Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188803158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880315
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-03
- Tag 1888-03-15
-
Monat
1888-03
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.03.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SSchftscher Lande».««,eiger. Nr. 62. Donnerstag, 15. März 1888. — Der dealsch« Reichstag wird wahrscheinlich am kommenden Montag die Beschlußfassung über den Reichshaushalt für 1888/89, die desmitiv noch nicht erfolgt ist, ausiprechen und wird dann am folgenden Tage die Session des Parlamente- geschlossen werden. Es war die kürzeste Session des Reichstages seit seinem Bestehen, aber auch die trauervollste. — Au Stelle des Generals vonAlbedyll soll, wie es in Berlin heißt, General von Winterfeld, Generaladjntant des Kaisers, Chef de- Militärkabinets werden. Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode soll angeblich die Führung des Ministeriums des königlichen Hauses, welches er interimistisch vertrat, niederlegen und General o. Albedyll diesen Posten definitiv einnehmen. — Der bayrische Kriegsminister von Heinleth ist so schwer er krankt, daß große Besorgnisse laut werden bezüglich des Au-ganges der Krankheit. — Graf Hatzfeld, der deutsche Botschafter in London, drückte dem Ministerpräsidenten Lord Salisbury persönlich den Tank der deutschen Regierung für die ihr vom britischen Kabinei übermittelten Ansdrücke des Bedauerns anläßlich des Heimganges Kaiser Wil helms aus. Lesterreich-Ungarn. Tie „Wiener Zeitung" publizirt ein Schreiben des Fürsten Bismarck an den Grafen ßalnoky, in welchem der Fürst der herzlichen Theilnahme Lesterreich-Ungarns an der schweren Trauer Deutschlands gedenkt und lagt, es 'ei ein erbebender Trost gewesen, zu sehen, wie tiefe Wurzeln die Freund'ckian der Monarchen in den Sympalhieen der Böller des eng verbündeten Rachbarreiches geschlagen hat. Ter lebhaste Ausdruck der SomvarLre bekunde neuerdings die Stärke der FreundschafesLande, wellbe di« Böller beider Reiche mit einander verbinden und welche unzerreißbar sind, weil sie mehr noch als aus geschriebenen Z-nrraären au- der un erschütterlichen Grundlage der Gleichheit der Jnrere^rn. Trad-nane: und Gesinnungen der Völker beruhen. Grar Kalnakn anuuawe^. er habe das Telegramm des Farnen Bismarck mi: Tmck und aawrn iae: Genugthllmig erhallen. Es sti van Haber Bedeutung stn di: beiden Rochbarreiche und iharachlich ein erhebender Trun N: ? - Z-bunn. daß der aus der innigen Freund-Hast der beiden Heunüea benaarae- gaugene Bund zwischen den Kafferrerchen in wenigen Zaären bei den Bevölkerungen so kiest Wurzeln gncklagen bube, daß beut: die schmerzl.chen EmviniLungen des deni'chen Kalkes einen st wannen Widerhall in allen Therlen der Monarchie ünden. Fest und nnaer brüchlich wie dir Tynastieen, werden aubb di: Völker zn einander stehen, einig in der Urberzrrrzunz» d aß di: Band« der Freund''Last jetzt und in Zukunn jede Probe bestehen weaden. Mi: den aellnen Bertrauen erkennt Lesterreich-Ungarn in dem Saistr Friedrich den erlauchten würdigen Nachfolger des hohen Verblichenen, einen nick» minder warmen Freund seines Monarchen und ''einer Völker. — Alle Zeitungen best rechen die Proelamarion Kaiiec Friedri-Ls und rühmen, -aß der neue Herrscher nicht glückverheißender stiue Regierung b-aae «nlreten können, als mit viei'en nei emafnndenen reinen Friedens- Worten, die aus dem warmen Herzen eines Fürsten kommen, der sein Bolk aufrichtig liebt. Sie wünschen, Deutschland möge unter dem Kaiser Friedrich dieselbe glückliche Zeit verleben, wie inner ''einem großen Vater. Italien. Nach der Tepeiche einer Brüsseler Blanes haben die aufständischen Araber nun die lange umstrittene Stadt Suakin einge nommen und angezündet, die Besatzung mir dem Gouverneur maffa- krirt. Zwei italienische Schiffe find dorthin abgegangsn. Frankreich. Turch den bekannten Zollslreit -wischen Frank reich und Italien hat die französische Industrie schon horrenden Schaden gehabt. So patriotisch sie auch geionnen ist, verliert sie doch die Laune, wenn der Patriotismus aus Kosten ihres Geldbeutels geht. Tie Industriellen haben deshalb die Regierung bestürmt, dem jetzigen unerträglichen Zustande ein Ende zu machen, und da auch Italien guten Willen zeigt, aus dem Konflicte herauszukommen, sind. Wie schon milgelheilt, neue Vorbesprechungen eingeleitet worden. In Paris sagt man freilich, Italien zeige dis größte Neigung zum Friedens- schlutz, aber damit ins nicht so weit her, im Gegentheil würden die Franzosen heute noch lieber als morgen Frieden machen. England. Tie telegraphisch vorliegende Proclamanon Kaiser Friedrichs wird von den Blättern sehr beifällig besprochen und als wichlige Friebenskundgebuiig bezeichnet. Die „Daily News" meinen, Kaiser Friedrich wisse die Bedürfnisse seiner Nation und seiner Zeit genossen zu schätzen; dies zeige der Erlaß. „Standard" preist den Geist einfach reinen Ernstes, der nicht ermangeln werde, einen liefen Eindruck zu machen. „Times" heben hervor, der Thronwechsel werde keinen Wech'el in der auswärtigen Polink des deunchen Reiche bringen, die Bundesgenossen Deutschlands könnten mit vollem Ver trauen daraus rechnen, daß die Beziehungen unverändert blieben: der Sohn werde dieselbe Stütze für den Frieden Europas sein, wie der Barer. Tas hoffen wir zuversichtlich. — Im Parlament erklärte die Regierung, sie werde die weitere Ausdehnung der englischen Streit macht zur See unablässig sorlsctzen. Eine vollständige Flotteiirmorni lichen Frau, die sie schlug und mißhandelte der geringfügigsten Ver gehen halber, und welche ihr alle, alle Tage sagte, daß sie das Gnadenbrot bei ihr äße und nichts weiter sei als das Kind einer Landstreichern', einer Verlorenen, — Verkommenen. Eines Morgens aber erhob die Alte sich nicht von ihrem Lager, riei sie die kleine Carlvlta nicht in barschem, herrischem Ton aus dem Schlaff dann: sie Feuer anmache und Wasser vom Brunnen hole, trotzdem die Händchen des Kindes das große Gefäß kaum zu Hallen vermochten. Als aber die Kleine sich nun nngcrufen erhob, fand sie ihre Peini gerin starr und todt im Belt liegen. Tie kleine Carlotta kcnme nicht weinen angesichts dieser Leiche. Mit ihren fünf Jahren hoffte sie doch schon aus eine bessere Zuknn'l; aber noch wollten die schöneren Tage nicht kommen für das verlassene Wesen In der neuen Pfle gerin, die sie erhielt, fand sie auch eine neue Peinigerin. Wie aber auch diese starb, gab man das unglückliche Wesen in einen Dienst, i» Welchem Carlotta freilich weniger Schläge und weniger Püffe erhielt, dagegen bis in die Nacht hinein arbeiten mußte, um ihre Herrschaft dafür schadlos zu halten, daß sie die kleine Magd noch in die Schule sch ckien, iu der das Kind für ein Wunder von Lernbegier erklärt wurde. Manches Jahr war so vergangen. Carlotta war jetzt ein er wachsenes Mädchen, dem man lange gesagt Halle, wie seine Mnncc im Jrrenhan'e gestorben sei und man annehmen muffe, daß aus 'einem eigenen Tastin ein unverlöschlicher Schandsteck ruhe. Halte dock Julia Lnida keinerlei Papiere bcstffen, die nack.uweistn vermochten, daß sie in einer kirchlich sanctionirlen, alst legitimen Ehe gelebt, noch vermochte sie die Stadt in England zu nennen, in der sie getraut sein wollte. Ter Aufruf aber, den die Behörde von N. in den we nigen damaligen Zeitungen erlassen hatte, Leo Zlegmüller herbei zu citiren, war unbeantwortet geblieben. An Graf Görgensrcin hatte man sich garnicht gewendet, — wer wollte den Worten einer Wahn sinnigen Wichtigkeit beimessen. Solche Millheilnilgen hatten Carlotta tief unglücklich gemacht, sie trug ja schon schwer an der Schande und der Schmach, wegen deren an sie höhnte: aber sie glauöle nicht an die Schuld der Mutter und kannte keinen größeren Wunsch, als eines Tages Licht in die' traurige Angelegenheit -n bringen. So lagen die Verhältn che, als einmal zur Winterszeit, von der man freilich in Italien raum etwas merkt, nach N. ein deutscher Professor mit seiner Gemahlin kam und Wohnung in dem Haust nahm, in dem Carlotta diente. Tie Herrschaften hatten vor kurzer Zest eine einzige, heißgeliebte Tochter durch den Tod verloren. Als sie nun Carlotta sahen, die ihnen auswarten mußte, fühlten sie sich sei unnöthig, denn dem Auslande gegenüber stehe die relative Ueber- legenheit der britischen Kriegsmarine bereits fest. Rußland. Der „Petersburger Regierungsbote" meldet: „Der Kaiser har den Großfürsten - Thronfolger mit seiner Vertretung bei der Trauerseier und Beisetzung Kaiser Wilhelms beauftragt. Den Großfürsten-Thronfolger trifft zum ersten Male die Pflicht, als Ver treter seines Vaters in das Ausland zu reisen. Außer dem Wunsche des Kaisers, dem Gedächtnisse des verstorbenen Monarchen die ge bührende Achtung zu ermessen, bezeugt auch die bevorstehende Reist des Großfürsten-Thronfolgers nach Berlin, daß die Bande enger Freundschaft und gegenseitigen Vertrauens, welche beide regieren?« Häuser längst verknüpfen, und welchen Kaffer Wilhelm bis zum letzten Alhemzuze treu blieb, nicht minder lest bleiben sollen bei strnem Nachfolger. Tiefe Bande sollen wie -rüber ein UruervüanL stl, der dauerhaften und friedlichen Bezieanngen zmi'üen Roßten? nnd Deutschland, welche so noihwendig sind ffrr ihre d«d«Z«nrr VäüL- fahrt und zur Atwenduug jeglicher internen::—:: Como'.ckeneinn" Tas sind außerordentlich schätzenswerte« Wowe. ne? wie? nch Lee russi'ch« Politik künstig ibnen gemäß öenegen. st wird Tenffchlnnd gewiß Entgegenkommen mir EnegLgenckommen verg>A:e.i. — Auch Sir' Petersburger Blätter Lestrechen ?:e Pvollamenon Koffer Frredr.ch's im herzlichsten Tone un? türmen ste ots ein Mersterstück rütstliechen Regierungsoro-grommes. nls das Programm eenes Monarchen. de: nicht nur dem Nomen noch regieren, 'andern mit stineem Geiste die Verwaltung ?es Staates ?arch?rinaen wolle. — Lau: Nachrichten der .Köln. Zw." ans gnr unterrichteten Peters dürrer Kreistet stechen große Veränderungen im Bestand« de: ra'st-'üen See - Srreitkräste Lener. Tee str der Lüste rornandewen ach: Flomen - Eouitagen «Süi^ste'atznnten in der Stärk- eines Bataillons, und das Lebr- eonmando stllea -u 1? ip.ewen - Eouwaren nmoedtldet werden und di: zw«: Swwarze Meer - Ftewen - Eruivooen in stchs stlwe. Man wäl zwei Lüste- nnd eine Schwöre Meer-Tw.ston bilden, welche dem Commando ältere: Admirale unterstell: werden 'ollen. Außer dem 'oll n der Lüste eine :u'tw.wenee er:e Tiwston gebildet werden, bestimm: als Best-ang kür die Flore im Stillen Leean. Jede Flowen-Eaowao: wird aus de: Besttznng eines oder zweier Scheue erstea Nan.es und webrrrer Fahrzeuge zweiten Runges b-esteden. Ti: Ftnen-Eruwa-e w:d stets durw den ältesten der Besthlsbabec de: Swirst -nsten Ranges d-nrhlig» Jede Eouwoge wird in Com- vagnien eing-tbeile. wodei die Zustwmengebocigkeir der Söbists- de'atzang möglichst ststgechalten werden stll. Außerdem wird in jeder -rauwazr eine sogenannte Landes nrnrgnie gebildet. Jede Eauioage zu 4—5 Coma-aonieen würde daher 459 bis 95') Mann stark sein. Orient. In der oulzari'chen Frage liegt stil dem bekannten Schrine der Pstar hegen den Fürsten Ferdinand etwas rbaisächliches nicht v:r. d:ch 'wein: es nach allen Nachrichten, als ob es dem Fürsten in Sosta gewaltig schwül zu werden anstnze und ec die größte Lust hätte, dem Lande in Balte Len Rücken zu kehren. Tie Mächte baden ihre Haltung nicht verändern Tent'chland wird sich vor der Hand üderhanvl ruchi mir der Sache besauen, und im Uebrigen wird abgewarier Lestrrreich-Unzarn, Italien und England werden eine bewaffne:: Intervention Rußlands niemals dulden, davon giebt eine neuerliche Rede des Ministerpräsidenten Crisvi in der italienischen Kammer Zeugniß, in welcher er seine volle Theilnahme für Bulgarien aus'prach. Tiest Theilnahme für das Land wird freilich dem jetzigen Fürsten wenig nützen, denn irr Herrn Ferdinand wird keiner den Finger rühren. Unrhätig ist Rußland trotz der jetzigen Stille schwer lich. Vielleicht dauert es gar nicht mehr so lange und es giebr eine neue Revolte im Innern Bulgariens, welche der Rubel anzezelteü hat. — In Bukarest ist ein neues Ministerium unter dem bisherigen Premierminister Bratiano gebildet. Einige der früheren Kabinet-ömit- glieder sind ansgeichieden. Darunter Slurdza, der vor einiger Zeit in Friedrichsruhe war. — Tie serbische Skupschiina ist für Ende März nach Belgrad berufen. Lächsischcs. — Tie sächsischen Prinzen Johann und Mar, welche am 1. Mai im Schützen- bez. 2. Grenadier-Regiment als Lisiziere cintretc», um praktisch Militärdienst zu lhnn, unterziehen 'ich zuvor in Gegen wart des Königs und des Prinzen Georg einer Reistprissung in Latein, Griechisch, Mathematik, Geschichte und Literatur. Ter bereits festgesetzt gewesene Prüsiingstermin ist nun aber anläßlich der Trauer- stierlichketten mr den entschla'enen Kaiser verlegt worden, dürfte in- deß noch vor Litern stairünden. Tis Regimenter, in welche die Prinzen treten, sind diejenigen, denen sie seit ihrem 12. Geburtstage angshören. — Aus dem goldenen Itipendienfond können in diesem Jahre nenn Stipendien an Smdirende der Universität Leipzig, sächsischer Staatsangehörigkeit, verliehen werden. Anmeldungen sind bis zum 29. Avril d. I. bei dem Ministerinin des königlichen Hauses einznreichen. grenzenlos sravvirt. Eine seltsame Laune der Narnr hatte die ver achtete, kleine Tiensiinwzd, die arme Namenlo'e genau mit dem glei che», lieblichen Antlitz beschenkt, das ns auch Sein einzigen, vergötterten Kinde des gestierten 'deutschen Prostffors gegeben. Und sv bezwingend, io ergreifend wirkte diest Aehniichkeit ans das trauernde Ellernpaar, baß es sich entschloß, Carlotta aus ihrer jammervollen Existenz zu reißen und ihr endlich eine Heiinaih zu geben, — nicht blos in dem geachteten Prosenorkause, sondern auch im Herzen des edlen Paares. Zum ersten Male leuchtete auch über Carloiias Leben die Sonne des Glücks. Tie Prostnorin war überstlig, ein West» um sich zu haben, das sie lieben, mr welckes sie 'orgen konnte. Ter alte Ge lehrte aber ireute sich, in dem neuen Schützling bald reiche Talente zu entdecke.i nnd eine Geistesschärfe, die man bei einem Mädchen, das in io entsetzlichen Verkältnffstn ausgewachsen, gewiß nicht ge'ilcht hätte. So machte er die frühere Tienstmagd zu seiner Schülerin, nachdem Carlotta Lnida, wie die Kleine ja bisher genannt wurde, von dein Ehevaar adoprirt worden war und nun den Namen Char lotte Gröninz führte, oder kurzweg Lot:« Gröninz. — Mil einer Freudigstil ohne glei.öen lernte das junge Mädchen alles, was der Prostffor sie lehren wollte. So trieb sie Latein, Griechisch, Hebräisch, Lirreratur und Weltgeschichte und war in wenigen Jahren eine oollständizo Gelehrte. Wohl zn ihrem Unglück: denn trotz der liebreizende» Effcheinung des kleinen Blannrümv'chens kam es auch nicht einen» unter den vielen jungen Leuten, die das gastireie Haus des berühmten Gele/tten be'nchlsn, in den Zinn, um die Hand Loris Grönings zu werben. Sich das Lunkeläuaigs, zierliche Mädchen, welches die Sorachen der Allen verstand wie die italienische und die denk'che, als Haussr.au zu denken, siel Niemandem ein. Uno doch beiaß rtvtke ein lehnendes, stidenichaftlichts Herz, das auch einmal stiue Sprache rede» von Gluck nnd hingebender Treue, — freilich um'cnst und unverstanden. Aber sie war nicht gestorben an dieser unerwiderten Liede, — ihr war das junge Herz nicht gebrochen, als ist znsthen mußte, wie der Heiß'a:gthr:e ihre ludst: Freundin zum Aliar rührte. Nur noch l-irenffraftlicher »acr sie sich in die Arme der Wissenschaft, srndirte, forschte sie mit dem b-cühmltn Adoptivvater, der auch zugleich ihr Vertrauter war. Noch eher wie der P.osisi'orin haue sie dem alten Herrn oon ihrer Mutter erzählt und die letzten Worte wiederholt, mit w.lchtn aus den Ltpvkn die Aermste gestorben. „Golo Rule von Eörgeusiei.!'?!" ries der alte Herr Sa erstaunt. „Mein Gott, der Name ist m r durchaus nicht fremd. Im Gegen- lheil, es gab eine Zeit, in der der junge Graf und ich für die — Von dem Vorstande de- Kriegerbund«» in Bautzen ist der Gedanke angeregt worden, zum bleibenden Andenken an Kaiser Wil helm ein Volks-Denkmal zu errichten, dessen Herstellungskosten durch eine nationale Sammlung aufgebracht werden sollen, in ähn licher Weise wie eine solche s. Z. zur Begründung der Wilhelms- Spende ins Werk gesetzt worden ist. — Fluß-Regulirungen in Sachsen. Nachdem im Laufe der Finanzperiode 1886/87 die Negulirungcn der Elster bei Adorf und der Pleiß- in der Strecke Debitz-Deuben bis Gaschwitz, sowie die llstrrorreittionen der Zwickancr Mulde bei Jerisau und Kertzsch und der Freiberzer Mulde bei Nothenfurth beendigt worden find, mir-d geuenwäniz die Regulirung der Pleiße bei Leipzig vom Abgang des Nödelw-asstrs bis zur Einmündung in das bereits regulirte Pderß-endem m.i gleichzeitiger Rcgulirung der Paußnitzfluthrinne an de: Perbirtdungsdahn vom Bayrischen Bahnhof nach Plagwitz, die Ne-arärrv-g der Zwota bis Klingenthal vom Bahnhof Klingenthal ors zur Lundesgrenze und die Negulirung der Brunndöbra von der Vere.nignnz mit der Sleinbach bis zur Ausmündung in die Zwota in Lntvtss genommen. In commissarischer Behandlung begriffen ist: die Negulirung der Chemnitz von Altchemnitz-Hilbersdors d.s Stadt Chemnitz und vorläufige Erörterungen sind angestellt über: die Negulirung der Mulde von Schmölen oberhalb Wurzen dis zur Landeszrenze und die Regulirung der Elster in der Strecke Großstorkwitz-Wiederau-Töhlen. — Tresden, 14. März. König Albert und die Prinzen Ge:rz und Friedrich August wohnte» vorgestern Abend mit der G-tnera'.iiäi und zahlreichen Lsfizieren in Siegels Etablissement einem ledrreiwen Vortrag bei, den Herr Major Graf Vitzthum über die Kriegssithrunz des Marichalls Bazaine hielt. — Tie Ueberschwemm- unz Lat gtstern am Teraffenustr und Elbauai weitere Fortschritte gemacht und sich nunmehr auch über das Elbgäßchen, dis Ziegelstrage Lei der Gerichissrraße, die Feizengasse, die Chaussee in den Ichuster- bäustrn und den Straßenlrakt an der Augustnsbrncke verbreitet. Tw vorgestern Abend erreichte Basierhöhe vrn 4 Meter hat viele Souterrain- und Kellerräume unter Wasser gesetzt und sogar ver schiedene Parterrewohnungen überschwemmt. Am Ichützenvlatz über raschte das eindringende Waistr sogar sorglos Schlummernde. Tie Gebirzsschänke des Kaistrhosts mußte man vorgestern Abend von II Uhr ab den eindringenden Flulhen preisgeben, selbstredend nach vor heriger Bergung des Inhalts. Ta die Königl. Waffelbaudirektion heule einen Waistrstand von 450 Ceniimeier über Null für hier er wartete, wird die Ueberschwemmung sonach weiter um sich greisen wie im März 1846 und Ende Dezember 1442. Vielleicht wird der Wafferzusluß durch die seit gestern Nachmittag eingetretene kältere Lust wieder gehemmt. — Ter große Coupon-Diebstahl, von welchem wir vor einiger Zeit berichteten, hat dis Criminal-Polizei in volle Thätigkeit ge'etzl und soll es ihr auch gestern gelungen sein, den Tieb in der Person eines jungen Mannes zu ermitteln, welcher einen Theil der Coupons in eine Blechbüchse verwahrt in dei^Hügcl eines Grabes aus dem Annen-Friedhof vergraben hatte. Hoffentlich wird dem schwer geschädigten Berlustträger sein Gesaminivermögen wieder zugesührt. L—. Hermsdorf bei Königstein. Tie hier und in den um liegenden Lnschaflen von Herr» Rittmeister Clau'vii v. Klaas vor einigen Jahren mit großen Hoffnungen ins Leben gerufenen Haus in dustriesch ulen für Strvh-und Korbflechterei sind nun Hieb nnd in nächster Umgebung ziemlich alle eingegangen. Einestheils war wohl der kärgliche Verdienst schuld, anderittheils hat sich auch Herr v. Klaas diesen Winter, wahrscheinlich wegen zu schwacher Belheiligung. selbst fast gar nicht darum bekümmert. — Wohl auch no ch nicht vagewe> e n. Ein Tienstinädchen in Freibergsdors, welches des Nacht» nicht bei seiner Herrschaft, son dern stets bei seinen etwas entfernt wohnenden Eltern schlief, über nachtete, um sich diesen Weg zu ersparen, in einer der letzten Nächte bei ihrer Freundin, welche ebenfalls in Freibergsdors dient. 'Als der Morgen graute und man die HanSihür noch verschlossen fand, bekamen es die Mädchen mit der Angst zu thun. Tas eine, welche die gast liehe Aufnahme gewährt hatte, rieth der Freundin, gegen ein Gsstchenk von einem Thaler aus der im zweiten Stock gelegenen Kammer nach der Straße hinab zu springen, und — das Mädchen ging ans diese» Vorschlag ein! Man warf zunächst ein Bette am das Liraßen- pflaster und nachdem das Mädchen den versprochenen Thaler von der Freundin empfangen Hatto, segelte es durch die Lüste — zuin Glück, ohne erheblichen Schaden zn nehmen. An den Beinen und Hände» Halle die Lust'pringerin Hantaufschlürfnngen davongeiragen, nament lich aber ist ihr Gesicht so sehr zerschnnde», daß sich, wie wir hören, ihre Herrschaft weigert, ferner ihre Dienste anznneiniien. — Leipzig, 13. März. Ten Vertretern der Leipziger Studentenschaft bei den Leichenfeierliäikeiten in Berlin i : die Mit- thcilnng am heutigen Tage 'zu Theil geworden, daß die Llndirenden Spalier mit bilden werden. Am Zuge selbst werden nur die Fahnen und deren Deputationen theilnehnien, da sonst der Zug zn gewaltige intimsten Freunde galten, trotzdem — na, Kind, die GörgensteinS stehen in mancher Beziehung in sehr schlechtem Renommee, nnd Golo ganz besonders »och in dem eines Don Inan: sonst aber war er ein lieber Studieiigenosse nnd aufrichtiger Freund. 'Aber das kann ich Dir versichern', wenn Deine Mutter getagt hat, sie sei die recht mäßige Gemahlin dieses Görgenstciii, so sprach sie wirklich nur im Wahnsinn, denn cs gab keinen adclsstolzcrcii Menschen als Golo, der liever gestorben wäre, ehe er eine nietu Ebenbürtige an de» Altar gesnhrt hätte. Wenn ich nicht irre, vermählte er sich mit der Tochter eines regierende» Fürste»." — Die Zeit stellt nicht still, sie dirgt in ihrem Schooß ein ewiges Werden und Vergehe». Der Tod ries auch den Prostffor ab, seine Gemahlin folgte ihm bald, und Lotte Gröning stand wieder allein, verlassen nnd mittellos da. Aber sie besaß wenigstens einen Schau des reichsten Wissens nnd dazu den geachlelsten Namen in der ganzen Stadt. Ter verwaisten Adoptivtochter des berühmten Gelehrten wurde cS leicht, sich auch ohne Vermögen eine Existenz zu begründe». Sie übersetzte au-s allen lebenden und tobten Sprache» und erwarb sich damit so hübsche Summe», daß sie mit ihnen nicht blos den eigenen Unterhalt bestreiten konnte, sonder» auch noch manches Gute zn thun vermochte. Sie speiste und unterstützte zum Beff'piel, wie sie es im Hause ihrer unvergeßlichen Pflegeelteru gesehen, arme Siadenten, deren es in der Stadt genug gab, und die hier ohne Anhalt und unter vielfachen Entbehrungen ihren Studien oblagen. Ruhig und sorgenlos reihte sich so für das alternde Mädchen Tag an Tag. okme daß ihr die angestrengteste geistige 'Arbeit und die dahiuraul'chen-e Zeit jene brennende Sehnsucht aus der Seele genommen hätte, die sie schon als Kind gepeinigt: den heißen, glühenden Wunsch, Licht iu das häßliche Dunkel zu bringe», das sich noch immer um ihre Geburt hüllte. Ta eines Tages meldete ihr die alte Dienerin den Besuch cincs vornehmen jungen Herrn, welcher sich jedoch »ur dem Fräulein uenneu wollte, aber i» wichtiger Angelegenheit käme. — Ehe Lotte »ur die Lippen öffnen konnte, theil sich nach raschem Klopfen schon die Thür an», nnd eine hohe Mäiniergestalt trat in das Gemach. Es lag etwas wahrhaft Blendendes in der Erscheinung des blonden Fremden, und wie er seine Blicke so forschend über die kleine Dame gleiten ließ, da mußte die weltgewandte, energische Lotte »»willkürlich wie ein Schulmädchen, das vor seinem Lehrer stand, die Augen senke». Dann aber faßte sie sich gewaltsam, und zu dem Eiiigetretenen anfschend, der sich jetzt ties vor ihr verbeugte, sagte sie nach emer artigen Begrüßung:
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)