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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 17.05.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193305174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19330517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19330517
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-05
- Tag 1933-05-17
-
Monat
1933-05
-
Jahr
1933
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ten Buchstaötertafel ?ür Ferngespräche find einige Aenderungen vorgenommen worden. David ist durch Dora. Iakob durch Julius, Nathan durch Nikolaus, Samuel durch Siegfried und Zacharias durch Zeppelin ersetzt worden. Aus aller Wett Ei« Wächter der Wach, «nd Schließ, gefelttchaft erschösse». In einem Verkaufs. Pavillon in Altona erschienen abends acht lunge Leute, die sich Bier bestellten. Als sie seder etwa vier Flaschen Bier getrun ken hatten, gerieten sie miteinander in eine Schlägerei. Auf die Hilferuf« der Wirtin eilte ein Wächter der Wach, und Schließgesellschaft herbei, der von einem -er jungen Leute einen Schutz durch die rechte Brustsette erhielt. Er ist auf -cm Transport ins Krankenhaus an der Ver letzung gestorben. Ein Teil der jungen Burschen konnte noch in -er Nacht fest genommen werden. Bo« Einbrechern erschlage«. Aus Eger wird gemeldet: Der Äemeindepoltzist Josef Koller in Promenhof überraschte beim kommunistischen Konsumverein „Vor wärts" Einbrecher, die sich gegen ihn zur Wehr setzte« und ihm mit vier Beilhieben den Schädel spalteten. Koller war sofort tot. Die Täter dürften über die Grenze nach Deutschland entkommen sein. Mitschuldig am Sklarekskandal. Auf Veranlassung des Staatskommissars Dr. Lippert bat Oberbürgermeister Dr. Sahm- Berlin den Stadtamtmann Bandzus be urlaubt. Es ist jetzt festgestellt worden, datz B. seinerzeit als Revisor bei der Stadtbank verhindert bat, datz die gegen die Sklareks vorliegenden Berichte recht zeitig den maßgebenden Stellen zugeleitet wurden. Dadurch ist der Stadt ein Scha den von über Dreiviertelmillionen Reichs mark entstanden. Sie wollte« Akte« verschiebe«. Die bei den sozialdemokratischen Führer Verdieck und Schmidt aus Kiel sind in Flensburg festgenommen worden. Beide kamen mit einem Wagen aus Schleswig. In dem Wagen wurden Papiere des früheren Altonaer Polizeipräsidenten Eggerstedt gefunden. Die Akten, die anscheinend nach Dänemark gebracht werden sollten, wur den beschlagnahmt und an die zuständige Prüfungsstelle weitergeleitet. LOO 000 Mark Unterschlage«. Der Frak tionsvorsitzende der SPD., Görlinger, hat, der ,^köln. Ztg." zuiolge, Parteigelder in Höhe nicht von 100 000 NM. (wie ur sprünglich gemeldet), sondern von 200 000 RM. unterschlagen. Es darf keine Schonung geben. Die bisherigen Ermittelungen der Politischen Polizei nach den kommunistischen Tätern, die am Sonntagabend in einem aus dem Lehrter Bahnhof in Berlin einlaufenden Borortszug auf den von dem Truppen übungsplatz Döberitz heimkehrenden SA.- Motorsturm einen Bombenanschlag unter nommen hatten, haben ergeben, datz bei dem Anschlag eine Höllenmaschine modern ster Technik, die erst in letzter Zeit kon struiert worden sein mutz, verwendet wor den ist. Um die Tätigkeit der eingeschla- aenen polizeilichen Linie in Reich und Län-ern wirksam zu unterstützen, wird mit aller zu Gebote stehenden Macht dem Aufflackern solcher politischer Gefahren herde Einhalt geboten werden. Selbstmord zweier Rechtsanwälte. Der Strafverteidiger Frank i hat sich, nachdem Dortmunder Polizeipräsidium entlassen morden war, mit Beronal vergiftet. Sein Sozius, Rechtsanwalt Elias, oer mit ihm zusammen in Schutzhaft genommen wor- den war, hat vor kurzem ebenfalls Selbst, mord begangen. Todes so rang vo« eine« 8ü Meter hohe» Sami». Der 18jährige Kellner Retngruber aus Nürnberg bestieg -en 85 Meter hohen Kamin einer Fabrik und stürzte sich in die Tiefe, wo er mit zerschmetterten Glie- dern tot liegen blieb. Retngruber war seit längerer Zett arbeitslos, seine Mut. ter lebte in ärmlichen Verhältnissen. Schwere explosiv«. Im Lagerhaus einer Fabrik in Rotterdam, in dem sich große Mengen von Chemikalien befanden, er eignete sich am Dienstagmittag eine hef tige Erplosion, die ein Großfeuer zur Folge hatte. Explodiert war eine große Flaiche mit Aether. In dem dreistöckigen Gebäude befanden sich etwa 65 Menschen. Einige Personen wurden durch die Explo sion die von einer großen Stichflamme begleitet war, mit brennenden Kleidern ins Freie geschleudert. Insgesamt wur- den 16 Personen verletzt, davon fünf schwer. Das Lagerhaus stand innerhalb kurzer Zeit in Flammen, die durch die Vorräte an Chemikalien genährt wurden. Das Lagerhaus ist -um größten Teil ver nichtet worden. Sechs Arbeitslose beim Kohlenabbau verschüttet. In einem Notschaft auf dem witz bei Kattowiy wurden in einem zwan- ztg Meter tiefen alten Stollen sechs Ar- beitslose beim Kohlenabbau von herab- stürzenden Gestetnsmafsen verschüttet. Drei von ihnen konnten sich rechtzeitig retten, während die drei anderen ArbeitS- losen von den Schuttmassen begraben wur. den. Die Grubenrettungskolonne konnte einen der verschütteten Arbeitslosen als Leiche bergen. Es besteht wenig Hoffnung, die beiden übrigen Verunglückten zu retten. Das Spiel wir- z»« Sr»ft. Japans be. rühmteste Tänzerin Morino Sawa ist auf der Bühne eines Tokioer Theaters in dem Augenblick gestorben, als sie in der Rolle des „sterbenden Schwans" gerade den letz ten Tanztritt ausführte. Erst als die Tän zerin minutenlang unbeweglich am Boden liegen blieb, merkte -aS Publikum die Tragödie. Riefeufeuer. In New-Auburn im Staate Maine wütet ein Riesenfeuer, das bereits 18 Stunden andaucrt. Das Feuer zerstörte bisher 250 Häuser, darunter das gesamte Geschäftsviertel, Läden, Banken und Kirchen. 1500 Menschen sind obdach los. Glücklicherweise sind keine Toten und Verletzten zu beklagen. Sämtliche Feuerwehren aus einem umkreis von 50 Meilen bemühen sich, des Feuers Herr zu werden. Die Lüscharbeiten werden außer- ordentlich dadurch erschwert, datz es sich meist um Holzbauten handelt und ein star ker Wind die Flammen wettertretbt. AN »er MM »kl ßMMWM MM Nach dem NeichSgesetz vom 7. April find di« Schöffen und Geschworenen n«u zu wählen. Die Gewerbekammer ersucht« -ie WahlauS- schasse, d«t -er Verteilung der Schöffen, und Geschworenensttze auch auf da- in den letzten Jahren nicht immer angemessen berücksichtigt« mittelständische Gewerbe Bedacht zu nehmen. — Für Handwerker und ander« Person«n, di« aus Handarbeit oder sonstig«» p«rsvnltchen Leistung«» ihr«» Erwerb ziehen, besteht nach 8 811 Ztff. 5 der Zivilprozeßordnung insoweit ein VollstvcckungSschutz, als die zur persön- lichen Fortsetzung der ErwerbStätigkett uuent- -ehrlichen Gegenständ« der Pfändung nicht unterworfen sind. Zur Behebung der Unklar- heit, ob dieser Pfändungsschutz auch Kleinhänd- lern, insbesondere Ladeng«schäftSinhaber, zu- steht — die Ansicht -er Gerichte ht«rüber ist verschiede» —, beantragte die Gew«rbekamm«r ein« Neufassung der Schutzbesttmmung, nach der alle urittelständischeu Gewerbetreibenden für di« Gegenständ«, di« ihnen zur persönlichen Fortsetzung ihrer ErwerbStätigkett un«ntbehr- lich sind, PfändungSschutz genießen. Di« am Wiederaufbau durch Brand zerstör- ter Gebäude mit Lieferungen und Arbeit«» be- teiligten Handwerker und sonstig«« Gewerbe- treibenden sind verschiedentlich dadurch geschä- digt worden, daß die Brandschadenvergütung nicht zur Begleichung ihrer Forderungen, son> dern zu irgendwelchen anderen Zwecken ver' wendet wurde- Auf Anregung der Gewerbe- kammern hat nunmehr die Brandversicherungs, kammer die Brandversicherungsämter an- gewiesen, bei der Auszahlung der vrandent- schädigungSsumme bestimmt« Maßnahmen zur Sicherung der Forderungen der Bauhand werker und Baulieferanten zu treffen. Zur Erleichterung der steuerlichen Belastung des GastwtrtSgewerbeS verwendete sich die G«. werbekammer für «inen alsbaldigen Abbau der Vergnügungssteuer. In einem Bericht an die KretShauptmann. schäft DreSden-Bautzen schlug di« Kammer vor, die Arbeitszeit für di« Herstellung leicht ver derblicher Sondttoretwaren an Sonntagen auf die Zett von 10 bis 12 Uhr festzusetzen. Di« zum Schutze -e- gewerbltchen Mittel- standeS von den Gewerbekammern immer wie der erhoben« Forderung nach «inem wirksam«« Verbot der Zugaben ist nunmehr wenigsten- -um T«tl durch da» Gesetz über da» Zugabe wesen vom 12. Mai 1S83 «rfüllt worden. Eine Reihe weiterer Maßnahmen zur Abwehr der dem Einzelhandel au» -er gegenwärtigen Wirt- schaftlichen Not drohenden Gefahren und zur Sicherung de- Bestände» der mittelständischen Betriebe de» Einzelhandel- hat die Reichs- regierung t« -em al» UebergangSmaßregel ge- dachten Gesetz »um Schutze des Einzelhandels vom 12. Mat 1SSS getroffen. Darin ist u. a. enthalte» «in bi» 1. November 1988 befristetes Verbot der Errichtung vo» Verkaufsstellen und der Uebernahme von Verkaufsstellen durch «in Filialunternehmen. Das Verbot der Er- richtung vo» Einheitspreisgeschäften gilt nun- mehr unbefristet. In Warenhäusern, Einheits preisgeschäften und Konsumverein-Verteilungs, stellen dürfen Handwerksbetriebe nicht errichtet werden. Die Ausübung des Handels mit Gegenständen d«S täglichen Bedarf» kann küns- tig untersagt werden, wenn sich au» einer Ber- urteilung des Handeltreibenden wegen Ver- letzung fremden Vermögens oder wegen unlau- teren Wettbewerbs seine Unzuverlässigkeit er gibt. Um dem Verbot -er Errichtung von Zweig- geschäften -uvorzukommen, suchten Großfiltal- unternehmungen t» den letzten Tagen ihr Filialnetz mit größter Beschleunigung zu er. weitern. Die Gewerbekammern beantragten deshalb, daß da- Verbot rückwirkende Kratt erhält. Aus oem wermswale Da» «»«der-ericht fiir »a» La»- Sachse« in Freiberg beschäftigte sich am Dienstag t» der Hauptsache mit Gvrengstoffverbrechen. Dir Hauptverhandlung beschäftigte sich mit vier Angeklagten au- Riesa, die au» der Unter. suchungShaft vorgeführt wurden. E» handelt sich um vier Mitglieder de» aufgelösten Reichs, banner». Unter Anklage standen ber 86 Jahr« alte Bauschlosser Han» Wolf und dn SS Jahre alte Rob. Wendrich, ber SS Jahre alte Arbeiter Willi Müller und der 87 Jahre alte Arbeiter Ernst Neumüller, sämtlich au» Riesa. Bei sämtlichen Angeklaz. ten wurden Sprengstoffe gefunden. Bet de« beschlagnahmten Material befinden sich Spreng, körper, -ie die Angeklagten au» dem Volks, hau» weggeschafft haben, um ihre Organisation nicht zu belasten. Eie find dabet in gerade», unverantwortlicher und leichtsinniger Weise mit dem Sprengstoff umgegangen. Man hatte -ie Sprengkörper in Lampenarmen in de» oberen Stockwerk -e» Volk-Hause» versteckt. Sodann hatten -ie Angeklagten -ie Absicht gehabt, die Sprengstoffe nach Rö-erau wea. zuschaffe». Mit dem Sprengstoff wollten sie Eisenbahnanfchläge verüben. Nach 8 7 -es Sprengstoffgesetzes wurden verurteilt: Wolf m einem Jahr sechs Monaten Zuchthaus, Wend, rich zu drei Jahren sechs Monaten Zuchthaus, Müller zu zwei Jahren sechs Monaten Zucht- hauS, Neumüller zu einem Jahr Zuchthaus. Wendrich wurden die vürgerehrenrecht« auf drei Jahre aberkannt. Der am 2. Dezember 1878 in Hainiche« geborene kommunistische Appreteur Pluttig auS Meerane war vor dem Freiberger Gericht als Sprengstoffverbrecher angeklagt. Bet ihn» wurden bei einer Haussuchung zwei Patrone^ Zündschnuren und Sprengkapseln gefunden, die er in einem Artillerte-Unterstanü gefundeu hatte. Pluttig erhielt zwei Jahre Gefängnis wegen Vergehens gegen 8 8 beS Sprengstoff. gesetzeS, in diesem Zusammenhänge mit Ver stoß gegen daS Gesetz über Zurückführung und AblieferungSverpflichtung von HeereSgut. Gereke vor Gericht D«r Prozeß gegen de« frühere« Reich», kommissar für Arbeitsbeschaffung, Dr. Gereke beginnt am Donnerstag. Am Donnerstag, dem 18. Mai, beginnt vor der 8. Sttrafkammer beim Landgericht l in Berlin der Prozeß gegen den früheren Reichs- kommissar Dr. Günther Gereke. De« Vorsitz der Verhandlungen führt Landgerichts direktor Jasper. Als Vertreter der Anklage- behörde tritt Staatsanwalt Assessor von Haakr auf. Dr. Gereke wird von Rechtsanwalt Dr. Langbehn verteidigt werden. Der Prozeß dürfte etwa drei bis vier Tage dauern. Dr. Gereke wird LeS Betruges in drei Fällen sowie der Untreue in einem Falle beschuldigt. Mit- anaeklagt ist -er frühere BerbandSvertreter und Sekretär Dr. GerekeS, Arthur Frei gang, dem Beihilfe zum Betrug in zwei Fäl len und Beihilfe zur Untreue zur Last gelegt wird. — Der Angeklagte Dr. Gereke befindet sich seit dem 24. Mär- in Untersuchungshaft. Der Mitangeklagte Arthur Freigang befindet sich auf Grund einer Anzeige des Berteidiger- Dr. GerekeS seit dem 1S. AprU in Hast. Bozen soll Großstadt werden Wie die faschistische .Alpenpost" meldet, wurde von -en Behörden ein BebauungSpla» für die künftig« Entwicklung Bo»«n» aus- gearbeitet. Da» Blatt «rklärt, -aß «S in -er Absicht Mussolinis lieg«, innerhalb vo» fünf zig Jahren aus Bozen «in« Stadt mit 100 000 Einwohn«rn zu machen. Um diese von Musso lini beabsichtigt« Großstadt zu schaffe», wurd« der n«u« Bebauungsplan auSgearbettet, der insgesamt siebe» große Stadtviertel vorsteht. Var Wck von l.autentkal llomsn von ?sul krnrt 58 Jn^bef GefAksHZfk befand stch"äuH MRstz^ Gr saß dem Fräulein gera-e gegenüber. Er hatte ihren Blick aufaesangen, -en sie auf den verzog geworfen. Mit ernstem Desicht»au»- -ruck und mit Zucken in den Mundwinkeln sagte er über de, Tisch hinüber: „Der leitende Staatsmann eine» Lande, hat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen." Da konnte sich da, Fräu lein nicht mehr halten. Sie lacht« lo». Erstaunt Iah sie ihr Nachbar an, er hatte ein Stück Blutwurst auf -er Gabel stecke«, die halb erhoben war. Unterdessen hatten in Lautenthal Männer fleißig gearbettet. Längst war die Eingang,pforte fertig; sie war mit Tannenzwei- aen benagelt, und die beiden wilden Männer, zunächst noch i» den umgeworfenen Pferdedecken, und auf Holzpantoffeln, prvb- te« au», wie sie stehen und ausschauen würden. Jeder hatte eln ausgeristen«» Fichtenstämmchen in der Hand wie der wild« Mann auf den Geldstücken gebildet ist. Der Lehrer hatte feinen Kindern Anweisung gegeben, sich ihr schönste, Dewanb anzu- »iehen; er hatte sie in der Echulstuh« versammelt und üdte mit chnen ein Lied ein, mit welchem er de» Herzog empfangen wollte; natürlich hatte er da» Lied mit ihnen früher schon ost geübt; e» war da» Lied vom Jäger au» Kurpfalz, der durch den grünen Wald reitet. Aus der Straße waren Jungen al» Posten aufgestellt; der äußerste mußte dem zweiten zurusen, wenn er die Wagen rrdlickte, und so sollte der Rus durch di« ganz« Postenkette gehen di» in den Ort. Alle» harrte der kommenden Ding« Auch di« Erwachsenen hat ten sich in ihre besten Kleider geworfen. Die Männer standen i« den Haustüren, sahen di« Straße hinunter und warteten, ble Frauen machten sich noch im Haus zu schaffen. An einer geeigneten Stell« am Waldrand war die Bühne ausgeschlagen und standen bi« Bänke sür die herrschaftlichen Zuschauer. Es war vvcgefehen, daß di« Leute aus dem Ott im Hintergrund »nter ben Bäumen stehen und an bem Stück gleichfalls teil- nehmen konnten. Ueder die Bühne hinweg oder sah man in da» stille Tal mit der Kirch«, den fleißigen und saudern Häuserchen. Da kam der Ruf ber ausgestellten Hungen: „Sie kommen" ver Lehrer zog schnell mit seinen quirlenjßkn und aufgeregten Klnberss zü ber ^forke, wo schon öle wkkben Mävner iwckt und frostig im Blätterschurz mit dem Bäumchen in der Hand auf beiden Seiten standen. Er ordnete die Kiner; auf di« eine Seite di« Reihe der Mädchen, auf die andere hie Reihe der Knaben, die beständig noch verstärkt wurde durch die zurück- laufenden Posten. Schon drängten sich dle Erwachsene« ans beiden Seiten der Straße hinter der Reihe der Kinder und machten neugierig lang« Hälse di« Landstraße hinad. Da kam auch ber Pfarrer geschritten im Talar «nterm Arm seine Bibel mit breitem Goldschnitt. Er stellt« sich auf d«r inner«« Seit« der grünen Eingangspforte auf. Nun waren die ersten Staubwolken zu sehen, schon Härte man Pferdetrappeln. Da kam auch schon der erste Wagen; l« dem saß ber sunge verzog, nachlässig zurückgelehnt. Er richtet« sich aus, al, er an die Pforte kam, und grüßte, all« L«ut« rieft» ihm eine Begrüßung zu, der Lehrer erhob seinen Taktstock, »nd die Kinder sangen den Jäger au, Kurpfalz. Sie sangen be» ersten Der», und unterdessen kamen hinter dem Herzog die andern Wagen a» und hielten in einer Reih«. Während da» geschah, erschien auch der Geheimrat, der noch hei der Grude sich hatte allerlei zeigen lasten; er trat neden den Pfarrer. Di« Kinder sangen den zweiten Der, vnd sangen den dritte« Der,; der Geheimrat flüsterte dem Pfarrer einige Worte zu, und der macht« dem Lehrer ein Zeichen; so kam « nicht -um vierte« Der,. Al, nun Stille »ar, trat der Pfarrer cm de» Wagen; er la, au, ber Bibel ein« Stelle unb sprach bann einig« kurM Worte, welche der Herzog mit zerstreutem Gesicht,ausdruck cm- bötte. Die Frau von U»lar saß in einem der Wagen, aber Thilo, Eva und Fräulein von Glück hielten zu Pferbe. Einmal wäh rend der Rede des Pfarrer, sah sich der jung« Herzog nach dem Fräulein um. Die Rebe d i Pfarrers war zu Ende, und nun sagt« der Herzog einige D rt« de» Danke»; er sagte sie mit leiser Stim- me, und man sah ihm die Verlegenheit an. Plötzlich, noch «he er zu Ende war. denn die Hintenstehenben hörten nicht« von - den Worten des Herzogs, kamen laute Hochrufe, die Leute hielten die Hände hoch und riefen laut, und ihre Gesichter, denen man die Soraen und di« Not der letzten Zeiten anfah, waren glücklich und strahlend. Nun kam der Geheimrat vor, er begrüßte ehrfurchtsvoll den Monar^en der etwas errötete, und soat« dann dem Kut- scher ein paar Wort«. Er gab ihpea Acuvsllung. «ie er ßadren und wo er basten sollte M, er zurMgetrkken, wtzte fbb der Wagenzug langsam in Bewegung. Hinter dem letzten Wage», i» dem die Komödianten saßen, ritten Thilo und die Mädchen. Auf dem Marktplatz hielt der Zug. Do waren im Freie« Tifche und Bänke errichtet, an den«n die Herrfchaften später speisen sollten; abgeschlagen« Tännchen waren da t« die Erde gepstan^, die Schatten geben sollten. Der Herzog stieg ans, die Herren unb Damen vom Gefolg, stiegen aus, und dk andern verließen ihre Pferd«. Der Zvg ging di« Straß« hinauf, welche zum Wald führte. 8n wenige« Minuten hatte man den Ott hinter sich, bann waren ba zu bei den Setten abhängige Wiesen: unb bald war man im Walb. Da war denn auch schon die Vübne zu sehen mit den Bänken dahinter. Die Leute aus dem Ott hatten sich auf allerhand stein« Dege v«tteilt und strebten bunt unb unruhig gleichfalls »ach der Höh«. Al» d«r Herzog mit dem Hof vor den Bänke» ankam, da standen schon im Wald unter den Bäumen die Leut«, Männe, wie Frauen, neugierig und still, und sähe» auf di« leere BreNerduhn«. Der Geheimrat ging neden dem Fräulein. Er sagt«: „Ich hofft« Euch in Gittelde noch anzutreffen, al» ich von dem Vogt zurückkam Ader Ihr wart schon abgeritten nach Langelsheim." Da» Fräulein errötete und erwiderte nicht». Sie hatte eine« kleinen Flchtenzweig in der Hand, den sie zerpflückte. „Der Herr Herzog muß nun wohl die Dichtung anhörea, di« da vor ihn aufgeführt wird", sagte der Geheimrat. „Mir hat sie der Dichter schon vorgelesen, und er wird e» mir gewiß nicht allzufehr verübeln, wenn ich sie nicht noch einmal anhör». Ich möchte mit Euch sprechen. Wir gehen hier Zur Linken eine« Fußweg in di« Höhe." Da» Fräulein hatte eme Einwendung machen wollen, aber sie sagte nicht» und ging mit ihm. Bald hatten die beiden die Menschen hinter sich und ginge» nun auf den glatten Fichtennadeln allein in dem stillen Wal-, in dem nur von fern da» Summen der Menschen zu hören war. „Ihr wißt, um wa» e» sich handelt", sagte der Geheimrat. „Ihr wolltet eine Zeit de» ruhigen Nachdenken, in der Natur baden. Die habt Ihr nun gehabt Ich habe Euer Verlange» billig gefunden, denn Ihr seid jung, Ihr habt noch keine Erfah rung de» Leden», unb Ihr kennt Euch selber noch nicht. Ich kenn» Euch bester al» Ihr" Da» Fräulein wollt« ihm entgegnen. Ab«r da dacht« fie: „Er bat ä «ch^" Si«
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