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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 16.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193202166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19320216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19320216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Enthält Beilage "Fremden- und Kurliste" 93.1932 Nr. 8
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-16
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
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alte Eisenbahnarbeiter Max Lange aus Mark- ranstä-t von einem D-Zug erfaßt und löblich überfahren. Lange war, um nach seiner Dienst ablösung rechtzeitig dzn Zug zur Heimfahrt zu bekommen, gleich über bie Gleise gegangen und hatte habet Herr herannahen-en D-Zug über sehen. Da -ie Leiche Langes bet her Aufftn- bung vollkommen verstümmelt war, so muß angenommen werden, -aß der Leichnam in der Zwischenzeit noch von anderen Zügen weiter verstümmelt worben ist. — Leipzig. Bon einem wildgewordenen Bulle« niedergetrete«. Der Fleischermeister Max Harnet aus Wurzen tst am Montagvor- mittag im Leipziger Vieh- und Schlachtho* durch einen wildgewordenen Bullen, der frei durch -ie Schlachthofgassen raste, angenommen, zu Boden geworfen und niedergetreten wor- den. Der Fletschermeister erlitt erhebliche Ver letzungen,- er liegt im Krankenhause. Der Bulle konnte wieder eingefangen werden. — Leipzig, feiger Uebersall. Einige Na tionalsozialisten hatten am Sonntagvormittag Flugblätter in Leipzig-Dölitz und Lößnig ver teilt. Sie bemerkten, daß sich Reichsbanner leute sammelten, um gegen sie vorzugehen. Es wurden daher einige Nationalsozialisten von ihren Parteigenossen nach Hause begleitet. Als sich dann noch vier Nationalsozialisten allein auf dem Heimweg befanden, wurden sie von etwa 30 bis 35 NeichSbannerleuten überfallen und mit Schlagringen, Stahlruten und anderen Werkzeugen schwer mißhandelt. Zwei National sozialisten wurden schwer und einer leicht ver letzt,- sie mußten sich in ärztliche Behandlung begeben. — Leipzig. Gegen die Wand gedrückt. Vor einigen Tagen war der 19 jährige Arbeiter Gerhard Voigt aus Seipzig-Connewitz durch die Deichsel eines Fuhrwerks gegen «ine Wand gedrückt worden und hatte mit schweren Ver letzungen ins Krankenhaus gebracht wenden müssen. Dort ist er am Sonnabend gestorben. — Limbach i. Da. 160 Jahre Mannergesang verein. Der hiesige Männergesangverein »Lie dertafel" kann am 1. April auf ein 100 jähriges Bestehen zurückblicken. — Nenstadt. 75 jähriges Jnbilänm deS Militarvereins. Der Militär- und Kampf- genossenverein konnte am Sonntag und Mon tag sein 75 jähriges Bestehen feiern, das am Sonntag mit einem FcstgotteSdicnst eingeleitet wurde. Hieran schlossen sich die Feiern an den Ehrenmalen der Gefallenen aus dem Kriege von 1870/71 und von 1914/18. Nachmittags fand im überfüllten Saale des Schützenhauses der Festkommers statt. — Raschau. Gntsbrand. In der Sonnabend nacht brach in dem Gute der Max Freitagschen Erben in Raschau Nr. 40 ein Brand aus, der das Wohnhaus, die Scheune und das Wirt- schastsgebapde vollständig einäscherte. Die Erntevorräte sind vernichtet. Vieh und Mo biliar konnten fast ausnahmslos gerettet wer den. Es wird Brandstiftung vermutet. — Reichenbach. Der SektlouSbesund zum Mädchenmord. Die von Universitätsprofessor Dr. Kockel, Leipzig, vorgenommene Sektion der Leiche der ermordeten Magdalene Krügel hat ergeben, daß der Tod durch Erwürgen ein getreten ist. Eine Erdrosselung durch den Bindfaden, der um den Hals des Mädchens ge schlungen war, scheint nicht in Frage zu kom men. Nach den getroffenen Feststellungen muß zwischen dem Mörder und seinem kleinen Opfer ein harter und langer Kampf stattgefunden haben, von dem auch die Verletzungen am Kopf und im Gesicht herrühren. Die Annahme, -aß Gerber die Krügel mit einem stumpfen Gegenstand geschlagen oder mit einem Messer gestochen hat, bestätigt sich nicht. Wie weiter sestgestellt wurde, tst an deck Kind ein Sitt lichkeitsverbrechen begangen worden, obwohl der Täter nach wie vor dies bestreitet. Gerber wird in den nächsten Tagen nach Plauen ins Landgerichtsgefängnis übergeführt werden. — Rochlitz, «tu «tu» tsdlich verbrüht. Am Sonntagvormtttag stürzte das zweijährige Töchterchen eines arbeitslosen Schriftsetzer- in eine mit kochendem Wasser gefüllte Badewanne. Das Kind erlitt so schwer« Verbrennungen, daß es noch im Lause des Sonntag- verstarb. — Schandau. Sisstand an der Laudesgreuze. An -er böhmischen Landesgrenze bei Herrns- kretschen ist das Treibeis der Elbe am Sonn tag zum Stehen gekommen. — Zschopau. Hochherzige Spende. Die kürz lich verstorbene Theres« Richter stiftete letzt willig dem Orgelerneuerungsfonds 4000 Mark. Außerdem vermachte st« der Kirchgemeinde ihr HauSgrundstttck mit der Bitte, «S zur Schaf- fung eine- Altersheimes mit zu verwenden. — Zwickau. Wieder ein tödlicher Graben- unfall. Auf dem Bürgerfchacht l des Erz- gebtrgtschen Steinkohlenaktienvereins verun glückte der Grudenschlosser HanS FeneiS aus Zwickau tödlich. Er war in der Grube mit der Reparatur eine- Haspel- beschäftigt. Dieser kippt« auf und schlug FeneiS gegen den Kopf. FeneiS trug einen schweren Schädelbruch da- von, dem er nach seiner Einlieferung ins Kran- kensttft erlegen ist. Der Verunglückte wor 85 Jahr« alt. * b. Gablonz. Bom Ertrinken gerettet — und erfroren. Einen tragischen Tod fand der Ge- metwdesekretär Wenzel Hussak in Proschwttz. Er stürzte auf dem Heimweg« infolge d«s Glatteise- in die Neiß«, brach durch -a- schwache Eis, aus dem er sich aber heraus arbeiten konnte, siel aber dann am Ufer ent kräftet zusammen und erfror. Der ReichSverband deS deutschen Handwerks übermittelte dem Reichsarbeitsmtnister in einer längeren Eingabe die Wünsche des Handwerks zur Reform der Sozialversicherung. Die in der Notverordnung vom 8. Dezember 1931 vor genommenen Leistungsbeschränkungen werden als nicht ausreichend betrachtet, um die Sicher stellung der finanziellen Leistungsfähigkeit der Versicherungsträger bei tragbaren Beiträgen auf die Dauer zu gewährleisten, waS vor allem für die Invaliden- und Unfallversicherung zutrifft. Bet der Invalidenversicherung ist trotz der Einsparungen unter der Voraussetzung gleich bleibender Beitragseinnahmen mit einem er heblichen Defizit zu rechnen, für da- noch keine Deckung gegeben ist. Schuld an dieser Entwick lung trägt vor allem die Novelle vom Juli 1929, die eine Heraufsetzung der SteigerungS- betkäge brachte. Der Minister wird gebeten, über die in der 4. Notverordnung vorgesehenen Leistungsbeschränkungen hinaus in der Inva lidenversicherung eine völlige Streichung der Novelle vom Juli 1929 vorzunehmen. Ferner wird auch eine Kürzung des zurzeit geltenden GrundbetrageS zum mindesten für neu an fallende Renten für erforderlich gehalten, eben- so eine Kürzung der Witwen- und Waisen renten. Auch bei der Unfallversicherung sind die vor gesehenen Leistungsbeschränkungen viel zu ge ring, um die unbedingt notwendige Entlastung der gewerblichen Betriebe von den unerträglich gesteigerten Beiträgen zu den Berufsgenossen- schaften zu bringen. Der Reichsverband nimmt Industrie, Sande!, Verkehr Rekordtiefstand der Ausfuhr im Januar Di« schon im Vorjahre bei den — äußerlich — glänzenden MonatSauSwetsen unsere- Außenhandels immer wieder geäußerten Vor- aussagen, daß es sich auf -ie Dauer als unmög lich Herausstellen müsse, Ausfuhrüberschüsse von -er 1931 erreichten Höhe zu erzielen, haben ihre Berechtigung schon im Januar des laufenden Jahres erwiesen,- wenn auch die Einfuhr in allen Gruppen noch weiter gesunken ist, so ist doch auch die Ausfuhr zurückgegangen, und zwar in einem so erheblichen Ausmaß, daß der Aus fuhrüberschuß nur noch 90 Mill. RM. gegenüber 221 Mill, im Dezember, 208 Mill, im Monats durchschnitt 1931 und 883 Mill, im vorjährigen Rekordmonat Oktober beträgt. Dieser starke Ausfuhrrückgang ist um so bedenklicher, als sai- sonmäßige Einflüsse im Januar kaum eine Rolle gespielt haben. Vielmehr beruht er in der Hauptsache auf den Hemmungen, die wirtschafts politische Maßnahmen der verschiedensten Art dem internationalen Warenaustausch bereiten. Besonders deutlich zeigt sich dies in der schar fen Schrumpfung der Ausfuhr nach Großbri tannien, die nach einem Rückgang im Dezember um 20 Mill. RM. im Januar einen Sturz um mehr als 50 Mill. RM. erfahren hat. Ferner zeigt u. a. der Warenabsatz einen stärkeren Rückgang nach den skandinavischen Ländern und den Niederlanden. Auch ist die Ausfuhr nach Rußland und Frankreich erheblich vermindert ausgewiesen,- jedoch hier im wesentlichen wohl nur als Folge der Ueberhöhung -er Dezember nachweise durch -ie Sammelanschreibungen. An dererseits berechtigt der Etnfuhrrllckgang um so weniger zu ungeteilter Freude, al- er zum größten Teile auf einer verminderten Rohstoff einfuhr beruht und insofern nur den anhalten den Tiefstand -er Produktionstätigkeit wider spiegelt. Hauffe im Berliner Freiverkehr. Infolge der Vorgänge in Amerika fehlte es dem Berliner Freiverkehr »um Wochen- hierbei auf seine früheren Vorschläge Bezug, die er im Januar 1931 gemeinsam mit der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und dem Reichsverband der Deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgebervereinigun gen eingereicht hat, und ebenso auf die Ergän zungsvorschläge vom Oktober v. I. Eine über die Vorschriften der Notverordnung hinaus gehende weitere Senkung der Leistungen in der Unfallversicherung, wie sie von Arbeit geber- und Berufsgenossenschaftsseite vorge schlagen ist, wird als dringend notwendig be zeichnet, so vor allem die Streichung des 8 -45a. RVO. (Schadenersatz bei Wegeunfällen) und deS 8 715a RVO., wonach unter Berück sichtigung der Bestimmungen der 4. Notver ordnung bei Durchführung der sogenannten Gemeinlast die Zustimmung des ReichsrätS nicht mehr erforderlich ist und nicht nur gleichartige und verwandte Berufsgenostenschaften, sondern alle gewerblichen Berufsgenostenschaften zu sammengefaßt werden können. Der Minister wird schließlich noch gebeten, die Höhe der Versicherungspflichtgrenze für die Kranken- und Angestelltenverstcherung den ge sunkenen Löhnen und Gehältern sowie dem ebenfalls gesunkenen Lebenshaltungsindex an- zupasten und die Einkommensgrenze für die Zwangsversicherung in diesen beiden Äersiche- rungszwetgen mindestens auf die am 10. Januar 1927 gültige Höhe zu senken. Das war für die Krankenversicherung ein Jahreseinkommen von 2700 RM. (jetzige Höhe 3600 RM.) und für die Angestelltenverstcherung ein Jahreseinkommen von 6000 RM. (jetzige Höhe 8400 RM.). Gedenkt der frierenden und hungernden Bögel beginn nicht an Anregungen. B«t lebhafte« Umsätzen war die Tendenz sehr fest, die Kurs« wiesen daher nicht unbeträchtliche Lteigerungeu auf. Die Tendenz am Markt der festver- zinslichen Werte war wieder freundlich. In folge des Medios lag der Geldmarkt etwas angespannt,- der Sah für Tagesgeld erhöhte sich um K auf 7>L bis 8i4H. Prtvatdiskonto notierten mit 6?L G., 6-L Br. unverändert. Berliner Devisenkurse vom 15. Februar. 100 holl. Gulden - 169,93 RM. (G.), 170L7 RM. (Br), 100 franz. Franken — 16,59 bzw. 16,68 RM., 100 Lire - 21M bzw. 21,88 RM., 100 Schweizer Franken 82,14 bzw. 82,30 NAt., 100 österr. Schilling - 49,95 bzw. 50/» RM., 100 schweb. Kronen — 81,07 bzw. 81,23 NM., 100 Pengö — 56 94 bzw. 57,06 RM.. 100 tschech. Kronen - 12,465 bzw 12,485 RM., 100 Belga - 58^4 bzw. 58,76 RM., 1 Tollar — 4,209 bzw. 4,217 RM., 1 Pfund Sterling - 14,49 bzm 14^3 RM. Berliner Produktenmarkt vom 15. Februar. Zum Wvchenanfang zeigt« die Produkten börse eine feste Tendenz. Das Brotgetretöe- angebot war sehr klein, besonders fehlte es an Roggen, es mußte daher vielfach auf russische Ware zurückgegriffen werden. Am Lokomarkt stiegen die Preise um 1 RM., im Terminge schäft wurden um 1 bis 1,50 RM. höhere Preist erzielt. Hafer lag ebenfalls fester. Am Mehl markt wurden die um 25 bis 50 Pfa. höhere» Forderungen Ler Mühlen bewilligt. Weizen 246—48, Roggen 195-97, Braugerste 162-«, Futtergerste 154—58, Hafer 144—51, Weizen mehl 29—33,75, Roagenmehl 27,85—2950. Wei zen- und Roggenkleie 9,60—9,90, Vikt.-Erbsen 21-27,50, Fnttererbsen 15—17, Ackerb. 14-10, Wicken 15—19, Leinkuchen 11,20—11,30, Trocken- schnitzel 7,80—8,00, Soiaschrot 10^0—11,30, Kar- tofselflocken 12^0—12,60. * Dresdner Produktenbörse oom 15 Februar Welzen, Naturalgewicht Basis 76 Kg 244-249. Roogen, Naturalgewicht Basis 74 kg 205-210, Futter- und Industrie- gerste 162—174, Sommergerste, sächsische 178 — 188, Hafer, inländischer 142 bis 152, Rotklee, Siebenbürgener 98/94 160 bis 162, böhmisch. 98/94 163—168 Trocken- schnitzel 7,80—8,00, Steffenschnitzel, etwa 330/0 9,80—10,80 Zuckerschnitzel, etwa 60°/o 8,50—9,00, Karloffelflocken 18,00 bis 18,25, Futtermehl 13,50-14,50. Dresdner Marken: Weizenkleie 9,80 — 10,20, Roggenkleie 10,40—11,40, Kaiserauszug 45,00—46,75. Bäckermundmehl 39,00 bis 40,75, Inlandsweizenmehl. Auszug 42,00 bis 44,00, Grietzlermundmehl 26,00—27,50, Wei zennachmehl 22,50—24,00, Roggenmehl, Typ« 60"/o 32,75—33,50. Dergl. Type 70"/g 31,25 bis 32,00, Roggennachmehl 22.00-25,00. Feinste Ware über Notiz. Die Preise verstehen sich bis einschließlich Mais per 1006 kg. alle anderen Artikel per 100 kg in Reichsmark. Cinauanttn. Wicken. Lupinen. Peluschken. Erbsen. Rotklee und Mehl (Mehl inkl- Sack frei Hauss in Men gen unter 5000 kg ab Lager Dresden, alles andere in Mindestmengen von 10 060 kg waggonsret sächsischer Versandstationen. Zur Reform der Sozialversicherung »4V enn die Heimat ruft!' Originalroman von I Schneider-Foerstl. Copyright by Tarl Duncker Verlag, Berlin W. 62 46 Fortsetzung Un—glaublich! Einfach un—glaublich! Die Baronin saß in den Kisten aufrecht und starrte auf die Zeilen, die nichts von etwaiger Hast oder Nervosität der Schreiberin verrieten. Anneliese mußte etwas für ihre Nerven tun! Wollte für ein paar Tage in anderer Umgebung ausruhen! Un—erhört! Sie lachte zornerfüllt. Hundert Mark hatte sie erspart und hundert Mark noch obendrein an sich genom men. Mit dieser Riesensumme ließ sich allerdings vis Ende der Woche leben. Sie hielt sich den Kopf mit den ringgeschmllckten Hän den zusammen, um einem Eehirnschlag vorzubeuyen. Wie richtig hatte sie immer über ihre Jüngste geurteilt: Eine Egoistin bis in die Knochen! Ihr, der Mutter, mißgönnte sie jeden noch so geringfügigen Luxus, für sich nahm sie ganze zweihundert Mark in Beschlag. Und dann das Ge« heimnisvollo? Nicht einmal wohin sie fuhr, hatte sie an gegeben. Wenn sie am Sonnabend zurückkam, konnte fie auf einen Empfang rechnen, den sie so schnell nicht wieder vergaß. Sie hatte eigentlich im Sinne gehabt, jetzt aufzustehen. Aber nun war das eine Unmöglichkeit geworden. „Mein Kopf!" klagte sie wimmernd und ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken. Als Toni, das Zimmermädchen, eine halbe Stunde später wieder eintrat, atmete sie erleichtert auf. Gottlob! Die Gnädige schlief! Lautlos drückte sie die Tür hinter sich ins Schloß, nach, dem sie noch zuvor die Fenster geschloffen hatte, damit kein Geräusch von außen die Ruhe des Vormittags unterbrach. Wie ist mir denn dachte Anneliese, die in einem Küpe, zweiter Klaffe des D-Zuges München—Rom saß und, da nur noch eine Dame mit ihr das Abteil inne hatte sich auf di« grauen Polster streckte und in da» Dunkel sah, das zu de» beide« Feaster» -ereiastarrt». bringen. Zmmerhl Herr Justizrat. O wen denn sonst ? öffnet. lS«1l«tzuag lotM Da» war alles! Sprung nach Rom. „Ich fürchte, es ist schon zu viel Zeit darüber hinge gangen," sagte er und wandte flüchtig den Blick, als er Anneliese draußen vorllbergehen sah. „Der wirkliche Täter ch das Bestmöglichste versuchen, hne jede Garantie natürlich?" mieder.gmgen gab es -ine solche Menge zu tun daß °uch ^''Lnch^^ und das Doku- nicht em ^.ag der Woche ubrigblieb der die Zeitvergeu- ^nt mit sich genommen haben. Es wäre bester gewesen, düng eines Urlaubes gestattete Seit Jahren war sie nur Popoff hätte sich sofort an einen Detektiv in Nom ge- ab und zu in die nahe «ladt gekommen, Einkäufe zu machen. wcuM, statt Sie damit zu beauftragen, mich nach dort zu — Und nun gleich der große, große bringen. Immerhin will ich das Bestmöglichste versuchen, Als das Jüngste der fünf Geschwister war sie eigentlich nie dazu gekomen, eine größere Reise zu machen. Beim Tod des Vaters war sie fünfzehn gewesen. Dann kamen die bösen Jahre, in denen es unter dem Regiment der Mutter so unaufhaltsam mit Vohwinkel abwärts ging. Die Ferien brachten die Geschwister nach Hause und sie hatte Mühe und Not gehabt, all die hungrigen Mägen zu befriedigen und das Ganze in Trab zu halten. Wenn sie im Herbste Ich freue mich! Tatsächlich ich freue mich, dachte fie, etwas von Gewissensbissen gequält. Im Grunde genommen war ihre Reise wahrhaftig nicht als Veraniigunastour betrachten. Trotzdem! „Du hast kein Herz, Annelies« " Bonislav gesagt. Hatte sie wirklich keines? Ich tue doch Hans Michael zuliebe, verteidigte sie sich felbst. f teil waren nicht zugezogen. Es war eine große, unerwar tete Freude, von der sie sich durchströmt fühlte, als sie den ergrauten Freund in den Polstern liegen sah. Ihm gegen über saß ein junger Mann mit scharfgeschnittenem Gesicht, der sich Notizen auf ein Blatt Papier machte. Sascha Popoff hatte Belter beauftragt nach dem Tater zu fahnden. Dieser Gedanke amüsierte Anneliese beinahe. Wenn er und der Detektiv wüßten daß das wichtige Schrift- stück sich in so greifbarer Nähe oefand! Ein verwegener Plan bohrte sich in ihrem Gehirne fest und lkß sich nimmer bannen. Es war ihr nicht möglich, sich abermals ruhig hinzu» legen. .Immer Hirte sie nach dem Abteil hinüber. Aber die beiden Herren schienen nicht müde zu werden. Ihre Stimmen klangen wieder und wieder auf. Eine Zeitlang schwiegen fie, so daß sie schon glaubte, nun wären sie end- lich auch vom Schlaf übermannt worden, dann ließen sie sich auf» neue vernehmen. Sie sah nach ihrer Uhr am Handgelenk. Es war zwölf Uhr vorüber. Leise schlich sie sich heraus und suchte einen Blick in das Abteil der Herren zu werfen. Sie lagen jetzt auf dem Polster ansgesireckt und der Justizrat hielt die Augen geschlos,-' ' ' " "'e d s Detektivs standen weitge« Sie suchte sich Sascha Popoffs Gesicht zu vergegenwärti gen, aber e» mißlang kläglich. Immer wieder wurde ein andere» daraus, da» die Züae des früheren Verlobten trug. Zuletzt gab sie es auf und schloß die Augen, hob die Lide» abermals, sah nach dem Gepäcknetz und lieH den Blick an dem kleinen Lederkoffer hängen, der den gestohlenen Vertrag enthielt. Niemand konnte ahnen, daß sie so ungeheuer Wich, tiges in ihrem unansehnlichen Gepäckstück mit sich führte. Sie blickte nach der Dame, die auf dem Sitz ihr gegen- über ausgestreckt lag. Wer so schlafen könnte! dachte fi- sehnsüchtig. So ruhig und aller Sorge für den anderen Tag entrückt! Im Nebenabteil hörte st« jetzt eine Stimme, di« fie auf. horchen ließ. War das möglich? Sie stützte sich in den Ll. lenbogen hoch und lauschte. Das war doch Justizrat Belters Organ. Trotz des leisen Stampfens der Wagen unterschied sie dasselbe deutlich. Ab und zu gab eine zweite Stimme Antwort. ^ie müße misten «b ihr Ohr sie nicht täuschte. Leise er- hob sie sich, schob Vic rc zurück uns mochte einiae Schritte I Ut de« schmale» Ha»^ h,n«l». Di« Vorhang« Uv N«b«va».1 Ich trage die feste Hoffnung in mir, daß es trotzdem igt." Mit einem Ruck zog der Justizrat die Vorhänge !"katt« übereinander. Nebenan schnappte die Tür ins Schloß. „Die ei Frauen sind doch immer und überall gleich neugierige Ee« nri, schöpfe," sagte er lächelnd. „Gut, daß Sie keinen Namen ge. - nannt haben."
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