalte», daß die Gräfin von und zu ... . da» Silber beim beste» Willen nicht retournire» könne, da fie e» bereit» in einem andern Geld- ustitut sür 15,000 Gulden versetzt habe. Ob anch der Direktor dieser zweiten Bank sich unter den Geladenen aus dem Balle be» ündcn oder erst zum nächste» Ball geladen zu werden Aussicht hat, darüber schweigt die Beschichte. — Eine» recht boshaften Scherz hat sich ein russische» Blatt, die .Nowosti", gemacht. Die Zeitung lag sich seit langer Zeit mit der .Nowoje Wremja" iu den Hamen, uud di« Polemik wurde nicht immer sehr sanft geführt. Nun pflegt die »Nowoje Wremja" anf der letzten Seite ihres Blatte» ei« in den Text gedruckte» Bild zu bringen und hatte jüngst hierzu di« Porträt» der zu Pasteur ge reisten, vom tolle» Wolf gebissenen Russen gewählt. Tag» darauf machte die .Nowosti" ihre Lese» darauf aufmerksam, daß iu der Nummer so und so de« .Nowoje Wremja" ein vortreffliches Gruppen bild der Redaktion de» Blatte» zu finden sei. . . . — Seltener Vergnügen. Wenige Stunden bevor der ' käfideut Jean Bouhier — sein Nachfolger in der Akademie frauyaife war Voltaire! — da» Zeitlich« segnete, lag er bewegungSlo» i« Bet». Ein Geistlicher trat in» Zimmer. Bouhier legte den Finger an den Mund und flüsterte: .St! Ich belausche den Tod."
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