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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 31.12.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-193212314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19321231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19321231
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-12
- Tag 1932-12-31
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Monat
1932-12
-
Jahr
1932
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Mujahrsbrauche in Rumänien So reich da» rumänische Volk an Sitten im» Bräuche» ist, so wenig sind sie uns Deut schen bekannt. Die» «rag wohl daher kommen, -aß -ie Bücher, die über st« berichten, meist in rumänischer Sprache geschrieben sind. Da» Bukowiner LanLeSmuseum läßt durch Ueber- setzung eine» So n-crab-rucke» au» einem s«,. »er Jahrbücher in» Deutsche einen Einblick in einige Weihnacht», und Neujahr»bräuche der Rumänen tun, die sich, wie mir ein« Rumänin sagt«, noch bl» auf den heutigen Tag, wenn auch ver«tnzeU, erhalten haben. Der römische Ursprung der Weihnacht», »nd Neusahrbdräuche der Rumänen ist fast »tcht abzuleugnen, sobald mgn näher in sie «tndringt. Eh« man auf di« NeufahrSsttten «tngeht, muh man vorausschicken, daß sich gewöhnlich zwölf jung« Burschen im Alter von 18 bi» St Jahren schon vor Weihnachten, am Nikolaus- tag, den bi« Rumänen am 1S. Dezember feiern, -usammentun und dann im Elternhaus« eine» -er Burschen sich für di« bevorstehenben Feier- tage Darbietungen in Gesang, Dans und Mummenscher» etnüben. Die Väter d«r Bur- schen nehmen gern di« jungen Leut« in ihr Hetm aus, denn «in jeder erinnert sich dadurch fetn«r «tgenen vurschenzett und wird mit der Jugend wieder jung. Da- Heim, in dem sich -i« Burschen für da» Fest vorbereiten dürfen, bezeichnen sie für diese Zeit al» Herberg«, zu rumänisch Tautarea gazdet. den Herrn -eS Hause» nennen sie Herbergsvater, zu rumänisch Gazda. Der Bursche, der am feschesten tanzen kann, wird von der kleinen Burschenschaft al» Anführer gewählt. Ahm geben sie den Namen BUav (sprich Wataw). Die übrig«» «lf Bur« schen sind verpflichtet, ihm unbedingten Gehör, sam zu leisten. Als Zeichen seiner Macht trägt der B»tav «inen keulenförmigen, knorrigen Stab, den man meistens auSder Hasclnußstau-e kunstvoll geschnitten oder gekerbt hat, dessen obere» Ende oftmals «inen Ti«rkopf darstellt. Dieser Stab wird vielfach mit bunten Bändern umwunden und mit Schellen verziert. Man nennt ihn Eolindastab oder auch Burdugan- Seule. Unter Toltnda versteht der Rumäne einen Sonnenkultu». An einigen Gegenden bedient man sich eine» EolindastabeS, der eine au» Holz gefertigt« Hacke ist. Dem Colinda- stab, der in den Weihnacht», und Neujahrs, bräuchen eine Rolle spielt, schreibt man auch magische Kraft zu. Einen der Burschen wählt man zum Stellvertreter des V»taS, einem an- deren übergibt man das Amt eines Säckel, warte». Der Säckelwart hat di« Gelder, die den Burschen bet den Umztigen gespendet wer den, zu verwalten und darüber genaue Rechen- schuft ad-ulegen, ein Bursche trägt den Quer sack, in den die gespendeten Geschenke wandern. Scherzweise nennt man den Ouersackträger Packesel, zu rumänisch Stuteiapa. Wieder «in anderer übernimmt das Amt, di« Glocke zu schwingen, «in besonder» lustiger Bursche hat die Ziege au-zutanzen la juca para -- h. sich al» ein« solche maskieren und di« tollsten Bück« -u schießen), «in Bursche hat den„buhatu" tStier) zu tragen, «in anderer ihn brummen zu lasten. Bei den Umzügen haben die übrigen Burschen einen Pflug „en Miniatur" oder einen WtrtschaftSpflug zu tragen. Di« restlichen Bur- schen halten kur-stteltg« lange Peitschen in Hen Händen, mit denen sie vortrefflich zu knallen verstehen. Auch führen die Burschen b«t den Umzügen ost ein« Laterne mit sich. An dieser AestvorbereitungSzett stellen -»« Burschen in der Herberge den Stier „buhatu" und die Zteg« „capra", auch „turca" und „Cer- butul" (sprich: Tscherbutzul) genannt. Um die „buhaiu" h«rzust«llen, nimmt man ein kleine- bodenlose» Fäßchen, da» man an der einen Ocffnung trommelartig mit einem Stück Leder bespannt, in dessen Mitte «in kreisrunde» Loch ist, an welchem mittelst einem Querstäbche» (besten Enden an der Innenseite de» Fäßchen» am Leder einen Halt haben), ein Roßhaar- schweif angebracht wird. Diese Roßhaare wer den mit Schnee benetzt und einer der Burschen zieht daran, wodurch Düne, di« für da» Ge brumm (Gebrüll) eine» Stieres gelten können, wenn man etwa- Phantasie walten läßt. Die Eapra stellt man folgendermaßen her: An einem faustdicken Holzstab wird ein au» Holz geschnitzter Kopf, der einem Fuchs oder Widberkopf ähnelt, angebracht. Der Unter kiefer ist beweglich. Durch Anbrtngen eine» Am 18. Januar feiern die Rumänen den Silvesterabend. An diesem Abend beginnt der Umzug mit dem Pfluge. Dieser Umzug hat die Bedeutung des Glückwünschen»; rumänisch: Uratul. In den Orten, da man sich anstatt de» in der Herberge selbst gefertigten Pflügt en Miniatur nicht bedient, holt man «inen WtrtschaftSpflug herbei, desten Sterzen mtt Bändern und Schellen geschmückt werden. v«tm Umzug hat der Tänzer, der die Eapra au»- tanzen soll, seine MaSke anzulegen, der B-tav verwandelt sich in «inen Gret» und die an- deren Burschen nehmen die ihnen »»kommen, den Gegenstände in die Hand. Ist der Zug zusammengestellt, so beginnen alle Burschen mtt dem Glückwünschen — (cu uratul). D«r erste, -er beglückwünscht wird, ist der Her bergsvater, dann kommt die HerbergSmutter an die Reihe und schließlich drücken die Bur- schen allen Familienmitgliedern und Hau», genossen kräftig die Hand. Unter Peitschenknall und Glockengeläute, dabet darf da» Brummen de» „buhatu" nicht fehlen, beginnt der v-tao oder ein anderer Bursche, den die Burschen, schäft dazu auSevwählt hat, de» Lolindawunsch aufzu sagen. Der Neujahr»wunsch wirb nicht wie der WethnachtSwunsch gesungen, sondern deklamiert, und zwar muß der Vortragende an» Fenster im Hausflur treten. Um ihn herum stehen die Hausgenossen und die Kinder, die begeistert zu. hören. Nachdem der Vortragende einig« Verse hergesagt hat, fordert er die anderen Burschen auf, die Ochsen anzutretben. (Damit ist sym- boltsch gemeint, wenn der „buhatu" — der Stier schreit, ging der Pflug, mtt Ochsen be. spannt, über Len Acker.) Der „Dtter" beginnt zu schreien, Peitschenknall und Glockengetvn setzt ein und di« Burschen rufen: »Hai, hat" dazwischen. Die Tapra btldet den Mittelpunkt -e» Um- zuge», denn beginnt der Eapratänzer, nachdem Schnürchen» kann ber Tänzer den Unter, und Oberkiefer de» Tierkopfe- aus. und zuklappen, wodurch ein Klappern, da» dem der Kastagnet ten ähnlich ist, entsteht. Diesen Holzkopf über- zieht man mtt einem Fell, meisten» mit einem Ztegewfell, und näht ihm Ohren an. Auch Hörner, au» Holz hergestellt, dürfe» nicht seh- le«. Di« Innenfläche de» Ober, und Unter- tiefer» verkleidet man mtt rotem Tuchsto.s und an d«n äußeren Setten de» Unterkiefers bringt man ztegenbartähnltch etn Stückchen Fell an. Den Lapratopf ziert gewöhnlich etn langer mtt Fell verkleideter Hal». Ein aus Schaffellen zusammengenähter Mantel, -cr den Rumpf de» Tiere» darstellt, wird vom Eapratänzer über den Körper gestülpt, gleich einem Mantel, an dem aber ein« veffnung fretbleib«» muß, damit d«r Kopf der Lapra mtt dem Rumps« tn Verbindung gebrach» wer- de« kann. Ll» „Extrabeneftx" nimmt der Eapratänzer für sein« dargebotenen Scherze Geschenke, wie Aepfel, Nüsse und dergleichen, Lurch Lies« O«ffnung tn seinem Mantel ent gegen. Ast -er Mantel, der Len Körper der Eapra darstellt, au» Letnewand oder Tuch hergestellt, so schmückt ihn der Rumäne meisten» mit Bän- Lern und Schellen. La» Glückwunschauffagen vorbei ist, drängen alle Hausgenossen nach Ler HauStür, sich an Lem Tanz und an den Scherzen LeS Capra tänzer» zu erfreuen. AlSdann fordert der Vor- tragende die Burschen aus, da» Gespann auf- zuhalten. E» ist wiederum sinnbildlich ge- meint, «» bedeutet, Laß nun da» Glückwünschen zu Ende fei. Die Burschen werden vom Haus herrn tn» Hau» gebeten, Eapra tretbt seine Scherz«, klappert mit Len Kiefern, stößt mit den Hörnern, meckert und spricht mtt verstell, ter Stimme. B-tav mischt sich nun auch mit tn Eapra» Scherze und oft entstehen recht ko- mische Szenen. Den größten Spaß gibt «», wenn v-tav die Eapra umarmt und mit ihr tanzt oder ote kühnsten Sprünge unternimmt. An manchen Gegenden tritt einer der Bur- schen tn weiblicher Kleidung auf und zieht mit Eapra umher. Zum Schrecken mancher Tüchcer de» Hause», in denen die Burschenschaft Ein- kehr hält, schaut er tn allen Winkeln herum. Findet der Bursch« trg«ndwo Unordnung, so bringt er alle» tn Ordnung und beschämt da. mtt dt« Töchter de» Hanse». Den Burschen in MädchenkletLung nennt man „Malanca". Schließlich gibt e» «tn Tänzchen tm gastlichen Haus«, wenn Töchter da sind. An allen Orten ist e» üblich, daß der Haus- Herr die Burschenschaft, dt« man „Ft-elita," nennt, mit Getränk«» bewirtet und dt« Haus- genoss«» Geschenk« herbetbrtngen. Aeder Bursche erhält von d«r Frau de» Hause» einen tn Fett und Butter gebackenen Kuchen, der mit Käse oder Dörrobst gefüllt ist, al» Spende. Dte«e Kuchen bäckt man nur für die Stlvesterfeier. Sie werden mit „fcever-e" bezeichnet. So ziehen dt« Burschen von Hau» zu Haus bi» zur NeujahrSnacht, tu etnlg«n Gemeinden sogar bi» zu Lem AordanSfest, da» wenige Tag« nach Neujahr gefeiert wird. Während Glückwunsch der rumänischen Burschen am Silvesterabend -er Zeit vmp Vethnacht-aVen- blewe« bt« Burschen tn dcr Herberge zusammen, erst nach, dem der Aitngltng»fchmauS stattgefunde» hack, trennen st« sich wi«d«r. Der JüngltngSfchmau» findet am Tage «ach Neujahr oder am Aordanfest statt. (AüngltngA. schmaus -etßt zu rumänisch: epulum publicum; da» Jordan-fest — die» juvenalt».) Zu Ehre» Ler Jüngling« lad«t -er Herbergsvater -t« an gesehensten Bauern o-er in -er Stadt gute Be- kannte etn. Dte HerbergSmutter sorgt scho» Tage vorher für leckere Speisen. Am Nach- mittag finden sich die Gäste etn, sie sey«n sich mtt -cm Herbergsvater und dem B-tav ring» um Len Tisch, dte anderen Burschen bediene« sie. Dte Unkosten für den AünglingSschmau» trag«« dte Burschen gemeinsam. Ber Tisch dankt Ler B-tav dem Herbergsvater tn einer herzlichen Rede für dte genossene Gastfreund schaft. Hierauf antwortet Ler Herbergsvater und bringt -um Ausdruck, daß er sich sehr ge- ehrt gefühlt habe, Lie Burschen tn seinem Hauf« beherbergen -u können, auch bewillkommnet er die Gäste und trinkt ihnen herzlich zu. Rede» folgen in reichem Maße auch von Len Gästen und der Schmaus verläuft fröhlich. Haben die Gäste da» Hau» verlasse», so halten Lie Burschen mit dem HevbergSvater und Ler HerbergSmutter Abrechnung. St« be zahlen auch di« Musiker, sobald man welch« engagiert hat. Beim Verlassen der Herberg« bedanken sie sich nochmal» bei den Herberg»- cltern, heben den Bätav auf -ie Schulter» un- lassen ihn »hochleben" u»d ziehen wieder in ihr Elternhaus. Dem Herbergsvater Haden Lie Burschen LaS ganze Getreide gedroschen, ehe si« sein Hau- verließen. Di« Mädchen Le» Dorfes tun aber auch LaS ihr«. Für -i« schö- nen Stunden, Lie Lie HerbergSmutter den Bur schen bereitet hat und für ihre Fllrsorg« be- weisen sie sich dankbar und veranstalten Abend«, an denen sie Ler Hausfrau spinnen helfen. Dazu werden auch die Burschen etngelaLen und es gibt wiederum viel frohe Stunden. — Dre ses Glückwünschen tritt mtt den Jahren auch in veränderter Form auf, namentlich tn Le» Städten, tn denen ja Sitten und Bräuche immer mehr absterben. Aber auf dem Lande hält der Rumäne noch fest daran. Clara Wolf-Kantma»». Mselaufiösimg Die »rätselhafte" Kirch«. Aufgabe 1: Ball, «alb, Bild, Wild, «tnb; Zaun, Zahn, Zehn, Zehe, Wehe. — Aufgabe 2: ^ch bin der Herr! — Au^abe S: Ar, Rabe, Braten, Nabe, Naht, Geht, Gehe, Gabe. — Auf gabe 4: Prediger, Imperium, Reitbahn» vret»- gau. — Aufgabe ö: Waagerecht: 1. Wit tenberg, 7. Omar, S. R. M. G. (Reichsmieten- gesctz), 8. Bier, 10. die, 11. Si (Sarottt), 14. Lu, 18. et, 17. er, 18. Na, 19. Em (M), 20. Ur, 21. und 22. Riga, 23. kirchliche Trauung, 88. an, 34. Lcane, 85. Saale, 86. Ei, 38. USA., 40. Tse, 42. Ton, 43. Lei, 44. Mai, 46. Mob, 48. Reh, 51. und 82. Ingber, 53. Stuß, 55. Ungar, 87. Urfel, 58. Stier, 89. Gamma, 62. Reforma tionsfeier. — Senkrecht: 1. Worm», 2. Amme, 8. Tag, 4. Eid, 8. RetS, 6. Grei», 12. Nurmi, 18. genug, 14. leer, 16. Tara, 28. Kat» 24. tn, 25. Heu, 26. Lasso, 27. Ina, 28. Tat, 29. Nasse, 80. Ale, 81. ne, 32. Gin, 87. Iona», 39. JesuS, 41. Marta, 45. Register, 46. Magister, 47. Benguela, 48. rotbraun, 49. Hairumvf, I 50. Schiller, 54. S. S., 56. A-G., 60. Es (F), 61. R. A. (Rex tmperator), 63. wie 11. waage- i recht. Der «Leberfleck Bon Felix Renker. Bet Polizei-Inspektors herrschte am Vor mittag des SilvestertageS große Freude. Eben war ein Telegramm eingctroffen, daö dte An- kunft deS Neffen ckmtl für den Abend um 6 Uhr ankün^igte, -er nach einer 15jährigen Abwesen heit nunmehr aus Amerika zurückkehrte, um wieder einmal Silvester tn Deutschland und bei «einen lieben Anverwandten zu verleben. „Nein, dte Ueberraschung", jubelte die Frau Polizei-Jnspcktor Scharfblick einmal über das andere Mal, „daß der gute Junge un» diese Freude macht." Und Mariechen stimmte ihr innerlich beseligt zu. Sie war damal», als Emil tn da- Land Ler unbegrenzten Möglichkeiten hinauszog, gerade 15 Jahre alt gewesen und schwärmte heut« noch, nahe der dreißig, für den kecken Burschen von damals 22 Jahren, der so unbekümmert seines Schicksals Meister werden wollte und ihr beim Abschied rersprochen hatte, immer nur an sie zu denken. ,Lch kann mich eigentlich gar nicht mehr so recht an den Emil erinnern", meinte Scharfblick, indem er säbelklirrend auf und abging, „ich weiß nur noch, daß er an der linken Wange einen großen Leberfleck hatte." „Nein, an der rechten", korrigierte ihn Ma- riechen. „So?" „Ich weiß e» ganz genau!" „Na — wenn du eS weißt, bann ist eS ja gut", meinte Scharfblick befriedigt, um dann fortzu fahren: ,,eS ist nämlich immer gut, wenn man in solchen Fällen etn genaues Kennzeichen hat. Freilich — eS kann ja auch sein, er hat sich drü ben einen Vollbart wachsen lassen. klebrigen- hätte un» der Emtl längst schon mal ein Bild von sich schicken können, da brauchten wir un» jetzt nicht den Kopf über sein Aussehen zu -er- brechen. Aber nun loS — dalli — ballt —, baß die gute Stube für unseren amerikanischen Be such zurcchtgemacht wird, ich gehe bloß mal rüber nach der Wache." Damit verließ er da- Zimmer, während sich Mama Scharfblick und Mariechen stillvergnügt an -te Arbeit machten und dabei ZukunstSplän« schmiedeten. — ES war nachmittags gegen vier Uhr. Dte Dämmerung hüllte langsam dte Welt tn ihren wohligen Schleier und Ler PoltzetHnspektor hatte eben sein Nachmtttag»schläfchen -eenbet, La stürzte Mama Scharfblick mit dem Jubelruf in» Zimmer: ,^er Emtl tst gerade angekommen." ,LSo denn? Wo denn?" fuhr Scharfblick tn dt« Höhe. „Draußen steht er noch mtt Mariechen. Gott nein, da» Kind ist ja ganz überglücklich. Aber er tst auch etn zu lieber Mensch, er hat st« gleich umarmt un- geküßt un- gesagt: „Nun ich -ich wieder gesehen habe, nun gehe ich nicht wieder fort." „Alle Wetter!" Da» war alle», wa» der Po- ltzet-Jnfpektor tn seiner ersten Verblüffung sagen konnte. In diesem Augenblicke trat Mariechen mtt dem Ankömmling Arm tn Arm tn» Zimmer und rief jubelnd: „Siehst du Papa, ich hatte doch recht, er hat Len Leberfleck auf der linken Wang«." „Da habe ich ihn ja immer gehabt", lacht« „Emil". Scharfblick streckte ihm beide Hände entgegen, dte Emtl herzhaft ergriff und schüttelt«, während Scharfblick einmal über da» andere au»rief: „Willkommen in der Heimat! Willkommen tn der Heimat!" und dann fortfuhr, setn Gegenüber musternd: „Erkannt hätte ich dich nicht, wenn ich -ich auf ber Straße getroffen hätte! Mensch, hast du dich verändert." „Da» macht das amerikanische Tempo, lieber Onkel." „Na — «ine gewisse Aehnltchkett ist ja immer noch vorhanden, da» kann man wohl schon sagen. Aber nun nimm Platz und laß dir'» Wohlsein. Ihr aber", fuhr er -u den Frauen gewendet fort, „holt ein paar anständige Flaschen Wein aus dem Keller, damit dte Sache einen fröhlichen Anfang nimmt." So verrann die Zeit rasch. Der Onkel wollte aber auch gar zu viel wissen. Von den Türmen der Stadt schlug e» halb sechs, al» plötz^ch Emtl aufsprang und erklärte, nochmal» tn dte Stadt zu müssen, um einige kleine Einkäufe zu machen. „Weißt du Onkel", sagte er lächelnd, „so etn paar kletn« Ueberraschungen für dte Damen be» Hause» und — besonder» für Mariechen. — Alle Wetter, tst da» etn hübsch«» Mädchen geworden. Aber" — hielt er betroffen inne. ,^en denke ich daran, -et euch hier sind dte Banken sicher ge schlossen am Silvesterabend?" „Die sind geschlossen!" „Da» tst dumm. Ich habe nämlich einen gro- ßen Teil meine» vermögen» nach hier über- weisen lassen und nur da» Allernotwendtgste zu mir gesteckt, denn du weißt ja, Lisenbahndteb- stähl«, Ueberfälle — na, da» brauche ich dir nicht näher zu erklären." „Da» tst sehr vorsichtig", lobte der Onkel. „Aber ich bin dadurch tn Verlegenheit ge- kommen. Kannst du mir nicht bi» übermorgen früh mtt etn paar hundert Mark aubhelfen? — Wenn e» fünfhundert s«in könnten?" „Na — da -ast grade Glück gehabt, lieber Emtl. Ich habe heute früh schon mein Gehalt bekommen und etn paar Mark habe tch sonst immer extra tm Hause", damit ging er an seinen Schreibtisch «nd entnahm seiner Kassette eine Anzahl Scheine, dte er EmU reichte. „Aber sei nicht so verschwenderisch mtt den Ueberraschungen", drohte er dabei mtt -em Finger. ,Limmer amertkantsch, Vnkelchen, und auf Wiedersehen!" An der Tür wandte er sich noch einmal um: ,^-er nicht» verraten, denn du weißt, e» soll ein« Ueberraschung sein!" Dann ging er. Eben hoben dt« Glocken zum wuchtigen 8- Uhr-Gtunbenschlag au» und al» der letzte Ton verklungen war, schellte -esttg dte Korrtborglocke, -ann ertönte etn Doppelanffchret, bi« Tür wurde aufgerissen und Mama Scharfblick und Marie- chen stürzten mit dem Angstruf herein: „Drau- ßen steht ein Mann un- behauptet, er wäre unser Neffe Emil!" „Wo tst der Schwindler", schrie Scharfblick, al» dieser schon in der Tür erschien und lachend auSrief: „Da» ist mir ja «in schöner Empfang!" Scharfblick» starrt«« auf den neu«n Emtl, al» vb thn«n etn Geist erschienen sei, bt» Mariechen in Helles Schluchzen auSbrechend, mtt gebroche ner Stimme gluckste: „Papa — -aS ist wirklich der Emil und ich habe den and«ren — geküßt!" Und Scharfblick stotterte, den Säbel falle« lassend: „Er hat wirklich den Leberfleck auf -er linken Wange!" Mama Scharfblick war tn einen Stuhl gesun ken un- Emil sagte: ,LSaS soll denn LaS alle» bedeuten?" „Daß wir einem Schwindler tn Li« Händ« gefallen sind", ermannte sich der Poltzet-Jnspek- to«, „der sich für dich auSgegeben und mich um fünfhundert Mark angepumpt hat!" „Ein Mann, mir etwa» ähnlich mtt einem Leberfleck auf der rechten Wange?" lachte Emtl fragend. „Genau so", echoten alle drei. „Aber den müßt ihr doch kenn««, Neber On kel? Da» tst doch der Sohn vom Bäckermeister Horn tn Jxseld«, den tch in -er Bahn kennen lernte. Ich habe Ihm übrigen» auch mtt hundert Mark au» einer plötzlichen Verlegenheit gehol fen. Er will sie mir morgen wtedergeben", er zählte Emtl. „Er hat sich sicher nur einer» Scherz erlaubt." „Horn? Horn? väckermeister Horn?Da haben wir doch gar keinen hier", erklärt« Scharfblick fassungSlo». „Nicht?" erwidert« Emtl, nun doch etwa» ernster werdend, „dann hat mich der Kerl auch hineingelegt." „Ich lasse sofort meine Polizei au-schwär» men, tch muß den Kerl Ltngsest machen", jam merte der Inspektor. „Beruhte« dich Onkel und laß ihn lauste»«, sagte Emtl. ,^Wlr werden un» doch dte Wiede» sehenSsreude nicht verderben. Und übrigen» werde tch dir deinen Schaden ersehen, den« schließlich trage tch -ie Schuld, weil ich de» Halunken mein« ganze Familiengeschichte «» zählt habe." Und Scharfblick fiel seinem Neffen gerührt nm den HalS: „Du bist wirklich der richtig« Emtl!"
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