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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 08.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193110089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19311008
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19311008
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-10
- Tag 1931-10-08
-
Monat
1931-10
-
Jahr
1931
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ang«- -eS nicht der Gärtner Derzen in Doi! bi« alt« Leidenschaft 1» mir für ste auf Ich wußte ja Da ging «A mit mir abwärts .. . Ich verschwunden war vor den» Verkommen Und als ich mich nochmals des Calmette- in den letzten mit lebenden Das Material Prozesses vor ¬ ab. Die Untersuchungshaft wurde ihm rechnet. besteht. Um die Wirkungen Präparats zu erproben, sind Monaten zahlreiche Versuche Tieren vorgenommcn worden, wird dann tm Verlaufe des getragen werden. Original-Roman von P. A. Lugen Geisler Copyright by ES. Stolle, Freital Der Mann am Steuer spricht: „Wie Ste auch heute zu Annemarie Lester stehen mögen, Herr Hülsen, Sie habe« die heilige Pflicht, mich zu unter stützen .. ." Ludwig Hülsen schweigt. Ich beschäftige mich auf Veranlassung der Unglück- lichen Frau Heerwagen seit Wochen unausgesetzt mit dem Fall Lesser und ich habe Material gesammelt, das die ganze Affäre in einem völlig neuen Licht« zeigt. Nur noch einige Schlußsteine fehlen mir — und dazu brauche ich Sie ... Wie ich auf Ihre Spur kam, Herr Hülsen, will ich Ihnen sagen. Ich habe die Angewohnheit, bet einem Fall, den ich übernehme, immer so weit als möglich -urückzugehen, Fäden zu suchen, die aus der fernsten Vergangenheit in die Legen- wart hinüberspiclen — auch wenn schrtnbar gar keine Zu sammenhänge bestehen. Ich lege daS Schicksal eines Men schen, der mich beruflich interessiert, bis in die letzten Fasern bloß, denn ich bin der Ueverzengnng, daß eine Tat, selbst wenn ste impulsiv, also im Affekt geschieht, doch stets der Schlußstein eines Entwicklungsganges ist . . . Am Anfang des Entwicklungsganges der Annemarie Lester standen Eie, Herr Hülsen. Die Behörden, die Sie ja genau so wie ich ausfindig machen konnten, haben Sie verschont, da Ste ja keine Beziehung zur Tat selbst haben. Ich pflege andere Wege zu gehen. Mein Besuch bet dem alten Karsten, Anne marie Lessers Vater, bestätigte mir auch in diesem Falle die Richtigkeit meiner Theorie. Ich hörte von Ihrem Besuch nach der Tat, von der Veranlassung, die Sie dazu getrieben. Ihre äußeren LebenSumstände, Ihr Nervenzusammenbruch — alles, waS vorsichtige Nachforschungen mir offenbarten, paßte in daS Gebäude meiner Schlußfolgerungen . . ." In die lanft überredende Stimme Herrn SprüngliS kommt wieder jener metallische Klang, den Ludwig schon »tnmal gehört. Prozetz wegen Gattenmorde» und Derfichernngsbetrnge» Vor den Geschworenen begann in Eger am DienStag -er Prozeß «egen den 40jährige» DistrtktSar-t Dr. Josef Mayer an» Tschernv- schtn, -er angeklagt ist, am 28. Oktober IWO seine Frau -nrch Revolverschüsse meuchlings ermor-et zu habe«, nachdem er ihr Lebe» trotz ihres Widerspruche- auf Len Betrag vo» SOO 000 Kronen versichert hatte. Der Angeklagte be teuert« seine Unschuld. Ludwig faßt zu diesem fremden Herrn Gprüngli eine Sympathie, die er sich selbst nicht erklären kann und gege» di« er vergeblich Gründe ins Feld zu führen sucht. Als der Wagen nach scharfer Fahrt durch die Vororte Leipzig» rollt, hat Herr Sprüngli mit bemerkenswerte« Geschick alles daS aus Ludwig heranSgeholt, waS er wist« muß, um den Schlußstein seiner kühnen Theorie tm Fai Lester setzen zu können. Bon Leipzig ab benutzt Ludwig den fahrplanmäßig«« Schnellzug, der ihn über Gera ins „Herz Deutschlands', nach Thüringen führt. Herr Sprüngli, nach herzlicher Verabschiedung von sei nem neugewonnenen Bundesgenossen, fährt in seinem schnit tige» Kabriolett in rasendem Tempo nach Dresden zurück, wo «r am gleichen Abend eia« lange Unterredung mit dem de» Fall Lester bearbeiten^"» Nniei-luchnngSrichter bat. Nachdem -i« Voruntersuchung längst ab- geschloßen ist, kommt am 12. Oktober in Lübeck der mit Spannung erwartete Talmette-Prozeß zur Verhandlung. Auf -er Anklagebank sitzen Aerzte, di« ehemals nicht nur in Lübeck, son dern in ganz Deutschland großes Ansehen ge nosten: -er Tuberkuloseforscher Professor Dr. Deycke, -er Obermedizi na trat Dr. Altstädt, Professor Klotz und außerdem eine Laborato- riumSschwester. Die Vorgänge, die dem Pro- »eh gegen die Lübecker Aerzte zugrunde liegen, sind bekannt. Unter rätselhaften Umständen erkrankte« seinerzeit tm Lübecker Krankenhaus dte mit dem Talmette-Präparat gefütterten 240 Säuglinge. Ein Kindersterbe» begann, wie eS wohl einzig t» der Sra»kheitsgeschichte dasteht. I» jenen Wochen starben 72 -er mit Lem Tal- mette-Hetlpräparat gefütterte» Sinder. Ueber Lübeck hinaus erregte das Kindcrsterben, dem ärztliche Kunst anscheinend keinen Einhalt ge bieten konnte, das gröhae Aufsehen. Die Untersuchung in -er Lübecker Tal- mette-Angelegenheit kam bald in Gang. Von dem Pariser Tuberkuloseforfcher Calmette wurde energisch abgestritten, daß sein Hetl- präparat nachteilige Wirkungen haben könne. Man wie- daraus hin, daß daS Calmette-Prä- parat in vielen Ländern erfolgreich angewen det werde. In dem jetzt beginnenden Prozeß wird man also die Frage klären müssen, ob daS Calmette-Verfahren an sich schädlich ist, oder ob eine falsche Anwendung bzw. ein« Ver wechslung des Heilpräparates mit Tuberkel- ,Zch frag« Sie nun, Herr Hülsen, und ich beton«, -aß Schicksale von Ler richtige» Beantwortung der Frage ab- hängen — Vielleicht auch daS Ihr« — ich frage Ste: Sind Sie nach Ler Tat mit Annemarie Lefler zusammengetroffen?" ,Aa —k" sagt Ludwig ohne Zögern und wundert sich, Laß keine Hemmungen ihn -urückhalten, ja, ich habe ste getroffen. L» war bald nach »»einer Rückkehr aus ihrer Heimat in DreSde» i» einer kleine» Weinstube ... Ste sah verändert, ganz «»der» an» al» früher. «» erschütterte mich »»sagbar unL -«aal», glaube ich, flammte »och einmal Zwei Jahre Festung für einen kommunistischen Schriftleiter DaS Reichsgericht verurteilte am DienStag den 35 Jahre alten, in Leipzig geborenen Schriftleiter des ,Hlaflenkampf" in Halle, Max Lademann, wegen Vorbereitung eine» hoch verräterischen Unternehmens in Tateinheit mit Losch ...Ein liegt nu w, der - ein Hensche ,usamm »hne Li Abends. Einer t besonder dieses b ihm nur kälen t mtzer r einige f ckckzudr »em he Lasel ei dem spi mngsv begleitr sorgte dessen H Abends »mze z svz er Hl unte Miku ßtimmu ksembl seiner ! Klimme bei den Mi km wfdem «Um B dleiben. Wach stzung a zasp. R Sitzung ortsgesei bezirke Zustimm habe ur das Bez siehe. A hervor, Stelle de Echulbez glieder! ühn nur dreizehn Stabt. L poyritz i troffen i der Schu MS SO wieder c späteren mit, daß di« Leist geistige ihre Fo Mitlcidc schcn In verordn» Schulam gehend d Einsckrär verordne die Vock insoweit nung w für Mät von zwe sollen, zu lasten wärtige l schnittssa lick» 1« st vnb der werden ! Messers S. Wege Schul« d auftragt, des Ban sprechend werden haltplan« v. H. bei stellung übt uni hanshält Lud. 8. speisung« Überoeae Sebrkraf Ler Setz' Unterstützung einer staatsfeindlichen Verbindung zu 2 Jahren Festungshaft, nachdem der Preu ßische Landtag die Immunität Le» NOßrklagte» al» Abgeordneten der KVD. aufgehoben hatte. Die Verurteilung ersolgt« auf Grund »on nicht weniger als 57. Artikel, die in der Zett vom April 1020 bi» Mai 1030 unter der redaktionellen Verantwortung Lademan»» tm „Klassenkampf" erschienen waren, weil nach Ueberzeugung deS Gericht» die Tendenz aller Artikel einzig daraus gerichtet gewesen sei, dem umstürzlerischen Ziel der KPD. den Weg zu bereiten. Daß die staatsfeindliche Art der ZersetzungSpropaganba von dem Angeklagten auch g:billigt worden sei, könne nicht zweifelhaft sein, denn Lademann sei ein langjähriger Funktionär, der in der vor- Lerstrn Linie der Partei stehe. Mildernde Um- stände wurden dem Angeklagten versagt; daS Gericht hielt jedoch gegenüber dem Antrag de» RetchsanwaltS, Ler aus 2 Jahre 6 Monate Festung plädierte, eine Festungsstrafe von 2 Jahren für ausreichend, La der Angeklagte au- politischer Ueberzeugung gehandelt u»L »ur kleine Vorstrafen aufzuweisen habe. Wi einer «ach < gewes« Lerer t«S E anLer, U» Li» zu Wii Larnat fizicrt« starke tung, au... Ger «Ler e Sroßvi maune men, u klaren re« mi vptiml Aber u wenn < ter nm UnL Zuu Zuoerfi Ein E-araki anfraffte, traf mich wie ein yveiter furchtbarer Schlag bi« Nachricht von ihrer ««rhaftung. Ich kannte da» Schicksal, da» ihr droht ... Ich war der Anlaß zu ihrem Nieder- gang ... Da kam Ler Zusammenbruch .. Schwer atmet Ludwig. Lang« schweige» die Männer. Herrn Sprüngli» Hände haben La» Steuer fest, ganz sest umklammert. ,„ . . AlS ich auS dem Krankenhaus kam, wußte ich, daß ich nahe Lara« gewesen war, die Schul- um Annemarie Lefler durch eine »wette, größere zu verschlimmern — an einer an-ern ... Da sah ich plötzlich den Weg, der mir bleibt. Ste finden mich tm Begriff, Herr Sprüngli, diese zweite, größere Schuld, von der ich nicht» -«ahnt hatte, gutzu machen . . . Wenn e» dazu nicht zu spät ist .. ." „ES ist niemals zu spät, eine Schuld gutzumachen!" Ludwig sagt bitter: „Wer weiß e» ..." „Ich! Gibt e- jetzt einen Menschen, der Anrecht aus Sie hat, Herr Hülsen, dann ist der Weg, den Sie gehen, der einzig richtige. Denn dann ist daS Schicksal der Annemarie Lesser nicht vergeblich erlitten —. eS wird einen anderen vielleicht wertvolleren Menschen vvr ähnlichem bewahren..." Der Ginweihungsmarsch des Heiratsschwindlers Die vier eifersüchtige» Bräute „Schönheitsbesuchers". Vier ,FSräute" aus einmal hatte weniger als Amal vorbestrafte Herz«» i» Not. Nach Tage« stürmender, zweifelnder Empfindungen, m denen alles Leid der Vergangenheit aufgestanden, all« Not der Gegenwart lebendig geworden ist, tritt in KathrinS Leben abermals — Dr. Berlatt. ES hat sie seltsamerweise kaum überrascht, als er zum »wetten Male in dem kleinen Nest im Thüringer Wald ein- trifft und sie sein unendlich zartfühlendes, taktvolles Werben hört, daS nicht von Liebe spricht, keine großen, tönenden Worte hat und doch von tiefer, echt«r Herzenöempfindimg durchpulst ist. Sie spürt mit dem Denken des Weibes wohl, wa» in dieser ManneSseele vorgeht. Hier ist einer, der alles opfert und Schranken bricht, der um sie wirbt und sich an ihre Seite stellt — weil sie allein ist. Sie kann deS ManneS Opfer in seiner ganzen Tiefe -war nicht erfassen, aber sie sieht in diesen guten, sorgenden, traurigen Augen ein Stück ihres Leides widerspiegeln, fühlt, daß Gr^S Werbung Dr. VcrlattS ist. Nun hat ste eine Brücke, die au» .. .r .»o. vtuüberjuhm in eine ruhige, klare Zukunft. tFortsetzung folgt.) baztllen den To- der otelen Kinder herbei geführt hat. Nicht weniger als 16 »ebiziuische Sach verständige werde« vor Lem Lübecker Gerichtshof Bekuu-unge« abgebe«. Fast alle deutschen Autoritäten -er Tuber kuloseforschung werden sich in Lübeck ein Stell dichein geben. Die Verteidigung deS An- geklagten Dr. Deycke hat der bekannte Straf verteidiger Professor Dr. Alsberg übernom men. Dte Interessen der geschädigten Eltern werden von dem Rechtsanwalt Dr. Krey wahr genommen. ES dürfte übrigens bekannt sein, daß sich Lie Eltern der verstorbenen Säuglinge zu gemeinsamem Vorgehen in dem Calmette- Prozeß zufaunnengeschlossen haben. Außer Dr. Frey stehen den Eltern noch »ehn andere Rechtsanwälte zur Verfügung. Di« Voruntersuchung hat außerordentlich lange Zett in Anspruch genommen. ES muß- ten nicht nur Lie Vorgänge in dem Lübecker Krankenhaus gründlich untersucht, sonder» auch zahlreiche Sachverständige vernommen werden. So kommt eS, Laß Lie Anklageschrift a«S siebe« starken Atte»» bände» Dresden wegen Zeugenmeineide» und Be truges zu verantworten. Sämtliche Verhand lungen beginnen jeweils ^410 Uhr. Scharfe Iusammenstötze im Prozeß Tempel Die Mittwoch-Verhandlung tm Disziplinar- Prozeß gegen den Präsidenten der LaabeSver- sicherungsanstalt Sachsen, Richard Tempel, verlief recht interessant und teilweise sehr er- regt. Zunächst wandt« sich Oberstaatsanwalt Dr. Friedrich gegen? die Behauptung der Ber- teidigung, daß die OberregterungSräte von Bennewitz und Dr. Müller unkorrekt gehau- delt hätten. Di« Erörterungen -eS Ministe riums hätten keinen Anhalt für die Richtigkeit der Beschuldigungen ergeben. R«chtSanw«U Dr. Apfel erklärt, dte beiden Beamten hätte» sich unverzinsliche Darlehen zuschanz«n lasten. Bei -er weiteren Aussprache hierüber muß der Staatsanwalt zugeben, daß neue Erörterung«, eingeleitet worden un- noch nicht abgeschlossen seien. Oberregierungsrat Dr. Leuthold hat de« Eindruck gehabt, -aß Tempel Mißtrauen gegen seine Beamten hätte. Leuthold habe mitunter tu den Vorstandssitzungen gegen seine Ueber- zeugung gestimmt, weil Tempel WtLerspruch schlecht vertragen habe. Oberregierungsrat Dr. Katzschner, der sich einmal wegen einer ungeh». rigen Bemerkung auf Veranlassung deS Mini steriums bei Tempel entschuldigen mußte, de- hauptet, Tempel hätte ihm verschiedene Sache« abgenommen; er sei als Mann der Opposition bekannt gewesen. Der Hauptzeuge war am Mittwoch der. Oberregierungsrat Hermann Müll«r, der frühere linksradikale unabhängige Redakteur der »Leipziger Volkszeitung" un- spätere altsoztalisttsche WirtschaftSminister. vo« allen Zeugen hat keinet entfernt Tempel so sehr belastet, wie sein eigener Parteifreund! Müller erklärt«, daß Tempel keine Ratschläge hätte entgegennehmen wollen. Er habe ihn meistens schlecht behandelt. Der Vorstand habe vom Umfang Ler Bauten in Tempels Woh. nung nichts genutzt. Gr, Ler Zeuge, sei sehr verwundert gewesen über dte Stellung der Vorstandsmitglieder, die einfach allem zuge- stimmt hätten, waS Tempel gesagt hätte. Alß er, Ler Zeuge, zum erstenmal Widerspruch er hob, hätte» sich 12 Köpfe auf den Tisch gesenkt. Eines Tages habe Tempel zu ihm gesagt: „Wenn ich meinen Juristen sage, dieses Blatt ist weiß, sagen ste ja; und wenn ich ihnen sage, e» ist schwarz, sagen ste auch ja." Vezeichnend sei eS gewesen, Laß Tempcl eines Tages zu den Vorstandsmitgliedern gesagt hab«: „Mor gen können Ste stimmen, wie Sie wollen!" Tempel verwahrte sich außerordentlich scharf gegen die Behauptungen Müller», dte er al» unwahr bezeichnet und zu widerlegen suchte. Müller svt ein anmaßender, aufgeblasemr Mensch, der seine DienststunLen nicht etngehal- ten habe. Es kam hierbei zu sehr scharfen Zu sammenstößen. Schließlich stellt« die BertrW. gung den Antrag, den Schriftleiter Herr« vo» der „Leipziger Bolk-zeitnng". darüber zu oer- nehmen, daß Müller auch tu den Kreisen sei ner Parteifreunde und -er Schriftleitung der „Leipziger Volkszeitung", der er jahrelang angehört hat, al» unglaubwürdig gelte, immer mit Vorgesetzten Streitigkeiten hatte, fi« be schimpfte, un- sich hintenherum abfällig über sie äußerte, ferner, daß sein Mangel an Arbeit-- freudigkeit allgemein ausgefallen fei und daß auch sonst an- seinem Vorleben Tatsachen be kannt seien, die ihn als ungeeignet erscheinen ließen, ein StaatSamt zu bekleiden un- die Tätigkeit eines Staatsbeamten zu würdige». Ueber dieselben Behauptungen soll auch -er frühere sozialdemokratische LandtagSabgeord- nete Hagen auSsag«n. DaS Gericht hielt sich die Beschlußfassung hierüber vor. Dte Ver handlung wurde heute fortgesetzt. Voraus sichtlich werden am Sonnabend Verteidiger und Staatsanwalt sprechen, so daß das Urteil wahrscheinlich am DienStag gefällt werde« kann. Für -1« fü»jte diesjährige Ta-»»- -e» Schwurgerichte» DreSde» st»- al» Geschworene gewählt wor-en: Kommerzienrat Bruno Her mann Everth t» Dresden, Tischlermeister Gustav Gerlach in DreSde», Gutsbesitzer Polk«ssen«r, der dem Schnellschöffengericht in Berlin wegen Betruges in Form vo» Heiratsschwindel vorgeführt wurde. Pol- kessener, der meist recht elegant ist, ging darauf auS, Damenbekanntschaften zu machen. So l«rnte er u. a. «ine Krankenschwester, der «r sich als Gartenbauarchttekt und daneben als „Schönheitsbesucher" vorstellt«, kenne». Er er- zählte ihr von einem Hübschen Häuschen, daS kn Ftnkenkrug für ihn gebaut werd« und fuhr eines Tages mit -er Krankenschwester, mit ber er sich inzwischen „verlobt" hatte, nach Un kenkrug hinaus. Dort stellte sich heraus, daß der Maurermeister, der das Haus baute, di« Schlüssel behalten hatte, so daß man nicht hinein konnte. Inzwischen hatte das Fräulein ,^vrant" alle mögliche» Gelder, auch einen Plwwaraphenaivvarat, geopfert, -er für Gar- tenoufnahmen besonders geeignet sei. Ja, sie mußte auch ihren Grammvphonapparot heraus- rücken, damit aus diesem bei der Weihe -eS Hauses «in entsprechender EinweihungSmarsch gespielt werden könne! Selbstverständlich wurde auS dem Weiheakt nichts, und dte Verlobung ging in di« Brüche. Rach ähnlichem Muster wurde u. a. eine Hau San gestellte, mit der sich -er vermeintliche Gartenbauarchttekt gleichfalls verlobt" hatte, behandelt. Ihr wurde ueb«u anderen Gegenständen ein« Uhr und die letzte» Ersparnisse abgenommen. Zwei a«der« Braute machten mit P. die gleichen Erfahrungen. Durch die Eifersucht der Damen untereinander ist schließlich bas Treiben Polkesseners aufgedeckt worden, worauf die Krimi na bpolizei zn seiner Verhaftung schritt. Nur mit Rücksicht daraus, daß P. sich in großer Notlage befand nnd an einer Hand ge lähmt ist, ferner anch im Hinblick darauf, daß sämtliche „Bräute" ein« überaus große Ver trauensseligkeit bewiesen haben, bewahrte man den Angeklagten vor dem Zuchthaus und ließ ihn mit zehn Monaten Gefängnis -avon- kvinmeu. Franz Heinrich Hermann Faust in Omse witz, Kaufmann Theodor Grimm in Dres den, Bürgermeister Paul Thierfelder in Kötttz bei Meitze» und GefchäftSsührer Alban Löstler in Mcttzen. Die erste Hauptverhandlung findet am 12. Oktober gegen de» Schlosser Herbert We». -tsch aus Dresden wegen Zeugenmeineides statt. Am Tage daraus wtrd voraussichtlich uuter Ausschluß -er Oessentlichkett gegen das HauSmä-chen Maria Theurer auS Gtütt- gart, den Fabrikarbeiter Mar B e r t h o l d aus Ottendorf-Okrilla und den Stabsgefreite» Robert Becker aus Heyen wegen Zeugen- Meineides verhandelt. Am 15. Oktober hat sich der ' Kutscher Max Hippe aus Meußlitz wegen versuchter schwerer Brandstiftung und vollendeter Brandstiftung zu verantworten. Ju geheimer Sitzung stehen am 1«. Oktober ber Spinnereiarbeiter Hermann Bensch aus Striegau und der Fabrikarbeiter Walter Tho mas aus Krebs vor -em Schwurgericht. Sie sind u. a. des gemeinschaftlichen Mordes, ver suchter sowie vollendeter gewerbsmäßiger Ab treibung angeklagt. Am 19. Oktober wird gegen die Arbeiterin Charlotte Dinter aus Wer-au wegen schwerer Brandstiftung ver handelt. Einen Tag später findet die Ver handlung gegen den väckergehilfen Rudolf Schmidt auS Dresden wegen Totschlags, Diebstahls und Raube» im Rück'alle statt. Bei -er Verhan-lung am 22. Oktober, -ie wahr scheinlich nichtöffentlich geführt wird haben sich der kaufmännische Vertreter Max Blumberg arrS Krippe», Ler Kaufmann Gustav Petters au» Altentors »ub -er Inhaber «ine» Prival- Letektivbüro» Walter van Thiel auS Zittau wegen Meineides, Zk«g«nmetnetbe», sowie An- stiftun- ,« diesem »nd schwerer Urkvnden- sälschung zu verantworten. Am 28. Oktober steh«n der Arbeiter Ernst A » drä an» Meißen un- -ie Ttschler»srau Elsa Auerbach gesch. Morgenstern geb. Ilgner au» Meißen «egen ZevgenmetnetdeS vor -em Schwurgericht. In -er -rttt«n Woche kommt -ie Anklage gegen den Gärtner Karl Schubert au» DreS-e» und dte Kontoristin Lotte Richter au» Dresden wegen gem«inschaftlich«n Totschlag» am 20 Oktober znr Abnrteilnng, nn- am Tage daraus hat sich der Kaufmann Kurt Wächtler aus Gerichtstag über Ealmette 72 Kindergräber als stumme Anklage Aus dem Gerichtssaale Ein erfolgloser Einbruch Zwei Jahre Zuchthais. Das Dresdner Gemeinsame Schöffengericht verurteilte den am 18. 1. 1802 in Dresden ge borenen Bäcker Paul Hermann ElauS, d«r HLusig, darunter auch mtt Zuchtbans vorbe straft ist, wegen schweren Rücksalldiebstahl» und Paßverg«hcns zu zwei Jahren und sech» Tagen Zuchthaus. Der Angeklagte hatte ber seiner letzten Strafverbüßung da» Wette ge sucht, als er bei ber Arbeit «inen Augenblick unbeobachtet blieb. Wie er j«tzt erklärte, ge schah dies nur, um einen sterbenden Verwand- ten noch einmal zu sehen, Tatsache aber ist, daß er sich sofort über dte Grenz« nach der Tschecho slowakei in Sicherheit bracht«. Von dort kam er wieder zurück un- brach am 18. August in «inem Grun-stück aus ber Hauptstraße in Radeberg ein, nm in m«hreren Boden kammern Kleidungsstücke zu stehlen. Er wurde bet setn«r Arbeit jedoch gestört und mußte fliehen, wurde aber »och am gleichen Tag« gefaßt. Mtt Rücksicht auf dte zahlreichen und schweren Vorstrafen versagte das Gericht dem voll geständigen Angeklagten mildernde Umstände un- sprach ihm auch die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren nicht» von ihrer Vergangenheit, von ihre« Erleben in der Zett, La ich ste nicht gesehen... Ich sah nur ihre Not — und meine Schuld daran ... Am nächsten Tag war sie
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