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Drittes Blatt Ar. 306 Sonnabend, den 31. Dezember 1932 MWz W MkMim Helfe einer dem anderen! Der Präsident des deutschen Roten Kreuzes, o. Wtnt«rfvld-Menkin hat an die MitgltvdS- vereine und Mitarbeiter des deutschen Roten Kreuzes di« folgend« Neujahrskundgedung gerichtet: In dieser harten Notzeit fühle ich mich an der Schwell« des neuen Jahr«S allen Mit. gliedern und Mitarbeitern des Roten Kreu- ze», Männern und Frauen, Alten und Jungen, und in welcher Tätigkeit st« sich befinden mSgen, aufs engste verbunden. Ich weiß, daß fast all« unter eigenen Sorgen die Sorgen mittragen und lindern geholfen haben. Sie haben damit dem Gedanken des Roten Kreuzes auf da» vortrefflichst« g«dient und ihm durch ihr Beispiel weitesten Bolkskreisen in seinem Segen sichtbar gemacht. So ungewiß das neue Jahr vor uns liegt, so gewiß bleibt unsere Aufgabe unter Lem Zeichen des Roten Kreuzes in unserer Nächstenpflicht zusammenzustehen und so aus unserer Gemeinschaft des Helsens di« groß« Volksgemeinschaft des Helfens er wachsen zu lassen. „Die Not muß alles Tren nende überwinden." Dieses Wort Hindenburgs der Winterhilfe in diesem Jahre drückt Sinn und Ziel der Noten-Kreuz-Arbeit aus und soll unser« Reihen stärken für Lie Erfüllung un serer einigenden Mission durch Opfer unb Liübe. Ein jeder von uns wird dann seinen Teil daran helfen, den Weg unseres Volkes zu leiblicher, geistiger und seelischer Gesundung zu bereiten. * 2788309 Wohlfahrts- Erwerbslose Der Deutsche Städtetag teilt mit: Die Zahl der von den Gemeinden unterstützten Wvhl- sahrtsern'erbslosen ist nach Len Ermittlungen der Arbeitsämter und Wohlfahrtsämter im November weiter stark gestiegen. Nach der amtlichen Zählung sind insgesamt 2 310 000 so- genannte anerkannte" Wohlfahrtserwerbslose ermittelt worden, das sind gegenüber dem pktober rund 110 000 mehr. Nach den Er- mittlungen des Städtetages treten zu dieser Zahl weiter« rund 400 000 arbeitsfähige Er- werbslose hinzu, die gleichfalls von den Ge meinden unterstützt werden, die aber bet der g». BersorgungSbeziige. Die auS der Säch sischen Staatskasse an Beamte, Geistliche und Lehrer und deren Hinterbliebene zu gewähren- den Versorgungsbezüge werden für die erste Hälfte des Monats Januar 1S33 am S. Januar ausgezahlt. gS. D«r Präsident der Leipziger Gewerbe« kammer, Thalheim, der seit dreißig Jahren als Mitglied der Kammer und seit vierzehn Jahren als deren Präsident gewirkt hat, ist von seinem Posten zurückgetreten. Die Gewerbe kammer ernannte ihn in der gestrigen Sitzung zu ihrem Ehrenmitglied. Der Präsident des Deutschen Handwerker- und Gewerbekammer tages, Stadtrat Pflngmacher, überreichte ihm den Ehrenring des deutschen Handwerks. gS. Heranziehung von Witwen zur Bürger« steuer. Das Ministerium des Innern gibt be kannt: Auf eine Frage, die die Heranziehung von Witwen solcher Steuerpflichtigen betraf, die nach dem 10. Oktober 1932 verstorben sind, hat sich der Reichsminister der Finanzen wie folgt geäußert: Wer den Zeitpunkt der Fällig keit einer Rate der BUrgersteuer nicht erlebt, ist von dieser Rate befreit. Liegen die Voraus setzungen für die Befreiung von der Bürger steuer beim Ehemann vor, so erstreckt sie sich auch auf die Ehefrau (8 19 Abs. 3 BSt.DB. 1938). Hiernach ist die Witwe eine» Steuer pflichtigen, der nach dem Stichtage (10. Oktober 1932), aber vor dem 1. Fälligkeitstage (bei Lohnempfängern z. B.: 10. Januar 1938) ver storben ist, von der Bürgerfteuer 1983 in vollem Umfange befreit. gS. Um die Korstarbeiterlöhne. In einem von der sozialdemokratischen Landtagsfraktion eingebrachten Anträge wird die Regierung er sucht, die Staatsforstverwaltung anzuweisen, die am 14. d. M. erfolgte Kündigung des Forst arbeiterlohntarifs mit sofortiger Wirkung rück- gängig zu machen. Es soll jedwede Senkung des Lohneinkommens der sächsischen Forst arbeiter verhindert werden. gs. Schutz gegen Wildverbiß im Obstgart««. Die Pressestelle der Landwirtschaftskammer weist darauf hin, daß bei Schnee und Frost Kaninchen, Hafen und Rehe bei Futtermangel gern die Rinde der Bäume benagen. Ein sehr einfaches und wirksames Mittel gegen Wild- verbiß ist eine ranzige Speckschwarte, mit der man die Stämme gründlich einreibt. DaS Wild, das gegen Gerüche außerordentlich emp findlich ist, meidet dann die so verwitterten Bäume. Bewährt hat sich als Anstrich für Obstbäume auch eine Mischung aus Lehm und Nieseldung. Aber auch hier muß man den Die Presscfahrt Les Blitzzuges Berlin—Hamburg Zu einer ersten öffentlichen Fahrt mit dem Blitzzng Berlin — Hamburg hatte die Reichs bahndirektion die Pressevertreter gestern eingeladen. Vor Beginn der Fahrt erklärte Neichsbahn-Direktor Ing. Fuchs die Konstruktion des Zuges und seine besonderen Stvrteile. Dr. Fuchs wies darauf hin, daß sämtliche Probefahrten, die bisher zwischen Berlin und Hamburg ausgeführt wurden, zur Zufriedenheit der Reichsbahn verlaufen sind, so daß man mit der Einstellung des Wagens in den regelmäßigen Verkehr demnächst rechnen kann. — Unser Bild zeigt links den Durchblick aus den Führerstand des Schnelltriebwagens von innen, rechts: Ler Führer stand von außen gesehen. amtlichen Zählung nicht berücksichtigt sind, weil nach den amtlichen Zählungsvorschriften Per sonen über 60 Jahre und die groß« Zahl von früher selbständigen Handel- und Gewerbe treibenden ausgeschlossen werden. Bei diesen Personen handelt «s sich jedoch' um durchaus arbeitsfähige und arbeitswillig« Menschen und nicht etwa, wie gelegentlich bechauptel ist, um städtische Armenpflegling«, Sozialrentner, Kriegsbeschädigte, Krüppel usw., die in ihrer Gesamtheit nochmals mit einer Zahl von 1600 000 den Gemeinden zur Last fallen. 58 Zahre Strafregister Sin Jubiläum, das nicht jedem angenehm fein wird. Ende 1882 trat die deutsche Straf registerverordnung in Kraft. Nach der Gründung des Deutschen Reiches hatte sich di« Notwendigkeit herausgestellt, „für jede dem Inland angehörende oder durch ern deutsches Gericht verurteilte Person eine Stelle zu schaffen, wohin alle beachtenswerten Verurteilungen derselben mitgeteilt werden und wo über die letzteren jederzeit er schöpfende Auskunft zu erlangen ist". Die unvollkommenen „Straflisten" der früheren Zeit erfüllten ihren Zweck in keiner Weise. Erst das neue deutsche Strafregister brachte eine gewisse Ordnung in die Dinge. Die Strafregisteroerordnung von 1882 bestimmte, daß die Strafregister bei einer s Behörde, in deren Bezirk der Geburtsort j einer Person liegt, zu führen sind. Gewöhnlich werden die Strafregister von der Staats- anwaltschast angelegt, in Sachsen und Baden jedoch vom Amtsgericht. Nacheinander haben fast alle Kulturstaaten Strafregister angelegt. Untereinander wurde sogar ein wci gehender Austausch von Sttasnachrschien vereinbart. Im Strafregister werden in der Regel aAe Zuchthaus-, Gefängnis- und Haftstrasen ein getragen, in be^ch änktem UNrsaage auch die Geldstrafen. Nach Ablauf einer bestimmten Frist darf über die Eintragungen im Straf register nur noch beschränkt Auskunft ge geben werden. Ausnahmen v?n der Regel , werden jedoch zugelaufen. Äm allgemeinen hat sich das Strafregister in dem halben Jahrhundert seines Bestehens als sehr nützlich erwiesen. * gS. LandeSlotterle. Die 3. Klotze der 202. Sächsischen Landeslotterie wird am 16., 17. und 18. Januar 1933 gezogen. Die Erneuerung der Lose ist noch vor Ablanf des 7. Januar 1983 bei dem Staatslotterie-Einnehmcr, besten Name und Wohnort den Losen aufgedruckt und auf- gestempelt sind, zu bewirken. ?iie bequem man in dem Blitzzug sitzt, zeigt unser Durchblick Lurcy Len Pastag.erraum. Für das leibliche Wohl der BUtzzugpasja giere sorgt ein Büfettbetrieb der Mitropa. Aeuja-rswunsch 1SZZ Don Gert Iohannes Kirsten. Du neues Iahr, sei du uns gut! Stärk uns mit neuem, festem Mut. — Schenk uns bald Arbeit und auch Bvot! Wir armes Volk wir leiden Not. Wirf Segen in die Hoffnungssaat, Die wir gestreut in schweren Stunden. — Dem schwachen und recht müden Staat Gib Kraft, damit er kann gesunden. Und wenn der Glocke Schlag erdröhnt. Der kündend deinen Einzug preist. Dann wollen wir mit dir versöhnt Den Weg beschreiten, den du uns weist! Anstrich von Zeit zu Zeit erneuern. Am wirk samsten schützt der Landwirt seinen Obstgarten gegen Wildverbiß durch Schaffung von Futter stellen. Ist die Aufstellung von Futterkrippen zu umständlich, so genügt eS, täglich an dieselbe Stelle Futter zu streuen. gs. Die Neubauwohnung«« be» Jahres 1932. Nach den neuesten halbamtlichen Schät zungen sind im Jahre 1932 im Reich nur rund 120000 Wohnungen fertiggestellt wor den. In den Jahren davor betrug die Zahl der Neubauten im Durchschnitt 300000. Di« Ursache des Sinkens der Neubauzahl ist in der Hauptsache darauf zurückzuführen, daß 1932 weitaus weniger öffentliche Mittel für den Wohnungsbau zur Verfügung gestellt worden sind. Zwanzig Zahrr Angestelltenversichernng Eine zeitgemäße Erinnerung zum 1. Jannar 19S». In der Ueberlülle der Neujahrsartikel soll eine besondere Bedeutung des 1. Januar 1938 nicht vergessen werden. An diesem Tage kann hie deutsche Angestelltenversicherung auf ein 20jährigeS Bestehen zurückblicken. Bis zum Jahre 1918 gehörten die Ange stellten mit einem Jahreseinkommen btS zu 2000 Mark zur Invalidenversicherung. ES bedurfte zehn Jahre intensivster Arbeit, um den Gesetzgeber zur Schäftung etner besseren und umfassenderen Versorgungseinrichtung für die Angestellten zu veranlassen. Daß der Entschluß damals der Regierung schwer fiel, ist heute bei einem Rückblick verständlich. Maa betrat mit der AB vollkommenes Nenland, f» daß eine gewisse Vorsicht darchaas am Platze war. Die Entwicklung der Anqestelltenverstche- < rung vollzog sich demgemäß in gewissen Stu fen. Man gab zunächst den Versicherten einen weitgehenden Einfluß auf die Verwaltung. Hinzu kam gegenüber der alten Invaliden versicherung eine allgemeine Hebung des Lei stungsniveaus und in Verbindung damit na türlich auch deS BeitragSstandeS. Gerade der letztere Punkt war von Bedeutung. Eine wesentliche Verbesserung der NentenvorauS- setzungen konnte natürlich nur auf der Basis höherer Beiträge dnrchgesetzt werden. So bald diese Basis geschaffen war, trat an die Stelle der allgemeinen 66^prozentigen Inva lidität der Invalidenversicherung die 50pro- zentige BerufSunfähtgkett, an die Stelle der 70-IghreS-Grenze für die Altersrente die S5-Iahre--Grenze, an die Stesse der Renten- qcwährnng an nur invalide Witwen der all- gemeine Witwenrentenanspruch, und schlick- >lich an die Stelle der Waisenrentengcwäbrunq lediglich bis zum 13. Lebensjahr eine solche ,biS zum 18. Jahre. Auch d^s Heilverfahren konnte standesgmäß ausgestaltet werden. Die positive Entwickln««, die die nene Ber- ficherungssor« «ahm, laßt sich am besten «« ei» paar Zahle« ablese«. DaS Heer der VersicherungSpslichtigen, das 1918 etwa 1,7 Millionen betrug, hat sich biS heute verdoppelt. Die Zahl der Ruhegcld- empfänger dürfte 1932 auf etwa 190 oog, dte der Witwen- und Waisenrente« aus etwa 125 000 angewachsen sein. Das Heilverfahren kommt alljährlich Zehntauscnden von Ver sicherten und ihren Angehörigen zugute. DaS Vermögen der Versicherung hat bereits den Betrag von 2 Milliarden überschritten. Leider ist durch die Wirtschaftskrise in dies« stolze Entwicklung eine recht «cinlich spürbare Bresche gelegt worden. Die Notverordnungen der Reichsreqierung, besonders die vom 8. Dezember 1981 und die vom 14. Juni 1982 bezogen die selbständige Politik der Angc- stelltenversicheruna kurzerhand wieder in die der Invalidenversicherung ein. Schwere Abdavmaßvadmen ersvl-ten. ob wohl sie «ach dem fin-nzie"-n Stand der A B. eigentlich nicht «Stig waren. ES war ein geringer Trost sü'' die Angcstetz», ten, dgß dte schlimmsten Verknste am 14. Juni 1982 wenigstens zum Teil wieder anfg-hoben wurden und das Snstem der M^hrleistvo-n neben den Regrlleistungen auch für die A.B. Geltung bekam. Allerdings knüpsen sich gerade an dies Snstem die wichtigsten Wünsche, die anläßlich des JublläumStage» von den Angestellter» m»