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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188602190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860219
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-19
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.02.1886
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Sächsischer La«des-Anreiger. Nr. 41. Freitag, 19. zebrnar 1886. K: Ls '-i. M' tz'. A - W- L k m. Schöpfer de» jetzige» Projekte« allen gerechte» Anforderungen Ge rechtigkeit widerfahren ließe, so könne man vollkommen beruhigt sein Eine Verbindung der Kunstakademie mit der Kuustgewerbeschnle balle er nicht für richtig. Er schließe sich de« Wunsche baldige» Aus führung au und bitte, die Petition ans sich beruhe« zu laßen Abg Uhleman« protestirt gegen die Anschauung, al« ob man jetzt nicht «ehr Opposition machen dürfe. Abg. Bartholomän» plLdirt für Annahme de« Deputation-Votum- Abg. Uhlwann: Er halte e- für weit anerkenurn-werther, unter Schwierigkeiten eine glückliche Lösung zn finde», al- auf freiem Platz. Gr bitte, für die Vorlage zu stimmen. Abg. vr. Heine: Gr sei der Ansicht» daß mau mit Bertraue« der Regierung die Sache überlassen könne. Abg. Strauch plüdirt für Annahme de» Projekte-, indem er ausführt, daß e» wohl bester wäre, sich in der Rede ein wenig eiozuschränken. Der Referent Hütte sich aber so au-gedrückt, daß sich Jeder klar sei» könne. Tr stimm« der Majorität zu. Noch Schluß der Debatte ergreift Abg. Bönisch da- Wort, um sich dagegen zu wahren, daß mau sich gegen da- Projekt selbst au»gesproch«u hätte, sodann Abg. Starke (Ref. d. Majorität), der ausführt, daß vorläufig in der Kunstgewerbeschule Raum genug sei. Sollte jedoch für später eine Veränderung und Verlegung beabsichtigt sei», so spreche da- gegenwärtige Project nicht dagegen. Dem Abg. Strauch könne er nur beifiimmeu. Er glaube, daß «au mit diesem Gebäude einen neuen Glanzpunkt für Dresden schüfe. Bei der Abstimmung wird die Petition de» Architekten»««»- mit großer Majorität abgelehnt und damit für erledigt erklärt. Hierauf bewilligt die Kammer: die Einnahmen Tit. 1—3 mit 9540 Ml., die Au-gabrn Tit. 4—19 wü 101,830 Mk., darunter 1900 Mk. transitorisch, fern« zur Erbannug einer neuen Knust- alademie «nd eine» Kunstau-stellungsgebäude- mit Nebenanlagr gemeinjährig und transitorisch 650.000 Mk., im Grsammtzuschuß von 742,290 Mk., darunter 651,900 Mk. transitorisch, sowie nach den vorgehendeu Darlegungen die Petition de- Architekten»««»- für er ledigt aozoseheu. Für Cap. 69 ll. > Ausgabe an den KunstfondS) werden ohne Debatte 60,000 Mk. bewilligt. Z» Hl. (Juventari- firung von Knust- und Baudenkmälerv) wünscht Abg. Härtwig «inen summarischen Dl-posttion-foud eingestellt, dessen Beschleunigung der Regierung-commiffar für nicht angängig hält. Hierauf wurden gemäß der Deputatiousauträge hierfür 14,500 Mk. transitorisch und grweiojährig bewilligt, ferner für Unterhaltung de» Rietschel- umsrum» an Ausgaben gemeinjährig 1600 Mk. Zu V Tit. 1 (Unterstützung an da- Louservawrium für Musik zu Dre-deu) werden geweinjährig 2000 Mk. gefordert, deren Erhöhung Abg Heger befürwortet, indem er auf Leipzig exemplificirt. Abg. Stark« räth ihm, diese Red« im Stadtverordnetrncollegium zu halten. Abg. Günther bittet, mit den Forderungen für Dresden anfzuhören. Hierauf wird der Depntation-antrag auge»ommeu. ES folgt die Berathuug de» Berichts über den Entwurf eine» Abänderung»- und Ergänzung-Vorschläge- de- allgemeinen Berggesetze», wobei Abg Streit da- Referat führt. Da» grsammt« Gesetz wird einstimmig nach den DepntaliouSanträgeu genehmigt. Hiermit schließt di« Sitzung Sächsisches. — Dresden, 17. Febr. Gestern Vormittag fand unter außer gewöhnlicher Lheilnahme die Bestattung de» im Atter von 76 Jahren verporbrnru Recht-anwalte» Justizrath Rudolph kohlschütter auf dem Lrinitati-sriedhofe statt. Der Entschlafene, der Bruder de- Oberhof- prediger-uud Consistorial Bicepräsidente», absolvirte mit Auszeichnung di« hiesige Kreuzschule und die Laudesunionfität, war al- tüchtiger Jurist allgemein geschätzt nnd hoch geachtet und bekleidet« seit längerer Zeit da» Amt de- stellvertretenden Vorsitzenden der Anwaltkammer <« Königreich Sachsen. — Nachdem da» Treibeis ans der Elbe sich wieder verlaufen hat und mildere Witterung eiugetreten ist, nimmt die sächs.-böhm. Dampfschifffahrt» - Gesellschaft ihre Fahrten zwischen Pirna und Dresden heule wieder auf; dieselben gelangen zunächst »ach dem Fahrplan vom 7. Februar d. I. zur Ausführung. — Bor- gestern Morgen wurde in dem zum Königl. Steiukohleuwerke Zaukerode gehörigen Königin Carola Schacht der Häuer Karl Hermann Büttner anS Döhlen durch plötzliche- Hneinstürzen von Dachkohle verschüttet nnd auf der Stelle getödtet. Der Verstorbene hintnläßt «ine Ehefrau und 3 Kind«. — Leipzig, 17. Februar. Der heutige erste grüß«« Versuch mit der Honigmauu'schen Natron Lokomotive fiel nicht ganz so glücklich an», al» die damit in den letzten Tagen auf ein« kürzeren Strecke der Pferdeeiseubahn stattgehabteu Proben. Nachdem sich Vormittag in d« elfte» Stunde eine Anzahl Herrin im Depot der Pferdebahn zu Plagwitz versammelt hatte«, erfolgte unter Leitung de» Ingenieur- Küchler die Abfahrt de» Zuge» unter dem lebhaften Jutereffe eine- zahlreichen Zuschauerpublikums. Die Fahrt ging vorerst durch Liudenau und di« Fraulfurtn Chaussee entlang auf das Beste von Patten. Auch noch in der Stadt bi- zur Kreditanstalt verlief die Fahrt ganz glücklich, und alle Beobachter stellten der neuen Maschine «u günstiges Zeugniß an- ; sie fuuctionirte regelmäßig »nd ruhig, die bisweilen recht scharfen Cnrven wurden ohne Schwierigkeiten überwunden, und der Eindruck, welchen der Zug auf die vorbei- pasfireoden Pferde hervorbrachte, war ein geringer. Die Maschine ließ nnr vor der Abfahrt in Plagwitz viel Dampf anSströmen, doch al» sie im Gauge war, hörte diese Erscheinung völlig auf und nnr vor der unfreiwillige» Unterbrechung der Fahrt strömte noch einmal Dampf an». Diese Unterbrechung trat in der Goethestraße, unmittel bar an da Einmündung de- Brühls ein und zwar nachdem die dortige Kurve paifirt war, die Maschine begann mit einem Male sehr langsam zu arbeiten, gleichsam al» ob sie die dortig« Steigung chwrr überwinden könne, und nach wenigen Sekunden stand sie ganz still, so daß der Zug nicht mehr vorwärts zu bewegen war. Mau mußte sich dazu entschließen, ihn in den Brühl znrückznbringeu, um später die schwere Maschine durch vier Pferde nach Plagwitz zurück» befördern zu kaffen. Noch am heutigen Abend bat jedoch ein zweiter Wasuch stattgefmidtn, welcher ein zufriedenstellendes Resultat ergeben hat, nachdem der Defeet an der Maschine beseitigt war. Die Fahrt ist bi- auf den Augustu-Platz ausgedehnt worden und mit Ausnahme <d>« Nein«», rasch vorübergehenden Störung in der Goethestraße glücklich vnlaufeu. — Seit einiger Zeit treibt eine besondere Sorte von .Judnstrierittun" allhier ihr Unwesen. Es find Leute, welche fast wrrthlose. aber recht blank geputzte und in die Augen fallende Metallrioge in öffentlichen Localen zum Verkauf anbieten, ihnen einen . hohen Werth beilegen nnd endlich, wenn sie den Ring nicht verkaufen Vnue», weuigsten- um rin Darlehen darauf bitten und den Rirg als Pfand zurücklasseu. Die Empfänger solcher Ringe find stets betrogen Meist geben sie 2 oder 3 Mark auf das Pfand, da- natürlich nie ringelöst wird, und müssen schließlich erfahren, daß dasselbe kaum ein Drittel ihre- DarlehuS Werth ist. Als ein solcher Jndustrieritter gestern Abend nnd zwar mit Erfolg in einer hiesigen Restauration anfgetrete« war, kam man hinter den Schwindel, nahm den Burschen fest nnd liefert« ihn am Naschmarkt ab, wo er vorläufig in Haft kr». — I« d» Liudeuauer Baumwollspinnerei «eignet« sich Montag Nachmittag ein schwerer Unglückssall; einem Arbeiter wurden beide Beine gebrochen. Der Verunglückte mußte mittelst SiechkorbeS an -N- städtische Kraukeuhau- zu Leipzig «ngeliesert werden. — Riesa. In sämmtlicheu Werkstätten der verein, vorm, grsfl. .Einfiedel'schen Werke »Lauchhammer- ist di« Arbeit in volle« Um- fange wieder ausgenommen worden. — Lunzeuau. Um einen laug gehegten Wnusch in Erfüllung zu bringen, war hi« nnd in der Umgegend eine Bittschrift anSgrlegt, io welcher um geeignete Verbindung der Bahnhöfe von Loffe» und Lunzeuau uachgesucht wird. Di« Bittschrift ist nun mit zahlreichen Unterschriften von Stodtvertretungea und Grmeindevorstäuden, sowie Großindustrielle» de» Mulden- nnd Lhemnttzthale» bedeckt an da» FinanzminiKeriu« abgegangru. — Nar-dorf. Am Sonnabend ereignete sich hier «in be dauerlicher Unglück-fall. Der Kohlenhändler Stephan hatte mittelst Geschirre- einen AnSflng »ach Rochlitz unternommen. Bei der Rück kehr wurde in der Nähe von Breiteobor» das Pferd scheu, bei welch« Gelegenheit eine Verwandte de» genannten Herrn, Frau Hahn, au» de» Wagen sprang und sich dabei so schwer« Verletzungen am Kopfe zuzog, daß der Tod noch am selben Tage eintrat. Die übrigen In- saffen kamen mit dem Schrecke« davon, denn e» gelang al»bald, da» Pferd wieder zu beruhigen — Rochlitz, 17. Febr. Gestern Nachmittag wurde auf der GeriugSwalder Straße von den durchgehenden Pferden de» Gutsbe sitzer» R in Döhlen die Frau Mehuert von hi« mit ihrem Hand wagen überfahren. Die Frau warb« verletzt und mußte in ihre Wohnung gefahren wndeu, während ihr mit Brodeu beladener Hand wagen zertrümmert wurde. — Burgstädt. Der hiesige LrzgebirgSverein hat feine Be ziehungen zum Hauptvereiue gelöst und wird in Zukunft unter dem Namen .BebirgSvereiu Burgstädt- sei» bisherige- Wirken fortsetzeu. Er beabsichtigt, in nächster Zeit Orientirnngtkarteu und Touren»«- zeichniffe für die an Naturschönheiten so reiche hiesige Gegend zu entwerfen und nach Drucklegung dieselbe» z» versenden» brzw. anSzu- hängeo. Di« Trennung vom Haoptverein ist durch die Erwägung herbeigeführt worden, daß sich da» Interesse de» Bneiu» wegen d« Lage Burgstädts im Berhältniß zom Erzgebirge nicht völlig mit den Bestrebungen des ErzgebirgSvereinS deckt und daß dem hiesigen Zweig verein die au die Hauplkaffe abzuführeude jährliche Steuer von ca. d0 M. die Füglichkeit schmälert, Veranstaltungen im Jutereffe der die hiesige Gegend besuchenden Tonristen zu treffen. — Hammerbrücke. Schon wieder wurde die friedliche Stille unsere- Dörfchen» durch Feuerlärm gestört. Am vergangene» Sonn abend Abend gegen 8 Uhr brannte e- eine» der hiesigen Haltestelle der Eisenbahn uahegelegeoen Hanse, welche» von zwei Familien be- wohnt wurde. Das Feuer fänd reichliche Nahrung und er brannte in kaum I Vr Stunde da- Han- vollständig nieder. Leider haben die Insassen einen große« The-l ihrer Habseligkeiteu verloren. Die Sutstehung-ursache ist zur Zeit unbekannt. — Elfte rberg. Wie sehr man bei offene« Wunden Vorsicht gebrauchen muß, kann nicht oft genug wiederholt werde»; es beweist die- folgender Fall, der sich jetzt hie, Wied« ereignete. Ein hiesiger Bürger, welcher sich durch Fallen eine Wunde zugezoge« hatte, be rührte beim Aufgießen de» Branntwein» zur Stillung der Wunde dieselbe mit eine« Gesäß, au dessen Rand ein wenig Rost sich ge bildet hatte. Hierdurch schwoll nach kurzer Zeit die Hand sehr be denklich an, nnd die Geschwulst arbeitet« sich bald von dem Unterarm nach dem Oberarm. Der glücklicher Weise »och rechtzeitig hinznge- zogen« Arzt konstatirte Blutvergiftung durch de» Rost, welcher sich an dem Gesäß zum Aufschütten befunden hatte. Wäre der Arzt nur kurze Zeit spät« zo Hilfe geholt worden, so würde Hilfe nicht «ehr möglich gewesen sei», weil sich dann die Vergiftung über den Ober arm hinan» über die Schulter verbreitet haben würde. — Netzschkau. Am vergangenen Dienstag fand ein für unser städtische» Wesen bemerken»werther Art statt: die Einweihung des im vorige» Jahre ueuerbauteu Armen- und Krankenhauses. Mitglieder de» Stadtgemeinderath», de» Kirchen- und Schulvorstande» und der Armrudeputatton hatten sich hierzu in dem «wähnten Hause Nach mittag» gegen 3 Uhr versammelt. — An» dem Erzgebirge.' Während die letzten Nachrichten an» New Aork üb«, da» Geschäft in Wirkwaaren von einem Aufüllem der Lager in Ganz- und Halbhaudschuhen reden, da» Eintreffen von Neuheiten jedoch al» noch bevorstehend bezeichnen, gebe» sich unsere Fabrikanten große Mühe, nm Neues und Geschmackvolles zu bieten. Di« Handschuhe wit eivgevähteu Dreieck, das prachtvolle Seidenstickerei. zeigt und diejenigen mit eivgewirkten Streifen und Mustern auf der ^ Handfläche werden also in einigen Wochen in Amerika bekannt «erden. — Gerippte Frauen- und Kinderstrümpfe, die im Vorjahr« noch starker Nachfrage begegneten und sowohl in Flor und Slauzflor ol»! auch in Seide hergestellt wurden, lagen jetzt ziemlich flau, obwohl die Fabrikanten in neuen Mustern geradezu Erstaunliches leisteten. Da» kommt daher, daß da» russische Geschäft beschränk nnd daß diesen Strümpfen durch die auf Strickmaschinen und Ränderstühlen erzeugten Maaren eine große Concurrenz bereitet wurde. Jetzt find die Strumpf Wirker mit der Herstellung der Somwerartikel für die deutsche Kund schaft beschäftigt. — Werdau. Eine überaus freudige Ueberraschung erfuhr am Montag die Familie de» MühleubefitzerS Aug. Betterleiu in klein- beruSdorf. Es «schien nämlich im Aufträge Ihrer Majestät der Königin Carola Herr NmtShauptmanu von Bose, um gedachter Familie aus Aulaß der Geburt dcS 13. Kindes ein kostbares Geschenk, bestehend aus einem goldenen Becher, zu überreiche». — Zwickau, 17. Febr. Mau klagt hier allgemein über die Volks schulen, denn dieselben «fordern ganz gewaltige Zuschüsse der Stadt. Ohne Rücksicht auf die voraussichtlich eingehenden Schulgelder an 97 000 Mk. find noch 209.319 Mk. durch Anlagen aufzubriugen. Auch da- Realgymnasium fordert einen Aulageuznschuß in Höhe von 40,000 Mk. — Herr Pfarrer Frauke hat 1000 gesammelt« gebrauchte Zwickau« Gesangbücher für deutsche Seeleute und Auswanderer nach Antwerpen abgeseodet. — Schneeberg, 16. Febr. Heute wurde die irdische Hülle unsere» so stütz verstorbenen Herrn Bürgermeisters Heinke zur Be erdigung nach Leipzig übergefühlt. Gar reiche Btumeuspendeu und Palmen bekundeten, daß sein Heimgang überall Trauer erregt hat. — Annaber g. Zur Anspornung bei der Verfolgung de» be kanntlich mit 2500 Mk. flüchtig gewordenen HauSmaon» Hartwig ist seiten» des Geschädigten eine Belohnung anSgesetzt. Denjenigen Personen, welche die Verhaftung des Diebes herbeisühren oder dieselbe durch eine zutreffende Meldung über den Aufenthalt de» Flüchtigen veranlassen, wird der fünfte Theil der im Augenblick der Verhaftung Hartwig- noch in seinem Besitz befindlichen Summe zugefichert. — Hohenstein Ernstthal, 16. Febr. In dem benach barten Oberlungwitz verunglückte der ledige 23 Jahre alte Dieustknechl Baumanu beim Fällen einer Linde, auf welche er gestiegen war, um ein Tau zu befestigen, dadurch, daß der Baum, da bereit» die Wurzeln vom Stamm gelöst waren, stürzte, und Baumanu mit ihm. Baumanu «litt mehrere schwur Verletzungen, so daß er noch in derselben Nacht, ohne wieder zur Besinnung gekommen zu sein, im hiesigen Hospital verstarb. — Am 15. Februar wurde in der neuerbauten mechanischen Weberei von A. Albert hier dir von der rlektro-techuischen Fabrik zu Taostatt fertiggestellte Glühlichtbeleuchtuug eröffnet. Dieselbe funktionirt mit 54 Glühlampen, System Bernstein, je 16 Normalkerzen stark, ausgezeichnet. Verhandlungen vor dem Kgl. Schwurgericht Chemnitz. (Bors.: Herr LandgerichlSpräsident Brückner.) -tr. 17. 2. Ter Posamentierer Friedrich TlemenS Ernst auS Schlettau (14 Jahr« alt und einmal vorbestraft) stand hrute unter der schweren An klage des Meineid- und der aus Gewinnsucht verübten Urkundenfälschung. Mau sollte es wahrlich nicht für möglich halten, daß e« Menschen giebt, die wegm eines geringen BermögenSvortheilS riSkireo, aus» Znchthan» zu komme». Uno doch ist dem so- Bei dem weitaus größten Theue der auf Meineid gerichteten Anklagen handelt eS sich um geringfügige Rechtssachen, in denen falsch geschworen worden ist. Die niedrigste Selbstsucht tritt einem h>« alt schreckliche» Gespenst entgegen und wenn dann ein Angeklagter noch daz» ein« verstockten Charakter verräth, daun steht man vor einer Larrikatur, m« sie trauriger nicht gedacht werden kann- Ernst ist ein solch« Mensch, de«, sein Verhalte» vor Gericht war ein so renitente-, daß der Gerichtshof ihn deshalb mit S Tagen Hast bestrafe» mußte. WaS die Anklage aulangt, s» ist darüb« Folgendes zu berichten: Ernst hat im April 1884 von dem jetzt verstorbenen BaKhossbesltzer Uhlmann in Scheibenberg deffen in Brünlo» gelegeneu Basthos gekauft. Kuye Zeit darauf, am 14 oder 20. April 1881 traf Ernst im SchießhauS zu Schlettau mit dem Maurer Friedrich «usta» Bönisch daher zusammen und diesen beauftragte er, im Bast-ofe zu Brüuw» zwei Stuben zu weißen. Nach Ueberwinduug mehr«« Schwierigkeiten, welche der damalige Pacht« deS Basthofs dem neuen Besitz« desselben ver ursachte, konnten die Zimm« geweißt werden. Ernst leistet« damals an Bönisch eine Abschlagszahlung von 10 M., blieb Letzterem ab« 23 M. für die geleistet« Arbeit schuldig. Aus gewissen Gründen wurde iudeß d« Kauf» »«trag zwischen Uhlmann uud Ernst wied« rückgängig gewacht. Bönisch. mahnte Ernst verschiedene Male um feine Forderung, «hielt ab« kein Geld und verklagte schließlich seinen Schuldner vor dem Amtsgericht zu Scheiben berg. ES erging gegen Ernst «io Bersäumnißurtheil. Derselbe legte jedoch dagegen Berufung em und eS wurde darauf in der Sache vor d« dritte» Eivilkammer des hiesigen Landgericht» von Neuem verhandelt. Bei dieser Gelegenheit machte Ernst den Einwand geltend, daß nicht er, sondern der in zwischen verstorbene Uhlwann dem Bönisch daS Selb schuld«, er (Ernst) habe bei Bönisch nur im Bustrage UhlmaunS d e Maurerarbeit bestellt und die» dem Bönisch damals auch ausdrücklich gesagt. ES wurde dem Trust nun ei» Eid auferlegt, durch welchen er beschwören sollte, daß « bei d« Bestellung der Maurerarbeit Bönisch mitgetheilt habe, daß er im Austrage Uhlmann» handele. Am I. Juli v I. leistet« Ernst diesen Eid und zwar, wie die heutige Beweisaufnahme zur Evidenz ergab, wissentlich gegen die Wahrheit^ denn Ernst bat nach der bestimmten Versicherung der darüber abgehörte» Zeugen bei der Bestellung der Maurerarbeit gegenüb« Bönisch auch nicht mit einem Worte UhlmannS gedacht, vielmehr hat er stets von seiner eigen» Person gesprochen Nun hat aber Ernst, um sein behauptetes Recht zu be- weisen, Herrn RechlSanwalt K. hier ein Jnventarieuverzeichniß über d» Bailhos in BrüntoS vorgelegt, in welches von anderer Hand und au ganz unpassender Stelle die Worte: »und auch weißen lasten-, geschrieben waren. Diese Fälschung begangen zu haben, war Ernst beschuldigt und auch nicht abredig, wenngleich er vorgab, es nicht zu misten, ob « eS gethan- Durch, das Gutachten de» SchristenvergleicherS Arthur Henze-Neustadt bei Leipzig wurde ab« auch in dieser Beziehung die Schuld des BngeNogten außer Zweifel gestellt. Von dieser gefälschten Urkunde bat Ernst auch dem Unter- suchungsricht« gegenüber Gebrauch gemacht. Die Geschworenen bejaht» gemäß dem Antrag« der kgl. Staatsanwaltschaft di« sämmtlicheu Schnldsrag» und der Angeklagte, welcher — wie wir noch hervorheben wollen — vom Herrn Bürgermeister aus Schlettau ein sehr schlechtes LeumundSzeugniß aus gestellt erhielt, wurde zu 2 Jahren 9 Monaten Zuchthaus, ö Jahren Ehr verlust und zur Unfähigkeit zur Eidesleistung veruriheilt. Vertreter d« kgj. Staatsanwaltschaft. He« St.-A. Böhme. Bertheidiger Herr Rechtsanwalt vr. Omar-Annaberg Obmann der Geschworenen: He« Stadtrath Richter-Chemnitz Chemnitzer Sia-t-Anzeiger. Chemnitz, den 18. Februar. — Für hiesig« Grundstück»besitzer. Zufolge H 8 der Bauordnung für di« Stadt Chemnitz wird über di« au die Stadtkaffe zu entrichtenden Leistungen, welche durch die Bauordnung unmittelbar oder auf Grund derselben von der Baupolizeibehörde gewisse« Grund stücken auferlegt, oder welche von GruudstückSbrfitzer« al» solche« d« Baupolizeibehötde gegenüber übernommen worden find, vom Stadtrath ein Berzeichniß gehalten, da» im Rathhau», Zimmer 55, von Jeder mann eingrsehen werden kau». Indem der Rath die» bekannt »acht, weist er zugleich darauf hin, daß bauordnungSgewäß die vorerwähnten Leistungen den Grundstücken al» solchen anhastru nnd ohne Weitere» ans jeden Nachbefitzrr übergehen. — Dir staatliche Grundsteuer. Der 1. Termin der diesjährigen staatlichen Grundsteuer ist am 1. Februar mit 2 Pfennigen von jeder Steuereinheit fällig gewesen. Diese Steuer ist in der Stadt-Steuer-Einnahme abzuführeu. Nach Ablauf der 14tägigeu Zahlungsfrist wird der Rath, wie er heute bekannt mach», gegen di« Restanten der vorerwähnten Steuer die vorgrschriebene, Zwangsmittel in Anwendung bringen. — Aus der Beschwerde- und PetitionSdepntatio» der Zweiten Kammer liegt ein Zusatzbericht vor, betreffend die Petition de» Lohnkelluer» Hoffbaner und der Ehefrau desselben in Chemnitz uw Gewährung einer Entschädigung desselben wegen an geblich schuldlos erlittener Strafhaft de» Erstrreu. Danach beantrage» die DiPutatiovSmitglieder vr. Pfeiffer. l> Siraumer, vr. Mehuert, Heymaun, Däbritz uud von Potenz, die Petition der Hoffbauer'scheu Eheleule auf sich beruhen zu lassen. In dem von un» erwähnten ersten Deputation-bericht über die leidige Angelegenheit ist bekanntlich die Hoffbaner'fche Petition dem Landtag zur Berücksichtigung empfohlen. — Der Bildung-Verein »Deutschland- hatte gestern Abend im Böriensaale eine Lessingfeier, zur Erinnerung au den Todestag Gotthold Ephraim LesfingS, veranstaltet. Zur Eröffnung derselben sprach Herr Gewerbschullehrrr E. Walther einen von ihm verfaßten schwungvollen Prolog, der äußerst beifällig von den zahlreich erschienenen Theilnehweru ausgenommen wurde. Sodann hielt Herr Lehrer von DoSky eine Vorlesung über da» Leben Lrsfiug'S uud behandelte schließlich deffen „Nathan-, hauptsächlich die religiösen Ansichten dr» Dichter» beleuchtend. Nach dem Vortrag blieben die Mitglieder und Gäste, unter denen sich auch viele Damen befanden, in ungezwungener Unterhaltung noch längere Zeit beisammen. — Stadtthrater. Zu dem Gastspiel Schott'» an der hiefigt« Bühne macht sich ein sehr lebhafte» Interesse im Publikum kund. Der berühmte Säuger wird, wir wir schon erwähnten, morgen in der Parthie de» »Loheugrin" auftreteu und sich am Sonntag al» »Tann« Häuser- wieder von hier verabschieden. — Der Verein gegen Verfälschung der Lebens mittel re. hi,lt gestern Abend im kleinen Saal der »Linde- eine leider nnr mäßig besuchte Versammlung mit Damen ab, zn deren Besuch Hausfrauen besonders eiugeladeu waren. Der Vofitzeude de» Verein». Herr Lehrer Friedrich, unterhielt die Anwesenden in an regendster Weise durch einen mit Experimenten verbundenen Bortrag über „Feuer uud Feuerzeug". Er gab so ausführlich, al» di« kurz« Zeit er gestatttte, einen klaren Ueberblick über die geschichtliche Ent wickelung der Feuerzeuge, dabei alle Völker nad Zeiten berücksichtigend. Wir können nnr einige» aus seinen Anführungen heroorhebeu. Bei den alten Griechen und Römern geschah da» geurraumacher', soweit eS uns bekannt geworden ist, im Allgemeinen durch das »neinanderschlagen von zwei Kieselsteinen, und da» Entzünden eine» Schwamme» durch die dabei entstehenden Funken. Doch be diente mau sich auch metallener Hohlspiegel, die durch Bereinigung der Sonnenstrahlen wie Breungläser wirkten. Zn Homer» Zeilen scheinen die Griechen zum Feueranzünder, ein Stück Holz uud eine Eisenspitze verwendet zu haben. I« Mittelalter bedient« man sich noch zweier aufeinander zu reibender Llücke Holz, nach und nach bür gerte sich dann Feuerstein und Stahl rin. Ans »iese Weise kann man noch je;t in manchen Gegenden Waldarbeiter re. die Tabakspfeife anbrenue« sehen. Au Stelle dieser Feuerzeuge traten zn Anfang diese» Jahrhunderts die von dem Franzosen Lhonnel erfundene» chemischen Feuerzeuge, bestehend au« einer mit Lrbest »nd ein wenig Schwefelsäure gefüllten Flasche und den eigentliche» besonders zub«r«iteteu Zündhölzern, die sich beim Einsühren in die Flasch« entzündeten. Erst 1833 wurde» die Streichhölzer in ihrer jetzigen Foi« erfunden und erst i« fünften Jahrzehnt diese» Jahrhundert» begonnen sie. sich allgemein einznbüraern. nach dem die Döbereiuer'sche Zündmafhine, bei welcher sich Wasserstoff»«»
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