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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 12.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193208127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19320812
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19320812
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-12
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Monat
1932-08
-
Jahr
1932
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Verfassungsfeier im Schauspielhaus Dresden Di« Reichs-, Staats, uns städtischen Behör den veranstalteten im Staatlichen Schauspiel- Haus« ein« offizielle BerfassungSfeter. Die Spitzen -er Regierung, de» Militär- uns der anderen Behörden waren vertreten. Die Bühn« war mit Blumen, Efeu und den Reich-farben geschmückt. Die Veranstaltung, deren Durchsührurrg in Händen von Kretshauptmann Buck lag, wurde eingeleitet von den romantischen Klängen von Weber» Oberon^Vuvertüre, di« von der DreSd- ner Philharmonie unter Leitung von Musik- dtrektor Feieret» in mustkaltscher Farben- freudtgkeit darg«bot«n wurde. Da» tn exakter Tonbeherrschung von d«m Gesangverein der StaatSeisenbahnbeamten zu Dresden unter bestem stellvertretenden Lhormetster Zouneck vorgetragen« Lie- ,^DaS treu« deutsche Herz* von Iuliu» Otto leitet« über zu dem K eftvortrag von Professor Dr. phil. Kühn- Dresden. Di« Ausführungen sollen, so betonte d«r Redner ein- gangS, ein« Betrachtung Uber die grundsätzliche Berechti gung -er -entsche» Reichsverfastuug sein. Di« Betrachtungen, -i« Dr. Kühn anftellte, waren nicht immer frei von politischen T«nd«n. zen, sie bewegten sich aber tn gemäßigten Bahnen akademischer Formgebung d«S Gedankens. Dr. Kühn wie- nach, Laß di« Verfassung aus einer alten deutschen VerfastungSentwicklung hervor, gegangen sei. Im Mittelalter seien schon zwei Elemente der heutigen Verfassung vorhanden gewesen: starker Wille gegen einseitige Herr- schäft und Wille zur Ausprägung der Eigenart de- Stamme-, Lande- oder Volke-. Der Bor- tragende schildert« den geschichtlichen Zug der Berfaflungen und deren Auswirkungen auf die Staatsgestaltung: Untergrabung der ReichS- autorität, Ersatz durch das Wachsen Oesterreichs und Preußens, Rückschlag alsdann gegen die rein« Herrschaftsform, Aufkommen deS J»di»i- dualismus, der im 18. Jahrhundert Allgemein- gut wird und ein Weiterlebe« -es alte» germa nische« Kreiheitsge-aukeu- darstellt. Mit ihm entsteht auch die nationale Ide«. Und «S setzt ein« uuaufhaltsame Bewegung zu« Volksstaat ein, di« schon immer existent gewesen und nur zuweilen unterbrochen worden war. In der Weimarer Verfassung münden alle dies« Ströme der deutschen Ver- fastungSentwicklung: Gedanke -er Reichseinheit, der Machtfülle -«- Reiches, in repnblikanischer Form der preußische StaatSgedanke, Entwicklung zu« Bvlksstaat, soziale Gerechtigkeit. Nur daö monarchistische VerfassungSelement sei nicht vertreten. Aber der monarchistische Gedanke habe seine Erfüllung schon hinter sich. — Die Voraussetzungen für unsere Verfassung seien augenblicklich zerstört. es gibt nicht mehr das friedliche R^en- einander von Staat und Gesellschaft. Der Redner nahm daraufhin scharf kritisierend Stellung gegen daS heutige Wesen der Parteien, die einen Staat im Staate darstellten. Nachdem der Vortragende noch di« Frage behandelt hatte, inwieweit ein Zusammenarbei ten von Bünden und Staat möglich und ob eS ratsam sei, wirtschaftliche Organisationen in dem Staat aufgehen zu lasten, streifte er auch noch kurz die letzten politischen Ereignisse des Brü- ningsturzeS. — In seiner den Vortrag beenden den Ausschau auf die kommenden politischen Bewegungen betonte Dr. Kühn, daß eS wohl not- wendig sei, Ideale zu haben, ihre reine Durch Anne Karine Löwin Erzählung von Barbro Ring. Einzige berechtigt« Uebersetzung aus dem Nor wegischen von Cläre Greverus Mj-eu. Copyright by Georg Müller u. Abert Langen, München 1930. 27 Da liegt Grim,* sagte Josias. Er beutele hinüber auf zwei spärliche Lichter überm Master. Die Generalin und Nils sahen schweigend hinüber. Plötzlich drehte die Generalin den Kopf. „Ist der Verwalter ein ehrlicher Kerl?" Keine Antwort. „Du weißt wohl noch nicht, baß Peder Snilen fvrtkommt. Grim hat einen neuen Herrn gekriegt,* suhr die Generalin fort. „Nee, aber sowas," kam es mit ungewohn ter Schnelle von Josias. Die Generalin setzte ihm auseinander, daß der junge Herr hier im Schlitten der neue Be sitzer sei. Und Josias beugte sich ungeniert und guckte Nils ins Gesicht. „Na also, raus mit der Sprache: ist er «in ehrlicher Kerl, der Peder Snilen?" fragte bi« Generalin wieder. Diesmal gabs eine Antwort. „Weeß nich," jagte er langsam und vorsich tig. „Danke, aber ich weiß jetzt,* lächelte di« Generalin. „Jetzt heißt es. ihn so rasch wie möglich loe- werden", dachte sie laut für sich. „Na, wenn dar nich von alleene gegvngen gäht * antwortete Josias. Aber die Generalin saß da und starrte gei stesabwesend auf die Mei kümmerlichen Lichter — ihre, lieben Junge« künftige. Heim. führung sei ab«r ni« möglich. Ein Bestreben dahin err«ich« da» genau« Gegenteil. Wir brauchen, um wieder hoch zu kommen, Männer, Führerpersönltchketteu. Augenblicklich stehen mir vor eine« dem— kratischen Absolutis««». Zum Schluß warnte Dr. Kühn davor, zu ver wechseln, daß wir et» Ln»d der Reformatio», nicht der Revolution seien und daß wir den Menschen nicht nur Erziehung geben sollen, son- der« auch Bildung. Wettere musikalisch« Darbietung«« und da- gemeinsam gesungene Deutschlandlied beendeten die F«i«r. W. U. Industrie, Kandel und Verkehr Dresdner Börse. Behauptet. Wenn auch die Zurückhaltung an den Dresdner Effektenmärkten weiter anhielt, war die Grundstimmung doch auch gestern recht freundlich, und eS kam verschiedentlich zu wet- teren Steigerungen. Je 8A> gewannen Berliner Kindl, Mimosa und Felsenkeller. Radeberger Lxportbierbrauerei und Polyphon gewannen je 2A>, während sich Großenhainer und Hamel um j« 1A> erholten. Schwächer lagen Bereinigte Photo und Dr. Kurz, die je 5A> einbühten. Auch Somag minus 8 und Kulmbacher Rizzi 2^ waren billiger zu haben. Festverzinsliche Werte neigten eher zu Schwäche. Namentlich Pfand- briefe schienen stärker angeboten zu werden. Dresdner Ablösungsschuld mit Auslosung-recht büßten S,5A> ein, dagegen stellten sich Sprozentige Dresdner Schatzanwetsungen über letzte Notierung vom S. d. M. Fest« verliner Börse. Di« Berliner Börse profiti«rte am Don nerstag sichtlich von den Gerüchten über eine Klärung -er Ding« hinsichtlich ber Kabinett-- sragen, so wenig konkret begründet dies« Ge rüchte im Augenblick auch sein mochten. Im Gegensatz zum Vortage kam an der Donners- tagSbürse nur wenig Material auf den Markt, so daß die Börse bereit- mit leicht gebesterten Kursen eröffnen konnte. Die Fortdauer der Hausten in Amerika und an den eurooätscbeu Börsen wirkte außerdem' befestigend,- daneben belebten auch die fortdauernden Pr«t-ft«tge- rungen auf den Rohftofsmärkten. Jnfolaedefsen ergaben sich aus der ganze» Linie fast auSnahm-lo- KurSbesterunge», -te über 1 Prozent hiuausgtngen. Nur bet den Montanwerten blieb -te Steigerung in enge ren Grenzen, während Saliwerte besonder ausgeprägt« Gewinne verzetchuen konnten. Nicht so günstig war bi« Situation am Rentenmartt, wo -ie Tendenz uneinheitlich blieb. RelchSanleihe war fester, schwächer überwiegend Staat-anlethe», Stadtanleihcn und Goldpfandbriefe. Am Geldmarkt blieb- -er Satz unverändert mit LX bi- VA. Prtoat- dtskont 4k. Die Mark lag international fest,- da» Pfund gegenüber oehauptetem Dollar schwächer. Produktenbörse »etter »»ter Angeb« t-drnck. Die Berliner Produktenbörse vom Don nerstag stand tm Zeichen verstärkten Ange bote-, insbesondere au Wetzen au» allen Tet- len de» Reiches. Bet den gebesterten Witte- rungsverhältnissen gaben sich die Verkäufer mit 2 bis 8 Mark niedrigeren Preisen zu frieden. Auch für Roggen lauteten di« Preise um 1 bi» 2 Mark niedriger al» am Vortage, sowohl tm prompten wie im Zeitgeschäft. Der Mehlmarkt blieb ziemlich unverändert. Hafer und Gerste gleichsall» abgeschwächt, insbe sondere Hafer bei sehr beträchtlichem Angebot. Weizen 210—212, Roggen 158—60, Gerste 158—70, Hafer 146—50, Weizenmehl 28L0 bis 32.50, Rvggenmehl 22H0—24.60, Weizenklete 11.25—11^0, Roggenkleie S.SO—S.80, Futter- erbsen 14—17, Ackerbohnen 15—17, Wicken 17—20, Leinkuchen 10V0—10.50, Sojaschrot 10.90-11. Kohlen-, Koks- und Preßkohle«, gewlnnung tm Nuhrbeztrk In -er Zett vom 81. 7. bt» 6. 8. 1SN st«- tm Bereich -er Ruhrkohlenzecheu gefördert 1810187 t gegenüber 1887 87« t in der Woche vom 24. 7. bi» 80. 7. An Kok» wurden erzeugt 2712« t gegenüber 2V0100 t tn der Vorwoche, »a Preßkohlen 46 824 t gegenüber 56 891 t. L» Feierschichten mußten wegen Absatzmangel eingelegt werden 180 484 gegenüber 176 92L Die Bestände der Zechen betrugen am 6. 8. a» Kohle 2 635 000 t gegenüber 2 618 000 t am 80. 7„ an Koks 5 544 000 t gegenüber 5 501000 t» an Preßkohlen 6000 gegenüber 7000 t, inSge- samt 10 182 000 gegenüber 10 069 000 t, wozu noch rund 1426 000 t tn SyndikatSlagern be findliche Brennstoffmengen htn-uzurechnen sind. Aus dem Gerichtssaale D«r Anschlag im Arbeitsamt. Großes Aufsehen erregte im vorigen Jahr ber Anschlag eines Angestellten Friedrich deS Dresdner Arbeitsamt auf besten Direktor Dr. Ner schm an«. Friedrich der sich über aus große Verdienste um die Arbettsvermttt- lung erworben hatte, war wegen eines Tadel» in ganze Verzweiflung geraten und hatte mit einem Dolchmesser auf Dr. Nerschmann ein- gestochen, ohne ihn jedoch zu verletzen. Da» Gericht verurteilte Friedrich zu ein Jahr Ge- sängnis und setzte ihn unmittelbar nach der Verhandlung tn Freiheit. Wie wir erfahren, hat jetzt das Justizministerium auf ein Gna- bcngesuch von Friedrichs Verteidiger, Dr. Kastner, dem unglücklichen Mann, dem all- fettig größte Sympathie «ntgegengebracht wurde, für den Gtrafrest eine vierjährige Be währungsfrist gewährt. Welche Bedeutung Hal die Unterschritt auf einem Wechsel Bon Dr. Buerschaper. aber auch beim Gericht de» Zahlungsorte» er hoben werden. Die Einlösungsfrist beträgt Ein Wechsel ist ein Papier, mit dem man sich am besten nicht abgibt, auf daS man am besten seinen Namen nicht schreibt. Selbst dem Kauf mann ist eS lieber, bares Geld zu zahlen oder einzunehmen, als sich mit einem Wechsel zu be gnügen, denn der Wechsel muß nach Fälligkeit eingelöst werden, und ganz sicher läßt sich nicht immer vorauSsehen, ob dieses auch möglich sein wird. Wird -er Wechsel nicht am Zahlungstage, der aus dem Wechsel angegeben ist, eingelöst, so wird er, damit der Prozeß gegen den Aussteller und die Indossanten -möglich wird, protestiert. D«»» ai»S dem Wechsel hastet nicht nur der jenige, an de» die Zahlungsaufforderung ge richtet ist, oder der selbst in dem Wechsel ver sprochen hat «nd deshalb ihn akzeptiert, quer geschrieben hat, sonder« auch der Aussteller des Wechsels «nd jeder» der ans die Rückseite des Wechsels seinen Namen geschrieben und de« Wechsel als Indossant weitcrgegebe« hat, ohne Rücksicht darauf, ob er dem Inhaber des Wechsels oder einem anderen, besten Ramen auch aas dem Wechsel steht, etwas schuldet oder nicht. Jeder, besten Namen auf dem Wechsel steht, haftet also schon deswegen, weil er seinen Namen auf den Wechsel geschrieben hat. Diese Haftung ist keine gewöhnliche, sie ist eine wechselmäßige Haftung. Der Wechsel braucht nicht tm gewöhn- lichen Zivilprozeß, besten Entscheidung manchmal viel Zeit in Anspruch nimmt, eingeklagt zu wer den, die Klage kann vielmehr tm Wechselprozeß erhoben werden. Diese Klage kann zwar beim Gericht de.) Wohnorts deS Beklagten, sie kann 1 bis 8 Tage. AIS Beweismittel kommen nur Urkunden, also der Wechsel selbst, in Frag«. Auch zum Beweise der Echtheit oder ber Unechtheit deS Wechsels, auch -um Beweise anderer Tat- fachen sind nur Urkunden und EideSzuschiebun- gen, nicht aber Zeugen- und Sachverständigen- beweis möglich. Zur Antretung de» Urkunden- beweise» ist -te Vorlegung -er Urkunde ersor- -erlich. Wird ein Eid zugeschoben und auferlegt, so geschieht die» nicht durch Urteil, sondern durch Beweisbeschlüsse. Einwendungen de» Beklagten sind, wenn der ihm obliegende Beweis nicht mit Urkunden oder EideSzuschiebung oder mit diesen Beweismitteln nicht vollständig geführt ist, als im Wechselprozeß unstatthaft zurückzuwesten. Widerklage ist tm Wechselprozeß auch nicht g«- stattet. Wird der Beklagte verurteilt, so ist ihm zwar, wenn er dem geltend gemachten Anspruch widersprochen hat, die Ausführung seiner Rechte vorzubehalten und der Rechtsstreit bleibt im ordentlichen Verfahren anhängig, daS im Wechselprozeß ergangene Urteil ist aber auch, wenn ein solcher Antrag nicht gestellt worden ist, vorläufig vollstreckbar. Wer ei»«n Wechsel al» Akzeptant» «lS Aus steller, «IS Indossant nuterzeichnet, k««u also wenige Tage nach Fälligkeit -eS Wechsels be» Gerichtsvollzieher erwarte», mag er a»ch «och so wenig fch«ldi- sei«. Er hätte sich »icht wechsel- mäßig »erpslichte» dürse«, wen» er dieses Risiko »icht a»f sich »^«e» »ollte. Ehemnitzer Schwurgericht. Der Prozeß gegen den Maschtnenarbeiter Ludwig Hoffmann tn Chemnitz wegen Ab- treibung und Nötigung, der jetzt vor dem Schwurgericht Ehemnitz stattfanb, wurde in ge- Heimer Sitzung durchgeführt. Die ihm zur Last gelegten Straftaten hat er gegenüber der eigenen Ehefrau begangen. Hoffmann wurde zu 70 Mk. Geldstrafe verurteilt. Ferner hatten sich tn einem MeineidSpro- zeß die 21 Jahre alte Arbeiterin Elisabeth Dieke auS Frankenberg und -er 23 Jahre alte mehrfach vorbestrafte Dekorationsmaler Otto Karl Kunath auS Frankenberg zu ver- antworten. Der Dieke wird vorgeworfen, al« Vater ihres im Herbst geborenen Kinde» Kunath genannt zu haben. I» einem Prozeß gegen Kunath hatte sie eine wahrheitswidrige Aussage gemacht und d«n Zeugenmeineid ge- leistet. Die Angeklagte war von Kunath zu dieser Aussage verleitet worben. Beide An- geklagte wären mit einer Mtndeststrafe von einem Jahr Zuchthaus zu bestrafen gewesen. Diese Strafe wurde auch für Kunath auöge- warfen, dem auch -ie bürgerlichen Ehrenrechte auf drei Jahre und Lie EideSfähigkeit für dauernd aberkannt wurde. Die Angeklagte Dieke wurde nur zu vier Monaten und zwei Wochen Gefängnis verurteilt, da ihr di« Strafmilderungen aus 8 157 zugebilligt wur- den. »ersuch überzeugt. Ersatz dafür Soldo Luuedorrillwv LL da. Richtig« für mein« Zähne. Nach dreimaligem Gebrauch blendend wetz« Zähne, trotzdem dieselben durch viele, Bauchen braun und um ichvn wirkten. Ich werd« nicht« andere« mehr gebrauchen, al, Worodont*. Hoch verg. Man verlang« nur dieechte Cblorodont.Zahnpaste, Tube SO Pf und SdPf.» und weil« jtd« Erst an demselben Morgen hatte Peder Snilen die Nachricht von der Ankunst ber Ge neralin bekommen. Auf Grim holte man die Post nämlich nicht regelmäßig. Sie kam fo dann und wann mal mit dem Misttoagen oder dem Milchmann oder andren wohlwollenden Seelen. Den ganzen Tag lang war ei« tolles Trei ben gewesen. Peder Sinkens Haushälterin -ie Humpel-Lise, hatte gescheuert, gekocht und ge brotzelt und humpelte umher und rastelte mit Schlüsseln und knallte mit Türen. Jetzt watschelte sie ein und aus i« ber klei nen engen Eßstube mit dem großen runden Tisch und den Mei hohen Schränken, di« in längst entschwundenen Tagen mal das Familiensilder beherbergt hatten. Sie heckte den Abendtisch für die Generalin und den Herr«, der mitkvm- men sollte. Alles an der Sumpel-Lise war schief. Die Hüsten, und die Schultern, und die Nase, an der Mund. Ja, selbst das zottelige, salbe Haar wuchs an der einen Seite -es Kopfes dvppett so dick wie an der andern. Eigentlich waren die Augen das einzige, was nicht mißgestaltet war. Dumme, gutmütige Augen mit weißen Wimpern und Brauen. So sah Peder Snilen, Haushälterin aus. Und die Leute aus Grim munkelten untereinan der, es habe wohl feine Gründe, daß Peder Snilen gerade so eine gewählt hätte. Denn Humpel-Lises Gedächtnis war schwach. Und ttiner kümmerte sich weiter um das, was die Humpel-Lise sagte. Peder Snilen, bleich und dürr, mit Haar und Batt wie verrosteter Draht und haldge- schlosien«« Hellen Augen, stand am Fenster und ssch nach dem Schlitten au». Er war in einer erbärmlichen Laune gewe sen, seit er ersahren hatte baß Batten Mögen, tot war. Nicht etwa, daß er bange gewesen wäre, es käme «st» a«u«r H«rr nach dem Grimshofe. Da zu war Grimm glücklicherweise z» verfalle» «ad «infam und Peder Snilen hatte seinen Kontrakt bis zum Herbst. Aber man konnte doch «ie wissen. Eia paar Jahre mußte er durchaus noch haben. Gerade die letzten Jahre konnte man den Bobe« ganz anders ausnutze«, wenn man selbst den Betrieb nicht fvrtsetze« wollt«. Noch ei» paar Jahre. Dann hatte er sei« Schäfchen ins Trocken« gebracht, dann konnte er keinen väterlichen Hof zurückkaufen. Was wohl -ie Akte hier oben rumzuwüh len hatte? Und der Herr, der mit kam, das war wohl der Spürhund, der Abvokal. Der neue Besitzer war ja weit draußen auf See, der konnte es also nicht sei«. Hm. Sie sollten ganz genau so diel z» se hen kriegen, wie Peder Snilen für gut hielt. Mehr nicht. Der Wald war übel -«gerichtet. Na, es würde sich schon machen. Peder Snilen knifs die Augen zusammen und blinzelte in den Abend hinaus. Der kleine dunkle Punkt draußen aus der Lonna wurde größer und größer, gewann Form und schwenk te zuletzt in die Tannenhecke ein. „Deubel," sagte Peder Snilen grämlich. Kurz daraus öffnete er der Generalin und Nil, die Fluttür. Die Generalin hatte sich satt gegessen. Dick und zufrieden lehnte sie sich im Stuhl zurück und plauderte mit der Hmnp«l-Lief«, -j« mit ihren Tassen und Schüsseln au» und ein klappte Und die Humpel-Lisek gab lauter ver kehrte Antworten. „Sie sind eia Rindviehl* sagte di« Gene ralin laut. „Wo»?* fragte die Humpel-Lisek und blled stehen. ..Tu du nur dekne Pflicht, mein Engel.* nickte die Generalin mild« und klatscht« mit den fetten Armen auf die Stuhllehne. Nil» stand am Fenster und sah hinaus. Er schmuggelte insgeheim el« Priemchen durch be» einen Muudwinkä. Di« ganze Geschichte ging Nils eigentlich gar nicht, an. Die Hampel-Lisel polterte hinaus. ,Ma, mein Jung? Wie finbest du de» Fall?* fragt« die Generalin. »Focheimkichk* antwortete Nüs und fchod da, Priemchen i« die 'andere Backenlasche hin über. Peder Snikea bücklingte sich hinein, demü- da, Gesicht zu einer vertrauenerweckenden Schafsmiene verzöge». Er fing an, auseinan derzusetze», wie schwer der Betrieb hier sei. Und der Boden so mager und jämmerlich. Wie teuer es sei, ibn zu bewirtschaften, — und all der Mist, der dazu gehörte, wenn man bloß ein bißchen Ertrag haben wollte. Wie man den Hof ei» und au» kennen müsse, wenn man nicht mit Verlust wirtschaften wolle. Der Wald — mit dem sei aus Iayre hinaus überhaupt nicht zu r-chnen. Herr Mogens hätte die letzte Zeit schauderhast drin rumgewirtschaftet. Peder Snilen wandte sich ausfchließlich an die Generalin und schielte nur dann und wann mißtrauisch aus Niks breiten Rücken hin. Die Generalin saß da wie geistesabwesend «nd sah über Peder Snilen» Kopf hinweg. „Der Kerl hat aber nicht schlecht gemopst. Donnerwetter noch mal!* nickte sie laut und deutlich vor fick hin Peder Snilen riß die Augen auf-, er rückte einen Schritt zurück und wurde wenn möglich noch kreidiger. Er sah ber Generalin starr in das ruhige Gesicht und verstummte. Die Generalin sah ihn an. „Weiter, mein Freund, weiter,* sagte sie ruhig ahnungslos, daß sie mal wieder laut ge dacht hatte. Nils hatte sich umgedreht. Da stand er breit und sicher mit den Händen in den Hosen taschen und lachte stillvergnügt mit breiten, weiß«» Zähnen, die weit voneinander stand«. Fortjetzuag folgt.
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