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Zweites Blatt Ar 262 Dienstag, den 10. Rovember 19S1 Aus dem Lande — Bad Lausick. Das Nachtschränkchen mit 1M RM. gestohlen. Am Sonnabend drangen Diebe in den Schlafraum -es Gutsbesitzers Wagner im benachbarten Buchheim ein und entwendeten ein Nachtschränkchen mit 1500 RM. Vargeld. Am Sonntag fand man das aus- geraubte und zertrümmerte Schränkchen, einen Zehnmarkschein und für drei RM. Hartgeld au einer Strohfeime des Wagner. — Freiberg. Schadenfeuer. Sonntag abend brach in der Wirtschaft des Maurers Weigand in Linda Feuer aus, wodurch das Haus bis auf die Umfassungsmauern eingeäschert wurde. Das Mobiliar konnte gerettet werden. Die vraudursache ist noch unbekannt. — Glaucha«. Umgestaltung des Bahnhofs kin großzügiges Bauprojekt soll von der Reichsbahn in Glauchau als letzter Bauabschnitt im Rahmen der Umgestaltung des Glauchauer vahnhofes noch Ende dieses Monats in An griff genommen werden. Es handelt sich um tie Verschiebung des gesamten Gleiskopfes mch Osten, wobei sich gleichzeitig eine Um legung der Einführung der Muldentalbahn in be« Glauchauer Bahnhof bzw. die Chemnitzer Linie nötig macht. Im Verlauf der Bau- arbeiten find mehrere Brttckenbauten, umfang reiche Straßenverlegungen usw. erforderlich. Nan rechnet, -aß die Bauarbeiten bis 1938 bauern werden. — Hartenstein. Ein drittes Todesopfer der Uchockener Bluttat. Nachdem am Freitag mittag Frau Wagner ihren schweren Ver letzungen erlegen war, ist nunmehr auch die »jährig« Liska Bohner im Lichtensteincr -rankenhauS gestorben. Der Zschockener Blut tat find somit drei Menschenleben zum Opfer gefallen, da sich der Täter bekanntlich erhängt hat. — Klingenthal. Anstritt der sozialistischen Stadtverordnete« aus der SPD. Die linke Mehrheit des Stadtverordnctcnkollcgiums ist biS auf ein Mitglied aus der SPD. ausgetre- tni and hat sich der Sozialistischen Arbeiter partei angeschlossen. — Auch die sozialdemokra tischen Gemeindevertreter von Sachsenberg md Georgenthal sind geschloffen zur Soziali stischen Arbeiterpartei übergetreten. - Leipzig. Texttlarbetterstreik. Am Mon tag ist die Frühschicht der Leipziger Baum wollspinnerei auf Betreiben der RGO. wegen ter letzten SchiedSfprucheS, der eine Lohn- srnkung um 5 v. H. vorsieht, in den Streik getreten. Wie hierzu von Arbeitgeberseite mitgeteilt wird, ist diese Bewegung als ein wilder Streik anzusehen, da in dem Schieds spruch vereinbart worden ist, daß sich die Tarif. Parteien bis zum 10. November mittags er klären sollen, und daß bis zum 9. November abends eine Stillhaltung gilt, d. h. daß von keiner Seite Maßnahmen erfolgen. Ob und ia welchem Umfange sich die Streikbewegung auch noch auf andere Textilbetriebe ausdehnen wird, läßt sich zurzeit noch nicht übersehen, vis jetzt streiken 1500 Mann. — Leipzig. Sin Ehepaar gasvergistet tot «asgesunden. Am Montagvormittag gegen »Uhr wurde ein Ehepaar in seiner Wohnung in der Schönbachstraße in Leipzig-Stötteritz gasvergiftet tot aufgefunden. Aus hinter lassenen Briefschaften geht einwandfrei hervor, daß das Ehepaar wegen mißlichen wirtschaft lichen Verhältnissen und Krankheit gemeinsam in den Tod gegangen ist. — Meeraue. Betagtes Ehepaar iu den Tod gegangen. Ein in -er Gerberstrabe wohnendes betagtes Ehepaar hat Lurch Gasvergiftung den Lod gefunden. Beide Ehegatten hatten schon mehrfach Selbstmordabsichten geäußert. Ein schweres Leiden dürfte die Ursache dieses Kchrittes gewesen sein. — Neschwitz. Todesopfer einer kindlichen Unsitte. Am Sonnabendmittag ereignete sich aus der Dorfstraße nach Holscha ein tödlicher Unfall. Der zehnjährige Heinz Zwahr aus Holscha setzte sich auf die Kupplungsstange eines nach Neudorf fahrenden Lastkraftwagen- ruges, um ein Stück mitzufahren. Dabei glitt er ab und kam unter die Räder des Anhänge wagens. Schiververletzt wurde der Knabe auf gehoben. Er sollte ins Bautzner Krankenhaus gebracht werden, starb jedoch bereits auf dem Transport dorthin. — Oederan. Tödlicher Verkehrsunfall. Am Konnabendabend wurde der 68 Jahre alte Gutsbesitzer Robert Kunze aus Langenstriegis iu der Nähe des hiesigen Bahnhofes beim Ueberschreiten der Straße durch einen Per sonenkraftwagen überfahren und auf der Stelle getötet. — Schneeberg. Gestörte kommunistische Machtübung. Sonnabend abend wurde bemerkt, daß die Schneeberger Ortsgruppe der KPD. sich außerhalb Schneebergs begab. Da man eine Nachtübung vermutete, erschien die poli tische Polizei mit einem größeren Polizeiauf gebot iauch Staatsanwalt Herzog nahm an der Aktion teils und nahm in den Fluren Schnee berg und Wildbach eine größere Streife vor. Diese Streife war aber erfolglos, da die Kom munisten das Anrücken der Polizei frühzeitig bemerkt hatte«. Die Eingänge der Stadt Schneeberg wurden nunmehr polizeilich ab geriegelt, und es gelang, einige kommunistische Funktionär« von der Straße weg zu verhaf ten, die nach einem eingehenden Verhör sämt lich wieder freigelasscn wurden. Innerhalb der Stadt Schneeberg herrschte bis in die Mor genstunden ein lebhafter Betrieb, und die Po lizei hatte Mühe, die Straßen von den An sammlungen zu säubern. — Stollberg. Tödlich überfahre«. Im be nachbarten Brünlos fuhr am Sonnabend der Landwirt Auerswald mit seinem Geschirr, an das er eine Kartoffelmaschine angehängt hatte, nach Hause. Unterwegs wurde er durch die Deichsel des Anhängers vom Wagen geworfen, und beide Fahrzeuge gingen über ihn hinweg. Auerswald erlitt dabei so schwere Verletzun gen. daß der Tod sofort eintrat. - schen Baugewerbe vorgenommene Erhebung, die sich auf 5S114 Personen erstreckte, ergab, daß 22 370 Maurer, 15147 Bauhilfsarbeiter, 6151 Facharbeiter, Lehrlinge usw. arbeitslos waren Dies entspricht einer Arbeitslosigkeit von 73,9 Prozent gegenüber einer solchen von 72 Prozent eine Woche zuvor. gs. Um die Bczugsgrenze der „Schüler", Monatskarte» für Lehrlinge. Schüler und Stu dierende erhalten die sogenannten Schüler monatskarten zur Hälfte des Preises für ordentliche Monatskarten ohne Beachtung ihres Alters. Lehrlinge genießen diese Ver günstigung aber nur bis zum 20. Lebensjahr. Die Altersgrenze für Lehrlinge hat den Nach teil, daß die von den höheren Schulen kommen den Lehrlinge nach Vollendung des 20. Lebens- lähres den vollen Monatstartenpreis entrich ten müssen. — Der GDA. hat deshalb auf An Zu einem Zusammenstoß P"- 3«^°».,. zwischen einem Lieferkraftmagcn und einem Fahrrad kam es gestern mittag aus der Straße Freital—Possendorf in der Nähe des sogenannten Försterteiches. Dabei wurden zwei Mäd chen, die 11 jährig« Hildegard Kahl und die 5 Jahre alte Gretel Kunath, leicht verletzt. Sie wurden der elterlichen Wohnung zugeführt. — Unser Bild zeigt den Li«f«rkrast- wagen mit dem darünterliegenden Fahrrad. — Zwickau. Freitod eines Texttlfabrikante«. Der Fabrikbesitzer Otto Schön hat am Sonn abendabend in seinem Haus seinem Leben durch Erschießen ein Ende gemacht. Der Grund zur Tat ist in geschäftlichen Sorgen zu suchen. Fabrikbesitzer Schön war Inhaber der Baumwollspinnerei Otto Schön in Zwickau, die seit längerer Zett stillgelegt ist. SWW M AWkNi gs. Fortschreitende Beruhigung bei de» Sparkaffen. Wie wir hören, ist in den letzten Wochen bei den Sparkassen allgemein eine Be ruhigung festzustellen, und zwar sowohl bei den großen als auch bei den kleinen Instituten. In vielen Fällen sind bereits zum ersten Male seit dem 13. Juli wieder Ueberschüsse der Ein zahlungen über die Auszahlungen festzustellen. Allgemein vermindert sich das Auszahtungsplus immer mehr. Das Publikum entschließt sich wieder stärker zu dem früheren normalen Ein- und Auszahlungsverkehr. Falls neue Be unruhigungen ausbleiben, rechnet man damit, daß bald wieder der normale Sparkassenverkehr hergestellt sein wird. gs. Weiteres Steigen der Arbeitslosigkeit im Baugewerbe. Eine am 2. November im sächsi- regung aus seinen Mitgliederkreisen an die Reichsbahn-Hauptverwaltung «ine Eingabe gerichtet, die die Beseitigung des bestehenden Unrechts fordert. Mindestens sei eine An gleichung der Altersgrenze an die allgemein in -er Sozialversicherung übliche von 21 Jahren gefordert. gS. Tchonfrift für Umsatzsteuer verlängert. Der Reichsfinanzminister hat, wie wir hören, die bisher am 15. des Fälligkeitsmonats ab- lausenden Schonfristen bei der Umsatzsteuer bis zum 17. verlängert, so -aß bei der Zahlung der Umsatzsteuer bis zu diesem Tage der halb monatliche fünfprozentige Verzugszuschlag nicht erhoben werden dars. Die Veränderung hängt mit -er neueren monatlichen Festsetzung der Umrechnungskurse zusammen. * h. Dresden im Luftverkehr. Der Flugver kehr auf dem Flugplatz Dresden-Heller zeigt in -er Woche vom 2. bis 7. November im Vergleich zur Vorwoche eine Abnahme, da die beiden Strecken Dresden—Berlin und Dresden— Chemnitz—Plauen—Nürnberg-Fürth weggefal len sind. Insgesamt wurden 68 (153 in der Vorwoche) Passagiere befördert. Davon star teten 17 (49) und landeten 12 (50) Personen, während 39 (54) Personen Dresden auf dem Durchflug berührten. Beflogen wurden die Strecken Dresden—Zwickau, Berlin—Dresden —Prag—Wien und z-rrück. Grobfeuer in der Altmühle in Altstadt d. Stolpen DaS Wohnhaus «nd das ausaebrarrttte Mühleng-bäud«, Aus dem Gerichtssaale Wegen Beleidigung des deutschen Volkes verurteilt Ein ungewöhnlicher BeletdigungsprozeH wurde am Montag vor dem 1. Gemeinsamen Schöffengericht Dresden verhandelt. Angeklagt war die Frau des jetzt in Frankfurt a. Dt. lebenden Generalmajors a. D. v. Bresler Elfriede v. Bresler, wegen einer Aeuße. rung, in der eine Beleidigung -es deutsche» Volkes erblickt wurde. Wie aus der Anklage und der Beweis aufnahme hervorging, spielte sich der Vorgang, bei dem die Aeußerung fiel, im Mai in Dres den auf einem Straßenbahnwagen ab. Die Beschuldigte, die sich über das Benehmen eines Fahrgastes geärgert hatte, sollte zu ihrem Sohn beim Verlassen der Straßenbahn die Worte geäußert haben: „So schmieren sich die deutschen Boches an einen heran!" Die Aeußerung wurde von mehreren auf der Plattform des Straßenbahnwagens stehenden Personen vernommen und löste große Ent rüstung aus. Eine Oberschwester und ein Straßenbahnschaffner stellten Strafantrag wegen Beleidigung. Vor Gericht verteidigte sich die Beschuldigte damit, keine Kenntnis davon zu haben, daß das Wort „Boche" von jedem Deutschen als Schimpfwort und als schwere Beleidigung emp funden werde. Sie habe nur den Fahrgast, der sich ihr gegenüber unglaublich benommen habe, als Flegel charakterisieren wollen und das Wort Boche auch nur in diesem Sinne angewandt. Die Beschuldigte bestritt, von „deutschen Boches" gesprochen und das ganze deutsche Volk damit beleidigt zu haben. Staatsanwalt und Gericht stellten sich dem gegenüber auf den Standpunkt, daß nach dem Verhandlungsergebnis feststehe, daß die Aeuße rung so wie von der Anklage angenommen wurde, gefallen ist. Die Beschuldigte habe nicht von einem Boche, sondern von deutschen Boches gesprochen. Das gehe auch aus der Entrüstung derer hervor, die die Aeußerung vernommen hätten. Es sei klar und jedem bekannt, daß das Wort Boche für jeden Deutschen eine schwere Beleidigung darstelle, und auch die Beschuldigte sei sich des beleidigenden Charak ters ihrer Aeußerung für das ganze deutsche Volk bewußt gewesen. Die Beleidigung sei öffentlich, d. h. zu Gehör einer unbegrenzten Zahl von Personen geschehen, weshalb Be strafung wegen öffentlicher Beleidigung habe eintreten müssen. Mit Rücksicht auf die Bil dung der Beschuldigten, die aus einer deutschen Offiziersfamilie stamme und mit Rücksicht auf die Stellung ihres Mannes als hoher deutscher Offizier, der seine Pension durch daS Deutsche Reich beziehe, sei eine strenge Bestrafung am Platz gewesen. Zugute gehalten morde« sei der Beschuldigten ihre Erregung, in der sie sich wegen des vorangegangenen Vorfalles befunden habe. DaS Urteil lautete auflOOOMarkGeld- strafe, ersatzweise auf vier Wochen Gefäng nis. Den beiden Strafantragstellern wurde die Publikationsbefugnis des Urteils in zwei Dresdner Zeitungen zugesprocheu. Ein Bürgermeister wegen DarlehuS- betrugs verurteilt. Vor dem Dresdner Gemeinsamen Schöffengericht hatte sich der frühere Bürgermeister von Coßmannsdorf, S., wegen Betrugs in sieben Fällen zu verantworten. Der Angeklagte, der im Jahre 1917 in Coßmannsdorf zum Bür germeister gewählt wurde und sein Amt ununterbrochen bis zum Jahre 1929 aus übte, ließ sich noch während seiner Amts tätigkeit in unsichere Geschäfte ein, von denen er sich große Verdienste versprach, die aber sämtlich fehlschlugen, so daß er in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geriet. Die ihm zur Last gelegten Be trugshandlungen wurden darin gesehen, daß er sich von verschiedenen Setten in insgesamt sieben Fällen Darlehen im Gesamtbeträge von über 39 090 Mk. ver schaffte und als Sicherheit den Gesamt- betrag oder Teile seines Ruhegehalts ab trat, trotzdem die Abtretung bereits an andere Gläubiger mehrfach erfolgt war. Den Betrag von 30 909 Mark erlangte er im Verlauf von nicht ganz einem Jahre. Die Geldgeber wurden fast um ihr gan zes Geld geschädigt. Das Gericht vcr- urteilte den Angeklagten zu einer Ge samtstrafe von einem Jahr Gefängnis. Schadenersatzklage gegen Professor Calmette Nach dem Vorstoß deS Verteidigers Rechts anwalt Dr. Wittern gegen Calmette, den er als Hauptschuldigen an dem Lübecker Kinder sterben bezeichnete, haben zehn Eltern eine Privatschadenersatzklage in einer vorläufigen Höhe von 400 000 RM. gegen Professor Cal- mette eingebracht und einen Lübecker Rechts anwalt mit ihrer Vertretung und der Durch- fechtung ihrer Ansprüche beauftragt. In einer Elternversammlung, die am Sonntag stattsand, wurde der Vorstoß von Rechtsanwalt Dr. Wit- tern lebhaft besprochen. Im Gegensatz zu den Vertretern der Nebenkläger hat die große Mehrzahl der Eltern Dr. Wittern ihr Ver trauen ausgesprochen. Todesurteil gegen Fra« Klann. Die Witwe Bertha Klann wurde vom Schwurge richt beim Landgericht 3 in Berlin wegen deS an ihrem 4jährigen Neffen im April 1920 im Lager Hammerstein in Westpreußen durch Vergiftung mit Kleesalz begangenen Mordes zum Tode verurteilt. Außerdem erkannte das Gericht auf dauernden Verlust der bürger- jich^i! Ehrenrechte.