Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 20.04.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193204203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19320420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19320420
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-04
- Tag 1932-04-20
-
Monat
1932-04
-
Jahr
1932
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
WM "»'M Jeder Mekster gibt sich heute mit dem be- sche^deMen BetdisMatz zufrieden, um der Kundschaft weitest enig«gen;utommen. 1 (S«»j«tzuil, folgh) u dieser Zeit demzufolge nisstrafen verurteilt, Arbeiter Artur frie-ensbruchcs Hellmut Gruhl brucheS sowie und Vergehens gesetz usw. 6 bereits das Urteil gefällt werden, fünf der Angeklagten zu Gefäng- von drei bis zu sieben Monaten die restlichen fünf dagegen kosten- Näfe wegen einfachen Van-- 5 Monate, -er Arbeitsbursche wegen schweren Landfriedens- gefährlicher Körperverletzung gegen das Wasfenmißbrauchs- Monate, Schlosser Johannes Vergebung von kleinen und Nein» Schmidt »egen Nevertretung -er Notvererb, nung vom 28. Mär- 1881 8 Mormte und der Arbeiter Neßmann wegen schweren Lau-srie- dcnsbruches 7 Monate Gefängnis. immer wieder Fragen auf, Reparaturpreise noch über Vorkriegsstand liegen. Deshalb berücksichtigt bei der Schuhreparaturen die A w sei hc D lii w dc fis et al E D g' d, lc ri u bie Ueb, ämtem Wpieli UmsteN sofortig-, Arbeits! spricht < noch da gmnd heutig scnmn, Prinz! sührui losens Jinan nämlich einheitii abhängi Einflüls S re SS treten warum bi« dem Ja teilweise d L 8 u a il Suzette kichert. Sie kennt die Krankheitsängste der Er» zieherin und es macht ihr nach Kinderart Vergnügen, sie damit zu necken. Doch ein scharfer Verweis lässt sie äugen» blicklich verstummen. Mademoiselle hat nicht nur ein ver» welkles Gesicht — sie hat auch ein verwelktes Gemüt. Sie versteht keinen Spaß und nennt das Bosheit, was im Grunde genommen gesunder Humor ist. Es ist eben Treib» Hausluft, in der Suzette atmet und jedes Pflänzchen, das Mademoiselle wesensfremd ist, wird mit harter Hand als Unkraut ausgerottet. Ein Schwarm Möven fliegt vor ihnen auf. Suzette ju» belt: „O, sehen Sie, Mademoiselle, diese wunderschönen... „Tomment?" unterbricht die Erzieherin diesen Ausruf mit scharfem Tadel. habe «ufforbern können. DaS Gericht verur teilte den Angeklagten zu drei Lionaten Ge» fängniS. Man hatte ihm zugute gehalten, daß er ein „NechtSfanattker" sei. Suzette haßt die französische Sprache, sie haßt noch mehrt deren Grammatik. Und fo kam es, daß sie auf ihre» 8pa-l Drei Monate Gefängnis für veletdi-ung deS JustizmiuisterS. Der Kaufmann Max Kunze bemüht sich seit 1S27 um Aufwertung der alten Geldscheine und hat verschiedene Strafanzeigen gegen die Direktoren der Sächsischen Bank und den vier ten Zivilsenat des Reichsgerichts gerichtet, die sämtlich ohne Erfolg waren. Außerdem hatte Knnze gegen den Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht Anzeige erstattet, gegen den einzu- schreiten der Generalstaatsanwalt von Berlin ebenfalls nicht in der Lage war. In der Folge bombardierte nun Kunze die maßgeben den Stellen mit Beschwerden und Eingaben, welche schlimme Beschimpfungen gegen die Ju stiz und ihre Beamten enthielten. Die preu ßischen Stellen maßen den Schriftstücken keine Bedeutung bet, vom Justizministerium in Dresden erhielt Knnze den Bescheid, daß auf Eingaben mit solch unerhörten Beleidigungen eine Antwort nicht mehr erfolgen würde. Dar aufhin richtete Kunze am 6. Januar d. I. eine neue Eingabe an das Justizministerium, in dem er den Justizminister vorwarf, er habe sich von dem Direktor der sächsischen Bank be stechen laßen. Kunze mußte sich nun wegen öffentlicher Beamtenbeleidigung vor dem Gemeinsamen Schöffengericht verantworten. Der Angeklagte, der an sich unbelehrbar ist, erklärte, daß er nur einer „Vermutung" habe Ausdruck geben wollen. Oberstaatsanwalt Dr. Viermetz, der die Anklage persönlich vertrat, forderte für die ungeheuerliche Beschimpfung deS höchsten ^üterS der sächsischen Justiz 8 Monate Ge fängnis. Der Angeklagte erklärte nur, daß man ibn doch zur „Rücknahme" erst einmal vorzubeugen. „O, diese infame Kälte heute. Znsupportable murrt sie unter ihrem Pelzkragen. kne Ue ioscmintc würde d Zuwachs deuten, 1 oorhand- nicht au< daß der gesam Betreue liegt, do in der UntoiM in der l dm Ge wLnahn md M Arbei würde t Wvhlsai Arbcitsc Ach so! Auf Suzette» Freude ist ein Schatten gefallen.'^ Sie soll während los freigesprochen wurden. Im einzelnen er- hielten: Der Arbeiter Erich Haufe wegen schwe ren Lan-friv-ens-ruches in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung 7 Monate, der st«n Meister, die beut« auf- schwerst« um ihre Existenz kämpfen. Deidsnket, dah jede Stunde Arbeit, dis ihr vergeben könnt, nicht nur Geld bringt, sondern — was vielmehr bedeutet — auch vielleicht einem Menschen neuen Lebensmut gibt. geb«» w«r-e» können, so liegt die« in der Hauptsache an d«n hohen Preis«« für beste L«dersort«n, »le sie der reell« Meister verarbeitet. Dieser Unterschied hat die Preisaushang- vevordnung mit besonderem Recht hervor- ge-he-ben und hat die Schuhmacherarbeit in drei Qualität«» Nassen je nach der Güte des Leders eingesetzt. Weiter müssen di« Preise einfach deshavb höher als vor dem Kriege sein, weil auch die Kosten für Löhne, Steuern, Zinsen und svnisttae Geschäftsspesen noch ganz erheblich Über dem Vorkriegsstände liegen. Wenn die Kundschaft gerade diese ausschlaggebende Momente, wie besonders die Qualität des Leders und der Arbeit, berücksichtigt, so ist bi« M«ist«rarbeit st«tS besser und dauer haft«« und damit billiger al« Pfusch- oder Schwarzarbeit. Aus dem Gerichisfaale 10 Kommunisten «egen L«nd- srie-ensbruch vor Gericht Am 25. Oktober fand in Alschners Gasthof in Zschachwitz «ine Versammlung -er Natio nalsozialisten statt, zu -er sich auch Gegner ein- fanden, -ie kategorisch Einlaß begehrten. Als -er Versammlungsleiter -t« Türen schließen wollte, wurde er daran behindert. Die Türen wur-en ausgeörochen und Lie Gegner -rangen unter großem Tumult ein: sie öffneten auch die Fenster, um -ie noch Außenstehenden hereinzu- laßen. Die Nationalsozialisten wur-en tätlich angegriffen und mehrere auch verletzt. Vor dem Gemeinsamen Schöffengericht hat- ten sich nunmehr 10 zum Teil noch recht jugen-liche Kommunisten resp. Sympathisie- rende dieser Partei zu verantworten, die je nach ihrer Verteidigung wegen Landfriedens- bruchs, Körperverletzung, Aufreizung zu Ge- walttätigkeiten usw. angeklagt sind. Von ihnen gilt «in Schlößer Johannes Schmidt als Rädelsführer. Nachdem -aS Gericht am Dienstagabend bis in -i« 10. Stunde verhandelt hatte, konnte zu Mivlm »er MMr MM Opernhaus Donnerstag l8—10): Dagmar. AnrechtSreihe A BVB Gr. 1: 4301-^500. 4801—5000. Schauspielhaus Donnerstag l^8—11): Götz von Berlichingen. Für d. Verein Dresdner Volksbühne. Kein öffentl. Kartenverkauf. VB.: 2534—2900. 3M 3540. glaubt man, durch Hingabe der Reparaturen beim Pfusch- und Schwarz arbeite« billiger zu kommen. Dazu ist folgen des zu sagen: Der Sächsische Schuhmacher- Innung s-Ver- band schreibt uns: Der Preiskommissar hat u. a. auch das Schuh macher h. nduerk mit ei .er Verordnung, und zwar der sogenannten Preisschilderver-- vkdnung, beglückt. Ob diese Verordnung notwendig war, sei hier nicht näher erörtert. Doch wurde auf dem kürzlich in Dresden statt gefundenen Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag mit Recht die Frag« gelstellt, ob inan denn wirklich glaubt, ein« belebende Tat für die deutsche Volkswirt schaft zu vollbringen, wenn man dem kleinen Schuhmachermeifter unter Androhung dra konischer Matznahmen vorschreibt, seine Preise auszuhängen, während man anderer- seits offen zugeb«n muh, dah gegen die starken «wirtschaftlichen Ge walten der Kartelle ober gegen bi« Ta rif« unb Preise ber öff «ntlichen Llntrr- nehn«ngen nicht« unternommen werden kann. Leider hat diese Aktion des Preiskom- missars aber «ine gewisse Beunruhigung in die Kundschaft getragen. Heute waren Suzette und Mademoiselle Bertin nicht die einzigen Menschen in der verschneiten Allee. Die blaße Sonnenscheibe am fahlgrauen Himmel hatte noch einige Spaziergänger aus der molligen Geborgenheit der war» men Stube gelockt. Aus dem Schuhmacherhandwerk Rechtfertigung der Preispolitik Ruf nach Hilfe »ud Unterstützung Nr Dah dc pitslosen M gew Ärb« Mng in phrisfürs alan, dv Msürso pch vor «ii Veda sind ins «iterr.« erteilt Da« NrteN gegen den Kunsthändler Wacke^ Der Kunsthändler Otto Wacker ist vom Lä>üsiengericht Berlin-Mitte unter der Ve- ichukdigurrg. dreißig Btl-er, di« das Z.iö-e» -cs holläivdtschen Meisters van Gogh trugen, als echte van Goghs in den Verkehr gebracht zu haben, aan DtcnStagvormtttag wegen fort gesetzten Betruges zum Teil in Tateinheit mit wrtgesetzter Urtun-eniälchung zu 1 Jai-r Ge fängnis verurteilt worden. DaS Gericht erließ gegen Wacker wegen Fluchtverdach.es Haft befehl. lJ» einem Teile der gestrigen Auflage wiederholt.) Der Borsitzende deS Verbandes deutscher Bücherrevisoren betrügt feinen verband »» 44 OVO Reichsmark. Der Bücherrevisor Ferdinand Friedrich Buenger aus Leipzig, der von 1913 bis 1931 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Bücherrevisoren war, bat diesen Verband um 44 000 Reichsmark geschädigt, die er für sich verwendete, Bnenger wurden vom Kroßen Schöffengericht in Leipzig wegen Untreue in zwei Fällen zu einem Jahr und sieben Mo- naten Gefängnis und drei Jahren Ehrenrechts. Verlust verurteilt. Das Geld bat er sich durch ganz besonders geschickte BuchnngSmaßnahmen auf sein eigenes Konto von Konten des Ver- bandcS selbst überwiesen. Der Strasantrag im Berliner Uralzeffprozeb Berechtigte Kritik an ber Raiffeisenbank. In dem Berliner Prozeß gegen Urahess und den Rechtsanwalt Dr. Türk wegen Be- truges gegenüber der Raiffeisenbank nahm gestern Staatsanwaltschastsrat Schumacher das Wort zur Vertretung der Anklage. Ein- lcttcrvd übte er sehr sä-arfe Kritik an -er ehe maligen Leitung der Raiffeisenbank. Wenn inan für Darlehen 40 bis 50 v. H., in einzelnen Fällen bis zu 100 v. H. Zinsen nehme, dann könne nran nicht glauben, -aß ein Kaufmann, der so hohe Zinsen zahle, auch völlig« Sicher- heil geben könne. Die Bank sei so schlecht organisiert gewesen, daß die leitenden Persön lichkeiten sich gar nicht um die Millivnenkredite, die gegeben wurden, kümmern konnten. Ural- zesf könne man nicht allein die Schuld an dem Zusammenbruch der Raiffeisenbank zuschieben. Der Fall Uralzeff bilde nur einen Bruchteil der Gesamtverluste der Bank. Dann beantragte der Staatsanwalt gegen Uralzeff wegen fortgesetzten, teils vollendeten, teils versuchten Betruges in Tateinheit mit schwerer Urkundenfälschung zum Schaben der Raifsestenbank ein Jahr sechs Monate Gelang- niS. Gegen den Mitangeklagten Rechtsanwalt Dr. Türk beantrage er wegen Betruges in seiner Eioemclxrit als Treuhänder der Raifs- eisenbank sechs Monate Gefängnis. Albert-Theater Donnerstag (8): Der rasende Sperling. B8.: 201—230. BVB. Gr. 1: 5901—0000. Die Komödie Donnerstag (!49): Die Ballerina des Königs. VV.: 491—500. 1120—1160. BVB. Gr. 1: 7701 bis 7800. Residenz-Theater Donnerstag (8): Otto in Nöten. BVB. Kr. 1: 3901—3950. Central-Theater Donnerstag (8): Das Lied der Liebe. VB.: 3621 bis 3660. BVB. Gr. 1: 8701—3800. SauttouSbetrüger Mehr erhält zwei Jahre Gefängnis. Bor Lem Dresdner Gemeinsamen Schöffen gericht hatte sich jetzt der im Dezember in Dresden festgcnommeue KauttonSschwindler, der 20 Jahre alte Autoschlosser Reinhard Mehr wegen for:gesetztcn Betrugs zu verautworten. Zusammen mit feinem Vater, der noch flüchtig .st, verübte der Angeklagte seit läi^erer Zeit in zahlreichen Städten umfangreiche Betrügereien. Beide eröffneten unter irgendwelchen Namen Firmen, di« jedoch nur ein Scheindafein führ ten, obwohl die Angeklagten natürlich entspre chend auKsehende Briefbogen'drucken ließen, Lie Bankkonten, Postscheckkonten und Fernsprech anschlüß« enthielten. Als Chef der so entstan- denen Firmen fungierte der Vater des An geklagten, während dieser als Angestellter auf trat. Beide engagierten dann Büroangestellte nnd Kraftwagenstthrcr, die natürlich Kautionen stellen mußten. In vielen Städten wurden zahl- reiche Personen auf diese Weise geschädigt, denn ehe die „Angestellten" merkten, daß sie Betrü gern zum Opfer gefallen waren, hatten der Angeklagte und sein Vater ihr Tätigkeitsfeld längst in eine andere Stadt verlegt, in der sie sich ern«ut, meist durch Zeitungsanzeigen, ihre Opfer suchten. Im Besitz deS Angeklagten wur den bet seiner Verhaftung zahlreiche Ausweis papiere gefunden, die den Opfern abgenommen worden waren und von den beiden Schwindlern zu weiteren Betrügereien benutzt worden waren. Di« Betrugsfälle, an denen der Angeklagte be teiligt war, ereigneten sich von Anfang August bi- Mitte Dezember in Eßen, BreSlan, Liegnitz und Dresden. Der Angeklagte Mehr, ber im wesentlichen geständig war, wurde zu zwei Jah ren Gefängnis verurteilt. tungen. In ber Au-fpvache würben durch weg gefordert 50prozentige Strompreissen kung, Abschaffung der Zählermieten und ZahlungSftreik ab 1. April 1932. GS wurde ein HauptauSschuh gebildet, der mit der Aktiengesellschaft Sächsisch« Werke erneut verhandeln soll. In Laubenheim soll dem nächst eine Einwohnerversammlung statt finden, in der dieser HauptauSschuh mit den Vertretern der ASW. verhandeln soll. — Wurzen. Denkmalsschäabung. In Deuben haben Bubenbände eine gemeine Tat oollführt. Dem erst im vorigen Jahr« errichteten Ehrenmal war durch Anpflanzung einer Lebensbamn-Umfriedung ein würdiger Schmuck verliehen worden. Diese Lebens- bäume sind jetzt mit Karbol oder einer anderen ätzenden Flüssigkeit überschüttet wovdcn. Die Bäume werden «ingehen, so daß eine mit nicht unerheblichen Kosten ver bundene Neuanpflanzung erforderlich ist. — Zwota. Ser Girokasseuskaudal. In der letzten Gemetndeverordnetensitzung kam «S bet der Besprechung der Kveditüberschret- tungen bei der Girokasse zu großen Tumul ten, in deren Verlauf auch ein« Stinkbombe in den Sitzungssaal geworfen wurde. Der Saal mußte schließlich polizeilich geräumt werden. Bei der Besprechung wurde u. a. mitgeteilt, daß die Firma Aeuber in Zwota einen Kredit von 330 000 AM. erhalten hatte, während der Kreditausschub sich nur mit einem Höchstkredit von 50 000 NM. ein verstanden erklärt hatte. Don der Leitung der Girokasse sind auch noch anderen Kunden erhebliche Kredite gegeben worden, die zum Teil ungedeckt sind. Die Gesamtsumme der faulen Kredite dürfte ein« halb« Million überschreiten. Die Firma Neuber ist in zwischen in Konkurs geraten. Lustig wippten die goldenen Locken de« Kinde» auf und nieder. Suzette war schweigsam, wie immer, doch ihre 1 schönen, dunklen Augen strahlten. Jede Begegnung war - _ ja ein Erlebni» in ihrem armen, ereignislosen Leben Sie Sie soll während des Spazierganges ja nur französisch freute sich über den Briefträger, der immer so freundlich sprechen. Sie quält ihr zehnjähriges Köpfchen damit ab, grüßte: „Tag. kleines Fräulein , sie freute sich über den ihr Versehen gut zu machen Natürlich macht sie Fehler Mckeriunaen, der täglich die duftenden, knusprigen Cem» und nun folgt seitens der Erzieherin eine langatmige mein bracht«, sie freute sich an allem, war außerhalb de» grammatikasische Abhandlung. ! Kreise» lebte, ver sich um ihr junge» Leben schloß. Mit Schneeschuhen bis an die Knie und auch im übri gen ausgerüstet, wie für eine Nordpolexpedition, stürzte sie sich dann in die Schlacht und sie dankte den Göttern für die § Schweigsamkeit ihres Zöglings, welche ihr ermöglichte, ! Mund und Nase während des Umherstreifen» in der „ge sunden, frischen Winterluft" im warmen Versteck ihres Pelzkragens zu laßen. In dieser Weise also verliefen die täglichen Spazier» gange Suzettes, welche von dem alten Hausarzt für obli gatorisch erklärt worden waren und zwar, wie er sich in seiner kernigen Sprache ausdrückte, „bei jedem Wetter, selbst wenns junge Katzen regnet." Und Mademoiselle, diese selbe Mademoiselle, welche früher vor jedem Aus* gang ihre Nase aus einem Spalt ihres Fensters gestreckt und nach gefährlichen Winden geschnüffelt hatte — sie mußte wohl oder üoel nach der Geige dieses Mannes tan zen, wenn sie nicht ihre glänzend bezahlte und angenehme Stellung verlieren wollte. Kreuzwege der Liebe. Originalroman »oa Betty W«hrle»Genhart. Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin M. 62. Erster Teil. Suzette. Mit eisigem Atem bläst der Seewind durch das kahle Geäst der alten Linden. Die tanzenden Wellen des Sees tragen weiße Schaumkronen, Schwärme heiser schreiender Möven kreisen darüber — sie fliegen auf und nieder und wiegen ihr silberne» Gefieder auf dem Wasser, das grau ist, wie der fahle Winterhimmel. Nebel steigen auf und, wälzen sich träge über da» Ufer — schon sitzt die frühe Dämmerung bereit und spinnt ihre düsteren Schleier . . . Durch die verschneite Allee wandert ein ungleiches Menschenpaar. Es ist eine Frau, lang, hager, mit leicht vornüber geneigter Gestalt. Sie hält ein zartes, kleines Wesen an der Hand, welches mit tapferen Schritten durch den fußtiefen Schnee stapft. Die kränkliche Magerkeit des Kindes wird durch ein kostbare» Pelzmäntelchen mitleidig verhüllt. Unter dem buntgestickten Mützchen quellen reiche, goldblonde Locken hervor — sie sind das einzige Ueppige an diesem dürftigen Geschöpf. Zwei große, samtbraune Augen beleben das schmale, farblose Eesichtlein. Sie ha ben einen eigenartig forschenden, nachdenklichen Blick. Die Frau neben der Kleinen schaut nicht links, nicht, rechts. Sie schreitet mit langen Schritten aus, unbekümmert darum, ob die kurzen Beinchen de» Kindes nachkommen, oder nicht. Die magere, weit vorspringende Nase gibt ihrem Antlitz einen scharfen Zug. Vor den stets etwas geröteten Augen sitzt ein Kneifer. Kinn und Mund werden von dem hochgeschloßenen Pelzkragen verdeckt, doch ein Blick in die obere Gesichtshälfte genügt, um zu wißen, daß der ver borgene Mund da» Lachen nicht kennt. Artig, wie e» sich für ein gesittetes Mägdlein schickt, geht die Kleine ihres Wege». Bisweilen schnarrt neven ihr in französischer Sprache die Stimme der Erzieherin: „Wie olt soll ich dir» n*ch sagen, Suzette? Fi donc — du hältst dt« Füße beim Gehen einwärts, wie eine Krähe. W«nn heut« Schuhreparatur«« von «lnem soliden Meister, der gute Arbeit liefert, noch nicht zum Dorkrieg«prelse abg«- md mit besont fen der «türlich Ich von velche C LrbeitSlo Hürde es becherste! Ving am euch wie stms st »erden r varen. ftnechen jevichtig Mische biet lieg, Aach l Unterst träger Teil, 1 Leit« Rechts . . . links! Siehst du? Es geht alles, wenn man'ziergängen mit der Zeit immer schweigsamer wurde. Es will ..." I gab ja so vieles, so unendlich vieles, über das sie Bescheid Und die kleine Suzette setzt ihre Elfenfüßchen zierlich wißen wollte. Aber da jeder der all-rtteinsten Belehrung eines vor das andere. Ganze fünf Minuten lang, bis sie, sogleich ein Cxanien folgte, unterließ das Kind seine Fragen wieder in ihren alten Fehler zuriickfällt. Mademoiselle.und versuchte sich dieselben selbst zu beantworten. Daher Bertin sieht dies zum Glück nicht immer. Meisten» ist sie wohl hatten diese ernsten Kmderaugen den forschenden, zu sehr mit ihrer eigenen Persönlichkeit beschäftigt. Dieser nachdenklichen Blick, abscheuliche Wind! Mademoiselle zieht ihren Kopf noch mehr ein, so daß auch noch die Nase im Pelzkragen ver schwindet. O, wie sie diese verwünschten Spaziergänge bei Wind und Wetter haßt! Den Tod könnte man sich dabei, holen. Nun, sie würde nach ihrer Heimkehr Suzette dem Zimmermädchen abliefern und sich gleich etwas niederlegen. Vcttwärme, ein sehr heißer Tee mit sehr viel Cognac — mais oui, das war da» einzig Nichtige, um einer Krankheit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)