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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860716
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860716
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-16
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.07.1886
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Tägliches Jlnteryaltiingsolatt zum Sächsischen Landes-Mzetger. Durchlaucht haven geruht. Humoreske von Fritz Brentano. Nachdruck verboten. Fortsetzung. Wo das Bärenfell die Stell« der schwarzen Fracke» vertrat, fiel lachend der Fürst ein, sich nicht mit eine« Adel verbinden könne, dessen Stammhalter, zwar, so Sott will, Ahne wird, aber keinen aufzuweisen hat. O, diese Ahne«, setzte er die belauscht« Unterredung lustig parodirrnd, hinzu, diese alte» steifen Herren und Damen, wie ich fie Haffe! Der CabinetSsekretär sah den Fürsten so komisch erstaunt an, daß dieser laut auflachte. Ja, ja, sagte er, da schaust Du — wie? O, Fürsten bleibt nichts verborgen — auch das Geheimste nicht. Wosür hätten wir deun unser« Geheimpolizei, unsere geheimen Fonds! Nun, beruhige Dich, »für diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer', sagt Mephisto, deun der Geheimpolizist, der Euch heute Nachmittag belauschte, als Ihr zwischen WaldeSschatteu und Blättergrün Eure» Liebesroman abspieltet, war ich selbst. Du warst zugegeu, fragte verlegen Franz, als ich mitLueie—? Dich gegen den Herrn Oberhofmarschall verschwurst, ja. Freilich ganz zufällig. O» ich war sogar so galant, schnrstrack» in da» Schloß zurückzukehreu, um die verliebten Herrschaften durch mei« Erscheinen nicht in Verlegenheit zu setzen. Du wirst zugeben müssen, daß ich al» Gebieter über Leben und Tod nicht leutseliger gegen meine Uuterthauen handeln konnte. Du bist immer lieb und gütig, antwortete der CabinetSsekretär, ach, wenn eS unr Andere auch wären! Er seufzt« tief auf. Um GotteSwilleu, rief Egon, nun wird er sentimental. Franz von Oste», der flottest« Burschenschafter, der die Brust hundertmä muthig dem blitzenden Schläger geboten, der Herr EabiuetSrath und Ritter hoher Orden io sxs, fürchtet den Kampf mit einem alten Hosmarschall, dessen leibliche Tochter mit de« Feinde gegen den Vater operirt. Ah pah — den Kops in di« Höhe! Komm', begleite mich aus einem Ritt — ich will unten im Walde die Arbeiten an dem neuen Waldschlößchen besichtigen, vielleicht bringen Dich WaldeSdnft und Vogelfang aus bessere Gedanken. Unten vor dem Schloff, begegneten die jungen Männer der Tochter d«S Oberhofmarschalls, welche mit einer Freundin daselbst promenirte. O, diese Ahnen - diese Ahne»! flüsterte Fürst Egon, der sich ehrfurchtsvoll verneigenden Geliebten des Freundes zu und schwang sich dann lächelnd auf das Pferd, welches der Diener bereit hielt. Anf das Aeußerste erstaunt sah Lncie den beiden Reitern nach, welche bald zwischen de« Bäumen de» Parkes verschwanden. Herr JofiaS von Mittungen aber stand denselben Abend sorgen voll in seinem Schlafgemach und murmelte, al» er «ach des TageS Last und Mühe sich «iederlegt«, seufzend: Durchlaucht vorübergegangeu — nicht bemerkt I llorridls I Im Traum erschien ihm die Dame Etiquette, i« steifbrokateueu Gewand, in der Hand ein riesige» Flammeuschwert und drohte ihn aus ihre« Reiche hiuauSznjagen. 3. Franz von Osten hatte recht schlecht geschlafen und war mit trüben Gedanken anfgestanden. Sein fürstlicher Freund hatte ihm bei ihrem gestrigen Spazierritt mitgetheilt, daß er nach seiner Vermählung mit seiner Gemahlin »ine mehrmonatliche Reise «ach Italien und Griechenland machen werde, auf welche» Franz ihn selbstverständlich begleiten solle. So sehr ihn nun auch eine solche Reis« erfreut hätte, so war ihm doch jetzt gerade der Gedanke im höchsten Grade Peinlich, die Geliebte mehrere Monate nicht zu sehen. Was konnte nicht Alles während dieser Zeit geschehen? Der Oberhofmarschall hatte schon früher von einer in Aussicht stehenden Verbindung seiner Tochter mit einem auswärtigen Freier gewuukelt — durfte er Lueie jetzt allein kaffen — Würde fie ohne seine Stütz« dem Willen d«S Vaters energisch wider stehen? Alle diese Gedanken kreuzten sich in de« Kopfe des jungen Mannes, der in der That recht übel gelaunt war. Auch Herr JofiaS von Wittungen war nicht in bester Stimmung. Aeußerlich zwar war er, wie immer, tadellos der Schachtel ent nommen, aber innerlich sah «S anders mit ihm aus. Se. Durch deS Herrn gegangen, hat er den Pfarrer dermaßen angestunke«, daß er schie, nit bleiben können. HauuS Kopp in Brachingen hält un ordentlich HauS, sauft Thapak, fängt Händel an und schlägt seine Fra«.* In einem Berichte aus dem Jahre 1669 lesen wir: „Der Herrenmüller in Emmerdingen lebt übel mit seiner Frau, trinkt auch stetig Thaback, und wenn er in der Kirche sitzt, also keinen trinken darf, so hat er denselbigen doch im Munde.* Ein Pfarrer in Basel ließ sich von der Kanzel also vernehmen: „Wenn ich Mäuler sehe, welche Tabak rauchen, so ist mir, als sehe ich lauter Kamine der Hölle." In Wüittewberg bestrafte «au das Rauchen mit Prange» und Prügeln, ja, der Ulmer Magistrat sandte besonder« Gassenknechte und Büttel aus, die jeden Raucher «nd Schnupfer anzeigen sollten, wie er auch Krämern und Wirthen ver bot, Tabak an di« Bürger zn verkaufen. Im Lüneburgischen stand noch im Jahre 1695 die Todesstrafe „auf dem liederlichen Werke des TabaktrinkenS". Wiederholt und noch im Jahre 1719 wurde vom Straßburger Rathe die Anpflanzung von Tabak untersagt. In Wolfenbüttel erging noch im Jahr« 1723 eine Verordnung drS Konsistoriums, die den Geistlichen da» Rauchen untersagte; eS heißt darin, „es sei dem Konsistorium vermeldet worden, wa-gestalten bei einigen Predigern, sowohl aus dem Lande als in den Städten der Mißbrauch des Tabaks so überhand genommen, daß sie nicht nur die meiste Zeit in ihren Häusern von früh Morgen- bis au den Abend mit Schmauchen zubrächten, sondern sich selbften bei öffentlichen Gesell schaften uvd Festivitäten, als bei Hochzeiten und Kindtaufen, ingleichen in den Städten in publiken Kaffee- nnd WirthschastShäusern, bei Messen und Jahrmärkten unter allerhand Leuten ganz dreist mit der Tabakspfeife finden und antreffeu ließen. Dadurch aber würde der geistliche Respekt sehr vrrkleiniget, nnd deshalb sollte fortan jeder Pfarrer, der dar Rauche« nicht unterließe, seines Amtes entsetzt werden." A«- Mimft «n- «e-e« — Frau General > Musikdirektor Meyerbeer hat laut ihrem Testament «in Baarvermögeu von 10 Millionen Mark hinterlaffen Zu Erben find ihre Enkel, di« Kinder des verstorbenen Maler» Professor Gustav Richter und des Oberst-LeutnantS v. Korfs eingesetzt. Die Erbschaft wird «och vermehrt durch die Operu- Tantiömen MeyerbeerS. Für mehrere milde Stiftungen hat di« Erblasserin Legate an-gesetzt. — Die kleinste Zeitung der Welt ist wahrscheinlich der „El Telegrama", welcher als Wochenblatt in Gnadalajara in Mexiko erscheint. Da- Blatt hat vier Seite« von 5 Zoll Länge bei nur 3 Zoll Breit« und bringt eine Fülle gedrängter Neuigkeiten. ES kostet einen Cent per Nummer und führt da» Motto: „Wenig Stroh nnd viel Weizen*. laucht hatten ihn heute nicht so behandelt, wie er eS sonst gewohnt war, und wenn die» auch seinen Grund in einer augenblicklichen Zer streutheit de» Fürsten hatte, welcher an ganz ander« Dinge» als au seinen Oberhofmarschall dacht«, so hatte dieser doch in dem Benehmen seine» Herr» nur di« Nachwirkung de» gestrigen EliqnrttefehlerS ge sehen, den er sich nun und »immer verzeihen konnte. Er, JofiaS von Wittangen, einen Etiquettesrhler! Da» war in der Familie noch niemals vorgekommen — ja, man hätte es geradezu komisch finde» können, wen» eS nicht zu tragisch gewesen wäre. Er ging einige Augenblicke in de« Vorzimmer auf und ab und stellte sich daun an eines de« geöffneten Bogenfenster, durch welches vom Park herüber der frische Morgenwind wehte. Nach »nd nach beruhigte sich sein Gemüth wieder etwas, der Gedanke an seine fünf zigjährige tadellos« Dienstzeit unter drei Fürste« hob sein Bewußtsein wieder mächtig empor «nd er sagt« sich, daß sein gestrige- kleiner Versehe» doch nicht im Staude sein könne, auch unr einen Theil davon zu verwischen, was er während einer langen Menschenlebens dem Staate gewesen. Er hatte Große» geleistet — wahrhast Großer I Hatte er nicht die vollständige neue Hofordunug ausgestellt, die Frage de» BortrittS in verschiedenen äußerst schwierigen Fällen mit größtem Tact entschied,«, waren nicht unter seiner Herrschaft d!e neue«, von ihm eigenhändig gezeichneten Livreen der Hosbediensteteu eiugeführt worden und endlich, hatte er nicht die wichtige Neuerung geschaffen, daß die Silberknöpfe an den Hofröcken ab- und dafür goldene ange schafft wurden? Nein, soviel Verdienst konnte nicht vergessen werden, das Vaterland war ihm dafür zu sehr verpflichtet. Der Herr Oberhofmarschall war wirklich ruhiger — er war sogar wieder heiter geworden. Er sah mit Befriedigung in de« Schloßhof hinab, wo eben die drei Jagdhunde Sr. Durchlaucht gefüttert wurden. Die prächtigen Thiere sprangen in gewaltigen Sätzen über einander her nnd erhoben ein furchtbares Gebelle, als der Hnndewärter mit dem Fressen unter fie trat. Doch, was war dar? Hatte der Mann den vorschriftsmäßigen Rock wieder nicht au, den er ausdrücklich für die Morgenstunden aus Befehl des Herrn Obe,Hofmarschalls erhalten hatte? Der Herr JofiaS von Mittungen wollte seinen Augen nicht trauen. Erst vor zwei Tagen hatte er persönlich diesen Klau» Simse, diesen Rebellen gegen die Hofordnung, abgekanzelt, und nun beging er denselben Fehler schon wieder. Das war zu stark! Herr JofiaS legte sich weit aus dem Fenster und rief den widerspenstigen Wärter beim Name«. Doch da- Gebell der Hunde übertönte seine Stimme» und nochmals macht« er den Versuch, mit derselben bis zu den großen Ohren Klau» Simsen» zu dringen, bei welcher Gelegenheit er sich im Eifer des Dienstes bis zur LebeuS- gefährlichkeit über die Brüstung beugte. Da tippte ihn Jemand zicmlich stark auf den Rücke». Mit einem unwilligen: Wa» giebt es? drehte er sich nm, «nd der Fürst, Hut und Handschuhe in der Hand haltend, stand vor ihm — oder ging, besser gesagt, hinter ihm vorüber. Schicken Sie mir heute Nachmittag Punkt 5 Uhr den Leibschneider in mein Cabioet, Herr Oberhofmarschall, sagte er kurz und ließ den verblüfften JofiaS stehen, de« ihm mit offenem Munde nachstarrte. Allmächtiger Gott! Das war seit gestern da» zweite Mal, daß er den Landesherrn übersehen hatte. Aber was noch entsetzlicher war, er hatte ihn heute auch überhört. Gerade im entscheidenden Augenblick hatten die Bestien unten ein solches Geheul erhoben — dazu seine Bestürzung beim Anblick des Fürsten — kurz, er hatte von dem Befehl desselben nur die Worte „Schickt« — fünf Uhr — Cabinet" gehört, im Uebrigeu war ihm der Sinn — das Hauptsächlichste der Rede — vollständig un verständlich geblieben. Egon ging schon nute» im Hof, als der Hofmarschall sich immer noch tief verbeugte. Er that er unbewußt — er wußte ja überhaupt nicht mehr, wa- er that. Kleine Ursachen — große Wirkungen, sagt ein alte- Sprüchwort, und gewiß mit Recht. Der vorschriftsmäßige Rock von Klaus Simse — da» Bellen der Jagdhund« nute« im Hofe waren an sich gewiß unbedentende Dinge, und trotzdem entschieden sie da- Schicksal zweier Menschen. Wer an diesem Morgen den Herrn Oberhofmarschall beobachtet hätte, würde sich über den alten Herrn höchlichst verwundert haben. Er hatte seine Grandezza vollständig eiugebüßt «nd schlich förmlich in den Zimmern und Gängen drS Schlosses umher. Natürlich — der Schlag, welcher ihn getroffen, war zu hart. Sr. Durchlaucht im — Ueber ein« deutsche Coloui«, di« sich jenseits des Kaukasus befindet, wird berichtet: In den Kreisen Tiflis, Borofin und Llisawetgrad, de- russischen Gouvernement» Tiflis, befinden sich 4931 deutsche Colouisten, welch« dort in den Jahren 1818, 1837 nnd 1848 ans Württemberg eiugewandert find. Dieselben besitzen zusammen 27,607 Deffätiueu Acker, (eine Dessätiue — 1,09 Hektar), sind wohlhabend und halte» fest an der Sprache «nd den Sitten ihre» Heimathlande». — Krieg gegen di« Maschine. In Frankreich hat sich ei« Verein, jedenfalls von Halbidioten gebildet, der sich die Aufgabe gestellt hat, di« Beseitigung der Maschinen aus de« industriellen Arbeit der ganzen Welt zu erzielen. Der Verein, welcher den Namen „Universal-Verein der Drnkeuden* („Alliance nuiversello äks oogi tkmts") führt, erklärt in seiner ersten Publikation, die Wurzel des sociale» Uebel» bilde die außerordentliche Verringerung der Arbeit durch di« Maschinen; es sei daher durchaus nothwendig, daß die Anwendung von Maschinen in der internationalen Produktion durch eine internationale Convention in allen Ländern der Welt verboten werde. Von diesem Verbote der Maschinen-Benütznug sollen nur ausgenommen werde» die Buchdruck-Maschinen, die Dampfschiffe nnd die Eisenbahnen. Im Uebrigeu müsse di« Anwendung von Maschine» ebenso bestraft werde«, wir die Fabrikation der falschen Gelbe». ES muß ausdrücklich bemerkt werden, daß dieser Aufruf vollständig ernsthaft gemeint ist. — Wohlthun trägt Zinsen. Ein im städtischen Postamt in Washington angestellter Elerk, NamenS D'-y, erhielt vor einigen Tagen aus Australien die Nachricht, daß ein dort verstorbener Eng- läuder ihm mehrere Millionen Dollar- vermacht habe. Interessant ist eS, wie Day zu dieser Erbschaft gekommen. Er, der von Hause aus Musiker ist und in den Catfkill Bergen wohnte, borgte vor viele» Jahre« eine» schöne» TageS einem Engländer, dem das Geld auS- gegangen war, 25 Dollars und sah weder Engländer noch Geld wieder. Der Sohn Albion'S hatte indessen, wie Day jetzt z» seiner Freude ausgefunden, die ihm erwiesene Gefälligkeit nicht vergessen nnd sich für dieselbe in so fürstlicher Weise revanchirt. — Aus dem englischen GerichtSlebeu. An» London wird geschrieben: Vor de« Canzleigericht ist ein RechtSsall übe« de» Besitz eine» vorhistorischen Boote» entschiede« worden, der gar sehr an den zwischen dem Ochsen und Esel anhängigen Rechtsstreit erinnert, den der Löwe als Schiedsrichter mit den Worten abthat: „Ihr seid alle beide Narren.* Diese» eichene Boot, da» Sachverständigen zn- folg« über 2000 Jahre alt sei« soll nnd gut erhalten ist, wurde von den Angestellten der Gaswerk« in Brigg, in Liucolnshire, bei« AuS- graben eine» Felde- zur Erweiterung der Fabrik im Lehm entdeckt Di« Direktoren der Gesellschaft bemühten sich, dasselbe sorgfältig auS- zugraben, um eS dem Vorstand de» britischen Museum» zu überlassen, al» der Eigenthümer de» Landes, ein gewisser ElweS, sich in die vollsten Sinne de» Worte» den Rücken zugekehrt, Höchstdieselben beim Umdrehen grob augefahrev, Höchstderen Befehl überhört! Höchstderen Befehl überhört! Da» war seinStnrz — ein Sturz mit Eklat, nachdem er zweiundzwanzig Jahre das Ober- hosmarschallamt verwaltet, e» mit feiner Person vollständig ideutifieirt hatte. Und doch, vielleicht war noch eine Rettung möglich I Schicken — fünf Uhr — Eabiuet! Ließ sich aus diesen unheimlichen Bruchstücken nicht irgendwie der Siu« heraukfinden? Aber wie — wie? Der Herr Oberhofmarschall zerbrach sich den Kopf bis zum Zerspringen. Er ließ sich so weit herab, den Kammrrlakai Sr. Durch laucht abzufassen, als dieser ihm In den Weg kam, und ihn auSzu- forschen, wen wohl Allerhöchstdkeselbeo heute Nachmittag um 5 Uhr erwarteten. Allein so geschickt er es auch anfiug, seine eigene Un- wiffeuheit zn verbergen und auS dem Lakaien etwa» heran» zu Pressen, Letzterer verrieth keine Silbe, auS dem einfachen Grunde, weil er selbst nichts wußte. ES war j'tzt zwölf Uhr. Noch fünf Stunden und daS Urtheil des Herrn JofiaS von Wittungen wa« gefällt; er war unrettbar ver loren , wenn er während dieser Zeit das große Geheimnlß nicht ergründete. Es hätte einen so einfachen Weg dazu gegeben. Er brauchte nur den Fürsten nochmal» zu fragen Allein dies ließ sei» Stolz nicht zu — dieser Verletzung oller Eiiquette konnte — durste — wollte sich der Letzte Derer von Mittungen nicht zu Schulden kommen lassen. Eher wäre er mit Glanz gefallen. — Da noch ein Hoffnungsstrahl! Der Kammerdiener des Fürsten betrat eben die Gallerir, in welcher der Herr Oberhofmarschall trostlos auf und ab schritt. ES kostete Letzteren einen harten Kampf, aber er that, was er nie gethau. Er legte sein sorgenvolle- Gesicht in die freundlichsten Falten, trat aus seinen Untergebenen zu und präscntine ihm huldvoll lächelnd die kostbare goldene Dose, au- welcher geschnupft zu haben sich Niemand rühmen konnte, der nicht mindestens zwanzig Ahnen auszuweisen hatte. Der Kammerdiener, welcher noch ziemlich jung im Amte war, sah den Gewaltigen starr au, verbeugte sich mehrmals tief und stotterte endlich verlegen: Der Herr Oberhofmarschall sind zu gütig! Erst auf die wiederholte Nöthigung de- Herrn Josias griff er mit äußerster Delikatesse in die Dose »nd entnahm derselben eine höchst bescheidene Prise, die er jedoch vor lauter Respekt n cht zur Nase zn führen wagte. Es ist heute nicht so heiß, wie gestern! Mit dieser geistreichen Wendung leitete der Herr Obcrhofmar- schall das Gespräch ein, im Verlaufe dessen er die rettende Lösung zu finden hoffte. Dabei war ihm entschieden heißer, wie gestern um diese Zeit, deun der Angstschweiß stand ihm förmlich auf der Stirne. Nein, nein, durchaus nicht so heiß! entgegnet« der Kammer diener und auch ihm wurde durch die Sonne der Gnade, welche ihn in diesem Augenblicke beschickt, sehr warm. Doch es sollte noch besser kommen. Der Oberhofmarschall faßte den vor ihm Stehenden leutselig an einem Knopf seines Frackes und flüstert« vertraulich: Wie haben Sie Durchlaucht heute gefunden? Der Kammerdiener fühlte sich. Hier war er auf seinem rich tigen Felde. Etwas verstimmt, antwortete er, nicht ganz so gnädig, wie sonst! Herr JofiaS von Mittungen erzittert« und seine Hand ließ den Knopf deS SammerdienerfrackeS lo». Haben Sie daS auch bemerkt, mein lieber Herr Bolzmann? fragte er. Vielleicht wichtige Geschäfte — Unterredungen von Be deutung — Nachmittag 5 Uhr — Cabinet — wie? Ich verstehe nicht, Herr Oberhofmarschall, entgegnet« der Kammer diener, dem ordentlich ängstlich zu Muthe wurde, da er fürchtete, mit Gewalt zum Mitwisser eines Staatsgeheimnisses gemacht zu werden, welche» möglicherweise für seine« etwas schwachen Kopf zn schwer war. Nu«, ich meine, fuhr Herr JofiaS fort und seine Stimme sank znm Flüsterton herab, daß Durchlaucht mich beauftragt haben, nm 5 Uhr Jemanden in sein Cabinet zu schicken, der — kennen Sie diesen Jemanden? Ich, nein, ganz und gar nicht, stöhnt« der Kammerdiener und versuchte mit einer leichten Bewegung sich der Hand de» Herrn Oberhofmarschall- zu entwinden, welcher wieder de« Frackknopf erfaßte. Ich wünsche auch durchaus nicht di« Geheimnisse Sr. Durchlaucht zu ergründen. Fortsetzung folgt. Sache legte und anf da» Boot als sein Eigenthum Anspruch erhob. Die Sache kam vor das Canzleigericht, und der Advokat des Klägers ElweS machte geltend, daß die GaSfabrik blo» Pächter der Oberfläche des Bodens für 99 Jahre sei, während alles im Boden selbst befindliche Besitzthum, z. B. Steinkohlen, dem Eigenthümer reservirt sei. Dieses vorhistorische Boot falle unter dies« Kategorie. Der Richter (CHItty) gab nach mehrtägige« Nachdenken ein Urtheil zu Gunsten des Kläger» ab, der de» Fund — ebenfalls dem britischen Museum überlassen wird. — Einen zweiten RechtSsall seltsamer Art entschied Richter Mathews in der Queen» Beuch. Als Kläger trat auf Lord Howard de Walde»; als Beklagte erschienen die Herren Oakley, Somerset und Keuelly, die man als moderne Piraten bezeichnen möchte. Wie die Seeräuber der guten alten Zeit hatte diese» Kleeblatt fich in den Besitz einer schnellsegelnden Nacht gesetzt, statt aber ihr« Opfer auf der weiten Fläche des Oceans abzufangen, annoncirteu diese sauberen Herren ihr Schiff für eine Vergnügungsfahrt um di« Erde. In der That sollte die Tylburnia die interessanteste« Theile der Erde berühren, und den Passagiere« sollte jede Gelegenheit gegeben werden, fich durch Besichtignng der Sehenswürdigkeiten, sowie durch Jagden zu belustigen Unter den Passagieren befand fich auch Lord Howard de Walde«, der fich durch Erlegung einer Summe von Lstr. 200 die verheißene» Vortheile «ine« Legeltour sichern wollte. Die Tylburnia ging richtig unter Segel. Aber schon in GraveSend brannte ein Theil der Bemannnng durch. In Plymouth blieb di« Yacht 8 Tage lang liegen. In Gibraltar machte fich der Kasfirer au» dem Staub. I» Madeira gerieth man in Streit mit den Mauthbeamten, und di« Dacht ging, von den Kugeln der Fort» verfolgt, unter Segel, ohne Wasser eingenommen zu haben. In Barbadoes verduftet« der Koch, und als Lord Howard mit dem Eigenthümer de- Schiffes remoustrirte und fich übe« den Charakter einiger an Bord befindlichen Damen geringschätzig auSdrückte, wurde er auf dem Verdeck abgeprügelt. In Folge davon verließ er mit noch anderen Passagieren dar Schiff und kehrte «ach London zurück, auf seine Kosten, di« er nun vor der Queens Berich einklagte. Da» Bericht erkannte ihm auch 90 Lstr. zu. Die Tylburnia selbst ist in Newyvrk mit Beschlag belegt worden. — Eine sonderbare Vorstellung. Dar „alleinige amt liche Organ mit rechtsverbindlicher PublikationSkraft für die Stadt Meiningen* erzählt von einer Unterhaltung de» Fürsten Bismarck mit dem Herr» Bahnhofs-Inspektor Hauck auf dem Bahnhof Ritschen hausen au dem Weg nach kisfingen und bemerkt: „Bei dieser Ge legenheit gewahrte der Kanzler mit sichtliche« Wohlgefallen die große Dogge de» Herrn Hauck, di« sodann dem Reichrhund TyraS, welcher fich mit im Zuge befand, vorgestellt wurde. Beide prächtigen Thiere schienen Wohlgefallen an einander zu finden.* Mit dieser Sache scheint eS aber doch nicht ganz seine Richtigkeit zn habe», denn, wie di« „Magdeb. Ztg.* berichtet, war nicht der „Reichshund* Tyra» in eigener Person zugegen, sondern nur dessen Stellvertreter. Für »en redaktionelle» Tbetl »nantwsrtllch: Fra«» Götze in Lhernni». — »r«ck n»d «erlag »o« «leranber^tSted, in Lhencnt»/,
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