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Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188511225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18851122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18851122
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-11
- Tag 1885-11-22
-
Monat
1885-11
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.11.1885
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—^ S72. — ». ZalirMg. — Abonnementspreis: «er unpartkitsche — jeden Wochentag «end (mit dem Datum des folgenden I-ae«) zur Versendung gelangende — WreS-nnzeifter mit Beiblättern kostet «ouatli h «o Pfg- bei den AuSgabestelleu I» Lbemnitz und den Vororten, sowie bei her Post- (Lingetr. im 10. Nachtr. 4533k.) 4. Quartal erscheint sür Abonnenten Si»ch<8eihuachtSprSmie)!>es «nzeiger». Sächsischer Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckcret, Chemnitz. Milks-KiMer mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Sonntag 22. Rovenier IWä. JnsertionsprriS: Raum einer schmalenKorpuSzcile 15 Pfg- — Reklame (Ispaltige Pctitzeile) 30 Pfg. — . ispamge Pcmzeue) oo Pfg. Bei Wiederholung großer An» oucen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge« Fe 8 Silbe» Korpusschrift bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme! nur bis Vormittag. vrprdttto« und Redaktian: Lhrmnih, Theaterstraße Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wiede'« Anzeiger, Chemnitz, gernsprechstellr Nr. 186. Malier: „Tägliches Unterhaitungsiilatl" miil humristisch iilusirirles Simitagnbliitt „Lustiges Bilderbuch". telegraphische Nachrichten. Vom 20. November. Berlin. Das Uebercinkommen mit Spanien bezüglich der Carolineninseln wird darin bestehen, daß Spanien nur die Insel Aap und eine zweite, mit deren Häuptling cs einen Vertrag abgeschlossen hat, Deutschland dagegen die übrigen Inseln zugesprochen erhält. London. Die „Times" erfährt aus serbischer Quelle Einzel heiten über ein serbisch-türkisches Abkommen, wonach, wenn die Serben Sofia eingenommen (?), König Milan nicht mit dem Fürsten Alexander von Bulgarien, sondern mit dem Sultan Frieden schließen wird. Belgrad. Aus dem serbischen Hauptquartier wird die Ver wundung des Fürsten Alexander gemeldet. Brüssel. Die belgische Regierung zeigte der Fabrik Cockerill an, sie werde eine Waffenlieferung sür einen der kriegführenden Staaten nicht gestatten. Koustantinopel. I» Erwiderung ans die Depesche der Pforte, betreffend das Ansuchen des Fürsten von Bulgarien um den Beistand der Türkei gegen die Serben, hat der Fürst von Bulgarien telegraphisch angezcigt, daß er sowie das bulgarische Volk sich dem Sultan unter werfe, und daß Numclien von den bulgarischen Truppen geräumt werde. Der Sultan, durch diese Antwort befriedigt, hat unverweilt den Ministcrrath einberufen. Pirot, den 21. Novbr. In Folge der Niederlagen bei Slivnitza, welche die Serben erlitten haben, hat der König sein Hauptquartier wieder von Zaribrod nach Pirot zurückverlegt. Vom Kriegsschauplatz. Seit Dienstag, den 17. November tobt nunmehr der Kampf um Slivnitza. Der entscheidende Schlag scheint am 18. November, Mittwoch, erfolgt zu sein, so daß von einem Einzuge der Serb n in Sofia vorerst keine Rede mehr sein kann. Der rechte Flügel der Bulgaren griff an diesem Tage die Feinde, welche sich auf drei An höhen festgesetzt hatten, an und vertrieb sie von da nach einem mörderischen Kampfe. Zugleich «öffnete das Ceutrum der Bulgaren, welches die Verfchauzungen bei Slivnitza besetzt hielt, ein heftiges Feuer gegen die Serben, welche in der Ebene standen. Alsbald giugcn zwei Bataillone und zwei Batterien von Slivnitza vor und vereinigten ihren Angriff mit dem des rechten Flügels. Die Serben leistete» Anfangs muthig Widerstand, mußten aber gegen Mittag znrückgehen und wandten sich gegen den linken Flügel der Bulgaren, wobei eS ihnen durch die inzwischen eingetroffenen Verstärkungen ge lang, den Angriff derselben zum Stehen zu bringen. Die Verluste aus beiden Seiten sind beträchtlich. Die Bulgaren machten 300 Gefangene. Am Donnerstag, den 19. November griffen die Serben den rechten Flügel der Bulgaren an, wurden aber wiederholt zurück- geworfe« und machten sodann wiederholt vergebliche Angriffe aus daS Eentrnm und den linken Flügel. Der Einbruch der Dunkelheit machte dim Kampfe «in Ende. Die Verluste der Serben müssen ganz enorme sein. Infolge besten wurde das serbische zweite Aufgebot einberufen. Widdin ist nicht «»genommen, vielmehr haben die Serben die Belagerung der Festung aufgrgeben. General Leschjüuin ist mit seinem Corps auf gebrachte, um zur Hülfe des Königs vor Slivnitza zu eilen, wo die Serben dringende Verstärkung brauchen. Die serbischen Verluste vor Slivnitza sollen so enorme sein, daß sie die osficiell angegebenen Zahlen dreifach übersteigen. Von dem Fürsten Alexander erzählen verwundete serbische Osficiere, er sei überall in erster Fruerlinie ge sehen worden und habe eine wahre Tollkühnheit bewiesen. Nach einem Telegramm ans Pirot soll er schwer verwundet sein. Die Gefahr sür Sofia scheint somit geschwunden, da jeder Tag den Bulgaren «eue Verstärkungen zusührt und das Selbstvertraue« derselben bedeu teud gewachsen ist. Gestern, am Freitag, dauerten die Kämpfe bei Slivnitza fort, ohne zu einer Entscheidung zu führen. Die serbischen Nachrichten über ein Vorrückeu gegen Sofia mit Umgehung der Positionen von Slivnitza find nicht mehr glaubwürdig, angesichts der neuesten De pesche, daß daS serbische Hauptquartier von Zaribrod rückwärts wieder «ach Pirot verlegt worden ist. Politische Rundschau. Chemnitz, den 21. Neveinber. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing vorgestern Nachmittag den Besuch der Großhcrzogiu Marie von Mecklenburg-Schwerin. Ten Abend über verblieb der Kaiser im Arbeitszimmer. Gestern Bormittag ließ sich der Kaiser vom Hosmarschall Grafen Perponchcr Vortrag halten, arbeitete mit dem Wirkt. Geh. Rath v Wilmowski und sprach den Geh. Hofrath Bork. Um 2 Uhr ertheilte der Kaiser d«a Minister v. Pnttkamer und gegen 3 Uhr dem diesseitigen Ge sandten in Washington v. Alvensleben, vor dessen Abreise auf seinen Popen, eine Audienz. Vor dem Mahl empfing der Kaiser den Grafen Herbert Bismarck. Das Befinden des Kaisers ist ein merklich besseres. Die Erkältung ist vollständig gehoben. — Der Kronprinz und die Kronprinzessin besichtigten im Laufe des vorgestrigen Vormittags die neuerbaute englische Kirche in Monbijou. Nach der Rückkehr nah« der Kronprinz mehrere mili tärische Meldungen entgegen und wohnte am Abend der Vorstellung im Opernhause bei. — Prinz Heinrich wird zur Geburtstagsfeier der Kronprinzessin heute Sonnabend an- Kiel i» Berlin eintreffen. — In der baierischen 2 Kammer wurde Donnerstag der An trag auf Errichtung einer staatlichen Mobiliar-Brand-Versichernngs- Auftalt beraihen. Der Minister äußerte sich zurückhaltend, auch die Privat-Grsellschaften hätten sich z» Erleichterungen bereit erklärt, und wurde der Gegenstand deshalb vertagt. — Herr Ehawberlain, der englische Exminister hat da- Bedürfniß gesühlt, in einer Wahlrede zu Birmingham seine Wähler auf Kosten der Deutschen anzulügen. Herr Ehamberlain sagte wörtlich Folgendes: „In Deutschland herrscht so große Arbeitslosigkeit, daß Tausende und Zehntauseude beschäftigungslos durch die Straßen der Städte irre». In einigen Provinzen ist die Bevölkerung angeublicklich so weit heruntergekommen, daß die Leute da» vor Hunger crepirte Vieh, sowie Katzen und Hunde essen." — Carl Vogt richtet in der „Frankfurter Zeltuvg" einen offenen Brief an den Fitesten Alexander von Bulgarien, in dem er ihn .Durchlauchtigster Fürst und Landsmann" anredet und ihm am Schluffe den Rath ertheilt, .für Fürsten in feiner Lage sei Genf sehr geeignet." — Westfälische Blätter melden die Verhaftung von zehn Zahl meistern verschiedener Regimenter in Westfalen aus Grund von Denunciatioueu. In Posen sollen elf Zahlmeister des 5. SrmeccorpS nach de« Fort Winiary gebracht worden sein. Aehnliche Nachrichten treffen aus Frankfurt a 2. und Fürste»walde ein. — Berichte au» Darmstadt behaupten, daß am hessischen Hofe eine Verstimmung gegen Preußen herrsche, weil einige militärische Anordnungen de» GroßherzogS von Berlin au» wieder rückgängig ge macht worden seien, auch mit der Haltung der Reichsregierung gegen über dem Battenberger sei man iu Hessen nicht zufrieden. Oesterreich-Ungarn. Die Generaldirection der österreichischen Staatsbahnen kündigte da» Vereluskarten - Reglement de- Vereins deutscher Eisenbahnen und meldete ihren Austritt an. — In llnterfleiermark verlangen die Slovenen, daß die Lehrer bildungsanstalt Marburg, die Gymnasien in Cilli, Marburg und Pettau sofort sloveuifirt werden. In Prag dürften die Tschechen zunächst die Staatsgewrrdeschnle und die theologische Fakultät der deutschen Universität verspeisen. — Bei Schluß der ungarischen Delegation sprach Präsident Cardinal Haynald den Wunsch aus, daß e» den Großmächten gelingen wöge, trotz der Feindseligkeiten aus dem Balkan den Frieden zu sichern. — Johann Rießmann, der Herausgeber des in Marburg er scheinenden SocialistenblatleS „Die Arbeit", wurde in Cilli verhaftet, alS eben beim dortigen Kreisgerichte die Einspruch-Verhandlung betreffs Confiscation diese» Blattes beginnen sollte. — In Graz wurden sechs Arbeiter wegen anarchistischer Umtriebe verhaftet. Frankreich. Die Deputirtenkammer erledigte am Donnerstag eine Anzahl Wahlprüsungen, die Sitzung verlief ohne jeden Zwischen fall. Die Radicalen wollen, wie verlautet, ihren Amneftieavtrag vertagen. — Da der französische Senat in die Commissionen zur Vor- berathung der Gesetze über die Rekrutirung und di« Colonialarmee Gegner dieser Gesetzentwürfe gewählt hat, so glaubt man, daß der Senat die 3jährige Dienstzeit für Alle verwerfen wird. — Für das Leichenbegäuguiß Viktor Hugo s, wofür 20,000 Franks bewilligt worden waren, werden nachträglich noch 81,000 Franks verlangt. Belgier». Es wird in Brüssel als sicher betrachtet, daß Belgien in der lateinischen Union bleibt. Holland. Der Präsident Heldt der niederländischen Arbeiter- Liga wurde znm Depntirten gewählt. Tr ist der erste gemäßigte Arbeitervertreter in der Kammer. Spanien. Nach spanischen Berichten ist in vielen Provinze« die karlistische Propaganda wieder besorgnißerregend lebhaft geworden. Deutscher Reichstag Eröffnungs-Sitzung. Die Mitglieder des Reichstages traten Donnerstag Nachmittag 2 Uhr zur Eröffnung der diesjährigen Reichstags-Session im Sitzungssaal«: des Reichstagsgebäudes zu sammen. Saal wie Tribünen waren stark besucht. Bald nach 2 Uhr erschienen die Bundesrathsmitglieder im Frack, mit weißer Cravatte, mit den Ordcussternen angethau, unter Vortritt des Staatsministers v. Bötticher, im Saale, um hinter den für sie bestimmten Plätzen Aufstellung zu nehmen. Man bemerkte unter ihnen fast sämmtliche preußische Minister, die Staatssekretäre von Burchard, Ilr. v. Stephan n. v. A. Staatsministcr v. Bötticher verlas die Thronrede, deren Inhalt wir unter den Donnerstag-Telegrammen bereits kurz mitge- thcilt haben. Das Haus hörte der Verlesung stehend zu. Als der Staatsminister v. Bötticher an die Stelle der Thronrede gelangte, in welcher betont wird, daß Sc. Majestät die zuversichtliche Hoffnung hege, durch die Kämpfe der Balkanstaaten untereinander werde der Friede der europäischen Mächte nicht gestört werden, erhob er seine Stimme, und das Haus bezeugte durch lebhaften Beifallsruf, welchen Werth es gerade auf diese Stelle lege. Die Mitglieder der socialdemokratischen Partei waren bei der Verlesung der Thronrede im Saale nicht an wesend, sie erschienen erst später beim Namensaufruf. Kaum hatte der Staatsminister v. Bötticher den Reichstag auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers für eröffnet «klärt, so bestieg der frühere Präsident v. Wedell-Piesdorf die iTribüne und brachte ein drei maliges Hoch auf So. Majestät den deutschen Kaiser und König von Preußen aus, in welches das Haus begeistert cinstimmte. Hierauf übernimmt der Präsident den Vorsitz und eröffnet die erste Plenar sitzung des Reichstags um 2 Uhr 25 Minuten, indem er zu provisorischen Schriftführern die Abgg. Graf Kleist, I)r. Porsch, vr. Meyer (Jena) und Hermes beruft. An Vorlagen sind bereits eingegangen: das Anlcihegesetz für Zwecke der Verwaltung des Reichsheeres, der Marine und der Reichseisenbahncn und der Rcichshaushaltsetat, mit Ausnahme des Militäretats; sowie verschie dene Uebersichten über Einnahmen und Ausgaben des Reiches. Auf Vorschlag des Präsidenten erklärt das Haus sich damit einver standen. daß die Berloosung der Mitglieder in 1 ie Abtheilungen nach Schluß der heutigen Sitzung erfolgen soll. Der hierauf vorgcnoni- mene Namensaufruf ergiebt die Anwesenheit von 175 Mitgliedern, so daß der Reichstag somit noch nicht beschlußfähig ist. Der Prä sident beraumt die nächste Sitzung auf Freitag 2 Uhr an und setzt in Erwartung, daß das Haus dann beschlußfähig sein werde, auf die Tagesordnung derselben: die Wahl der Präsidenten und des Büreaus. Freitag, den 20. Nov. Präsidentenwahl. Da ein Antrag auf Akklamationswahl nicht erfolgt, findet Zettelwahl statt. Bei der Wahl des ersten Präsidenten erhält Wedell-Piesdorf 203 Stimmen, 3b Zettel sind unbeschrieben. Wedell-Piesdorf nimmt dankend an und verspricht volle Unparteilichkeit. Zum ersten Vicepräsidenten wird Frhr. v. Franckenstein mit 224 Stimmen gewählt, 15 Stimmen waren zersplittert. Der Gewählte nimmt dankend an. Zum zweiten Vicepräsidenten wird Hoffmann mit 207 Stimmen gewählt. Die Schriftführer werden durch Akklamation gewählt. Nächste Sitzung morgen 2 Uhr. (Kleinere Vorlagen.) Die polnische Fraktion hat bereits eine Interpellation über die Ausweisungen eingebracht. Dom Landtage. Sitzung am Donnerstag den 19. Nov. Der erste Punkt der Tagesordnung, allgemeine Vorberathung über das kgl. Dekret Nr. 9, einen Zusatz zu ßZ 18 und 19 des Gesetzes über da» Mobiliar- und Privatfeuerversicherungswescn vom 28. August 1876, wird zur Berathung der Gesetzgcbungsdeputation übergeben. Zum zweiten Punkt, Berathung über das kgl. Decret Nr. 17, einige Abänderungen des Gesetzes über die Landes-Jmmobiliar-Brandversicherungsanstalt vom 25. August 1876 ergreift das Wort Abg. Bönisch: So sehr er mit dem Entwurf einverstanden sei, so sehr vermisse er andererseits die Erfüllung einiger früher hier ausgesprochenen Wünsche. Die Brandentschädigungen stehen meist in den mit massiven Ge bäuden versehenen Städten in gar keinem Vcrhältniß zu denen für ländliche Gebäude. Es dürfte an der Zeit sein, zu sehen, ob nicht eine Revision getroffen werden könnte. Abg. Weigang: Es wolle ihm scheinen, als ob durch die Wohlthat, welche man mit diesem Entwürfe dem Volke bringen wolle, den Versicherungsgesellschaften Concurrenz gemacht werden sollte. Jedoch schienen ihm nach Einsicht mehrerer Paragraphen Nicht immer humane Rücksichten maßgebend gewesen zu sein. So wird beispielsweise verlangt, daß alljähr lich von Maschinen 5 Proeeut abgezogen wird, also nach 9 Jahren würden 4b Procent abgehen. Wenn gesagt würde, man könnte etwas zurücklegen, so wäre das doch nur dem Reichen möglich, dem armen Weber jedoch nicht. Ferner, daß die Geschädig ten erst 4 Wochen nach Feststellung des Schadens entschädigt werden, ist auch eine Härte, ebenso die Bestimmung, daß, wenn die Ent schädigung mehr als 50,000 M. betrüge, dieselbe erst nach 3 Mo naten gegeben würde. Abg. v. Polenz richtet die Aufmerksamkeit besonders auf tz 10, wonach nur denjenigen Gemeinden Hülfe zn Theil werden solle, welche Spritzen im Gebrauche hätten. Es wird damit auch vielen Gemeinden eine Lection für ihre Nachlässigkeit im Feuerlöschwesen ertheilt. Er wünsche, daß man von der unnachsicht- lichen Forderung von Fahrfeuerspritzen absehen möchte. Bei vielen Gemeinden sei nur die Armuth schuld daran, daß noch keine Feuer- löschgeräthe überall vorhanden seien. Abg. Stolle giebt der Ansicht Raum, daß ihm die Vorlage nicht weit genug ginge, vielleicht sei es richtiger, eine Art Zwangsversicherung einzuführen. Sodann spricht er sich dafür aus, daß man nicht zu 10 Procent Abzug bei Auszahlung der Versicherungssumme ginge, sondern beib Procent bleibe. Andererseits hieltecr den Abzug selbstfür richtig, daja die Maschineninzwischen Bortheil gebracht hätten. Jedoch am besten scheine ihm eine allgemeine Brandver sicherung zu sein, wohin schließlich all diese Bestrebungen hinzielte«. Abg. Niethammer: Den armen Mann könne man hier vollkommen aus dem Spiele lassen, da er ja seinen Webstuhl als Mobiliargegen- stand bei einer Privatgesellschaft versichern könne. Für viele Besitzer sei es peinlich, daß bei Mobilien nicht alle Versicherungsgesellschaften Versicherungen eiitgegennchmen, wo all zu viel Gefahr vorhanden sei, demgegenüber sei doch entschieden auch Abhülfc zu treffen. Abg. v. Volkmar: Abg. Stolle hat ausgeführt, er hätte den Wunsch, daß baldmöglichst die freiwillige Versicherung in eine Zwangsver sicherung verwandelt werde, er selbst hoffe, daß baldmöglichst die Ausdehnung der Versichcrungsobjecte Erweiterungen erfahren möchte. Die Ausführungen dieser Entwürfe würden ja mit der Zeit auch in ihrer Consequcnz zur Verdrängung der Privatversichcrungen führen. Bei jeder Gelegenheit solle man die Competenz der Privatgesellschaften cinschränkcn. Minister v. N ostiz-Wallwitz spricht de» Wunsch aus, die Sache erst gründlich durch die Deputationen prüfen zu lasten. Die Regierung hätte sich im Ganzen bei diesem Anträge eine gewisse Ent haltsamkeit auferlegt, da eine eingehende Statistik wegen der kurzen Zeit nicht zuverlässig genug sei. Anderseits müsse man den Landbe wohnern soweit entgegen kommen, da die Landbewohner sonst in allen Beziehungen mehr Kosten hätten, als die Städter. Durch die Bestimmung der Abschreibungen würde etwaigen Unredlichkeiten seitens der Entschädignngsberechtigten begegnet. Was die Wünsche in Betreff der obligatorischen Versicherung anbetrifft, so hoffe ich nicht, daß wir das erleben werden. Es wäre entsetzlich, den Beamten des Staates über Alles Aufschluß geben zu müssen. — Der Staat könne zufrieden sein, wenn seine Versicherung so gut sei, wie eine gute Versicherungs gesellschaft ans Gegenseitigkeit. Abg. Ullrich beklagt sich über mannigfache Erschwerungen seitens der Privatversichcrungen beim Austritt aus denselben. Der Gegenstand wird gleichfalls der Depu- tationsberathung überwiesen. — Es folgt Punkt 3 Uhr der Tages ordnung: Schlußberathung über den Antrag zum mündlichen Bericht über das königl. Decret Nr. 4, den Gesetzentwurf wegen provisori scher Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1886, an welche der Referent Abg. Uhlemann den Antrag schließt: Die Kammer wolle beschließen: dem mittelst königl. Decrets Nr. 4 mitgetheilten Gesetzentwürfe wegen provisorischer Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1886 ihre Zustimmung zu geben. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. Nächste Sitzung Montag. Sächsisches. — Dresde«. Vielleicht trifft es sich, daß Friedrich Haas« hier während seines bevorstehenden Gastspiels am Hostheater fei« 40jähriges Künstlerjubiläum feiern wird. Am 14. Jan. 1846 trat der damals junge Künstler, nachdem er von Ludwig Tieck in Dresden vorbereitet war, i» Weimar zum ersten Male auf. und zwar als „Armer Poet" und „Hofmeister iu tausend Aengsten". — Das i» diesem Sommer in Dresden abgchaltene Turnfest hat nach den jetzt beendeten Arbeite« der Rechnungslegung seiten» de» Central- comiles «in Deficit von circa 14,000 M. ergeben. — Der vierte Hauptgewinn der sächs. Landeslotirrie, 150,000 M., fiel auf Nr. 40,027 in die Collection von Max Kothe in Dresden. Sin Zehntel davon kam nach dem Vorort Striesen an 10 Personen, welche diese- Loos gemeinschaftlich gespielt haben, durchgängig der arbeitenden Llaffe angehöre« und keine. Wegs mit irdischen Glücks gittern gesegnet find. — In Löbtau find eine Anzahl Personen an der Trichinvsis erkrankt. Da» trichinenhaltige Schweinefleisch ist von auswärts eingeführt worden. — Döbeln, 19. November. Ein für Hinterlaffene recht br- trübender Fall ereignete sich am letzten Sonntage beim Begräbniffe eine- Knaben auf de« Gottesacker des Dorfes Kiebitz. Zu« Be stattung der irdische« Uebrrreste und zur Erzeigung der letzten Ehr« und Liebe hatten di« betrübten Eltern vier eigens für solche Zweck« geübte Träger einer hiesigen Corporation bestellt. Aber welch ent setzlicher Moment bot sich beim Senken des Sarge» in die Gruft
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