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Viertes Blatt Mittwoch, den 9. August rsss Gustav Prinz von Wasa. Die tatkräftige un- niimner Heimgegangenen Fürstin hat vielleicht das Elend -es Krieges, der Revolution 1807 keine geschmack- Anlegung Jahre 1927 durch einen großen und vollen Erweiterungsbau und durch R. Richard Schneider, Hosterwttz. un- der Inflation so glücklich überdauert, wie eben das Gustavheim. Das hat seinen Grund darin, Laß die Glieder des Hauses Wettin, allen voran der verstorbene König Friedrich August von Sachsen, für das Heim tatkräftig eingetreten sind. Königin Carola kaufte das Stmamhaus, das mit seinem hohen Ziegeldache, dem merk würdigen Turm und der malerischen Holz- und sie hat recht, die müde Hausmutter. Oberlehrer i. eines schattigen Parkes Las Werk der gütigen Königin Carola zu rühmenswerter Voll endung gebracht. Im Garten des Gustavheims steht unter dunklen Nadelbäumen auf hoher Marmorsäule die Büste Ler Königin Carola, von Professor Seffner in Leipzig geschaffen, von Oberst Lau terbach in Hosterwitz 1908 geschenkt und auf gestellt. Wenn nun Lie Alicben davor stehen und das freundliche schöne Anrlitz betrachten und sagen: Büste der Königin Carola im Garten des Heimes. Ur. 184 „So war sie, so haben wir sie gekannt", dann strahlt die Frau Oberin Schwester Camilla und sagt ganz bescheiden: „Ja, was wir hier sehen, ist doch wohl der Segen der Stifterin" König Friedrich August, denn er überließ, als während der Inflationszeit die Aufrechterhal tung des Altersheims infolge des Verfalls der Stiftungsmittel gefährdet war, das ganze Grundstück dem Bezirksverband der Amts hauptmannschaft Dresden. Dieser hat im galerie ein Wahrzeichen der Gegend war, von dem Kunstmaler Storm, einem Deutsch-Russen, und errichtete am 3. August 1887 darin ein Altersheim, Las sie zum Gedächtnis an ihren 1877 in Pillnitz verstorbenen Vater, den Prin zen Gustav Wasa. „Gustavheim" nannte. Nach ihrem Tode übernahm zwar die Prinzessin Mathilde das Protektorat, aber der htlfrsiche Förderer war schließlich allein -er Das Gustavheim Eine Stätte der Erinnerung an die gütige Königin Sarola Wenn in diesen Tagen überall im Sachsen- lande des 100. Geburtstages der gütigen Königin Carola, Ler Gemahlin König Alberts, verehrungsvoll gedacht wird, so wird das Gustavheim in Niederpoyritz, hart an Ler Grenze von Hosterwttz, eine besonders dank bare Sprache redey. Von den vielen menschen freundlichen Stiftungen der am 13. D vmber die sich täglich oder vorübergehend sehen. Bor- über muß die Bauepoche sein, in der undeutsche Firmen in die deutsche Landschaft gestellt wer den Und schließlich gilt eS, gegenüber der fabrikmäßig hergestellten Massenware die Volkskunst -es kleine» Mannes zn pflege«. Wieviel völkiches Gut liegt im erzgebirgischen Spielzeug, Ler Lausitzer Töpferet! Gerade durch die Pflege der Volkskunst kann jene Aus- lockerung der Jndustriearbeitermaflen erfolgen, die vom volksgesundheitlichen Standpunkt ge fordert wird. Aber auch Lie Erzeugnisse der Volkskunst bringen wieder seelische und per sönliche Worte in Spiel und häuslichen Gebrauch. Nicht von heute auf morgen können diese Gedanken nach einer nur materiell eingestellten Zeit Allgemeingut werden. Lange Erziehungs arbeit ist notwendig. Seit 25 Jahren arbeitet der Landesverein sächsischer Seimatschutz an dieser wichtigen völkischen Aufgabe. Schwere Widerstände hat er oft überwinden müssen. Er war der Zeit und ihren Strömungen voraus mit seinem fernen Zukunftsziel. Mit Vertrauen erwartet er von den Männern der nationalen Erhebung die Unterstützung seiner gemein nützigen Arbeit. Aber das gesamte Volk muß helfen. Das deutsche Volk hat so viele Geistes heroen hervorgebracht, die alle schöpften aus Schönheit und Eigenart der deutschen Heimat. Kaum ein anderes Volk ist so naturverbunden wie wir. Als Volk der Dichter und Denker führen wir auch in der Heimatschutzbewegung. hin ragender Berg wie etwa der Geising oder der Pöhlberg, der sich Generationen als gewaltiger Grenzstein Ler Heimat etngeprägt hat, um -eS materiellen Gewinnes willen ver schwindet. Selbstverständlich braucht die natio nale Arbeit ungeheure Schottermassen. Aber die dürfen nur auS TalwänLen gebrochen wer den, wo eine verantwortungsbewußte Behörde keinen nennenswerten Schaden für die heimat liche Schönheit feststelleu kann. Dankbar emp finden eS alle, die noch an Ideen glauben, daß Berge, Wälder und Flüsse in dem Volk, das sich wiedergefunden hat, als nationale Heilig tümer gelten, -aß sie z« Stätte« völkische« Glaubens nnd Deakeus wieder werden. Unsere Flüsse sollen nicht nur Wasserstraßen sein, die rauchende Dampfer un schwer beladene Lastkähne tragen, sondern sie bleiben für alle Zeiten Rhein, Weser. Elbe, Oder, in die sich Sage und Geschichte spinnen. Auch die Bauweise muß heimatlich gestaltet werden, schafft Loch der Baumeister nicht nur die Wohnstätten, in Lenen der Mensch fast die Hälfte des Lebens verbringt, sondern auch die Siedlungen, di- in ihrer verschiedenen Gestal tung auf Auge un- Gemüt all Lerer einwirken, ver Heimatschutz im neuen Staate pflege der Volkskunst des kleinen Mannes Aus dem Lande — A»«. Tödlicher Unfall beim Schieße*. Am Sonnabendnachmittag wurde in der Schiehhall« der Priv. Schützengesellschaft M Schönheide der 21 jährig« SA.-Mann Rutt Fuchs von einer Kugel in den Leib getrof- fen. Der Verunglückte wurde sofort dem Krankenhaus zugeführt, wo er in der Nacht zum Sonntag verschied. — Bautze«. Explosiontunglück auf dem Jahrmarkt. Auf dem Dautzner Jahrmarkt explodierte am Derkaufsstande eines Händ- lerS, der Apparate zur Schließung von Koni servengläsern mittels Dampf vorführte, der Bchülter eines Spirituskochers. Der Händ ler hatte fahrlässigerweise bei schwachbren nender Flamme Spiritus nachgefüllt. Durch den umherspritzenden brennenden Spiritus er litt eine Frau erhebliche Brandwunden am Gesicht, am Halse, an der Brust und an beiden Armen. Die Frau wurde in das Stadtkrankenhaus gebracht. Eine andere Frau kam mit geringeren Verletzungen und eia Landwirt mit Sachschaden davon. — Hartmannsdorf b. Burgstädt. Rück- fichtslHer Antomodilitt. In der Nähe der „Recenia" fuhr in schnellstem Tempo ein Auto einen Fußgänger an und flüchtete, ohne daß sich der Fahrer des Wagens um den Schwerverletzten gekümmert hätte. Ein anderer Autoführer nahm die Ver folgung des Flüchtigen aus und konnte ihn in Penig stellen. Der Schwerverletzte wurde dem Krankenhaus in bedenklichem Zustande zugeführt. — Freiberg. DunbeStagung de- Srzgeb- Koazertina-BuadeS. Am Sonnabend und Sonntag hielt der Erzgeb. Konzertina- und Bandonion-Bund in Freiberg seine dies jährige Bundestagung ab. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stand ein großes Konzert, in dem die einzelnen Vereine hohes Können bewiesen. In der Bundeshauptsitzung wurde auf Grund des Gleichschaltungs- Prinzips der Bundesvorstand neu gewählt. Erster Vorsitzender ist Paul Reinhold- Themnrtz. An Reichskanzler Adolf Hitler wurde ein Begrüßungstelegramm gesandt. Der nächste Bundestag soll am 11. und 12. August 1934 in Zwickau stattfinden. — Leisnig. Grobe Fahrlässigkeit. Auf . dem Hasenberg hatte ein Gutsbesitzer aus Meinitz der mit dem Einfahren der Ernte veschäftigt war, einen brennenden Zigarrenstumpf fortgeworsen, der eine Garbe in Brand setzte. Im Siu war auch der mit 25 Puppen beladene Erntewagen vom Feuer erfaßt. Die Pferde gingen durch, konnten aber rechtzeitig zum Stehen gebracht werden. Der Wagen mit der Ernte brannte nieder, während Pferde und Menschen nicht zu Schaden kamen. — Mittweida. Tod auf der Landstraße. Auf der Fahrt nach der Talsperre ver unglückte die ledige Arbeiterin Rosa Fischer aus Ehemnitz mit ihrem Rade tödlich. Auf der Dorsstraße in Tauneberg wollte diese einen Lastkraftwagen über holen. Als der Führer hupte, wandte sie sich um und stürzte. Sie wurde von dem Lastkraftwagen überfahren und ist den schweren Verletzungen auf dem Trans port nach Chemnitz erlegen. — Mittweida. I» Schutzhaft genommew Ein hiesiger Former wurde in Schutzhaft genommen, weil er auf einen Hitlergruß in abfälliger Welfe geantwortet hatte. — Neustadt. Ein Greis schwer verte HL Unweit des Gasthauses „Stiller Fritz" an der Staatsstraße Neustadt—S-ebnitz ereignete sich ein bedauerlicher Unglücksfall. Benn Ueberholen eines Lastkraftwagens streifte ein Personenwagen einen alten Mann aus dem Altersheim der Landesversich«rung mit der Türklinke so unglücklich am Arm, daß der Greis in schwerverletztem Zustande in das Neustädter Krankenhaus transportiert wer- den muhte. Ihm wird der verletzte Arm amputiert werden müssen. Der Fahrer hatte keinen Führerschein. — Neustadt. SA.-Mann von tschechische« Vreuzbramte« verhaftet. Ein SA -Mann, der mit seinem Rade versehentlich auf der Drenzstrahe Neustadt-Lobendau an der Grenzbaude „Raupenberg" die Grenze über schritten hatte, wurde von tschechischen Grenz- beanrten auf tschechischer Seite angehalten und verhaftet. Man hat ihn vermutlich nach Böhmisch-Leipa gebracht. — Pirna. Dom Dienst beurlaubt. Gegen den Pwlizeioberinspektor Fährmann ist wegen grober Dienstverletzung Antrag auf Dienst entlassung gestellt worden, weil er, nachdem er am Ä. Iuli in Urlaub gegangen war. sich nach der Unwetterkatastrophe des glei chen Tages nicht zur Verfügung gestellt halt«, obwohl er noch ortsanwesend war. Fähr mann ist vorläufig durch den Stadlrat vom Dienst beurlaubt worden. — Pla»e«. 1014 Haussuchungen in einer Nacht. In der Nacht zum Sonntag wurde hier eine große Aktion gegen Kommunisten > Spott Ls den Gauen 5 und 6 des DZV. tz vnb der DSV. Teilnahme a« Spieldetrteb. Die bei-en aus w» bisherigen BMBB, gebildeten Gaue V Areistaat Sachsen) und VI (Mitte -- Provinz Sachsen-Thüringen) weisen nochmals daraus W, baß für -ie Einreihung und Teilnahme « Spielbetrieb im Fuß- und Handball der Wang September beginnenden Spielzeit «8/34 die Meldung der Vereine unmittelbar Kim Deutschen Fußball-BunL und bei der Deutschen Sportbeyörde mittels der den Ver einen zugegangenen Vordrucke unerläßlich ist. Hereine, die diese Meldung unterlassen haben, Men sie schnellstens nachholen. ßiir Mitglie-er»eld««gen ««- Spielberech, Huna gelten die bisherigen Bestimmungen »och bis zum 1. 1. 1934 weiter. Es find also alle Hu und Abgänge von Mitgliedern mittel- der wm BMBB. herausgegebenen Meldekarte an dir im BMBB.-Seim, Leipzig S. 3, Brand- »vnverkstraße 70, befindliche gemeinsame Meldestelle einzureichen. - Ms Anschrift für beide Ga«e gilt die MBB -Geschäftsstelle Leipzig S. 3, Brand- iUrwerkstraße 70. Von persönlichen Zuschriften « die Gauführer und Fachwarte ist abzusehen. ßSr die «nfnahwe von Mitglieder« ehe, »eliger marxistischer Bereite besteht nach neuester Anordnung des Reichssportführers »eilige Sperrfrist bis 1. Oktober 1933. Bis tebin können Ausnahmebestätigungen solcher Mitglieder nicht erfolgen. Ab 1. Oktober ist Unahme unter besonderen Bedingungen zu- : Bekanntgabe brr Fachwarte and Bezirks, Urer für den Gau Mitte ist in Kürze zu er- i mrten, sobald die Bestätigung der vom Gau- «hrer Hans Hädicke eingereichten Vorschläge Mrliegt, ebenso die Bekanngabe über Zusam mensetzung -er Gauliga und Bezirksklassen. LiSsnaliftkattone«, Spielsperre« »b Warte, Men, Lie vom BMBB. und seinen Organen «gesprochen find, gelten durch die Umbildung dr» Verbandes in di« beiden Gaue V und VI «W als aistgehoben, sonder« bleiben auch in na», Gem« wirks««. z« der ersten Periode -er Jn-ustrialtfierung Deutschlands, die erst durch den 70er Krieg geschlossen wird, änderte sich in Deutschland «r wenig, vor allem blieb Lie Lairdschaft noch jemllch unberührt. Auch LaS patriarchalisHe Verhältnis Ler Mensche» untereinander wurde Mt mit eine» Schlage beseitigt. Die große titwlcklung brachte erst die Zett nach dem stareich beendeten Kriege. DaS Gefühl einer Mgen wirtschaftlichen Sicherung auf unab- Ware Zett hinaus beherrschte dar Volk, Leicht Mrte sich mit diesem Gesühl der Stolz aus WS geeinte Vaterland, daS achtunggebietend p -er Welt dastand. Nur wenig beachtet wurde p -er breitere« Oeffentlichkett ei« gewisses jlnbtfrieüigtset« mit der Entwicklung^ Der Aufstieg war entschieden dem Aufstreben »es fleißigen, zur Arbeit geborenen -eutschen KsteS zu verdanken, Bezahlt wurde er aber weh Lurch die Entwurzeümg breiter volkS- Men, in Leuen sich Lurch LaS Wachsen Ler GroßstäLte eine solgenschwere Umschichtung Mzog. Zunächst trat langsam eine wachsende R«tnrfer»e nnd Bode«, frewdheit «h, -ie sich zum Unverständnis gegenüber Lingen deS Landlebenr und Naturgeschehens ^wickelten. Damit entsernte sich LaS Volk wn jener wohltuenden Primitivität, -ie nichts ga mit Unkultur zu tu« hat, die sich aber ^gt in einer Unbefangenheit de» Denken- »A Handeln- und die damit stets daS Richtige "Arr et» Beispiel dafür. Für den van »er «user brauchte man weder Architekten noch -tbauungspläne, und -och findet heute noch »ster den Baustil vor der industriellen Epoche ü» anheimelnd un- schön. An die Stelle »er tzrimltivität trat in allen Kreisen NN- Ständen vd in je-er Beziehung eine Begehrlichkeit, die gcschmackSverbinden» wirkte. Die wachsen- »en Ansprüche führten zu einer nur materiellen Wertung aller Schöpfung gegenüber »er Ver- ftochtenhcit »er Borfahre« mit Ler Umwelt. Ne öffentliche Meinung kannte als Germanen an »en romantische« Wilden tm Urwald, »eniger jenen nnd Nittclali-r», ter in Berg un- Baum nnd Sonne Heilig tümer sah. Mau war in -er Zeit materiellen »MieaS geneigt, -en als einen verstiegenen Zdralmen einzuschätzen, -er etwa mit derartt- M Argumenten einen Berg vor gewinn- Ntngenber Ausbeutung schützen wollte. Der neue Staat betont Bolk und Heimat. Seide sind ihm Grundlage und zugleich auch nieder Ziel. Eine schwere Aufgabe bat er da- »it zu löfen. Für viele muß er Arbeit schaffen. Men will er -ie Heimat erhalten. Erfreulich ift e», zu beobachten, wie in Verordnungen und trlafsen die Absicht zu erkennen ist, aus bla- firter Ueberschätzuna zivilisatorische Errungen schaften zu -er erwähnten gesunden Primitivität wrückzuführen. Solch schlichtes und reines Lenken kann aber nicht dort wohnen, wo dem Menschen die Heimat zerstört ward. ES ist im »wen Staat einfach undenkbar, daß ein weit-