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irr. 292 Zweites Blatt Mittwoch, den 14. Dezember 1SS2 MKi M MM« Verwaltungsratssihung der Reichspost Der Verwaltungsrat der Reichspost beschäf tigte sich in seiner Dienstagsitzuna im wesent- lichcn mit laufenden Anaelegenheiten. Der Aeichspostminister konnte feststellen, daß vom September ab in den meisten Dienstzweigen eine über die Saisoneinsliisse hinausretchende lonjunktnrelle Verkehrsbelebung be merkbar sei. Der Berwaltnngsrat wurde über ten Stand des Arbcitsbeschasfungsprogramms imterrichtet. Da die Anleihefrage noch nicht gelöst ist, hat die Reichspost bekanntlich aus tem Gcsamtprogramm von 60 Millionen RM. einstweilen Zusatzaufträge in Höhe von 84 Mil lionen NM. herausgegeben. Von diesen ent fallen 17 Millionen auf den Unterbau, 10 Mil- lionen auf die Kabelindustrie, etwa 5 Millio nen auf Hochbauten und Geräte aller Art und etwa 2 Millionen auf die Fahrzeugfabriken. Der BerwaltungSrat genehmigte sodann eine Verlängerung -er Fristen für die erleichterte Wiedereinrichtung gekündigter Fernsprechan- schlüsse. Danach kann ein Teilnehmer, der sei nen Anschluß bis zum 81. Dezember 1983 in folge wirtschaftlicher Notlage kündigt, die Wie- -ereinrichtung des Anschlusses innerhalb eines Zeitraumes von 2 Jahren ohne erneute Ent richtung der Etnrtchtungs- und Apparatgebüh- ren beantragen. Der Reichspostminister kün- digte an, daß die Post für den Massenpaketver kehr zwischen groben Orten eine gegenüber dem Postpaket etwas verbilligte Kleingutsendung bis zum Höchstgewicht von 7 kg einführcn wolle, -ie die Bezeichnung „Postgut" erhalten soll. Der verbilligte Tarif wird sich etwa auf gleicher Höhe wie die allgemein im Sammelverkehr be stehenden Vergütungssähe halten. Eine Unter bietung anderer Vcrkehrsuuternehmungen tst nicht beabsichtigt. Der Tarif tst als Frei-HanS- Daris gedacht. Zustellgebühren werden nicht erhoben. Die neue VersendungSart soll zunächst versuchsweise «ingcführt werden, sobald -ie Vorbereitungen beendet sind. Zum 25. Todeslage der Königin Carola Am 15. Dezember sind 25 Jahre vergangen, seitdem eine der edelsten Frauen, die t« auf einem Königsthron gesessen, di« Augen nach einem Leben geschlossen, das von frühester Ju gend an nur getragen war von dem Geist« d«S vibelworteS: »Wohlzutun und mitzotetle« v«r- -esset nicht!" — Die im Sachsenlande noch heute unvergessene und in zahllose« LiebeS- werken fortlobende Königin Carola von Sach sen, die das Idealbild einer wahrhaften Lan- desmuttrr verkörperte und weit über das Grab hinaus getragen ward von der Lieb« ihr« bachsenvolkeS. In dem freundlichen Schlosse von Morawetz traf sie auch zum ersten Male mit ihrem spä teren Gemahl, dem damaligen Prinzen Albert von Sachsen, zusammen, der gemeinsam mit seinem Bruder Georg als Gast des TrzherzogS Slbrccht bei Brünn jagte und auf Schloß Mo- rawey vorsprach. Der Eindruck, den di« beiden jungen Menschen aufeinander gemacht, war so tief, daß Prinz Johann von Sachsen schon bald darnach um die Hand der Prinzessin anhielt. Am 5. Dezember 1852 fand die Verlobung und Mitte Juni 1853 die Hochzeit statt. Auch als sie 1902 die Augen des geliebt«« Hatten hatte zudrücken müssen und -ie Last der Jahre sie zu beugen begann, vermochte sie Gesegnetes Alter In seltener körperlicher und geistiger Frische stiert am 14. Dezember Frau Augnste vcrw. Michael geb. Michel ihren 81. Geburtstag. Seit 1929 wohnt sie bei ihrem Schwiegersohn Herrn Karl Geißler, Freital 1, Bnrgrvartstraße 110, vordem war ihr« Heimat Schlesier». di« beginnende Körperschwäche nicht von ihrem LiebeSwerk abzuhallen. Sie widmete sich auf- opfernd König Georg und bemühte sich auch um Friedrich Augusts Kinder, bis dann di« Körperschwäche so -unahm, daß sich die Greisin führen oder fahren lasten mußte. Als dann im Dezember 1907 «in Nierenbcckenkatarrh ein- trat, versagte ihre Widerstandskraft,- am 15. Dezember, friih kurz nach 544 Uhr, entschlief lung der Hauptgemetnschaft des Deutschen Einzelhandels eine Vereinbarung zustande ge kommen, Lie den ersten Schritt zum gemein- samen Kampf dieser Fachverbände gegen das in der von ihnen vertretenen Branche besonders ausgebrochene Zugabeunwesen bedeuten kann. Die Neichöfachverbän-e verpflichten sich, alle Kampsbeschlüsse, insbesondere aus Einführung von Abwehrkafsee und Abwehrmargarine, ein zustellen. Auf die Mitglieder soll stärkstens Juikerkah« auf der Elbe gesunken Bei Magdeburg wurde «in Elbkahn, der auf dem Wege nach Hamburg war, von einem Motorschiff gerammt und sank. Di« Besatzung wurde gerettet,- die aus 4000 Zentnern Zucker bestehende wertvolle Ladung ist vollkommen vernichtet. — Unser Bild zeigt das Wrack des sinkenden Lastkahns auf -er Elbe. sie sanft, von Tausenden beweint, von Tausen den vermißt und noch im Tode gesegnet von dem ganzen Sachsenvolk«. Mit allen Frauen- tug«nd«n ausgezeichnet, hatte daS Schicksal eine gobdene SSnigskroue auf ihr Haupt gesetzt, sic aber hall« sich durch «in Leben voll Liebe und Opsertum «in« unvergängliche Kron« aufs Haupt gesetzt, der«n Hcilig«nschei« niemals vergehen wird! gS. Zugabeunwesea soll gemeinsam bekämpft werde«. Zwischen dem ReichSverband Deut- scher Kaufleute deS Kolonialwaren-, Feinkost und LebenSmittel-EinzelhandelS, dem Verband der Edeka-Genostenschaften sowie dem ReichS verband Deutscher Spezialgeschäfte in Por- zellan, Glas, HauS- und Küchengeräten ist nach langwierigen Verhandlungen Lurch Bermitt- eingewirkt werden, die Verabfolgung branche- fremder Zugaben zu unterlasten. Oertliche Vereinbarungen zur Beseitigung deS Zugabe- kampfeS sollen baldmöglichst zustande gebracht werden. Die Vertragspartner verpflichten sich weiter, gemeinsam für ein vollständiges un wirksames Zugabeverbot einzutreten. gS. Tagung der sächsisch«« Textilindustrie. Der Verband von Arbeitgebern der sächsischen Textilindustrie veranstaltete in Plauen eine namentlich aus den Kreisen -er vogtländi'chen Industrie stark besuchte Tagung, die vom Ber- bandSvorsitzenden Justizrat Koppisch eröffnet nn- geleitet wurde. Snndikus Dr. Bellmann- Chemnitz hielt einen programmatischen Vor trag über das Thema: Kampf der Arbcits- und Mutlosigkeit. Die Wirtschaft, so führte er aus. wüste das Vertrauen zur Gesetzgebung und zur politischen Leitung des StaatcS gurückgewinnen. AuS rein wirtschaftlicher objektiver Erkenntnis Zer MMMW Ist SMn INI MmrUWr IM (Mitteilung des Statistischen LandesamteS.j Di« wirtschaftliche Bedeutung des Fremden. Verkehrs tritt in der Gegenwart immer mehr hervor, da durch ihn in den Jndustriegegenden -es Vogtland«, des Erzgebirges und der Südlausitz, Lie unter der wirtschaftlichen De pression besonders schlvcr zu leiden haben, neu« Erw«rbsmöglichk«iten geschaffen werden. In der Zeit vom 1. April bis 80. September 1932 wurde der Fremdenverkehr in 405 sächsi schen Gemeinden der statistischen Beobachtung unterzogen. Nach der im Statistischen Landes- amt vorgenommenen Bearbeitung betrug di« Zahl der Fremden in Len 405 Gemein den zusammen 747 892. Hiervon entfallen 843 715 (— 46 o. H.j auf die vier Großstädt« Dresden (185 993), Leipzig (183 008), Chemnitz (48175), Planen (81449) und 404177 t— 54 v. H.) auf die übrigen 401 Ge meinden. An der Spitze steht also wie in den vorausgehenden Sommerhalbjahren di« Stadt Dresden, während in den letzten Winterhalb jahren die Stadt Leipzig den ersten Rangplatz inne hatte. Nach den vier Großstädten weist in der Reihe der sächsischen Mittelstädte -ie Stadt Zwickau mit 12825 di« höchst« Zahl von Fremden airs. ES schließen sich an die Städte Zittau (9180). Bautzen (6985», Meißen (6962). Anuaberg (6672), Fr«ibcrg (5983) und Glauchau (5679). Unter den sächsischen Bade, nnd Erholungs orten metsen -ie höchsten Fremdenzahlen ans: Bad Schandau (28 765», Bad Elster (18 082) Rathen (12 976). Schmilka (10 556>. Onbin mit Hain (9146). Radinmbad Oberschlema (8068), JonSdarf (70^0). Stadt Wehlen MAO, König, stein (6342). Bad Weißer Hirsch l5758). Allen- bera (5ä56). OVerwiestn^r (9505), Krivven <8491), Bad Brambach (8270) und KipSdorf («64). Ueber di« AufenthaltSdaner der Fremden liegen von 394 Gemeinden Nach weisungen vor. Auf Grund dieser Unterlagen wurde festgestellt, daß im Sommcrhalbjahr 1932 von den 430 987 in diesen 894 vkmcinden gezählten Fremden: 818 201 (— 74 v. H.) Fremde «in oder zwei Nächte, 66 578 (— 15 v. H.) Fremde drei bis 14 Nächte und 46 205 (— 11 v. H.) Fremde mehr als 14 Nächte in der Gemeinde verblieben. Die durchschnittlich« AufenthaltSdau«r «Ines Fremden mar im all gemeinen in den Orten, in denen der Frem denverkehr -er Erholung dient, wesentlich größer als in den anderen Orten, in denen er für wirtschaftlich«, berufliche oder öffent liche Zwecke bestimmt tst. Unter den Bade- und Sommcrfrischenorten weisen Bad Oppels- Lorf und Nadiumbad Oberschlema die höchste mittler« Aufenthaltsdauer «ines Fremden auf. Eine rückläufige Bervegung weist der Frem denverkehr hauptsächlich in den Orten auf, in denen er vorwiegend geschäftlichen Zwecken dient. Der Rückgang tst in erster Linie- ans die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse* zm rückzuführen. Zu einem Teil hat wohl auch di« Tatsache, Laß Ostern in diesem Jahre noch in den März fiel und die Ostersremden in der Statistik b«s Winterhalbjahres gezählt ivur- -en, mit zu einer Verminderung der ZaHl -er Fremden im Berichtshalbiahr beigetragen. In den vier sächsischen Großstädten Dresden. Leip zig, Chemnitz und Plauen ist die Zahl der Fremden vom Sommerhalbiahr 1931 zu 1932 von 407 436 auf 313 715, also nm 63721 (— 16 v. H ). gefallen. Weiter beobachtet man einen beträchtlichen Rückgang in den sächsischen Mit- telstädten und ebenso auch in den Kleinstädten UM- habe Lie deutsche Wirtschaft und nicht zuletzt die sächsische Textilindustrie, das Programm -er Reichsregierung unterstützt, da sie endlich de« vorwärts treibenden Willen sah, der Be wegung in die erstarrte Wirtschaft hineinbrtn- gen wollte: da sie sah. daß tn diesem Programm Wirtschaftspolitik aus lange Sicht getrieben werden sollte. Der Redner zeigte an Hand von Zahlen, mit welchem Erfolge sich die sächsische Textilindustrie zur politischen Mit arbeit am Regierungsprogramm bekannt habe, ein Erfolg, der ohne Demagogie und Partei- polittk aus mehr als das Doppelte hätte erhöht werden können. Der Referent kam weiter auf -ie Arbcttsbeschaffungsprogrammc zu sprechen und erklärte, der Erfolg des Arbeitsdienstes, namentlich nach der ethi cben Sette hin. sei un verkennbar. Zum Liedlungsproblem sei zu betonen daß heute, wo die Städte unter den Fürsorgelasten zusammenbrächen mit allen Mitteln eine Nücksiedlung, sowohl räumlich wie auch beruflich, vorgenommen werden müsse. DaS tiesste Tal öer Wirtschaftskrise, so schloß Dr. Bellmann unter starkem Beisall, ist über wunden. Der Wiederanstteg kann und darf aber nur langsam vor sich gehen: nur mit er arbeitetem Kapital wird man -ie Wirtschaft wieder aufbauen können, und nicht mit geborg tem Geld. Anschließend sprach Prioatdozent Dr. Heinrich von der Universität Wien über das Ständewesen und di« Selbstverwaltung der Wirtfä^st. gS Die Name« -er Geschäftsinhaber. Im Dresdner Bezirk wird darüber g«klaigt, daß dr« äußeren Aufschriften, mit denen Ladengeschäft« die Namen thr«r Inhaber ersichtlich machen (8 15a der G«rvevbeordnung), öfters ganz feh len oder überholt sind, insofern, al- das Ge schäft inzwischen -en Inhaber gewechselt und auf einen anderen, ». B. einen Familie«- 80 Lebensjahre Mückgelegt hat der am 7. Dezember 1852 geborene Maurer und Scharwerksmaurer Er«st Zeibig, der wohl als in bezug auf Wohndauer beharr lichster Mieter in ganz Kleinzschachwitz anz«- sprechen ist: wohnt er doch seit 48 Jahren tn demselben Grundstück tn -er Meußlitzer Straße. In jüngeren Jahren hat er bei größeren un kleineren Bauten im Orte un- in -er Umgebung als Maurerpolier mitgewirkt, so -. B. bet« Bau deS Kurhauses, der Meußlitzer Schule usw. Mit seiner Gattin, die vor zwei Jahren starb, hat er durch 54 Jahre eine glückliche un- zufrie dene Ehe geführt, die mit zehn Kindern gesegnet war, von denen jedoch sieben, sämtlich männlich« Geschlecht-, verstorben. Die übrigen drei — Töchter — sind verheiratet bzw. verwitwet und haben die geliebten Eltern mit sieben Enkel« erfreut, zu denen sich später noch drei Urenkel gesellten. Ernst Zeibig ist seit 1S. November 1881 sin gendes Mitglied der „Vereinigten Männer- gesangvereine Zschachwitz*, als solche- La- älteste Mitglied überhaupt und ein treuer uu- eisriger Sänger, der fast nie eine UebungSstunde oder sonstige Veranstaltung deS Verein- ver säumt hat. Seine Treue wurde seitens de- Sächsischen Elbgau-Sängerbunde- anläßlich seiner 25jährigen Mitgliedschaft durch Ver leihung -er silbernen, anläßlich der 40jährigen Mitgliedschaft durch Ueberreichung der goldenen Bundesmedaille anerkannt. Der rüstige, gesunde und recht muntere Jubilar, der die Heimotzeitung seit 40 Jahren liest, ist wegen seiner Biederkeit und seines un- verwüstlichen Humors tn allen Kreisen sehr be liebt, kann ohne Arbeit nicht leben, fährt noch immer hoch zu Rad mit seinen Ofenkchrgeräten zu den Arbeitsstätten nnd will, wie er selbst sagt, „sei Maschine! mit Gottes Hilfe noch »etter kehren*. Möge ihm diele geistige und körper- lic'e Frische nnd Neg'a»- vch auf recht lange Hinans rrß^O 'n bleiben!