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wie in anderen Ländern. daran, betriebe araph, baden, bringen Den würde. Es wird über viele solcher Mittel de battiert. Die Ratschläge kommen teils vom In-, teils vom Auslande, namentlich von London und Paris. Daß heute da- österreichische Problem, stärker al- da- deutsche, al- ein europä ische- empfunden wird, da- spricht sich freilich in diesen Ratschlägen au- und auch die „gelernt«, Oesterreicher" sehen Sparen oder leben? Oesterreich sucht Auswege aus der Aot Wie die Dinge heute liegen — in Oesterreich sowohl wie anderswo — kommt die Not ja nicht vom Waren-, sondern vom Absatzmangel, mag inan dieses Miß verhältnis nun als Ueberproduttion oder treffender als Unterkonsumtion bezeichnen. Unterkonsumtion trägt ja auch die Schuld daß die österreichischen Staats- — Bundesbahnen, Post, Tele- Fernsprecher — teils Deftzüte teils lange nicht so viel «in- Wien, Anfang August 1932. Nachdem das Schicksal des Lausanner Anleihepvotokolls im Sinne der Annahme durch das österreichische Parlament gesichert zu sein scheint, erhebt sich die Frage, ob durch die Zuführung von Finanzmitteln allein eine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse Oesterreichs zu erreichen ist. Nur sehr naive Gemüter glauben ja, daß das berühmte Wort „Tue Geld in deinen Beutel" — ein sehr annehmbarer Rat für den einzelnen — auch eine Lösung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten für ein Land bedeutet. Auch die ausgezeichneten Rat schläge, die in bezug auf Etsvarun^rn in der Staatsverwaltung durch Vereinfachung der Organisation — Zusammenlegung von Länder- und Gemeindeverwaltung — erteilt werden, so beherzigenswert sie an sich sind, bedeuten für Oesterreich noch nicht die Mög lichkeit einer wirklichen Lebenssntfaltung. Die Sparsamkeit schützt zwar eine Zeit lang vor dem Sterben, aber Nichtsterben ist noch lange nicht Leben. Auch alle Pläne, die vielen heute in Oesterreich still gelegten Industrien durch Kredite oder durch Steuer- und Gebührensentungen zur Produktivität anzulurbeln, was können sie einer Industrie helfen, deren Hauptnot ja darin besteht, daß ihre Erzeugnisse wegen mangelnder Kaufkraft des In- und Aus landes keinen Absatz finden? Diese „An kurbelung der Produktion" würde ja nur einen Sinn haben, wenn ihr eine sehr kräftige „Ankurbelung der Konsumtion" vorangegangen wäre. Bundesbahnen wird wohl durch Bewilligung eines Kohleneinfuhrmonopols geholfen werden, anderen Betrieben wie dem Fernsprecher eher durch eine Herab- setzung der Gebühren, die den Gebrauch dieses Verkehrsmittels volkstümlicher machen -ist Jahren. Aus den Mitteln, die er aus den Verkäufen erzielte, -eckte er nicht seine Verbindlichkeiten ab, sondern ließ das Gelb in seine eigene Tasche fließen. Wie es heißt, soll auch die Norddeutsche Kreditbank mit 20 000 NM. an -er Firma beteiligt sein, rvofür aber Sicherheit oor- han-en sein soll. Die übrigen Gläubiger dürften indessen, da Werte nicht vorhan- den sind, leer ausgehen. in diesem Interesse hente eine Ehmroe für ihr Sand. Bei dieser Gelegenheit muh leider die An merkung geinocht werden, daß da- reichs deutsche Interesse an Oesterreich sich stets mehr politisch als wirtschaftlich betätigt hat. Der umgekehrte Weg wär« zu gehen gewesen — erst Wirtschaft, dann Politik — und Hütte vielleicht nicht in der politischen Abwehrstel lung gemündet, in der sich — nur Minde und Taube könnten es leugnen — das christ lich-soziale Kabinett gegenüber dem hur tigen Deutschland verschanzt. GS muß für die Reich-deutsche« sehr drückend sei«, daß Oesterreich heute, nachdem e« durch die Annahme de- Lau sanner Anleiheprojekts in da- Fahr wasser der westeuropäischen Politik ge langt ist, seine Hoffnungen jetzt aus eine Verwirklichung der do« dieser Politik ausgehenden Donaupläne zu richte« ge zwungen ist. Tatsächlich kann nur eine weite Oeffmmg und Zivilisierung des Donau- und Balkan gebietes der österreichischen Industrie Ret tung durch Erschließung neuer Absatzgebiet« bringen. SS wird Sache des unter dem Vor sitz des Franzosen Georges Bonnet im Sep tember in Lausanne zusammentretenden Aus schusses sein, die Vorschläge, die von allen Mächten zur Lösung der Donauraumfrage ge macht werden, zu prüfen. Sicherlich bestehen zwischen Frankreich, England und den Län dern der kleinen Entente schon VvrplLrve, und es wird nicht einfach sein, den Interessen Oesterreichs ihren gerechten Platz darin anzuweisen. Welche Kombinattonen von Prä ferenzzöllen oder Zollbündnissen unter B^ stehenlassen bestimmter AebergangSzölle man annehmen wird, läßt sich heute nicht erraten. Auch Deutschland und Italien werden gehört werden und vielleicht gelingt es ihren ver einten diplomatischen Bemühungen, eine Be rücksichtigung ihrer Interessen durchzusetzen, wobei jedoch von deutscher Seite nie über setzen werden sollte, daß Italien, getreu dem Grundsatz des "sacro egoismv" es nie AU einem (ihn unbedingt schädlichen) Bruch mit Frankreich oder England kommen lassen wird, während es die Beziehungen zu Deutschland wesentlich uninteressierter betrachtet. Nur wenn der Lausanner Ausschuß di« Donau- und Dalkanfrag« unter dem Ge sichtspunkt «ine- großen Kultur- rmd Zivilisation-Werk«- ansirht, w««n rr «r- kemtt, daß e- sich hi«r vor allem um Schaffung von konfumkräftige« MiMo- nenbevölk«rangen handelt, darf Oester reich hoffe«, daß sein«« wirtschaftlichen Röte« ein End« gemacht wird. Seine Industrie würde dann schaff«« können und feine Sasdwirtfchaft würde innere« Absatz durch reichliche Ernährung der befferb« zahlte«, kaufkräftigeren Indu striearbeiter finde». T-L deS berühmte» Ail«h»«deS Ri«, tiatt«. Der berühmte deutsche Schäferhund Rtntinttn, den man tn vielen Filmen bewundern konnte, ist während einer Aufnahme in Hollywood etnaeganaen. Er war von einem amerikanischen Flieger, vsftzier im Kriege gefunden worden, -er ihn nach Amerika mitnahm, wo er dem Offizier durch feine ,Hilmkunst" ein rie siges Vermögen verdient hat. Aus aller Well Haftbefehl gegen eine« sozialistische« Bürgermeister. Das Amtsgericht Stendal (Altmark) erließ einen Haftbefehl gegen den amtierenden Bürgermeister Werner in Heringen an -er Helme. Werner hatte vor seiner Hertnger Tätigkeit in Stendal gewirkt. Hier soll er sich schwerer Urkun denfälschungen schuldig gemacht haben, weshalb seine Verhaftung erfolgte. Außer dem soll er in das Bürgermeisteramt Heringen nur durch Vorspiegelung säl- scher Tatsachen und Vorlegung gefälschter Papiere gelangt fein. Werner gehört der Sozialdemokratischen Partei an. Schweres Autounglück. Am Donners-, tagnrittag ereignete sich in Bad Brücke nau ein schweres Autounglück. Ein mit sieben Personen besetzter Kraftwagen aus Breitenbach raste in einer Kurve in vol- ler Fahrt gegen die Treppe des Telegra- phenamteS. Das Auto überschlug sich Der Landwirt Hermann Müller aus Schondra wurde tot unter dem Wagen hervoraezogen. Der Landwirt Josef Kar ger, ebenfalls au8 Schondra, starb am Nachmittag. Schwer verletzt wurden zwei weitere Landwirte aus Schondra, während der Führer und die beiden übri gen Insassen mit leichteren Verletzungen davonkamen. Der Kraftwagenführer wurde verhaftet. LS Mädchen i« eine« Bach gestürzt. Am Donnerstagvormittag wollte «ine Mün chener Schülertnnengruppe am Leinbach steg bei Jachenau eine photographische Aufnahme machen. Die Schülerinnen stellten sich auf dem alten Steg auf, der die Belastung nicht tragen konnte und einstürzte. 22 Mädchen stürzten in den etwa zwei Meter tiefer gelegenen Vach, wobei Lrei von ihnen besonders schwere Verletzungen erlitten. Sie wurden in das Krankenhaus Bad Tölz gebracht. 19 Dtädchen erlitten leichtere Verletzungen. Selbstmord des Opernsängers Gejße- Winkel. Der seit 1901 am Theater in Wiesbaden tätige und wegen seiner gro ßen künstlerischen Fähigkeit geschätzte Kammersänger Nikola Geiße-Winkel hat sich in -er vergangenen Nacht in einem Anfall geistiger Depression, hervorgerufen durch einen vor einiger Zeit erlittenen Nervenzusammenbruch, in seiner Woh nung durch Leuchtgas vergiftet. Geiße- Winkel ist durch feine langjährige erfolg, reiche Mitwirkung in Bayreuth bekannt geworden. Große Veruntreu« nge« im Bremer Getrei-ehan-el. Seit einigen Tagen ist, wie jetzt bekannt wir-, der 23jährige In haber der Bremer Getreidemaklerfirma Gebrüder Riese, Ernst Riese, nach Mit- nähme von 70 000 RM. flüchtig. Die Staatsanwaltschaft hat hinter Riese einen Steckbrief erlassen. Das Ergebnis der Untersuchung rechtfertigt die Annahme, -aß Riese ins Auslan- geflüchtet ist. Da für spricht auch der Umstand, daß er sich kurz vor seiner Flucht einen für das ge samte Ausland gültigen Reisepaß hat ausstellen lasten. Gegen Riefe liegen Anzeigen mehrerer Firmen vor, bei denen der Flüchtling größere Getreidemengen erschwindelt hat, um sie dann sofort gegen Kaste zu Schleuderpreisen loszufchlagen. Seit dem Jahre 1930 sind auch die Ge schäftsbücher nicht mehr ordnungsmäßig geführt worden. Man glaubt, -aß Riese sich zurzeit in Holland aufhält. Die Ge- treidemcrklersirma besteht seit über zwan- Hotelbrcmb 1» Mü«ch««. Im Zentrum -er Stadt München brach gestern srüh im Hotel ,M»mberger Hof" Großfeuer aus, das vom dritten auf den vierten Stock Übergriff. Die durch Hotelgäste rechtzeitig alarmierte Feuerwehr beschränkte in kur zer Zett das Feuer aus seinen Herd. Ver mutlich entstand das Feuer in einem Kamin der Zentralheizung zwischen dem dritten und vierten Stock des Hotels. Ser-ift«»gSerfchei««»ge« bei zwölf j«»ge« Leute«. Am Mittwoch wurden in das Städtische Krankenhaus zu Zeitz zwölf jung« Leut«, die im Freiwilligen Arbeitsdienst bet der KreiS-Randsiedlung in Aue tätig sind, mit Vergtftungserschcu nungen eingeliefert. Die jungen Leute hatten Kartoffelsalat mit Hering gegessen. Die Pattenten befinden sich alle außer f Lebensgefahr. Bürgermeister Walker ««jubelt! Ganz Amerika erwartet mit Spannung den Prozeß gegen den Bürgermeister von Neuyork, Walker, der am Freitag in Albany seinen Anfang nahur. Walker wird beschuldigt, hohe Bestechungsgelder in E-mvsang genommen zu haben. Bei feiner Ankunft in Albany wurde Walker von einer großen Menschenmenge mit Begeisterung empfangen (!), während sein Richter, der deuwkratische Präsident schaftskandidat und gegenwärtige Gouver neur des Staates Neuyork, Roosevelt, kaum beachtet wurde. Siu Geisteskranker zerft-ri eiu berühm- tes Bild i« Pariser Louvre. Auf das »erühmte Bild „Angelus" von Mtlltt. das eit 1910 im Pariser Louvre hängt, wurde n den Nachuttttagsstun-en des Donners tags von einem Geistesgestörten eiu An. Mag auSgeführt. Der diensthabende Wächter sah plötzlich einen Mann mit ge- zogenem Mester auf das Bild losgehen, und noch ehe eS ihm gelang, dazwischen zutreten, batte der Unbekannte der Lein wand mehrere Schnitte beigebracht. An der vollständigen Zerstörung des Kunst, wertes konnte er schließlich gehindert werden. In Fachkreisen erklärt man nichtsdestoweniger, -aß das Bild wieder hergestellt werden kann, da die Haupt- fchmtte zwischen den beiden Personen hindurchgehen. Die Wiseutherde von Sa« Franzisko ansgebroche«. Die berühmte Wisentherde, der Stolz -es dortigen Zoos, ist ausge brochen und hat die ganze Bevölkerung in panischen Schrecken versetzt. Die Tiere haben sich über den angrenzenden Wal- zerstreut und konnten bisher nicht ein gefangen werden. Polizeipatrouillen und Neger machen vergeblich Jagd auf die Flüchtlinge, di« die schönsten Exemplare ihrer Gattung -arstellen und einen un geheuren Wert repräsentieren. Die Flucht erfolgte im Anschluß an einen blutigen Zwei kämpf, den zwei Wisente im Park miteinander austrugen und die bei dieser Gelegenheit die Umzäunung durchbrachen. Die Bevölkerung wagt es nicht, über -aS Stadtgebiet hinauszugehen, und der Ver kehr mit den Vororten ist so gut wie ab gebrochen. Es ist unwahrscheinlich daß cs gelingen wird, die Tiere lebend einzu fangen, und der Verlust für den Zoolo gischen Garten ist um so größer, als die geflüchteten Tiere einer Gattung ange hören, die sich im AuSsterben befindet. Anne Kanne Löwin Erzählung von Barbra Ring. Einzige berechtigt« Uebersetzung aus dem Nor wegischen von Cläre Greverus Mjöen. Copyright by Georg Müller u. Albert Langen, München 1930. 28 Aber Peder Hnilen hatte die Fassung total verloren. Er bücklingte sich hinterrücks zur Tür hinaus. „Seine diplomatischen Talente hat Otar vermutlich von mütterlicher Seite," sagte Nils anerkennend. „Nach der Salve wir- der Bur sche wohl verduften wie 'n geölter Blitz. „Verduften wie 'n geölter Blitz! Ist das eine Sprache, die sich für einen derer von Mo gens geziemt, mein guter Nils?" imitiert« die Generalin mit einem schalkhaften Lächeln ih ren Sohn Otar. „Du, sag mal. begreifst du Ärig«ns, warum der Schlingel gegangen ist?" „Ach. Tante Rosa, du bist ein Prachtexem- plar," lachte Nil», ging auf sie los und strei chelte ihr die dicke Backe. Tante Ro>a griff nach seiner Hand und tätschelte sie. Diese plumpe breite Tatze auf ihrer Backe, bas war's jo gerade, was dem Jungen den Platz in Tante Rosas Herzen er- obert hatte, her eigentlich ihrem leiblichen Sohn Otar gebührte. Otar batte nie eine Liebkosung für sie. Das war ordinär. „Wie wär'», wenn wir in die Klappe krö chen, Tante Rosa?" schlug Nils vor. „Kein übler Vorschlag, mein Jung. Nus die Beaute« herb«i," sagte die Generalin und gähnte nochmal. Die Humpel-Lisel kam, mit einer blankgeputz- t«n Küchenlampe in der Hand, um die Gäste nach oben zu geleiten. Sie gingen durch die große niedrige Wohn stube, wo schräg in jeder Ecke ein Sofa stanp wie um die Stube kleiner zu machen, und wo der dicke eilerne Ofen mit krummen Beinen weit in die Stube hineinsprang. Der hatte den ganzen Tag über sein Redlichste» getan, aber dennoch war die Stube eiskalt. Sie gingen durch das sogenannte „Gemach", wo die Wände mit verblaßten, schwellenden Nymphen bemalt waren, die schamlos zwischen schiefen griechischen Tempeln umherwandelten, und wo unter der Decke Mißgeburten von En geln schwebten und Tauben schwenkten. Alle« das war in längst entschwundenen Tagen ge- malt von einem Dorfgeni«, das eigentlich den .^uhstall streichen iollte. Sie stiegen eine schmale, knarrende Trepp« hinauf, gingen durch einen gewölbten, gemau erten Gang, wo es nach Aepfeln und Schimmel roch, und erreichten da» einzige präsentable Gastzimmer des Hauses. Dott herrschte Dampfbabtemperatur. Zwei breite Himmelbetten mit weißem Be hang leuchteten einladend jedes aus einer Ecke. „Hie ist es ja ordentlich gemütlich. Das macht dir Ehre, mein holdes Kind," lobte die Generalin wohlwollend. „Und wo ist da» Zim mer des jungen Herrn?" Die Humpel-Liesel streckt« ihren roten Zei gefinger mit dem Katzennagel nach dem größten Himmelbett. „Der dicke Kerl muß eben da drin liegen", sagte sie treuherzig. „Hier im selben Zimmer? Bei mir? Para diesische Zustände!" sagte die Generalin und fiel platt in einen Stuhl nieder. Nil» machte ein verlegenes Gesicht. „Nu, wat is da denn dei? Wir hatten eben keine bessere Stube nich fvr so'n feinen Mann," sagte Humpel-Liesel enftchuldigend. ,Nu, und du, Olle, bist ja auch kein Küken nich mehr. Wat?" fuhr sie schalkhaft fort und puffte die Generalin mit dem Ellenbogen an. „Da hast du weiß Gott recht, meine gute Lll«. «in Küken bin ich nicht mehr," lachte die Generalin. „Und Nils und ich, wir haben uns schon in diversen sonderbaren Kostümen gese hen. Ja! Was meinst du, mein Jung?" „Mein Jung" wandte sich ein wenig und grunzte etwas Unverständliches. „Bon! Dann kriechen wir in die Klappe. Nacht, Lise. Morgen früh bringst du mir wohl einen Topf mit warmem Wasser. Und eine Tasse Kaffe« im Brtt wäre auch nicht zu verach ten." „Rasierwasser, ja," lächelte Lise verstehend und watzchelte aus der Tür. Ja Lise» Gehirn war mit einemmal ein Türchen aufgesprungen zu dem Raum, wo die Frau Pröbftin rund und freundlich in ihrem Bett lag mit der Nachtmütze und der Nachtzacke von rosenrotem Flanell. Und der Probst in Hemdärmeln vor dem Spiegel lobte Klein-Lise, weil sie immer rechtzeitig mit seinem Rasier- wasser angetrippelt kam. „Ach ia, das waren scheene Zeiten. Da war'n wir so glücklich —" lächelte Lis« vor sich hin, wie sie die Treppe hinabhumpelte in ihr zugiges Kämmerchen. Zehn Minuten darauf schnarchte die Gute drauflos mit aufgesperrtem Mund und geichlossenen Augen. d„Dachte sie, ich wollte Rasierwasser Haber, oder du?" fragte die Generalin. „Uebrigens, unsre Batte sind wohl so ziemlich im selben Stadium, mein guter Nil»." Die Generalin nahm ihre Spitzenschleife ad und knöpfte ihr Kleid auf. Das war da» Wen eine» Augenblick». An der Toilette der Gene ralin gad es leine heimtückischen Haken und ver borgene Spitzfindigkeiten. Der Vorhang fiel. Die Generalin Mogens präsentierte sich in ein paar Unifvrmhvsen von ungeheuren Dimen sionen mit breiten, himbeerfarbenen Streifen — an den Knien abgeschnitten. Nil» saß auf seinem Stuhl und genierte sich. Er wußte nicht, wo er mit seiner Augen hin sollte. Er macht« keine Anstalten, sich cmsz»- ziehen. Die Generalin drehte ihm den Rücken zu und putzte ihre Zähne. ,Hch gebe dir den Rat, mein Jung, — psch — pöit" — sie spuckte — „ich gebe dir den gu ten Rat, mit den Hosen ins Bett zu gehen. Ich mach'» st. Die Betten sind natürlich nur oben auf warm." Nils schielte zu ihr hinüber. „Ha ha ha!" platzte er heraus. Tante Ro sar uniformierte» Hinterteil unter der weißen Nachtzacke war zu drollig. „Lachst du über deine, seligen Onkels Un aussprechliche? Famoses Kleidungsstück, mein Jung. Hat deiner Tante manchen Schnupfen — und unbequeme Röcke erspart. Aber warum ziehst du dich denn nicht au». Marsch ins Nest! Jetzt dreh« ich dir den Revers zu." Tante Rosa machte sich wieder mit ihren Hähnen zu schaffen, und Nils fing an, langsam Schlips und Kragen zu lösen und die Jacke aus zuziehen. Die Generalin plumpste ins Bett und ku schelte sich , mollig in die dicken Federbetten, und Nils mußt« seine Toilette unter den wachsamen Augen seiner Tante Rosa vollenden. Dann pu stete die Generalin das Licht aus sagte gute Nacht und betete laut ihr Vaterunser und ein kleines Extragebet für ihre beiden Jungens. Dann schlief sie im Nu ein. Im Halbschlaf hörte Nils das Kratzen und Heulen de» Windes in den alten Schornstei nen und Taut« Rosa» Schnarchen. Er schlief glücklich. Er glaubte, er wäre in der Nordsee mit der „Probe" aus Drammen Aber unten aus seinem Zimmer saß Peder Snilen und wühlte in seiner alten blaugemalten Truhe Er las und verbrannte Papiere und warf sich endlich im Morgengrauen angezogen aufs Bett Fottjetzung solgt.