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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860714
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-14
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.07.1886
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Sächsischer Landes-Anzeiger. Nr. ioo. Mittwoch. 14. I»« i8ss. Sächsisches. ^V.— Au» dem Protokoll über die Sitzung de» Laude»' au»schusse» sächsischer Feuerwehren in Dresden am 20. Juni theilen wir «och Folgende» mit: Auweseud waren: Ritz «Dresden. Borfitzender, Bergmann Waldhei«, Bombach-NlederrunuerSdorf, Grimm- Crimmilscha», Nowack-Leipzig, Bogrl.Mylau, Weigand-Chemnitz, Wusfing-Obersachsenseld. Der Vorfitzeude verliest ein Schreiben der königlichen Braudperficheruug». Comwisfion in Dresden, in welchem dem LandeSauSschufs« die Erhöhung der dem La«dr»virbaude sächsischer Fenerwehreu au» dem Feuerwehrfond zeither gewährten Unterstützung von jährlich,.Mk. 300 auf jährlich Mk. 1000 augezeigt und daran die Bestimmung geknüpft wird, -aß der königlichen Brandverficherung». Comwisfion Einsicht in die Kasse«rechnunge« de» Landesverbände» durch deren Vorlegung aller 2 Jahre zupehen soll. Der Lande-auS- schuß beschließt hiernach, an die königlich« Brandverficherung»-Comwisfion da» Gesuch zu richten, die RechnungSablrgung gemäß dem Abschlüsse für die sächsischen Feuerwrhrtage nach Ablauf aller drei Jahre zu genehmige». — Bezüglich Ausschreibung eine» Thema» zur Preis- dewerbung schlägt Nowack Leipzig vor, folgende Frage festzusrtzen: »Wie ist der Alarm bei Braudfällen in Großstädten, Mittelstädten, Kleinstädten nnd in Dörfern am zwkckmäßlgsten und billigsten herzu- stellen?* Der LandHan-schnß stimmt allseitig diese« Thema zu nnd beschließt einen ersten Prei» von Mk. 100, einen zweiten Preis von MI. 50 festznsebeu. Die Arbeiten über diese» Thema sollen bis 1. Januar 1887 an den LardeSautschuß eingeliefert, da» Nähere darüber in der »Feuerspritze* bekannt gemacht werde». — Der Stadt- rath zu Meißen berichtet über eine Beleidigung, welche einem dafigen Feuerwehrmann« bei Ausübung de» ihm übertragenen Dienstes zugefügt worden ist und zu einer gerichtlichen Verfolgung, resp. Strafantrag de» Beleidigten geführt hat. Ls wurde seiner Zeit vom Landgericht Dresden der Antrag auf Eröffnung de» Hauptverfahreu» gegen den Betreffenden abgelehut und da» Verfahren gegen denselben eingestellt, well der betreffend« Feuerwehrmann al» rin im Dienste eine» Bundes, paate» stehender Beamter im Sinne tz 359 de» ReichsstrafgesetzbucheS nicht betrachtet und deshalb der von dem Stadtrath zu Meißen gestellte Strafantrag al» rin rechtsgültiger nicht angesehen worden sei. Nach längerer Aussprache, bei welcher verschiedene analog« Fälle zur Dar legung gelangten, beauftragt der LaudeSauSschuß seinen Vorsitzenden znr Berichterstattung über diese Angelegenheit. — Vogel-Mylau referirt über den Erlaß des bairischen LaudeSanrschusseS, das Sprungtuch betreffend. Die Berathung erfolgt unter Zugrundelegung der einzelnen Paragraphen de» bairischen Erlasses nnd veutilirt die Frag« über Zweckmäßigkeit von Sprungtuch und Spruugnetz. Der LaudeSauSschuß spricht )fichssgegen da» Halten de» Sprungtuches über die Schulter und gegen'da» „Mitnehmeu von persönlichen AuSrüstung-gegenpänden deS FenrrwehrmauncS „während de» Sprunge» au», wünscht vielmehr, daß dieselben (Beil, Seil. Helm re.) vor de« Abspringen abgelegt werde« Mit den übrigen bairischen Bestimmungen erklärt man sich «inver standen ynd beschließt, daß au» den Mitteln he» Zuschuss«» vom LandeSfenepvehrfond der LandesauSschnß rin neue» Sprungnetz von Lieb anschasse und Versuche damit anstelle, nach deren Resultate die uöthigen Normen festgefiellt werde« sollen. — Die Herren Kellerbauer nnd Weigand werden beauftragt, bi» znr nächsten LandeSauSschußsitzung di« Aufstellung «ine» Jnveutarieuverzeichulffe» zu beschaffen. Ls findet «in« längere und eingehendere Besprechung über den staltgehableu I. technischen Feuerwehrtag statt. Gelegentlich derselben stellt Weigand- Chemnitz de» Antrag, dem Herrn Branddirektor Ritz. Dresden und den demselben nuterstrllten Feuerwehrbeamten und Feuerwehrleuten für deren erfolgreich« und vielseitige Hilfe und Thätigkeit bei Abhaltung de» Feuerwehrtages de« Dank des LandeSauSschnffr» auSzuspreche«. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. — Dresden, 12 Juli. In verschiedenen hiestgen Buchhand lungen erschien in letzter Zeit ein etwa 24 Jahre zählender nnbe. kannte, Mann, der sich für einen »Lehrer Hartig" anSgab, und wählte in jedem Falle eine Anzahl werthvolle wissenschaftliche Werke znm Ankäufe gu». Indem er jedcSmal eine» davon gleich mitnahm, ohne zu bezahlen, bat er, ihm die übrigen Bücher, unter Nachnahme de» Grsawmtbetrage» nach einem Dorfe bei Dresden durch die Post zu übersende», von wo jedoch di« Packet« stet» al» unbestellbar zurück- rrbhartnng. Die» Wort gehört jetzt auch mit zu den modernen Schlagworte», nnd die Abhärtung de» Körper» betrachtet man al» «ine» der wich- tigsten Hilfsmittel der jetzigen und künftigen Generation, da» z» Gesundheit, Körperstärke und Widerstandsfähigkeit gegen schädliche Einflüße verhelfen soll. In frühere» Zeiten hörte «an weniger von der Nothwendigkeit der Abhärtung sprechen. E» lag die» nicht allein dara», daß damals noch wenig für BolkSwohl nnd öffentliche Ge sundheitspflege geschah und diese Zustände wenig erörtert wurden, als vielmehr daran, daß diese Abhärtung nicht erst den Menschen zur Pflicht gemacht zu werden brauchte, sondern den Meiste« von de« Verhältnissen geboten war. Wir brauchen zuerst nur an di« Art de» früheren Reise«» und Fortkommen» z« erinnern, al» er «och keine Dampswagen und .Schiffe gab. Wie viele Männer und Frauen, ja Kinder wurden da nicht zu Botengängen verwendet, mochte« eS regelmäßige oder gelegentliche sei«, und hatten wahrlich Gelegenheit genug, bei oft grundlosen Wegen ln jeder Witterung, wo eS oft stundenlang kein« Einkehr gab, sich abzuhärteu I Da» ging bi» in all« Stäube aufwärts, bi» zu den Wenigen, di« über Pferde und Wagen zu verfügen hatten oder Posten benutzen konnte», und selbst dies« hatten Gelegenheit genug, sich ab- zuhärten. Nicht nur die Marktfrauen. Pastoren- und Gntsbefitzer»- Töchter, die einander oder dis Stadt besuchen wollten» und die Städterinnen, die dies gern erwiderte», waren auf Fußwanderungen angewiesen. Aber wie wenig ist solche» Fußwanderu heute noth> wendig und wie noch viel weniger wird e» geübt! Wie mußten die junge» Handwerker, denen „da» Wandern* Pflicht war, wie alle Fnßreisenden bei solcher Gelegenheit unvorbereitet oft an Abhärtung sich gewöhne», ein« Abhärtung» die viel größer und schwerer war, al» diejenige, welche heutzutage die Militärzeit auferlegt und über welche unsere männlich« Jugend so leicht Klag« führt! Als die Ver- kansSläden nud Werkstätten noch nicht geheizt waren, al» e» keine Doppelfenster gab nud die dienende Clafse wie viele Andere in eis kalte» Bodenkammern schlief — da gab e» Gelegenheit zur Abhärtung Di« HanSarbeit war bi» i» die bestfitnirten Familien hinaus dawal» virl beschwerlicher al» jetzt, wodurch die Mädchen abgehärtet wurden. Da» Rreept damaliger vernünftig« r Hausärzte zvm Vorbeugen wie Knriren von Bleichsucht nud Schwächlichkeit hieß für Mädchen: körperliche Arbeit im Hanse und für Alle: Bewegung in freier Luft ohne Wettersche« nnd Furcht, sich zn erkälten. Jetzt nun soll die „Abhärtung* systematisch betrieben werde» — die Zeit, welche sonst die Töchter körperlicher Hausarbeit widmeten, widmen sie jetzt kalten Waschnngen, dem Turnen, Schwimme« u. s. w. — und dabei scheuen fie für ihr« AnSgäng« Hitze wie Kälte, Wind uud Regen, nnd ein weiter oder holperige» Weg iw Freien über Land, selbst wenn er zn einem Vergnügen führt, ist ihnen zu viel! Da» ist nicht allein so bei den Reichen — in de» Bürgerhäusern nnd bei de« dienenden Elaff« findet man ganz dasselbe — trotz jener künstlichen Abhärtung nnd Stärkung! Bor jeder körperlichen Strapaze fürchte» sich dies« Abgehärteten. Gerade weil die veränderten Verhältnisse der Gegen- wart meh» geistig« Aupreugnugen fordern al» früher, sollt« Niemand kamen. Der ««bekannte Schwindler hat auf diese Weise di« betreffe», den Buchhandlungen um zusammen circa 100 Mk. betrogen. Bis jetzt sucht man denselben vergeben». — Auf der Fabrikstraße brach in vergangener Nacht zwischen einem Arbeiter uud zwei streikende» Glasmachern Streit au» uud wurde der Erster«, al» er nicht Stand hielt, von noch mehreren hinzukowmendeu Glasmachern verolg». Obgleich ein Gendarm alsbald zur Stelle war uud den Versolgten in Schutz zu nehmen suchte, konnte er doch nicht verhindern, daß ein Glasmacher den Verfolgten mit einem in einem Taschentuche einge bundenen Stein« über den Kopf schlug nnd schwer veiwnndete. Der Thäter kam zur Hast. — Die am 8. d. M. auf Serkowitzer Flur am Elbufer Herren!«» aufgrfnndtneu KleiduugSfiücke gehören, wie nnnmehr festgefiellt ist, eiucm jungen Mann an» Cotta, wacher sich in letzter Zeit mit Selbstmordgedanken getragen und «nzweifelhas» seinem Leben durch eine« Sprung in die Elbe ein Ende gewacht hat. — Am Sonnabend Abend war e» durch die energisch geförderte RäumungSarbeit gelungen, die bei Obervogelgesaug den Bahnverkehr störenden Betriebshindernifse zu beseitigen und beide G.leise soweit in Ordnung zu bringen, daß der Abend» Vz8 Uhr vom Böhmischen Bahnhofe DreSden-A. abgehende Bod«»bacher.. Personenzug austands- lo» pasfiren konnte. Der Abends 6,56 fältige Courierzug von Wien über Bodenbach kam. allerdings noch mit größerer Verspätung in Dresden an, doch war für die prompte Weiterbeförderung der direct«» Passagiere nach Leipzig rc. bahuseltig Vorsorge getroffen worden. Auch der Gütrrverkehr konnte wieder ausgenommen werden. Auf der Secuudärbahn Pirna-Bergießhübel konnten die Züge nach Behebung der Verkehrsstörung bei Rottwerndorf von Nachmittag» 3 Uhr an wieder direct durchfahren. — Schmiedeberg, 8. Juli. Bester« Abend in der achten Stunde bräunte hier da» dem Briefträger Arnold gehörige Wohnhaus nieder. Di« Nachbarhäuser find in Folg« der herrschenden Wind stille unbeschädigt geblieben. Fast sämmtliche» Mobiliar ist gerettet worden. Dos Feuer ist muthmaßlich durch einen Defekt in der Esse enistauden. Eine edelgesinnte Amerikanerin, di« sich einige Tage bei ihren hier weilenden Kindern aushielt, hat d m bedaueruSwerthen Kalamitose« sofort eiu« Summe von 60 Mk. zugehru lassen; außer dem sind ihm auch »och von Sommergästen reiche Gaben gespendet worden. Keiner der Insassen deS Hauses hat seine Mobilien ver sichert gehabt. — Leipzig, 12. Juli. Gestern Vormittag wurde im Saale von Hempel'S Restaulant, Poststraße, eine öffentliche Versammlung der Drechsler Leipzigs und der Umgegend abgehalten. Der erste Puuct der Tagesordnung betraf die Lohuverhältuiffe in diesem Ge werbe. Der Referent hierzu, Hildebrandt, führte an», daß nach der bis jetzt ausgestellten Lvhnflatistik die Geselle« durchschnittlich 17.50 Mk. pro Woche verdienen, während der Minimalloh« 12, 14 und 15 Mk. uud der Moximallohn 24 50 Mk. wöchentlich nach der statistischen Tabelle beträgt. Allerdings sei der letztgeranut« Wochrnloh» nur in einer Werkstätte zu finden gewesen, vorherrschend würden die Mini- mallöhue gezahlt, mit denen ein Uuverheiratheter n cht auSkowmen könnte, geschweige denn ein Verheirothetcr. In Berlin wären die bezüglichen Ve'hältniffe bester als in Leipzig — dort betrüg« der Lohn durchschnittlich 25 bis 27 Mk. pro Woche, während z. B. die Leipziger Guwmifabrik nur 12 bis 15 Mk. be zahle. Bisher wäre« die Arbeiter nicht mit Forderungen hervor- getreten, allein die Verhältnisse zwängen dazu, daß dieselben auch ihrerseits solche stellten. Zu besonderen Beschlüssen kam es nicht. — Gestern Abend wurde auf der Fahrt zwischen Thonberg und Probstheida plötzlich ein Droschkenpserd scheu und ging mit dem Wagen» in dem sich vier Personen uud außerdem neben dem Kutscher auf dem Bocke ein Fahrgast befand, unaufhaltbar durch. Der Fahr- gast auf dem Bocke glaubte der Gefahr zu entgehen und sprang von seinem Sitze herab, fiel aber so unglücklich auf die Straße, daß er einen Schädelbruch erlitt. Die Droschke gerieth hierauf in den Chauffeegraben und wurde zum Theil zertrümmert. Die vier Insassen der Droschke kamen mit dem Schrecke» davon. Der Verunglückte wurde in die Stadt zurück und in's Krankenhaus gebracht. — In vergangener Nacht sah ein Postgehilfe beim Vorübergehen durch die Promenadenanlag« am Schwanenteiche einen Mann im Wasser, der bemüht war, wieder auf's Trockne zu kommen. Er leistete ihm sofort die körperlichen scheuen und diese in der Arbeit suche», abcr nicht unnützen Modebeschästiguugeu obliege«, die, wenn sie nicht zu wirk licher durchgehender Abhärtung führen, sondern sonst jede körperliche Verwöhnung, Brquemlichkeit und Fanlheit fortbestehen kaffen, nichts find als Zeitverschweudung. Nur im Wechsel zwischen geistiger und körperlicher Thätigkeit, zwischen Auflrengnug und Ruhe kann der Mensch sich normal entfalten nud gesund werden. 8. 0. Aus Nah urrd Fern. — Zur Stellenlosigkeit junger Kaufleute. Zu einer in Frankfurt a. M. frei gewordenen Commis-Stelle haben sich 354 Bewerber gemeldet. Biele verlangte« nur monatlich 75 nnd 80 Mk, obgleich fie nach ihren Angaben des Franzöfischen uud Englischen in Wort nnd Schrift mächtig find und die einfache und doppelte Buch Haltung uud das kaufmännische Rechnen verstehen wollen. — Eine zwölfjährige Raubmörderin. Berliner Blätter berichten über die Thatsache, daß vorigen Mittwoch Abends 8 Uhr ein zwölfjähriges Mädchen, die Tochter der in der Paliffodenstraße wohnenden Wittwe Schneider, ein dreijähriges Kind in dieses HauS gelockt und durch einen Sturz aus dem Fenster de» zweiten Stockes getödtet hat, um sich der goldenen Ohrringe des Kindes bemächtigen zu können I Ein Mann, der um die gedachte Zeit die Treppe herab kam, sah das kleine Kind in Gesellschaft eines größeren Mädchens am Fenster stehen und hörte die von dem Letzteren gesprochenen Wort«: „Wenn du nicht stille bist, werfe ich dich zum Fenster hinab!* Der Mann legte diese« Worten kein Gewicht bei, aber kaum hatte er den Hof betreten, da fiel da» Kind hinter ihm her. Nach längerem Leugnen hat die kleine Schneider, welche als Mörderin eruirt wurde, am Donnerstag Nachmittag» dem Crimiual-Commissär eiu Geständniß abgelegt. Sie sei von ihrer Mutter gegen Abend nach der Waßmann- stroße geschickt worden, um eine Besorgung zu machen. Dort traf fie die kleine Dietrich, welche ein Paar goldene Ohrringe in de« Ohren trug. Diese Ringe erweckten ihren Neid und ihr« Habgier. Um in Besitz derselben zu gelangen, lockte fie das Kind mit nach der Palissadenstraße. Dort hakte sie ihm die Ohrringe aus und beschloß, um ihre That zu verdecken, das Kivd zum Flurfenster hinauszuwerfen. In ihrem Geständnisse gab sie den Umstand zu, daß fie die That mit voller Ueberlegung auSgesührt habe. Die Mörderin ist in das Moabiter UutersuchnngSgefängniß abgeführt. — Ueber einen Kindesraub, dessen Schauplatz Krampa» auf Rügen ist und der in jedem Roman eine wirksame Episode bilden könnte, berichten das „N. Kr.-Bl.' und das „GreifSW. Tgbl.': Nach glaubwürdigen Aussagen ist der Sachverhalt folgender: Seit Jahren schon wohnen zwei junge Damen, Fräulein L, auch während des Winters in Saßnitz resp. Krampa», augenblicklich in der Villa des Dr. O. zu Krampa». Denselben find von einem auswärtigen Herrn (angeblich Bruder), der von seiner Ehefrau getrennt lebt und gegen dieselbe eine Ehescheidungsklage anstreugt, zwei Kinder, Knabe und Mädchen, zur Erziehung übergeben. Der eheliche Zwist soll in allerneuester Zeit durch richterlichen Ausspruch dahin ent schieden sein, daß die Ehefrau der schuldige Theil sei. ES steht Beistand und hals ihm vollend» au» dem Wasser heraus. .-Der Ge» rettete, eiu Malergehilfe au» Marlenbad, gab nachmals an, daß er mit einem Unbekannten zusammrugetroffen, mit ihm mehrere Wirthschafteu besucht, von ihm aber plötzlich auf offener Straße seiner Uhr beraubt worden, womit der Unbekannte entflohen sei. Darüber habe er sich so alterirt, daß er in den Schwanenteich gesprungen sei, um sich da» Leben zu nehmen. Der durchnäßte Maler, dessen Erzählung höchst unwahr scheinlich klingt, wurde zum Trocknen nach dem Georgenhause gebracht. — Großenhain. Am 11. Juli, Sonntag Mittag, ertrank beim Gondelfahren auf der In Folge de» heftigen Regen» am Freitag stark avgeschwollene» Röder in Großenhain der Hierselbst augestellt« Cassire» der Kravkeneosse. — Penis, 10. Juli. Da» durch den gestern Freitag ein« getretenen Regen entstandene Hochwasser hat das in der Mulde ein gebaut« Bad, sowie die dem hiestgen Gondelvereiu gehörenden, anf der Mulde bifindlichen 5 Gondeln mit sortgenommen. Ersten» ist vollständig zertrümmert, während von letzteren 2 gerett.t wurden. — Crimmitschau, 9. Juli. Ein Liebespaar von hier promeniere gestern Abend nach dem benachbarte« Nenkirchen. Zwischen den Beiden scheinen jedoch schließlich MWelligkeiten entstanden zu sein, denn in der Nähe der Theilig L Klau-scheu Fabrik zog der iuugr Mann, namens T., einen Rivolver und schoß seine Geliebte jn den einen Arm. Heut« Vormittag wurde der Attentäter durch die Geudarmerie festgenommeu. — Bezüglich dieser Schleßaffaire theilt der Vater de» betreffenden jungen Manne» mit, daß letzterer de« Schuß nicht absichtlich auf seine Geliebte abgeseuert Hab«. Derselbe ist, dessen Aussage zufolge, mit dem Mädchen bei seinem al- Wächter in der Fabrik von Theilig L Klau» in Neukirche» in Diensten stehenden Vater zum Besuch anwesend gewesen, hat hierbei den seinem Vater gehörenden Revolver ergriffen, dem Anscheine nach damit gespielt und infolge Unvorsichtigkeit bei dem Umgänge mit der Schußwaffe mag sich dieselbe entladen habe». Davon, daß der Revolver geladen ge- wesen, habe der junge Ran», der übrigens aus der Hast vorläufig wieder entlassen ist, keine Ahnung gehabt. So wenigsten- lauten die Aussagen seine» Vater». Mit dem Anfbrwahren geladener Schußwaffen sollte «an auf alle Fälle etwas vorsichtiger sein; die vielen Waruuugeu, welche in dieser Hinsicht fortgesetzt in der Presse erhoben werde», scheinen aber nur taube» Ohren zu begegne». Da» verwundete Mädchen befindet sich in ärztlicher Behandlung. — Zwickau, 12. Juli. Gestern wurde auf der Straße nach Weißendorn ei» Bicyclist durch die Frechheit eine» Menschen zum jähen Sturze gebracht, da ihm dieser einen Stock durch die Rad- speichen steckte. Dabei verletzte sich der Fahrer di« eine Hand und sein Bichel« wurde schlimm zugerichtet. Glücklicherweise wurde NameuSsestpellnvg nrch ermöglicht. — Gera. 12. Juli. Am Sounabeud Abend 11 Uhr hat der Tod den laugen Leiden unserer Frau Fürstin ein unerwartete» Ende bereitet. Die hohe Frau, Panline Luise Agne», war eine Tochter de» au» den Freiheitskriegen bekanvten Herzogs Eugen von Württemberg. Am 43. Oktober 1835 geboren, vermählte sie sich am 6. Februar 1858 mit dem regierenden Fürsten Heinrich XlV. Au» dieser Ehe ginge» zwei Kinder hervor: Erbprinz Heinrich XXVII., Leutnant im Garde- Husaren-Regiment, vermählt im Februar 1884 mit Elise, Prinzessin von Hohenlohe Langeuburg, und Prinzessin Elisabeth, geboren am 27. Oktober 1859. — Am Sonnabend in der Mittag»stundr gerieth der Commerzieurath Rodert Ferbrr (Morand u. Comp.) hier bei einer Besichtigung he» Maschinenhanse» der Fabrik in da» Schwungrad zwischen den beiden gewaltigen Dampfmaschinen und wnrde vollständig zermalmt. Die Trauer über den entsetzlichen Fall in der Stadt ist die allgemein st«. Der verunglückte Herr stand im 55. Lebensjahre uud war der gütigste» liebevollste, menschenfreundlichste Charakter, seinen Arbeitern — deren die Firma gegen 800 beschäftigt — ein wahrer Vater. Ueber die Art der Zerstückelung de- Körper» de» unglücklichen Herrn werden die haarstränbeudsten Einzelheiten mitgetheilt. Am Montag wollte der Commerzieurath «ine Reise antreten. Darum besichtigte er am Sonnabend noch einmal die Maschinen und belobte dabei »och de« Maschinenwärter. Commerzienrath Ferber war mehr fach Mitglied de» Gemeiuderath». derselben also nunmehr keinerlei Recht auf die Kinder zu und doch hat fie sich — wer weiß aus welchen Gründen — derselben durch Beihilfe cin.r zweiten Frauensperson zu bemächtigen gewußt. Die Helferin ist al» Fremde seit etwa drei Tagen bei den Damen L. ein- gemiethet und hat sich durch Freundlichkeit und kleine Geschenke die Herzen der Kinder und deren völlige» Zutrauen zu erwerben gewußt, durch liebevollen Verkehr und häufig unternommene Spaziergänge in der Nähe mit denselben die Pflegerinnen aber vollständig arglo» und sicher gemocht. Eine tief verschleierte Dame ist nun kürzlich in den Vormittagsstunden im Victoria-Hotel — unmittelbar neben jener Villa — abgrstiegen, hat dort Wohnung genommen und allein auf ihrem Zimmer zu Mittag gespeist, dann aber ihre Rechnung bezahlt und auf einem einspännigen Gefährt mit dem angeblichen Ziel Siubbenkammer von hier aus die Kinder, welche ganz wie zufällig durch die Helferin den Weg am Strande hinaufgesührt wurden, am Hellen lichten Tage vor den Augen de» nicht» ahnenden Hotelpersonals entführt. Statt in die Stubbnitz haben die Fliehenden den Weg über Bergen uud Lauterbach von der Insel herunter gewählt, um da» Festland zu erreichcn. Jn Lauterbach lag gerade am Abend gegen etwa 8 Uhr der in Extrafahrt mit einem studentischen Verein zur Rückfahrt nach Greifswald bereite Dampfer „Käthe* und mit diesem wollten die Flüchtigen die Insel verlassen, al» die Polizei» benachrichtigt, sie zurückhielt. Die „Käthe* fuhr ohne fie ab und da zu der hier bei der Behörde beantragten Verhaftung ein gesetzlicher Grund nicht vorhanden war» so wurden sie freigelaffen. Jn der Nacht sollen fie dann in einem Boot nach Greifswald gesegelt sein. Wie das „R. Kr.-Bl * hört, sollen die Kinder jetzt in Pasewalk auf Anordnung der Staatsanwaltschaft angehalte« sein. — Luca Resta, eiu bekannter italienischer Ballettänzer, ist in Paris auf der Bühne als Raubmörder verhaftet worden. Luca spielte seinerzeit eine Rolle in dem bekannten Erdolcherproeeß von Ravenna. Er wird sich wegen sech»zehu Mordthateu z« verantworten haben. — Guten Appetit! Wie Cameron, der bekannte englische Reisende, berichtet, find Mehlsnppe mit Ameise« nnd Mückenkucheu irr Ceutralafrika zwei Speisen, di« nnr «och von gesalzenen Heuschrecken übertroffen werde». — Auch ein „Geschäft*. Di« Kölner Seidenbandfirma Liebmann und Oehwe beschäftigte unter ihrem zahlreichen Personal eiuen Magazinverwalter und zwei Hausknechte, welche es sich bei- kowmeu ließe», ei« Geschäft in den Artikeln z« etablireu, welch« ihre Arbeitgeberin führte. Die Eintragung in'» Firmenregister wurde natürlich sür überflüssig gehalten, ebenso der Ankauf von Maaren, da fie solche ja in den Beständen der Firma Liebmanu nnd Oehm« zur Hand hatten, Um alle» Anssehen zu vermeiden, schleppten die Hausknechte die werthvolleu Maaren mit leeren Karton» fort und -, der Magazinverwalter wußte schon sür Absatz zu sorgen. Er schickte sogar einen Reisenden hinan», um die Kundschaft zn besuchen. Nachdem die» Treiben längere Zeit gedauert hatte, wurden die Liebe entlarvt und festgenommeu; bei dem Magazinverwalter be schlagnahmte man 4000 Mk. baare» Geld. Den Umfang der Ver untreuungen vermag die geschädigt« Firma heut« noch nicht festzn» stelle«; «» handelt sich indeß um bedeutende Summen.
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