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O weh! „Mama schickt daS Fleisch wieder zurück . . . fie sagt, eS sei so hart, daß man die Stiefel da» mit besohlen könnte." ,Marum hat sie eS denn nicht getan?" „Sie konnte die Nägel nicht durchbekommen!" * Frech. Flebbe bewirbt sich um eine Anstellung. „WaS daS Gehalt betrifft", sagt der Thes, ,Mll ich mich noch nicht binden. Mein Grundsatz ist, Leistungen zu bezahlen." ..Ob Sie sich daS bei mir nur leisten könne' Verden", zweifelt Flebbe. Gründlich. »ZSarum schiebst du immer die Bezahlung dei ner Schuld an Meier hinaus — einmal wirst du Loch zahlen müssen", meint MuckS. „Vielleicht auch nicht", sagt Pump, „möglich, daß Meier inzwischen daS Zeitliche segnet." „Na, daS ist ja allerhand", staunt MuckS, „du willst sogar, daß andere ihre Verpflichtungen an die Natur zu deinen Gunsten einlöseul" Der Schwertschlucker. „Unerhört! Hat meine Frau wieder Zwiebeln damit geschnitten!" * Seine Sorge. Fritzchen wurden einige Zähne gezogen. Fritz- chen heult. „Tut ja nichts", tröstet der Zahn arzt, „die wachsen schon noch wieder." „Aber werden sie auch vor dem Essen wieder- gewachsen sein?" * Ueberzeugt. Troll kommt nach Hause und findet seine Wohnung von Einbrechern auSgepltindert. ,Hetzt glaube ich endlich mal Edgar Wallace", ist sein erster Gedanke. * Uebersluß. „DaS beste, was ich Ihnen anraten könnte, wäre eine Seereise", sagt der Arzt zum Patien- ten. „Können Sie das ermöglichen?" „Und ob — ich bin Koch auf -er „Bremen"." So war cs nicht gcmei ,Hch glaube, Frau Schulze, wir werden heute »ach Schnee bekommen .. ." Erlebnis mit einem eigenen Gedicht Von Josef Robert Harrer. Ja, eS kommt vor; auch Gedichte, eigene Gedichte, können Erlebnisse vermitteln. Boshafte Kollegen werden jetzt — wie der Mephisto auf der Landschmiere — hämisch in sich hineinlächelu und sagen: „Was das schon für Erlebnisse sind! Vielleicht hat er ein Gedicht zum hundertstenmal unge lesen zurückerhalten, und nun feiert er dieses, für ihn gar nicht seltene Jubiläum als ein Erlebnis mit einem eigenen Ge dicht! Daß ich nicht lache!" So sagt der Herr Kollege und — schreibt in der näch sten Sekunde ein Gedicht; er will zeigen, daß er es noch schlechter kann als ich. . . Aber das war ein Abirren vom Thema! Das Erlebnis hat nichts mit einem Schrei ben zu tun, in dem es so schön — und vor- aedruckt — heiht: „Wir sind mit Stoff so sehr überladen, daß . Und so senden schreiben muß... Ich überdachte mein Gedicht und faßte bebend den Entschluß, nach meiner in Versen gegebenen Methode Anknüpfungen zu versuchen . . . Ich fand keinen Mut. Ich nahm mir vor, leise bis hundert zu zählen und dann . Mer da kam ein junger, eleganter Herr und setzte sich zwischen mich und das Mädchen. Und in der Hand hielt er den neuesten ,Kolibri". Ich fluchte innerlich und wünschte den Eindringling in jenes Land, in dem die Kolibris frei herum- fltegen. Der Herr schlug den „Kolibri" auf und begann zu lesen; ich hörte ganz deutlich, daß er holprige Verse skandierte. Ein schiefer Blick in das Magazin belehrte mich, daß er meine Verse las. Und plötz lich begann er laut zu lachen, er schlug sich die Schenkel, er machte Ausrufe, I« Jahr« 1SSL Großmama strickt Strümpfe. wir das interessante Mannskript mit bestem Dank zurück . . ." Um gleich allem die Spitze abznbrechen und damit der Herr Kollege zerspringe: es handelt sich um ein bereits gedrucktes Gedicht von einigen achtzig Zeilen; dieses Gedicht handelt von der Liebe und bringt, durch Lie Zeichnungen eines witzigen Künstlers wirksam gehoben, dem schüchter nen. aber liebeshungrtgen Jüngling in amüsanter Art Anweisungen, wie er die Bekanntschaft eines jungen Mädchens fin den könne, wie er es anstellen müsse, um nicht gleich beim ersten Wort von der Maid abgewiesen zu werden. Trotz aller Bescheidenheit kann ich sagen, daß daö Gedicht gut ist; es hat Witz, es hat Kern und es weiß, was es will, wenn auch die Reime nicht neuester Prägung sind. Aber die Reime des Herrn Kollegen sind noch — abgenutzter . . . Der Gedanke an den freundlichen Kol legen stört mich immer wieder. Ich will ihn zu vergessen suchen. Das besagte Gedicht also war vor weni gen Tagen in dem bekannten Magazin „Der Kolibri" erschienen. Ich trug ein Exemplar bet mir, nicht etwa, um meine derentwegen ich ihn am liebsten erwürgt hätte, und wandte sich unvermittelt an mich: verzeihen Sie, mein Herr, ich muß Sie, da Sie intelligent und witzig aussehen, um etwas fragen. Sie scheinen ja Zeit zu haben." „Bitte, fragen Sie immerhin!" sagte ich und schluckte einen Tternamen in mich hinein. „Haben Sie schon den neuesten .Kolibri' gesehen?" Ich verneinte und schob mein Exemplar noch tiefer in Lie Tasche. „Da steht ein Gedicht über die Liebe; eS will Anleitungen geben, wie man sich Mädchen nähern könne . . . Nein, zu dumm, zu lächerlich! Als ob heute in Ler modernen Zeit Lie Sache so schwer wäre. Hören Sie nur!" Und er las mir mem Gedicht vor. Ich sah, daß das Mädchen bereits aufmerksam aeworden war und vor sich hinlächelte. Bisweilen lachte sie voll heraus . . . Ich hätte versinken kön nen. Ich versank nicht, sondern lächelte auch, wahrscheinlich sauer wie effigsaure Tonerde . . . Und Ler Herr zerquetschte mit seiner Ironie meine schönsten Pointen Erkenntnis. ,^Nann hast du eigentlich entdeckt, daß „Als ich mich das erstemal ärgerte, wie du ihn liebst?" u«an ihn einen Dummkopf nannte." vorigen Jahrhundert stamme, -aß er un glaublich unzeitgemäß sei, daß —" Ich lachte so laut auf, Laß der Herr in seiner Rede innehielt. „Was ist Ihnen?, fragte er dann. „Ach, nichts, ich erinnere mich nur, daß ich den Autor dieses Gedichtes flüchtig kenne und daß er ein moderner, junger Mann ist." DaS Mädchen meinte geringschätzig: „Sagen Sie ihm, bitte, er soll das Ge- -tchteschreiben aufgeben. Bon der Liebe versteht er gar nichts, von der Annähe, rung noch weniger? „Sehr richtig!" meckerte der Herr zwi. schen uns . . . Und dann sprach er mit der Dame weiter, die Worte wurden immer leiser, so daß ich nichts mehr ver stehen konnte. Mich interessierte es auch nicht. Ich war so wütend, ich war so trau- Ein Phänomen „Na, Frau Krause, waS macht Ihr kranke» Goldfischchen?" „Ach, banke, eS ist wieder auf den Beinen." rig, daß ich kaum aufsah, als -er Herr mit dem Mädchen sich entfernte . . . Warum hat er über mein Gedicht ge- schimpft? Verdankt er ihm schließlich nicht, daß er ein nettes und schönes Mädchen kennenlernte? Und gibt es vielleicht nicht zur gleichen Zeit viele Männer, die mit meinem Gedicht, direkt und mehr noch in direkt, eine junge Danre kennenlcrnen. Und ich soll leer ausgehen? ... Ich habe noch nicht einmal das Honorar — zehn Mark oder weniger — für das Gedicht er halten . . . Nun, Herr Kollege, lachen Lie noch immer? Jetzt haben Sie Grund dazu . . . * Großmütig. sämtlichen Bekannten und Verwandten bis ins 27 Glied damit zu beglücken . . . Nein, ich wollte an Hand des selbst ver faßten und in Reime gegossenen Anlci- tcrs, wie man zur Liebe kommt, mein Glück bei den Damen versuchen. Denn glauben Sie mir, so schön und überzeu gend — überzeugt? — ich auch gedichtet batte, ich selbst hatte alles nur aus der Phantasie genommen und nicht aus dem Leben. Zwar glaubte es Lie hübsche Re- daktionssekrctärin nicht, als sie zufällig das Gedicht las; denn sie sagte verächtlich zu mir: „Zuerst locken Sie die Mädchen auf den Leim, säuseln hübsche Worte usw., dann eilen Sie an die Schreibmaschine und machen ein Gedicht daraus. Schämen Sie sich, Herr T—o—k—t—o—r!" Nein, sie glaubte mir nicht, daß vielleicht nur meine eigene Sehnsucht, daß eigenes Lie- beSleid die Ursache sei, daß . Und ich kann nicht zum Psychoanalytiker lau fen und mir die Bestätigung holen, daß nur die verdrängten Komplexe und ge wisse Hemmungen schuld seien, daß dieses weise und Kennerschaft verratende Gedicht von mir geboren wurde. Ich reagierte ja nur ab . . . Mein ,Kolibri"-Exemplar in der Tasche, nahm ich im Park auf einer Bank Platz, ganz am äußersten Ende einer Bank: denn am anderen Ende saß ein Mädchen, ein Ntä-chen, über das ich nächstens Verse und Lie schönsten Reime. Schließlich, als er das Gedicht vorgelesen hatte, meinte er: „Glauben Sie nicht, daß man den Autor dieses Gedichtes einsperren sollte?" Da regte sich in mir -er Selberhaltungs- trieb und ich sagte: „Einsperren? Warum nur? Der Dich ter hat bestimmt —" „Dichter nennen Sie den Schreiber sol cher Verse? Mein Herr, Sie schen auch viel moderner aus, als Sie sind . . . Ich glaube, wir werden zu keinem Ergebnis kommen . . . Vielleicht ist die Dame so liebenswürdig, eine Entscheidung abzu geben?" Ich war für ibn nicht mehr vorhanden. Er grüßte das Mädchen und sagte: „Gestatten Sie mir, daß ich Sie störe. Ich streite eben mit dem Herrn über die Berechtigung dieses Gedichtes. Darf ich es Ihnen —" „Nicht notwendig, ich habe alles gehört!" „Das ist reizend von Ihnen, Fräulein . . . Nun, was sagen Sie dazu? Was würden Sie tun, wenn es jemand ver- suchte, Sie nach der Methode dieses Ge dichtes anzureden?" „Ich lasse mich überhaupt nicht von fremden Männern anreden " Der Herr lächelte verbindlich. „Ich setze nur den Fall, mein Fräu lein . . . Sie werden sich aber bestimmt denken, daß -er Herr, -er eS täte, aus -em „Liebster", ist Lilli verzweifelt, „wir können nicht heiraten, Vater hat gestern sein ganze» Vermögen verspielt." „Macht nichts", sagt Egon, „ich hab's ihm nämlich abgewonnen." Dau» allerdings. „Meine Frau hat einen Fehler, sie kann keine Bohnensuppe kochen." „Und -aS nennen Sie einen Fehler?" „Allerdings — weil sie sie trotz- dem kochtl"