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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188605202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860520
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-05
- Tag 1886-05-20
-
Monat
1886-05
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.05.1886
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- Tägliches Nnteryattungsölatt zum Sächsischen Landes-Anzeiger. ich dies» Testamrutsbeftimmnugeu Lüttich'«; denn fi, gaben mir Gr« llrgenheit, mrinen Batrr kennrn, lieben «vd achten zu lernen. *l« Fräulein von Löweusprung zu meiner größten Geuugthnnng mich «eine« Amte» enthob, da rief mich — Da weißt e» ja — jene» express« Brief z« «einer Matter, die sich seit dem Lode ihre« Bruder» Bruno bei ihrem Bruder Hermann aushielt, der ein hübsche» Besitz- ihum in Thale am Fuße der Roßtrappe sein nennt. Sie lag schwer -erkrankt darnieder, al» ich eiutraf, geua» indessen glücklich und folgte dem Onkel Emil nach Amerika. Auf ihrem Krankenbette und in ihrer Scheidestunde legte sie mir ihr Bekenntniß ab, da» ich Dir «itzutheileu für «eine Pflicht hielt I- »Also, e» war nicht blo» di: Reue Deiner Mutter, die Dich zu Mir führte?" fragte der Baron in tiefer Rührung. »Nein, wein eigene» Herz in erster Linie und daun natürlich Hr Wunsch. Meine ernst« Erkrankung verzözerte leider so laug« die Mlttheiluug ihrer Gestäednlsse." »Und kaum dem Lebe» wiedergegebeu, galt Dein erster Gedanke Deinem Batrr. O Du braver, lieber Sohn!" Die Beiden hatten, vertieft in ihre Mitthrllnngeu ganz vrr- -geffen, daß sie nicht allein im Zimmer waren, und Frau von Schorn dorf sorgte dafür, daß die wunderbare Harmonie ihre» Glücke» durch «inen grellen Mißten gestört wurde „Natürlich dachten Sie an den Vater, Herr," bemerkte sie konisch, „und «nr so so psosaut au seine aurgedehnteu Besitzungen." „Frau Schwägerin,' rief der Baron gereizt, „da Sir da» selbst «icht zu iühlru scheinen, so sehe ich mich gezwungen, Ihnen zu be deuten, daß mir Ihre unbefugten Linmischnugen in unsere Angelegen heiten höchst unangenehm find, zumal sie unverkennbar den Stempel -großer Gehässigkeit «nd schnöden Eigennütze» an der Stirn tragen. Wir, Adalbert und ich, haben un» von der Identität meine» Sohne» überzeugt, und da» genügt." Di« Dame sank wie vernichtet ans einen Sessel «nd senkte be- Phämt den Kopf. „Und Du willst Deine Rechte so thöricht und leichtfertig auf- geben. Adalbert?" rief sie daun vorwurfsvoll ihrem Sohne zu. „Beruhigen Sir sich, gnädige Frau," sagte Brnuo, indem er ihr «ine» Blick voll Mitleid», voll Verachtung zuwarf. — „Ihr bürger licher Anverwandter, der ich zu sein doch non einmal die Ehre habe, Mird einen Sn»weg finden. Wenn Sie zum Beispiel uuiner Louise Ihren »ülteilichen Segen erthrileu, so trete ich freiwillig da» Stamm- gut der Dobenrck'» und somit auch da» Majorat an diese meine Mündel ab. Mir genügt die Liebe meine» Vater»; Güter, Rang «nd Titel, ein verbleicht«» Wappenschild und ein morscher Stamm- tbanm find in meine« Angen eitler Tand." „Aber Bruno!" — rief der Baron mit leisem Borwurf. Bruno schüttelte ernst da» Haupt und entgegnete: „Ich bitte «icht zu vergessen, daß ich ein Bürgerkind, der Sohn einer bürger lichen Mutter und der Sprosse einer Ehe eines Barons mit einer Bürgerlichen, also einer Mesalliance biu Mit der Muttermilch habe Kh die Abneigung gegen alle und jede Vorrechte der Geburt und Ueberhebung eingesogeu. Ich ehre in jedem Menschen das Ebenbild -er Gottheit und achte nur den persönlichen Werth des Mannes und holde, edle Weiblichkeit, nicht Flitter, mit dem Geburt»- und Standes vorrechte leider heute noch so manche Menschen umhüllen, die zu Besserem geboren —" „Und wa» willst Du mir denn sein, der ich doch nun einmal Freiherr bin?" — warf der alte Herr beängstigt ein. „Dein Sohn, nicht» Anderes!" antwortete Haller innig. Eine lange drückende Pause trat ein. „Aber Herr Haller," unterbrach die Hofdame endlich die Stille, „da» konnte man aus Ihrer Erkennungsszene doch nicht schließen, -aß Sie Adalberts Rechte nicht anzutasten beabsichtigen." „Rechte Adalbert» sind nicht vorhanden. Ich habe Ihnen aber die Bedingungen gestellt, unter welchen ich die meinen abtreten Werde," entgegnete er bestimmt. „Und wenn der Baron nicht damit einverstanden ist?" warf Pe ein. „Dann bestehe ich auf meinem Recht," antwortete Bruno. „Du verlangst viel mein Sohn!" — sagte der alte Baron mit verlöschender Stimme. „Es muß sein, lieber Vater!" begütigte er. „Ich kann und darf nicht ander» handeln. Ich trete der bezeichneten jungen Dame, -aber nicht dem Baron Adalbert meine Ansprüche ab. Ich hoffe, jetzt plötzlich ihr« Kleider brennen steht, so ist allerdings in der Regel zu «warten, daß fi« im ersten Schrecken nicht die Geistesgegenwart haben Mird, da» richtige Verfahren zu finden. Wenn ihr aber die» Ver fahren vorher eiugeprägt worden ist, wenn sie sich die Möglichkeit einer derartigen Gefahr vorher klar macht und die einfache Vorschrift: „sofort auf den Fußboden I" ein- für allemal im Kopfe hat, daun ist -mit Sicherheit auzuuehmeu, daß wenigsten» ein erheblich größerer Proceutsatz von Frauen Kaltblütigkeit genug haben wird, um in Ge fahr bei Besinnung zu bleiben und da» Erforderliche zu thuu. Jeder -Haushaltungsvorstand sollte seinem weiblichen Personal die Regel de» Niedersehr«» einschärsen, «nd jeder Mann, der Zeuge eine» KletdeS- draude» wird, sollte sie, uöthigenfallS mit Gewalt, in Anwendung »ringen. L. 2. Mus Rah und Fern. — Ueber die Geheimnisse der Pfefferfabrikation -gab eine Gerichisverhandlung in Halle Aufschluß, welche die Inhaberin einer Gewürzmühle, Frau Marie Wunder, in Firma Thurm und Wunder, in Lindenau bei Leipzig wegen Verfälschung gemahlenen Pfeffer» zu 1 Monat Gesängniß und 100 Mark Geldstrafe event. noch 20 Tagen Gefängniß verurtheilte. Der betreffende Pfeffer war an einen Hallenser Kaufmann geliefert worden, der ausdrücklich reinen Pfeffer bestellt hatte. Die Untersuchung ergab, daß das Ge menge kaum noch den Namen Pfeffer verdiente. Es bestand au» Reismehl, Maismehl, Palmkernmehl, Samenschalenmehl. Da» Ur iheil lautete auf Gefängnißstrafe, da die Angeklagte schon im vorigen Jahre aus gleichem Anlaß mit 500 Mark Geldbuße belegt Morden war. — Mord-Attentat. In Brüssel ist am 14. Mai, wie schon kurz gemeldet, ein Beamter der Staats-Eisenbahn-Verwaltung, Arthur Carlier, auf seinem Bureau ermordet worden; der Mörder ist sein Schwager Georges Verharren. Carlier wurde von dem Letzteren, der ein sauberes Früchtchen ist und bereit» — er steht im 26. Lebensjahre — sein ansehnliches, väterliches Erblhcil durch gebracht hat, wiederholt mit Geldforderungen belästigt, die er schließlich entschieden abwie». Am Mittwoch, al» der Schwager abermals mit einer Forderung kam, wie» ihm Carlier die Thüre. Tag» darauf kam er wieder und verlangte Geld; auf die aber malige Weigerung Carlier» zog er einen Revolver und schoß Carlier durch die Schläfe. Ueber die Motive seiner That befragt, erwiderte Carlier cynisch, seine Geduld mit dem Knicker habe einmal ein Ende nehmen müssen. — Ueberschwemmungen in Nordamerika. Nach ein getroffenen Depeschen find am 12. d. Mt». Nacht» starke Regengüsse 1» Ohio, Indiana und Illinois eingetreten. Ein Wolkenbruch suchte Lenia in Ohio heim, infolge besten der Fluß aurtrat und mehrere wird dieselbe in Ihren Augen dem Herrn Baron Adalbert von Dobr- veck vollkommen ebenbürtig sein und Ihnen nicht mehr als eine Me», alliance erscheinen." „Auch ich erkläre mich einverstanden!" vollendete der Baron. „Ich aber werde solchen Edelmuth nicht annehmeu," erklärte Adalbert. „Dann verzichten Sie mit anderen Worten auf Louisen'» Hand!" entgegnete Bruno kurz. Darauf wandte er sich wieder an Frau von Schorndorf: „Gnädige Frau," Hub er an, „da» alte Jahr neigt sich zur Rüste. ES ist mein fester, unumstößlicher Wille, da» neue Jahr ent weder al» künftiger MajoratSerbe anzutreten oder am Sylvefterabend die Verlobung meiner Mündel Louise mit Ihrem Sohne, dem künftigen MajoratLherrn, zu feiern. Jetzt haben Sie meine Alternative, wählen Sie, ich gebe Ihnen eine Stunde Bedenkzeit." Er sah nach der Uhr. „Drängt da» denn so?" warf die Dame ziemlich verlegen rin. Ein kurze» „Ja" war dir Antwort. „Sie werden sich besinnen, lieber Cousin!" rief Adalbert. „Bedenken Sie doch, welch' feurige Kohlen Ihr und de» Onkels Edelmuth auf mein Haupt laden muß!" „Mein Wille — mein Himmelreich I" versetzte Bruno bestimmt. „Aber um des Himmelswillen, Mutter!" — flehte Adalbert. Die Hofdame erhob sich und schellte. Ein Diener erschien. „Sagen Sie dem Fräulein StockhauS," befahl sie, „ich ließe bitten " Inzwischen war Bruno in die Arme seine» Vater» gesunken und drückte ihm zärtlich einen Kuß auf die Stirn. „Verlaß Dich darauf, mein Vater," sagte er ernst, „wir werden glücklich sein, indem wir Andere glücklich machen." In beider Augen glänzte eine Thräne „Und Deine Mutter?" seufzte der Vater und seine Zähren flössen reichlicher. „Sie wird die Nachricht, daß ich Dich gefunden habe, daß Du ihr verziehen, unendlich beseligen," versicherte Bruno „Und ich werde auf meine alten Tage noch die Reise über den Ocean antrcten, und mir mein Weib, mein armes, verkanntes Weib wiederholen!" versprach sein Vater. „Davon später, mein lieber Papa!" entgegnete Bruno, ihm wiederholt die Rechte drückend. Adalbert war Louisen entgegengeeilt. Sie trat an seiner Hand in diesem Augenblicke in's Zimmer. Ihr Herz pochte heftig. Sie wagte die Augen kaum zu erheben, allein war es denn eine optische Täuschung, stand da nicht Haller? Sie blickte auf. „Bruno!" jubelte sie, „Bruno, Du hier und in dieser Stunde?" Der junge Mann schloß sie lächelnd in seine Arme. „Und wie siehst Du aus, Bruno?" fragte sie besorgt, in dem Moment ganz vergessend, wo sie sich befand. „Ich komine vom Krankenlager, liebe Louise!" antwortete er, „jetzt bin ich aber wieder gesund und gekommen, meine sanfte Taube dem Schutze eines anderen Manne» zu übergeben, ich will heute Adalberts Verlobung mit Dir feiern." So wonnig sie diese Worte auch durchschauerten, so riefen sie ihr doch auch ins Gedächtniß zurück, wo sie sich befand. — „O mein lieber Bruno, deshalb wirst Du mir doch ein treuer, guter Bruder bleiben!" „Gewiß!" bestätigte er. „Ich hoffe, Dein zukünftiger Gatte und ich werden stets gute Freundschaft halten!" „Gnädige Frau", wandte er sich darauf an die Hosdame, „ge statten Sie mir, daß ich Ihnen meine Mündel zuführe I" Die Dame trat zögernd näher. Louise kam ihr zuvor, ergriff ehrerbietig die Hand der stolzen Frau und versicherte, in ihrer kind lichen Weise: „Gnädige Frau! Zunächst bitte ich um Ihre gütige Nachsicht, wenn ich, wenig bekannt mit den Sitten und Anforderungen der großen Welt, mich Ihnen ganz überlassen muß! Ich werde aber stets bemüht sein, Ihre Zufriedenheit zu erlangen, und bevor ich um Ihre Liebe zu bitten wage, gelobe ich Ihnen Achtung und Gehorsam l" Sonderbar! Die einfach-kindliche Sprache deS Herzen» fand Gnade vor den Augen der hoffärthigen, adelsstolzen Dame. Dazu Wohngebäude wegschwemmte. Bi» jetzt find 24 Leichen aufgefunden worden, man glaubt jedoch» daß noch mehr Leute verunglückt sind. — Auf der Indianapolis-, Bloomington- und Western-Eisenbahn kam ein Unglück vor, welche» dadurch verursacht wurde, daß der Damm in Folge des vielen Regens einbrach. Drei Personen wurden ge- tödtet und eine Anzahl verwundet. Ein ähnliches Unglück ereignete sich auf der Ohio-Eisenbahn bei Osborv, Ohio, wobei sieben Personen verletzt wurden. — Nach den Berichten aus den von Ueberschwemm ungen heimgesuchten Distrikten sind Brücken und Häuser fortgerissen worden und ist der angerichtete Schaden fast überall groß, während eine Anzahl Personen lebensgefährlich verletzt wurde. — Pariser Sittenbilder. Eine reiche Amerikanerin fuhr in offenem Wagen da» Boulevard Haußmann entlang, als sich plötz lich ein junger Mann auf den Wage« schwang und ihr eine mit Brillanten besetzte Hutnadel aus dem Haar riß und damit fortstürzte. Auf da» Geschrei der Dame wurde der Mann verfolgt und auf die Wache gebracht, wo er erklärte, er sei brodlos und finde es ganz in der Ordnung, daß er auf Kosten der übermäßig Reichen lebe. — Zwischen dem türkischen Militär-Atlachü Jzzet und dem Vicomte i Renv-Vigier fand ein Degen-Duell statt. Letzterer wurde am Arme verwundet. — Gaunerstreich. Vor mehreren Monaten miethete ein elegante» Pärchen, daß sich Zonino nannte, bei den Eheleuten Kimmerlin in Straßburg eine möblirte Wohnung und wußte bald durch sein liebenswürdige» feines Betragen das Vertrauen und die Freundschaft des sehr begüterten Ehepaares zu erwerben. Bon einem „Ausflug nach Monaco" kehrte Zonino allein zurück und er zählte auf» Tiefste bettübt seinen Wirthsleuten, seine Frau sei ge storben. Er tröstete sich aber bald wieder, als er in einer Restauration die Bekanntschaft eines jungen Mannes gemacht zu haben vorgab, der aus dem Wege war, eine angeerbte Million zu erheben. Dieser „neue Freund" wurde bei Kimmerlins eingesührt und jetzt begann die Gaunerei. Die beiden „reichen" Herren wußten das gute Ehepaar über dessen Vermögcnsverhältniffe so auszuforschen, daß sie bald wußten, daß 61,000 Mk. in Papieren im Hause waren. Die Gauner kauften nun zwei g-,n, gleiche kleine eiserne Geldkassetten, nahmen eine derselben mit zu Kimmerlins al» Angebinde, damit die alten Leute ihr Geld recht gut verwahren konnten. Die 61,000 Mark wurden auch in die hübsche Kassette hineingethan. Einen Tag darauf sprachen Zonino und sein Millionen- freund die Absicht aus, abzureisen. Zu dem Zweck kaufte Z. einen Handkoffer und brachte denselben in seine Wohnung bei Kimmerlin und sagte zu Letzterem, er wolle sich auch eine Kassette kaufen, um sein viele» Geld, welche» er bei sich führe, besser zu verwahren, er wolle nun mal sehen, ob eine gleich groß« Kassette wie diejenige, welche Kimmerlin erhalten hatte, in seinen Handkoffer hinrinpafse und bat sich zur Prob« die gefüllte Kassette de» K. auf einen Augen blick au», steckte sie in seinen Koffer, machte denselben zu, öffnete mochte die Schönheit und Fügsamkeit de» jungen Mädchen» freilich nicht wenig beitragen, vor Allem aber war der Umstand nicht außer Acht zu lassen, daß die Bedenkzeit bald abgelaufen war. Die erste Hosdame küßte der jungen, holden Braut die Stirn, fügte die Hand in die ihre» Sohne» und legte segnend ihre Hände auf die Häupter de» glücklichen Paare», da» sich auf die Knie vor ihr niedergelaffe» hatte. Und das geschah mit einer Würde, die d-r elften Hofdame Ihrer fürstlichen Durchlaucht alle Eh e machte. Selbst ein paar ge fällige Thränen und die versagende Stimme standen ihr plötzlich zur Verfügung. Dann mußte sich da» Brautpaar erheben und wurde von der Mutter zu Dobeneck geführt, der es stürmisch umarmte, während Frau von Schorndorf Bruno die Hand reichte, die derselbe mit Anstand an seine Lippen führte. „Ihnen danke ich mein Glück, lieber Herr Baron," hauchte Looise an Dobeneck'» Brust. «Nein, diesem da, meinem Bruno I" lehnte er freudig ab. „Nu« aber, Kinder," rief er dann—„nun laßt uns eine fröhliche Ver lobung und einen würdigen Sylvester feiern! " — Und al» der letzte Glockenschlag der zwölften Stunde vom Schloßthurme leise verhallte, da begrüßte das neue Jahr einen glücklichen Vater, einen glücklichen Sohn, ein glück iche» Brautpaar, und wir — Wullen zur Ehre der Hofdame auch annehmen — eine glückliche Mutter. Und der a'te Majoratsherr erhob sich, ergriff sein Gla» und sprach mit tiefbewegter, feierlicher Stimme: „Dies erste Glas sei ihr geweiht, meinem unglücklichen Weibe, der braven Mutter meines Sohnes, die leider, durch eine seltsam« Verschlingung von Schicksalsfügungen von wir getrieben, in der Ferne weilt, ihr Glück, Heil, Segen und Versöhnung!" Die Glüülichen stießen an, doch wunderbar! — da» Gla» der Hofdame zerbarst, die Scherben fielen klirrend zu Boden! 6. Mit dem Zurückziehen Schorndorfs au» den betreffenden G.sell- schaftSkreisen E . . .'s war die Duellangelegenheit noch keineswegs au» der Welt geschafft, in aller Stille hatte man vielmehr seiten» deS EhrenrathS des Officiercorps über die militärische Vergangenheit de» Exleutnants Erkundigungen in dessen Heimath beim fürstlich —'schen Contingenl eingezogen, die allerdings nichts weniger al» günstig für den vorlauten Mann ausgefallen waren. Sie schienen indessen die Erklärung des Hauptmanns Gelschke, daß er Schorndorf nicht für ebenbürtig halte, sich mit ihm schlagen zu können, nicht hinreichend zu rechtfertigen. Man halte deshalb beschlossen, ein Mit glied zur Vernehmung Gelschke's, der inzwischen sein neues Amt, da» eine» Kreissieuereinnehmcrs, angetrcten hatte, abzuordnen. Der Abgesandte, der in seiner Civilstellung das Richteramt be kleidete, ging mit Vorstchi, Sachkenntnis und Geschick ;u Werke, und ihm vertraute Gelschke die Mitlheilung Hoffmann'S betreffs der von Schorndorf an Simon verkauften Staatspapiere Haller's, die jetzt von Hoffmann für ihn selbst als Saution deponirt waren, au. Auch eine vertrauliche Vernehmung Hoffmann'S, des Hüttenmeister» und Landwehrofficiers, fand statt. Man erwartete nur die Zurück kunft Haller's, um nach Auslage dieser dritten Herrn Kameraden zu entscheiden, ob der leidige Ehrenhandel nunmehr geschlichtet sei, oder ob nicht gar ein Strafantrag gegen Schorndorf bei den zuständigen Gerichten wegen gemeinen Verbrechens zu stellen sein würde. Inzwischen lebte der flatterhafte neue Administrator von Wimmel burg lustig in den Tag hinein, ritt häufig nach der Stadt S-, wo er sich wieder andere Zechgenoffen gesucht hatte, die er traktirte und gelegentlich mit seinen Aufschneidereien regalirte. Frau Hulda über schüttete er mit Aufmerksamkeiten und Geschenken, und de» Oberstleutnant hintergingen Beide. Schorndorf sowohl wie Frau Hulda schmeichelten fortwährend der maßlosen Eitelkeit des geckenhaften Oberstleutnant-, um dann u« so schnöder hinter seinem Rücken seiner Leichtgläubigkeit und sonstige« Schwächen zu spotten. An die Duellangelegenheit dachte der leichtsinnige Schorndorf gar nicht mehr, er hielt sie für vollständig beseitigt. Und Hedwig! — Die Aermste war längst mit sich darüber im Klaren, daß sie mit jedem Tage weniger in diese Umgebung paßte, cs war daher erklärlich, daß sie sich, so viel als irgend thunlich, auf ihre Gemächer zurückzog. Fortsetzung folgt. ihn dann wieder und gab Kimmerlin die Kassette dankend zurück. Die Herren reisten ab. Fünf Tage nachher schloß Kimmerlin seine Kassette auf, um Gelder zu entnehmen und fand nur eine Rolle mit Kupferstückcn im Werthe von einigen Mark darin — die 61,000 M. waren fort. Der Gauner hatte die zweite Kassette in feinem Koffer gehabt und sie bei der geschilderten Manipulation mit der aeiüllten vertauscht. Fünf Tage Borsprung dürften wenig Aussicht bieten zur Erlangung der frechen Diebe. — EinalterVetcrau. Im Forsthaus am Breitensteiner Hof in der Rheinpfalz lebt der Vater des Försters, welch' Elfterer am 24. Mai seinen 97. Geburtstag feiert. Der alte Herr ist 1789 in St. Martin ge boren, mußte 1809 zu Straßburg in» 8. Husarenregiment eintteten, machte dann den russischen Feldzug mit, wurde in der Schlacht bei SmolenSk, 17. August 1812, verwundet und ihm da» Pferd unter dem Leibe er schossen. Nach unsäglichen Leiden kam er, nur nothdürftig geheilt, über die Grenze und machte die Schlacht von Grsßbeeren mit, gerieth aber im Gefecht bei Jüterbogk in preußische Gefangenschaft. Erst 1814 wurde er in Metz mit Abschied entlassen — ohne Pension. Nicht einmal sein rückständiger Sold wurde ihm auSbezahlt, da er auf dem jammervollen Rückzuge aus Rußland sein „Soldheft", da» ihm al» Beleg dienen sollte, verloren hatte. Nach seiner Rückkehr wurde er in seinem Heimathsorte St. Martin von 1821 bis 1866, also 45 Jahre lang. Waldaufseher und dann wegen Altersschwäche einfach entlassen - ebenfalls ohne alle Pension. Er war dreimal ver- hcirathet. Sein jüngster Sohn wurde in genanntem Forsthause sein Nachfolger, bei welchem der hochbetagte Held, seit 1881 Wittwrr, sich der liebevollsten Pflege erfreut. Der Veteran ist allerdings sehr gebrochen, sein Gehör ist fast ganz geschwunden, ohne Stock «nd Führer kann er sich kaum mehr fortbewegen. Wiederholte Gesuche um eine Pension wurden stets abgewiesen. — Amerikanischer Bürgersinn. Der kürzlich auSge- gebene Bericht deS Erziehungs- und Unterrichts-Departement» in Washington für das Jahr 1883—84, ein Band von mehr al« 1200 enggedruckten Seiten, enthält neben reichen «nd fesselnden statistischen Angaben über die verschiedenen Zweige de» öffentlichen Unterrichts wesens auch einen Nachweis über die öffentlichen Unterricht-anstalten zugewendeten Schenkungen. Während der 18 Monate vom I. Januar 1883 bis 30. Juni 1884 schenkten Privatleute in den verschiedenen Staaten der Union für Unterrichtszwecke im ganzen II, 270,236 Dollars (47—48 Millionen Mark). Den Löwenantheil erhielten verschiedene theologische Facultäte« mit mehr al» einer Million Dollar», am schlechtesten kamen die juristischen Facultäten weg, für die nur 200 Dollar» bestimmt wurden. Höhere Schule» (für beide Geschlechter) erhielten 776,712 Dollar», höhere Mädchen schulen 310,506 Dollar» rc. Die Zeit, über welche sich der Brricht erstreckt, wurde an Gabenfülle nur durch da» Jahr 1873 überttoffen, wo in 12 Monaten dieselbe Summe geschenkt wurde. Wie weit mag da» gesammte Europa in dieser Beziehung Amerika nachstehen? Für »«» ndncttonelle» Thett »er« Mw örtlich: Fenn» » »tz, in Lhemnt». — L«ck md verleg von Alexende» «ted, in CH«»Mtz
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