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Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188601210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860121
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-21
-
Monat
1886-01
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.01.1886
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Sächsischer Landes-Anzeiger. Nr. 16. Douuerstag, 21. Januar 1886. k ei»g«fchrieb««en Hülfskassen gege« da» Vorgehen der Dresdner OrtSkraukeukassen resp. de» DreSduer Etadtrathe» hat da» Mtuiperium de» Inner« ln einer Verordnung vym 11. Jan. an die KreiShanptmanuschaft in alltnPmften den Beschwerdeführern Uu- «cht amm «WA! Ru» 'Mftzt Punkte der Verordn««- seien her- »orgroobe«. Da» Ministerium vermag e» nicht für rwgerechtfertigt «» halten, wenn die OrtSkrankeukaffen, so lang«, der Nachweis der Befreiung von der Verpflichtung zum Beitritte bei ihnen nicht geführt worden ist, die «ach ihrer Ansicht au fl« zu entrichtenden Beiträge buchen uüd dir» >dttt> Arbeitgeber« z«r Einzahlung mlttheilen. Ebenso wenig ist es ««tzerrchtferllgt/Zahlung dieser Beiträge anzuuehmeu u»d im Widersprnchrfalle Entscheidung gemäß 8 58 de» Krankeu- verficherungSgesetze» herbeizusühren. WaS di« Beschwerde aulaugt, daß von ded Ortrkrankenkaffe« zu Dresden ungeachtet der von der befugende« höhere» Verwaltungsbehörde die durch di« Beschwerde- führ« vertretenen eingeschriebenen Hülstkaffen al» den Erfordernisien de» Z 58 de» KrankeuversicherungSgrsetzeS entsprechend nicht aner- kaunt worde« find, so geht da» Ministerium von dem Grundsätze an», daß die rechtliche Bedeutung der gedachten Bescheinigung darin besteht, daß durch dieselbe die Verwalter der Grmeindekranken- Versicherung, sowie die Vorstände der Ort»-, Betriebs« (Fabrik ) >e. Krankenkasse« der eigenen Prüfung der Frage, ob eine eingeschrie bene HülfSkaffe, deren Mitglieder die Befreiung von der Verpflicht- »ng, der Gemeindekrankenverficheruug oder einer organisirten Kaste beizntrrteo oder ferner anzugehören, in Anspruch nehmen, de» An- sorderunge« de» § 75 de» KrankenverficherungSgesetze» genügt, in der Regel Überhobe« sei« werden, daß ihnen aber die Befugniß, diese Prüfung vorzunehmen, und auf Grund derselben die bean- spruchte Befreiung zu beaustanden, durch den Nachweis der ertheilte» Bescheinigung nicht entzogen wird. Wenn nun die OrtSkraukenkasteu z« Dresden der erwähnten Prüfung sich unterzogen haben, so kann ihnen hiernach die Berechtigung hierzu nicht abgesprocheu werden. Hier aber handelt e» sich nur um die Frage, ob eine solche Be- rechtignng den OrtSkrankeukaffen zur Seite gestanden hat, nicht um di« Zftage, ob «S sich nicht bester empfohlen hätte, von der Prüfung abzusrheu. — Im Sommer v. I. wurde der hiesige Rechtsanwalt vr. Kunath von dem EhrengerichtShof für die Anwaltskammer de» Königreich Sachsen zu der höchsten Strafe, — Entsetzung von seinem öffentlichen Amte — verurtheilt. Hiergegen legte vr. Kunath da» R«cht»mitt«l der Berufung rin und e» hatte sich nunmehr der Ehren- gerichtShof beim Reichsgericht mit dem Prozeß zu beschäftigen. In- zwischen und nachdem sich vr. Kunath iusolge seine» aufgeregten Zu- stanhr» von den Geschäfte« ziemlich zurückgezogen hatte, setzte Rechts- anwtflt Petrrse« hier in Stellvertretung vr. Kunath'S dessen sach« walterische LHLtigkeit fort. Nunmehr hat auch die entscheidend« Instanz i» Leipzig gesprochen und — da» frühere Urtheil Bestätigung ge funden, so daß die Funktion vr. Lnnath'S als Rechtsanwalt erloschen ist. — Obschon nur eine oberflächliche Beschreibung derjenigen Menschen gegeben werdrn konnte, welcher am 14. d. gegen Abend «inen mit zwei Pferden bespannte« Schlitten hier entführt hat, und die von dem Diebe Ungeschlagen« Richtung nur bis znr Stadtgrenze mit Sicherheit fest, gestellt/werden konnte, ist «S doch einem der von hier mit dem Be- stohlenen nach Berlin entsendete« Sicherheitsbeamten gelungen, den Gesuchten mit Hilfe der Behörde in Rixdorf zu ermitteln und die Pferd« herbeizuschaffe«. Der Dieb ist «in 30 Jahre alter, schon mehrfach, auch mit Zuchthaus bestrafter Brauergehülfe aus Berlin. Er hatte unterwegs den Schlitten mit einem kleinen Wagen vertauscht «ud war unausgesetzt bemüht gewesen, seine Spur so viel als möglich »« verwischen.— Der Kgl. Hauptmaun a. D Herr Max Thilo von Trotha, Ritter der Berdienstordev» mit der Kr.-Dez., de» Eisernen Kreuzes und deS Rothe« Adler-Ordens 4. Cl. ist an den Folgen einer durch Pferdeschlog vernrsochteu Kopfwunde verstorben. Derselbe gehörte dem 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm" mit kurzer Unterbrechung während seiner ganzen «ehr als 20jährigen Dienstzeit und bi» Ende v. M. au. — In recht empfindlicher Weise wurde die »Künstlercarriere* einer »virlberühmteu", auch anderwärts »icht unbekannten Seil« und Trapezkünstlerin durch ein am Sonnabend Ans einer Familienchronik. E» sind un« bi» auf wenige Monate zehn Jahre, daß di« aristokratische Gesellschaft von Rom durch einen plötzlichen Todes fall in schmerzlichste Bewegung versetzt wurde: Prinz Loui» Sayn Wittgenstein-Sayn war einem Herzleiden erlegen, ein junger Mann von kaum dreißig Jahren» glücklicher Gatte seit wenigen Jahren. Gr war nach Rom gekommen, seine Verwandten aufzusuchen und für sein Herzleiden Linderung zu finde». Man hatte ihn und seine jnuge, reizende Gemahlin überall mit offenen Arme« em, pfünge«, nur wenige Wochen dauerte das Vergnügen, mit einem Schlage war da» ganze Glück de» jungen PaareS vernichtet. < war «ine LiedeSheirath in de» Wortes vollster Bedeutung gewesen. Der jung« Prinz Ludwig kümmerte sich nicht «m den Protest seiner Familie und führte dar nur einfach adelige Fräulein Amalie von Lilienthal heim. Die Wittgensteins find das erste Adels- grschlecht von Holstein, durch Jahrhunderte verwandt mit den Hohenlohe-SchillivgSfürst, den RadziwillS, DolgorukiS und TrnbetS koj», ja «in Zweig verläuft sich bis in die königlich preußische Familie hinauf. ES gähnte also zwischen diesen beiden Sorten von Aristokraten «ine unausfüllbare Kluft. — Prinz Ludwig sprang über den Abgrund mit raschem Anläufe. Er hatte nicht Ursache, die kühne That zu bereuen, körperlich und geistig paßten die Beiden vortrefflich zu einander; er ein schöner Jüngling, sie eine Blondine von entzückendem Reize, lebten fit nur ihrer Liebe und, «« von den verschiedene« Gehässigkeiten der erzürnten Familie Ruhe zu habe«, begaben sie sich ans weite Reisen, nach Palästina, nach Algier, endlich «ach Italien. DaS zunehmende Herzleiden war die einzige trübe Wolke auf dem Firmameute ihres Glücke». Lr wußte, welch' trauriges Schicksal seiner harre und bestellte al- vorsorglicher Gatte schon im Jahre 1873 die uöthigen letzten Dinge: da» Testament. In diesem Testamente, mit dessen wört- lichrm Abdruck da» Buch beginnt, in dem die Prinzessin ihr« Leidensgeschichte, welche ihr durch die stolze Sippe ihre» Gemahles bereitet wurde» erzählt und da» seit Wochen die Pariser Blätter beschäftigt, wurde seine Gattin zur Universalerbin eingesetzt. Im achte«, dem vorletzten Paragraphen, spricht er die Hoffnung au», daß sein« »nächsten Verwandten" seiner geliebten Gemahlin jene Achtung und jene Rücksichten erweisen werden, die sie verdiene nud di« ihr zukommt»; er spricht weiter die Hoffnung au», daß die Gegenwart seiner sterblichen Hülle sie schützen werde gegen jegliche Unbill der Seinigen, so lange sie auf Schloß Sayn wohnen werde zur Zeit die Leichenbestattnng. ES ist eine schön« Besitzung, das Gnt von Sayn, in herrlicher Lage, unweit de» Rheine», ein alte», wohlrestaurirteS Schloß an» dem elfte« Jahrhundert. Im Wonnemonat de» Jahre» 1871 brachte der junge Prinz seine eben angetrante Gattin dahin. Dort, wo sein Glück begonnen, wollte er begraben sein. Dorthin beschloß auch die Wittwe, sein« Leiche zu bringen. Sie schrieb an ihre Verwandte«, ihr da» nöthige Geld zu senden; sie erhielt zur Antwort, sür sie habe «an keine». Die den Wittgenstein» verwandte Familie der Fürsten Ehigi in Rom ermöglichte den Transport de» Leichnam» und di« Rückreise der Frau nach Deutschland. Sie brauchte 15,000 Franc», um die Aerzte, da» Hotel, da» Leicheubegäugniß und den Transport dü» Leichnam» z« bezahlen. E» war «ine jammervolle Fahrt von vom Dresdner Landgericht gefällte« Urtheil unterbrochen. Di« 26jährige Enkelin de» alten Kolter, Elise Hulda Gisela Weitzmau n, wurde wegen wiederholten RückfallSbetrugeS zu 2 Jahren 2 Mouateu ZuchthquS, 600 M. Geldstrafe und 4jährigrm Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Me Wenige der vielen Tausend« von Bewunderern dieser »reizvollen, elastische« Gestalt", die znletzt hier auf der Dresdner Vogelwiese unter dem Namen Miß Minute Weitzmau als Königin d« Lust unter kolossalem Andrang austrat, werden hinter dieser gefeierten Weiblichkeit eine abgefeimt« Betrügerin vermuthet haben. In Breslau, Görlitz, Cottbu», Bautzen und Plauen ist die Weitzmanu bereit» sieben Mal wegen Betrug», darunter mit Zucht hau», und zuletzt 1883 in TottbuS wegen Meineide» zu einem Jahre Zuchthaus verurtheilt worden. Die jetzige Strafe verwirkte sie wegen verschiedener Betrügereien, di« sie auf einer »Kuufireise« in Meißen verübt hatte. — Zittau. Am Sonnabend früh fanden Holzfuhrleute aus Lückendorf in der Nähe de» FmsthanseS Nr. 6 am Hochwalde di« Leiche eine» Manne». Der Leichnam wie» zwei Schußwunden am Rücken auf. In dem Todteu erkannte man den 58 Jahre alten Franz Müller an» Cunnersdorf bei Böhmisch-Zwickau. Der Ber storbene, welcher eine Wittwe mit fünf Kindern hinterläßt, stand im Verdachte, sich mit dem Eiupaschen von Cigarren beschäftigt zu haben. Die „Bohemia" schreibt: Sounabend Nacht» traf eine Finavzwach Patrouille am Hochwald bei Gabel nahe ber sächsischen Grenze drei Schmuggler. Als aus den Haltrus die Schmuggler flüchteten, gab die Finauzwache Feuer. Ein Schmuggler wurde durch eine« Schuß getödtet. — Freiberg. In der letzten Stadtverordnetensitzuug wurde mitgetheilt, daß da» beschlossene Bier-Regulativ von der kgl. Kreis hauptmannschast in der Hauptsache genehmigt worde» sei, daß diese Behörde jedoch die verschiedene Besteuerung der LuxuSbiere (äußer- deutsche mit 2 Mk. Pro Hektoliter und vereinSländische mit 65 Pf. Hektoliter) al» unthunlich bezeichnet. Der Stadtrath hat beschlossen, von der Steuer auf hier gebrautes einfaches Bier 25 Proceut abzu- laflen. Darnach würde sich die Steuer auf alle schweren Biere ohu« Ausnahme auf 65 Pf. pro Hektoliter stelle«, auf da» einfache Bier 25 Pf. pro Hektoliter, wovon sür das hier gebraute einfache Bier noch ein Rabatt von 25 Procent in Abzug zu bringen ist. — Leipzig. Wie wir hören, ist der wegen unzüchtiger Handlungen mit Kindern zu einer Zuchthausstrafe von 1 Jahr 3 Monaten verurtheilte und vorläufig gegen eine hohe Cautiou auf freiem Fuße belassene Kaufmann Straßburger flüchtig geworden nud hat bisher nicht erlangt werden können. Der wegen de» gleichen Verbrechen» verurtheilte RittergutSpächter Richter, welcher sich eben falls gegen Cautiou auf freiem Fuße befand, ist vor einigen Tagen wieder verhaftet worden. (Letztere» haben wir bereit» in gestriger Nummer mitgetheilt. Red.) — Laut dem 5. Verzeichniß der bei der Zweiten Kammer eingegangrnen Petitionen haben die Die «er ge hülfen beim köuigl. Land- und Amtsgericht Leipzig eine solche um Verbesserung ihres DieusteinkommenS eiugereicht. — Gohlis, 19. Januar. Von der immer wehr steigenden Entwickelung unseres Ortes legt am besten der Umstand Zeugniß ab, daß im verflossenen Jahre von dem OrtSvorstande, als der beauftragten Baupolizeibehörde sür Gohlis, 107 Baugenehmigungen (gegen 67 im Jahre 1884) ertheilt wurven. ES entfiele« davon 35 (gegen 20) auf neue Vorderhäuser, 10 (gegen 10) aus Reden- und Hintergebände, 19 (gegen 11) auf Ställe und Remisen, 18 (gegen 9) auf Werkstätten, Gewächshäuser rc., 18 (gegen 14) auf StockwerkSaufsetzuugeo, An bauten rc. und 7 (gegen 5) auf innere Neubauten «. vergl. Außerdem wurden von der Amtshauptmannschaft genehmigt 6 Fabrik- «nd Gewerbeanlagen, und überdies entstand noch die zweite neue Schule. Die Zahl der bewohnten Gebäude betrug am Jahresschlüsse 628, gegen 510 im Jahre 1880. — BolkmarSdorf, 19. Januar. Der seit dem 1. December 1883 hierorts stationirte Gendarmerie-Brigadier Herr Karl Schön iger wird zum 1. März d. I. als Obergendarm nach Flöha bei Chemnitz versetzt. Durch sein entschiedene» und doch hnmaneS Auftreten hat Rom nach Koblenz. »Der Körper zerschlagen vor Uebermüdung, die Seele verzweifelt, so reiste ich Tag und Nacht, von Zeit z» Zeit durch da» Fenster sehend nach dem versiegelten Leichenwagen, der den theuren Tobten nach seiner Heimath führte." Jndeß das Elend fand da nicht sein Ende, sondern e» begann erst recht. Der Abtrünnige der Wittgen stein», der «S gewagt, eine gewöhnliche „Edle von" zu heirathen, sollte nicht einmal als Todter da» Schloß seiner Väter betreten. Sein eigner Bruder Friedrich, der von Kassel, wo er garuisonirt war» eiligst herbeigekommen war, ließ die sämmtlichen Räumlichkeiten sperren und versiegeln «nd als der Leichnam vor das Schloß gefahren kam, ver wehrte er besten Uebernahme. Die arme Frau erinnert ihn an da» Testament, weint, fleht, bittet, alles umsonst. So wie an dem un vergeßlichen Tage, da sie in das Schloß als junge Frau einzog, die Bevölkerung der Umgegend herbeigeströmt war, um den Prinzen und seine Gemahlin z« begrüßen, so war sie auch jetzt zahlreich erschienen, ihm die letzten Ehren zn erweisen. Die bedrängte Frau erkundigte sich, ob' denn auch die Grnst versperrt sei. Die Gruft war nicht versiegelt. Doch konnte man in derselben den Leichnam nur dann nnterbringen, so mau nicht den Weg durch da» Schloß nahm nnd den konnte man nur nehmen, wenn man die zwei oberen Särge von der Leiche deS Prinzen Ludwig entfernte. Er war in drei Särge gebettet worden. Und so mußte denn, während ein furchtbarer Sturm loS- brach, auf offener Straße die Prozedur »angesichts des Himmels und der Bevölkerung von Sayn" vorgenommeu werden, damit der Leichnam seine Ruhe finde. Der Ingrimm der verfolgten Frau gab ihr jedoch den Gedanken ein, den Leichnam nicht dort sür immer ruhen zu lassen und sie hob ihn wieder au» der Gruft, um ihn auf dem OrtSfriedhofe von Sayn zu bestatten. Was weiter geschah, läßt sich kurz sagen. Die Wittgenstein» anerkannten das Testament nicht, sie bestritte« die Gültigkeit der Ehe und — die Berichte sprachen das Urtheil aus, ihre Ehe sei eine morganatische gewesen. Sie apellirte an den König von Preuße», der ihr da» Recht zugestand, den Titel einer Wittwe nach dem Prinzen Ludwig von Sayu-WittgensteiN'Say» zu führen. Mao erkennt un schwer daraus, daß mit dieser Erlaubmß eigentlich dem GerichtSspruch Unrecht gegeben wurde. Die Prinzessin wandte sich nach Paris. Nach langen Jahren deS Unglücks ist sie wieder glücklich. Sie selbst meldet r» dem Leser durch die WIdmuug ihre» Buche», das hinter dem Titelblatt« stehend, Folgendes besagt: »Meinem Verlobten, dem Baron HanS von Reischbach, widme ich diese Blätter, damit er den Jammer und die Schmerzen kennen lern«, welche mir die Mitglieder der fürstlichen Familie Wittgenstein bereitet, deren Namen für immer aufzngeben ich ;o glücklich bin.", Au- sr«ch und Fe*u. — Großes Eisenbahn-Unglück in Amerika. AuS Newyork wird gemeldet: Zn der Nähe von Valdivia (Chili) verun glückte rin Militärzug, in welchem sich gegen 500 Soldaten befunden gatten. Elf Offiziere und neunzehn Soldaten fanden den Tod, gegen achtzig Personen wurden schwer verwundet. — Eine 111jährige Frau. Vorgestern Morgen wurde dem Bürgermeister Uhl in Wien «in Bittgesuch überreicht, daß die Pfründe, welche Fra« Magdalena Pouza, Weyringergaffe Nr. 8 wohnhaft, aus der GroßarmenhanS-Stiftung mit 6 fl. 50 kr. monatlich bezieht, «nt- sich Herr Schöniger hierorts die Achtung aller Kreise erworben und wird sein Scheiden allgemein bedauert. — Wurzen. Wegen de- blutigen Zusammentreffen- am 29. Der. v. I. zwischen Wilddieben und dem Forstprrsonal im Forstrevier Thammeuhain bei Warzen ist di« gerichtliche Untersuchung vom Königl. Landgericht Leipzig eingeleitet und Derjenige, der vom ForstgehÜlfen bestimmt atS einer der Hauptbethelligten bezeichnet wurde, in Untersuchungshaft genommen worden. ES ist die» der GroßgutS- besitzer Kretzschmar in Schilda». Derselbe ist verhelrathet und be findet sich in sehr guten VermögeuSverhältviffe». Der Ander«, auf den sich ebenfalls der Verdacht geleult und der am Montag verhaftet werde« sollte, hat sich am vergangenen Sonnabend in seiner Wohnung in Schilda« erschossen. Der in Haft geüommeae Kretzschmar ist durch den Schuß deS ForstgehÜlfen mit Vogeldunst im Gesicht schwer verletzt, das eine Auge ist völlig zerstört und sür da» andere ist wrnig Hoffnung, e- zu erhalten. Außerdem find Schrote durch die Nase und andere GefichtStheile gedrungen. Der durch einen Schuß in der Schulter verletzte Forstgehülfe befindet sich auf dem Wege der Beffer- «ng. Der Wilddieb hatte hinter einem Baumstamme Deckung gesucht. Nachdem der eine Wilddieb verwundet gewesen, habe« sie die Aucht uuter Zurücklassung ihrer Jagdbeute — ein Rehbock — ergriffe«^ die ForstgehÜlfen, von denen einer selbst verwundet, haben von einer Verfolgung derselben umsomehr absehen zu müssen geglaugt, weil sie noch mehr Wilderer in der Nähe vermuthet haben. Wilddiebereien gehören im Thammruhainer Revier leider nicht zu den Seltenheiten, und in dem Verdachte steht der verhaftete Kretzschmar seit längerer Zeit. — Plauen, 18 Jan. Dem Verein für Arbeitercolouien ist durch Herrn Oberbürgermeister Kuntze von einem unbekannten Freunde der Arbeitercolonie in 5 Stück 4 Proc. preußischer consolidirter Staats anleihe zu je 500 M. die Summe von 2500 M. übergeben worden, mit deren Zinsen der gütige Geber seinen Jahresbeitrag sicher zu stellen gewünscht hat. Unter Hinzurechnung dieser 2500 M. find bis jetzt eiugegangen 61,835 M. X Werdau. Der Reichstag hat in seiner Sitzung am Diens- tag die Forderung von 60,000 Mark als erste Rate zum Ban eines PostgebäudeS in hiesiger Stadt genehmigt. Dagegen stimmten das Sentrum und die Deutschfreifinnigen I — Zwickau. Unter Theilnahme zahlreicher Turnfreunde und Turogeooffen fand Sonntag Nachmittag hier der Gautag der Vor turner de» westlich Sächsischen GrenzturngauS statt. Vertreten waren 24 Vereine, darunter anS Werdau, Crimmitschau, Glauchau, Meerane, Waldenburg rc. DaS Turnen fand in der städtischen Haupturnhalle statt und bestand in Freiübungen, sowie in zweifachem Wechsel im Gerätheturneo. Die Freiübungen leitete der Gauturnwart Turnlehrer Ritter au» Meerane. Beim Geräthturnen wurden 7 Riegen zu je 10 Mann formirt, denen Vorturner deS hiesigen Turnclubs vorturnten. Nach dem Turnen erfolgt« im Saale des Gasthauses »zum englischen Garten" die Besprechung der Uebungen, wobei 7 unparteiische Brur- theiler reserirten. Die Beurtheilnng fiel günstig au». Als Ort sür den nächsten Ganturutag der Vorturner wurde Meerane gewählt« — In Zwickau fällt jetzt ein historisch wichtige» Gebäude dem Abbruch zum Raube. Es ist dies da» am Hauptmarkt gelegene Haus »zn den drei Schwänen", welches einst der vernehmste Gasthof der Stadt war «nd im Schmalkaldeukriege vom Herzog Moritz, im 30jährigen Kriege aber von Wallensteiu bewohnt wurde. — Po Sau, 19. Januar. Seit langer Zelt lag der Fleischer und Restaurateur B. hirrselbst au einem schweren Körperleiden dar nieder. Gesegnet mit Güter« äußerer Art fehlte dem Unglücklichen nicht» weiter, als die Gesundheit, damit aber auch Alles. Er mochte die Ohnmacht seiner Lage um so schmerzlicher empfinden, als er sich noch im Träftigeu ManneSalter der Vierzig befand und sein Unglück der Frau wie de« Kindern die besten Tage des Lebens verbittern mußte. Gestern hat nun der Unglückliche den gegenüber der Hoff nungslosigkeit «nd Qual seiner Lage schon länger gehegten Entschluß, mit einer kurz entschlossenen That allen Leiden ein Ende zu machen» auSgeführt, und durch Ausschneiden der Pulsadern die Last de» Leben» von sich geschüttelt. sprechend erhöht werde. Frau Magdalena Ponza ist im Jahre 177S geboren, somit jetzt 111 Jahr« alt, und also die älteste Bewohnerin Wien». Trotz ihres hohen Alters erinnert sich die Frau «och lebhaft Kaiser Joseph'- II. Bisher war sie bei Verwandten in Pflege, da jedoch die Letzteren gänzlich verarmt find» haben sich fremde Personen der Greisin angenommen. Weder sie selbst noch ihre Verwandten haben früher die Unterstützung der Commune in Anspruch nehmen wollen. Der Bürgermeister verfügte, daß ihr sofort rin Betrag a«S- gefolgt werde nnd beauftragt« den Armenrefereuteu, wegen entsprechender Versorgung da» Nothwendige zu veranlassen. — Die Einwohner-Zahl New-NorkS. Kurz nach der Volkszählung im Deutschen Reiche hat auch eine solche in den Ver einigten Staaten von Nordamerika stattgefunden Das Ergebniß dieser Zählung in der Hauptstadt New-Jork ist insofern überraschend, als e» «inen Stillstand der New Iorker Bevölkerung ergiebt, die sich auf 1,206 577 ortSauweseude Einwohner beziffert. Die Thatsache, daß Berlin New-Aork an Einwohnerzahl überflügelt hat, ist iudeß von sehr erklärliche» Umstände« abhängig. Die Insel, auf welcher New Kork liegt, ist schon fast ganz bebaut, gewährt mithin fast keinen Raum mehr für eine Vermehrung der Einwohnerzahl; da» Haupt wachsthum haben mithin die Nachbarstädte Brooklyn, Hoboke« u. s. w. ausznweiseu, besonders die erstgenannte, weil sie jetzt durch die Riesen brücke und somit durch Pferdebahnlinien und Hochbahnen mit der Hauptstadt verbunden ist. — Ein englischer Richter. In London wurden vor einigen Tagen zwei Blumenmädchen zu Gericht gebracht, well sie sich angeblich ausdringlich gegen da» Publikum benommen hatte». Eine» der Mädchen veriheidigte sich mit folgende« Worte«: »Mein Gott, man muß den Leuten zureden, sonst kaufen sie nicht», Und ich habe von dem Gelde, daß ich verdiene, eine Mutter und drei kleine Schwestern zu ernähren." Der Richter, Baron A. LnSk, sagt« darauf bei der UrheilSverküudiguog: »Ich biete Ihne« keine« Blumenstrauß an, dagegen verurtheile ich Sie, zwei Schillinge Strafe zu zahlen, «nd wenn Sie das Geld nicht haben, «erden Sie auf drei Tage ein gesperrt." Zu dieser Art. Urtheil zu spreche», macht die »Time»" folgende Bemerkungen: »Mit welchem Rechte darf ein Richter seinen Brutalitäten und Gemeinheiten freien Lauf lassen? In Rohheit« Armen gegenüber liegt kein Witz und kein Verdienst, und Sir A. Lu»! fände besser seinen Platz in einer Bierschänke al» in eine« Richterstnhle." — Von einer kuriosen Beamten-Beleidignug «eldet ein Wiener Blatt. An den staatSauwaltliche« Funktionär eine» Wiener Bezirksgerichte» gelaugte folgende Meldung von einem Sicher heit-Wachmann: »Uuter Berufung aus meinen Diensteid erstatt« ich die Meldung, daß der Gastwirth Franz G., als ich ihn darauf auf merksam machte, daß die polizeiliche Sperrstunde da wäre, er möge da- Lokal schließen, mir zurief: »Ihnen möcht' ich wünsche«, daß mei' Iran Ihre Schwiegermutter «ud mei' Schwiegermutter Ihre Frau wäre, dann wären » nimmer so aufgeblasen, dann wären'» ganz stad." — Mit einer bösen Sieben wohner schlimme Erfahrungen gemacht. Brautstand, mit sieben Kinder« beschenkte ihn sein« Frau «nd nach siebenjähriger Ehe lief ihm die treue Gattin davon. hat ein Marirnwerd« Ein- Siebe« Jahr« dauerte sein
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