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Zweites Vlatt Nr. SOV GonnabenS, den S1. Dezember 19S2 Deshalb fiel der Mietpreis? Wie uns von fachmännischer Seite er. klärt wird, dürfte der nach den Feiertagen eingetretene katastrophale Rückgang des Vutterpreises nur eine vorüber« sehende Erscheinung sein. Im -eut. schen Butterhandel waren nämlich nach den Weihnachtsseiertagen die Vuttervor- räte erheblich gröber, als man vorauSge« sehen hatte. Der Grund: das Weihnachts geschäft ist weit hinter den Erwartungen -es Butterhandels zurückgeblieben. Die überschüssigen Vorräte mutzten nun mit möglichster Beschleunigung auf den Markt geworfen werden; die Folge war das Sinken -er Preise. Dazu kommt, daß auf dem Weltmarkt im Augenblick geradezu eine Rekord baisse in Butter besteht. Auf dem Welt markt dürfte die Depression allerdings länger anhalten, da sie ihre Ursachen hauptsächlich in oer Konferenz von Otta-, wa hat. Die europäischen Butterprodu- -enten können nach dem Abschluß des Vertrages von Ottawa ihre Produkte nicht mehr in dem alten Ausmaß in England und seinen Kolonien unterbringen, da England seinen Butterbedarf jetzt zum größten Teil aus seinen Dominien deckt. Besonders betroffen wird davon Däne mark, der Hauptlieferant Englands. So kommt es, daß die Margarineverordnung zunächst ihren Zweck noch nicht erfüllen kann. Der letzte Notruf im alten Mr Der Sächsische Landbund Hal an den Reichskanzler folgendes Telegramm gesandt: „Sächsische Landwirtschaft ungeheuer erregt über unverständliche Tatenlosigkeit der Reichsregierung angesichts des kata strophalen Rückganges der Butterpreise und Preisentwicklung am Eetreidemarkt. Der- langen sofortige wirkungsvolle Maßnahmen für Deredelungswirtschaft. Vordringlich« Buttereinfuhrsperre. Erwarten endlich un verzügliche Verwirklichung wiederholt zu- gesagten Schutzes für Landwirtschaft. Sach, sischer Landbund." Noch nicht „alles in Butter" Die sozialdemokratische und die kommuni- sttsche Fraktion haben im Reichstag übereinstim mende Anträge eingebracht, die fordern, daß die Verordnung d«S Reichspräsidenten über die Verwendung inländischer Fette — die Butter- Margarine-Verordnung — vom 23. Dezember 1SS2 aufgehoben wende. M MtMlWt KMW! Das deutsch-französische Verhältnis Staatssekretär z. D. Frhr. v. Rhein baben, das Mitglied der deutschen Ab. rüstunaSkonferenz, beschäftigt sich in einem in der Neujahrsausgabe der »Düsseldorfer Nachrichten" veröffentlichten Artikel mit der Frage der Möglichkeit einer arund- südlichen Neuerung in den deutsch-fran- zösischen Beziehungen als Kern pro- olem deutscher Außenpolitik. Der Ar tikel kommt zu folgendem Schluß: „Eine jüngere und einsichtigere Gene» ratio» kommt in Frankreich allmäh- lch z« Macht und Einfluß, die einz«. sehe« beginnt, daß wir allein dann weiterkommen werden, wenn »Ver sailles" als beherrschendes Prinzip liquidiert und eine Politik getrieben wird, die Realitäten «nd Wirklich- ketten berücksichtigt «nd «ach gleichem Recht i« beiderseits freiwillig über- «ommene« Verpflichtungen die ge meinsamen Aufgabe« der Gegenwart z» meister» strebt. Zunächst brauchen wir zwischen Deutsch land und Frankreich eine auf solcher Grundlage beruhende Periode normaler Beziehungen, ebe Weiteres und Umfassen, deres geplant oder gar in Angriff genom. men werden kann. Solche „normalen Beziehungen" haben wir bisher zwischen Deutschland und Frankreich nicht, und -er «-brauch der große« Worte vo» „Berständignna", vom „verei«igte« Europa" «nd ähnlichem hat angesichts der aanz andere« «nd harte« Wirk- lich^eit nur dazn betgetraqe«, die prak. tische« »>d seelische« Schwierigkeit«« »ad Widerstände gege« irgendeine Form wirklicher Zusammenarbeit z« vermehre». So liegt die Aufgabe der nächsten Periode deutscher Politik gegenüber Frankreich in folgendem: Deutschland muß durch klares Festhalten an dem Mindestmaß dessen, was es braucht, um mit gleichem Recht auf allen GebietLn neben Frankreich zum festen Pfeiler europäischen Wiederauf baues zu werden, die zweifellos vorhan denen Tendenzen der französischen Politik stärken, dieser „deutschen Realität" Rech nung zu tragen!" Wahrheiten, die Polen peinlich waren Warschau, »1. Dezember Ma-toj Die polnische Regierung hat ihren Gesandten in Berlin beauftragt, beim deutschen Auswärtigen Amt Protest gegen die „RevisionSpropaganda des deutschen Rundfunks" «inzulegen. ES -au- deU sich um die Grenzlandkundgebung der Orag am Mittwoch, Durch die Rundfunküber tragung dieser Kundgebung sei, nach Mei nung Polens, das deutsch polnische Rundfunk, abkommen vom März 1VS1 verletzt worden. Rattonalbank erleichtern, weitere Lockeruna« der bisher im Interesse der Währung gclrofse- nen einschränkenden Bestimmungen zu treff«. ES werde auch alle» getan, um den Transfer wieder aufzunehmen, wenn man auch damit rechnen müße, daß dieS nur schrittweise gesche hen könne. Englischer „Konkurrenz". Aeid Die englische Presse hat das größt« Interesse für den „Fliegenden Hanseaten" gezeigt, da auch in England die Einführung eine- schnellen Zug verkehr» zu den Kragen gehört, die da» Publi kum auf da» lebhafteste interessieren. Zu der Rekordfcchrt de» „Fliegenden Hanseaten" hatte die englische Presse behauptet, daß der neue Schnellverkehr zwischen London und Brighton ein« noch größere DurchschntttSgeschwtndigkett erreichen werde. Am Freitag ist nunmehr dies« neue vollelektrische Strecke in Betrieb genommen worden. Die Züge haben auf der Strecke eine Geschwindigkeit von Über 75 englischen Meilen, d. h. also nicht ganz 140 Kilometer in der Stunde erreicht. 28 Züge werden in Zukunft täglich diese Strecke befahren. Die Frag«, welches System, das vollelektrische oder daS dieselelektrische, den Vorzug verdient, wird von der englischen Fach presse auf daS lebhafteste erörtert. Belgien erhöht seineAoilmanern Der belgische Senat hat den Finanzplän«« der Regierung und den geforderten Vollmach ten zur Durchführung der Reformen -uge- sttmmt, fo daß bereits mit JahreSschluß die durch MinisterratSbeschluß vorgesehen« Er höhung einer Reihe von Zöllen und Einfuhr- rechten in Kraft tritt. Bon der Erhöhung wer denbetroffen: Alkohol, Essenzen, Zucker, Tabak, Kaffe« und vier«. Die Steuererhöhungen, die folgen werden, sollen erst Anfang de» Jahres bekanntgemacht werden. Heißer Boden Im Zusammenhang mit den Umsturzoorbe- reitungen in Barcelona wird weiter berichtet, daß insgesamt 1600 Bomben gefunden wurden, von denen 1400 geladen waren. Außerdem konn ten noch einige Maschinengewehr« beschlagnahmt werden. Die Madrider Abendzeitung „Boz" bringt Mitteilungen aus Sevilla, wonach auch dort von der Polizei revolutionäre Vorbereitun gen der Anarchisten und Syndikalisten entdeckt worden seien, die im Zusammenhang mit -er Bewegung in Barcelona stünden. Di« amtlichen Stellen bewahren strenges Stillschweigen üb«r diese Vorgänge. Für Sonnabend rechnet die Madrider „Na tion" mit der Ausrufung des Eisenbahnerstreik» durch die spanische Eiscnbahnergewerkschaft. Di« radikalen Elemente versuchen insbesondere in der Levante, in Katalonien, Aragonien und Anda- lüsten diese Streikstimmung für ihre Zwecke auS- zunutzen. MMS MWMMlL Handelspolitische Kampfansage Ne»y»rk, »1. Dezember lRadioj. Die «achtvolle Hearst-P reffe eröffne« i« ganz« Lande ein« riesig« Keldzag nnter der Parol« „Sanft a»erikanisch! Sanft amerikanische »ar«!" I» d« Zeitnng« wird d« ««Slä»- difch« War« aff« der Kampf »«gesagt. Die T»n»ad«d.A»»«abe »er „N««rk American" enthält allei« zwei ganze Seit« Artikel, t» den« geg« den Kans fremder War« Stellung g«»mm« wird. Beispielsweise wir» darin die v«nd-ag »« dentfchem Alnmiuin« an vord amerikanischer Schlachtschiffe verdammt. E» ist ei«e Ironie, daß dieser Feldzug »« Hearst «tsacht wird, der al» schärfster Hetzer geg« jegliche Abänderung der Sch«ld«abko»- m« bekannt ist. Hearst hat ferner Roosevelt eisrig »nterstlltzt und ist mehrfach »ff« dafür eingetret«, die Schalden-ahlnng« dnrch Zn- geständuisie ans handelspolitische» Gebiete zu erreichter«. Der Feldzug geg« d« Kans a«S« ländischer War« greift sehr schnei am sich. Er wir» «nch von der Spitzenorgaaisation der amerikanischen Gewerkschaften, der American- Kederatt«-»s Labor, »nterstützt. Kommunistenfurcht in Amerika Der demokratisch« Senator Eonally von Texas protestierte im Senat in scharfer Weis« -ag«g«n, -aß die Besatzung LeS an der mexika- ntschen Grenze gelegenen Forts Ruffell her- ausgenommen und die Truppen nach dem Grubengebiet von Kentucky verlegt werden Er gab die aufsehenerregende Erklärung ab, daß das SriegSdepartement dies« Ncuanord- nungen, den« zufolge einsame Grenzforts ge- schloffen und di« Truppen in die Nähe der Industriezentren zusammengezogcn werden soll«», l«btglich au» Furcht vor kommunistischen Aufständen getroffen habe. Senator Eonally wandt« sich vor allem dagegen, baß durch diese Anordnung« die amerikanische Grenzbevölke- rung vhn« Schutz bleibe und dem Unwesen der m«rtka»tsch« Räuberbanden au-gesetzt werd«. Neuer Apparat zur Fliegerabwehr Sin englischer Erfinder hat sich soeben einen Apparat patentieren lasten, der zur Abwehr von Luftangriffen verwendet werden soll. Der Apparat entsendet Strahlen, die die Orien tierung der feindlichen Piloten verhindern und sogar zur Erblindung der Piloten führen. Der Erfinder hat im Kriege als Letter einer Scheimverferabteilung große Erfahrung«» auf diesem Gebiete gesammelt und behauptet, daß sein Apparat einwandfrei arl»cit«. — Unser Bild z«igt den Erfinder mit der Apparatur, die gegenwärtig vom englischen Krtegs- ministerium geprüft wird. Oesterreich an der Iahresschwelle Es Hal seine Anleihe... Der französische Senat hat es nicht für nötig befunden, der ausführlichen Aussprache in der Kammer über die Garantie für die Oesterreich zu gewährende Anleihe noch neue Gedankenzüge hinzuzufügen und sich darauf beschränk, die von Paul Boncour gestellte Vertrauensfrage mit 144 gegen 68 Stimmen zu bejahen. Damit ist die österreichische An leihe endgültig sichergcsteM. ... und was für eine! Gelten noch hat Herriot den französischen Deputierten so offen und klar über Frank- reich- wirkliche außenpolitische Ziele eine Vor lesung halten müssen, wie diesmal, als es in -er Sammer wegen -er Bewilligung der fran zösischen Anloihetrange für Oesterreich hart auf hart ging. Herriot sagte eS brutal klar: „Wir wollen keine Zollunion, wir wollen nicht eine grohdeutsche Ellipse mit den zwei großen Mittelpunkten Berlin und Wien." In Wirklichkeit handelt es sich um eine lächerlich geringe Summe von etwa 20 Mil lion« Mark. v« be« rsv Millionen Schilling, die Oesterreich »«gesagt wnrde«, bleibe« Oesterreich selbst v«r SO Millionen. 100 Millionen bekommt die Bank von England und SO Million« die BIZ. in Basel als Niick- zahlungen für frühere Anleihen. Herriot wußte natürlich, warum er sein« glänzende Rhetorik für «ine „Lappalie von 20 Millionen" eirrsetzt«. ES galt nicht nur der Kleinen Entente eine moralische Stützung in ihrem Kampfe gegen -i« Revision zu geben, fondern vielmehr nach außenhtn den Borwurf Amerikas abzu- wehren, warum Frankreich d« nicht zuerst sein« Schulden an di« USA. bezahl«, anstatt auswärtige Anleihen zu übernehm«. Deswegen ward« „Alldcntfchlanb" s« leben dig als Drohgespeust -er Sa»»er »»r Ange« geführt, deshalb machte man ein« politisch« Demonstra tion größten Stiles aus einer fnranziell« An- gelegenheit kleinsten Ausmaßes. * Mit der Verlesung des SchlnhdekretS hat am Freitag die außerordentliche Tagung der Sam- mer und -cs Senats ihr Ende gefunden. Nach der Verfassung treten beide Kamme« am 10. Januar wieder zu einem ordentlich« Stt- zungsabschnitt zusammen. Aulunslsmusik Bet einer Art von Neujahrsempfang für die Vertreter der Auswärtigen Presse verwies der österreichische Bundeskanzler Dr. Dollfuß in einer Ansprache auf die Hauptpunkte der öfter- reichlichen Politik: Das Vertrauen im Inland, in die eigene Währung und Wirtschaft wieder aufzurichtcn und das Ausland davon zu über- zeugen, daß Oesterreich alles tue, um Treu und Glauben zu bewahren. Der Präsident der österreichischen National- bank, Dr. Kienböck, der an dem Empfang teil nahm, unterstrich besonders jene Umstände, die , geeignet sind, die Festigkeit der österreichisch« j Währung zu verstärken. DaS wachsende Ver trau« in die Währung werde e» auch -er