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Vk M Ak »ei kiiski MM »Albert t« Erwart««- seiner Scheib««». — DeS Meisters «e»este Schöps««». — -Alber» über bie Frane». — Die se«s«ti»»eLe Wend«»- des ProzeffeS. vo« Ole- verti»g»Ri-a. Riga wird dank der Großzügigkeit der lett- lSndiichen Gesetze als neues Scheidungsdorado immer bekannter und beliebter. Ständig wächst auch die Zahl -er Prominenten aller Länder, die sich in Riga drückender Thefesseln entledig gen wollen. Vor Jahren schon wurde tu Riga der italienische Tonte Emanuel del Castell- barco geschieden, der in zweiter The eine Toch ter Arturo Toscaninis heiratete. Den eigent lichen Reigen prominenter AuSländerschetdun- gen eröffnete Max Reinhardt. Im November 1981 wurde er nach erbittertem Kampf der Rechtsanwälte letztinstanzlich von seiner Gat- tiu, der bekannten Schauspielerin Elsa Rein- hardt-HeimS, geschieden. Gegenwärtig schwc- ben in Riga u. a. die Scheidungsprozesse des amerikanischen ZettungskönigS, des Heraus- gebers der „Washington Post" — MacLean, Gewiß im Gegensatz zu vielen anderen Künst lern. Was ich bei den Frauen suchte war — di« Ruhe In der Gemeinsamkeit mit einer Krau, am häuslichen Herb suchte ich die Ruhe, die mir die Sammlung für meine Inspiratio nen vermitteln sollte. Seelische- AuSruhen bei der Frau, um aus dieser Ruhe neue Schaffens- und SchvpfungSkraft zu gewinnen — das ist stets mein Wunsch gewesen. Leiber hat keine Frau mir diesen Wunsch auf die Dauer er füllen können. Niemals haben mich Frauen unmittelbar inspirativ gefördert und angeregt. Eher haben sie mir geschadet — eben dadurch, daß sie mich in meiner Ruhe gestört, meine Sammlung verhindert haben. Einmal ist mir etwas ganz Eigen artiges passiert. Als ich in meiner gegen wärtig leider noch fortÜLstehenden Ehe einen „Da» haben meine Rechtsanwälte ausge zeichnet gemacht", freute sich der Meister. „Ur sprünglich war der 1V. Januar nur als for- melle Borverhandluug angefetzt. Da traf un erwartet meine Frau am 17. Januar in Riga ein. Meine Rechtsanwälte vermuteten sofort eine Gegenaktion, und Homo legte sich seit dem frühen Morgen des 18. Januar im Gebäude des Rigaer Bezirksgerichts buchstäblich auf die Lauer. Tatsächlich erschien in allerletzter Mi nute der Rechtsanwalt meiner Frau und reichte — 5 Minuten vor Kanzleikchluß — eine Gegenklage ein. In dieser Klage focht sie zu- nächst die dreijährige Trennung an: in unse- rem Falle die Gültigkeit jenes bereits weit- berühmt werdenden Paragraphen de» lettlän- bischen Ehegesetzes, auf Grund dessen ich mei nerseits die Scheidung beantragt hatte. Zum Schluß aber erklärte sie, wenn daS Gericht die sen Paragraphen im vorliegenden Falle doch anerkennen sollt«, beantrage sie ihrerseits die Scheidung, und -war wegen Ehebruchs, be- gangen mit Margit Labouchere und einer an deren, ihr unbekannten Frau. Der Zweck lag auf der Hand: durch das no- tarielle Verhör der in verschiedenen auSlündi- der „Dollarprinzessin" Frau Astor, einer gebo- renen Fürstin Obolensky, die einen Sohu Hugo von Hosfmannsthals heiraten will, und man spricht — allerdings noch unverbürgt — davon, daß auch die TcnniSmeisterin Susanne Legien sehr diskret in Scheidungsangelegen, heilen in Riga weilen soll. Engen -Albert hat jetzt gleichfalls vor dem Rigaer Gericht dem unerträglichen Zustand seiner sechste« Ehe mit der Mann heimerin Hilde Kels ein Ende bereitet. Das lcttländische Gesetz sieht vor, daß eine Ehe, deren Partner nachweislich drei Jahre lang vollkommen getrennt gelebt haben, auf Antrag einer Partei bedingungslos geschieden wird. -Alberts Ehe leistet dieser Bedingung fast dreifach Genüge. Ich besuchte d'Alberts öfters. Dann plau dern wir bei einer Tasse Tee und einem Gläschen Wermut. Wir sind ja übrigens Nachbarn — er lebt im Hause nebenan in einer hübschen, geräumigen Teilwohnung. Es sind köstliche, anregende Plauderstunden... Und doch — immer ist etwas Rätselhaftes um den herzlichen, freundlichen, gastlichen Plau derer d'Albcrt. Es ist, als ob sich inhalts reiche Scelcnticfcn auftun wollen und — plötz lich geheimnisvoll verschließen. Türen zu den Geheimkammern seines Herzens öffnen sich zu einem Spalt und — schlagen zu. Man erkennt den Menschen d Albert nicht . . . Fast mystisch wirkt dieses Geheimnis um den freundlich lächelnden Mund . . . Nachdem sich der Schwarm der Reporter all mählich verlausen hat, die ihm die Türen cin- rannten und ihm sogar auf der Straße keine Ruhs ließen, lebt d Albert still und zurückgezo gen, dänz seiner neuesten Schöpf««-, der Oper „Mister Wn" gewidmet. Den Text dazu hat Levetzow fM. Karlev) ver saßt. Die Inszenierung wird wahrscheinlich Reinhardt übernehmen. Riga ist für dAlbert keine fremde Stadt. Vor dem Kriege, als es in Riga noch das große, reiche deutsche „Stadttheater" gab, als Riga die Etappe für den regen Austausch deutscher und russischer Kunstgrößen war, und das künstlerische Leben der Stadt sich — nach den Worten des Meisters — durch einen beson ders fühlbaren und eigenartigen „genialischen Schwung" auszeichncte, hat dAlbert öfters — auch schon als blutjunger Pianist — hier kon zertiert. Seine Oper „Tiefland" gelangte gleichfalls im damaligen deutschen Stadttheater zur Aufführung. UebrigenS drückte mir auch Max Reinhardt gelegentlich sein Erstaunen darüber aus, was für Weltgrößen seinerzeit auf den Brettern des deutschen Rigaer Stadt- theaters gestanden haben. Heute gibt nur noch das Theaterarchiv davon Kunde. In den neuen Verhältnissen, da sich alle Theatergebäude in lettischen Händen befinden, und die verarmte deutsche Kunst nur noch in MtetSräumen ein bescheidenes Dasein fristet, findet sich der Mei ster nicht mehr zurecht. Er hat darum auch jeder öffentlichen künstlerischen Betätigung entsagt. Und noch ein anderes Moment ist eS, d Albert leidet auch unter -er Düsterkeit de» nordischen Winters. — „ES ist schwer für mich, hier zu arbeiten", sagt er betrübt. „Es ist ein sonueuloscs Laud mit sch«erblüti-e» Mensche«. Das Frohe, Leichte, Beschwingende, daS künst- lerische Anregung vermittelt und die Arbeit leicht vonstatten gehen läßt, vermisse ich hier sehr. Außerdem stört mich der Mangel an Sonne und die Kürze der Tage rein technisch: ich brauche zum Notenschreiben ordentliches Tageslicht, und das gibt's hier ja nur zwei bis drei Stunden." „Das vernünftige SchctdungSgesetz dieses Landes versöhnt mich allerdings einigermaßen mit diesen Mängeln", wechselt der Meister das Thema. „Darin ist es einfach ideal, -aß die Scheidung ohne jegliche Verquickung mit den sonst überall störenden und verzögernden finan ziellen Fragen durchgeführt wird, und alle» an dere sein« Erledigung unabhängig davon imge- wöhnlichen Wege des Zivilrechts findet." Ich frage den Meister, wie er zu den Frauen steht, und was er über sie zu sagen hätte. Darüber will d'Albert sich nicht näher äußern. — „Aber", ereifert er sich ein wenig, „eines will ich Ihnen doch sagen: »jemals hab« ich bei Frane« Anre-«»- »nd Jns^ir ' -«sucht, nnd sie auch «i, «u^ls gcsuude». Oer Winter als Künstler Ter Winter zeigt sich oft als Zauberer. Auf dem Eise der zugefrorenen Gebirgsseen läßt er entzückende Eisblumen entstehen, die in ihren zarten Formen nicht hinter den Boten -es Frühlings un- Sommers -urückstehen. künstlerischen Zusammenbruch erlitten und mich von meiner Frau bereits getrennt hatte, erschien bet mir eines Nachmittags — es war am 30. April 1923 — eine unbekannte Dame. Sie erklärte, sie käme vom Zwang einer höhe ren Macht getrieben, um mir mitzuteilen, daß ich der Welt noch mein Bestes nicht gegeben habe und darum wieder eine Oper schreiben müsie. Diese Frau hieß Margit Labouchere. Ohne Zweisel besaß sie starke suggestive Kräfte «nd brachte eS auch tatsächlich fertig, -aß ich aufs neue z« komponiere« begann. Daraus wurde — »Der Golem'. Auch Margit Labouchere hat mich aber nicht im eigentlichen.Sinne inspiriert und konnte mir praktisch gar nichts geben, da sie völlig un musikalisch war. Sie war weder eine Quelle für meine Inspiration noch meine Mitarbeite rin. Die Förderung, die mir durch sie zuteil wurde, liegt nicht auf künstlerischem, sondern gewissermaßen auf ärztlichem Gebiet. Durch die Suggestivkraft ihrer Persönlichkeit, durch die eigenartigen Umstände ihres Erscheinens im Augenblick tiefster Depression hat sie mei- nen Nervenzusammenbruch behoben. AIS der ,Golem' beendet war, trennten sich unsere Wege." Der Ehescheidungsprozeß, der eigentlich erst später zur Verhandlung kommen sollte, har dann dank einem mißglückten Schachzug der Gegenpartei ein« sensationell« Wendung genommen, die ein sofortiges ScheidungS- urtetl zur Folge hatte. Val- nach seiner Scheidung besucht« ich d'Albert un- fand ihn in bester " Nmmung bei seinem vegetarischen Mittagsmahl. schen Staaten lebenden Zeugen sollte eine Verschleppung des Prozeßes erreicht werden, während mir hauptsächlich daran lag, so schnell wie möglich geschieden zu werden, gleichgültig ob ich als der schuldige Teil gelte oder nicht. Die Einreichung der Klage unmittelbar vor Torschluß sollte meine Rechtsanwälte außerdem offensichtlich der Möglichkeit berauben, Einblick in das Material der Gegenklage zu gewinnen und sie veranlassen, zwecks Informierung selbst eine Vertagung des ProzeffeS zu beantragen. Dieser Schachzug der Gegenpartei mißlang jedoch vollkommen, da meine Rechtsbeistände ihn ja erwartet hatten. Kaum war die Klage eingereicht, ließ Rechtsanwalt Homo sie sich so- fort vorlegen und erteilte mir den Nat, Li« Untreue glattweg zuzugeben. Am nächste« Morgen platzte dann mein «n« «mwan-eneS Schuldbekenntnis wie eine Bombe im Gerichtssaal. Das hatte die Gegenpartei nicht erwartet. Sie hatte eben nicht damit gerechnet, daß mein Wunsch war, um jeden Preis dem unmög lichen Zustand einer Ehe mit einer mir völlig entfremdeten Frau schnellstens ein Ende zu machen. Die Richter sahen sich nun einer sozusagen „glatten" Sache gegenüber: meine Frau selbst beantragte die Scheidung wegen Ehebruchs, und ich gab den Ehebruch zu. Daraufhin wurde die Scheidung sofort ausgesprochen. Daß ich da- bet als der schuldige Teil gelte, ist mir, wie gesagt, völlig gleichgültig. Meinen Zweck habe ich erreicht und bin meinen Rechtsanwälten für ihr geschicktes Anpacken der Sache überaus dankbar. Meine ehemalige Frau soll beabsichtiaen Berufung einzulegen. In diesem Falle handelt e» sich nur um den Versuch zur Anfechtung der Kompetenz des lettländischcn Gerichts, die meine ehemalige Frau — als sie ihre Gegen- klage etnretchte — augenscheinlich nicht in Zweifel gezogen hat! Da die schweizerischen Gericht« ld Al-ert ist schweizerischer Staatsbürgers die lettländische Ehescheidung anerkenne«, dürste eine Berufung wohl aussichtslos sein. Finanzielle Nachteile erwachse« mir la»t lettische« Gesetz »ege« meiner A«erkew nuug als schuldige« Teil auch nicht Wenn meine ehemalige Frau ihre» Triumph darin erblicken will, mich als schuldi- gen Teil hingestellt zu sehen, will ich ihr da» gern gönnen. Sic hat aber doch einen Weg gefunden, um mir aus andere Art Unannehmlichkeiten zu be- reiten. Vor ungefähr 8 Jahren hat sie in Amsterdam Toiletten gekauft und die Rech- nung nicht bezahlt. In Holland wäre die For- derung der Firma bereits nach drei Jahren verjährt, aber in Lettland erfolgt die Verjäh rung bekanntlich erst nach 10 Jahren. Darauf, hin hat mich nun die betreffende holländische Firma — für jene alte Schuld meiner frühe ren Frau — beim lettländischen Gericht be langt, und zwar mit einer Forderung in der Höhe von ungefähr 4500 Lat, und ich muß nun einen Revers unterschreiben, -ab ich Lettland vor Beendung dieses Prozesses nicht verlaßen werde. — Diese Klage ist sicherlich auf Veran lassung meiner ehemaligen Frau selbst erfolgt. Wie dem auch sei, mein Hauptzweck ist erreicht, und ich betone nochmals, entgegen ver schiedenen Gerüchten, ich hege keinesfalls mehr die Absicht, eine neue Ehe einzugehen. I ch habe genug davon!" Sm« Beotetterscheimms jed«r wirtschaftliche« Notzeit. Es ist neben anderem eine auffallende Er- scheinung in Zeiten wirtschaftlicher Dcpreßiou, daß überall der Glücksspielbetrieb zunimmt. Ob sich das nun im großen äußert bei den Börsenspekulanten — ob es sich auf geringe Möglichkeiten des Pferdchenspiels beschränken muß —, es zeigt sich bei einer großen Schicht der Bevölkerung die Sucht, auf jedes Risiko hin das geringe Sichere zu wagen, um einen unsicheren Gewinn etnzustecken. Nicht nur kleine Gaststätten, heimliche Klubs versuchen im geheimen, ihrem Publikum Spiel- gclegcnheit zu bieten — nein, es werden von groben öffentlichen Vereinigungen Versuche unternommen, die herrschenden Gesetze, die das Glücksspiel untersagen und strafbar machen, umzustoßen und ein großes Publikum an pri vilegierte Spielbänke zu locken. Die Verhandlungen über di« Einführung des Glücksspieles in Deutschland sind soweit gediehen, daß im Lause des Sommers mit der Eröffnung verschiedener Spielbanken gerechnet werden kann. Als Begründung für die For- derung, das Spiel zu gestatten, führen die Badeorte fast immer den Wunsch gerade der Ausländer an, die Gelegenheit zum Glücks spiel haben wollen. Und da ein Zuzug von Ausländern allen Bädern erwünscht scheint, um die katastrophale Lage der Gastwirtschaft zu beheben, so bietet sich hier die beste Gelegen heit, den Teufel mit Beelzebub auszutrciben Frühere Erfahrungen geben den obigen Begründungen des Allgemeinen Deutschen Bäderverbandes recht. Es gab vor Jahrzehn ten in Bad Homburg wie in Wiesbaden und anderen deutschen Bädern genug Gelegenheit zum Glücksspiel, das bekanntlich von reichen Engländern, Rußen, Holländern und anderen Nachbarvölkern ausgenutzt wurde. Beruf mit zunehmenden Aussichten Einen Beruf gibt eS heute, der nicht klagen kann über geringes Einkommen und dem eS nicht an Beschäftigung fehlt. DaS ist der Kon kursverwalter. Sein Einkommen ist im Stei gen begriffen seit 1927, und durchschnittlich ver dient er heute dreimal so viel wie vor füns Jahren. Während 1927 nur 7090 Konkurse angemel det wurden, stieg ihre Zahl im nächsten Jahre auf 11171, dann auf 14 785. Das Jahr 1M sah 18 389 Zwangsversteigerungen und das Jahr 1931 gar 22 098. Darin sind allerdings noch nicht einmal Lie Konkurse eingeschlossen, die mangels Masse abgelehnt wurden. Da nun der Konkursverwalter von jeder Maße drei Prozent erhält, so sind, wie gesagt, die Aussichten in diesem Berus recht an, nehmbar. Es ist darum kein Wunder, wenn großer Andrang zu ihm stattfindet. Wer in seinem eigenen Beruf gescheitert ist, vor allem die- jentgen, die aus eigenen Konkursen Erfah rungen geschöpft zu haben meinen, glauben sich berufen, diese Erfahrungen bei anderen ver werten zu sollen. Die Aufsicht der Behörden und nur eine bestimmte Zahl zugclaßener Ber- walter sorgen allerdings dafür, baß eine ge- wiffe Auswahl getroffen wird. Nachdem solche Bewerber, die von vornherein nicht in Frage kommen, auSgcschieden sind, legen die Gerichte die engere Liste der Handelskammer zur Wahl vor und weisen den von hier empfohlenen Be werbern vorerst einen Fall zu, nach -eßen Er ledigung sich das Gericht ein Urteil bilden kan» über die Befähigung des Aspiranten. Hiernach erst kann die Aufnahme in die Liste der aertcht- lich zugelaßenen Konkursverwalter stattfinde«.