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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860716
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860716
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-16
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.07.1886
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Sächsischer Landes-Arrzei-zn. Sk. 162. Fmitag^ is. J«n «ss. ihre» Borhaben» waren, «och lebend wieder au« dem Waffe, gezogen und nachmal« in'» Georgmhan» gebracht. Furcht vor Strafe wegen begangener Veruntreuung ihrer letzten Herrschaft gegenüber mag sie z« dem ««seligen Schritt veranlaßt haben. — Neuschöurfeld b. L, 14. Juli. Einnoch nichts Jahr« alte» Mädchen — da» elnzig« Kind seiner Eltern — kam trotz sofort herzngezogener ärztlicher Hils, dadurch um sein Lebe«, da r e» di« Mutter, als dieselbe um Kaffee z« kochen da« Wasser an» dem Ofen nahm, unversehen» erfaßt« und alitdanu einen Thril diese« kochende« Wasser» über sich erhielt. E« starb an den dadnrch erhaltenen Brandwunden. — Dippoldiswalde. Sonntag Abend gegen 8 Uhr hat der 10V, Jahr alte Schnlkriade Arthur Bruno vellmann in Henurr«. dorf fich, wahrscheinlich um zu bade», in einen Dorsteich begeben uud ist hierbei erttuuken. Gefunden wnrde di« Leiche erst Montag früh 4 Uhr. der Teich, welcher mindesten» 6 Ellen tief ist, mußte erst ab gelassen werden. ' — Oed er an, 14. Juli. Ein« Zigeunerbaud«, wie st« die hiesig« Gegend so stark noch nicht pasfirt hat, und zwar von ea. 70 Köpfe», 30 Pferden mit 1b Wagen hatte sich gestern Abend in Hartha häuilich niedergelassen, um heut« Vormittag ihren Marsch nach Hainichen zu fortzusetzen. Die Horde hatte nicht weniger denn 42 Flaschen Wein, verschieden« Quantitäten Cognac rc. vertilgt uud so im Mrister'schr« Gasthvfr rin« Zech« von über 100 Mark gemacht uud bezahlt. — Reicheubach, 13. Juli. Die Reif« der Heidelbeeren ist eingetrete« nnd in den Wäldern der Umgebung rege» sich fleißige Hände, dieselben eiuznsammeln. In de« Kahmerer und Fries«»«» Waldungen wimmelt« «» am vergangenen Sonntag von Beerensucheru Dl« Quantität der Beerenfrucht soll nicht den Hoffnungen entsprechen, zu welchen di« reiche Blüthe seiner Zeit berechtigt«. Bo» Händlern Wird da» Liter Heidelbeere« mit 10—12 Psg. bezahlt, i« Einzel verkanf, wie er ans de« Haufirwrge in den Haushaltungen betrieben wird, variirt der Preis zwischen 1b nnd 20 Psg. — Der Stand de» Feldfrücht« ist dermalen im Allgemeinen ein sehr schöner und wird nur wenig über dünne« Stand oder schlechten Körneransatz ge klagt, nur di« begonnen« RapSernt« weist ein schlechte« Resultat auf, da nach dem Glanzkäsrr «och stellenweise di« Schoteumade sich ein- stellt«. Di« Kartoffelfelder zeigen mit sehr wenig Ausnahme schönen Stand, doch find hier und da Spure« der Kränsrlkrankheit bemerkt worden. Auch find in mehreren Lage« die F«lder durch stark« Regen güsse vrrschlemmt. Wenig Gute« ist über den kleestand z« berichten, dessen erster Schnitt im Allgemeinen spärlich ausfiel, während der Hochwuchs infolge der kühlen Witterung nicht vorwärts kommt. Reiche« ist di« Heuernte, indrß hat st« die unbeständige nasse Witterung sehr verzögert uud dl« Qualität de» Futter» beeinträchtigt. Einige Besitze» von Wiesen an abschüssigen Lage« fiud überdir» de» liegenden HküeS verlustig gegangen, indem di« großen Regengüsse vom 9. und 10. d. M. einen großen Theil desselben sortschwemmte« oder sonst wie vernichteten. Der Obstansotz. ev. die Obsternte versprechen einen ganz geringen Ertrag. — OelSnitz i. B. Wir haben wiederum «inen Uufall mit leben-gefährlichen Verletzungen zu beklagen. Al» am 12. d. M. der Kutscher de» Fuhrwerksbefitzer» Angufl Ebner hier, Trangott Schädlich, 33 Jahre alt, mit seinem mit Bauschutt beladene» Kälberwagen die «ach dem Psortenteiche führend«, ziemlich steil« Pforteugasse pasfirte, grrirth der Wagen in» Schlendern. Hierbei brach ein Deichselarm, infolgedessen der Wagen vom Pferde nicht mehr erhalten werden konnte nnd den genannten Kutscher an da» Hau» de» Schmiede ««ister» Sprauger dermaßen qnetscht«, daß derselbe starke Beschädigungen de» Kopfe», Drücknng de» Brustkasten» nud verschiedene Fleisch- loSprellungru davontrug. — Po «kau» 13. Jnli. Gestern Abend gegen 6 Uhr wurde da» 6jährige Töchterchr« de» Fabrikarbeiter» Moritz Kaiser vermißt, ohne daß e» gelang, eine Spur desselben anfzufiudr«. Dicht bei der Wohuung desselben fließt di« Pockan vorbei, die wegen vorher- gegangene» starken Regen starknangeschwolle» war. Da» Kind war erst wenig« Minuten vorher gesehen worden nnd steht zu vermuthen, daß r» von seine« Spiele ansgeftande«, an de« Fluß gegangen nnd hineiugefalleu nnd von d«m strömenden Wasser mit sorigeriffen Worden ist. x.H.— Herm»grün bei Adorf i. B. 14. Jnli. Et« recht betrübender Unglüc'rsall betraf gestern den hiesigen Gut-befitzer Gustav «in Million-rr Di-bftahl Bor einigen Tagen begann in Ancona «in wichtiger und hoch interessanter Proceß, welcher die ganze italienisch« Bevölkerung in Spannung hält. In alle« Cafls, in allen Trattorien, in allen Familienkreisen, wie schon kurz erwähnt, wird von nicht» Anderem gesprochen, als von den Enthüllungen, welche bei dem Procefse zu Tage treten werden. E» handelt sich um jenen Millionen-Diebstahl bei der National- bank de» Königreich» Italien, welcher vor mehreren Jahren in bi»her «och unaufgeklärter Weise auSgrführt wnrde. Mehrere Koffer mit dem Inhalte von 2*/, Millionen Lire wurden damals von Ancona «nter sicherer Begleitung von Beamten und Polizisten a» die Filiale in Genua geschickt, wo man jedoch beim Oeffneu der Kisten statt der Bankbillet» nur alte Zeitungen vorfand. Nachdem man sämmt- liche Personen, welche di« Werthpapier« mit sich führten, verhaftet hatte, begann eine langwierige gerichtliche Untersuchung, während welcher die Geheim-Agenten der L»ne» Xariovals mit jenen der Polizei wetteiferten, um die Diebe oder die geraubte Summe zu entdecken. Alle möglichen Mittel, alle» Erlaubte und Unerlaubte, sogar Magnetismus, Spiritismus und Aehnliche» wurde zu Hilfe gezogen, aber vergeben». Endlich schien eS, als ob sich der Knoten ein wenig lösen wollte. Man beschuldigt« einen gewissen Federico Baccarini, der dar Haupt einer geheimen Verbindung war, der Anführer der Diebe zu sein, aber eS war unmöglich, desselben habhaft zu werden. Er war entflohen, ehe man seinen Haftbefehl erlassen hatte. Alle Nachforsch ungen blieben fruchtlos. Bald hieß eS. er sei in Amerika, bald, daß er «ach Afrika gegangen sei, auch hieß eS, er befinde sich in der Türkei, bis sogar die Kunde laut wurde, daß er von seinen Ge fährten ermordet wurde. Zuletzt wurde sein Tod dem Magistrat von Ancona angezeigt. Während seiner Verfolgung lebte der famose Baccarini ganz ruhig im Ceutrum der Stadt, neben dem Haupt- Polizei-Bureau, in einer mvblirten Stube und hatte eine Liebschaft mit der Tochter seiner Wirthiu angekuüpft. Letztere, Mutter und Tochter, werden in diesen Tagen auf der Anklagebank erscheinen. Der erste Proceß in der Angelegenheit diese- Diebstahl» fand in Rom statt, da man glaubte, daß die Geschworenen in Ancona sich von der Furcht vor Baccarini uud seiner Gesellschaft beeinflussen lassen könnten. Die Verhandlung währte viele Tage lang und der Assissenhof erkannte zuletzt Oreste Tangherlini für schuldig, welcher damals, wie noch heute, von der öffentlichen Meinung für unschuldig erklärt wurde. Außerdem wurden Quiriuo Governatori, Eugenia Paccapelo und Pietro Camillucci verurtheilt. Da» Urtheil be friedigt« weder das Volk noch die Laue» N»LicmaIe, weil man statt der großen Diebe nur die kleinen und unbedeutenden gefangen hatte. Wenige Monate später wurden in einigen juristischen Kreisen der Hauptstadt Gerüchte laut, welche den Vertheidiger des Angeklagte» Quiriuo Governatori, einen jungen Advokaten, Namen« Lopez, be- Wunderlich, indem sei« zweijährige» Söhncheu in einer» nnbewachteu Augenblick in den durch Regen stark angeschwellteu Dorfbach fiel und ertrank. All« sogleich angrstellt«« Wiederbelebungsversuche blieben erfolglo» uud der sofort herzugeholte Arzt konnte «ur den Tod con- statiren. — Unser Nachbarort Wohlbach ist von Diphthrriti» derart heimgesncht, daß auch hier die Schul« «inige Zeit geschloffen bleiben wird. — Hohenstein, 14. Jnli. I« der gestern Abend statt- gefundenen öffentlichen Sitzung de» hiesigen EtadtgrmeiuderatheS wurde nach mehrstündiger Berathnng und Debatte di« di« Tage»- orduung bildende Rath»vorlage »die Errichtung eine» Gasanstalt nnd Anlegung einer geschloffene« Wasserleitung, sowie Straßenherftelluug nnd Erweiterung de» Schlenßenuetze» in hiesiger. Stadt, inglelchen die Beschaffung der hierzu erforderliche« Mittel dnrch Aufnahme einer Auleihe in Höhe von 200,000 Mark betreffend" gegen 3 von. 18 Stimmen auaeuomMtN. — S tollberg, 14. Juli. Heute ist RegierungSrath Behrisch mit seiner Familie von Hoheneck nach Waldheim übergefiedelt. Nach dem sei« Fortgang von hier durch mancherlei Umstände sich um Mo nate verzögert, kam derselbe schließlich sehr schnell. Bei nn» hat sich Herr Behrisch durch sein amtliche» nnd anßeramtliche» Wirke« uud Walte« ein dauernde» Andenken gesichert. — Annaberg, 14. Jnli. Her» Bürgermeister Wilisch wird dem Vernehmen nach Hierselbst am 1. August eintreffen, um eine» Tag später in di« Functionen seine» Amte» einzutrete». — Den Oberwitsenthalrrn hat der Bezirksausschuß eine rechte Freude in einem gestrigen Entschlüsse bereitet, und mit den Oberwieseuthalern den näheren nnd weiteren Anwohnern de» FichtelbergeS nud den vielen Freunden der Naturschöuheiten des oberen Erzgebirge». Der Bezirksausschuß hat nämlich eine Snwme von 3000 Mark, zahlbar in jährlichen Raten von 1000 Mark, bewilligt al» Beitrag zn den Bankosten eine» Nnterk«nft»hauseS auf dem Fichtelbrrg. Der besonder» lebhaften Fürsprache de» Herrn Awt-Hanptmann» von Mayer uud der warmen Empfehlung de» Herr« Bürgermeister» Richter von Oberwiesenthal ist e» vornehmlich zu verdanke«, wenn der höchst« Berg unsere» sächsische» Vaterlandes nunmehr nach Vieler Wunsch mit einem Gebäude gekrönt wird, welches unzweifelhaft in besonder» vortheilhaster Weise anziehend anf de« Touristenstrom einwirkrn wird. L—. Scheibenberg, 13. Jnli. Am Sonntag stierte eine hiesige achtbare Familie ein Fest, wie e» wohl nur selten vorkommt. Der Schneidermeister Carl Lang ssn. beging da» Fest der goldenen Hochzeit, die älteste Tochter de» Jubelpaare» mit ihrem Manu Friedrich Büchtner die Silberhochzeit, nachdem ganz vor Kurzem die Tochter Büchtner» die grüne Hochzeit gefeiert hatte. De« gold'nen Jubelpaar wnrden von alle« Seiten di« liebenswürdigste« Beweis« der Achtung zu Theil, all« Kinder uud KiudeSkinder hatten sich eiugefunde« bi» auf eine Tochter, di« außerhalb Scheibenberg» wohnt uud seit fünf Jahren krank ist; doch auch diese wnrd, schließlich mittels Wagen» herbcigeholt. So wnrde nun da» Fest im Sreise Aller gefeiert Wen« anch das alte Jubelpaar das Gegentheil von reich ist, so hatte eS doch nach Kräften ein fröhliches Familienfest veranstaltet, das den Kindern unvergeßlich bleiben wird. Noch am Jubeltag« spät traf ein Geschenk aus Lrngenfeld i. B. ein, begleitet von einem wunder vollen Glückwunsch. — Oberwiesa, 13. Jnli. Heut« früh stand di« Thür« der südlichen Vorhalle hiesiger Kirche offen nnd war die au der Wand befestigte Arwenbüchse gewaltsam erbrochen und bis auf 23 Ps. leer. Da» Schloß fand sich anch nicht mehr vor. Di« Büchse mag einig« Mark seit der letzten Oeffnung enthalten haben. Der Dieb hat sich wahrscheinlich während de» gestrigen Abendläuten» in die Kirche ge schlichen, in der Nacht von innen di« Thür« zu öffnen verstanden und ist so wieder in» Freie gelangt. Hoffentlich gelingt es der Gendarmerie, de« Ruchlosen zu ermitteln. — Oberrabenstein, 14. Jnli. Vom schönsten Wetter be günstigt, fand am vergangenen Sonntag Fahuenweihfest de» Gesang verein» „Ariou" in den angenehmen Lokalitäten de» Dittrich'icheu Gasthauses statt. Bor allem waren auch di« Bewohner unsere» OertchenS bemüht gewesen, dasselbe festlich zn schmücken, um di« fremden eiugeladeuen Vereine würdig zu empfange«, früh 4 Uhr stattzufiudrnde mnfikalisch« Weckruf mußt« leider infolge amtShauptmaunschastlicher Verfügung unterbleiben. Außer den im Orte bestehenden Vereinen fanden sich folgende Vereine mit znsammru 8 Fahueu und 4 Standarten ei« ein: Di« Mäunergesangvereine Kändler, Mittsfloh, a> Reichenbravd, Risterrabensteiv, Weißbach, Obeelungwitz, Kappel, Rottluff, Grünen Altendorf. Liedertafel Gablenz, Neustadt nud Kappel, Ltederkanz Ehemnitz» Lyra Siegmar uud Grüua, Liederlnst Grüua, Kirchencho» Pleisa, Doppelquartett Nieder rabenstein, Germania Kändler und ein« Deputation de» Gesangverein» zu Borna. Nachdem Nachmittag» 3 Uhr di« Abholung der Festjung, flauen nnd Araneo stattgefunden, wnrde di» Enthüllung und Weihe de» neue» Banner» vorgpuommeu. Bei Uebergabe desselben au den Verein hielt Frl. Förster «ine in Gedichtform »erfaßte Ansprache nnd erntete dabei reichlichen Beifall. Die Weih- nnd Festrede hatte Herr Engen Merkel gütigst übernommen. Kenaunter Her», welchen be kanntlich die Natur mit beachten-werther Reduergabe anSgestattet hat, legt« der Weihrede in markigen nnd zu Herze» gehenden Worten de« «igrutlichen Werth bei, in dem er di« Bedeutung und Ziele der deutschen Sängerschaft beleuchtete. Redner führt« ferner au», in welchen bescheidenen Maaße und Verhältnisse« der Verein Arion sich , entwickelt, wie demselben so manche Hindnniffe und Unannehmlichkeiten. in de» Weg getreten» die da» Zustandekommen eine» Ganzen in Zweifel stellten, und wie sie nun heute «ach 11 jährigem Wirken an». Dank für ihr treue- Zusammenhalte« von den wertheu Jungfrauen uud Frauen mit einer Fahne beehrt würden. Redner bedeutet« dann, daß da» Banner «in Spor» zu neuem Schaffen uud Wirken, ein. Hort in Noth und Gefahr, und da» Signal der Einigkeit sein soll» und beschloß die Weihred« mit den Worten: »Deutsche» Lied und deutsche Thal, sei gepriesen früh und spatl" Daraus wnrde da» neue Banner noch vom Erzgrbirgische« Sängerbund, sowie vom Mänuergesaugvereiu zu Reichenbrand mit einer prächtigen Schleife, uud den anderen Vereinen mit 21 Nägeln beschenkt. Da» hierauf folgende Tvncert vou den verschiedener» Vereinen wirkte zum größte« Theile sehr befriedigend. Um 6 Uhr fand daun der Umzug durch, den mit Flaggen uud Ehrenpforten geschmückten Ort statt, und ein Ball, welcher di« Anwesenden noch lauge zusammeuhirlt und wobei noch so manche» Lied au» den Kehlen der lustigen Sänger ertönte» endete die Feier. — Altenburg, 14. Juli. Der Nähmaschinenfabrikaut L. O' Dietrich Hierselbst, der vor Kurzem ein Circular über seine vorzüg liche .Saxonia-Strickmaschinen" versandte, erhielt eine» derselben an» Pari» zurück, wit der Bemerkung: „ReoLer - oous nos 3> bliiliarcks. I'as äs volsurs l" Zu deutsch: »Gebt unt unsere süuf Milliarde» wieder, DiebSgefindel!" — Anch «in Zeichen de» französische» ChanviniSmu», da» beachtrnSwerth ist. Chemnitzer Siadt-Anzeiger. Lhemnitz, den 18. Juli. — Dem Verein zur Unterstützung armer Kranker fiud vou Frau Auguste verw. Bergm an», nach einer lrtztwillige» Bersüguug ihre» verstorbenen Gatten, zweitausend Mark überwiese«. — Verschiedene Bestimmungen der lokalen Bau ordnung scheinen, wie unser Rath jrdtufalls au» guten Gründen annimmt, nicht genügend bekannt zu sein. Derselbe nimmt daher Veranlassung, insbesondere darauf aufmerksam zu machen, daß Wohn- oder ArbeitSräume nur im ersten, d. i. untersten Dachraume, worunter auch die Mansarde zu verstehen ist, statthast, im zweite» Dachraume durchaus unzulässig find, daß für jede Wohuung in den Geschossen mindesten» je eine Kammer im ersten Dachraume vorhanden sein muß, das Ablagern von Baumaterial und Bauschutt auf öffentlichen Plätzen und Wegen ohue besondere baupolizeiliche Genehmigung verboten ist, die Oeffnungeu der Treppen bei deren oberstem Austritt, die Treppenumgänge und Treppen, welche nicht durch geschloffene Wandflächen begrenzt find, mit sicheren Geländer» von mindesten» 90 om Höbe zu umgebe« find, Thorr und Thüreu von Gebäude» und Einfriedigungen überhaupt nicht Fenster und Fensterladen nur unter der Voraussetzung über die Straßeufluchtlinie schlagen dürfen, daß dieselben mindesten» 2,25 m über dem Weg sich be finden, der Gofsentrog wasserdicht, mit einem Wafserverschlufse und zur Ver- Der programmgemäße j-hülung der Verstopfung mit einem festen Siebe versehen sein muß, die Grundstückscntwüfferungsschleußen mit wasserdichtem, massivcm und sicher überdecktem Schlammfang und mit Wafserverschluß am AuSlanf des letzteren zu versehen find; in diesen Schleußen aber auch, wenn ein Rückstauen deS Wasser» au» den Straßenschleußeu im Bereich der trafen. Tommaso Lopez» welcher in Chirti (Abbruzzen) geboren war und in Neapel studirt hatte, kam nach Rom, um sich hier als Rechts anwalt niederzulaffen. Obgleich er ein talentvoller Mann war, stellten sich seinem Fortkommen viele Schwierigkeiten entgegen. Er arbeitete viel, aber verdiente wenig, so daß er gezwungen war, be scheiden wie ein Studentlein zu leben. Nach de« Prozeß jedoch, in welchem er als Vertheidiger sungirte, trat in seinen Verhältnissen plötzlich ein Umschwung ein. Während er früher ein einfache» Chambregarni in einer engen und dunklen Straß- bewohnt«, hatte er jetzt «ine elegante herrschaftliche Wohnung in der ersten Etage eines Palazzo auf dem Korso inne. Lr hielt sich Diener, Pferde nnd Wagen, hatte die bekonnt-str» Cocotten der Hauptstadt zu Ge fährtinnen nnd bereiste Dir ihnen da» Ausland, besonder» Pari», kurzum er trieb luxuriöse» und zügellose» Leben. Dirsn schnelle Wechsel erweckte natürlich Bermnthungen. Mau munkelte, daß er, als Vertheidiger der Diebe, statt «Ines rechtlichen Honorars, wohl gar einen großen Theil de» Diebstahl» selbst empfangen hätte. Der Erste, welcher diese» Gerücht in die Oeffent- lichkeit brachte, war ein Mann von großer Popularität, ein Volkstribun, welcher vom Abgeordnetenhaus« direct in» Gefängniß wandern mußte. E» war FraneeSco Cvccapieller, der in seinem Blatte „L7.10 II." behanptete, Advokat Lopez habe von seinem Klienten Governatori die Hälfte der gestohlenen Summ« in Depot empfangen, und daß dies die Quelle sei, au» der er die Mittel zu seinem verschwenderischen Leben schöpfe. Nach dieser öffentlichen und oft wiederholten Anklage gab Lopez seiner Lebens weise eine andere Wendung; er verkehrte nicht mehr mit Aben- teuerinnen, hielt keine Pferde, keine Equipagen mehr, sondern führte von jetzt an «in solides Leben, da er die Aufmerksamkeit de» Publikums von sich lenken wollte. Cvccapieller wurde verhaftet, Lopez vergessen, aber die Be schuldigung des Ersteren fand ein Echo in dem Cabinet des Unter suchungsrichters. ES ist voch kein Jahr, daß Lopez als Ver theidiger deS bekannten Professors Sbarbaro im Tribunalsaal heftig gegen die Regierung donnerte. Am Abend jenes Tage», an welchem er sogar die Minister zu compromittiren drohte, wurde er verhaftet und zwar wegen der erwähnten Anklage Coccapieller's. Zu gleicher Zeit nahm man verschiedene Personen in Ancona in Hast. Bei der Hausdurchsuchung, die bei dem Advocaten vorgenommen wurde, hat man compromittirende Documeute gefunden, und so konnte der zweite Proceß in der Millionendiebstahls-Affaire eröffnet werden. Auf der Anklagebank de» Schwurgerichts in Ancona sind 16 Personen er- schienen, darunter mehrere Frauen. Die Bertheidigung werden 18 Rechtsanwälte führen, unter denen sich einige Abgeordnete be finden. Die Staatsanwaltschaft hat 52 Zeugen vorladen lassen, bei- nahe ebensoviel die Bertheidigung, so daß man vermuthet, daß der Proceß mehr als einen Monat dauern wird. Der Andrang dcs Publikums um Billets ist so groß, daß der Präsident besondere Tribünen hat errichten lassen. M«» -kah ««- Fe*m — Die bekannte Rotenhan'sch« Prügel-Asfalr« hak ein Pendant erhalten, da» am 10. Jnli vor de, Straflammer d«S Landgericht» z« Danzig verhandelt wurde. Angellagt war der Hof besitzer Otto Slatt zn Letzkau. De« Schulvorstand zu Lrtzkan, de« neben de« Angeklagten al» Vorsitzender noch der Pfarrer Grenz, al» Beisitzer der Hofbesitzer Rohdr nnd der Letzkaner Lehrer angehöre«, wurde, wie der »Danz. Cour" berichtet, von eine« Krämer ans Lrtzkan die Anzeige gemacht, daß da» 13'/, Jab« alt« Schulkind Marie Schulz verdächtig sei, au» seiner Lademasse Geld entwendet zu habe». Der Schulvorstand beschloß, daß diesem Mädchen vor versammelter Claffe «ine Züchtigung zn rrthrilrn sei, daß ferner, da der Schnldiener schon alt sei, die kräftige Hand de» Hofbesitzers Klatt diese Exreution vornehmen, der Gegenstand, welcher zu dieser Züchtigung verwendet werden sollte, aber eine Reitpeitsche de» rc. Klatt sein solle. Der 21. October v. I. war zur Vollstreckung dieser Exemtion onbe- raumt nnd Pfarrer Grenz, Klatt, Rohde und der Lehrer hatten sich zu diesem Zwecke in der Echnlclaffe eingchrnden. Zunächst applizirte Herr Pfarrer Grenz dem Kinde ei« Paar Ohrfeigen, wonach der An geklagte Klatt dasselbe halb über eine Bank zog und ihm zwei Hiebe über den Rücken versetzte. Run augenblicklich« Ruhepause, in welcher dem Kinde vorgehalten wnrd«, den Diebstahl zu bekennen. ES be stritt denselben entschieden. Hierauf zählt« der Angeklagte ihm noch acht bi» zehn Hiebe auf. Alsdann ließ sich Pfarrer Grenz eine» Rohrstock reiche« und bedachte mit diesem dm Rücken der Delinquentin. Hierauf begann die Inquisition auf» Neue, der Lehrer wurde be auftragt, da» Kind znm Seständniß z« bringen. E» soll diesem «in Geständniß abgelegt habm, wa» die Schulz heut« aber entschieden be streitet. Der Lehrer theilte nun sofort diese» Geständniß drm in der Nähe sich anfhaltendeu Pfarrer Grenz mit uud dieser begann nun mit dem Rohrstock anf'S Nene in einer heftig erregte« Weise so lange zn prügeln, daß einer der Beisitzer ihn darauf aufmerksam machte, e» sei wohl genug. Da» Schulterblatt, die Brusttheile, Ober- nnd Unter arme des Kinde» schillerte« nach dem ärztlichen Atteste in allen Farben; nach dem Attest« sei dasselbe während 8 Tagm an dem Gebrauch de» Arme» behindert gewesen. Der Angeklagte bestritt, daß diese gefärbte« Striemen von seiner Reitpeitsche hrrgerührt haben, da er den Rück« entlang über die Schulter gehauen habe, dagegen seien die Rohrhiebe seitens de» Pfarrer» Grenz dem Mädchen stehend von der Seite er« IHM worden, und könn« dies« sichtbaren Spure« der Mißhandlung nur von den Schläge» de» Pfarrers Grenz herrührrn. Die Staats anwaltschaft, vertrete» dnrch Herrn GerichtSassessor Uhl, ging mit dieser Strafart scharf ins Gericht nnd beantragte gegen Klatt 100 M. Geldbuße eveutnell 20 Tage Gefängniß. Der Gerichtshof erkannte jedoch auf Freisprechung, west nicht erwiesen, ob diese Spuren der Mißhandlung vou den Klatt'schen oder Pfarrer Grenz'sche« Schlägen herrührte«. Ob eine Reitpeitsche «in richtige» Züchtigung-Werkzeug ist, ließ der Herr Vorsitzende bei Publikation des Urtheil» sehr dahin-
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