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Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881010
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-10
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.10.1888
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fl D k kt L I I I». ! I er glaube kaum, daß ein Krieg noch lange sich vermeiden lasten werde. Es ist ja bekannt, daß eS dem General gar nicht darauf ankommt, das Blaue vom Himmel herunterzuschwatzen, wenn es nur zu seiner Reclame dient. — Nach einer halbamtlichen Mittheilung der Pariser Zeitungen ist der Berliner französische Botschafter Herbetle von seiner Regierung angewiesen worden, dem auswärtige» Amte des deutschen Reiches von dem Ergebniß der Untersuchung gegen den Attentäter Garnier Kcuntniß zu gebe» und die über die Ver handlungen geführten Protokolle zu überreichen. Ob der Botschafter gleichzeitig angewiesen ist, das Bedauern seiner Regierung über den Vorfall auszutprechcn, darüber enthält die Mittheilung nichts. — Die Umwandlung der von Frankreich verbürgten tunesischen 4proe. Schuld in eine ll^procentige, binnen 99 Jahren tilgbare wird vor bereitet. Belgien. Belgische Gendarmerie hat auf Anweisung der Brüsseler Regierung den Pariser Genicindcrath Chanowre in Juinct, woselbst er einen kommunistischen Vortrag halten wollte, verhaftet und nach Frankreich znrückgcschafft. 800 Arbeiter wollten die Ver haftung verhindern, wurden von weiterer Gendarmerie aber zurückgetrieben. Ruhland. Von der Kankasnsrcise des russischen Kaiserpaares Wird berichtet: Der Kaiser und die Kaiserin verbrachten den Sonn abend Nachmittag in Nowornssnsk und begaben sich alsdann mit dem Gefolge auf dem Dampfer „Moskwa", begleitet von 9 anderen Schiffen der Schwarzcn-Meerflotte, nach Batum, wo die Majestäten am Sonntag Morgen eintrafcn. Hier wurden dieselben von den Spitzen der Behörden und dem Kvnsularkorps festlich empfangen. Die kaukasischen und orientalischen Einwohner in ihren National kostümen waren zahlreich hcrbcigeströmt, um die kaiserliche Familie zu begrüßen. Darauf wohnten die Majestäten der Andacht in der Kirche und sodau» der Grundsteinlegung der neuen orthodoxen Kathedrale bei. Am Abend wurde die Reise fortgesetzt. Afrika. Ein neuer Zeuge für Stanlcy's Untergang. Masor Hodister, der Leiter der Faktorei Bangola im Kongostaatc, berichtet, daß ein Theil von Stanlcy's Expedition in Folge Krankheit, ein anderer Theil in Folge Hungers zn Grunde gegangen sei. Hodister selbst giebt Stanley unbedingt verloren. Sächsisches. — Dresden, 9. Oktober. Die Königin Carola besuchte gestern Vormittag die an der äußeren Fricdrichstcaßc gelegenen drei Familien-Wohnhäuser des Gemeinnützigen Bauvcrcins. Diese Häuser sind von 60 Micthparteicn bewohnt. Die schmucke Gebäudcgruppe enthält 3083 Qu.-Mtr. bewohnbaren Flächeninhalt und theilt sich in Wohnungen von 40—66 Qu.-Mtr., die je nach Größe und Etage im Preise von 150—360 Mk. vcrmicthct werden. Die Herstellungs kosten der Gebäude beliefen sich auf 240,000 Mk., die in Aktien zn 200 Mk. ausgcgcbcn worden sind. Fast alle Bewohner sind Aktionäre. Die größeren Wohnungen bestehen aus 2 Stuben, 2 Kammern und Küche. Die Wohnungen, die durchweg einen freundlichen Anblick gewähren, sind ohne Ausnahme mit Kachelöfen, Kocheinrichlung, Sommermaschine, Wasserleitung, Gosse und Kastenfcustcrn versehen und hat jeder Raum direkte Lust- und Lichtzusührung. Zu jeder Wohnung gehört außerdem ein Keller, Boden und Abort, während für je 20 Wohnungen ein Waschhaus und großer Bleich- und Trocken platz vorhanden ist. Die Königin besichtigte mit großem Interesse die Mehrzahl der Wohnungen. — Aus Dresden wird geschrieben: Bekanntlich wurde vor einigen Wochen der Leutnant Raoul Lorillard des in Belfert garni- sonirendcn 35. französischen Liuien-Jnsauterie-Ncgiments auf offener Straße von einem Subject, Namens Lehr, angcsallen und in die Brust gestochen. Die französische Hetzprcsse behauptete sofort, der Thätcr sei ein Deutscher, und nur der „Tcmps", sowie »och einige große Pariser Zeitungen, gaben, nicht ohne den Ausdruck des Un willens über die frivole Deutschenhctze, der Wahrheit die Ehre. Hier nach war der Thätcr ein geborener Elsässer, der s. Z. für Frankreich vptirte. Vor wenigen Tagen wurde auch aus Paris berichtet, daß sich dort der Bruder des Attentäters, zweifellos im Zusammenhänge mit der Aufregung über das Attentat, entleibt habe. Von Interesse ist cs nun, zn erfahren, daß der schwerverwnndete Offizier mit jenem Leutnant identisch ist, der am 29. August 1686 den kgl. sächs. Oberst v. d. Armee, Richard v. Mccrhcimb, in der Nähe von Bclfort unter dem Verdacht der Spionage verhaftete. Herr v. Meerheimb, der geistvolle Poet, verdankt cs gerade der Liebenswürdigkeit des blut jungen Leutnants, daß ihm die 24stündige Gefangenschaft möglichst leicht fiel, und er freute sich einige Wochen später nochmals sehr über Mr. Lorillard, als ihm dieser mit verbindliche», glückwünschenden Worten eine sclbstgescrtigte, sehr nett ausgeführtc Zeichnung des „Pri- son" v. Ms. nach Dresden als Andenken sandte. Unter diesen Um ständen ist gewiß der einem Vagabondcn zum Opfer gefallene chcvci- lereske Offizier, dessen Kameraden sich bekanntlich bei den» vor etwa 7 Monaten stattgcfnndencn Angriff des Bclfortcr Pöbels auf deutsche Studenten in unrühmlichster Weise anszcichnctcn, sehr zu bedauern. — In Leipzig hat ein unbekannt bleiben wollender Wohl- thälcr dem Rath ein Kapital von 42,500 Mk. mit der Bestimmung übergeben, das Ziusencrlrägniß zur Unterstützung Leipziger Feuer wehrmänner, welche im Dienste körperliche Beschädigungen erlitten habe» oder krank geworden sind, sowie deren Frauen und Kinder zn verwenden. — Inmitten einer großen Stadt am Hellen lichten Tage auf offener Straße einen Raub an fall anSznübcn, diese Verwegen heit brachte an einem der letzten Nachmittage in Leipzig in der Waldstraße ein 25 Jahre alter Maurer ans Anger fertig. Er trat Plötzlich an einen Maurerlchrling heran, der, wie er wußte, einen Beutel mit über 90 Mark bei sich trug, und entriß ihm denselben, worauf er schleunigst die Flucht ergriff. Das Schicksal war seiner üble» That aber nicht günstig, denn er konnte sofort verfolgt und in der Frankfnrtcrstraße auch gefaßt werden. — Waldheim. Sonntag, den 14. Oktober, findet im hiesigen Hotel zum Gvldncn Löwen eine Sitzung des Landcsansschusses sächsischer Feuerwehren statt. Tagesordnung: l. Geschäftliche Mitthcilungcn. 2. Allgemeine Ausstellung sür Unfallverhütung in Berlin 1689, Referent Bergmann. 3. Der im Jahre 1889 zu ver anstaltende technische Fcnerwchrtag, Referent Kcllcrbaner. 4. Acndcr- ung des Wahlmodus bei Ersatzwahlen von Ansschnßmilglicdcrn, Referent Bombach. 6. Acndcrung des Regulativs für Verleihung der Ehrendiplvme, Referent Weigand. 6. Die zn errichtende Prüfungsstativu Chemnitz, Referent Kcllerbancr. 7. Antrag des Bezirksverbandcs Zwickau, die Acndcrung der tzZ 5 und 7 des Regulativs, den Fcuerwchrfonds bclr., Referent Grimm. 8. Das 25 jährige Jubiläum des Landcsansschusses, Referent Kcllerbancr. 9. Ritzdcnkmal und Nitzstiftnng, Referent Bergmann. 10. Vcrthcil nng der Bezirke unter die Ausschussmitglieder. 11. Gesuch an das Ministerium des Innern, bczw. an die Braudvcrsichernngskanuncr, den Feuerwehrfonds betr., Referent Bergmann. Den Landcsansschnß bilden gegenwärtig die nachgenanntcn Herren: Heinrich Bergmann Waldheim, 1. Vors, Prof. Thcod. Kcllerbancr-Chcmnitz, 2. Vors, Louis Bombach-Niedcrcniincrsdvrf, Otto Grimm-Crimmilschan, Louis Kühn-Eibcustock, Gustav Nvwack-Lcipzcig, Franz Ocser-Cöllu, H. Vogel- Mylau, Lothar Weigand-Chemnitz. — Plauen i. V. Die hiesige Köuigl. Bangewcrkenschulc cröffucte am 8. Octobcr ihr 48. Schuljahr, nachdem am Sonnabend die Aufnahmeprüfungen stattgefundeu hatten. Waren schon für das vorige Winterhalbjahr die Anmeldungen so zahlreich Angegangen, daß für den unterste» Kurs zwei Parallclabtheilungcn errichtet werden mußten, so war doch die Zahl der für genannte Klaffe eingegangenen Anmeldungen in diesem Jahre noch wesentlich höher als In früheren Jahren, denn es hatten sich nicht weniger als 106 für den Eintritt in den untersten Kurs angemeldet. Von letzteren konnten, da nicht mehr Raum vorhanden, nur 34 Berücksichtigung finden. Für sämmt- liche 4 Kurse waren im Ganzen 192 angcmcldct und 115 fanden Aufnahme. — Herr Stadtrath a. D. Otto Henbner aus Dresden war am Sonnabend in Planen Gegenstand herzlicher Ovationen. Er war cs, der s. Z. im Vogtlands das Turnen eingeführt und zum Blühen gebracht, und dessen erinnern sich dortige Turner mit Freuden und ergriffen die Gelegenheit, die zufällige Anwesenheit des von ihnen hochverehrten Mannes durch eine Festkneipe, an welcher der Gefeierte thcilnahm, zu begehen. — Au » abcrg, 6. Okt. Gestern ist der hiesige Vertreter eines auswärtigen Pvsamcntengeschcifts, welcher zahlreiche Unterschlagungen verübt haben soll, verhaftet und in Untersuchungshaft übergcsührt worden. — Nach dem September-Bericht der Arbciterkolon ie Schneckengrün sind seit Eröffnung der Kolonie überhaupt 1075 Kolonisten anfgenommen worden. Zu dem beim Abschluß des vorige» Berichts verbliebenen Bestand von 68 sind im Lause des Monats September 43 Kolonisten hinzngekommen, während 27 abgegangen sind. Der jetzige Bestand beträgt 84, darunter 57 Sachsen. Von den 27 abgcgangene» Kolonisten gingen 12 auf eigenen Wunsch, wegen Krankheit 4; 4 erhielten Stellung durch Vermittelung der Kolonie-Vcrwaltnng, 4 wurden wegen Arbeitsscheu verwiesen, und 3 sind entlaufen. Die Mehrzahl der Kolonisten wurde zn den größtenthcils beendeten Erntearbciten verwendet. — Ans Mülsen St. Jacob wird geschrieben: Ein gewiß seltener, aber auch rührender Taufactns, welcher dort »och nicht vor gekommen, wurde am 3. Oktober in der Gemeinde zn Ortmaunsdorf vollzogen. Die 3 Täuflinge, zugleich Geschwister ans einer Familie dortselbst, schritten Nachmittags 3 Uhr nebeneinander, zn beiden Seiten ein Knabe im Alter von 14 Jahren und 7 Jahren und in ihrer Mitte ihr Schwesterchen von 4 Jahren, hinter welchen sich sämmtliche Pathen angcschlosscn hatten, still und ernst dem GotteS- hause zu. Durch den Ortsgeistlichen, Herrn Pastor Solbrig, empfingen diese Kinder die heilige Taufe und sind nun in den Bund der christ lich evangelisch-lutherischen Kirche ausgenommen. — Gclenau. Am Sonntage war es dun allgemein beliebten und geachteten Strumpfwirkcrmcister und Musikus Heinrich Hcrmann- ichen Ehepaare vergönnt, sein goldenes Ehejubiläum zu begehen und wurde ihm aus Anlaß dieses Ehrentages von Seiten des Kirchcn- vorstandes eine Bibel zum Geschenk gemacht. Bemerkenswerth ist noch, daß Hermann vor 6 Jahren bereits das 50jährige Jubiläum als Musiker feierte. — Freiberg, 8. Oct. In vergangener Nacht ist der höher gelegene Theil unseres Erzgebirges von einem ziemlich starken Schncefall überrascht worden, und waren heute früh alle Flure» mit dem leuchtenden Weiß überzogen. — Welchen Aufschwung der Handel mit lebenden Gänsen von Jahr zu Jahr nimmt, zeigt sich recht deutlich hier in Freiberg. Während vor 4—5 Jahren i» jedem Herbst »nr gegen 6—10 Tausend Stück Gänse auf dem hiesigen Bahnhofe zur Entladung kamen, waren cs im vergangenen Jahre bereits 16,000, welche hier verblieben. Für dieses Jahr jedoch ist diese Zahl noch um die Hälfte überschritten worden; denn circa 24,000 Gänse sind in den letztvergangcnen Wochen hier ausgcladcn und nach allen Richtungen hin verhandelt worden. Hanptmatador in diesem c- eschäftszweige ist Herr Will). Böhm aus Satzungen bei Marienberg. Die Thiere kommen meist aus Pommern, Brandenburg und Nieder- schlesien. — Mittweida. Wegen unmenschlicher Behandlung ihres Pflegekindes, eines Knaben von 6 Jahren, wurde die verehelichte Voigt in Erlau am vorigen Dienstag vom Schöffengericht hier zu 3 Monaten Gcfängniß vcrnrlheilt. Am Freitag hat die Frau in ihrer Wohnung sich erhängt. — In Zechau bei Altenbnrg verunglückte am Sonntag früh der Maurer Köster dadurch, daß er beim Obstabnehmen vvn der Leiter in die Düngergrube stürzte. Hcrbcieilende befreiten ihn sofort aus seiner mißlichen Lage »nd stellten Bclebnugsversuche an, welche jedoch erfolglos blieben. Der Unglückliche ist sofort am Herzschlag verschieden. — In Apolda spielten die Stammgäste der Rcmzcl'schen Schankwirthschaft ei» Zehntel der Nr. 92302 der sächsischen Land es- lottcrie, auf welche in der 4. Klasse der 50,000 Mark- Gewinn siel. Ans Nah rmd Fern. — Ein Krokodil in der Havel. In der Havel bei Spandau erblickten die Passagiere der Dampfer dieser Tage einen räthselhaften Körper, welcher einem Krokodil anzngchörcn schien. Große »nd allgemeine Aufregung entstand, bis ein Polizcibeamtcr einen Kahn bestieg und sich dem Funde näherte, der durch einen Strick an einem Eisbrecher befestigt war. Es stellte sich nun heraus, daß man einen sechs Fuß langen Holzstamm vor sich hatte, dem mit großer Kunstfertigkeit die Form und das Aussehen eines Krokodils gegeben war. Die Augen waren durch schillernde Glaskugeln darge- »ellt, auch die Schnppenbildung war täuschend uachgcahmt. Um de» Stamm Weiler, als cs in Folge seines specifijchcn Gewichts möglich getreten, unter der Oberfläche zn halten, war er im Innern mit Blei beschwert worden. Unter dem Bauch fand sich folgende Inschrift: „13. Krokodil. Ich bin in Hamburg dnrchgcgangcn. In Spandau haben sie mich gefangen." Am Schweif las man die Worte: „Beim Anblick der Spree vor Entsetzen Kehrt gemacht." Das originelle Schaustück, das 95 Pfd. schwer ist, wurde von dem Polizcibcamtcn koufiscirt und nach dem Rathbause transportirt, auf dessen Hof ihm ein Platz angewiesen ist. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die irriume mNcick Llatles werden ersucht, »»s wichtige Begebenheiten giittg t -MI-, N'irNea. CH ein nitz, den 9. Oktober. —Z »in Besten des Chcmn itz er Orch cstcr-Pcnsi on s-Fonds findet Mittwoch den 10. Oktober im Saale des Elysinnl das erste Shmphouic-Concert der „Städtischen Capelle" statt. Wenn wir an dieser Stelle ganz ausdrücklich auf dasselbe Hinweisen und die Chemnitzer Mnsitsrcnndc zum recht zahlreichen Besuche angelegentlichst cinfforder», so ge schieht dies nicht nur der hochstehende» Leistlingen halber, welche »ach den bisherigen Ersahrnngcn von der neu znscnnmcngcfüglcn Capelle zu erwarte» sind, sondern auch und zwar in erster Linie wegen der edlen Institution, z» deren Vortheil die eingehenden Gelder Verwendung finden sollen. Ist nach unseres großen Robert Schumanns Worte» „Licht'senden in die Tiefe des ineiischlichcn Herzens: des Künstlers Berns", so darf es als eine zarte Pflicht der Wiedcrvergcllung cnifgcsnsst werden, Denjenigen, die sich der Mit arbeiterschaft an der Lösung dieser idealen Ausgabe des Künstlcrbernfs ge widmet haben, auch „Licht senden" z» helfe», aber in das Tnnlel der Noth lind Entbehrung, in die Hilflosigkeit des Alters »nd der Erwerbslosigkeit, die ja so oit de» trübe» Abschluß tüchtiger und thäti'gcr Knastlcrexistcnzcn der in Frage stehenden Kategorie dildc». Streift man in Gedanken dabei noch flüchtig die bekannten Ereignisse in unseren städtische» Orchester-Verhältnissen, so muß noch mit Nachdruck hcrvorgchobcn werden, daß, nach de»«» Beschluß der in edler uneigennütziger Fürsorge für das Wohl der Pcnsionsbcrcchtigtc» seit Fahren thätige» Männer, die Vorlheitc der Orchesterpensionsansialt nach wie vor in »»geschwächter Weise auch denjenigen früheren langjährigen Mit gliedern des Stadtorchcficrs zukoinmcn sollen, die sich infolge der slattgehabten Veränderungen von der „Städtischen Capelle" abgctrcnnt haben. Mochte man dadurch umsomehr veranlaßt werde», durch recht regen Besuch des betr. Concerics das Wohlwollen gegen die in Rede stehende Pensions-Anstalt zu dokumeiilirc» —Ir. Ler hieskge Männergesangverein „Sängerkranz hielt am Sonntag Abend im „Deutschen Krug" einen Gesangskommers ab, den er zu Ehre» des Lomponistcn Herrn Heinrich Pfeil-Leipzig veranstaltet hatte. Herr Pfeil, der Schöpfer zahlreicher prächtiger, von Gesangvereinen viel gesungener Lieder und des bekanntlich allgemein ins Volk gedrungenen „Still r»ht der See", war auf eine Einladung des „Säiigerkranz" hi» zu dem Koiiiniers erschienen, der übrigens auch sonst von Freunde» des Vereins besucht war. Herr Büttner, der Vereinsvorstcher.erösfnete den Abend, indem er die Anwesenden und namentlich auch den Gast Herr» Pseil begrüßte. Er hob die Verdienste Pfeil s in» den deutsche» Männergcsang hervor, und dann sang der Verein des Componistcii Dichtung und Composition „Ein Sohn des Volkes will ich sein »nd bleiben". Es wurde» Trinksprüche aus Herrn Pfeil ausgcbracht, die dieser herzlich erwiderte, aus die edle» Aufgaben acs Männergesangcs hindcntend. Der gefeierte Gast trug noch ein hnnivri« stischcs Stück ans seinem ncnesten Werke, welches betitelt ist „Aus dem Sängerleben", vor. — Pfeil ist, wie schon gesagt, der Dichter nnd Tonsctzer mancher neuerer zu Volksliedern gewordener Gesänge. Im Ganzen hat er etwa 30 Mannerchöre compomrt. Von ihm stammen z. B. das gemüthrcichc: „Ich bin so gern daheim", das kraftvolle und stolze: „Ein Sohn des Volkes will ich sein" und, wie oben schon erwähnt, das feierliche, von stiller Weh- miilh getragene: „Still ruht der See", welch letzteres Pfeil, wie er selbst einmal erzählte, auf dem Friedhöfe gedichtet hat. Es ist, wie er sagte, ei» echtes Kind jener wenigen Augenblicke, in denen man von sogenannter „Stimmung" übermal»» wird. Er haue zwische»»den Gräber» gesessen, vom Weltschmerz inilerlich zerrisse», »nd seine Umgebung hatte all die Ruhe, den Frieden geathmet, welche aus seinem Liede hcranstönt. So entstanden denn die welligen, aber tiesinnigen Verse, die der Dichter später von einem Anderen in Mnsik setzen ließ. Aber die Composition gefiel ihm nicht, und dem Pub likum gefiel sie auch nicht besonders, denn die kleine Schöpfung fand keine» Auklaug. Da machte sich Pfeil nach Jahren, gerade als er sich wieder ein mal i» „Stimmung" befand, selbst daran, eine Melodie zn seinem Liedchen zu schreibe», und siehe da, nun trat diese Melodie ihren Siegeslauf durch Dcntschland an. Jeder Chemnitzer wird wissen, daß auch hier in den letzten Jahren das „Still ruht der See" allgemein gefiuige» wurde, während cs jetzt nicht mehr so häufig angestinunt wird. In der Familie hörte man es, in Wald und Feld sangen's die Spaziergänger, nnd am allerhäufigsten er klang es an den Biertischen, denn das ist ja der wunderlichste Charakterzng des Deutschen, daß er inmitten der lustigsten, fidelsten Laune oft und gern ein melancholisches Lied anhebt. —eil. Standesamtliches. Ans hiesigem Standesamt wurden >m dritten Viertel dieses Jahres, also in den Monaten Juli, August nnd Sep tember, 1420 Gebuns- nnd 969 Sterbefällc angemeldet. Es wurden also 451 Gebnrlcn mehr verzeichnet als Todesfälle. Das isp ein erfreulich großer Untcrjchied, »nd sicherlich muß dies Ergebniß geringerer Sterblichkeit der schönen Jahreszeit zn gute gerechnet werden, trotzdem wir oft naßkalte, unan genehme Witterung hatte». 41 von den als gestorben Gebuchten waren dazu noch todtgeborcne Kinder. Bei de» Geburten wie bei den Sterbefällen stand das männliche Geschlecht in der Zahl dem weiblichen voran. Es wurden geboren 739 Knaben und 681 Mädchen, und es starben 516 niännliche und 453 weibliche Personen. Bei den Geborene» belief sich also die Minderheit des weiblichen Geschlechts gegenüber dem männlichen auf etwa 8 und bei den Gestorbenen auf etwa 12 Prozent. Verlobungen wurden in der oben angegebenen Zeit 349 eingetragen, und in Hymens Fesseln begaben sich 319 Pärchen. — Bei der großen Verbreitung, welche die Pfandbriefe des land- wirthschastlichen Kreditverenis auch in lhiesiger Gegend haben, wolle» wir wiederholt darauf Hinweisen, das die Serien I—Vllt der 4proz. Pfandbriese zum 1. April 1889 gekündigt sind, soweit die Inhaber nicht von der gebotenen Umwandlung des Zinsfußes ans -U/a Proz. Gebrauch machen. Im klebrigen sei auf die diesbezüglichen Inserate in unserem gestrigen und heutigen Blatte hiugewicsc». — Der Lokalverkehr auf dem hiesige» Hauptbahn Hof umfaßte am vergangenen Sonntag nur 23,260 Personen, 11,780 ankommcnde, 11,510 abgehendc in zusammen 107 Zügen. Der Sonntagsverkchr läßt allmählich » ich und war nur lebhaft »ach einigen Stationen der Leipziger und Rcitzen- haiucr Linie, wo Kirmcß abgehalten wurde. Der Einlegung von Extrazügc» bednrste es nicht. Ans dem Hnnptbahnhof wurden 978 Tour- »nd 3540 Tagesbillets, im Ganzen 4518, ans dem Haltepunkt St Nikolai-Vorstadt 542 BiUels gelöst, darunter 718 nach Bahrmühle und Wittgcnsdors, 322 nach Siegmar, 129 nach Frankenberg nnd je 125 nach Grünhainichen, Niederwiesa nnd Bnrgstäet. — ml. An der Bcrnsdorfcrstraße werden gegenwärtig neue La ternen gesetzt. An der linken Seite genannter Straße — in der Richtung nach Bernsüors zn gedacht — stehen bekanntlich schon mehrere Laternen; nun errichtet man auch ans der reckten Seite eine Anzahl, und zwar kommt immer eine mitten gegenüber der Lücke zwischen je zwei der schon vorhandenen zu stehen. Dabei möchten wir nun eines Wunsches erwähnen, der namentlich von Frauen, die jene Straße ost passire», von jeher geäußert wurde. Es ist nämlich ein dringendes Verlange» darnach vorhanden, daß zwischen den zivci über die Straße gebenden Eisenbahnbrü ckcn Beleuchtung auf die eine oder die andere Weise angebracht werde, und bas könnte jetzt bcgncm mit erledigt werden. Biele Frauen fürchten sich i» der That, während der Nacht durch die beiden Brücke», wo cs gewöhnlich stockfinster ist, hindurch zn gehen; doch auch im Interesse des sonstigen Verkehrs wären eine oder zwei Laternen an jener Stelle nicht überflüssig. — In einer hiesigen größeren Fabrik war in den letzten Tagen eine hohe Esse errichtet worden, die sich jedoch »ach ihrer Vollendung zu enge erwies, deshalb abgebrochen nnd von Neuem errichtet werden mußte. Der Vorschlag, den einer der Bctheiligten allen Ernstes dabei machte, die Esse vorsichtig nmznlcgen nnd anszubohrvn, hätte sich Wahl nicht gut au-sühren lassen. — Regen nnb immer wieder Rege», das war die Losung die ganze „warme" Jahreszeit hindurch, die Hossnuugc» aus einen schönen Herbst, sie sind gleichfalls — zn Wasser geworden. Gehofft habe» wir in diesem Jahr genug ans gutes Wetter; cs war doch so lange schlechtes Weiter gewesen, so tonnte cs doch nicht forlgehcn, ein Umschlag zum Bessere» mußte doch endlich einmal kommen, nicht wahr? Aber es ging doch in der alten Weise fort und ein entschiedener Umschlag kam nicht. Lange Zeit war aber daS Wetter we nigstens noch zum Banen geeignet, bei den Regengüssen jedoch, die seit gestern wieder einmal den Wolken entströme», hört so ziemlich jede Thütigkeit im Freien auf, von Spazierengehen kann natürlich erst recht keine Rede sein. Das lausende Jahr ist eben ei» ganz und gar absonderliches, und wir können nur wünsche», daß die Hoffnung, es werde nicht so bald wieder ein solch' un angenehmes Jahr kommen, wenigstens sich bewähre. — Haust istcn. Mit Rücksicht ans die !m nächsten Jahre stattfindcnde Erhebung der staatlichen Einkommensteuer macht sich die Aufstellung von Hanslisten nöthig. Dieselben werden in den nächsten Tagen durch die Schntzmannschaft zur Austragung gebracht werden »nd sind von de» Haus besitzer» oder deren Stellvertretern unter genauer Bcachlnng der vorgedrncktcn Anleitungen ansznfüllcn. Nach Anordnung dcS Königlichen Finanzministeriums, ist der 12. Oktober d I. der maßgebende Tag für die Ausfüllung der Hanslisten. Es sind daher alle stcnerpflichtigien Personen in den Liste» ansznsühren, welche am 12. Octo b er im Hanse wohnen. Dagegen sind solche Personen wegznlassen, welche vor diesem Tage nnsgczogen oder erst nach diesem Tage cingezogen sind. Die Listen sind binnen 10 Tagen »ach Empfang dersetbc» bei der Expedition für staatliche Einkommenstener- sachcn, neues Rathhans (Poststraßc Nr. 14, 1. Stock links, Zimmer Nr. 49) wieder cinzureichc» nnd zwar durch den Hausbesitzer selbst oder durch solche Personen, welche über etwaige Fragen in Bezug auf die Angaben in der Liste genügende Auskunft zu ertheilcn vermögen.. An die gewissenhafte Einhaltung der vorerwähnte» Einreichungsfrist wird vom Polizei«»» noch ganz besonders erinnert, da nach Anordnung des Königliche» Finanzministeriums jede Versäumung ohne Nachsicht zu bestrafen ist. Zugleich werden Hausbesitzer bezw. deren Stellvcnreter ans ihre Verpflichtung sorgfältiger und gewissenhafter Aussüllnng der Hanslisten und insbesondere darauf ausdrücklich aufmerksam gemacht: n. daß den Vvrbeincrknngc» der Haulisten unter 21. und 0. genau »achzugchcn ist, daß also die unter -5, d, a genannten Beitragspflichtigen wirklich allenthalben nndzwar unter der richtigen Bezeichnung aufgeführt, nach bei den Personen unter o deren Wohnungen deutlich hcrvorgchvbcn sind: i>. daß in Spalte 1 die Abtheilungen (Etage») des Hanfes bezeichnet nnd da rüber, ob der eine oder andere Theil des Hansc-Z leer steht, nämlich nicht vermicthet ist, eine entsprechende Erläuterung vorhanden ist; e. daß die Namen in den Spalten 2 nno 18 in genügender Uebercinstimmmig stehe»; ck. daß die Dienstpersonen und Gehilfen, soweit letztere bei ihren Arbeitgebern wohnen, unmiilclbar »ach ihren Herrschaften oder Arbeitgebern verzeichnet sind, nicht aber an anderer Stelle, z. N. am Schlüsse der Hausliste; v. daß Ehefrauen »nr daun besonders anfznführen sind, wenn sic selbst einen Erwerb haben oder ein Vermögen besitzen, über dessen Nutzung ihnen die freie Verfügung znstcht; 1. daß in Spalte 5 bis 7 die Angaben über die Löhne und den Werth den Kost wirklich gemacht sind, auch de» wirklichen oder üblichen Sätzen cnisprcchen; xc. daß die Miethzinscu und beziehentlich die Micthwcrthe bei alle» HaushaINnigsvorstündcn und zwar der Wahr heit gemäß, beziehent lich dem wirklichen Werth entsprechend in Spalte 8 und 9 angegeben sind; i>. daß bei solchen Personen, welche nach der Höhe der Micthe ihrer Wohnungen mnthmaßlich Untermjcther habe», Letztere mit verzeichnet sind, nnd daß auch in Spalte 8 vorschriftsmäßig die Notiz „Untcrmiether" angebracht ist; 0 daß die Spalte 4n „Verhcirathet" überall durch „Ja" oder „Nein" oder bei Wiliwcrn und Wittwen durch den Buchstaben „IV", bei geschiedenen oder ge treu,» lebenden Personen durch die Bemerkung „geschieden" oder „getrennt lebend" beantwortet ist; st daß bei Gewerbetreibenden die Spalten 15 »nd >7 soweit nöihig ansgcsüllt sind und >. daß in Spalte 18 die Unterschriften der Hanshallinigsvorstände und ans der Außenseite der Hausliste an der da für bestimmten Stelle die Unterschrift dcS Hausbesitzers oder dessen Stellvev- trcters eigenhändig bewirkt worden ist.
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