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i YBU MWMW»W^^MM«»^WWPWWWMWM II I ! WUM l I"I »!!U «M^.G S-etnert au- Stockheim, erfftt vermuMch einen Schä-el-ruch un- innere Verletzungen. Der Besitzer -«- Kraftwagens, ein Lausicker Arzt, leistete die erste Hilfe. Dann wurde der ver unglückte in- Krankenhaus St. Iakob nach Leipzig gebracht. Hier ist er seinen schweren Verletzungen erlegen. — Luga». Seinen verletz«»--« erlegen. Am Dienstag starb im Stollderger Kranken- hause der Bergarbeiter Grabner aus Lugau. Er war am Montag in Neuölsnitz von einem Auto überfahren und schwer verletzt worden — Planen t. B. Der Kraftwagen anf de» «Lr-erftei«. An der Ecke Kürsten- und Forst- straß« stieß am DonnerStagvormittag gegen 11 Uhr «in Lieferkraftwageu mit einem Per- sonenkraftwagen zusammen. Um die Wucht -e- Anpralls zu verringern, lenkte der Füh- rer des Lieferwagens diesen auf den Bürger- steig. Dabei wurde eine Dame an die Wan- gedrückt und so schwer verletzt, daß ihr ei» Bein abgenommen werden mußte. — Werda«. Der Protest gegen -ie «nflösnng -er Amtshanptmanuschaft. Die von den bür- gerltchen, den nationalsozialistischen und den sozialdemokratischen Gemeindevertretern sowie von der Bürgermeisteroereinigung und der Vereinigung der kleineren Landgemeinden im Bezirk der Amtshauptmannschaft Werdau ein- geleitete Protest-Aktion gegen di« Auflösung -er Amtshauptmannschaft Werdau hat einen guten Erfolg gezeitigt, besonders bei der län-- lichen Bevölkerung. In verschiedenen Orten haben sich nahezu sämtliche Wahlberechtigt« in -i« auSliegenden Listen eingetragen. Der Pro. test-Ausschuß hat damit also wertvolle und stich haltige Unterlagen für die Einleitung «-ines Volksbegehrens in die Hände bekommen, das die Verhinderung der Auslösung der Amls- hauptmannschaft zum Ziele hat. — Werda«. Tödlicher UuglückSfall. Am Donnerstag srüh in der 8. Stunde ereignete sich in einem Fabrikbetrieb in Leubnitz ein Unglücksfall mit tödlichem AuSgang. Ein S1 Jahre alter verheirateter Arbeiter war mit einer Reißkrempcl beschäftigt, als er mit dem linken Arm zwischen Tambour und Ueber- tragungSwalze geriet und höchstwahrscheinlich mit dem Kopfe an die Schutzvorrichtung ge- schleudert wurde. Der Tod muß, wie der Arzt feststellt«, sofort «ingetreten sein. Augenzeugen sind nicht vorhanden. — Zwickau. Die neue Bockwaer Mulde«, brLcke. In der Gemeindvoerordnetensitzung in vockwa berichlete Bürgermeister Bauer über seine Verhandlungen wegen -«» Mulden- brückenbaueS, der wegen de» unzulänglichen Zustandes der alten Bockwaer Brücke dringend notwendig ist. Der FinanzterungSplan sieht vor: SO 000 RM. StaatSbethtlfe, 40 000 RM. Beihilfe des BezirksverbanbcS, 7200 RM. an der wertschaffenden Erwerbslosenfürsorge, 5000 RM. Ablösung von den Gußstahlwerken und 7800 RM. Beitrag der Gemeinde. Diese Summe wurde von den Gemeindeverordneten bewilligt. Die Arbeiten sind schon vergeb«». — Zwicka«. Z« dem schwere» BootSuuglück wird noch mitgeteilt, daß -ie drei ertrunkenen städtischen Arbeiter Fritz Apfler, Rudolf Schmidt und Willy Weigel trotz angestrengter Sucharbeit, zu der -ie Freiwilligen Feuerweh. ren von Bockwa und Schedewitz mit aufgeboten wurden, noch nicht aufgefunden werden konn te». Die drei Unglücklichen waren über -aS Wehr am Altgemeindeschacht abgetrieben wor den und hatten sich »och etwa hundert Meter im Wasser schwimmend fvrtbewegt, bevor sie versanken. Der Vorfall erregt um so größeres Aufsehen, als alle drei gute Schwimmer und im Flußdienst erfahren waren. Im Stadtver- ovdnetenkollegium ist eine Anfrage wegen -eS Vorfalls «tngebracht worden. Der Rat hat bereits beschlossen, die Beisetzung der Unglücks ¬ opfer auf stLLtische Kosten zu Übernehmer» Während Apfler ledig war und Weigel kinder los verheirat«», hinterläßt Schmidt s«tne Witwe mit vier Kindern im Alter von zwei bis zehn Jahren. b. Trauten»«. A«fklära«g eiueS schwere« verbreche«-. Im Jahr« 1S22 war in Lauter- wass«r bei Hohenelbe in den Loden der Ehe ¬ leute Mosik ein Einbruch verübt worden. Di« unbekannten Täter mißhandelten das Ehepaar derart, -aß der Ehemann bald -arauf starb. Im Jahre 1SSS wurde tu d«n vöntsch^vauden bet Lauterwasser eine Mordtat Verübt, der drei Menschen zum Opfer fielen. In beiden Fällen lenkte sich -er Verdacht auf den Friseurgehilfen Rudolf Weiß aus Mittel-Langenau bet Trau- tenau, -er aber erst tm Jahre 1SS1 bet einem Bankraub in Zittau verhaftet werden konnte. Aus -em Gerichtssaale Fahrlässigkeit mit Schußwaffen. Eine Bereitschaft der Schutzpolizei Dresden- Albertstadt-Nord sollte am 8. März an einer Streife teilnehmen und hatte dazu Waffen er- halten. Diese Waffen dürfen nach Vorschrift erst kur- zuvor geladen werden. Einer der Beamten, der LljShrig« Poltzeiwachtmeister Helmut Wapp- ler, legte die Waffe nicht in den Schrank, sondern machte Zielübungen, um den Unterschied dieser Mauser, und anderer Dienstpistol«n kennenzu- lernen. Er führte die Patronen in das Maga- -in ein und legte die Waffe auf den Tisch. Der 23jährig« Polizeiwachtmeister Kurt Zimmer- mann hatte das nicht beobachtet. Er nahm die Waffe vom Tisch und zielt« damit. Er zog dann den Lauf zurück, und die Pistole entlud sich. Durch den Schuß wurde der auf derselbe» Stube liegende Polizeianwärter Kruechke in den Unter leib getroffen und schwer verletzt. Die beiden schuldigen Beamten mußten sich jetzt wegen fahr lässiger Körperverletzung vor dem Amtsgericht verantworten. Das Gericht erkannte gegen jeden auf 60 Mk. Geldstrafe oder 6 Tage Gefängnis Beide hätten gleich fahrlässig gehandelt, erklärte AmtSgerichtSrat Kempe in -er Urteilsbe gründung. Dos „Rotfrost" -er Reichsbanserlente. Am 1. Osterseiertag morgens betraten Reichs bannerangehörige -en unteren Gasthof in Lock- wih mit dem Gruß „Rot Front!* Zwei an wesende Nationalsozialist«» riefen „Heil Hitler* und sangen daS Horst-Wessel-Lied. Daraus wur den sie ausgefordert, herauszukommen. Um allem aus dem Wege zu gehen, begab sich der National- sozialist Berchold in die Tel«phonzelle, um sich einen Wagen zu bestellen. Als er di« Zelle wie der öffnete, stürzten sich -ie Reichsbannerleute aus ihn und richteten ihn Übel zu. Die Arbeiter Karl Dörfel und Alb«rt Dub« erhielten wegen gefährlicher Körperverletzung Strafbe- fohle über je 46 Mk. und riefen -ie Entscheidung deS Gerichts an. Dörfel hat sich inzwischen bei dem Verletzten entschuldigt, und Dube bestritt vor Lem Amtsgericht, obwohl er einwandfrei überführt wurde, -en Nationalsozialisten ge schlagen zu haben. Er habe bei -«r Schlägerei selbst ein paar abbekommen. Da- Gericht sprach den Angeklagten Dörfel kostenlos frei »nd ver- urteilte Dube zu 30 Mk. Geldstrafe oder 6 Tagen Gefängnis. Jugen-liche Diebesbande vor Gericht. Bor dem Dresdner Gemeinsamen Schöffenge richt kamen am Dienstag die nächtlichen Beute züge einer jugendlichen Einbrecherband« zur Ab urteilung, -ie diese von Ende Februar bis Ende März in Dresden verübten. Es handelte sich um SchaukastendiebstShle, die zur Nachtzeit mit außerordentlicher Dreistigkeit in den auch nachts belebten Straßen der inneren Stadt auSgeführt wurden. Die sechs Angeklagten standen im Alter von 1S bis 25 Jahren. Sie lernten sich fast ausnahmslos in der Zentralherberge kennen Un taten sich zu den Raubzügen zusammen. Alle sechs waren, zum Teil schon seit langer Zeit, arbeitslos. Die gestohlenen Sache» wurden von ihnen verkauft oder auch verschenkt, wenn sich keine Abnehmer fanden. Erstaunlich ist die Mannigfal. tigkeit und die Menge der erlangten Gegenstände. Sie nahmen, was ihnen gerade in -ie Hände siel. Auf -er Marienstraße stahlen sie TrainingSan- züge, auf der Prager Straße 18 Rasierapparate, auf der Iohannstraße Hemden, auf der Grunaer Straße zwei Dutzend Kartons mit Seife und Parfüms, aus der Wettinerstraße zwei Dutzend Mundharmonika-, aus der Wilsdruffer Straße 27 Morgenröcke, in einem Falle 20 Büchsen Oel- sardinen, einige Flaschen Wein, wieder aus der Prager Straße Armbanduhren, am Altmarkt seidene Schlipse und Tücher und am Georgplatz Lumberjacken und Strümpfe. Da- Gericht billigte allen mit Rücksicht auf ihre Jugend, ihre Notlage und ihr Geständnis mildern-« Umstände zu, warf Gefängnisstrafen von 7 bis 11 Monaten aus und brachte die Un tersuchungshaft in Anrechnung. Zwei Jahre sechs Monate Gefängnis für Bankier Marcus «ud Prokurist Schreiber i« Berlin. Nachdem der Bankier Max Marcus, der Inhaber des mit einer Schuldenlast von etwa vier Millionen Mark zusammengebrochenen Bankhauses Marcus L Co in Berlin, vom Schöffengericht Berlin - Mitte wegen Verbre chens gegen das Bank-epotgesetz in Tateinheit mit einfachem Konkursvergehen zu zwei Jah ren sechs Monaten Gefängnis und der Mit inhaber des Barrkhauses, der frühere Proku rist Berthold Schreiber, zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden waren, wurde von der dritten Großen Strafkammer beim Landgericht I nach mehrtägiger Bern- fungsverhandlung die Berufung der beide» Bankiers kostenpflichtig verworfen. Auf di« Berufung der Staatsanwaltschaft wurde die Strafe von einem Jahr sechs Monaten Ge fängnis gegen Schreiber auf zwei Jahre sechs Monate Gefängnis erhöht. Die Haftbefehl« gegen -ie zwei Bankiers wurden aufrecht erhalten. Verurteilung eiueS SokainschieberS. In einem Kokainschieberprozeß in Nürn- berg wurde der Angeklagte Kolb zu vier Jahren Zuchthaus bei Haftfortdauer sowie zu 300 Mk. Geldstrafe und fünf Jahren Ehren- rechtSverlust verurteilt. Die übrigen Ange- Nagten erhielten kürzere Gefängnisstrafen. Ein Mor- «ach zwölf Jahre« gesühnt. DaS Schwurgericht Weimar verurteilte am Donnerstag den 37 Jahre alten Landwirt schaftsgehilfen Alfred Ritter aus Klein- Rembach (Kreis Weimar) wegen Mordes zum Tode. Ritter hat am 18. Februar 1920 seine Geliebte, das ledige Dienstmädchen Else Leut- Hardt. aus Vogelsberg, in der Nähe der ihrem Arbeitgeber gehörigen Mühle nach einem Wortwechsel durch 17 Messerstiche getötet. Nach zwölf Jahren also ist der Mord gesühnt wor den, und zwar war Ritter schon damals der Tat -ringend verdächtigt worden, doch rettete ihn vor der Verurteilung die falsche Zeugen aussage eines befreundeten Landwirtes. Ge wissensbisse veranlaßten aber -en Landwirt, die Wahrheit zu gestehen. Der damals mit ihm festgenomm«»« Reiche deutsche Schwarz gestand, mit Weiß -en Raud- mord in Lauterwasser verübt zu haben. Beiß, -er sich im Kreisgericht IUschin befindet, gab die Tat tn Lauterwasser zu, bestreitet jedoch bi« Mordtat in den Vönijch-Bau-en. Wenn Frankreich den Zwei-Mer-Kanal bank Der Generalrat des französischen De- partements AuLe das auf das äußerste an der Verwirklichung des Projekts eine» französischen Zweimeerekanals, d. h. LeS Kartals vom Atlantik zum Mittelmeer, interessiert ist, hat kürzlich errechnet daß man das Projekt mit einem Aufwand von etwa elf Milliarden Frank, -. h. also knapp zwei Milliarden RM., werde ver- wirklichen können. Man darf dieses Projekt nicht einfach als eine wirtschaftliche Milliardcnange. lcgenheit betrachten, sondern hat es als ein politisches, seestrategisches ««- natürlich auch schiffahrtstechnisches Problem erste« Ranges zu bewerte«. Die Idee, -ie 380 Kilometer Festland zwi. schcn dem nördlichen Teil des Golfes von Biskaya und dem Golf von Marseille mit Hilfe der ohnedies tief in das Land schiff, bar einschneidenden Flüsse der Schiffahrt zu öffnen, ist mehr als 300 Fahre alt. Versuche, diese Idee zu verwirklichen, sin- älter als 250 Fahre. Vor genau 250 Jah. ren war -er erste „Kanal du Midi" fertig und damit theoretisch ein unmittelbarer Schiffsverkehr zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer ermöglicht. Allerdings auch nur theoretisch, denn es dauerte immerhin bis in die 50er Fahre des vori gen Jahrhunderts, bis durch Verbessern«, gen an Len natürlichen Flutzläufen, -ie in das Kanalsystem einbezoaen waren, der Schiffsverkehr zwischen Atlantik un- Mittelmeer Schiffen wenigstens bis M Tonnen möglich wurde. Wenn jetzt -ie Arbeitslosigkeit tn Frankreich zu einem ernsthaften Problem werden sollte, wird man auf die Inangriffnahme des Sanalnenbans nicht mehr la«ge z« warte« haben, zumal sich Tardieu ganz energisch dafür eingesetzt hat. Er hat seine Grstnde da- für. Sie liegen durchaus auf -er Linie, die er hinsichtlich -er Sicherheit Frank, reichs bei -en Flottenabrüstungskonferen- -en verfolgt hat. Die Verwirklichung -er Fdee, zwischen Atlantik und Mittelmeer, zwischen Bordeaux und Narbonne eine Schiffahrtsstraße für -ie Großschiffahrt zu schaffen, würde nicht nur de« Süden Frank- reichs wirtschaftlich ne« beleben, so«, dern die Stärke -er gegenwärtige« französischen Kriegsflotte beinahe ver- doppeln. da sie Gibraltar und damit also -ie Tei- lung der französischen Flotte in Atlantik, und Mittelmeergeschivader bis »u einem gewissen Grade auf-eben würde. Man vegreift, was daS bedeutet und wir- also nicht überrascht sein, wenn unter -em Vorwand der Arbeitsbeschaffung, der — wie angedeutet — sogar in gewisser Weise gerechtfertigt wäre, in nächster Zeit die Arbeiten ausgenommen werden, die die über 3000 Kilometer lange Strecke Bordeaux —Gibraltar —Marseille auf wenig mehr als 500 Kilometer, also auf ein Sechstel verkürzen. Llandarlen im Nebel R»»a» v« Herbert V- Fr«-er«-»»f. Copyright by: Carl Duncker Verlag, Berlin W. 6L >8. Fortsetzung „Ich lasse morgen rekognoszieren, marschiere langsam weiter. Sie können mich nach wie vor absperren, wenn Sie es wirklich können; für heute nacht soll ein völliger Waf. fenstillstand gelten." Und fahrt nach einer kurzen Pause, nach dem zustim. menden Nicken Diebitsch» fort: „Wenn Sie mir wieder Parlamentäre schicken, geben Sie ehemaligen preußischen Offizieren den Auftrag. Sie haben ja sehr viele unter Ihren Truppen!" Aufs Pferd, Salutieren — davon. Als Clausewitz mit Diebitsch allein ist, meint er: „Hüten Sie sich vor Porck, Exzellenz! Er bekommt es fertig, trotz der vereinbarten Waffenruhe heute nacht los- zugehen und uns über den Haufen zu rennen!" Borck reitet in scharfem Trab zurück in, Vorwerk, wo Kleist auf ihn wartet. Der Atem weht wie Rauch in der eisigen Luft, steht als Dampffahne vor dem Gesicht, treibt nach hinten — ist ver- schwunden. Seydlitz hat sich eng in den Mantel gewickelt, die Pferde reißen den Wagen in schärfstem Trab vorwärts, über ihren Körpern quirlt die erwärmte Luft wie Nebel- schwaden über herbstlichen Tümpeln. Dicht hinter der preußischen Grenze, nahe Memel, tau chen unvermutet Kosaken auf. einer, drei, ein Dutzend. Der Fahrer laßt di« Peitsche auf die Pferderacken sausen, die Gäule fallen in Galopp, der Wagen fliegt hin und her. Der Major hat die Pistolen au» dem Gürtel gerissen, ob. woh' an Schießen während des Fahrens gar nicht zu den- ken ist. Dann mehren fiH die Kosakengruppen, es mag ein gan- zer Pulk sein, sie stürmen auf ihren kleinen, zottigen, har. ten Pferden heran, überhole» den Wagen mühelos, stellen sich davor auf, ein H«tmann schwenkt einen Lappen, der einmal weiß war. Seydlitz steckt di« Waffe resigniert ein. Di« Russen um ringen den Wagen, der Führer salutiert höflich, kann kein Wort Deutsch oder Französisch sprechen, wiederholt nur: „Marquis Paulucci — Hinfahrt —" Seydlitz nickt, was soll er tun? „Hoffentlich läßt Paulucci uns weiter, sonst muß ich ver suchen, ohne Erlaubnis durchzukonnnen." Der Marquis empfängt Seydlitz höflich, aber al, Ge- fangenen, auch wenn man ihm den Degen beläßt. „Ich hab« gehört. Herr Maior, daß Ihr General Porck im Begriff steht, mit Diebiffch abzuschließen." „Ich bin nicht im Bild«, Herr Marqui», ich komm« au, Berlin." „Ich bin empört, daß Porck nicht mit mir verhandelt, der ihm seit Wochen Vorschlag« unterbreitet." „Ich bin überzeugt, daß General Porck vorläufig mit niemandem abschließen wird, Herr Marquis." Paulucci. der Italiener in russischem Dienst, dreht da« römische Profil zur Seite: Ich habe nicht die Abficht. Eie Weiterreisen zu lassen." Seydlitz meint in gleichgültigem Ton: „Schade, ich hätte vielleicht dem General Porck vorstel len können, wie vorteilhaft im Augenblick eine Fühlung nahme mit dem Herrn Marquis wäre." Paulucci entgegnet hastig: „Ich bin über Sie unterrichtet. Herr Major. Sie haben in Königsberg mit Murat gesprochen." „Ich bewundere die Güt« Ihrer Informationen. Herr Marquis " „Sie habe» Versprechung«» bekomme», viel gesehen." Da wird Seydlitz sehr ernst: „Ich habe die entsetzlichsten Beweis« Ihrer letzten Nach- richten au» Rußland gesehen. Es ist in unserem gemein- samen Interesse notwendig, daß ich zu General Porck wei- lerreisen kann. Ich bitte Sie, mir sogar ein gutes Pferd zur Verfüguna stellen zu lassen. Wenn ich nicht umgehend meinen Bericht machen kanm könnten wir vor «iner un nötigen und blutigen Bataille stehen. Herr Marquis." Paulucci ist nervös, fährt sich in» Haar, spi«lt an den goldenen Fangschnilren auf seiner Brust, ein paar Orden klirren leise, dreht sich heftig um und sagt zu einem Offi. zier seiner Umgebung: „Major vo« Seydlitz bekommt sofort »i» frisches Pferd, sechs Mann Begleitung, einen Major als Führer, soll schnellstens bis zu den Preußen gebracht werden!" Seydlitz grüßt militärisch, Paulucci reicht ihm die Hand: „Und sagen Sie ihm, er hätte doch mit mir weiter ver- handeln sollen, Diebitsch ist ein plumper Bursche — — Leben Eie wohl, mein« Herren!" Di« Kavallerie de» preußischen Hilfskorp» unter Mas- senbach ist mit der Artillerie in Tilsit angekommen. Mac donald nimmt Quartier, schickt alle paar Stunden Voten, meist Leute der Umgebung, aus. um Porck mitzuteilen, daß er ihn mit Ungeduld erwarte. ' Eva hat alle Hände voll zu tun. seit Oehninger erkannt hat, daß sie wirklich helfen will und seit er bemerkt hat, wie niedergeschlagen sie ist. sobald sie Zeit zu Ueberlegungen hat. In einem Halbleeren Hause ist eine Art von Feldlaza rett eingerichtet, in dem der Arzt alle die Leut« behandelt, die er in Kürze herzustellen hofft. Die anderen. Schwer- krank« und verwundete, werden in Tilsit gelassen und, so weit es möglich ist, ins Hinterland abgeschoben. Der Oberarzt stürzt zu Eva ins Zimmer: „Porck ist abgeschnitten, die Kosaken stehen schon zwi schen ihm und uns. keinen Tagemarsch vor Tilsit." Eva ist totenblaß geworden: sie konzentriert ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Verband, den sie soeben einem Ar- tilleristen wechselt. Der Arzt mißversteht ihr Schweigen: „Habens dafür kein' Sinn. Kind?" Da sieht er ihre Augen, klopft ibr auf die Schulter: „Wird scho werden? Der Porck laßt sich net fangen wie a Sau! Der bricht durch! Passen s auf. der ist auf einmal hier bei uns!" „Nicht hier! Um Gottes Barmherzigkeit willen, nicht hier bei uns!" Oehninger lacht: „In Tilsit, mein ich. natürlich! N«t hier im Haus, Sir dumme» Madel!" Jemand ruft nach dem Arzt, er eilt hinau». Eva hat ihre Arbeit beendet, geht langsam in eine Ecke an» Fen- ster, setzt sich müde auf den Schemel, der dort steht. Fonietzung folgt).