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Drittes Blatt Nr. 92 Dienstag, den 21. April 1SS1 WW IN UMM Aus dem Dresdner Bezirksausschutz Der Bezirksausschuß der Amtshauptmann schaft Dresden beriet m ferner Sitzung am Montag erneut über die Frage des Anschlusses des Arbeitsamtes Frertatan das Arbeits amt Dresden. Der Ausschuß hatte bereits früher sich gegen dreien Anschluß ausge- Epochen. Dieser Standpunkt hat sich nicht «ändert. Der Ausschuß beschloß, für den Fall, daß die Aufrechterhaltung des selb- ständigen Arbeitsamtes Freital nicht zu er reichen ser. die Erweiterung des geschafts- führenden Ausschußes beim Arbeitsamt Dresden dergestalt zu fordern, daß der Be- »irtsverband rn diefem Ausschuß vertreten rst. — Der Gemeinderat zu Klingen berg hatte die Auszahlung des Zweidritteh betrages für gewährte Unterstützungsbeträge beantragt, obgleich das Gememdedrittel nicht ausgezahlt worden ist. Der Ausschuß beschloß, die Gemeinde zur vollen Aus zahlung der Unterstützungssätze anzuweifen. — Schließlich stimmte der Ausschuß der Verteilung eines vom Arbeits- und Wohl- iahrtsministerium als Beihilfe zur Er leichterung der finanziellen Lasten aus der Unterstützung der Wohlfahrtserwerbslosen zur Verfügung gestellten Betrags in Höhe von 90840 RM. zu. Gültigkeit der Sonntags- Rückfahrkarten zum 1. Mai Mit Rücksicht darauf, daß der 1. Mal in diesem Jahre auf einen Freitag fällt, ist die Geltungsdauer der Sonntagsrückfahrkarten ausnahmsweise auf die Zeit vom 30. April 12 Uhr bis 4. Mai 9 Uhr festgesetzt woroon, fo daß die Karten benutzt werden können zur Hinfahrt vom 30. April 12 Uhr bis 3. Mal und zur Rückfahrt vom 30. April bis 4. Mai 9 Uhr. Ortstermin in Kleinröhrsdorf Am Freitag fand in KletnröhrSLorf ein OrtS- termin zur Aufklärung -er Ermordung LeS zehejährigen Gutsbesitzersohnes Gerhard Odrich statt. Der Täter, der 21jährige Zögling Schmidt, dessen Angehörige in Dresden als ehrbare Menschen leben, brach bei der Besichtigung des Odrichschen Hauses vollständig zusammen. Erst nach langem eindringlichen Zureden begab er sich auf den Boden, wo er die Tat eingehend schilderte. Er hatte bekanntlich nur einen Dieb stahl beabsichtigt, den er in Abwesenheit der auf dem Felde tätigen Bewohner ausstihrte. Er wurde aber durch die unerwartete Rückkehr der Frau Odrich am Verlassen des Hauses gestört und versteckte sich auf dem Spitzboden. Wieder holt prüfte er, ob die Luft rein sei, aber es bot sich keine Gelegenheit zum Entwischen. In zwischen kam Ler kleine Gerhard nach Hause, zog sich um und sprang barfuß auf den Boden, um nach seinen Kätzchen zu sehen. Das wurde ihm zum Verhängnis; der Knabe lief dem Schmidt, der gerade an der Tür lauschte, ob er flüchten könne, geradezu in die Arme, und um sich vor der Entdeckung zu schützen, erwürgte er das unglückliche Kind. Nun endlich konnte er slüchten. Er entfernte sich eiligst nach den Waldungen an der Staatsstraße Radeberg— Großröhrsdorf. Dort irrte er die ganze Nacht umher und wanderte hierauf nach Dresden zu seinen Eltern. Von hier wurde er wieder in die Erziehungs-Anstalt Röderhof zurückgebracht, aber wegen eines anderen Diebstahls in die Strafanstalt Hoheneck fMoritzburg) eingeliefert. Tort ließ ihm das Gewissen keine Ruhe, er machte allerlei Andeutungen über seine Tat, verlegte sie allerdings in die Gegend zwischen Nauen und Friesack. Die Kriminalpolizei er fuhr davon, vernahm ihn, und als sie ihm die Schnur vorlegte, die er dem kleinen Gerhard um den Hals geknotet hatte, brach Schmidt zu sammen. Nach der Ortsbesichtigung wurde Schmidt wieder ins Dresdner Untersuchungs gefängnis eingeliefert. Vermutlich wird nur Klage wegen Totschlages, nicht wegen Mordes, erhoben werden können. * gs Ein Anfrage wegen Thunis im Land tage. Der konservative Landtagsabgeoronete Friülche hat im Landtag eine Anfrage einge- bracht, in der er sich mit dem Wiederattstreten des holländischen Tenors Thunis in Dresden belclmstigt und die Regierung fragt, welches die Gründe für die Aushebung der Ausweisung des Thunis vor Durchführung des Rechtsweges waren, ob außersächsische Einflüsse aus die Ent schließung der Regierung eingewirkt haben und aus welchen Gründen man Thun s sogar das Wiederanstreten erlaubt und eine Verständi gung der Dresdner Polizeibehörde unterlassen hat. gs. Schiedsspruch für das Baugewerbe. Der stellvertretende Schlichter für Sachsen hatte zur Beilegung des schwebenden Lohnstreites im sächsischen Baugewerbe die Parteien am Sonnabend zu Verhandlungen geladen, die je doch ergebnislos blieben. Die daraufhin zu sammentretende Schlichterkammer fällte sodann nach zwölistündigen Verhandlungen cinstim- mia einen Schiedsspruch. Danach werden die Svitzenlöhne der Facharbeiter vom 1. April ab in der Ortsklasse 1 um etwa 10,7 Prozent, in der Klasse 2 um 10H Prozent, in der Klasse 8 um 11H Prozent, in der Klasse 4 um 13 Pro- zent gesenkt. Die Ortsklasseneinteiluna bleibt wie bisher. Alle Kampsmaßnahmen sind so fort «tnzustellen. Maßregelungen haben zu unterbleiben. Die ErklärungsWst für di« Parteien läuft bis zum 22. d. M. mittags. gs. Lohnverhandlungen in der Glas industrie. Wie der Schutzverband Deutscher Glasfabriken in Dresden mitteilt, sind die Lohntarife in der Glasindustrie zum 30. April gekündigt worden. Die freien Verhand lungen zwischen den Parteien über eine Her absetzung der Löhne sind gescheitert Am 24. d. M. finden in Berlin Schlichtungsverhand- lunaen statt. gS ««teile der Gemeinde« an der Ein kommensteuer für 1881. Wie das Ministerium des Innern bekanntgibt, ist nach dem Ergebnis der neuen Berechnung bei den Anteilen der Ge meinden an der Einkommensteuer für das Rech nungsjahr 1831 schätzungsweise mit folgenden Sätzen zu rechnen: aj aus die Einheit deS X. Einkommcnsteuer-Rechningsanteils mit etwa 7,87 Pf.; bf aus den Kops der Bevölkerung mit etwa 4,63 RM. Tie neuen Anteile gelten mit Wirkung vom 1. April 1931 ab. gs. Feiertage »m Mai. Im Monat Mai sind drei gesetzliche Feiertage zu verzeichnen, die aus Werktage fallen. Es sind dies: Freitag, der 1. Mat, Himmelfahrt Donnerstag, der 14 Mai, und der 2. Pfingstseiertag Montag, der 25 Mai. Teilnahme hervor, als es gerade am fünften Geburtstage des Kindes erfolgt«. — Grimma. Felsblöcke stürzen in di« Liefe. 2lm Sonntagnachmittag lösten sich von der Felswand an der Straße zwischen Schloß Döben und Feueresse große Gesteinsmassen und stürzten unter donnerndem Getös« auf die Straße herab, die dadurch völlig gesperrt wurde. Da der Absturz des Gesteins, unter dem sich Blöcke von mehreren Zentnern Ge wicht befinden, Sonntags erfolgte, so ist es nur einem Glücksumstand zuzuschreiben, daß keiner der zahlreichen Spaziergänger ver» letzt wurde. Dr. Sahm in Berlin Der neue Berliner Oberbürgermeister Dr. Heinrich Sahm, traf am Sonnabend in Be- seinem neuen Wirkungskreis, ein; er hat gestern die Amtsgesä-äfte übernommen. Das Bild zeigt den Oberbürgermeister bei seiner Ankunft auf dem Bahnhof Friedrichstraße. — Hainichen. Der Tod auf den Schi««««. Die zwanzigjährige Tochter des Bahnarbei» terS Wilhelm wurde am Sonnabend von einem Personenzuge überfahren. Cs liegt Selbstmord vor. Die Leich« wurde furcht» bar verstümmelt. — Leipzig. Zwei flüchtige Defraudanten stelle« sich freiwillig. Am Sonntag hat sich d«r Reichsoahnass stent Friedrich Holzweißig, der beim Fahrkartenschalter des Leipziger Haupt- bahnhoses als Kassierer tätig war und mit 15 250 RM. durchgegangen war. der Polizei gestellt. Er hatte nur noch 50 Pfg. in der Tasche und gab zu, das übrige Geld aus Rennplätzen verwettet zu haben. — Am Mon tag stellte sich der Leipziger Kriminalpolizei der seit Karfreitag flüchtige Bürgermeister von Althen, Louis Groebe. Groebe war nach Unterschlagung von Zehntausenden von Mark aus seiner Gemeinde geflüchtet. Er war nach München, Lindau, St. Gallen und Zürich gereist. Nachdem sein Geld bis auf 150 RM. verbraucht war, kehrte er nach Leipzig zurück. — Meißen. Einen Zusammenstoß nicht un erheblicher Art zwischen einigen Wagen der HagenbeckschenTransportzügehates am Montagmorgen in der 8. Stunde nach der Ankunft auf dem Triebischtalbahnhof gegeben. Es sind einige Güterwagen gegeneinander ge stoßen, auf denen Raupenschlepper, Tierwagen und sonstige Lastwagen untergebracht waren. An den Wagen ist nicht unerheblicher Material schaden entstanden, so daß ein Hilfszug entsandt werden mußte. In einem der Tierwagen stn- gS. Sitzung des Sreisausschufles. Freitag, den 24. April 1831, vormittags 11 Uhr, hält -er Kreisausschuß zu Dresden «ine Sitzung ab. U. a. kommen folgende Punkte zur Be ratung: Entschließung wegen Erteilung einer Anweisung an den BezirksverbanL Amts- hauptmannschaft Dippoldiswalde wegen Er hebung einer Nachtrags-Bezirksumlag«; Ab änderung einer Bedingung gegenüber der Stadt Freiberg, die Aufnahme eines Dar lohns in Höhe von 100 000 RM. zum Woh nungsbau betr., und Berufung der Verwal tung der Sächs. Staatstheater gegen den Stadtrat zu Dresden, Feuerschutzsteuer be treffend. gs. Der ehemalige König Friedrich August mar im Januar in Sibyllenort an Grippe er krankt. Dem ärztlichen Eingreifen gelang es, die Krankheitserscheinungen zu beseitigen, so daß die geplante Reise nach der Riviera ange treten werden konnte. Auf der Seefahrt von Rotterdam nach Genua trat «in Rückfall ein unter Wiederholung aller soeben beseitigten Störungen. Die in Rapallo -urchgeführte ärzt liche Behandlung brachte wiederum Besserung, die anhält. Jedoch schien es geraten, d'« durch die Grippe-Infektion hervorgerusene geringe Schwächung des Herzmuskels durch eine Kur in Bad Nauheim zu beseitigen. Für den Erfolg besteht begründete Hoffnung. Aus dem Lande — Bautze«. Kündigungen m der Bautzener Waggonfabrik. Wie das Bautzener Tage blatt meldet, sind in der Bautzener Waggon fabrik am 1. April wiederum etwa 50 Kün digungen erfolgt, nachdem bereits am 31. März ein Teil der Angestelltenschaft ent lassen worden ist. Nach Mitteilung der Di rektion soll es sich dabei um eine vorsorg liche Maßnahme handeln. Ein Teil der An gestellten hat beim Arbeitsgericht Klage ein gereicht, mit der sich das Arbeitsgericht Bautzen bereits am kommenden Mittwoch zu beschäftigen haben wird. — Bautzen. In der Spree ertrunken. Ein tragischer Anglücksfall hat sich in Nieder- gurig zugetragen. Das fünfjährige Söhn chen des Bürgermeister Iockusch war mit seinem Bruder an die Spree gelaufen, um Fische zu fangen. Dort versuchte der Knabe eine auf dem Wasser schwimmende Schachtel herauszuholen. Dabei stürzte er ins Was ser und ertrank. Erst nach drei Viertel stunden konnte der Leichnam geborgen wer den. Der Anglücksfall ruft um so größer« Denkmalsstürzer in Madrid Der Umsturz in der spawiZchen Hauptstadt hat manche unerfreuliche Begleiterscheinungen ge habt. Das Publikum hat sich vielfach zm Gewalttätigkeiten gegen die Wahrzeick>en des früheren monarchistisä-en Regimes Hinreißen lassen, Denkmäler gestürzt, Bilder verbrannt und Hohcit'szeiänm ge valtsam entfernt. Unser Bild zeigt das umgestürzte und zerstörte Reiterstandbild König Philipps lll. von Spanten, bas von Polizisten vor völliger Ver- » Lichtung bewahrt wirb vier Pferde verletzt worden und in einem anLe- rcn wurden die Elefanten unsanft hingelegt. DaS wäre an sich nicht schlimm gewesen, denn die Dickhäuter vertragen schon etwas. Schlimmer hätte es nur werden können, wenn, wie hier, ein Mann deS Begleitpersonals unter einen solchen Dickhäuter zu liegen kommt. Zum Glück ge schah es so, daß ihm Verletzungen nicht zugefügt wurden. Das Ganze ist eine Episode, die bei einem solchen Unternehmen, wie eS Hagenbeck darstellt, und zumal, da Menschen und Tiere nicht ernstlich geschädigt worden sind, nicht von Bedeutung ist — eben eine Episode, die daS Programm nicht im entferntesten zu beein trächtigen vermag. — OelSnitz i. D. Schadenfeuer. In Anter» Eichigt wurden in der Nacht zum Montag vom Anwesen des Landwirts Karl Hertel die Scheune und «in Schuppen durch ein Schadenfeuer vernichtet. Erntevorräte und landwirtschaftliche Maschinen aller Art sie» len den Flammen zum Opfer. — Pirna. Tödlich verunglückt. In der Nacht zum Montag wurde der 19 Iahre alte Arbeiter Klinkigt aus Pirna beim Zeltabbau des Zirkus Sarrasani von einem Balken auf den Kopf getroffen. K. wurde mit einem schweren Schädelbruch ins Krankenhaus ge» bracht, er ve.starb jedoch bereits auf dem Transport dorthin. — Plauen. Motorradfahrer fährt in «ine« Kinderwagen. Eine in Straßberg wohnend« Frau wollte mit ihren zwei Kindern im Kin» derwagen von Plauen nach Straßberg fahren. Am Eingänge d«S Ortes Straßberg wurde sie von einem Motorradfahrer aus Tober» titz von hinten angefahren. Der Wagen, in dem sich die zwei Kinder befanden, wurde etwa sieben Meter weit von dem Motorrad fortgeschleift. Ein vier Iahre altes Kind wurde herausgeschleudert und erheblich ver» letzt; die Frau selbst erlitt außer starken Prellungen inner« Verletzungen. Der Mo torradfahrer fuhr davon, ohne sich um den Anfall zu kümmern. — Zwickau. Schwere Folg?« eines Motor radunglücks. Im Vorort Lichtentanne st eßen an der Kreuzung Reichenbacher und 'Behring» straße zwei Motorradfahrer, der 25 Iahre alte Schneidemühlenarbeiter Naumann aus Mylau und der gleichaltrige Bäckerge.ßilfe Alfred Müller aus Lichtentanne, zusammen und stürzten. Dabei wurde das zne.ei halb jährig« Mädchen Rochlitzer, das sich mil seiner Mutter in der Nähe befand und ge rade Kinobilder bettachtet«, zur Seite ge» schleudert. Das Kind erlitt einen Dchädel- bruch und starb im Krankenstift alsbald. Die beiden Motorradfahrer erlitten erheblich« Verletzungen.