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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 16.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193202166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19320216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19320216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Enthält Beilage "Fremden- und Kurliste" 93.1932 Nr. 8
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-16
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
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I Briefkasten j u»u»tuatt« werd«« un«iu»e«tuw «ri«ll> ^d«k oynt Gewäo» ^«rtkNch« N»»k»«tte: Dr B»«rtch«»er L K 12L. di. Hypothek. Bor 4 Jahren kaufte Ich mir für IS 000 Mk. eine Wirtschaft. S000 Mt. wurden ange-ahlt, sie stammten von meiner Krau, 10000 Mk. blieben als Hypothek stehen. Der Kauf ist auf mich geschrieben. Mit meinem Nachbarn habe ich jetzt Hren-streitigketten. Wie die Dache ausgeht, ist noch unsicher. Meiner Frau möchte ich für alle Fälle die SOOO Mark retten. Kann ich den Kaufvertrag auf sie oder auf die Kinder übertragen lassen. Ist meine Frau dann sichergestellt'? Wie steht es mit Ler Hypothek von 10 000 Mk., die bis 1933 unkündbar ist? — Wenn Sie al» Eigentümer des Grund, stücke» im Grundbuch eingetragen sind, können Sie auch, wenn nicht ein Veräußerungsverbot im Grundbuch eingetragen ist, das Grundstück an Ihre Frau oder Ihre Kinder oder an dritte ver- Lukern. Die Hypothek kann der Erwerber über nehmen. Da Sie zu fürchten scheinen, wegen -er Grenzstreiligkeit Ihre Anzahlung und wohl Las Grundstück zu verlieren, scheint Lie Sache noch einen Haken zu haben. G. T. 188. gS. Um die Antenne. Als mein Mieter Radio anschaffte, gestattete ich ihm Las Anbrinaen einer Stubenantenne. Jetzt hat er jedoch feine Aubenantenne durch zwei Birn bäume hindurch bis nach meinem Schuppen ge zogen. Wenn ich später zum Obstpflückcn mit der Letter hantiere, ist mir oer Draht hinderlich und kann Schaden verursachen. WaS kann ich dagegen unternehmen? — Sie können zwar Ihrem Mie ter die Errichtung einer Antenne nicht unter sagen, aber verlangen, daß er sie so anlcgt, daß dadurch andere nicht in der Benutzung des Grundstückes beeinträchtigt werden. Sie können deshalb die Aenderung der Anlage verlangen. S. D. fr. 178. Erfrorene Beine. Können Sie mir ein Diittel gegen Frostbeulen und erfrorene Gliedmaßen empfehlen? — Einrcibcn mit Kollo dium, Diathermie, galvanische Elektrizität oder Ouarzlampenbestrahlungen sind gut. Ferner empfehlen sich Bäder in einer Abkochung von einem Teelöffel Eichenrinde auf je einem Liter Wasser. Man läßt die erfrorenen Stellen etwa A Stunde in dem Bad, daö so heiß sein muß, wie man es gerade ertragen kann. Rasches Ans kühlen nach dem Bad ist durch Einwickeln in eine wollene Binde zu vermeiden. W. K. 176. np. Erlaß der Rundfunkgebühren. Wann kommt das in Frage? — Die Rundfunk gebühren werden nur dann erlassen, wenn der Hörer in seiner Bewegungsmöglichkeit wesent lich beeinträchtigt ist, also z. B. im Rollstuhl ge- fahren werden muß. Sie können immerhin ein Gesuch machen. P. H. 19". pH. Geschworene. Wie erfolgt bi« Zuziehung der Geschworenen? — Nach dem Ge- richtsverfassungSgesetz vom 27. Januar 1877 haben die Gemeinden, die ihnen als geeignet er scheinenden Vertrauenspersonen dem zuständigen Gericht in Vorschlag zu bringen. Die Stadtver ordneten Dresdens z. B. schlagen vier Personen vor. Der zuständige Gerichtsausschuß trifft so- dann die weitere Wahl. S. R. 178. gS. Ftlmmanuskrlpte. Wie schreibt man sie, wer prüft sie, wie schlitzt inan sich gegen Nachahmungen, wie viel beträgt der Mindestsatz? — Mindestsätze gibt eS nicht. Die Honorare für Filmmanuskripte sind unverhältnismäßig nied rig im Vergleich zu den sonstigen Aufwänden beim Film und werden von Fall zu Fall als ein malige Abfindung festgesetzt. Gegen Nachahmun- gen schützt Sie das Urheberrecht. Alles Weitere erfahren Sie durch die Filmmanuskript-Ver- triebSgesellschaft, Berlin, Friedrichstr. 24. — Sie berechnet für die einfache Prüfung eines Ent- wurfS 5 Mk., für bevorzugte und ausführliche Prüfungen 10 Mk., für Prüfung eines vollstän digen Drehbuches 80 Mk. Wenn ein Manuskript als geeignet befunden wird, übernimmt die Ge sellschaft den Vertrieb kommissionsweise. Sobald einmal eine Arbeit verkauft wurde, werden alle wetteren Manuskripte kostensrel geprüft. O. R. 181. Np. Stimmt das? — Mir wurde gesagt, ich sei im Zeichen Löwe geboren. — Nein, für Sie kommt daS Sternzeichen Skorpion in Frage Kurzschrift ES ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß man Lie Stenographie als ein Kind -er mo dernen Zeit betrachtet. Jedoch schon das Altertum hat manches Kurzschriftsystem ge- kannt. So entstand im 4. Jahrhundert vor Ehr., zur Zeit -er bekannten Philosophen So krates und Plato, in Griechenland eine Steno graphie, -ie bedeutend kürzer war als die ge bräuchliche Langschrift. Im Jahrhundert vor Beginn der christlichen Zeitrechnung erfand Tiro, der Freund und Geheimsekretär deS be rühmten römischen Redners und Staats mannes Cicero, eine römische Kurzschrift, mit der Lie berühmten Gerichts- und Volksreden CatoS, CäsarS und Cicero» nachgcschrteben und so für die Nachwelt bewahrt sind. Die Blütezeit der deutschen Kurzschrift be gann zu Anfang -cs 19. Jahrhunderts. Der beginnende deutsch« Parlamentarismus war der äußere Anlaß zu den Bemühungen Franz Laver Gabelsberger 11789—1848) um seine deutsche „Nedezeichenkunst*, mit -er -ann in den meisten Parlamenten der deutschen Länder die Reden nachgeschrieben wurden. Im wei- tercn Verlauf -er deutschen Kurzschrtftgeschicht« griff eine außerordentlich starke Zersplitterung der Kurzschriftsysteme Platz. Deshalb ging seit Ende des 19. Jahrhunderts ein« starke Be wegung aus -ie Vereinheitlichung der Kurz- schriftsystcme aus. Daneben bemühte man sich immer mehr um eine Vereinfachung -er Steno- graphie, da diese nicht mehr in -er Hauptsache das Handwerkszeug der Bcrufsstenographen -er Parlamente war, son-7rn immer mehr zur Berufsschrift von Hundcrttausenden schrei bender Kaufleute, Angestellter und Beamter wurde. Nm Ende d«r Bemühungen nm Verein- fachung und Vereinigung -er -rutschen Kurz schrift steht -ie deutsche Einheitskurzschrift, welche 1924 im Zusammenwirken aller deut schen Kurzschriftschulen geschaffen wurde. Sie allein darf heute in den Schulen deS Deutschen Reiches und Deutschösterreichs gelehrt werden: ihre Kenntnis wird von den meisten Beamten nn- Angestelltem -cs Reiches und der Länder verlangt. So kommt es, daß jährlich etwa eine halbe Million deutscher Männer, Frauen und Kinder die Einheitskurzschrift erlernen: wäh- rc»rd nur noch wenige Zehntausend« sich den alten Systemen (Gabelsberger, Stolze-Schrey u. a.) zuwenden. Der SicgeSzug der Einheitskurzschrift hat in diesen wenigen Jahren eine ungeheure Li teratur hervorgermen. Etwa 1800 Lehr- und Lesebücher für Anfänger und Fortgeschrittene sind verfaßt worden: umfassende Wissenschaft- Uche Werke haben die Systematik und Metho dik Ler neuen Kurzschrift untersucht. Weit über hundert einhcitskurzschriftliche Zeitschriften Lienen zur Unterrichtung und Fortbildung: sie erscheinen teilweise in einer Auflage von über 100 000 Stück. U. U. 188. fr. UnterhaltSteltrag. Kann mir bet einem Wochenverdienst von 38 Mk. in Dres den etwa- für Unterhaltsbeiträge gepfändet werden? — Wenn Sie verheiratet sind unü ein Kind haben, so bleiben für Sie bei Pfändungen für Unterhaltsbeiträge nach dem für Dresden geltenden Eristenzmiuimum rund 85 Mk. un- kündbar. A. S. 18V. «p. Sternzeichen. — Für da» von Ihnen angegebene Datum deS Jahres 1889 kommt daS Zeichen Schütze, für 1895 Steinbock, für 1905 Widder und für 1872 Skorpion in Frage. in Zahlen Die Sammelorganisation -er reich», und auslandsdeutschen Einhcitsstenographen ist -er Deutsche Ltenographenbund ILitz Dres den). Er sammelt in Uber 2000 Bereintgun- gen etwa 200 000 Stenographen. Selbstverständ lich ist die Gesamtzahl der Stenographen um ein Mehrfaches höher, da sie ja in den Ver einen nur ihre Ausbildung bekommen und -ann zumeist wieder ausscheiden. Außerdem werden in den deutschen Schulen Zehntausendc von Kindern jährlich unterrichtet: leider ist aber durch Li« Sparmaßnahmen der Regierun gen auch Ler Kurzschriftunterricht hier und da betroffen worden. Die Verteilung -er Stenographen im Deut schen Reich, die stenographische .Dichte', ist sehr verschieden. ES entfällt ein Stenographenverein auf 42 675 Einwohner des Reiches, dagegen schon auf 14 651 Einwohner im Freistaat Sachsen, aus 64 813 Einwohner im Freistaat Preußen und erst auf 132 848 Einwohner in der Provinz Ostpreußen. Ein Stenographen verein zählt durchschnittlich 85 Mitglieder. Aus 504 Einwohner des Deutschen Reiches kommt ein organisierter Stenograph. Die Frucht der gesamten stenographischen Arbeit soll in der durch den Stenographen er reichten Geschwindigkeit ihren Niederschlag fin- den. Zur Überpartetischen und übersystemalen Kontrolle -er Leistungen aller Stenographen haben -ie -rutschen Handelskammern steno- graphische Letstungsprüfungcn eingerichtet. Nach Einführung der Einheitskurzschrift hat -ie Zahl -er hierbei erfolgreichen Einheits stenographen -ie Zahl -er nach anderen Sy stemen arbeitenden Stenographen allmählich immer mehr überschritten. So haben im ersten Halbjahr 1931 2465 Einheitsstcnographen mit Erfolg «ine Handclskammerprüfung bei 150 und mehr Silben in -er Minute abgelegt: jedoch nur 896 Stenographen nach Stolze- Schrey und noch weniger Anhänger anderer älterer System«. Die Vorprüfung, bet der 120 Silben in -er Minute geschrieben werden müssen, wurde von 847 Einheitsstenögraphen, 71 Stol»ss-Schreyanern un- einer verschwin- -end geringen Zahl Anhänger anderer Systeme abgelegt. Man kann damit rechnen, daß die von allen Regierungen geförderte Einhcitskurz- schrtft in absehbarer Zett -te alten Systeme vollkommen verdrängt haben wird, denn sie ist leicht zu erlernen und an praktischer Brauch barkeit unübertroffen. ES wird in der Tagespreise oft von steno graphischen Rekordleistungen von 400—480 Sil ben in der Minute berichtet. Diese Leistungen sind zwar außerordentlich beachtlich, dürfen aber in keiner Weise als Maßstab für die Lei stungen der Masse -er St«nographcn und Stenotypistinnen betrachtet werden. Für die in -er Wirtschaft beschäftigten Stenographen ge nügt in -er Regel eine Leistung von 150 bis 200 Silben in -er Minute, zu deren Er reichung schon eine gute Ausbildung und an gestrengte Arbeit gehört. W S. 184. -Sz. Riesenwuchs. DaS ist richtig. Als gewissenhafte Chronisten müssen wir festste!, len. Laß -er unlängst abgebildete Riese seine Größe zu hoch angegeben hat. Er mißt 2,25 m. Wäre er 2,69 m -groß, so hätten die Daneben, stehenden eine Größe von etwa 2,12 m. Der größte Gardist deS deutschen Heere» in den letz, ten 50 Jahren maß 2,08 m. Der Boxerriese Tarnera ist 1,96 m groß. O. N. 185. di. Unreine Haut. WaS kann man gegen sie anwenden? Können Haarwurzeln wirk, lich zerstört werden? — Sie wenden sich am be- sten an einen Haut, und Haarspezialisten. Nur de. Arzt kann feststellen, waS eigentlich die Ur- fache für Ihre unrein« Haut ist. Dementsprechend müssen auch die Mittel gewählt werden, ist evtl, eine bestimmte Diät einzuhalten. Auch bezüglich der Beseitigung von Härchen empfehlen wir, entsprechende Bestrahlungen unter Aussicht eines ArzteS vornehmen zu lassen. R. L. 186. «p. Hormone. Dieser Weg dürfte sich nur anwerrden lassen, wenn überhaupt noch Drüsen vorhanden sind. In ihrem Falle emp- fiehlt es sich ganz besonders, mit dem Arzt Rücksprache zu nehmen, der Ihre Frau operiert hat. Eine außerordentlich gute Beratung er- fahren Sie ferner durch Prof. Dr. Fetscher, den Leiter der Sexual- und Eheberatungsstelle, Dresden, in der Ortskrankenkasse am Sternplatz, Zimmer 80, Mittwoch, nachm. von 8—6 Uhr. Die Beratung erfolgt kostenlos für jedermann. Auch das Beibringen eines Kassenscheines ist nicht notwendig. M. O. 188. lp. Adresse. Wo lebt der Pour-le- mirite-Flteger Menckhoff? — In Basel in der Schweiz. Seine nähere Adresse ist un» nicht be- kannt, werden Sie aber durch das Baseler Ein wohnermeldeamt erfahren können. O. N. 187. fn. Laubfrosch und Goldfische. Wa» kostet ein Laubfrosch, was frißt er, muß er in einer kalten Stube gehalten werden, was kostet ein Glas? Wo gibt es Goldfische un- was kosten sie? Wie groß muß ein Glas für etwa 5 Gold fische sein? — Laubfrösche kaufen Sie am besten im Frühjahr. Die Tierchen halten Winterschlaf, wenn man si in kühlen Räumen pflegte. Stan der Laubfrosch jedoch im geheizten Zimmer, so bleibt er auch den Winter über munter, aber es macht Mühe, für die geeignete Fiitterung zu sorgen, vor allem für Fliegen. Lanbsroschgläler gibt es in verschiedensten Ausführungen. Ein- fache Nundgläser kosten 1,40 bis 1,70 Mk., vier eckige Gläser 2,50 biS 3 Mk., terrarienähnliche Laubfroschhäuschen etwa 5 Mk. Für einen Laub- frösch bezahlen Sie etwa 30 Pfg. Für Goldfisch« von mittlerer Größe (7 cm) muß man wenig- stens 2 Liter Wasser je Fisch rechnen, wenn er nicht an Luftmangel leiden soll. Sie würden also für 5 Tiere allerwcnigstens ein 15-Liter-Becken nehmen müssen, denn Sie werden auf den Boden eine Schicht Sand und auch einige abgerundete Steine geben, andererseits das Glas auch nicht bis zum Rande füllen wollen. Goldfische kosten je nach der Größe 15 Pfg. bis 1 Mk. Ein viereckiges Vollglasbecken erhalten Sie für 4 bis 6 Mk. je nach der Größe. Handlungen sind: Johanne» Borrmann, Freital 1, Untere Dresdner Str.; Hermann Härtel, Dresden-Trachau, Gebler- straße 80. Beachten Sie, daß Fisch« immer nur in anderes Wasser von gleicher Temperatur ge bracht werden dürfen. W. B. 189. dsz. Blockierung. WaS versteht man unter Blockierung eines Vorderrades beim Motorrad? — Blockieren heißt zum Stillstan bringen. Wenn der Fahrer bremst, blockiert er daS Hinterrad. DaS Vorderrad kann sich durch Rost usw. selbst blockieren. U. N. 177. fr. Mundharmonika. Wo kann ich daS Spielen erlernen? — Wenden Sie sich an den Mundharmonika-Klub, der seine Abende Mittwochs bet Gluche im „Schweizerhäuschen' abhält. M. H. 179. l. Alnmininmgeld. Ich habe noch altes Silbergeld, Aluminium, Nickel usw. WaS kann ich damit tun? — DaS alte Silbergeld löst die Neichsbank ein. Sie zahlt 15 Pfg. für ein« Mark. Die übrigen Münzen können Sie nur bet einem Altmetallhändler verwerten. Wenn die Heimat ruft! O^glnalroman von I. Schnetder-Foerstl. Topyrighi dy Carl Duncker Verlag. Berlin W. 62. 47. Fortsetzung. An das Fenster gelehnt, wartete sie über eine halbe Stunde. Aber der junge Mann schlief nicht. Immer noch ruhte sein Blick auf der Decke, als suche er dort etwas zu enträtseln. Gegen zwei Uhr früh kam sie nochmals aus ihrem Abteil und hatte ein Lächeln um den Mund! End- lich! Die Deckenbeleuchtung war jetzt abgedunlelt. Unhörbar schob sie die Türe zurück, hörte, wie jemand sich in den Pol stern aufrichtete und schloß sie wieder. Dabei hatte ihr Arm rasch in da» Dunkel gegriffen. Als sie wieder in ihr Abteil schlüpfte, hielt sie den Man- tel des Detektiv» in der Hand. Die Sonne warf ein breites Lichtbündel durch das Fen ster, daß es Iustizrat Vetter in die Augen brannte. Er öff nete sie schlaftrunken und gewahrte, daß der karierte Ulster des Detektivs auf dem Boden lag. Leise erhob er sich und wollte ihn wieder an den Nagel oberhalb der Türe hängen, fühlte, daß er in die Türe eingeklemmt war und schob diese etwas zurück. Er wischte den Staub, der sich am Aer- mel festgelegt hatte, davon ab und sah befriedigt, daß es ihm bis zum letzten Rest gelungen war, ihn wieder tadel- los rein zu bekommen. Eine Stunde später weckte er den Detektiv Jost, da man sich der italienischen Grenze näherte. Dieser verschönte erst noch feinen äußeren Menschen, dann nahmen sie ihre Kos- fer aus dem Gepäcknetz und die Mäntel von den Haken und verließen Vas Abteil. Sie waren die ersten, die über das Trittbrett stiegen. Als der Anschlußzug nach geschehener Paßkontrolle die Station verließ, befand sich Anneliese nicht mehr unter den Mitreisenden. Mit einem befriedigten Lächeln sah sie den daoonrollenden Wagen nach. vielleicht hab« ich doch kein Her», dachte st« und war nicht ein bißchen unglücklich darüber, daß sie selbst keine sichere Antwort darauf zu finden wußte. G Iustizrat Detter setzte dem Detektiv noch einmal alles auseinander, was Popoff ihm mitgeteitt hatte und reichte ihm dessen Brief hinüber. „Behalten Sie ihn, das wird am besten sein," sagte er. „Schließlich sind Sie doch derjenige, der die ganze Sache auszuknobeln hat." Jost machte ein etwa» mißvergnügte« Gesicht. Affären, die so wenig Aussicht auf Erfolg hatten, lockten ihn nicht. Er tat es lediglich dem Iustizrat zuliebe, der ihm auch sonst ein Freund und Gönner war. Den Brief an sich neh mend, steckte er diesen in seine Brusttasche, nahm den Buno Zeitungen, den er schon in München gekauft hafte, heraus und reichte Detter ein illustriertes Blatt. Als er den „Frankfurter GeneralanzeHer" aus der Manteltasche holte, flatterte nebenbei eine Anzahl ungehefteter Blätter zu Boden. Er bückte sich erstaunt, starrte verblüfft auf die enggeschriebenen Bogen und wußte keinen Ton herauszu. bringen. Erst nach Sekunden vermochte er: „Herr Iustiz rat!" zu sagen und al» dieser nicht aufsah. wiederholte er seinen Anruf. „Lesen Sie!" Seine Finger waren unge lenk. „Halten Sie es für möglich, daß e» sich um das ge stohlene Aktenmaterial handelt?" Vetter überflog das Titelblatt, trug eine namenlole tteberraschung in den Augen und bewegte lautlos die Lip pen. ,.E» könnte wohl sein!" brachte er endlich hervor. „Sagen Sie mir aber um Himmels willen, wie es in meinen Mantel kommt, zwischen die Zeitungen, die ich. wie Sie wissen, bereit» am Münchner Bahnhof»kio»k gekauft habe." Vetter fah ihn ratlo» an. „Ich weiß e» nicht! Weiß e» wirklich nicht, lieber Jost! E» wird doch Ihr Mantel fein und nicht ein fremder?" „Bewahre, e» ist der meine! Ich habe ihn gar nicht vom Haken hier weggenommen. Bei der Paßkontrolle trug ich ihn über dem Arm. Ich würde es doch sofort gefübft haben, wenn ein anderer «ir hätte da etwa» hinein- schmuggeln wollen." „Heute morgen, ehe ich Sie weckte, lag er am Lode« und war ia dl« Tür« eingezwänLl.'' „Mein Mantel?" fragte Jost ungläubig. „Ja! Ich habe ihn aufgehoben, etwas gesäubert und wieder an seinen Platz gehängt." Der Detektiv schüttelte den Kopf und begann angestrengt nachzpdenkcn. Die junge Dame, die gestern so ausfällig oit an ihrem Abteil vorübergegangen war? In der vergan genen Nacht, war er plötzlich aus dem Schlaf» geschreckt vnd hatte geglaubt, eine Zugluft zu verfpüren. Die konnte aber gerade so gut auch von der offenen Scheibe gekommen fein. Vielleicht war das Frauenzimmer Mitglied der Bande, die sich für den Eeheimvertrag interessiert hafte. Möglicher weise hatten sie nicht das richtige Schriftstück erwiicht und halten Mittel und Wege gesucht, es wieder los zu werden. In feiner langen Praxis war das nicht die erste Erfahrung, die er in dieser Hinsicht machte. Einer der Gauner, der wahrscheinlich mit im Zuge saß, hatte ihn erkannt und man war übereingekommen dem Herrn Detektiv ein Schnippchen zu schlagen. Und es war ihnen, weiß Gott, besser geglückt, als sie es vielleicht er- warnet hatten. Nun, das Leben hatte seine Zufälle! Heute oder morgen bekam er doch wieder den einen oder anderen von ihnen zu fassen. Iustizrat Vetter wundert« sich über das Lächeln, das über Iost's Gesicht ging. „Sie haben sich's wohl wieder zu sammenbuchstabiert, wie die Sache gedreht wurde?" fragte er amüsiert. „So ziemlich? Jedenfalls ist der Baron Hans Michael von Ried glänzend entlastet! Denn, daß ich selbst das Akten stück gestohlen haben könnte, diesen perfiden Einfall wird wohl keiner bekommen. Auf der Botfchast wird man natür lich hocherfreut sein, wenn ich das Ding wieder zurückbringe und der Sekretär kann von Glück sagen, daß seine Karriere nicht einen jähen Abschluß erfuhr. So etwas ist für einen Diplomaten immer eine fatale Sache. Und doch passiert es immer wieder, daß derartige Vertrage in andere Hände kommen, als in die, für die sie bestimmt waren." (Fortsetzung folgt.)
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