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Viertes Blatt Freitag, den 6. Februar «r.S1 1931 Aus dem Lande — S-emuid. 150 Meldungen zu« Frau««- ^rd. Dt« Kriminalpolizei teilt mit, daß zum Krenenmord, der die ganze Stadt in Aufregung htlt, bisher 180 Anzeigen eingegangen sind, daß zter von gewisser Seite eine Zurückhaltung aus Ki-st vor der Rache des Täters geübt wird. Lie drei jungen Leute, die am 28. Januar im Kisenbahntunnel einem Mann einen schweren tzack auf die Schulter gehoben haben, haben sich bei der Polizei gemeldet. Der ganze Vorfall hat aber mit dem Frauenmord nichts zu tun. — Glaucha«. Als OberregieruugSrat l«ö Ministerium. Der bisherige Stellvertreter dcS IvtShauptmannS, NcgtcrungSrat Dr. Richter, ist al- Oberrcgierungsrat ins Ministerium ge- gingen. Als sein Nachfolger wurde NegierungS- rat Glaser, bisher an der Amtshauptmannschaft Srobenhain, eingewiesen. -Hohnstein. Die Pfarrerstclle in Rathewalde soll nach Pensionierung deS Pfarrers Hähnel Die Wappen ver verlöre«» deutschen Öststädte im Marienburger Rathaus In Marienburg jOstpreußenf Mrrben neue gemalte Glassenster eingesetzt, die die Wap pen der durch den Versailles Vertrag geivalt- sam abgetrennten deutschen Oststädte von Wost- und Ostpreußen enthalten. Die Glasgcmälbe stammen von Prof. Fritz Burmann in Kö nigsberg. — Unser Bild zeigt eines der neuen Wappensenster mit den Stadtwappen von Me mel, Loebau, Wostpreuhen, Danzig, Graudenz, Dhorn uird Neumark. nicht wieder beseht werden. Da- LandeSkonst- storium hat angeregt, die Kirchgemeinde Nathe- walde nach Hohnstein einzuverleiben. ES haben Verhandlungen ftattgefundcn mit dem Ergeb nisse, daß Rathewalde in eine Art Schwestern- Verhältnis zu Hohnstein tritt und von dem Hohnsteiner Pfarrer jährlich etwa 1ü GotteS- dienste in der Kirche zu Rathewalde gehalten werden sollen. — Hohenstein-Ernstthal. Es wird gespart! DaS Stadtvcrordnetenkollcgium beschlob in fei ner letzten Sitzung, mit Rücksicht auf die schiech- tcn finanziellen Verhältnisse der Stadt in diesem Jahre keine Platzmusikcn abzuhalten und auch die Mittel sür die Schulwanderungen zu ver sagen. DaS Ministerium für Volksbildung hat eS abgelehnt, die Mehrstunden für den zweiten Klassenzug der höheren Abteilung der Altstädter Volksschule zu genehmigen. Man will sich dieser- halb noch einmal an das Ministerium wenden. — Löbau. Tödlicher Sturz. Beim kindlichen Spiel verunglückte am Mittwoch ein 11jährtger Schüler der hiesigen Oberschule. Die Schüler vergnügten sich im Schulhose damit, über eine Eisbahn zu rutschen. Der Schüler Peuckert stürzte dabei und verletzte sich am Schädel so schwer, daß er in der folgenden Nacht starb. — Oberschöna b. Freiberg. Tödlich verun- glückt. Beim Abfahren von Langholz ver unglückte am Montagnachmittag der Schirr meister H. aus Oberschöna in der Nähe der Schäfereilinden so schwer, dah einige Stunden darauf nach Einlieferung ins Freiberger Kran ¬ kenhaus der Tod eintrat, vermutlich hat sicht der Unfall so zugetragen, dab der verunglückte,, der neben seinem Geschirr herging, infolge un günstiger Wegeverhältnisse zu Fall kam und vom eigenen Wagen überfahren wurde. Die scheuenden Pferde haben den Schwerverletzten noch ein Stück mttgeschletft. Sie gelangten in rasender Fahrt führerlos btS an die am Berg-. Hang liegende Einfahrt des Rittergutes. Zum- Glück hinderte dort das Eisengttter des Krieger-, denkmalS von 1870/71 die verderbenbringende: Talfahrt und ermöglichte die Festnahme der> Pferde. Der Verunglückte, der verheiratet ist,! hinterläßt fünf Kinder. Bereits in früheren! Jahren verlor er, ebenfalls durch Mißgeschick mit seinen Pferden, das Augenlicht auf dem rechten Auge. — Plauen. Der Galgen in der Stadtverord* neteusitzung. In der ersten diesjährigen Stadt- verordnetensitzung am Mittwochabend bemerkte der sozialdemokratische Stadtverordnete Fritsch, in der letzten Sitzung habe der Abgeordnete Hartmann (Natsoz.), als die nationalsozialistische Fraktion geschlossen den Saal verließ, Aeuße- rungcn gebraucht, die wohl nicht anders auf- gefaßt werden könnten als eine ZukunftS- drohung gegen den Oberbürgermeister. Der Sozialist Fritsch überreichte deshalb dem Ober bürgermeister den „Galgen des Tritten Reiches". Stadtverordneter Fritsch stellte im Anschluß an seine Ausführungen einen aus Holz gefertigten Galgen mit einer kleinen Puppe daran auf den Neferententisch. Dieser „Scherz" hat aber nur in ganz geringem Maße Heiterkeitsersolg ge- - * Sn-uftrie, Kandel, Verkehr - - Fahrkarte«-Automaten für Autobusse in Paris Eine sehr praktische Einrichtung besteht in Pa ris in den an zahlreiä-en Stellen der Stadt angebrachten Automaten für Autobusfachrkar- ten. Die schnelle Abfertigung der Fahrgäste wird durch die vorherige Lösung der Fahr karten erheblich gefördert. Tie Einrichtung sä>eint sich sehr bewährt zu haben und wird möglicherweise auch auf andere Verkehrs mittel ausgedehnt werden. Dresdner Börse vom L Februar. Die Haltung an der heutigen Börse war sehr sest, das Interesse des Publikums stärker und so konnten sich auf allen Märkten größere Kuröbcsserungen durchsetzen. Bon Divtdcndcn- wcrten standen Vraucrciaktien an der Spitze der Kurssteigerungen. Schösserhof und Walo- schlößchen gewannen je 8, Radeberger Export- bicr 3^. Leicht abgcschwächt war Felsenkeller. Auch am Bankenmarkt gab es beachtliche Auf besserungen. Neichs^ankanteil« satte) stiegen um 2F, dergleichen neue um 3, Commerz- und Privatbank um 2 Prozent. Darmstädter Bank, Deutsche Diskonto nnd Sächsische Bodcnkrcdit zogen ebensalls leicht an: zur Nachgiebigkeit neigte Sächsisch Bank. Am Masch^ncnmarkt lagen Schubert Salzer 8L Prozent, Gebler und Großenhainer Wcbstuhl je 2^. Schönherr 2 Prozent Höher. Von Fahrradakticn und Elektrowertcn gewannen Wanderer 0 Prozent, Bergmann und Sachscnwerk Stammaktien je 2 Prozent. Bei den Aktien der Papierfabriken gingen Vereinigte Strohstoss 5 Prozent, Zeiß- Ikon 3,5, Mimosa 1H und nachbörslich noch weitere 2 Prozent in die Höhe. Dresdner Al-! bumin-Genußscheine sielen 4 Prozent zurück. Bei den keramischen Werten ivarcn Deutsche Ton 6 25, Kahla und Kcramaa je 3, Meißner Ofen, Rosenthal, Steadit nnd Triton je 2 Pro zent beransgesetzt. Am Textilmarkt und bei den Diversen waren Vereinigte Zünder, 5,25, Kötitzer Ledertuch 3,75 höher notiert. * Berliner Börse vom 5. Februar. Wieder freundliche Tendenz. Auch an der heutigen Börse hielt die am Vortag so überraschend gekommene feste Ten denz weiter an. Wenn auch keine Aufträge am Markte waren, so konnten sich doch gering fügige Kurserholungen durchsetzen. Auch am Kassamarkt waren wieder Käufe des Publi kums zu beobachten, die Tendenz war äußerst fest. Ter Nentenmarlt zeigte trotz des kleinen Geschäftes ebenfalls eine fest« Haltung. Die Entspannung des Geldmarktes kam in der Ermäßigung des Satzes sür Tagesgeld zum Ausdruck, 5A bis 7)4 Prozent, Monatsgeld bis 7^4 Prozent, Privatüiskonte beide Sich ten 4)4 Prozent. Gegenüber der gestrigen Befestigung schwächte sich das Pfund am heu tigen Devisenmarkt etwas ab, die amtliche Notiz lautete auf 20,427, der Dollar konnte nicht unbeträchtlich gewinnen, 4,A>45. Berliner Produktenbörse »»» 5. Februar. DaS Prodnktcngcschäft konnte auch heute wieder keine Belebung verzeichnen. Für Brotgetreide konnten sich die Preise nicht be haupten. Nennenswerte Acndcrungen in den anderen Getrcideartcn sind nicht ausznwcisen. Mehle ruhig. Weizen 265—67, Roggen 150 bis 157. Braugerste 204—13, Futter- gerste 190 bis 204, Hafer 138 bis 145, Weizenmehl 30,25—37,50, Noggenmehl 28,65 bis 26 50, Wcizcnklcie 11—11,25. Roggenkleie 950—10, Futtercrbsen 19—21, Ackcrbohnen 17 bis 19. Wicken 18—21, Lupinen, bl. 18—15, do. gelbe 20—23, Serradella 54—60, Raps kuchen 9—9.75, Leinkuchen 15,70—10, Trocken- schnitzcl 6^0—6,80, Sojaschrot 14,10-14,30. Berliner Butterpreife »o« 5. Febr««r. Die Notierungen blieben unverändert. Erste Sorte 1,40, zweite 132, abfallende 1,18. Ver kaufspreise deS Großhandels sür erste Sorte 1.58 bis 1.63. zweite 1^2 bis 1^6, dänische 1M btS 1,74 RM. habt. Vom Vorsteher wurde Stadtverordneter Fritsch wegen dieses Vorganges zur Ordnung gerufen. — Stollberg i. E. Lärmszenen der Kommu nisten. Ter letzte Bezirkstag hatte sich u. a. auch mit der Heraufsetzung der Unterstützungsrichl- sätze zu beschäftigen, die von den Bürgerlichen abgelehnt wurde. Tenn der Bezi-ksverband würde jährlich um 100 000 Mark mehrbeiastet werden. Das diesjährige Defizit beträgt aber schon 860 000 Mark. Im Verlauf der lebhaften Debatte beleidigte der kommunistische Reichs tagsabgeordnete Knöchel (Oelsnitz i. E.i den BezirkStagSvorsitzcndcn, Schuldirektor Schuh knecht (Lngau), ausS gröblichste. Bei der Ab lehnung der Vorlage entstanden wüste Lärm szenen, an denen sich auch Zuhörer beteiligten. Die reduzierten Unterstützungssätze werden weiter beibchalten. — Waldheim. Am Sarge dcS Kameraden vom Tode ereilt. Am Mittwochmittag sand die Beerdigung eines Gendarmcricinspektors i. R., der bis vor zwei Jahren in Chemnitz tätig war, in Waldheink statt. An der Beerdigung wollte einchcmaliger Kamerad dcS Verstorbenen auS Siegmar, der sich seit einem Jahr ebenfalls im Ruhestände befindet, teilnehmen. Als er an der Bahre von seinem toten Kameraden Abschied nehmen wollte, machte ein Schlaganfall seinem Leben ein Ende. Li Fortsetzung. Nachdruck verboten Die lunge Frau schien sehr vergnügt. „Es wird schon gehen.- meinte sie zuversichtlich „Wenn ich auch nicht so perfekt kochen kann wie du, Mama, jo wird Udo doch zufrieden lein, denke ich" „Kannst du denn überhaupt kochen, kleine Uschi?" neckte er „Ich habe mir Thereses Kocherei zuweilen angesehen, wenn ich Zeit dafür hatte in den Wochen vor unierer Heirat." erzählte sie „Viel habe ich nicht gelernt Aber es gibt ja auch einfache Dinge Konserven zum Beispiel Im Sommer wäre es leichter. Da kann man so wundervoll Schinken essen Erdbeeren in Milch, frisches Obst. Salat, horte Tier. Das sind alles Sachen, die ich auch zubereilen kann " Sie lachten alle drei „Es sind gute Dinge." meinte Ellen „Aber alle nicht billig Wollen wir morgen ge- meinjam über die Küchenzettel sprechen, soll ich dir sagen, was vu am besten kochst?" Aber die lunge Frau wehrte ab „Laß nur. Mama, das finde, sich alles Ich halte das Esten überhaupt nicht sür io ungeheuer wichtig wie die meisten Menschen Wir werden jchon mtt werden" Ellen »chwieg Ausdrängen wollte sie ihre Hilfe nscht Mochie viele kleine, unpraktische Frau allein sehen, wie sie fertig würde. XN Zuerst war alles entzückend zu zweien Schon das Ge fühl allein in ver Wohnung zu jein, aus keinen Rü-Ncht nehmen zu müßen kein verstimmtes Gesicht zu >ehen wen« man iurchtbar «pät oulitanv sich alles w einrichten zu tonnen, w»e man seibjl es wollte, war wundervoll Frau Lehmann würde nun viermal in der Woche für die Morgenstunden kommen Wenn an den übrigen lagen Staub gewischt und Betten gemacht würden, io genügte das vollkommen, erklärte Uschi. Udo widersprach natürlich nicht Am ersten Tage nach Ellen» Abreise kam Fra« Leh mann nicht Sie blieben dis gegen Mittag im Bett liegen, bann kochte Udo den Kassee, weil Uschi noch nicht fertig war Unter Lachen unv Scherzen frühstückten sie. fanden e» reizend in ihrem Reich „Nun muß ich wohl einholen und kochen." sagte Uschi seufzend, mit einem unglücklichen Blick auf die Uhr, „es ist schon jo spät. Dann habe ich also heute gar nichts von vir" „Weißt du was, Uschi? Ich bin ja reich, habe meinen großen Vorschuß Ich arbeite jetzt zwei Stunden und du sitzt bei mir wie immer, und dann gehen wir essen Ich labe dich feierl.1l ein. sagen wir ins „Rheingold", Bier- abteilunq natürlich da ist es riesig nett" „Schatz?" Uichi flog ihrem Mann um den Hals und küßte ihn leidenschaftlich „Du bist zu lüß. Das ist eine himmlische Idee Zu goldig jinve ich das von dir!" Dann laßen sie in Udo» Arbeitszimmer zusammen Ls wurde, wie beinahe immer, mehr geschwatzt gelacht und ge- küßt, als gearbeitet Um ein» erklärte Uichi sich anziehen zu müssen. Udo blieb eine halbe Stunde allein bet seiner Arbeit Nun kam Uichi in ihrem hellgrauen Kostüm mit dem schönen Pelzbesatz, in ihrem großen, schwarzen Hut. den elegantesten Straßenichuhen und Handschuhen. „Ich bin zu Iroh " iagle sie mit vor Freude glanzenden Augen unv roten Backen Natürlich gingen sie in die Weinadteilung ..Wir müssen einmal wieder au) unter Glück anstoßen, Uschi," jagte.Udo, „vu bist zu entzückend heute " Er stellte ein sehr üppiges Esten zusammen Sie tranken eine Flasche Rheinwein zum Schluß Mokka und Likör Sie waren in allerbester Stimmung Es war wieder io wie aus ihrer Hochzeitsreise Unge Kunden und frei und glückselig sühtlen sie sich. Aas dem Heimwege kauften sie Brötchen und guten Auf- schnitt für da» Abendesten. Heute sollte nicht gejpart werden. Als sie za Haak ankamen war e» an der Zeit, sich für da» Theater zurechtzumachen. Heute war schon wieder eine Premier«. Ein orrlorener Arbeitstag, dachte Udo in leichter Un- ruhe. Aber er jagte nichts Uschi war so glücklich und e» war wunverschön. mit ihr allein za sein und gut unv ge nießerisch zu leben. An Ellen dachten sie beide kaum in ihrer Verliebtheit. Auch das Abendesten, das sie zusammen nach dem Theater zurecht machten, schmeckte herrlich. In bester, glück- seligster Stimmung gingen sie endlich zur Ruhe. Es war ein wundervoller Tag gewesen Am nächsten Morgen kam Frau Lehmann Sie säu- berte die Wohnung Dann sragte sie. ob sie einkaujen sollte, da die junge Frau nicht daran zu denken schien. „Lasten Sie nur." sagte Uichi. „ich tue es nachher selbst." Sie hatte anscheinend keine Lust, an solche Dinge zu venken. Sie schickte Frau Lehmann sehr zeitig fort ging in ihres Mannes Arbeitszimmer und setzte sich auf seinen Schoß. „Was wollen wir heute essen. Liebling „Das fragt meine kleine Hausfrau mich?" scherzte er erstaunt „Ach. Udo. ich habe gar keine Lust zu der dummen Koche, rei Gestern war es jo herrlich, und wir sinv doch nur zu zwei Personen jetzt Ich glaube, es lohnt sich kaum, für zwei zu kochen." „Das heißt, meine kleine Uschi möchte wieder essen gehen '" Er sah ihre feuchtschimmernden Augen, ihren lachenden Mund nahe vor feinem Antlitz Er konnte nicht nein sagen Eine halbe Stunde später verließen ne vas Haus. Heute fuhren sie nicht erst in die Stadt, sie blieben im Bayerischen Viertel und fanden in ver Röhe ihrer Wou- nung ein Bier-Restaurant in vem sie speiste« Nicht so üppig wie gestern auch ver Auienthal, war nicht s, gemüt lich, aber Uschi sühl.e sich trotzdem sehr wohl (Fortsetzung folgt.)